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Full text of "Schriftverwendung In Antiker Ritualpraxis, Band 1, Analyse"

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Kirsten Dzwiza 


Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


anhand der griechischen, demotischen und koptischen 
Praxisanleitungen des 1.-7. Jahrhunderts 


Band I: Textteil 


Erfurt ■ Heidelberg ■ 2013 


Original source: University Library Erfurt (Germany) urn:nbn:de:gbv:547-201300443 
See also: www.charakteres.com - Blog of the author 



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Kirsten Dzwiza 


Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 

anhand der griechischen, demotischen und koptischen 
Praxisanleitungen des 1.-7. Jahrhunderts 


Band I: Textteil 


Erfurt 1 Heidelberg ■ 2013 

* 


Überarbeitete Fassung der Dissertation, eingereicht im Mai 2013 an der 
Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt. Der vollständige Titel lautete: 

Schrifttragende Artefakte in den Praxisanleitungen zur Interaktion mit 
höheren Mächten aus den griechischen, demotischen und kop¬ 
tischen Sammelschriften des 1.-7. Jahrhunderts 

Untersuchung und Kontextualisierung von Materialität, Funk¬ 
tion, Handhabung und Beschriftungselementen 

Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Kai Brodersen (Antike Kultur, Erfurt) 
und Prof. Dr. Joachim F. Quack (Ägyptologie, Heidelberg). 



Meinen beiden Doktorvätern 
Kai Brodersen und Joachim Quack 
mit Herz und Kopf gewidmet 


* 


To see a world in a grain of sand, 
or heaven in a wild flower, 
hold infinity in the palm of your hand, 
and eternity in an hour. 


William Blake, Auguries of Innocence 



Inhaltsverzeichnis 


Inhaltsverzeichnis 


Vorwort 7 

Danksagung - eine Chronologie 9 

1. Materialbasis und Gegenstand der Arbeit 13 

1.1. Publikationslage 13 

1.2. Sammelschriften und Einzelanleitungen 15 

1.3. Anleitungen zur Herstellung und Handhabung schrifttragender Artefakte 16 

1.4. Fragestellungen 17 

2. Allgemeine Informationen 19 

2.1. Verwendete Abkürzungen 19 

2.2. Erläuterungen zu den Diagrammen 19 

3. Definitionen 20 

4. Von der Ausgangsbasis zur Grundlage: Sammelschriften 29 

4.1. Übersicht 29 

4.2. Datierung 29 

4.3. Umfang der überlieferten Anleitungen 30 

4.4. Materialität 31 

4.5. Beschriftungsweise und Format 31 

4.6. Sammelschriften und Einzelanleitungen mit schrifttragenden Artefakten aus Pra¬ 

xisanleitungen 32 

4.7. Zusammenfassung und Interpretation 33 

5. Von der Grundlage zum Gegenstand: Die Anleitungen 46 

5.1. Übersicht 46 

5.2. Die Anleitungen in den 37 Sammelschriften und Einzelanleitungen 46 

5.3. Anleitungen mit SAPs 46 

5.3.1. Schrifttragende Artefakte in Praxisanleitungen49 

5.4. Zusammenfassung 50 

6. Die Materialität der Schriftträger 53 

6.1. Übersicht 53 

6.2. Schriftträger 53 

6.2.1. Papyrus 53 

6.2.2. Zinn 55 

6.2.3. Leinen (s. auch Stofflappen) 56 

6.2.4. Stofflappen (s. auch Leinen) 57 

6.2.5. Lorbeerblätter 57 

6.2.6. Blei 57 

6.2.7. Gold 59 

6.2.8. Haut 59 

6.2.9. Silber 59 

6.2.10. Ei 60 


1 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


6.2.11. Boden 60 

6.2.12. Ostrakon 61 

6.2.13. Eisen 61 

6.2.14. Meermuschel 62 

6.2.15. Lorbeerwurzel 62 

6.2.16. Schilfblätter 62 

6.2.17. Magnetstein 62 

6.2.18. Finger 63 

6.2.19. Flachsblatt 63 

6.2.20. Fledermaus 63 

6.2.21. Wachs 63 

6.2.22. Natron 64 

6.3. Alternative Angaben 64 

6.4. Zusammenfassung 64 

7. Die Beschreibstoffe 67 
7.1. Übersicht 67 


7.2. Beschreibstoffe 

68 

7.2.1. Myrrhe 

68 

7.2.2. Blut 69 


7.2.3. Beifuß 

71 

7.2.4. Zinnober 

71 

7.2.5. Goldschmiederuß 

7.2.6. Zwangkraut 

71 

7.2.7. Gummi 

72 

7.2.8. Honig 

72 

7.2.9. Dattelpalme 

72 


7.2. 10. Andere Beschreibstoffe 72 

7.3. Rezepte für Beschreibstoffe 73 

7.4. Zusammenfassung 75 

8. Schreibwerkzeuge 78 


9. Beschriftung der Artefakte 80 

9.1. Übersicht 80 

9.2. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 83 

9.2.1. Übersicht Gruppe S 83 

9.2.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungselemente 

der Gruppe S 83 

9.2.2. Schriftträger der Gruppe S 89 

9.2.3. Funktionen 93 

9.2.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe S 
99 

9.2.5. Autark zu verwendende Artefakte mit S-Gruppen-Beschriftung 106 

9.2.6. Zusammenfassung der Gruppe S 107 

9.3. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 115 

9.3. i. Übersicht Gruppe Z 115 

9.3. H. Typologie der Zauberzeichen 115 

9.3.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungselemente 


2 



Inhaltsverzeichnis 


der Gruppe Z 118 

9.3.2. Schriftträger der Gruppe Z 120 

9.3.3. Funktionen der Gruppe Z 121 

9.3.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe Z 
122 

9.3.5. Autark zu verwendende Artefakte mit Z-Gruppen-Beschriftung 124 

9.3.6. Zusammenfassung der Gruppe Z 125 

9.4. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 128 

9.4.1. Übersicht Gruppe SZ 128 

9.4.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungselemente 

der Gruppe SZ 128 

9.4.2. Schriftträger der Gruppe SZ 133 

9.4.3. Funktionen 134 

9.4.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe SZ 
136 

9.4.5. Autark zu verwendende Artefakte mit SZ-Gruppen-Beschriftung 139 

9.4.6. Zusammenfassung der Gruppe SZ 140 

9.5. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 146 

9.5.1. Übersicht Gruppe SB 146 

9.5.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungselemente 

der Gruppe SB 146 

9.5.2. Schriftträger der Gruppe SB 150 

9.5.3. Funktionen 152 

9.5.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe SB 
154 

9.5.5. Autark zu verwendende Artefakte mit SB-Gruppen-Beschriftung 158 

9.5.6. Zusammenfassung der Gruppe SB 158 

9.6. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe ZB 162 

9.6.1. Gesamtdarstellung der Gruppe ZB 162 

9.6.2. Zusammenfassung der Gruppe ZB 163 

9.7. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 164 

9.7. i. Übersicht Gruppe SZB 164 

9.7.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungselemente 
der Gruppe SZB 164 

9.7.2. Schriftträger der Gruppe SZB 167 

9.7.3. Funktionen 169 

9.7.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe 
SZB 171 

9.7.5. Autark zu verwendende Artefakte mit SZB-Gruppen-Beschriftung 176 

9.7.6. Zusammenfassung der Gruppe SZB 176 

9.8. Nicht eindeutig zu rekonstruierende Beschriftungsangaben 180 

9.8.1. YA-Katalogdatensätze 180 

9.9. P-M-Z-N-Schema 185 

9.9.1. Übersicht 185 

9.9.1. Individuelle Verwendung eines Elements und Kombinationen 187 

9.9.2. Zusammenfassung 189 

9.10. Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 191 

9.10.1. PGM VII (3. Jh.) 191 

9.10.2. PGM IV (4. Jh.) 193 

9.10.3. P. Leiden 1384 = PGM XII, pdm xii (2.73. Jh. \ 4. Jh.) 196 


3 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.10.4. P. BM 10070 und Leiden 1383 (pdm xiv) (2J3. Jh. | 3. Jh.) 197 

9.10.5. PGM XXXVI (4. Jh.)199 

9.10.6. Zusammenfassung 200 

9.11. In den Anleitungen klassifizierte Kompositionsschemata 202 

9.11.1. Kreisförmige Beschriftungen 202 

9.11.2. Flügel und Klima 203 

9.11.3. Herzförmige Beschriftungen 205 

9.11.4. Einmalige Beschreibungen eines Kompositionsschematas 206 

9.12. Zusammenfassung 208 

9.12.1. Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der einzelnen 
Beschriftungsgruppen aus? 208 

9.12.1.1. Elementgruppen der S-Gruppe 208 

9.12.1.2. Elemente der Z-Gruppe 215 

9.12.1.3. Elemente der B-Gruppe 219 

9.12.2. Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwi¬ 
schen Beschriftungselement/en und Schriftträger hersteilen? 222 

9.12.3. Welche Funktionen werden genannt, und treten bestimmte Beschriftungsele¬ 
mente ausschließlich im Kontext bestimmter Funktionen auf? 231 

9.12.4. Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und wurden die 
Bezeichnungen elementgruppenspezifisch oder elementgruppenübergrei- 
fend verwendet? 240 

9.12.5. Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterscheidet 
sich ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 241 

10. Handhabung der Artefakte 244 

10.1. Übersicht 244 

10.2. Artefakte, die während einer Praxis verwendet werden (G, D, K) 244 

10.2.1. Artefakte, die während der Praxis am Körper getragen werden (G:22, K:1) 
245 

10.2.2. Artefakte, die während der Praxis zerstört werden (G:18, D:3) 247 

10.2.3. Artefakte, die im Inneren einer Statuette deponiert werden (G) 248 

10.2.4. Artefakte, die im Maul eines Tieres deponiert werden (D) 248 

10.2.5. Bodenbeschriftungen (G:3, D:1) 248 

10.2.6. Beschriftete Möbelstücke (G) 249 

10.2.7. Artefakte, die auf einen Gegenstand gelegt werden (G:3, D:2) 249 

10.2.8. Artefakte, die auf einen Menschen gelegt werden (G) 249 

10.2.9. Artefakte, die unter einen Gegenstand gelegt werden (G) 249 

10.2.10. Artefakte, die unter einen Menschen gelegt werden (G) 250 

10.2.11. Artefakte, die zum Versiegeln verwendet werden (G) 250 

10.2.12. Artefakte, deren Verödung einmalig überliefed ist 250 

10.3. Artefakte, die nach einer Praxis verwendet werden (G, D, K) 251 

10.3.1. Adefakte, die nach der Praxis am Körper getragen werden (G26, D:2, K:3) 
251 

10.3.2. Adefakte, die zerstöd werden (G:5, K:2) 254 

10.3.3. Adefakte, die dauerhaft an einem Od deponied werden (G, D, K) 255 

10.3.4. Bodenbeschriftung (G) 259 

10.3.5. Andere Verödung (G) 259 

10.4. Artefakte, die während und nach einer Praxis verwendet werden (G) 259 

10.5. Artefakte, bei denen der Zeitpunkt der Verwendung nicht eindeutig rekonstruiert 
werden kann (G, D, K) 260 

10.5.1. Adefakte, die am Körper getragen werden 260 


4 



Inhaltsverzeichnis 


10.5.2. Artefakte, die zerstört werden 261 

10.5.3. Artefakte, die vergraben werden 261 

10.5.4. Artefakte, die in den Mund eines Toten gelegt werden 262 

10.5.5. Andere Handhabungen 262 

10.6. Handhabung, Funktion und Material 262 

10.6.1. Funktion, Material und Handhabung: am Körper zu tragen 262 

10.6.2. Funktion, Material und Handhabung: zu Vergraben 266 

10.6.3. Funktion, Material und Handhabung: zu Zerstören /zu Verbrennen 268 

10.6.4. Funktion, Material und Handhabungen: zu Zerstören / zu Trinken, Abzu-Ie- 

cken oder Abzuwaschen 269 

10.6.5. Funktion, Material und Handhabung: in das Maul eines Tieres zu legen 

270 

10.6.6. Funktion, Material und Handhabung: in den Mund eines Toten zu legen 

271 

10.7. Zusammenfassung 271 

11. Funktionsbezeichnete Artefakte 275 

11.1. Übersicht 275 

11.2. Funktion, Material und Handhabung 275 

11.2.1. Schutz 275 

11.2.2. Heilung 276 

11.2.3. Offenbarung 277 

11.2.4. Liebe/Herbeiführung 277 

11.2.5. Gunst 278 

11.2.6. Schlaflosigkeit 278 

12. P-Artefakte285 

12.1. Übersicht 285 

12.2. Materialität der P-Artefakte286 

12.2.1. Schriftträger, die eindeutig als P-Artefakt oder als H-Artefakt identifiziert wer¬ 
den können 287 

12.3. Funktionen der P-Artefakte 288 

12.3.1. Funktionen, die eindeutig einem P-Artefakt oder H-Artefakt zugewiesen wer¬ 
den können 288 

12.4. P-Artefakte: Kontextualisierung Materialität und Funktion 290 

12.5. Beschriftungselemente der P-Artefakte 290 

12.5.1. Detailanalyse der Beschriftungselemente der P-Artefakte 291 

12.5.2. Adressierung und Vermittlung der Forderung 295 

12.6. Zusammenfassung 296 

13. Vorkommen und Funktion von Beschriftung in den Praxisanleitungen der Sammelschriften 299 

13.1. In welchem Umfang tritt Beschriftung als Element einer Praxis in den Sammel¬ 
schriften und Einzelanleitungen des 1.-7. Jh. auf? 299 

13.2. Die Funktionen von Schrift, Zeichen und Bild in den Sammelschriften des 1.-7. 
Jh. 300 

13.2.1. Konkrete Funktionen einer Beschriftung: Teil 1 300 

13.2.2. Konzeptuelle Funktionen einer Beschriftung 301 

13.2.3. Konkrete Funktionen einer Beschriftung: Teil 2 308 

13.3. Abschließende Gedanken 308 

13.4. Ausblick: Zur These von Detlef B. Linke 309 


5 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


14. Zusammenfassung der Ergebnisse 313 


14.1. Ergebnisse: 

14.2. Ergebnisse: 

14.3. Ergebnisse: 

14.4. Ergebnisse: 

14.5. Ergebnisse: 

14.6. Ergebnisse: 

14.7. Ergebnisse: 


Sammelschriften und Anleitungen 313 

Materialität, Beschreibstoffund Schreibwerkzeug 314 

Beschriftung 316 

Handhabung 319 

Funktionen 320 

P-Artefakte 322 

Vorkommen u. Funktion von Beschriftung in den Praxisanleitungen 


323 


15. Ausgewählte Schlussfolgerungen und weiterführende Fragestellungen 326 


16. Literaturverzeichnis 331 


6 



Vorwort 


Vorwort 

Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung 
meiner Dissertation, die ich im Mai 2013 an der Philosophischen Fakultät der Universität 
Erfurt eingereicht habe. Der vollständige Titel lautete: Schrifttragende Artefakte in den 
Praxisanleitungen zur Interaktion mit höheren Mächten aus den griechischen, demoti¬ 
schen und koptischen Sammelschriften des 1.-7. Jahrhunderts - Untersuchung und 
Kontextualisierung von Materialität, Funktion, Handhabung und Beschriftungselemen¬ 
ten. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Kai Brodersen und Prof. Dr. Joachim F. Quack. 

Im Zentrum der Arbeit steht die Untersuchung des Vorkommens und der Verwendung 
von Schrift in antiker Ritualpraxis, deren Verlauf in Praxisanleitungen überliefert ist. 

Während für die materielle Überlieferung schrifttragender Artefakte aus rituellen Kon¬ 
texten, die für den Bearbeitungszeitraum zwischen dem 1. und 7. Jh. mehrere tausend 
Objekte umfasst, eine große Anzahl an Publikationen vorliegt, wurde eine andere Quel¬ 
lengattung, die die gleichen Artefakte betrifft, bisher in nur sehr geringem Maße zu deren 
Erforschung berücksichtigt: Es handelt sich hierbei um die Überlieferung der Herstel- 
lungs- und Handhabungsanleitungen dieser Artefakte. Im Gegensatz zu der materiellen 
Hinterlassenschaft beschrifteter Artefakte, deren Fundkontexte in der großen Mehrheit 
der Fälle unbekannt sind und für die eine Rekonstruktion des Handlungsrahmens, in¬ 
nerhalb dessen sie entstanden sind und zum Einsatz kamen, nicht mehr möglich ist, 
geben die Anleitungen einen umfassenden Einblick sowohl in eben jene schillernden 
Handlungen, die die Herstellung und Handhabung der Artefakte betreffen, als auch in die 
verloren gegangenen Fundkontexte. 

Als Quelle für unser Verständnis schrifttragender Artefakte in rituellen Kontexten sind 
diese Anleitungen, die überwiegend in antik kompilierten „Sammelschriften“ überliefert 
sind, unentbehrlich. In Anbetracht des deutlich gestiegenen Interesses, das in den Alter¬ 
tumswissenschaften insbesondere den materialen Textkulturen einerseits und der spä¬ 
tantiken Ritualforschung andererseits in dem letzten Jahrzehnt entgegengebracht wur¬ 
de, ist es umso überraschender, dass bis heute weder ein Corpus zusammengestellt, 
noch eine umfassende Untersuchung vorgenommen wurde. Diese Lücke soll mit der 
vorliegenden Arbeit geschlossen werden. 

Wie es bei jeder Grundlagenarbeit der Fall ist, zeigten sich auch hier in ihrem Verlauf 
wesentlich mehr Fragen auf, als innerhalb eines Werkes bearbeitet werden können, und 
bei denjenigen Fragen, die bearbeitet wurden, wurde wiederholt deutlich, dass weitere 
sekundäre Quellen herangezogen werden müssen, um der Komplexität der enthaltenen 
antiken Vorstellungen, der dargestellten Konzepte und der Zusammenhänge von Infor¬ 
mationen gerecht zu werden. Das ist das Schöne an einer solchen Arbeit: Sie macht 
nicht nur einen zusammenhängenden Quellenbereich auf praktische Weise zugänglich, 
sondern zeigt zugleich eine ganze Reihe an Möglichkeiten für weitere und vertiefende, 


7 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


und sicherlich in dem ein oder anderen Fall auch revidierende Studien auf. 

Es ist zwar bedauerlich, dass nicht alle Fragen sozusagen „am Stück“ behandelt werden 
können, dafür bietet sich jedoch die Möglichkeit, Schwerpunkte frei zu wählen. Für die 
vorliegende Arbeit wurden die folgenden ausgewählt: 

• die Neulesung sämtlicher Praxisanleitungen, die die Verwendung eines schrifttra¬ 
genden Artefakts involvieren, 

• die Vergesellschaftung der einzelnen Beschriftungselemente Schrift, Zeichen 
und Bild untereinander, 

• die Kontextualisierung der Beschriftungselemente mit der Materialität des Schrift¬ 
trägers, 

• die Kontextualisierung der Beschriftungselemente mit der Funktion des Artefakts, 

• die Kontexte der Handhabungen eines Artefakts, 

• die möglichen Funktionen und zugrunde liegenden antiken Konzepte von Schrift. 

Insbesondere die Funktionen von Schrift und die ihr in der Antike zugrunde gelegten Kon¬ 
zepte haben durch diese Arbeit mein Interesse geweckt. Aufgrund des bereits rund 1000 
Seiten umfassenden Katalogs mit zahlreichen Neulesungen und Diskussionen zu aktu¬ 
ellen Interpretationen war es jedoch geboten, den Textteil kürzer zu fassen. So werden 
hier die möglichen Funktionen von Schrift, die ihr zugrunde liegenden Konzepte sowie 
weiterführende Denkansätze zur Erforschung antiker Schriftpraxis zusammengefasst 
und diskutiert, jedoch in kürzerer Form. In der überarbeiteten Fassung der Dissertation 
hätte die Möglichkeit bestanden, die entsprechenden Kapitel auszubauen, davon habe 
ich aus einem einfachen Grund abgesehen: Forschung ist ein Prozess, und dieser Pro¬ 
zess sollte von möglichst vielen Köpfen betrieben werden. Da das Werk an sich rund ist, 
hielt ich es für sinnvoller, es zeitnah zu veröffentlichen und die gewonnenen Erkenntnis¬ 
se einer größeren Diskussionsrunde zur Verfügung zu stellen, anstatt ein weiteres Jahr 
mit Ergänzungen zu verbringen. Die betroffenen Gebiete der antiken Schriftforschung, 
der kognitiven Archäologie und der Gehirnforschung, deren Zusammenführung in Bezug 
auf eine theorie- und methodenübergreifende Bearbeitung gemeinsamer Fragestellun¬ 
gen noch ganz am Anfang steht, bedürfen in den Altertumswissenschaften - und dabei 
insbesondere in Deutschland - ohnehin einer grundlegenden Erörterung und Diskussion, 
da sie hier, im Gegensatz z.B. zu den USA und Großbritannien, noch keinen Einzug in 
die breitere Forschungslandschaft gefunden haben. 

Der Wunsch, die Ergebnisse zeitnah, einfach zugänglich und kostenlos zur Verfügung 
zu stellen, liegt der Entscheidung zugrunde, die Arbeit digital zu veröffentlichen. 


Kirsten Dzwiza, Heidelberg im Dezember 2013 


8 



Danksagung 


Danksagung - eine Chronologie 

Manche Ereignisse lassen sich über Jahre hinweg zurückverfolgen bis zu einer einzel¬ 
nen konkreten Entscheidung, obwohl in dem Moment der Entscheidung an das entspre¬ 
chende Ereignis gar nicht gedacht worden war. Ein solch seltener Fall der sozusagen 
punktgenauen Rekonstruktion von Ursache und Wirkung liegt hier vor, und diesen be¬ 
merkenswerten Umstand möchte ich dazu nutzen, allen Beteiligten, die letztendlich dazu 
beigetragen haben, dass ich aus der Wirtschaft zurück in die Forschung gegangen bin, 
an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Und da es sich so schön 
anbietet, wird es eine chronologisch strukturierte Danksagung. Passt ja auch gut in die 
Altertumswissenschaften. 

Am Anfang der Ereignisse steht Hans Dieter Betz, den ich persönlich bisher nicht ken¬ 
nen gelernt habe, dem aber aus chronologischer Perspektive der erste Dank gebührt: 

2008 entschied ich mich, die antiken Zauberzeichen zu erforschen und dazu zunächst 
einmal ein Corpus der Quellen zusammenzutragen. Ich arbeitete damals in einem Ver¬ 
lag in ländlicher Gegend und forschte freiberuflich nach Feierabend, die nächste Fach¬ 
bibliothek war rund 50 km entfernt. Einen ersten Überblick wollte ich mir anhand von 
Preisendanz' Publikationen der Papyri Graecae Magicae verschaffen, doch die beiden 
gedruckten Bände PGM I und PGM II waren selbst in der überarbeiteten Version aus 
den 70er Jahren vergriffen, eine digitale Version von der ersten Edition war zu diesem 
Zeitpunkt nicht verfügbar, auch fand sich kein Antiquariat, dass die Werke anbot. Doch 
das Internet offenbarte, dass es eine lieferbare englische Übersetzung der PGM gab, 
sogar mit neuen Quellen ergänzt, zudem als Paperback und damit bezahlbar. Ein Pre¬ 
view zeigte, dass auch hier - wie bei Preisendanz - die Zauberzeichen mit umgezeichnet 
worden waren. Dabei handelte es sich um das Buch The Greek Magical Papyri in Trans¬ 
lation - Including the Demotic Spells, herausgegeben von Hans Dieter Betz, und mit der 
Bestellung des Buches am 11. August nahm alles seinen Anfang. 

2009 war es soweit, dass ich mein Zauberzeichen-Projekt auf einer Konferenz vorstel¬ 
len und sehen wollte, ob ich auf dem richtigen Weg war. Am 6. November berichtete 
ich in Rom im Rahmen der Konferenz Contesti magici - Contextos magicos über meine 
Arbeit. Auf dieser Konferenz lernte ich Jaime Curbera kennen, der zurück in Deutsch¬ 
land Richard Gordon von meinem Projekt berichtete (dieser hatte seine Teilnahme an 
der Konferenz absagen müssen) und den Kontakt zu ihm herstellte. Wir trafen uns und 
verbrachten einen herrlichen Nachmittag in angeregtem Gespräch über Zauberzeichen. 

Am 10. Dezember 2009 erhielt ich überraschend eine Email von Joachim Quack, ob ich 
mir vorstellen könnte, das Zauberzeichenprojekt im Rahmen eines geplanten Sonderfor¬ 
schungsbereichs durchzuführen. Erfahren hatte er von mir durch Richard Gordon. 

Der Sonderforschungsbereich wurde zum 1. Juli 2011 bewilligt. Bereits nach kurzer Zeit 
stellte sich jedoch heraus, dass die Arbeit an den Zauberzeichen den Rahmen einer Dis- 


9 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


sertation schnell sprengen würde. Joachim Quack riet mir zudem, mich in Anbetracht mei¬ 
ner Interessensschwerpunkte eher breiter aufzustellen und nicht im Fach Ägyptologie zu 
promovieren. Die Gespräche mit Vertretern der Ur- und Frühgeschichte (mein Magister- 
Flauptfach) und der Religionswissenschaft (ein Interessensschwerpunkt) in Fleidelberg 
sollten keine Früchte tragen, da ich mich weder auf eine theorielastige Arbeit, noch auf 
fachspezifische Fragestellungen einschränken lassen wollte. So kam es, dass ich wie¬ 
der einmal das Internet heranzog. Unter den ersten Suchergebnissen einer Kombination 
aus „Antike“, „Kulturen“ und „interdisziplinär“ fand sich ein Name, den ich bereits kannte: 
Kai Brodersen. Wir hatten uns einmal in Mannheim getroffen um über Fluchtafeln zu 
sprechen. Ich schrieb eine Mail und war sehr aufgeregt. 

Bereits am nächsten Tag hatte ich eine Antwort in meiner Mailbox. Wir trafen uns, ich 
wurde mit einer Vielzahl nützlicher Informationen versorgt, fühlte mich sofort gut auf¬ 
gehoben und auf der Rückfahrt war ich von einem fantastischen Gefühl beseelt: Meine 
Welt war plötzlich voller Fenster, und überall waren Türen mit spannenden Wegen da¬ 
hinter. Gehbare Wege. 

Und so kam es, dass Kai Brodersen mein Doktorvater wurde und Joachim Quack mein 
Zweitgutachter. Ein echtes Dream-Team, wie sich heraussteilen sollte. Beide gaben mir 
die Möglichkeit genau das zu tun, was meinen Kopf - und damit mich - glücklich macht: 
Die Welt nach seinen eigenen Regeln entdecken zu können. Ich bekam von Anfang an 
die Möglichkeit, so interdisziplinär zu arbeiten, wie es mir sinnvoll erschien, und jeden 
nur erdenklichen Freiraum, den ich mir wünschen konnte. Obendrauf wurde mir das 
Gefühl gegeben, dass ich auf etwas Spannendes gestoßen war und meine Arbeit schon 
gut machen werde. Und keiner hielt mich davon ab, als ich zum Schluß Theorien und 
Methoden der kognitiven Archäologie erst in Betracht zog und dann gegen eine bis dato 
gänzlich unbeachtete Theorie aus der Gehirnforschung eintauschte. Kurz gesagt: Ich 
konnte mich vollkommen auf die eigentliche Arbeit konzentrieren, ungestört den Gedan¬ 
ken in meinem Kopf lauschen und den Weg gehen, der sich vor mit auftat. Währenddes¬ 
sen stellte sich auch heraus, womit ich mich in den nächsten Jahren beschäftigen werde: 
mit der Suche nach Verknüpfungsmöglichkeiten der Erkenntnisse aus den Geschichts¬ 
wissenschaften einerseits und theoretischen und methodischen Ansätzen der kognitiven 
Archäologie und aktuellen Fragestellungen der Gehirnforschung sowie der künstlichen 
Intelligenz andererseits. Ist das überhaupt möglich? Ich denke: ja. Und ich denke, dass 
es eine gute Sache ist, die Ergebnisse unserer Forschung in deutlich höherem Maße 
mit aktuellen Fragestellungen und Problemen zu verbinden und in neue Forschungsbe¬ 
reiche einzubringen. 

Jetzt bin ich also Althistorikerin geworden, fasziniert von Schriftverwendung und mit 
einem Hang zu Brain-Computer-Interfaces. Dies alles wäre ohne die Offenheit, das Ver¬ 
trauen, die Hilfsbereitschaft und jederzeitige Ansprechbarkeit meiner beiden Doktorväter 
nicht möglich gewesen, und dafür möchte ich ihnen ganz besonders danken. 


10 



Danksagung 


Manche Ereignisse lassen sich also über Jahre hinweg zurückverfolgen zu einer einzel¬ 
nen konkreten Entscheidung. Von dieser Entscheidung ausgehend reihen sich weitere 
Entscheidungen und Ereignisse wie die leuchtenden Perlen einer Kette aneinander. Und 
jetzt, in diesem Augenblick, ist die letzte Perle aufgefädelt und das Schmuckstück sozu¬ 
sagen fertig. Das erste einer Kollektion, hoffe ich. 


Herzlichen Dank an alle, die zu diesem spannenden Weg beigetragen haben! 


Kirsten Dzwiza, Heidelberg im Dezember 2013 


11 




1 - Gegenstand der Arbeit 


1. Materialbasis und Gegenstand der Arbeit 

Die Materialbasis dieser Arbeit besteht aus den griechischen, demotischen und kop¬ 
tischen Sammelschriften sowie Einzelanleitungen aus Ägypten, die zwischen das 1. Jh. 
v. Chr. und 7. Jh. n. Chr. datiert werden und deren Inhalte Handlungsanweisungen zur 
Interaktion mit höheren Mächten umfassen. Die Grundlage der Arbeit bilden jene Hand¬ 
lungsanweisungen, die schrifttragende Artefakte involvieren. Den Gegenstand der Ar¬ 
beit bilden die schrifttragenden Artefakte, deren Herstellung und Handhabung in diesen 
Sammelschriften und Einzelanleitungen beschrieben wird. Besonderes Augenmerk wird 
dabei auf die Beschriftung gelegt. 

Der Bearbeitungszeitraum beginnt in etwa mit der Eingliederung Ägyptens in das Rö¬ 
mische Reich im 1. Jh. v. Chr. und endet mit der Eroberung Ägyptens durch die Araber 
im 7. Jh. n. Chr. Dieser Rahmen umfasst sämtliche überlieferten griechischen Sammel¬ 
schriften und Einzelanleitungen. Demotische Schriften dieser Art sind bereits vor dem 
Bearbeitungszeitraum belegt, koptische bis in das 11./12. Jh. 1 


1.1. Publikationslage 

Die Sammelschriften und Einzelanleitungen wurden zunächst anhand der bekannten 
Corpora für die Untersuchungen zusammengestellt. Für die griechischen Texte sind das: 
Karl Preisendanz' Papyri Graecae Magicae I und II in der durch Albert Henrichs überar¬ 
beiteten Auflage aus den Jahren 1973 und 1974 2 , des Weiteren Hans Dieter Betz' 1986 
herausgegebene Greek Magical Papyri in Translation, including the Demotic Spelts 3 , 
hier sind zusätzlich zu den 103 von Preisendanz bearbeiteten 4 und unter der Abkürzung 
PGM bekannten Papyri und Pergamente 50 weitere publizierte Schriften in die englische 
Sprache übersetzt worden, darunter auch die demotischen Texte. Die jüngste Zusam¬ 
menstellung griechischer Sammelschriften findet sich in dem von Robert Daniel und 
Franco Maltomini 1992 publizierten Supplementum Magicum II 5 . Abgeglichen wurde die 
so zusammengestellte Liste mit der umfassenden Darstellung William Brashears The 
Greek Magical Papyri: an Introduction and Survey 6 . 

Für die vier bekannteren demotischen Sammelschriften, die allesamt griechische Teile 
beinhalten 7 , gibt es bisher keine Corpus-Publikation, ihre Bearbeitung liegt in Einzelab- 


1 Die späteste mir derzeit bekannte Sammelschrift ist K 8303, Wien, Österreichische Nationalbibliothek; s. Stegemann 
(1934), 28, 79-82, Nr. LI. 

2 S. Preisendanz (1973) 2 und (1974) 2 . 

3 S. Betz (1986), die hier verwendete Publikation ist die Paperbackedition aus dem Jahr 1996. 

4 Die Nummerierung läuft von I bis LXXXI, einzelne Besprechungen enthalten mehrere Objekte, so dass insgesamt 103 
Schriftträger besprochen wurden. S. auch Brashear (1995), 3495. 

5 Daniel, Maltomini (1991) und (1992). 

6 Brashear (1995), 3494. 

7 Auch P Louvre E 3229 (PDM Suppl.) enthält mindestens neun Zeilen griechischen Text, zu denen Johnson (1977), 
57, schreibt: „A Greek text which was written in the bottom third of the right hand section of the column on the verso, 
running over into the blank space in front of the Demotic column, has been erased and no attempt is made here to 
read it.“ Brashear untersuchte die Passage am Original und publizierte sie 1991. Dazu schrieb er: „This text was writ¬ 
ten by the same person responsible for penning in the Greek glosses in the Demoic texts on the recto and verso. (...) 
Apparently the central section is a charitesion (...).“ (Brashear (1991), 72). 


13 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


handlungen vor 8 . The Demotic Magical Papyrus of London and Leiden ist die früheste 
davon und erfolgte 1904 durch Francis LL. Griffith und Herbert Thompson, 1932 gefolgt 
von Harold I. Bells, Arthur D. Nocks und Herbert Thompsons Werk Magical Texts from 
a Bilingual Papyrus in the British Museum, und bisher abgeschlossen mit den beiden 
Publikationen von Janet Johnson 1975 The Demotic Magical Spells of Leiden 1384 und 
Louvre E 3229: A Demotic Magical Text im Jahr 1977. 1986 wurden die gesamten bis 
dato publizierten Texte von Johnson in Betz (s.o.) erstmalig in Zusammenhang mit den 
enthaltenen griechischen Texten in englischer Übersetzung vorgestellt. Jacco Dieleman 
widmete seine Dissertation 2005 der Untersuchung zweier dieser Schriften, allerdings 
konzentrierte er sich auf eine inhaltliche, und nicht auf eine philologische Bearbeitung 9 . 
Joachim F. Quack publizierte 2008 und 2011 verschiedene überarbeitete Übersetzungen 
ausgewählter Anleitungen 10 . Eine Neuedierung der vier demotischen Sammelschriften 
wäre überaus wünschenswert, wie sich bei der Bearbeitung der für die vorliegende Ar¬ 
beit relevanten Passagen gezeigt hat. Eine bislang weitgehend unbekannte spätägyp¬ 
tische Sammelschrift ist P. BM 10808. Dabei handelt es sich um einen mittelägyptischen, 
„(...) mit griechischen Buchstaben und zusätzlich demotischen Zeichen und Zeichen¬ 
gruppen geschriebenen Text (...)“, der zuletzt von Jürgen Osing 1976 * 11 und von Val H. 
Sederholm 2006 12 umfangreicher bearbeitet wurde und zu dem Dieleman 13 und Quack 14 
jüngere Kommentare verfasst haben. 

Bei den koptischen Sammelschriften ist die Publikationslage wesentlich schlechter. Die 
umfangreichste philologische Bearbeitung im Rahmen einer Corpus-Publikation wurde 
von Angelicus Kropp 1930 und 1931 in seinen Ausgewählte Koptische Zaubertexte I- 
III publiziert. Die Bände enthalten 66 Texte, die in 76 Einzelbesprechungen diskutiert 
werden, sie basieren auf zahlreichen Einzelpublikationen insbesondere durch Walter 
E. Crum und William H. Worrell. Unmittelbar darauf folgend veröffentlichten Friedrich 
Bilabel und Adolf Grohmann 1934 in Griechische, koptische und arabische Texte zur 
Religion und religiösen Literatur in Ägyptens Spätzeit die Heidelberger Sammlung, und 
Viktor Stegemann machte im gleichen Jahr Die koptischen Zaubertexte der Sammlung 


8 Im Rahmen eines Leibniz-Projektes von J. F. Quack an der Universität Heidelberg ist die vollständige Neuedierung 
der publizierten wie auch der unpublizierten demotischen Sammelschriften bis 2018 geplant. Die Autorin arbeitet 
innerhalb dieses Projektes an der Neuedierung des großen London-Leidener demotischen Papyrus (P. BM 10070 + 
P. Leiden I 383). 

9 Priests, Tongues, and Rites. The London-Leiden Magical Manuscripts and Translation in Egyptian Ritual (100-300 
CE). Religions in the Graeco-Roman World, 153, Leiden 2005. 

10 Demotische magische und divinatorische Texte, in: B. Janowski, G. Wilhelm (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten 
Testaments, Neue Folge Band 4. Omina, Orakel, Rituale und Beschwörungen, Gütersloh 2008, 331-385; Remarks on 
Egyptian Rituals of Dream-Sending, in: P. Kousoulis (Hrsg.), Ancient Egyptian Demonology. Studies on the Bounda- 
ries between the Divine and the Demonic in Egyptian Magic, OLA 175, Leuven, Paris, Dudley 2011, 129-150. 

11 Jürgen Osing, Der spätägyptische Papyrus BM 10808, Ägyptologische Abhandlungen 33 (1976). In einem Gespräch 
teilte mir J. F. Quack mit, dass er den Text teilweise erheblich abweichend von Osing lesen und interpretieren würde. 
Eine Publikation wäre überaus wünschenswert, insbesondere, da die Sammelschrift nicht in Betz (1996) mit aufge¬ 
nommen wurde. Erstpublikation durch Walter E. Crum, An Egyptian Text in Greek Characters, in: Journal of Egyptian 
Archaeology 28 (1942), 20-31, Tafeln ll-lll. 

12 Val Hinckley Sederholm, Papyrus British Museum 10808 and Its Cultural and Religious Setting, Leiden, Boston 2006. 

13 Jacco Dieleman, Ein spätägyptisches magisches Handbuch. Eine neue PDM oder PGM? in: F. Hoffmann, F. J. This- 
sen (Hrsg.), Res severa verum gaudium, Festschrift für Karl-Theodor Zauzich zum 65. Geburtstag am 8. Juni 2004, 
2005. 

14 J. F. Quack, Inhomogenität von ägyptischer Sprache und Schrift in Texten aus dem späten Ägypten, in: Katja Lembke, 
Martina Minas-Nerpel, Stefan Pfeiffer (Hrsg.), Tradition and Transformation: Egypt under Roman Rule. Proceedings 
of the International Conference, Hildesheim, Roemer- and Pelizaeus-Museum, 3-6 July 2008, 2010, 313-341. Siehe 
insbes. S. 336, Anm. 7. Siehe auch V. H. Sederholm, Angabe oben in Anm. 12. 


14 




1 - Gegenstand der Arbeit 


Papyrus Erzherzog Rainer in Wien zugänglich. 

William Worell erschloss 1942 die Coptic texts in the University of Michigan Collection, 
Walter Till 1960 Die koptischen Ostraka der Papyrussammlung der Österreichischen 
Nationalbibliothek. Die jüngste umfangreiche Edierung geht auf Walter Beltz zurück, 
der 1983 Die koptischen Zauberpapyri der Papyrus-Sammlung der Staatlichen Museen 
zu Berlin, 1984 Die koptischen Zauberpergamente der Papyrus-Sammlung der Staat¬ 
lichen Museen zu Berlin und 1985 Die koptischen Zauberpapiere und Zauberostraka 
der Papyrus-Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin veröffentlichte. Die jüngste 
umfangreiche Sammelschrift steht kurz vor der Veröffentlichung 15 . 

Wie schon Betz die Publikationen der griechischen Texte in englischer Sprache heraus¬ 
gab, so haben Marvin Meyer und Richard Smith 1994 in Ancient Christian Magic - Coptic 
Texts of Ritual Power eine Auswahl der bis dato publizierten koptischen Texte in eng¬ 
lischer Übersetzung zusammengestellt, ergänzt durch einige unpublizierte Papyri in der 
Yale Sammlung durch Stephen Emmel. Das Werk enthält 131 koptische und 34 grie¬ 
chische Texte. 

Im Anschluss an die Zusammenstellung der Quellen anhand der aufgeführten Publikati¬ 
onen wurden aktuelle Einzelpublikationen ergänzend hinzugezogen. Den griechischen 
Zeugnissen konnte P. Duke 729 hinzugefügt werden 16 , den koptischen P. Mil. Vogl. Copt. 
16 17 und P. Mich. 593 a 18 . Neue demotische Sammelschriften wurden nicht veröffentlicht. 


1.2. Sammelschriften und Einzelanleitungen 


Insgesamt konnten 109 publizierte griechische, demotische und koptische Sammel¬ 
schriften und Einzelanleitungen zusammengetragen werden. Fünf davon wurden nicht 
aufgenommen, da sie keine Handlungsanweisungen zur Interaktion mit höheren Mäch¬ 
ten enthielten, sondern ausschließlich Anweisungen, die die Verwendungen verschie¬ 
dener Zutaten beschreiben 19 , oder Homerorakel 20 . 13 potentiell relevante Schriften wur¬ 
den ebenfalls nicht aufgenommen, da sie nur stark fragmentarisch und schwer lesbar 
überliefert sind. Eine Identifizierung als Teil einer Sammelschrift oder Einzelanleitung 
mit den o.g. Inhalten ist nicht sicher möglich 21 . Ein koptischer Papyruscodex, der als 


15 Malcolm Choat, lain Gardner, P. Macquarie 1. A Coptic Handbook of Ritual Power. Angegebenes Publikationsjahr war 
2011, bisher ist das Buch jedoch nicht erschienen. 

16 David Jordan, P.Duk.inv. 729, Magical Formulae, in: Greek, Roman, and Byzantine Studies 46 (2006), 159-173. 

17 Pernigotti (1979), 19-53 und Pernigotti (1993), 93-125. Der Text wurde nicht in Meyer, Smith (1994) aufgenommen. 

18 Worrell (1935), 192-194, no. 7. 

19 P. Wash. Univ. II, 74 (PGM CXI, SM 70), 2.-1. Jh. v. Chr., FO: Oxyrhynchos. Thissen schreibt dazu in seinem Aufsatz 
KMHO - Ein verkannter Gott, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 112 (1996) 159: „Es mag sein, daß es sich 
um einen Zaubertext handelt, dann jedoch um einen sehr ungewöhnlichen: ich habe den Eindruck, daß hier die Über¬ 
setzung eines ägyptischen kosmogonischen Textes vorliegt, ohne dies im Einzelnen beweisen zu können.“ P. Yale II, 
134 (PGM CXXVII, SM 76), 2./3. Jh, FO: Tebtunis; P. Köln inv. 1886 (PGM XCVII, SM 78), 2./3. Jh., FO: Oxyrhynchos; 
P. Lit. Lond. 171 (SM 83), 3. Jh., FO: unbekannt. 

20 P. Bon. 3 (SM 77), 2.-3. Jh., FO: unbekannt. 

21 Griechisch : P Mil. Vogl. inv. 1254-1261 (SM 98), 5./6. Jh., FO: unbekannt; P. Yale II, 130 (SM 84), 3.-4. Jh., FO: 
Aboutig?; P. Heid. G. 1101 (SM 32), 5./6. Jh., FO: unbekannt; P. Wien 8033 (PGM L), Wien, Österreichische National¬ 
bibliothek, 6. Jh., FO: unbekannt; O. Cairo inv. CP 25/8/37(1-2 (9883) (SM 68), 3. Jh., FO: Karanis; P. Yale inv. 989 
(PGM CXIV), Yale, University Library, 3./4. Jh., FO: unbekannt; P. Oxy. 1566 (PGM LXXXI), London, Egypt Explorati¬ 
on Society, 4. Jh., FO: Oxyrhynchus; P. Coli. Youti II, 91,5./6. Jh., FO: unbekannt; P. Carlsberg 52, 7. Jh., FO: unbe¬ 
kannt; P. gr. 29273 (PGM LXIV), Wien, Österreichische Nationalbibliothek, 4. Jh., FO: unbekannt; Koptisch : P. Berlin 


15 






Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Schriftensammlung bezeichnet werden kann, enthält jedoch keinerlei Handlungsan¬ 
weisungen, dafür allerdings die Information, dass ein bestimmtes Gebet denjenigen als 
Amulett dienen soll, die es lesen 22 . Zwei Sammelschriften im Koptischen Museum Kairo, 
Nr. 4959 und 4960, werden von Meyer, Smith in Ausschnitten in englischer Sprache 
publiziert 23 , jedoch nicht philologisch ediert, zudem ist ihre Datierung in das 6.-8. Jh. 
unklar 24 . Eine umfangreiche koptische Sammelschrift steht kurz vor der Publikation, war 
jedoch für die Bearbeitung noch nicht verfügbar 25 . 

So bilden 87 griechische, demotische und koptische Sammelschriften sowie Einzelanlei¬ 
tungen die Materialbasis für die im Folgenden vorgestellten Untersuchungen. 


1.3. Anleitungen zur Herstellung und Handhabung schrifttragender Artefakte 

268 Beschreibungen zur Herstellung und Handhabung schrifttragender Artefakte sind in 
einem Zustand überliefert, der eine Bearbeitung zulässt. 40 weitere, nur sehr fragmenta¬ 
risch erhaltene Anleitungen, die möglicherweise ein schrifttragendes Artefakt enthalten, 
wurden in eine Liste aufgenommen 26 . Artefakte, deren Beschriftung ausschließlich figu- 
rativ sein sollte und keine zusätzlichen Schrift- oder Zeichenelemente enthält, wurden 
nicht untersucht, jedoch in einer weiteren Liste gesondert aufgeführt 27 . 

Bisher wurden das Vorkommen und die Verwendung schrifttragender Artefakte, die in 
den Sammelschriften und Einzelanleitungen beschrieben werden, nicht näher unter¬ 
sucht. Daher wurde zunächst ein Corpus der Quellen zusammengetragen. In einem 
zweiten Schritt wurde ein Katalog der schrifttragenden Artefakte erstellt, der in drei Teile 
gegliedert ist: 

• Teil 1 beinhaltet sämtliche Artefakte, deren Beschriftung eindeutig identifizier¬ 
bar und mit den dazugehörenden Anweisungen vollständig oder fast vollständig 
überliefert ist. 


8109 (Berlin, Ägyptisches Museum), 7. Jh., FO unbekannt. Auf dem Verso liest Beltz in Z. 15 „Abraxax“ (Beltz (1984), 
88-91). Dazu Beltz, 81: „Das Pergamentblatt [...] gehört zu einem Codex, der vermutlich ein Arznei- und Rezeptbuch 
enthalten hat.“ [...] Die von Kropp erwogenen Bedenken, diesen Text der magischen Literatur zuzuweisen, zeigen, wie 
fließend die Grenze zwischen medizinischer und magischer Praxis verläuft und daß eine klare Trennung zwischen 
beiden eigentlich im 7. Jahrh., dem ich diesen Text zuweisen möchte, nicht möglich ist. Formal entspricht das Blatt 
eigentlich dem medizinischen Londoner Papyrus (W. Wreszinski, Die Medizin der Alten Ägypter, Bd. II, Leipzig 1912), 
der aus dem Ende der 18. Dynastie stammen soll, also um 1350 v. u. Z., aber durchaus keine Einzelerscheinung ge¬ 
wesen ist (H. Grapow, HdO 1/2, Leiden 1952, 181-187.“ Beltz versteht Kropp falsch, der ausdrücklich schreibt (Kropp 
III, 175): „Es finden sich in ihnen wohl auch sogenannte Volksmittel, diese sind aber nicht eigentlich als magische zu 
betrachten, weil Bauernglaube mit nach unserer Erfahrung gänzlich ungeeigneten Ingredienzien allerlei Heilwirkun¬ 
gen natürlichweise verknüpft glaubte. Hiervon heben sich die Schriften ab, die ex professo die Volksmittel überliefern. 
Diese zeigen starken magischen Einschlag, wie die von Erman veröffentlichten Stücke. Da folgt Pap. 8109 auf Mittel 
gegen Schlaflosigkeit [...]. Aus der Zauberpraxis stammen hierbei Verordnungen über die spezielle Bereitung des 
Mittels ...“ Kropp unterscheidet hier explizit zwischen solchen medizinischen Schriften, die der Überlieferung eines 
magischen Apparates entbehren, und jenen, die ex professo die Volksmittel nebst deren magischen Einschlag be¬ 
schreiben. Kropp nennt dezidiert P. 8109 als zu letzterer Gruppe gehörig. Siehe auch Leitz (1999). Demotisch : O. 
Strassburg D 1338, Datierung: ?, FO: unbekannt; „Fayum Tempel Archiv“, unterschiedlich datiert: ptolemäisch oder 
römisch (s. Ritner (1995), 3343). Nach Quack nicht magisch, siehe Quack (1998), 77, Anm. 2. 

22 P. Anastasi 9, Leiden, National Museum of Antiquities, ohne Datierung. Ein interessanter Hinweis darauf, dass unter 
cpuÄaKTTipiov nicht grundsätzlich ein Gegenstand materieller Natur verstanden worden sein muss. 

23 Meyer, Smith (1994), 239-244. 

24 Bisher einzige Erwähnung - abgesehen von der Teilübersetzung bei Meyer, Smith - durch Aziz S. Atiya (Hrsg.), The 
Coptic Encyclopedia, 1991,5.1501. 

25 s.o.Anm. 10. 

26 Siehe Katalog, Anhang 1: Listen. 

27 Ebenfalls im Katalog, Anhang 1: Listen. 


16 





1 - Gegenstand der Arbeit 


• Teil 2 enthält jene Artefakte, deren potentielle Beschriftung vollständig oder fast 
vollständig überliefert wurde, wobei der Inhalt der einzelnen Beschriftungsele¬ 
mente jedoch ganz oder teilweise unklar ist (z.B. durch individuelle Angaben 
oder weil die Bezeichnung der Beschriftungselemente mehrdeutig ist). 

• Teil 3 umfasst jene Artefakte, deren Beschriftung weniger als „fast vollständig“ 
überliefert ist. 

Zusätzlich wurde eine Datenbank mit 268 Datensätzen entsprechend der überlieferten 
Anzahl schrifttragender Artefakte erstellt. 

Diese drei Instrumente - das Corpus der Sammelschriften, der Katalog der Artefakte 
sowie die Datenbank - bilden die Grundlage für die folgenden Untersuchungen und Aus¬ 
wertungen. 

1.4. Fragestellungen 

Der Fokus der Untersuchungen liegt auf der Beschriftung der Artefakte. Dazu werden in 
einem ersten Schritt die technischen Mittel untersucht: 

1) . Aus welchen Materialien bestehen die Schriftträger? 

2) . Welche Beschreibstoffe wurden verwendet? 

3) . Mit welchen Schreibwerkzeugen wurde geschrieben? 


In einem zweiten Schritt stehen die Beschriftungselemente im Zentrum: 

1) . Aus welchen Beschriftungselementen bestehen Beschriftungen? 

2) . Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der einzelnen 

Beschriftungselemente aus? 

3) . Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwi¬ 

schen Beschriftungselement/en und Schriftträger hersteilen? 

4) . Welche Funktionen werden genannt, und treten ausgewählte Beschriftungsele¬ 

mente ausschließlich im Kontext ausgewählter Funktionen auf? 

5) . Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und werden die Be¬ 

zeichnungen elementgruppenspezifisch oder elementgruppenübergreifend 
verwendet? 

6) . Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterscheidet 

sich ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 


Der dritte Teil der Arbeit baut auf den Ergebnissen der ersten beiden Teile auf und er- 


17 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


schließt die unterschiedlichen Funktionen von Beschriftung im Rahmen der untersuchten 
Praxen zur Interaktion mit höheren Mächten: 

1) . Welche praktischen Funktionen übernimmt Beschriftung in den griechischen, 

demotischen und koptischen Praxisanleitungen des 1.-7. Jh.? 

2) . Welche konzeptuellen Funktionen können für die Beschriftungsgruppen Schrift, 

Zeichen und Bild in Betracht gezogen werden? 

3) . Welche Konzepte in Bezug auf die Interaktionsmöglichkeiten mit höheren 

Mächten können anhand der Verwendung schrifttragender Artefakte rekonstru¬ 
iert werden? 

Ziel der Arbeit ist es, die antike Verschriftlichungspraxis in Handlungsräumen zu unter¬ 
suchen, die durch die individuelle Interaktion zwischen Mensch und höherer Macht kon¬ 
stituiert werden, und die Kontextualisierung der einzelnen Parameter dieser Verschriftli¬ 
chungspraxis zu analysieren, auszuwerten und zu interpretieren. 


18 



2 - Allgemeine Informationen 


2. Allgemeine Informationen 

2.1. Verwendete Abkürzungen 

Die folgenden Abkürzungen werden regelmäßig verwendet 1 : 

PGM: Papyri Graecae Magicae 23 3 
pdm: Papyri Demoticae Magicae 
SM: Supplementum Magicum 4 

SAP: Schrifttragendes Artefakt in einer Praxisanleitung 
SAPs: Schrifttragende Artefakte in Praxisanleitungen 
ÜP: übergeordnete Praxis 
G: Griechisch, D: Demotisch, K: Koptisch 
GK: Griechisch-Koptisch, GD: Griechisch-Demotisch 

P-Artefakt: Artefakt, das autark zu verwenden und in keine übergeordnete Praxis 
eingebunden ist. Herstellung und Handhabung des Artefakts konstituieren die ge¬ 
samte Praxis. 

2.2. Erläuterungen zu den Diagrammen 

Sämtliche Diagramme, Tabellen und Grafiken werden, sobald sie eine Breite von 15 cm 
überschreiten, an das Ende des jeweiligen Kapitels angefügt. 

In einigen Diagrammen sind die individuellen Bezeichnungen der Sammelschriften (PGM 
IV, Ms. Copt. 136 etc.) mit zusätzlichen Zeichen versehen. Diese nehmen Bezug auf das 
Klassifizierungssystem der untersuchten schrifttragenden Artefakte (zur Erläuterung des 
Systems s. Katalog Teil 1 „Erläuterungen zum Katalogaufbau“): Mit einem „#“ verse¬ 
hene Sammelschriften enthalten fragmentarisch überlieferte Anleitungen, die im 

3. Teil des Katalogs besprochen sind. Mit einem „*“ versehene Sammelschriften 
enthalten vollständig oder fast vollständig überlieferte Anleitungen, die im 1. und 
2. Teil des Katalogs besprochen sind. Schriften, die mit keinem Zeichen markiert 
sind, enthalten keine schrifttragenden Artefakte und werden ausschließlich im 
ersten Teil dieses Kapitels für vergleichende Untersuchungen berücksichtigt. 

Die verwendeten Zeichen geben keine Auskunft über den Gesamtzustand einer Sam¬ 
melschrift. 


1 Siehe auch Kapitel 3. Definitionen, Seite 18. 

2 Die Bezeichnung ist praktisch aber ungenau, da neben den Papyri auch Pergamente, Ostraka und Tablai enthalten 
sind. 

3 s. Preisendanz (1973) 2 und (1974) 2 . 

4 s. Daniel, Maltomini (1991 u. 1992). 


19 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


3. Definitionen 

Die im Folgenden zusammengestellten Definitionen bilden die terminologische Grundlage für 
die vorliegende Untersuchung. Der Apparat soll zudem die Auseinandersetzung mit dem Thema 
zukünftig vereinfachen und präzise Beschreibungen ermöglichen. 

Grundsätzliches 

Es ist zu unterscheiden zwischen einer => Praxis und der sie abbildenden => Anlei¬ 
tung. 

Eine Praxis besteht aus mindestens einer => Handlung und mindestens einem => 
Element. 

Handlungen und Elemente werden durch => Handlungsanweisungen geordnet und 
zueinander in Bezug gesetzt. 

Sämtliche Elemente und Handlungen einer Praxis werden in der vorliegenden Un¬ 
tersuchung in Bezug auf ihre Relevanz für die erfolgreiche Durchführung dieser Pra¬ 
xis als gleichwertig betrachtet. Dem Schwenken eines Lorbeerzweigs gen Osten 
wird entsprechend der gleiche Stellenwert beigemessen wie einem Sprechakt oder 
der Herstellung eines schrifttragenden Artefakts. Unabhängig davon ist es plausibel, 
eine inhaltliche Gewichtung der einzelnen Elemente anzunehmen, die jedoch an 
dieser Stelle nicht näher untersucht werden soll. 

Anleitungen 

In einer Anleitung wird die Gesamtheit der Handlungsanweisungen und Handlungs¬ 
gruppenanweisungen der eine Praxis konstituierenden Handlungen und Hand¬ 
lungsgruppen mit den dazugehörigen Elementen zusammengefasst, zueinander in 
Bezug gesetzt und ggf. näher beschrieben. Die dadurch entstehende Reihenfolge 
der Handlungsanweisungen entspricht nicht notwendigerweise der chronologischen 
Reihenfolge des praktischen Handlungsverlaufs. 

Eine Anleitung besteht aus mindestens einer Handlungsanweisung. 

In einer Anleitung kann die Funktion einer Praxis bezeichnet werden. Fehlt eine 
solche Angabe, lässt sie sich häufig, jedoch nicht immer, durch den Inhalt erschlie¬ 
ßen. Das Fehlen einer Funktions- oder Zielbezeichnung ist nicht gleichbedeutend 
mit dem Fehlen einer Funktion oder eines Ziels der abgebildeten Praxis. Eine solche 
Angabe kann auch bewusst oder versehentlich ausgelassen worden sein. Sie zu 
rekonstruieren ist in einigen Fällen durch den Inhalt oder durch einen Vergleich mit 
Parallelen möglich. 

Idealerweise ist in einer Anleitung der Verlauf einer Praxis auf eine Art und Weise an¬ 
gebildet, die den Besitzer der Schrift in die Lage versetzte, die entsprechende Praxis 


20 



3 - Definitionen 


erfolgreich durchzuführen. In den untersuchten Fällen wird jedoch deutlich, dass 
häufig Fragen bzgl. einer präzisen Handlungsausführung und des genauen Hand¬ 
lungsverlaufs offen bleiben. Dies liegt teilweise an einer möglicherweise beabsich¬ 
tigten oder unbeabsichtigten, unvollständigen oder unverständlichen Beschreibung 
einzelner Handlungsanweisungen und Elemente, teilweise aber sicherlich auch an 
fehlenden heutigen Kenntnissen. Hinzukommt der heute bisweilen schlechte Erhal¬ 
tungszustand einiger Anleitungen. 

Grundtypen und Typen 

Anleitungen können, abhängig von den in ihnen enthaltenen Handlungsanwei¬ 
sungen, drei unterschiedlichen Grundtypen zugeordnet werden. Jeder dieser drei 
Grundtypen kann in zwei Ausprägungen Vorkommen: „funktionsbezeichnet“ und 
„funktionsunbezeichnet“, so dass letztendlich sechs Anleitungstypen bestimmt wer¬ 
den können. Zusätzlich kann ein relevanter Subtypus bestimmt werden: 

1. AI-Anleitung 

Eine Anleitung, die genau eine Handlungsanweisung enthält, wird als AI-Anlei¬ 
tung (AI) bezeichnet. Eine AI-Anleitung stellt die kleinstmögliche Abbildung einer 
Praxis dar (s. auch unter => Praxis => PI-Praxis). Ist der beschriebenen Hand¬ 
lung eine Funktion zugewiesen, so wird sie als AIF-Anleitung (A1F) bezeichnet. 
Erfolgt keine Zuweisung einer Funktion, wird die Anleitung als A10-Anleitung 
(A10) bezeichnet. 

Bei einer AI 0-Anleitung ist es aufgrund der fehlenden Funktionsangaben in nur 
wenigen Fällen, und dann auch nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, mög¬ 
lich, die Handlung einem klaren Kontext zuzuordnen. 

2. AG1-Anleitung 

Eine Anleitung, die aus => Handlungsanweisungen besteht, die eine einzige => 
Handlungsgruppe beschreiben, wird als AG1-Anleitung (AG1) bezeichnet. Eine 
AG1-Anleitung kann eine vollständige Praxis abbilden (s. auch unter => Praxis => 
PG1-Praxis). Ist der beschriebenen Handlung eine Funktion zugewiesen, so wird 
sie als AGIF-Anleitung (AG1F) bezeichnet. Erfolgt keine Zuweisung einer Funkti¬ 
on, wird die Anleitung als AG10-Anleitung (AG10) bezeichnet. 

Bei einer AG10-Anleitung ist es aufgrund der fehlenden Funktionsangabe nur 
selten möglich, eine Funktion oder ein Ziel zu rekonstruieren. 

AGEM-Anleitung 

Eine Anleitung, die aus mehreren Handlungsanweisungen zusammengesetzt ist, 
die mehrere Handlungsgruppen beschreiben, wird als gemischte Anleitung oder 
„Agem“ bezeichnet. Ist in ihr eine Funktion einer Praxis bezeichnet, wird sie als 


21 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


ÄGEMF-Anleitung (AgemF) bezeichnet. Ist keine Funktion bezeichnet, wird sie als 
AGEMF0-Anleitung (AgemF 0) bezeichnet. 

Beschriftung 

Unter „Beschriftung“ werden sämtliche Elemente zusammengefasst, die nach den 
Anleitungen auf einem Materialträger aufgebracht werden sollen. Dazu gehören: 

1. Schriftelemente 

2. Zeichenelemente 

3. Bildelemente 

Element (E) 

Ein Element bildet die Voraussetzung für die Durchführung einer Handlung und da¬ 
mit die Grundlage einer Praxis. Es kann gegenständlicher oder ungegenständlicher 
Natur sein (z. B. ein Lorbeerzweig, ein Wort, eine Geste). Ebenso kann ein Mensch, 
ein höheres Wesen, ein Tier oder ein Ort die Rolle eines Elements übernehmen. 

Potentiell ist jedes Element gleichzeitig auch ein => Empfänger. 


Elementspezifisch 

Der Terminus ist auf die individuellen Elemente innerhalb der untersuchten Beschrif¬ 
tungsgruppen S, Z und B bezogen. Zu den Elementen der Gruppe S (Schrift) ge¬ 
hören z.B. voces magicae, Namen, Forderungen, zu den Elementen der Gruppe Z 
(Zeichen) z.B. Zeichen der Gruppe Gl, G2 oder G3. 

Eine Beschriftung, die ausschließlich aus einem einzigen Element, ggf. in unter¬ 
schiedlichen Ausprägungen, besteht, wird als elementspezifisch bezeichnet. 


Elementübergreifend 

Der Terminus ist auf die individuellen Elemente innerhalb der untersuchten Beschrif¬ 
tungsgruppen S, Z und B bezogen. Zu den Elementen der Gruppe S (Schrift) ge¬ 
hören z.B. voces magicae, Namen, Forderungen, zu den Elementen der Gruppe Z 
(Zeichen) z.B. Zeichen der Gruppe Gl, G2 oder G3. 

Eine Beschriftung, die aus unterschiedlichen Beschriftungs-Elementen besteht, wird 
als elementübergreifend bezeichnet. 

Empfänger 

Ein Empfänger ist potentiell jedes Element, das Ziel einer Handlung wird. In der vor¬ 
liegenden Arbeit werden gesondert betrachtet: 


22 



3 - Definitionen 


1. der Praktizierende, 

2. das/die höhere/n Wesen, 

3. die Zielperson/en oder das Zielobjekt, 

4. der Nutznießer. 

Funktion 

Eine Funktion ist häufig, aber nicht notwendigerweise identisch mit dem Ziel einer 
Handlung oder einer Praxis. Der Terminus Funktion wird hier grundsätzlich auf die 
Wirkungsweise bezogen, die auf die Zielperson oder das Zielobjekt ausgerichtet ist, 
der Terminus => „Ziel“ hingegen auf die Auswirkung, die sich der Nutznießer durch 
die Praxis erhofft. Der Unterschied wird besonders deutlich z. B. bei einem Schwei¬ 
gezauber im Rahmen eines Prozesses. Die Funktion wäre dabei so definiert, dass 
Person X nicht aussagen können soll. Das Ziel der Praxis ist in einem solchen Fall 
nicht ausdrücklich angegeben, es wird aber aufgrund des Kontextes deutlich, dass 
der Nutznießer sich einen Vorteil durch das Schweigen des Gegners erhofft. Funkti¬ 
on und Ziel wären in diesem Fall nicht identisch. 

Gebundene Elementgruppe 

Von einer gebundenen Elementgruppe wird gesprochen, wenn eine singuläre Hand¬ 
lung auf mehrere Elemente bezogen ist, die durch die Handlung zu einer untrenn¬ 
baren Einheit verbunden werden. Dies ist zum Beispiel immer dann der Fall, wenn 
ein Text X auf einen Schriftträger Y aufgebracht werden soll. Die Handlung des 
Schreibens involviert dabei die Elemente „Schriftträger“ und „Text“. Wird zudem das 
Schreibwerkzeug und/oder der Beschreibstoff angegeben, vergrößert sich die Elem¬ 
entgruppe entsprechend. 


Gesamtprozess 

Der Gesamtprozess bildet sämtliche Elemente und Handlungen ab, die zum Errei¬ 
chen des Ziels einer Praxis, das sich der Nutznießer erhofft, notwendig sind. Dazu 
gehören: 

1. die erforderlichen Handlungen im Vorfeld der Durchführung einer Praxis (Be¬ 
schaffung und Präparation der einzelnen Elemente), 

2. die Praxis, 

3. der Vorgang des Einwirkens eines höheren Wesens oder einer Macht auf die 
Zielperson oder das Zielobjekt, 

4. die Handlung der Zielperson. 

Ein Gesamtprozess kann also aus bis zu vier separaten Handlungsblöcken beste¬ 
hen, die notwendig sind, damit das Anliegen des Nutznießers einer Praxis letztend¬ 
lich erfüllt wird. 


23 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Nur Teil 2 wird in den hier diskutierten Anleitungen ausführlich beschrieben. In eini¬ 
gen wenigen Fällen werden Handlungsweisen aus Teil 1 beschrieben oder lassen 
sich rekonstruieren (z.B. die Angabe, eine bestimmte Pflanze, die benötigt wird, zu 
einer bestimmten Zeit oder auf eine bestimmte Weise zu pflücken). Über Teil 3, auf 
welche Weise ein höheres Wesen oder eine Macht auf eine Zielperson oder ein 
Zielobjekt einwirkt, erfahren wir nichts. Über Teil 4 erhalten wir in den Anleitungen 
in manchen Fällen indirekt Auskunft, wenn z. B. ein Vermerk in der Art „Wirkt gut“ 
hinzugefügt wird. 


Gruppenspezifisch 

Der Terminus bezieht sich auf die untersuchten Beschriftungsgruppen S, Z und B. 
Eine Beschriftung, die ausschließlich aus Elementen aus einer dieser Gruppen zu¬ 
sammengesetzt ist, wird als gruppenspezifisch bezeichnet. 


Gruppenübergreifend 

Der Terminus bezieht sich auf die untersuchten Beschriftungsgruppen S, Z und B. 
Eine Beschriftung, die aus Elementen mehrerer Gruppen zusammengesetzt ist, wird 
als gruppenübergreifend bezeichnet. 


Handlung 

Als Handlung wird der Umgang an oder mit mindestens einem Element bezeichnet. 
Eine singuläre Handlung kann auf mehrere Elemente bezogen werden, die dann als 
=> gebundene Elementgruppe bezeichnet werden. Eine wiederholte Handlung kann 
ebenso wie mehrere unterschiedliche Handlungen auf ein einzelnes Element oder 
auf mehrere Elemente bezogen werden. 

Handlungen und Elemente werden durch => Handlungsanweisungen zueinander in 
Bezug gesetzt, untereinander geordnet und können mit ihnen näher qualifiziert wer¬ 
den. In einer Handlungsanweisung kann einer Handlung eine Funktion zugewiesen 
und diese explizit bezeichnet werden. 

Einer Handlung kann eine Funktion zugewiesen werden, entsprechend kann eine 
Handlung funktionsbezeichnet (H1F) oder funktionsunbezeichnet (H10) auftreten. 


Handlungsanweisung 

In einer Handlungsanweisung werden entweder eine Handlung und ein Element, 
oder eine Handlung und eine Elementgruppe zueinander in Bezug gesetzt. Ein Ele¬ 
ment kann in einer Handlungsanweisung näher qualifiziert, eine Handlung durch 


24 



3 - Definitionen 


Zeit- und Ortsangaben ergänzt werden. In einer Handlungsanweisung kann einer 
Handlung eine Funktion zugewiesen und diese explizit bezeichnet werden. 

So, wie eine Handlungsanweisung eine Handlung und ein Element zueinander in 
Bezug setzt und näher beschreibt, werden in einer => Anleitung mehrere Hand¬ 
lungsanweisungen zueinander in Bezug gesetzt, strukturiert und näher beschrieben. 

Handlungsgruppe 

Mehrere Handlungen an einem Element bilden eine Handlungsgruppe, bei der das 
Element automatisch im Zentrum der Handlungen steht. Mehrere Handlungen an 
mehreren Elementen können dann zu einer Handlungsgruppe zusammengefasst 
werden, wenn sämtliche Elemente unmittelbar auf ein zentrales Element bezogen 
werden. 

Handlungsgruppen werden in => Handlungsgruppenanweisungen zusammenge¬ 
fasst und untereinander in Bezug gesetzt. In einer Handlungsgruppenanweisung 
kann einer Handlungsgruppe eine spezifische Funktion zugewiesen und diese expli¬ 
zit bezeichnet werden. 

Höhere Macht 

Jede Macht, die der Praktizierende in der Funktion des => Senders als => Emp¬ 
fänger anspricht, wird als höhere Macht bezeichnet. Die zentrale Eigenschaft einer 
höheren Macht ist deren in den bearbeiteten Quellen als existent vorausgesetzte 
Kompetenz, die Forderungen des Praktizierenden erfolgreich auszuführen. 

Nutznießer 

Als Nutznießer wird derjenige bezeichnet, der von einer Praxis im positiven Sinne 
unmittelbar profitiert. Der Nutznießer kann in bestimmten Fällen identisch mit der 
Zielperson sein. Bei der Mehrheit der untersuchten ist dies jedoch nicht der Fall, dort 
profitiert er von dem Wirken eines höheren Wesens auf eine dritte Person. 

P-Artefakt oder autarkes Artefakt 

Unter P-Artefakten werden Artefakte verstanden, die autark zu verwenden und in 
keine übergeordnete Praxis eingebunden sind. Ihre Herstellung und Handhabung 
konstituieren die gesamte Praxis. 

P-M-Z-N-Schema 

Das P-M-Z-N-Schema bildet in gekürzter Form ausgewählte, an einem Gesamt¬ 
prozess beteiligte Sender und Empfänger ab. Die gekürzte Form beschränkt sich 


25 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


dabei einerseits auf die Informationen, die aus den Inhalten der vorzunehmenden 
Beschriftung gewonnen werden können, andererseits auf die einmalige und nicht 
wiederholte Abbildung eines Empfängers, der im nächsten Schritt zum Sender wer¬ 
den würde (Beispiel folgt unten). Das Schema wurde entwickelt, um das Auftreten 
und die Interaktionen der insgesamt vier möglichen aktiven Sender und Empfänger 
untereinander analysieren zu können (s. Kapitel 9.9. P-M-Z-N-Schema). 

Die folgenden Abkürzungen werden verwendet: 

• P = Praktizierender 

• M = Macht oder höheres Wesen 

• Z = Zielperson 

• Z 0 = Zielobjekt 

• N = Nutznießer 

• w = weiblich 

• m = männlich 

• f = formularisch 

• A = Anrufung; steht für jegliche Form der direkten Ansprache des Praktizieren¬ 
den einer höheren Macht. 

• 1 = Verwendung der 1. Pers. Sing.; tritt auf bei P, Z und N 

• vm, vm+ = vox magica, voces magicae; tritt auf bei M 

• Vo = Vokale; tritt auf bei M 

• Z = Zauberzeichen; tritt auf bei M 

• N, N+ = Name, Namen; tritt auf bei M 

Beispiel 1: Die vorzunehmende Beschriftung eines Artefakts lautet: „(voces magi¬ 
cae) Mache, dass die NN den NN liebt.“ 

„P“ wird hier nur insofern greifbar, als dass er einen Befehl an ein durch voces magi¬ 
cae bezeichnetes höheres Wesen „M“ richtet. Dieses wiederum wirkt auf eine weib¬ 
liche Zielperson „Z“, die formularisch bezeichnet wird. Der Nutznießer ist männlich 
und wird ebenfalls formularisch bezeichnet. Die kurze Formel sieht dann wie folgt 
aus: (P.->) M -> Z . -> N , 

Die vollständige Formel würde so aussehen, wobei hier zusätzlich „S“ für „Sender“ 
und „E“ für „Empfänger“ verwendet wird: (SP A ->) EM vm /SM vm -> EZ w /SZ wf -> EN mf . 

Beispiel 2: Die vorzunehmende Beschriftung eines Artefakts lautet: „Ich rufe dich an 
(voces magicae) die NN soll mich, den NN lieben.“ 

„P“ wird hier nicht nur durch einen Befehl an eine höhere Macht greifbar, sondern 
zusätzlich durch die Verwendung der 1. Pers. Sing. Die Verwendung des Personal¬ 
pronomens der 1. Pers. Sing, bei dem Nutznießer macht deutlich, dass es sich bei 
„P“ und „N“ um dieselbe Person handelt. Die Formel sieht dann so aus: P A1 - M vm+ 

’ ^wf " ^mfl 


26 




3 - Definitionen 


Praktizierender 

Als Praktizierender wird derjenige bezeichnet, an den sich die Handlungsanweisung/ 
en einer Anleitung richten und der diese ausführt. Er kann, muss aber nicht identisch 
mit der => Zielperson oder dem => Nutznießer sein. Es ist ebenso möglich, dass er 
im Auftrag eines Kunden handelt, in dem Fall wäre der Kunde der Nutznießer. 

Praxis 

Eine Praxis besteht aus mindestens einem => Element und der an oder mit diesem 
durchzuführenden Handlung. Sie ist grundsätzlich funktionsgebunden und verfolgt 
ein direkt oder indirekt angegebenes => Ziel. => Funktion und Ziel können, müssen 
aber nicht identisch sein. Die Bezeichnung einer Funktion und/oder eines Ziels er¬ 
folgt in der die Praxis abbildenden Anleitung. Ist eine Praxis funktions- und zielunbe- 
zeichnet, kann anhand des Inhalts oder des Kontextes häufig, jedoch nicht in allen 
Fällen, auf die Funktion oder das Ziel geschlossen werden. 

Das Fehlen einer Funktions- oder Zielbezeichnung ist nicht gleichbedeutend mit 
dem Fehlen einer Funktion oder eines Ziels. 

Als Praxis wird im Folgenden die Gesamtheit der vorzunehmenden Handlungen 
zum Erreichen eines (explizit definierten oder nicht definierten) Ziels bezeichnet. 

Zur korrekten Wiedergabe einer Praxis ist es notwendig, die Gesamtheit der Hand¬ 
lungsanweisungen der eine Praxis konstituierenden Handlungen zusammenzufas¬ 
sen, sie zueinander in Bezug zu setzen und mit einer Funktionsangabe zu Verse¬ 
hen. Dies geschieht in einer Anleitung. 

Typen 

Eine Praxis ist per Definition funktionsgebunden. Sie kann, abhängig von ihren 
Handlungen und Elementen und deren Beziehungen zueinander, in drei Typen un¬ 
terteilt werden: PI, PG1 und Pgem. Jeder Typus kann jeweils in den Ausprägungen 
„funktionsbezeichnet“ und „funktionsunbezeichnet“ auftreten. 

PI-Praxis 

Eine Praxis, die aus einer einzigen und genau einmal durchgeführten Handlung 
besteht, stellt die kleinstmögliche Form einer Praxis dar. Ist ihr eine Funktion zu¬ 
gewiesen, wird sie als PIF-Praxis (PI F) bezeichnet. Erfolgt keine Zuweisung ei¬ 
ner Funktion, wird sie als P10-Praxis (P10) bezeichnet. 

PG1 -Praxis 

Eine Praxis, die aus einer einzigen => Handlungsgruppe besteht, wird als PG1- 
Praxis bezeichnet. Eine Handlungsgruppe ist dadurch definiert, dass mehrere 


27 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Handlungen mit ggf. unterschiedlichen Elementen auf ein zentrales Element be¬ 
zogen sind. Ist einer PGI-Praxis eine Funktion zugewiesen, wird sie als PG1F- 
Praxis (PG1F) bezeichnet. Erfolgt keine Zuweisung einer Funktion, wird sie als 
P1G0-Praxis (PG10) bezeichnet. 

PGEM-Praxis 

Eine Praxis, die aus mehreren Handlungen und mehreren Elementen zusammen¬ 
gesetzt ist, und bei der nicht sämtliche Handlungen und Elemente auf ein zent¬ 
rales Element bezogen sind, wird als gemischte Praxis oder „Pgem“ bezeichnet. 
Ist ihr eine Funktion zugewiesen, wird sie als PGEMF-Praxis (PgemF) bezeichnet. 
Erfolgt keine Zuweisung einer Funktion, wird sie als PGEMF0-Praxis (PgemF0) 
bezeichnet. 

Sender 

Als Sender wird derjenige bezeichnet, der im Rahmen eines zieldefinierten => Ge¬ 
samtprozesses direkt oder indirekt auf ein => Element handelnd einwirkt. 

In den besprochenen Quellen treten potentiell drei verschiedene Sender auf: 

1. der Praktizierende, der sich an mindestens ein höheres Wesen wendet, 

2. mindestens ein höheres Wesen, das sich im Auftrag des Praktizierenden an 
die Zielperson oder das Zielobjekt einer Praxis wendet, 

3. die Zielperson einer Praxis, die durch mindestens ein höheres Wesen dazu 
veranlasst wird, sich an den Praktizierenden oder eine von ihm bestimmte 
Person zu wenden. 


Ziel 

Der Terminus bezeichnet die Auswirkung, die sich der Nutznießer durch die Praxis 
erhofft (s. auch unter => Funktion). 

Zielperson, Zielobjekt 

Die Zielperson wird definiert als diejenige Person oder dasjenige höhere Wesen, 
auf die/das die Wirkungsweise der Funktion einer Praxis ausgerichtet ist. Ist die 
Wirkungsweise auf einen Gegenstand oder Ort ausgerichtet, wird der Begriff „Ziel¬ 
objekt“ verwendet. 


28 



4 - Sammelschriften 


4. Von der Ausgangsbasis zur Grundlage: Sammelschriften 


4.1. Übersicht 

Die Ausgangsbasis für die vorliegende Arbeit bilden 87 griechische, demotische und 
koptische Sammelschriften sowie Einzelanleitungen, deren Inhalte Handlungsanwei¬ 
sungen für eine individuelle, häufig personalisierbare Interaktion mit höheren Mächten 
umfassen. Die früheste untersuchte Sammelschrift wird in das 1. Jh. v. Chr. datiert, die 
beiden spätesten in das 7. Jh. n. Chr. Von den 87 Schriften wurden 66 in Griechisch 
verfasst, 13 in Koptisch, vier bilingue in Demotisch und Griechisch und drei bilingue in 
Griechisch und Koptisch. Hinzu kommt der spätägyptische Papyrus P. BM 10808, der 
mit einem mittelägyptischen Text mit griechischen Buchstaben und demotischen Zei¬ 
chen und Zeichengruppen beschrieben ist. 

Das Fundland sämtlicher Schriften ist Ägypten. In wenigen Fällen ist der Fundort durch 
Ausgrabungen bekannt, in einigen weiteren wird er mit dem Erwerbsort identifiziert. In 
Tabelle 4.1. am Ende des Kapitels sind die bekannten Kontexte aufgeführt 1 . Umfangrei¬ 
che Diagramme werden im Folgenden ebenfalls am Ende des Kapitels abgebildet. 


4.2. Datierung 


Die 87 Sammelschriften werden zwischen das 1. Jh. v. Chr. und das 7. Jh. n. Chr. da¬ 
tiert, dabei ist die Zuordnung häufig unsicher und umfasst mehrere Jahrhunderte. Bei 
den griechischen Schriften basiert die Datierung in der Regel auf paläographischen 
Kriterien, bei den demotischen hat zuletzt Dieleman aufgrund verwendeter Flickpapyri 
und inhaltlicher Argumente eine frühere Datierung vorgeschlagen 2 . Die Datierung der 
überwiegenden Mehrheit der koptischen Sammelschriften ist unsicher 3 , hier besteht der 


1 Die Angaben sind den jeweiligen Publikationen und ergänzend der Liste in Brashear (1995), 3485 entnommen. 

2 Dieleman (2005), 41-45, 293-294. 

3 Dies ist in der Regel in den Erstpublikationen vermerkt. Vorsicht ist bei der Arbeit mit der Datenbank Trismegistos 
Magic geboten, hier finden sich zahlreiche, von den publizierten Datierungen abweichende Angaben, ohne dass dies 
erläutert wird. Auf Nachfrage erhielt ich am 14. März 2012 von F. Naether, einer der Veranwortlichen für das Projekt, 
die folgende Antwort: „Die Datierung koptischer Texte, vor allem, wenn der Herausgeber Crum heißt, ist in der Tat 
schwierig. Oft schrieb er zu den Texten nur „late“ oder „early“ und das kann fast alles heißen. In der Regel stammen 
die Datierungen, wenn sie konkreter sind, von neueren Publikationen oder von Alain Delattre, aus dessen Datenbank 
viele Datensätze übernommen worden sind. Der ist Spezialist und dem kann man darin vertrauen. Anderes haben 
wir im Team besprochen. Keine Datierung ist zu gewagt oder progressiv, sondern eher vorsichtig. Natürlich können 
sich Fehler einschleichen.“ In Delattres Datenbank sind allerdings nur wenige koptische magische Texte enthalten, 
er selbst hat an den Neudatierungen nicht mitgewirkt. Die „vorsichtigen“ Datierungen in TM Magic weichen teilweise 
mehrere Jahrhunderte von den publizierten Vorschlägen ab, als Beispiele seien genannt: P Ryl. Copt. 104, Man¬ 
chester, John Rylands Library, Rylands Pap. Online: 11.-12. CE., TM: AD 300-699; Or4714, London, British Library, 
Crum: „It may safely be assigned to a date not before the eleventh Century.“ (Crum (1897), 210), TM: AD 500 - 799; 
EA5899 (1), London, British Museum, TM: AD 641 - 999; keine publizierte Datierung, allerdings beschreibt Crum Fol 

а. als „covered with Arabic, so that the magical text is often illegible.“ (Crum (1905), 417-418, no. 1007). Der magi¬ 
sche Text muss entsprechend älter sein als der arabische, was ein spätes Datum nicht zwangsläufig ausschließt, ein 
früheres allerdings einschließt; Fragment 10, Freer collection, Washington, Smithsonian, Freer Gallery of Art, Worrell: 
„There is no way of dating the fragment beyond recording the opinion that no manuscript in the Fayümic dialect is 
probably older than the ninth Century.“ (Worrell (1923), 127.), TM: AD 800 - 899; Inv. Nr. 4959, Cairo, Coptic Museum, 

б. -8. CE. (Coptic Encyclopedia (1991), 5.1501), TM: AD 800 - 1099. Für die Menge der seitens der in TM Magic un- 
kommentiert vorgenommenen Datierungen seien beispielhaft die Pergamente aufgeführt: von 77 mag. Pergamenten 
werden 23 in Publikationen datiert, 18 weitere werden in Publikationen sehr unterschiedlich, sehr grob (z.B. „nach 
641 C.E.“) oder explizit nicht datiert, 36 werden in keiner Publikation datiert, dennoch finden sich in TM Magic zu allen 


29 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


größte Forschungsbedarf. Für die folgenden Untersuchungen wurden die publizierten 
Datierungen übernommen. 

Die früheste Sammelschrift des hier zugrunde gelegten Corpus ist PGM XX mit einer 
Datierung in das 1. Jh. v. Chr. Damit gehört sie zu den frühesten heute bekannten grie¬ 
chischen Zauberpapyri überhaupt. Die Mehrheit der Sammelschriften wird zwischen das 
3. und 5. Jahrhundert datiert, wobei die demotischen Schriften in die frühe Phase dieser 
Entwicklung eingereiht werden und die koptischen Texte den chronologischen Abschluss 
des Untersuchungszeitraums bilden. Die späteste bekannte griechische Sammelschrift, 
PGM LXV, wird in das 6./7. Jh. datiert, die früheste bekannte koptische, P. Michigan 
4932f, mit einem Fragezeichen in das 4.-5. Jh. Die beiden spätesten bearbeiteten Quel¬ 
len bilden die koptischen Texte Or 6796 (1-3) und OM Copt. 6794. Der einzige Text, zu 
dem es keine Datierungsvorschläge gibt, ist PGM Va. 


4.3. Umfang der überlieferten Anleitungen 

In Bezug auf die Anzahl der Praxisanleitungen und anderer, thematisch abgrenzbarer 
Inhalte, wie z.B. Flymnen, stellt die bilingue demotisch-griechische Schriftrolle PGM XIV/ 
pdm xiv aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. mit 98 individuellen Inhalten verteilt über 1254 Zeilen 
die umfangreichste Sammelschrift dar * * 4 . Lediglich 27 Zeilen sind davon in Griechisch 
verfasst. Es folgen PGM VII, ebenfalls eine Rolle, mit 79 Anleitungen in griechischer 
Sprache und PGM IV, ein Kodex mit 53 Anleitungen, die überwiegend in Griechisch ge¬ 
schrieben wurden. Bei PGM VII werden die Kolumnen I-XXVIII in das 3. Jh. datiert, die 
letzten Kolumnen XXIX-XXX in das 4. Jh. PGM IV wird gänzlich dem 4. Jh. zugeordnet 5 
und enthält die größte Anzahl überlieferter Zeilen, 3247, wobei sich die Zeilenbreite al¬ 
lerdings auf 9,5-13 cm beschränkt, im Gegensatz zu einer großzügigeren Breite in PGM 
XlV/pdm xiv 6 . 

Die größte Anzahl an koptischen Anleitungen ist in P. Michigan 593, besser bekannt als 
Hauptschrift des „Coptic Wizard's Hoard“, überliefert. 37 unterschiedliche Handlungsan¬ 
weisungen werden in dem quadratischen Kodex beschrieben. Mit 338 Zeilen, darunter 
die längste erhaltene Auflistung an voces magicae über 95 Zeilen, ist es zugleich auch 
die umfangreichste derzeit publizierte koptische Sammelschrift. Sie scheint zudem voll¬ 
ständig erhalten zu sein. 

Insgesamt können in den 87 Sammel- und Einzelschritten 674 Anleitungen und abgrenz- 
bare Inhalte identifiziert werden. 

In Diagramm 4.1. sind die 87 Sammelschriften und Einzelanleitungen mit der jeweiligen 


Pergamenten Datierungen. Das heißt konkret, dass fast die Hälfte der Angaben zu den Pergamenten einer wissen¬ 

schaftlichen Grundlage entbehrt, der Eindruck jedoch vermittelt wird, dass diese Grundlage existieren würde. 

4 Betz zählt 98 (Betz (1996), xv-xviii), Ritner 93 (Ritner (1995), 3339-3342. Vgl. John Gee, The Structure of Lamp Divi- 
nation, in: Kim Ryholt (Hrsg.), Acts of the seventh International Conference of Demotic Studies, Copenhagen, 23 - 27 
August 1999, 2002, 208. 

5 Siehe Eugene N. Lane, On the date of PGM IV, in: The Second Century 4:1 (1984), 25-27. 

6 Die Verteilung der Beschriftung von PGM XlV/pdm xiv ist sehr schön anschaulich im Anhang zu Dieleman (2005), 
ohne Seitennummerierung, dargestellt. 


30 




4 - Sammelschriften 


Anzahl der Praxisanleitungen und abgrenzbarer Inhalte in chronologischer Reihenfolge 
wiedergegeben. Die jeweilige Sprache/Schrift ist dabei farblich markiert wiedergegeben. 
In Tabelle 4.2. ist zur Übersicht der (ungefähre) Zeilenumfang der einzelnen Quellen im 
Detail aufgeführt. 

4.4. Materialität 

Die untersuchten Sammelschriften und Einzelanleitungen sind auf vier verschiedenen 
Schriftträgern überliefert, die Hauptgruppe wird dabei von den Papyri gebildet (78), mit 
großem Abstand gefolgt von Leder (5) und Pergament (3). Ein einzelnes Ostrakon mit 
Anweisungen ist aus dem bearbeiteten Zeitraum dokumentiert. Während die Papyri über 
den gesamten Zeitraum als Schriftträger für Sammelschriften und Einzelanleitungen ver¬ 
wendet wurden - auch die beiden jüngsten Quellen aus dem 7. Jh. wurden auf Papyrus 
geschrieben - datieren die drei Pergamente zwischen das 4. und 6. Jh. und die Leder¬ 
rollen in das 6.-7. Jh. Das Ostrakon wird dem 4. Jh. zugewiesen. Die Verteilung ist in 
Diagramm 4.2. dargestellt. 

4.5. Beschriftungsweise und Format 

50 der 87 Schriften wurden einseitig beschriftet, 37 beidseitig. Bei der chronologischen 
Gegenüberstellung zeigt sich, dass die ganz frühen überlieferten Belege einseitig be¬ 
schriftet wurden. Die früheste beidseitige Schrift ist P. Duke 729 aus dem 2./3. Jh., die 
gleichzeitig auch den frühesten Codex darstellen könnte 7 . Die späten Quellen aus dem 
6./7. Jh. sind dagegen mehrheitlich beidseitig beschriftet. 

Die umfangreichen Sammelschriften mit mehr als zehn Anleitungen sind bis auf eine 
Ausnahme beidseitig beschriftet worden, lediglich die koptische Schrift JdE 45060, eine 
Rolle, ist mit einseitiger Beschriftung überliefert. Siehe dazu die Diagramme 4.3. und 
4.4. 

Die Zuordnung einer Schrift zu einem Kodex oder einer Rolle ist in 36 Fällen in Publikati¬ 
onen angegeben, die übrigen Schriften sind zu fragmentarisch erhalten für eine eindeu¬ 
tige Bestimmung. 26 Rollen sind überliefert und 10 Kodices. Mit Ausnahme des bereits 
erwähnten potentiellen Kodex P. Duke 729 sind bis zum 4. Jh. keine weiteren Schriften in 
dieser Form überliefert. Die beiden spätesten identifizierbaren Kodices sind PGM XCIV 
und Ms. Copt. 136 aus dem 5./6. Jh. Die Form der Rolle ist hingegen mit Or 6796 und 
OM Copt. 6794 bis in das 7. Jh. hinein sicher belegt. 

Rollen sind einseitig (12) und beidseitig (13) beschriftet überliefert. Die 10 Codices hin¬ 
gegen wurden grundsätzlich beidseitig beschrieben - abgesehen von einigen leer be¬ 
lassenen Seiten, die evtl, für eine spätere Beschriftung, oder - im Fall von P. Mich. 593 
- wohl zum Schutz der übrigen Blätter gedacht waren. Die sprachliche Verteilung ist für 

7 So Jordan (2006), 159. 


31 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


das Griechische und Koptische ähnlich, sie treten in sämtlichen Formen in Erscheinung. 
Die demotischen Texte hingegen kommen ausschließlich in beidseitig beschrifteten Rol¬ 
len vor. Keine bilingue Schrift ist auf einem einseitig beschriebenen Schriftträger nach¬ 
weisbar. Diagramm 4.5. zeigt eine Übersicht über die 35 zuweisbaren Schriften. 


Diagramm 4.5. Sprache, Format des Schriftträgers und Beschriftungsweise 
(36 Angaben zu Rolle und Kodex erhalten) 


9 





7 






5 



4 


4 



3 













2 





1 


1 











1-seifig 2-seitig 

Rolle 

1-seifig 2-seitig 

Kodex 


El Griechisch □ Demotisch □ Koptisch 0 Griechisch-Demotisch □ Griechisch-Koptisch 


4.6. Sammelschriften und Einzelanleitungen mit schrifttragenden Artefak¬ 
ten aus Praxisanleitungen 

Von den 87 zugrunde gelegten Sammelschriften und Einzelanleitungen enthalten 37 An¬ 
leitungen, die SAPs involvieren, bei 13 weiteren ist das Vorkommen eines oder mehrerer 
SAPs möglich, der fragmentarische Zustand lässt allerdings keine eindeutige Lesung 
des jeweiligen Textes zu. Diese potentiell relevanten Anleitungen werden in zwei Listen 
in Anhang 1 am Ende des dritten Katalogteils aufgeführt und im weiteren Verlauf der Dia¬ 
gramme farblich gesondert markiert. 37 Schriften enthalten - im Rahmen ihrer Überliefe¬ 
rung, die, das sollte stets im Hinterkopf gehalten werden, überwiegend fragmentarischer 
Natur ist - keine SAPs. In Diagramm 4.6. werden diese grau markiert zusammen mit den 
50 übrigen Schriften wiedergegeben. 

Der Überblick über die chronologische Verteilung der beiden Gruppen macht deutlich, 
dass die Schriften ohne SAPs homogen über den gesamten Bearbeitungszeitraum ver¬ 
teilt sind. Sie stellen auch die frühesten drei Quellen dar. Die früheste Sammelschrift, in 
der ein SAP auftritt, ist der in Michigan und Leiden aufbewahrte kryptographische Papy¬ 
rus PGM LVII und PGM LXXII. Er wird aufgrund von Flickpapyri in das 1./2. Jh. datiert 8 . 
Die beiden spätesten Schriften, in denen ein SAP nachweisbar ist, sind Or 6796 (1-3) 
und OM Copt. 6794 aus dem 7. Jh. 

8 Die Datierung der beiden zusammengehörenden Papyri P. Mich. 534 und P. Oslo III, 75 basiert auf einem kleinen 
Dokumentstreifen, der auf die Rückseite geklebt ist und in die handrianische Zeit datiert wird. Hierbei wird außer 
Acht gelassen, dass die Umlaufzeit des ursprüngliches Dokument einerseits, und der zeitliche Abstand zwischen 
Entsorgung und Verwendung als Flickstück andererseits, unbekannt und kaum zu rekonstruieren sind. Als Beispiel 
seien die Müllhalden in Oxyrhynchus genannt, in denen Papyrifragmente aus mehreren Jahrhunderten über mehrere 
Jahrhunderte lagerten. Bereits in der Antike befand sich hier ausreichend Material zu Flickzwecken. 


32 






























































4 - Sammelschriften 


23 der 37 Schriften sind in Griechisch geschrieben, sieben in Koptisch, und sieben wur¬ 
den in zwei Sprachen verfasst: Vier in Griechisch und Demotisch, wobei im Fall von P. 
Louvre E 3229 lediglich 10 der 218 Zeilen Griechisch sind; drei in Koptisch und Grie¬ 
chisch. 

Für 35 der 37 Schriften wurde Papyrus als Schriftträger verwendet, einmal Pergament 
und einmal Leder. Eine einseitige Beschriftung erfolgte bei den Papyri 16x, eine beidsei¬ 
tige Beschriftung 19x. Pergament und Leder wurden jeweils beidseitig beschriftet. Die 
früheste Sammelschrift ist einseitig beschriftet, bei den beiden o.g. spätesten Schriften 
handelt es sich um Papyri, von denen der eine einseitig, der andere beidseitig beschriftet 
wurde. In Diagramm 4.7. werden die 37 für die folgenden Untersuchungen relevanten 
Sammelschriften und Einzelanleitungen separat in chronologischer Reihenfolge und mit 
Farbmarkierung für die einzelnen Sprachen/Schriften wiedergegeben. In Diagramm 4.8. 
werden ihre Materialität und Beschriftungsweise veranschaulicht. 

4.7. Zusammenfassung und Interpretation 

87 Sammelschriften und Einzelanleitungen, deren Inhalte Anweisungen zur Interaktion 
mit höheren Mächten enthalten, die sich jeweils an eine einzelne Person richten, sind 
in Griechisch, Demotisch und Koptisch aus dem Zeitraum des 1. Jh. v. Chr. bis zum 7. 
Jh. n. Chr. aus Ägypten überliefert. 37 davon enthalten Anweisungen zur Herstellung 
und Handhabung schrifttragender Artefakte, bei weiteren 13 sind solche Anweisungen 
eventuell vorhanden gewesen, der unvollständige Erhaltungszustand ermöglicht keine 
eindeutige Interpretation zu einer potentiellen Beschriftung. 

Diese 50 Sammelschriften und Einzelanleitungen bilden die Grundlage für die weiteren 
Untersuchungen. 

Die große Mehrheit beider Gruppen an Schriften - mit SAPs und ohne - wurde auf Pa¬ 
pyrus verfasst, wobei etwas mehr Papyri mit SAPs als ohne überliefert sind (35:30). 
Pergament, Leder und Ostraka spielen eine untergeordnete Rolle. 

Von den 36 Schriften, die der Form einer Rolle oder eines Kodex eindeutig zugeordnet 
werden können, enthalten 26 SAPs: 18 Rollen und acht Kodices. Bei einer Rolle und 
einem Kodex kann nicht eindeutig bestimmt, ob SAPs enthalten sind. 

Selbst dann, wenn man die Sammelschriften mit den nur potentiellen SAPs weglässt 
und von acht Rollen und zwei Kodices ohne SAPs ausgeht, enthalten 69% der Rollen 
und 80% der Kodices SAPs. Dieser Umstand wäre sehr interessant, nur zeigt sich hier 
deutlich, dass der große Teil an Texten, der weder der Form der Rolle, noch der des 
Kodex zugewiesen werden kann, nur unter einer Voraussetzung das hier gegebene Bild 
der 34 Schriften reflektieren kann - unabhängig davon, ob der Ausschnitt, den wir durch 
die erhaltenen Sammelschriften und Einzelanleitungen vorliegen haben, als repräsenta¬ 
tiv für die Antike betrachtet werden kann oder nicht, was sich nicht bestimmen lässt. Da 


33 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


von den insgesamt 87 Schriften 37, und damit 43%, SAPs enthalten, wäre die einzige 
Möglichkeit, die beiden Verhältnisse von 69% und 80% in etwa zu halten, dass die Mehr¬ 
heit der 52 nicht zuzuordnenden Schriften, von denen zudem lediglich 12 noch SAPs 
enthalten, weder dem einen, noch dem anderen Format zugehört, sondern eine dritte 
Form reflektiert: die der Niederschrift auf einem einzelnen Blatt 9 . Ob es sich bei einem 
fragmentarisch erhaltenen Blatt um ein originär einzelnes gehandelt haben könnte, lässt 
sich jedoch kaum rekonstruieren, ebenso erschweren mögliche Sekundärverwendun¬ 
gen ehemaliger Anleitungen als Amulette eine klare Zuordnung 10 . 

Alles hoffnungslos? Gewiss nicht. Immerhin können rund 2/3 der Schriften, die ein oder 
mehrere SAPs enthalten, dem Format der Rolle oder des Kodex zugewiesen werden. 
Lediglich in 11 von 37 Fällen ist eine Zuordnung (bisher?) nicht möglich. Genaue Unter¬ 
suchungen der Originale könnten hier sicherlich in dem einen oder anderen Fall weiter¬ 
helfen. Allerdings bleibt das Problem der Sekundärverwendung von Anleitungen, bzw. 
der formularhaften Teilbereiche, die die eigentliche Forderung und ggf. auch eine Anru¬ 
fung enthalten, bestehen. 

Fraglich ist, wie realistisch die Theorie ist, dass Sammelschriften auseinandergerissen 
oder -geschnitten wurden, und wie sich eine solche methodisch nachweisen ließe. Mir 
scheint dies anhand der bestehenden Überlieferung kaum möglich. Dass potentiell als 
Amulett zu bezeichnende Texte erhalten sind, die formularisch die Zielperson einer Pra¬ 
xis angeben, bedeutet nicht unweigerlich, dass es sich dabei um einen Ausschnitt aus 
einer Sammelschrift handeln muss. Auch Knick- und Schnittspuren an den Rändern ei¬ 
nes Papyrus sind keine Garanten dafür. Es könnte sich z.B. ebenso um eine Abschrift 
handeln - auch diese kann auf einem Teilstück eines größeren Papyrusblattes verfasst 
worden sein, auf dem zudem weitere Texte verfasst worden sein könnten - oder um die 
Abschrift eines Amuletts, die per Brief übermittelt wurde, eine Praxis, die anhand antiker 
Quellen mehrfach belegt ist * 11 . P. Oxy. XLII 3068 ist hier besonders interessant, da es 
belegt, dass die Beschriftung eines Amuletts in Form einer Goldlamella auf ein Stück 
Papyrus kopiert werden sollte. Es ist denkbar, dass auf dem Papyrus dabei keine Per- 
sonalisierung stattfand, sondern der formularische Text übertragen wurde. In dem Fall, 
dass genau ein solcher Text zur Weitergabe überliefert wäre, hätten wir das vorliegen, 
was wir tatsächlich in mehreren Belegen vorliegen haben: ein einzelnes Blatt - oder 
manchmal auch ein Ostrakon - mit einem formularisch niedergeschriebenen Amuletttext. 


9 Siehe dazu Maltomini (1981), 110-112. 

10 S. dazu z.B. R Med. I 20 (SM 92) und die Diskussion dazu im Katalogteil 3 unter SAP-G-XY-G-006, S. 761-763; R 
Lond. 123, London (PGM IX), ebenfalls im dritten Teil es Katalogs unter SAP-G-XY-G-001, 755-759. Zur Wiederver¬ 
wendung jüdischer Anleitungen als Amulette s. Ortal Paz-Saar (2009). 

11 Siehe z.B. P.Oxy. XLII 3068 = SM 5 (3. Jh.), FO: Oxyrhynchos, 3. Jh., in Daniel, Maltomini (1990), 16:„The amulet 
against tonsillitis for the gold plate, send it to Sarmates, having copied it on a slip of papyrus word for word.“ Ein um¬ 
fangreicher persönlicher Brief in Griechisch und Koptisch mit der Übermittlung eines Schadenzaubers ist mit P. Keil. 
Copt. 35 (4. Jh. FO: Kellis, Ägypten) erhalten, dazu Mirecki, Gardner, Alcock (1997), 10: „The manuscript itself does 
not belong to the „amulet“ genre, since the ritual text is incorporated into a personal letter. It is instead a hybrid, a 
letter which performs the extra function of a magical source-book. The ritual text was copied by Vales from an amulet 
or a source-book, was sent to Pshai via the letter, and would then be copied from the letter onto a separate piece of 
papyrus to be folded as an amulet and placed in the opponent's house (with the sympathetic elements.“ Dies., 3: „The 
sheet was first folded in half, closing the side with vertical fibres onto itself, and then folded (or rolled or flattened) three 
times, resulting in a folded letter roll measuring approximately 12.0 by 3.0 cm.“ 


34 




4 - Sammelschriften 


ln Diagramm 4.9. werden die Ergebnisse zu den beiden Gruppen „Sammelschriften mit 
SAPs“ und „Sammelschriften ohne SAPs“ einander gegenübergestellt. Bei den Spra¬ 
chen nicht aufgeführt ist der ungewöhnliche spätägyptische Papyrus P. BM 10808, 
der mit griechischen Buchstaben und demotischen Zeichen sowie Zeichengruppen be¬ 
schrieben ist, die einen mittelägyptischen Text wiedergeben. In den übrigen Kategorien 
wurde der Papyrus mit berücksichtigt. 


Diagramm 4.9. Verteilung von Sprache/Schrift, Materialität, Beschriftungsweise und Format des Schriftträgers 
innerhalb der Sammelschriften u. Einzelanleitungen mit und ohne SAPs 

40 

35 

30 

25 

20 

15 

10 

5 

0 


37 

n 

37 

n 

35 

i 


r 

31 











27 




r 


216 





2 

1 



: 







16 



lö 

n 








12 



12 



n 

10 



rv 









7 

5 m 

4 








6 

A 


■ 









1 

■ n 



2 3 

1 1 111 1 

1 ^ J ■■ II 1_ r 






1 


fefc 

total 


Griechisch 

Demotisch 

Koptisch 

Griech.- Griech.- 

Dem. Kopt. 

Papyrus 

Pergament Leder Ostrakon 

einseitig 

beidseitig 

Rolle Kodex 


□ ohne SAPs ■ mit SAPs □ in Liste (ohne sichere SAPs) 


Festgehalten werden kann, dass mindestens 37 der 87 Sammelschriften und Einzelan¬ 
leitungen SAPs enthalten (43%), hinzukommen die 13 Schriften mit unklarer Überliefe¬ 
rung. Von einer untergeordneten Rolle scheint zunächst entsprechend nicht die Rede 
sein zu können, im Gegenteil, die Häufigkeit von Sammelschriften und Einzelanleitun¬ 
gen, die trotz des überwiegend unvollständigen Überlieferungszustands SAPs enthalten, 
könnte belegen, dass Beschriftung im Rahmen von Praxen zur Interaktion mit höheren 
Mächten nicht als ungewöhnlich betrachtet wurde. 

Eine tiefergehende Überprüfung dieser Hypothese wird im nächsten Kapitel vorgenom¬ 
men. 


35 






























































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 4.1. Bekannte Fundkontexte der untersuchten Sammelschriften 


Fundort 

Sammelschrift 

Kontext 

Abusir el Melek 

PGM CXXII (SM 72), P. Berol. inv. 21243 (1. vC/ 

Aus der Kartonage eines 


nC) 

Mumiensargs, „die mehre¬ 
re Dutzend Urkunden aus 
dem Archiv eines gewissen 
Athenodoros, Dioiketes und 
Epistates im herakleopo- 
litischen Gau zur Zeit des 
Augustus“ enthielt (Brashear 
(1979), 261). 

Antinoopolis 

PGM XCIII, P. Ant. 11,65 (5. Jh.); 

PGM XCV, P. Ant. III, 140 (576. Jh.); PGM 

XCIV, P. Ant. 11,66 (5. | 6. Jh.) 


Fayum 

PGM XXXVI, P. Oslo 1, 1 (4. Jh.) 


Fayum? 

PGM CXXIX (SM 81), P. Berol. 21260 (3. Jh.) 


Gegend um Me- 

Ms. Copt. 136 (576. Jh.) 

gekauft von Dr. David As- 

dinet al-Fayoum? 


kren in Medinet al-Fayoum 

Hermupolis, el- 

PGM LXI 11, P. gr. Vindob. 323 (2.-3. Jh.); 


Ashmunein 

PGM XXIIa., P. Berol. inv. 9873 (BGU IV, 1026) 
(475. Jh.) 


Memnoneia - 

JdE 45060 

In situ gefunden in einem 

Djeme (Theben 

677. Jh.? 

roten Tongefäß, das im 

West), Dra‘ Abu 


Boden einer Mönchszelle 

el-Naga 


vergraben war. 

Memphis 

PGM VI, P. Lond.47 (2. | 3. Jh.) 


Oxyrhynchos 

PGM XCVII, P. Köln inv. 1886 (273. | 374. Jh.); 
PGM XXIVa., P. Oxy. 886 (3. Jh.); 

PGM XXIVb., P. Oxy. 887 (3. Jh.); 

SM 79, P. Oxy. LVI, 3834 (3. Jh.); 

SM 85, P. Oxy. XLVI 3298 verso, 41-44 (3. Jh.); 

P. Oxy. LVIII, 3931 (374. Jh.); 

SM 86, P.Oxy. LVI 3835 (374. Jh); 

PGM Cll, P. Oxy. 2753 (4. Jh.); 

SM 88, P. Oxy. inv. 72/65 (a) („Philinna Papy¬ 
rus“) (4. Jh.); 

SM 90, P. Oxy. XXXVI, 2753 (4. Jh.) 

P. BM 10808 (2. Jh.) 

Fund-Nr. 3B, 29F. 

Theben 

PGM Va, Loses Blatt in P. Holmiensis, p. 421 
(o. Dat.) 


„Thebanische 

PDM xiv, PGM XIV, P. Leiden 1 383 und P. BM 


Bibliothek“ 

10070 (2.-3. | 3. Jh.); 

PDM xii, PGM XII, P. Leiden 1 384 (273. Jh. | 4. 
Jh.); 

PGM IV, P. Bibi. nat. suppl. gr. no. 574 (4. Jh.); 
PGM XIII, P. Leiden 1395 (4. Jh.); 

PGM V, P. London 46 (4. Jh. | 4. Jh.?) 


evtl. „Thebani¬ 

PGM LXI, pdm Ixi, P. BM 10588 (3. Jh.) (s.u.); 


sche Bibliothek“ 

PDM Suppl., P. Louvre E 3229 (3. Jh.); 

PGM VII, P. Lond. 121 (3+4. Jh.); 

PGM II, P. Berol. inv. 5026 (4. Jh.); 

PGM III, P. Mimaut 1-4, Inv. nr. 2396 (4. Jh.); 
PGM 1, P. Berol. inv. 5025 (475. Jh.) 



PGM LXI, pdm Ixi, P. BM 10588 nach Quack (2008), 356 wohl nicht Teil der „Thebanischen Biblio¬ 
thek“. 


36 


















4 - Sammelschriften 


Tabelle 4.2. Zeilenumfang (ca.) der untersuchten Sammelschriften (86) (#, *: s. S. 12) 


Sammelschrift 

Zeilenan¬ 
zahl total 

Maße in cm (HxB) 

Griechisch 

Demotisch 

Koptisch 

PGM XX 

19 

10x4 

19 



PGM CXVII (SM 71) 

ca. 72 

23 Fragmente 

ca. 72 



PGM CXXII (SM 72) 

57 

33,9x29,7 

57 



#PGM LXXXV 

6 


6 



PGM #LVII + #LXXII 

73 

LVII: 32x22; LXXII: 13,5x9 

73 



PGM CIN (SM 73) 

24 

12x7 

24 



P. BM 10808 

53 (+8) 

15,3x16,8 und 14,0x11,1 

Mittelägyptisch mitgriech. Buch¬ 
staben: 53; plus 8 erhaltene Zeilen 
voces magicae und Demotisch 

#SM 74 

21 

12,8x8 

21 



#SM 75 

22 

11,7x5,8 

22 



PGM LXIX 

3 

3,5x16,5 

3 



PGM LXXVII 

24 

7,5 x 20 

24 



#PGM LXIII 

28 

18x 10 

28 



#P. Duke 729 

54 

14,8x10,4 

54 



PGM LXXI 

8 

7x20,7 

8 



#PGM Xlc. 

19 

22 x 12,5 

19 



PGM VI 

47 

34x22 

47 



#*PDM xiv , PGM XIV 

1254 

24 x 500 

27 

1227 


#*PDMxii, PGM XII 

659 

22 x 360 

495 

164 


*#PGM LXI, pdm Ixi 

287 

k.A. 

71 

216 


#/*PDM Suppl. 

218 

27,5 xk.A. 

10 

208 


SM 79 

34 

21 x 21 

34 



P. Berol. 11734 

140 

29x27 

140 



*#PGM LXII 

106 

30,6 x 18,9 

106 



#PGM CXIXa. (SM 82) 

11 

8,5 c 8 

11 



PGM Xlb. 

5 

14,5 x 12,5 

5 



PGM LII 

26 

18x 12 

26 



SM 91 

8 

7x5,9 

8 



#PGM CXIXb. (SM 82) 

5 

3x9 

5 



*PGM XXIVa. 

25 

21,3 x 12,5 

25 



#PGM XXIVb. 

15 

10,6x5,8 

15 



PGM CXXIX (SM 81) 

7 

8,2x5 

7 



#PGM LXXVIII 

14 

23,5x9 

14 



#SM 85 

44 

7x 19 

44 



*PGM LXX 

51 

14,2 x 15,2 

51 



PGM CV (SM 87) 

15 

17 x 13,5 

15 



PGM LXXIX 

7 

9x14,4 

7 



PGM LXXX 

5 

8,5x20 

5 



P. Oxy. LVIII, 3931 

13 

9,5x20 

13 



PGM LXVII 

24 

5 Fragmente 

24 



#SM 86 

34 

A: 14,8 x 17,2; B: 1,3 x 1,3 

34 



#PGM LXXXVI (SM 80) 

7 

10x4,5 

7 



#*PGM VII 

1026 

33x200 

1026 



*#PGM IV 

3247 

27-30,5x9,5-13 

3161 


86 

*PGM XIII 

1077 

26,5 x 15-15,5 

1077 



*PGM XXXVI 

371 

24,3 x 244 

371 



#PGM III 

731 

27 x 103; 27x34,5; 27 x 19 

642 


89 

PGM XXI1 b. 

35 

38x27 

35 



#*PGM II 

183 

33x94 

183 



#PGM XIXb. 

18 

13x 12 

18 



#PGM LVIII 

39 

24 x 10 

39 



SM 88 

19 

15x5,5 

19 




37 






























































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SM 89 

10 

9x 10 

10 



SM 90 

21 

4 Frgm, das größte 15,5 x 15 

21 



#PGM XXXVIII 

26 

11 x 6,5 

26 



PGM Cll 

17 


17 



*#PGM V 

489 

wie PGM IV, ca. 28x12 

489 



*PGM XXIIa. 

27 

32 x 13 

27 



*PGM 1 

347 

33,5x80,2 

347 



*PGM X 

50 

25x30 

50 



#PGM XC (SM 92) 

18 

12x9,5 

18 



*PGM VIII 

110 

28x49 

110 



#PGM IX 

14 

10x28 

14 



SM 93 

7 

4,2 x 8,2 

7 



Michigan 4932f 

30 

14 x 13,3 



30 

*PGM Xla. 

40 

Preisendanz: 28 x 38,5 (Pro¬ 
portionen?) 

40 



*P. Michigan 593 

338 

15,3-16 x 15,3-17,3 



338 

PGM XLVI 

8 

12x7,6 

4 



PGM XCIII 

21 

4,6 x 6,6 

21 



PGM CXXVI a-b (SM 

95) 

38 

24,3x21,3 

38 



*PGM CXXIIIa (SM 96) 

72 

div. Frgm.; das größte 86 x 14 

72 



#PGM CXXIV (SM 97) 

44 

24 x 14,7 

44 



#PGM XCIV (SM 94) 

60 

11,8 x 13,3 

60 



*#Ms. Copt. 136 

240 

10,5 x 12,4 

48 


192 

P. Mil. Vogl. Copt. 16 

64 

ca. 9,5 x 9 



64 

PGM XCV 

18 

5,5 x 12 

18 



#P. Michigan 593 a 

18 

18,4x22,9 



18 

*#Hay 10391 

118 

19 x 5,1 (unten: 3,8) 



118 

PGM LXV 

7 

13,5 x 10 

7 



#Yale P.CtYBR inv. 

1791 

84 

37,3 x 25,4 



84 

*JdE 45060 

83 

32,5 x 113 



83 

Hay10434 

37 

C: 15,2x6 D: 13,3x8,3 



37 

Hay 10414 

50 

28,3 x 12,1 



50 

#Hay 10122 

56 

35,6x8,3 



56 

Hay 10376 

28 

40,6x24,1 



28 

#Or 6796 (1-3) 

165 

1) 9 Fragmente, B total: 44 
cm; (2): 18x71,5; (3) 18 x 

44,5 



165 

#OM Copt. 6794 

61 plus 
vorherige 
voces 
magicae 

59 x 16,5 (H?, W?) 



61 plus 
vorherige 
voces 
magicae 

PGM Va 

3 

k.A. 

3 



total 

13117 


9742 

1815 

1499 




plus P.BM 10808 


38 














































4 - Sammelschriften 



P. BM 10808 wird hier aufgrund seiner sprachlichen und schriftlichen Besonderheiten dun¬ 
kelgrau markiert. 


39 



















































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 



o 

CO 

(£2 

3 

3 

3 

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3 51 


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5L 

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40 

























































































































4 - Sammelschriften 


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Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


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4 - Sammelschriften 



43 

























































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


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b fr *#Ms. Copt. 136 > 

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b § *#Hay10391 

b § #Yale P.CtYBR inv. 1791 

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#0M Copt. 6794 


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4 - Sammelschriften 


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45 












































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


5. Von der Grundlage zum Gegenstand: Die Anleitungen 

5.1. Übersicht 

Die Grundlage der Untersuchungen wird von den 37 Sammelschriften und Einzelan¬ 
leitungen gebildet, die Anleitungen zur Herstellung und Handhabung schrifttragender 
Artefakte beinhalten. Deren chronologischer Rahmen umfasst das 1 . 12 . - 7. Jahrhundert. 

Von diesen 37 sicher einzuordnenden Quellen bestehen fünf aus einer einzelnen Anlei¬ 
tung, darunter zwei 1 , die vollständig überliefert sind und grundsätzlich als Einzelschritt 
verwendet worden sein könnten. Daher wird im weiteren Verlauf des Kapitels von „Sam¬ 
melschriften und Einzelanleitungen“ gesprochen, die alleinige Verwendung des Termi¬ 
nus Sammelschrift wäre irreführend. 

Eine exakte Abgrenzung der individuellen Inhalte ist nicht in jedem Fall möglich. Hinzu 
kommen Anleitungen, deren Anfang oder Ende zerstört ist und deren exakte Zeilenzahl 
nicht mehr rekonstruiert werden kann. 

Dennoch ist es sinnvoll, die Verteilung der Anleitungen und Inhalte so genau wie möglich 
abzugrenzen, um so ein klares Bild von der Überlieferungssituation einerseits, und dem 
Anteil SAP-enthaltener Praxisanleitungen andererseits gewinnen zu können. 

5.2. Die Anleitungen in den 37 Sammelschriften und Einzelanleitungen 

In den 37 Sammelschriften und Einzelanleitungen sind 567 Praxisanleitungen und ab- 
grenzbare Inhalte, wie z.B. Hymnen, überliefert. Davon sind 312 in Griechisch (55%), 
128 in Demotisch (23%), 111 in Koptisch (20%) verfasst. Hinzukommen 16 bilingue Tex¬ 
te, jeweils acht in Demotisch und Griechisch (1%) sowie in Koptisch und Griechisch 
(1%). Die große Mehrheit der Anleitungen wurde einsprachig verfasst, auch innerhalb 
der bilinguen Sammelschriften. 

5.3. Anleitungen mit SAPs 

Von den 567 überlieferten Texten enthalten 188 Praxisanleitungen zur Herstellung und 
Handhabung schrifttragender Artefakte. 130 Anleitungen wurden in Griechisch verfasst 
(69%), 24 in Koptisch (13%), 12 in Demotisch (6%), neun in Demotisch mit griechischen 
Schrift-, nicht jedoch Sprachelementen (5%), sechs in Demotisch-Griechisch / Grie¬ 
chisch-Demotisch (3%) und sieben in Griechisch-Koptisch / Koptisch-Griechisch (4%). 

Bei den neun Demotischen Texten mit griechischen Schriftelementen sind die griechi¬ 
schen Buchstaben in der Regel oberhalb des demotischen Textes als Glossen wieder¬ 
gegeben (s. die Katalogdatensätze mit einem „S“ in der Kennzeichnung“). 

i PGM XXIVa und PGM Xla. 


46 




5 - Anleitungen 


Diagramm 5.1. gibt die sprachliche Verteilung der 188 Anleitungen zur Herstellung und 
Handhabung schrifttragender Artefakte wieder. 


Diagramm 5.1. Sprachverteilung der 188 untersuchten Anleitungen 



130 












24 



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7 

1 1 


Griechisch Demotisch Demotisch-Griechisch Demotisch-griechische Koptisch Griechisch-Koptisch 

Schrift 


Die chronologische Verteilung der Anleitungen mit SAPs kann in vier Phasen gegliedert 
werden: Eine frühe, die das 1./2. bis frühe 3. Jh. umfasst, eine mittlere, zu der das 3. 
und 4. Jh. gezählt werden, eine späte, die den Zeitraum des 5. bis 6. Jh. einschließt und 
eine ausklingende Phase, die vom späten 6. Jh. bis zur arabischen Eroberung Ägyptens 
andauert. 

Aus dem Beginn der frühen Phase sind nur wenige Zeugnisse überliefert, an das Ende 
der Phase können die beiden bilinguen Sammelschriften PGM XlV/pdm xiv und PGM 
Xll/pdm xii eingeordnet werden. In PGM XlV/pdm xiv sind noch deutlich mehr Anleitun¬ 
gen ohne SAPs als mit SAPs enthalten, in PGM Xll/pdm xii zeigt sich ein entgegen¬ 
gesetztes Verhältnis, hier überwiegen die Anleitungen, die SAPs involvieren. Dennoch 
ist die Anzahl überlieferter Anleitungen mit schrifttragenden Artefakten aus der frühen 
Phase gering. 

In der mittleren Phase steigt nicht nur das Vorkommen schrifttragender Artefakte in Pra¬ 
xisanleitungen, auch das Verhältnis der Anleitungen ohne SAPs gegenüber Anleitungen 
mit SAPs verschiebt sich zugunsten der letzteren. Die größte Anzahl überlieferter SAP- 
Anleitungen ist der mittleren Phase zuzuordnen. 

Die späte Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass sowohl die Anzahl der SAP-Anlei- 
tungen stark zurück, als auch ihr Verhältnis gegenüber Anleitungen, die keine SAPs 
beinhalten, deutlich sinkt. Es sind zahlreiche Praxisanleitungen aus dem Zeitraum über¬ 
liefert, schrifttragende Artefakte werden jedoch nur selten verwendet. 

In der ausklingenden Phase ändert sich das Bild noch einmal. Die Anzahl überlieferter 
schrifttragender Artefakte in Praxisanleitungen nimmt wieder etwas zu, vor allem aber 


47 


































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


verlagert sich das Verhältnis gegenüber Anleitungen ohne Artefakte wieder deutlich zu¬ 
gunsten der Anleitungen mit Artefakten. 

Die vier Phasen zeigen - soweit es die Überlieferung zulässt - eine periodische Entwick¬ 
lung bei der Verwendung schrifttragender Artefakte in Praxisanleitungen, die im 3. und 
4. Jh. ihren Höhepunkt erreicht, dann abklingt, und im 6./7. Jh. einen zweiten, wesentlich 
geringeren, aber deutlich erkennbaren Höhepunkt durchläuft. Möglicherweise reflektiert 
der zweite Peak die Auswirkungen der Bedrohung durch die Araber und der Eroberung 
Ägyptens auf das tägliche Leben der Einheimischen, wodurch ein gesteigertes Interesse 
an Praxen zur Interaktion mit höheren Mächten erklärt werden könnte, die als Produkt 
ein Artefakt mit der eigenen Schrift und der eigenen Sprache hervorbringen. Dafür sprä¬ 
che, dass die Mehrheit der späten Artefakte autark verwendet werden soll, dagegen, 
dass diese Artefakte überwiegend zerstört oder vergraben werden. Auch die Inhalte re¬ 
flektieren keine vermehrte Furcht. Schutz, Heilung, Herbeiführung und weitere, teilwei¬ 
se bekannte, teilweise neue Funktionen sind mit den Anleitungen überliefert. Vielleicht 
wird hier ein Bedürfnis nach einer vergangenen Zeit und älteren Traditionen greifbar. 
Vielleicht ist der Peak aber auch einfach nur Zeugnis einer zufälligen Überlieferung. Zur 
Überprüfung der möglichen Erklärungen müssten weitere Quellen herangezogen wer¬ 
den. In Diagramm 5.2. wird die chronologische Verteilung der Anleitungen mit und ohne 
schrifttragende Artefakte dargestellt. 


100 

90 

80 

70 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

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Diagramm 5.2. Chronologische Verteilung der Anleitungen mit und ohne Angaben SAP 


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1 . 12 . 2. Jh. 2./3. 273. | 273. | 3. Jh. 3./4. 4.Jh. 4. Jh. 4./5. 475. | 4.-6. 5. | 5.16 . 576 . 576 . 6./7 . 6./7 . 7.Jh. 

Jh. Jh. 3. Jh. 4. Jh. Jh. 14. Jh. 5.Jh. Jh. 5./6. Jh. Jh. Jh.? Jh. Jh.? 

Jh.? Jh. 


□ ohne SAP D mit SAP □ Liste 


Die Häufigkeit und die Verteilung der Anleitungen, die schrifttragende Artefakte enthal¬ 
ten, ist innerhalb der einzelnen Sammelschriften sehr unterschiedlich. Während in PGM 
XlV/pdm xiv aus dem 273 | 3. Jh. lediglich in zehn von 98 Anleitungen SAPs auftreten, 
sind sie in PGM VII aus dem 3. Jh. 2 in 38 von 79 Anleitungen belegt. Die koptische 
Sammelschrift P. Michigan 593 aus dem 4.-6. Jh. enthält hingegen nur in drei von 37 An¬ 
leitungen ein SAP. Die Verteilung der Anleitungen mit SAPs ist sehr inhomogen, sowohl 
innerhalb einer Sammelschrift, als auch bei einem Vergleich der Sammelschriften unter¬ 
einander. In keiner Sammelschrift wurden sie in einem einzigen zusammenhängenden 

2 Auf dem in das 4. Jh. datierten Teil des Papyrus sind keine Anleitungen mit SAPs überliefert. 


48 































































5 - Anleitungen 


Block aufgeschrieben, was belegt, dass die Involvierung von Schrift in einer Praxis kein 
Sortierungskriterium bei der Kompilierung einer Praxissammlung darstellte. In PGM XII/ 
pdm xii und PGM XXXVI sind deutlich mehrere Blöcke aufeinander folgender Anleitun¬ 
gen mit SAP erkennbar, allerdings immer wieder unterbrochen von Anleitungen ohne 
SAPs. Eine systematische Verwaltung derjenigen Anleitungen mit SAPs ist in keiner 
Sammelschrift erkennbar. Siehe Abb. 5.1. am Ende des Kapitels, in der die Verteilung 
der Anleitungen mit SAPs innerhalb der einzelnen Sammelschriften farblich markiert ist. 


5.3.1. Schrifttragende Artefakte in Praxisanleitungen 

In den 188 überlieferten Anleitungen wird die Herstellung und Handhabung von 268 
Artefakten beschrieben, d.h., dass in verschiedenen Praxen mehrere SAPs verwendet 
werden. 202 Artefakte werden in griechischen Anleitungen beschrieben (75%), 24 in 
koptischen (9%), 13 in demotischen (5%), elf in griechisch-koptischen (4%), neun in de- 
motisch-griechischen (3%), und neun in demotischen Anleitungen (3%), die griechische 
Schriftelemente enthalten. Siehe Diagramm 5.3. für eine Übersicht über die Sprachver- 
teilung der Artefaktbeschreibungen. 


Diagramm 5.3. Sprachverteilung der Artefaktbeschreibungen 


202 









24 

13 11 g g 

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Griechisch Koptisch Demotisch Griechisch-Koptisch Demotisch-Griechisch Demotisch-griechische 

Schrift 


Schrifttragende Artefakte können im Mittelpunkt einer Praxis stehen und das zentrale 
Element darstellen, in diesem Fall kann von einer autarken Verwendung gesprochen 
werden, oder sie sind in eine übergeordnete Praxis eingebunden und nehmen keine 
zentrale Rolle ein. In verschiedenen Fällen ist die Zuordnung aufgrund der Überliefe¬ 
rungssituation oder des Verständnisses der Inhalte nicht eindeutig möglich, die entspre¬ 
chenden Anleitungen werden der Gruppe „U“ (unklar) zugeordnet. 

171 der Artefakte sind in übergeordnete Praxen eingebunden, 60 werden autark ver¬ 
wendet. Ein Artefakt kann sowohl autark, als auch eingebunden verwendet werden. 36 
Artefakte können nicht eindeutig einer autarken oder übergeordneten Praxis zugewie¬ 
sen werden. 

Drei der autarken Artefakte werden in demotischen Anleitungen beschrieben, 15 in kopti- 


49 


























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


sehen, 41 in griechischen und eines in einer bilinguen demotisch-griechischen Anleitung. 
Hinzu kommt das eine Artefakt, dass in beiden Verwendungen auftritt und das in einer 
griechischen Anleitung beschrieben wird. Während bei den griechischen, demotischen 
und bilinguen Anleitungen die Einbindung eines SAPs in eine übergeordnete Praxis 
überwiegt, treten in den koptischen Anleitungen häufiger autarke Artefakte auf. Im Fall 
der koptischen Artefakte handelt es sich jedoch möglicherweise um eine Fehlinterpreta¬ 
tion, zu deren Klärung Detailstudien notwendig wären (s.o.). 

Anleitungen, die die Herstellung und Handhabung eines autarken Artefakts beschreiben, 
weisen einen wesentlich geringeren Umfang auf als Anleitungen, in denen SAPs eine 
untergeordnete Rolle spielen. 

Ein einziges autark zu verwendendes Artefakt könnte bilingue in Griechisch und Demo¬ 
tisch zu beschriften gewesen sein. Bei dem demotischen Teil ist allerdings unklar, ob er 
zu sprechen oder zu schreiben war. Bei dem griechischen Teil handelt es sich um voces 
magicae, die mit griechischen Buchstaben geschrieben wurden und bei denen es sich 
nicht um Glossen handelt. 

5.4. Zusammenfassung 

Aus 37 griechischen, demotischen, koptischen und bilinguen Sammelschriften und Ein¬ 
zelanleitungen des 1.-7. Jh. sind 188 Praxisanleitungen überliefert, in denen die Her¬ 
stellung und Handhabung von insgesamt 268 schrifttragenden Artefakten beschrieben 
wird. Dreiviertel der Artefakte wird in griechischen Anleitungen beschrieben, rund 10% 
in koptischen und 5% in demotischen Anleitungen. 10% der Artefakte treten in bilinguen 
Anleitungen auf, wobei seltener die Anweisungen, sondern häufiger die Beschriftungen 
zweisprachig sind. 

Es können vier chronologische Phasen unterschieden werden: eine frühe, eine mittlere, 
eine späte sowie eine ausklingende. Die meisten Anleitungen und Artefakte datieren in 
die mittlere Phase, ein zweiter kleinerer Peak ist in der ausklingenden Phase erkennbar. 

In griechischen Anleitungen ist es nicht ungewöhnlich, dass mehrere SAPs innerhalb 
einer Praxis verwendet werden. Die größte Anzahl beschrifteter Artefakte - insgesamt 
17 Papyri - tritt in der Anleitung PGM IV, 2373-2440 auf. In den koptischen Anleitungen 
zeigt sich ein anderes Bild, dort tritt überwiegend ein schrifttragendes Artefakt in einer 
Anleitung auf. Auch in den demotischen und den bilinguen Anleitungen werden nur sel¬ 
ten mehrere SAPs innerhalb einer Praxis verwendet. 

Anleitungen, die SAPs enthalten, wurden in den Sammelschriften nicht von den übrigen 
Anleitungen getrennt aufgeschrieben, sondern finden sich überden gesamten Schriftträ¬ 
gerverteilt. In wenigen Fällen wurden mehrere Anleitungen mit SAP in kleineren Blöcken 
zusammengefasst, jedoch nicht so, dass eine klare Kompilierungsstruktur erkennbar 
wäre. 


50 



5 - Anleitungen 


61 schrifttragende Artefakte stehen im Zentrum ihrer Anleitungen und werden autark 
verwendet. Ein autarkes Artefakt ist das zentrale Element einer Praxis, sämtliche Hand¬ 
lungen beziehen sich darauf. Es ist damit das einzige Objekt, von dem mit Sicherheit 
davon ausgegangen werden kann, dass es sowohl die vermittelnde, als auch die bin¬ 
dende Funktion einer Praxis übernehmen soll. Diese besondere Gruppe schrifttragender 
Artefakte wird innerhalb der folgenden Kapitel separat besprochen. Sie die Grundlage 
für die abschließende Diskussion. 

Damit ist der Weg von der Ausgangsbasis über die Grundlage zum Gegenstand der 
Arbeit abgeschlossen, und die Untersuchung der schrifttragenden Artefakte in Praxisan¬ 
leitungen kann beginnen. 


51 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Abbildung 5.1. Verteilung der SAPs innerhalb der Sammelschriften 

Hier sind die Häufigkeit und die Verteilung der Anleitungen, die ein oder mehrere SAPs enthalten, 
im Verhältnis zu den Anleitungen ohne SAPs visualisiert. Grün: Anleitung mit einem oder mehre¬ 
ren SAPs, Orange: Anleitung ohne SAP, Rosa: potentielles SAP in Liste. Jede Zeile ist identisch 
mit einer Anleitung, unabhängig von deren Umfang. Einzelanleitungen sind nicht abgebildet. 



52 























































































































































6 - Materialität der Schriftträger 


6. Die Materialität der Schriftträger 

6.1. Übersicht 

ln den Praxisanleitungen sind weit mehr Materialien für Schriftträger überliefert, als ar¬ 
chäologisch bisher nachgewiesen werden konnten. Dies liegt vor allem an ihrer organi¬ 
schen Beschaffenheit, ihrer geringen Größe und den Deponierungsorten. Einige Artefak¬ 
te werden auch zerstört. Während Metalltäfelchen, Gemmen, Papyri und Pergamente 
leicht erkennbar sind und häufig mit anderen Funden vergesellschaftet auftreten, z.B. 
in Grabkontexten, sind beschriftete Blätter und Wurzeln allein aufgrund ihrer geringen 
Größe weniger auffällig und als Artefakte bis dato ungewöhnlich. 

56 unterschiedliche Materialien für einen Schriftträger sind für insgesamt 220 Artefakte 
überliefert, davon 185 aus griechischen, 25 aus demotischen und zehn aus koptischen 
Anleitungen. Bei 31 Artefakten wird keine Angabe dazu gemacht, bei weiteren 17 sind 
die Angaben unklar. In einigen Fällen werden bis zu drei Alternativen für einen Schrift¬ 
träger angegeben. 

Bei dem frühesten eindeutig überlieferten Schriftträger handelt es sich um ein Lorbeer¬ 
blatt aus einer griechische Anleitung des 2. Jh. 1 Eine Alabastertafel aus einer koptischen 
Anleitung des 7. Jh. stellt den spätesten Beleg eines Schriftträgers aus dem Bearbei¬ 
tungszeitraum dar 2 . 

Im Folgenden werden die Materialien der Schriftträger, ihre Bezeichnungen und ihr chro¬ 
nologischer Rahmen der Reihe nach dargelegt. Dies erfolgt für sämtliche Materialien, 
die mindestens zweimal in unterschiedlichen Anleitungen genannt werden. Einmalig 
überlieferte Materialien werden am Ende des Kapitels in Tabelle 6.1. aufgeführt. 

6.2. Schriftträger 
6.2.1. Papyrus 

Papyrus ist das mit großem Abstand am häufigsten genannte Material für einen Schrift¬ 
träger. Er tritt in sämtlichen Sprachen auf und wird in 64 Anleitungen aus 18 Sammel¬ 
schriften angegeben (Griechisch: 50, Demotisch: 11, Koptisch: 3). Die Anleitungen wer¬ 
den zwischen das 2./3. Jh. und 5. Jh. | 5./6. Jh. datiert. Es ist zu beachten, dass in einem 
Fall in einer einzelnen Anleitung 17 Papyrusartefakte hergestellt werden sollen. 

Papyrus wird auf unterschiedliche Weise bezeichnet und häufig zusätzlich qualifiziert. 
Als Bezeichnung in griechischen und koptischen Anleitungen wurde vor allem x«P T hs 
verwendet (42). ßeißAiov, xapTäpiov und t6uio$ treten jeweils einmal und ausschließlich 

1 SAP-G-X0-OO2, P. Genav. inv. 186 (SM 74). 

2 SAP-K-XY-001, OM Copt. 6794. 


53 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


in griechischen Kontexten auf. In den demotischen Anleitungen ist die einzige überlie¬ 
ferte Bezeichnung für Papyrus dm c (11). In einer koptischen Anleitung wird der Begriff 
xcücüMe verwendet, in einer weiteren die Termini npoTcoKoxM^, köxxhh^ und npcin öKOAxou. 

Näher qualifiziert wird Papyrus in den griechischen Anleitungen in 33 Fällen mit dem 
Adjektiv iepa-riKoj. In einem Fall soll wahrscheinlich ein „königlicher“ Papyrus beschriftet 
werden - die Stelle ist allerdings größtenteils rekonstruiert in einem weiteren ein neuer 
Papyrus (kcüvos). Letztere Bezeichnung (nicht der Terminus) ist typisch für die demoti¬ 
schen Texte. Wenn dort Papyrus als Schriftträger näher qualifiziert wird, dann mit dem 
Terminus mfy. Die griechische Anleitung, die neuen Papyrus vorgibt, ist aus keiner bi- 
linguen Sammelschrift, sondern findet sich in PGM V. 3 Die zweithäufigste Qualifizierung 
von Papyrus als Schriftträger ist Ka0ap6s (rein, lOx). Dieses Adjektiv wird nicht nur in 
griechischen, sondern auch in zwei koptischen Anleitungen verwendet. 

In einigen Fällen wird zusätzlich im Verlauf der Anleitung auf den Papyrus als Schrift¬ 
stück Rückbezug genommen. In diesen Fällen können drei verschiedene Termini nach¬ 
gewiesen werden: ttittcckiov (20x) und KÖAArma (3x) in griechischen Anleitungen, mdLt 
(Schriftstück, Buchrolle) einmal in einer demotischen Anleitung. 

In den 50 griechischen Anleitungen ist in 17 Fällen eine Funktion für das beschriftete 
Artefakt angegeben, so dass potentielle Zusammenhänge zwischen Funktion und Mate¬ 
rialität eines Artefakts untersucht werden können - zu welchen Ergebnissen dies führen 
kann, wird sich im Laufe der Arbeit zeigen. Überliefert sind Papyrusartefakte zur Heilung 
(5x), zum Schutz (3x), zur Herbeiführung einer Person (3x), zum Empfang eines Trau¬ 
mes (Ix), zur Trennung zweier Personen voneinander (Ix), zur Beseelung einer Statue 
(Ix), zur Erfüllung einer Angelegenheit (Ix) und als Gedächtnismittel (Ix). In einem Fall 
lässt sich nicht eindeutig bestimmen, ob das Artefakt autark zu verwenden oder als Teil 
einer übergeordneten Praxis zu verstehen ist. 

In einer demotischen Anleitung ist einem Papyrusartefakt die eindeutige Funktion der 
Trennung zweier Personen zugewiesen, in einem zweiten Fall - einer Herbeiführungs¬ 
praxis - ist unklar, ob das Artefakt als autark zu betrachten ist. 

Für zwei Artefakte aus koptischen Anleitungen ist eine Schutzfunktion überliefert. 

Es zeigt sich, dass Papyrusartefakte für sehr unterschiedliche Zwecke verwendet wer¬ 
den konnten. Entsprechend scheint die Wahl des Materials im Falle von Papyrus keine 
wesentliche Rolle in Bezug auf das Ziel einer Praxis gespielt zu haben. Sympathiethe¬ 
oretische Ansätze, die sich auf die Funktion einer Praxis beziehen, können hier aus¬ 
geschlossen werden. Die Verwendung von Papyrus und dessen Bedeutung innerhalb 
einer Praxis, die der Interaktion mit höheren Mächten dient, ist entsprechend nicht als 
inhaltlich-zielorientiert, sondern als handlungstechnisch-zielorientiert zu verstehen. Im 
Mittelpunkt steht die Frage, welches Mittel adäquat für die Kommunikation mit einer 
höheren Macht ist, und nicht, welches Mittel für das Erreichen eines bestimmten Ziels 

3 PGM V, 159-172 => SAP-G-XY-G-002. 


54 




6 - Materialität der Schriftträger 


geeignet ist. Hochwertiger Papyrus war die Antwort. Die Frage nach der Materialität des 
Schriftträgers konzentrierte sich damit auf den frühen Teilausschnitt des => Gesamtpro¬ 
zesses (s. Definitionen), der den Informationsaustausch betrifft, nicht auf den späteren 
Schritt, der die Erfüllung der Forderung umfasst. 

In der archäologischen Überlieferung des Bearbeitungszeitraums überwiegen deutlich 
Papyrusartefakte mit einer Schutz- und/oder Heilfunktion. 4 Seltener, aber nicht unge¬ 
wöhnlich, sind Liebes- und Herbeiführungszauber. 5 Schadenzauber auf Papyri hinge¬ 
gen sind archäologisch nur in geringer Zahl überliefert. 6 Eine systematische thematische 
Übersicht fehlt. 


6.2.2. Zinn 

Zinn ist der mit großem Abstand zu Papyrus am zweithäufigsten genannte Schriftträger 
(16x in sieben Sammelschriften). Der chronologische Rahmen der Anleitungen umfasst 
dabei das 2. Jh. - 6./7. Jh. und ist damit der Weitreichendste innerhalb der Materialanga¬ 
ben. 14x wird das Metall in griechischen Anleitungen vorgegeben, einmal in einer kopti¬ 
schen, in allen 15 Fällen wird der Begriff kccggitepivov verwendet. In einer demotischen 
Anleitung wird Zinn (tm) als alternativer Schriftträger für Silber genannt. Bei Rückbezü¬ 
gen innerhalb der Anleitung auf den Schriftträger sind vier Termini nachweisbar: -rreTaAov 
(5x), Accuva (3x), AemSa und -ttAcckcxv (je Ix). Bis auf ein Vorkommen von -nexaAov in 
einem koptischen Text wurden sämtliche anderen Begriffe in griechischen Anleitungen 
verwendet. 

Zu neun griechischen und einem koptischen Zinnartefakt sind konkrete Funktionen über¬ 
liefert. Sie umfassen Schutz (3x), Heilung (2x), Liebe/Herbeiführung (3x, davon Ix kop¬ 
tisch und Ix unsicher), eine nicht näher spezifizierte Bindung und einmal ein Funktions¬ 
paket, das Gewinn von Liebe, Gunst, Erfolg und von Freunden umfasst. 

Zinn als Schriftträger wurde sowohl für mehrere positive Zwecke, als auch zur eigennüt¬ 
zigen Manipulation Dritter und des Laufs der Dinge verwendet. Damit lässt sich auch für 
dieses Material keine klare Verbindung zwischen Material und Funktion belegen. 

Mir ist kein archäologisch dokumentierter Fall eines als Zinn identifizierten Schriftträgers 
innerhalb der hier behandelten Kontexte bekannt. Das Täfelchen aus Amorgos (Grie- 


4 s. z.B. de Bruyn, Dijkstra (2011). Die Mehrheit der 186 aufgeführten Amulette, überwiegend aus dem 4.-6. Jh., wurde 
auf Papyrus verfasst. 

5 Liebeszauber mit Haareinlage (1. Jh. Chr., Paris, Louvre P. 3378 = PGM XVI), Herbeiführung mit Haareinlage (3. Jh., 
Princeton University Library, P.Princ. II 76 = SM 40), Herbeiführungszauber (4. Jh., Oslo, Universitätsbibliothek, P. 4, 
4), Herbeiführung (4. Jh. Köln, Institut für Altertumskunde der Universität Köln, P. Köln inv. 5514 = PGM CVIII, SM 43), 
Liebesbindezauber, in den zwei zusammengeschmolzene Wachsfiguren gewickelt waren; in einem Tontopf deponiert 
gefunden (5. Jh., FO: nördlich von Assiut, Köln, Institut für Altertumskunde der Universität Köln, P. Köln inv. 3323). 

6 Einer der frühesten griechischen Papyri aus Ägypten ist die „Verwünschung der Artemisia“ aus dem 4. Jh. v. Chr. 
(G. 1 Pap., Wien, Österreichische Nationalbibliothek = PGM XL), die insbesondere im Zusammenhang mit den de¬ 
motischen Briefen an Götter zu diskutieren wäre; s. dazu Björn Paarmann, Joachim F. Quack, Die Gründung des 
Sarapiskults in Ägypten, in: Nicolas Zenzen, Tonio Hölscher, Kai Trampedach (Hrsg.), Aneignung und Abgrenzung. 
Wechselnde Perspektiven auf die Antithese von ‘Ost’ und ‘West’ in der griechischen Antike (erscheint voraussichtlich 
2014). Spätere Beispiele: Fluch des Neilammon (3. Jh., P. 9,418, UB Leipzig = PGM LI), Herbeiführung eines Streits 
(3./4. Jh., Kairo, Museum, JdE 60139 = PGM LXVI), Bitte um göttliche Bestrafung eines Gegners (6. Jh., P. 19929, 
Wien, Österreichische Nationalbibliothek). 


55 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


chenland), das bisweilen als „fer blanc“ zitiert wird, wird in der Originalpublikation als 
Bleitafel beschrieben. 7 


6.2.3. Leinen (s. auch Stofflappen) 

Leinen wird 13x als Schriftträger in griechischen (9x) und demotischen (4x) Anleitungen in 
sechs Sammelschriften aus dem 2.13. Jh. | 3. Jh. - 4./5. Jh. genannt. In den demotischen 
Schriften ist der verwendete Terminus ss-nsw (Königsleinen), in zwei Fällen zusätzlich 
qualifiziert mit dem Adjektiv w c b (rein). In den neun griechischen Anleitungen wurden 
vier Substantive verwendet: ßuaaos (4x), 60oviov (2x), aiv5cbv/aiv56va (2x) sowie Aivov 
(Ix). In vier Fällen wurde das Leinen auch hier zusätzlich als Ka0apo$ (rein) qualifiziert. 
Bei Rückbezügen auf den Schriftträger innerhalb der griechischen Anleitungen wird der 
Terminus päKos verwendet. In den demotischen Anleitungen handelt es sich in allen vier 
überlieferten Fällen um einen Docht. 

In fünf Fällen ist ein konkreter Kontext angegeben, die Artefakte werden zur Heilung, 
Offenbarung, Weihe und als Schutzmittel verwendet. Die beiden Weiheverwendungen 
entstammen derselben Sammelschrift, es handelt sich grundsätzlich um die gleiche Pra¬ 
xis, die in zwei Versionen überliefert wird. In einem weiteren Fall kann die Funktion der 
Herbeiführung aus dem Inhalt erschlossen werden. 

Hier scheint es, dass Leinen ausschließlich in Kontexten belegt ist, die nicht die mittelba¬ 
re Manipulation einer dritten Person involvieren. Dies ist jedoch nur bedingt haltbar, da 
vier weitere Artefakte aus Stoff belegt sind, die im Rahmen manipulativer Zwecke ver¬ 
wendet werden. Ihre exakte Materialität lässt sich nicht eindeutig feststellen, es könnte 
sich jedoch um Leinen handeln, so dass zu den hier erschlossenen Kontexten, in denen 
Leinen in den Anleitungen verwendet wird, weitere Kontexte hinzuzufügen wären. 

Das einzige aus dem Bearbeitungszeitraum archäologisch überlieferte schrifttragende 
Artefakt aus Leinen stammt aus Ägypten mit unbekanntem Fundort und wird in das 3./4. 
Jh. datiert, aufbewahrt wird es in Köln. 8 Es handelt sich um einen Herbeiführungszauber, 
wobei der Schriftträger an den Rändern stark ausgefranst ist und in der Mitte einige Lö¬ 
cher aufweist. Eine rot-bräunliche Substanz am oberen Rand wurde bisher nicht näher 
untersucht. In PGM II, 145-150, 167-175 wird als Beschreibstoff ein nicht näher qualifi¬ 
zierter Stofffetzen vom Gewand eines gewaltsam gestorbenen Menschen angegeben, 
das Ziel der Praxis ist dort der Erhalt einer Offenbarung. Möglicherweise liegt hier ein 
Beleg für die Verwendung eines ebensolchen Schriftträgers vor. 


7 Siehe Th. Homolle, Inscriptions cTAmorgos, in: Bulletin de correspondance hellenique 25 (1901), 430-456. Siehe 
Kotansky (1994) für eine ausführliche Diskussion der Lamellae mit bekanntem Fundkontext. Eine aktuelle Checkliste 
mit 165 griechischen, lateinischen, hebräischen und aramäischen Lamellae ist durch die Autorin in Bearbeitung. 

8 Köln, Institut für Altertumswissenschaften, Universität Köln, Inv. nr. 5512 = PGM CVII. 1-19 = SM 44 (3./4. Jh.). Inter¬ 
essant ist in diesem Zusammenhang das sog. „Liber Linteus“ in Zagreb, eine etruskisch beschriftete Mumienbinde 
einer namentlich überlieferten Ägypterin wohl aus dem 3. Jh. v. Chr. Siehe für die Erstedition Jakob Krall, Die etrus¬ 
kischen Mumienbinden des Agramer National-Museums, Wien 1892. Für jüngere Bearbeitungen siehe z.B. L. B. van 
der Meer, Liber linteus zagrabiensis. The Linen Book of Zagreb. A Comment on the Longest Etruscan Text, Louvain/ 
Dudley, 2007. 


56 




6 - Materialität der Schriftträger 


6.2.4. Stoff lappen (s. auch Leinen) 

Vier Stofflappen, bei denen nicht eindeutig zu bestimmen ist, ob es sich um Leinen 
oder ein anderes Material handelt, werden in zwei griechischen und zwei demotischen 
Anleitungen aus vier unterschiedlichen Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. als 
Schriftträger genannt. In den beiden griechischen Fällen wird das Material als Lappen 
(pötKos) bezeichnet, in den demotischen als tys. In einem Fall soll der Lappen rein sein 
(Kaöapos), in dem anderen muss das Material von einem gewaltsam Gestorbenen ge¬ 
nommen werden 9 . Einer der demotischen Lappen wird zum Einbalsamieren verwendet. 

In einer der beiden demotischen Anleitung wird das Artefakt als Trennungsmittel ver¬ 
wendet, wobei unklar ist, ob es sich dabei um ein autark zu verwendendes oder ein 
eingebundenes Artefakt handelt. In der zweiten demotischen Anleitung ist das Ziel der 
ÜP die Herbeiführung einer begehrten Person. Die beiden griechischen ÜPs dienen der 
Offenbarung. Siehe für weitere potentielle Kontexte, in denen Stofflappen verwendet 
werden konnten, unter => 6.2.3. Leinen. 

Für ein archäologisches Zeugnis s. ebenfalls unter 6.2.3. Leinen. 


6.2.5. Lorbeerblätter 

Lorbeerblätter sind 12x als Schriftträger überliefert, 11x davon in griechischen Schrif¬ 
ten, einmal in einer demotischen. In der demotischen Anleitung wird der griechische 
Begriff übernommen. Der chronologische Rahmen der Anleitungen aus insgesamt zwölf 
Sammelschriften umfasst das 2. Jh. - 5. Jh. | 5./6. Jh. In einem einzigen Fall wird der 
Schriftträger näher qualifiziert und als königlich bezeichnet. 10 

Zweimal ist das Lorbeerblattartefakt mit der Funktion eines Schutzmittels überliefert, 
einmal als Schlafmittel. Ein archäologisches Zeugnis eines beschrifteten Lorbeerblattes 
ist mir nicht bekannt. 


6.2.6. Blei 

Blei ist 11x als Schriftträger in sechs Sammelschriften nachgewiesen, sämtliche Anlei¬ 
tungen wurden in Griechisch verfasst. Der chronologische Rahmen der Überlieferung ist 
sehr eng und umfasst lediglich den Zeitraum des 3. Jh. - 4./5. Jh. Vier der Nennungen 
entstammen der Sammelschrift PGM VII, hier wird in jedem einzelnen Fall die Herkunft 
des zu verwendenden Bleis näher beschrieben, in drei Fällen soll es von einer Kaltwas¬ 
serleitung genommen werden, in einem weiteren von dem Joch eines Maultiergespanns. 
Die Herkunft von dem Joch eines Maultiergespanns findet sich auch in der über 100 
Jahre später datierten Sammelschrift PGM X.11 In PGM XXXVI findet sich die Angabe, 

9 Siehe dazu das beschriftete und am oberen Rand mit einer bräunlich-rötlichen Substanz versehene Leinenstück in 
Köln, P. Köln inv. 5514. Robert Daniel, Two Love-Charms, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Bd. 19 (1975), 
249-264, Taf. Vlb (SM 44, PGM CVII). 

10 PGM VII, 822-825, 844-845 => SAP-G-V-G-011. 

11 PGM X, 36-40; 41-50 => SAP-G-VUYA-G-008. 


57 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


dass das Blei kalt ausgehämmert sein muss 12 . Bei Rückbezügen wird der Schriftträger 
als Aäuva (4x), ttAcc^ (2x), und je einmal als AettiSoc, -rrETaAov und TrAccxuiaua bezeichnet. 

In drei Fällen sind konkrete Funktionen für die Bleiartefakte überliefert. Ein Täfelchen 
dient der Zerstörung von Zaubermitteln, ein weiteres als Mittel zum Fesseln, Unterwer¬ 
fen und als Bindezwang, das dritte soll Zorn und Feindseligkeit bannen und Gegner zum 
Verstummen bringen. 

Die archäologische Überlieferung beschrifteter Bleiartefakte umfasst die zweitgrößte 
Gruppe überlieferter Zeugnisse angewandter Magie, unmittelbar nach den magischen 
Gemmen, deren Anzahl zwischen 3000 und 5000 geschätzt wird, wobei keine klaren 
Kriterien für die Zuordnung einer Gemme als magisch definiert sind 13 . Mehr als 1000 
griechische Tafeln sind seit dem 5. Jh. v. Chr. dokumentiert. Die Anzahl lateinischer Blei¬ 
tafeln beträgt etwas über 500, die frühesten Belege werden in das 2. Jh. v. Chr. datiert, 
zu den spätesten Belegen dürfte eine Bleitafel aus Tragurium (Trau, Dalmatien) zu zäh¬ 
len sein, die in das 6. Jh. datiert wird 14 . Hinzukommen vereinzelte Belege in oskischer, 
iberischer und gallischer Sprache. Ab dem 4. Jh. verringert sich die Anzahl der Belege 
deutlich. Die Mehrzahl der archäologischen Zeugnisse dokumentiert Schadenspraktiken 
und Gebete um Gerechtigkeit - sofern letztere nicht zu den Schadenspraktiken gezählt 
werden 15 . 

Die Kontexte, in denen Blei in den Anleitungen auftritt, beinhalten in fast allen überliefer¬ 
ten Fällen die mittelbare Manipulation einer Person oder eines Ereignisses - mit Ausnah¬ 
me der Verwendung zur Zerstörung eines Zaubermittels. Die gleichen Kontexte werden 
von der Mehrheit der archäologisch überlieferten Zeugnisse reflektiert. So kann Blei als 
Schriftträger in den Anleitungen zwar nicht mit einem spezifischen Ziel in Verbindung 
gebracht werden, es scheint jedoch nahe liegend, speziell dieses Material mit manipu¬ 
lativen Handlungen, die eine negative Einflussnahme auf Dritte beinhalten, zu verbin¬ 
den. Vor allem die archäologische Überlieferung dürfte diese Interpretation in früheren 
Publikationen unterstützt haben. Was dabei nicht berücksichtig wurde, ist, dass für die 
gleichen Handlungen in den Anleitungen auch gänzlich andere Materialen angegeben 
werden: zur Zornbannung Gold, Silber und Papyrus, zum Binden Zinn, zur Unterwer¬ 
fung Papyrus. Kein einziges mal ist in den Anleitungen z.B. für die Herbeiführung einer 
begehrten Person unter den sieben genannten Materialien Blei als Schriftträger belegt 
- aus der Praxis sind dazu jedoch zahlreiche Belege überliefert. 


12 PGM XXXVI, 1-34 => SAP-G-VUYA-GB.a-001. 

13 Die tatsächliche Anzahl „magischer“ Gemmen könnte weitaus geringer ausfallen, wenn z.B. rein figürliche Darstellun¬ 
gen wie solche der Nike-Victoria (z.B. Berlin, Inv. nr. 4933 (Philipp (1986), Nr. 17), eines Putto (Berlin, o. Inv. nr. (Phi¬ 
lipp (1986), Nr. 21), des Sarapis und der Isis (Berlin, Inv. nr. 9778 (Philipp (1986), Nr. 75), des Horusfalken (London, 
British Museum Inv. G 302, EA56302 (Michel (2001), Nr. 19), odereines Falken (London, British Museum Inv. G 195, 
EA 56195 (Michel (2001), Nr. 20), oder Darstellungen wie die der Artemis und Aphrodite mit der wenig magischen 
Beischrift „dem Ehegatten die ewige Liebe“ (London, British Museum Inv. G 240, EA 56240 (Michel (2001), Nr. 50), 
nicht der Gruppe magischer Gemmen zugeordnet würden. Anm. J. F. Quack: „Und weit ausgeprägter, wenn man alles 
aufnimmt, was in den ÄiOiKa behandelt wird.“ Siehe dazu Robert Halleux, Jacques Schamp, Les lapidaires grecs, 
1985. 

14 Siehe Wünsch (1922), Nr. 7; J. Mallon, Paläographie romaine (1952), Taf. XXIV, 3. 

15 Siehe grundlegend z.B. Audollent (1904), Wünsch (1897, 1898, 1900, 1910), Solin (1968). Siehe auch z.B. Kropp 
(2008) (mit ausführlichem Literaturverzeichnis) und Versnel.(2010). 


58 




6 - Materialität der Schriftträger 


6.2.7. Gold 

Gold als Schriftträger tritt neunmal in griechischen Anleitungen aus sechs Sammelschrif¬ 
ten auf, darunter einmal als Alternative zu einem luftblauen Jaspis. Die Anleitungen um¬ 
fassen das 3. Jh. - 4./5. Jh. und damit den gleichen engen Zeitraum wie Blei. Bei einem 
Rückbezug auf das Schriftstück treten die Termini tctoAov (5x), Adpva (2x) und Ae-nr5a 
(Ix) auf. 

In drei Fällen wird einem autark zu verwendenden Artefakt eine konkrete Funktion zuge¬ 
wiesen: Schutz, Zornbannung und Lösung einer zuvor herbeigerufenen höheren Macht. 

65 publizierte Goldlamellae konnte ich bisher Zusammentragen. Das früheste Täfelchen 
ist in Griechisch beschriftet und wird in das 6. Jh. v. Chr. datiert, wobei es sich zugleich 
um den frühesten Beleg einer „gedruckten“, nicht geritzten Beschriftung handelt 16 . Die 
beiden spätesten Belege sind in Griechisch 17 und in Aramäisch 18 verfasst, sie fungierten 
als Amulette und werden in das 5./6. Jh. datiert. 


6.2.8. Haut 

Haut wird achtmal in griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften als Schriftträ¬ 
ger genannt, darunter fünfmal als 5eppa und dreimal alsüpeva bezeichnet. Dreimal ist 
die Haut einer Hyäne (Seppa) zu verwenden, zweimal die eines Esels (Seppa, upeva), je 
einmal die eines schwarzen und eines weißen Schafes (ebenfalls Opeva). In einem Fall 
wird das Tier nicht genannt, dafür wird das Adjektiv „scharlachfarben“ verwendet. Der 
Zeitrahmen umfasst das 3. und 4. Jh. 

In sieben der acht Anleitungen wird das Hautartefakt autark verwendet und dient der 
Erfüllung einer angegeben Funktion: 4x wird Heilung genannt, 2x Schutz und Ix Liebe. 

Pergamentartefakte sind mehrfach überliefert, jedoch nicht so zahlreich wie Papyrus¬ 
artefakte, wobei die Herkunft der Haut nur in seltenen Fällen untersucht wurde. Bei¬ 
spielhaft seien hier aufgeführt ein koptisches Amulett aus dem 6.17. Jh. mit der Bitte um 
Hilfe 19 , ein griechisches Amulett, das zwischen das 4. und 8. Jh. datiert wird und über¬ 
wiegend mit Zauberzeichen beschriftet ist 20 , sowie eine unpublizierte Anrufung an Engel 
und Erzengel in Zauberzeichen, die in das 7. Jh. datiert wird 21 . 


6.2.9. Silber 

Silber als Schriftträger wird siebenmal in griechischen Anleitungen und einmal in einer 


16 FO: Euboia (Greichenland) oder Knidos (Türkei), Schoyen Collection, Inv. nr. MS 5236, http://www.schoyencollection. 
com/prel 450.html. H. E. Brekle, Analyse der Herstellungstechnik der Inschrift auf einem Goldamulett in der Schoyen- 
Collection (Oslo/London), 2010: epub.uni-regensburg.de/16319 (Stand: März 2013). 

17 FO: Laodicea ad mare (Latakia) (Syrien), Privatsammlung in Jerusalem, o. Inv. nr. Siehe GMA45. 

18 FO: Mtskheta, Nähe Svetitskhoveli (Georgien). Siehe K. Tsereteli, An Aramaic Amulet from Mtskheta, in: Ancient 
Civilizations from Scythia to Siberia (1996), Vol. 3, no. I, 218-240. Vakhtang Nikolaishvili, The Archaeological Context 
of the Hebrew Inscriptions Discovered in Eastern Georgia, in: Iberia-Colchis. Researches on the Archaeology and 
History of Georgia in the Classical and Early Medieval Period #5, 153-158, Tbilisi 2009. 

19 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Inv. nr. 8031 = PGM XLVIII. 

20 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Inv. nr. 8035 = PGM XLIX. 

21 Leipzig, Papyrussammlung, Inv. nr. P. Lips. Inv. 169R. 


59 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


demotischen Anleitung genannt, hinzukommen vier Nennungen als Alternative für Gold 
(allesamt griechisch). In der demotischen Anleitung wird für das Silber Zinn als alter¬ 
nativer Schriftträger angegeben. Die Anleitungen aus insgesamt acht Sammelschriften 
datieren zwischen das 2.12. Jh. | 3. Jh. und „6. Jh. oder früher“. Bei Rückbezügen werden 
die Begriffe XettiSo (3x), -nn-aAov (Ix) und Aäuva (Ix) verwendet. 

Viermal wird ein autarkes Silberartefakt als Schutzmittel verwendet, einmal für den Ge¬ 
winn von Gunst, einmal als Zornbannungsmittel und einmal zur Lösung einer zuvor her¬ 
beigerufenen Macht. 

58 Silberlamellae konnte ich bisher aus unterschiedlichen Publikationen Zusammentra¬ 
gen 22 . Das früheste als magisch kategorisierte Beispiel wurde in Beroea (Veria), Make¬ 
donien, gefunden und von Kotansky in das 1. Jh. v. Chr. datiert 23 . Bei zwei wesentlich 
früheren hebräischen Beispielen aus Ketef Hinnom (Jerusalem), die in das 7./6. Jh. v. 
Chr. datiert werden, ist die Verwendung als Schutzamulett eindeutig 24 . Zu den spätesten 
Silberlamellae gehören ein griechisch-aramäisches Täfelchen vom Esquilin 25 und zwei 
aramäische Amulette gegen böse Geister aus Agabeyli (Türkei), deren heutiger Aufbe¬ 
wahrungsort unbekannt ist 26 . 


6.2.10. Ei 

Eier werden als Schriftträger für fünf Artefakte in griechischen Anleitungen aus drei Sam¬ 
melschriften genannt, wobei in zwei Fällen jeweils zwei Eier innerhalb einer Praxis zu¬ 
sammen verwendet werden. In drei der fünf Anleitungen werden ausdrücklich „männli¬ 
che“ Eier verlangt (arrenika), einmal wird explizit ein Vogelei angegeben. 

In einem Fall dient das beschriftete Ei dazu, Gunst, Erfolg und tägliche Wohlfahrt für den 
Praktizierenden und einen Ort zu gewinnen. In einem anderen Fall werden zwei Eier 
zur Reinigung des Praktizierenden verwendet. Archäologische Belege beschrifteter Eier 
sind mir nicht bekannt. 


6.2.11. Boden 

Der Boden wird in vier griechischen und einer demotischen Anleitung aus vier Sammel- 

22 Dzwiza, Checkliste der Gold-, Silber-, Kupfer- und Bronzelamellae (in Publikationsvorbereitung). 

23 s. Kotansky (1994), GMA 39, 211-215. 

24 AO: Israel-Museum, Inv. nr. IAA 1980-1495 und IAA 1980-1496. “Priestly Benediction”. Gabriel Barkay, Andrew G. 
Vaughn, Marilyn J. Lundberg, Bruce Zuckerman, The Amulets from Ketef Hinnom: A New Edition and Evaluation, in: 
Bulletin ofthe American Schools of Oriental Research 334 (2004), 68: „We can thus reassert the conclusion reached 
by most scholars that the inscriptions found on these plaques preserve the earliest known citations of biblical texts. 
The new readings outlined in this article show that these plaques not only contain biblical quotations, but they also 
provide us with the earliest examples of confessional Statements concerning Yahweh. (...) Hence, while neither in- 
scription makes specific reference to Satan, demons, or other agents of wickedness, they do offer God’s protection 
from Evil through the invocation of his holy name and the text of his most solemn of protective blessings. Given that 
context, it is safe to conclude that these artifacts both served as amulets and that their function falls in line with similar 
amulets whose inscriptions invoke divine protection for the wearer through the use of one of the tradition’s most fa- 
mous prayers.“ Siehe auch A. von Lieven, Ägyptische Einflüsse auf die funeräre Kultur Palästinas, in: Zeitschrift des 
Deutschen Palästina-Vereins, 122, 2006, S. 101-110. 

25 AO: Medagliere Capitolino, Antiquarium Comunale di Roma, Inv. nr. 17137 (5. Jh.). Vergesellschaftet mit einem etwas 
früher datierten griechischen Silbertäfelchen, SEG 49 1387, Inv. nr. 17135. Ed. pr. M.G. Amadasi - G. Bevilacqua, 
Filatterio greco-aramaico da Roma, in: Mediterraneo antico 7, 2 (2004), 711-725. 

26 AMB 7a und AMB 7b. 


60 




6 - Materialität der Schriftträger 


schritten als Schriftträger genannt. Hierbei handelt es sich um kein bewegliches Artefakt, 
sondern um die Beschriftung eines zuvor präparierten Erdabschnitts. Die Anleitungen 
werden in das 2.12. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. datiert. 

Keine Bodenbeschriftung tritt im Rahmen einer autarken Praxis auf, sämtliche Bodenbe¬ 
schriftungen sind in eine übergeordnete Praxis eingebunden. Archäologische Überliefe¬ 
rungen von Bodenbeschriftungen sind bisher nicht dokumentiert. 


6.2.12. Ostrakon 

Ostraka werden in vier griechischen und einer demotischen Anleitung aus drei Sammel¬ 
schriften aus dem 2.12. Jh. | 4. Jh. - 5. Jh. | 5./6. Jh. als Schriftträger genannt. In den vier 
griechischen Angaben wird der Schriftträger dabei näher qualifiziert. In zwei Fällen muss 
der Scherben dreieckig sein, in einem Fall ungebrannt und einmal wird ausdrücklich an¬ 
gegeben, dass es sich um ein „Ostrakon für Fisch“ handeln muss. 

In zwei Fällen ist die Verwendung als autarkes Artefakt sicher belegt, dabei handelt es 
sich einmal um ein Artefakt zur Zerstörung von Zaubermitteln, ein anderes Mal soll die 
Trennung zweier Personen voneinander bewirkt werden. 

Magischen Kontexten zugeordnete Ostraka innerhalb des Bearbeitungszeitraums sind 
selten belegt, ein Beispiel aus dem 7./8. Jh. befindet sich in Wien und ist mit einem Text 
in Geheimschrift, einem Psalm in Koptisch und Zauberzeichen beschriftet 27 . Ein weiteres 
koptisches Beispiel, ebenfalls in Wien aufbewahrt, allerdings undatiert, beinhaltet eine 
Anrufung 28 . Eine Reihe späterer koptischer Ostraka, denen ein magischer Kontext zuge¬ 
wiesen wird, befinden sich in der Berliner Sammlung 29 . 


6.2.13. Eisen 

Eisen ist viermal als Schriftträger in griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschrif¬ 
ten überliefert, die in das 3. Jh. - 4. Jh. datiert werden. Dabei wird es einmal als „kalt¬ 
geschmiedet“ näher beschrieben. Der Schriftträger wird in zwei Fällen als SäicruAos, in 
einem weiteren als Aänva bezeichnet. 

Einmal wird ein beschrifteter Eisenring zum Siegeln von Räucherpillen verwendet, die 
innerhalb der Praxis verwendet werden sollen. Die umfangreichste Anleitung zur Hand¬ 
habung eines mit einem Homervers beschrifteten Eisentäfelchens tritt in PGM IV, 2145- 
2240 auf 30 . Dem Eisentäfelchen werden je nach Handhabung unterschiedliche autarke 
Funktionen zugeschrieben, dazu gehören: Offenbarung (2x), Sieg (2x), Beliebtheit (Ix), 


27 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Inv. nr. K. O. 645 Pap. 

28 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Inv. nr. K. O. 617 Pap = P.CrumST 398 

29 Siehe W. Beltz, Die koptischen Zauberpapiere und Zauberostraka der Papyrus-Sammlung der Staatlichen Museen zu 
Berlin, in: APF 31 (1985), 31-42. Siehe auch W. F. Crum, Short Texts from Coptic Ostraka and Papyri, Oxford 1921. 
L. S-P. Girard, Un fragment de liturgie magique en copte sur ostrakon, ASAE 27 (1927), 62-68. (Alle Belege datieren 
später als der Bearbeitungszeitraum der vorliegenden Arbeit). 

30 Siehe für Details SAP-G-V-G-065. 


61 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


eine erfolgreiche Flucht (Ix), ein vorzeitig Verstorbener bleibt noch eine Zeit lang am Le¬ 
ben (Ix). Beschriftete Eisentäfelchen aus magischen Kontexten sind mir nicht bekannt. 


6.2.14. Meermuschel 

Meermuscheln sind ebenfalls in vier griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften 
des 3. Jh. - 4. Jh. als Schriftträger dokumentiert. In keinem Fall wird die Muschel näher 
qualifiziert. 

In einem Fall wird das Muschelartefakt autark verwendet und soll Schlaflosigkeit bewir¬ 
ken. Ein archäologischer Beleg einer beschrifteten Muschel ist mir nicht bekannt. 


6.2.15. Lorbeerwurzel 

Lorbeerholz tritt dreimal als Schriftträger in griechischen Anleitungen aus zwei Sam¬ 
melschriften in Erscheinung. Einmal wird Olivenholz als Alternative angegeben, bei den 
beiden übrigen Fällen handelt es sich um zwei nahezu identische Anleitungen aus PGM 
XIII 31 . 

Die einzige überlieferte Funktion ist die des Beistandes durch eine höhere Macht wäh¬ 
rend der Durchführung einer Praxis. Archäologische Nachweise beschrifteter Lorbeer¬ 
wurzeln oder von beschriftetem Lorbeerholz im Rahmen von Praktiken zur Interaktion 
mit höheren Mächten sind mir nicht bekannt. 


6. 2.16. Schilfblä tter 

Zwei der drei zu beschriftenden Schilfblätter aus zwei Sammelschriften werden inner¬ 
halb derselben Anleitung verwendet, das dritte separat. Sämtliche Anleitungen sind in 
Demotisch geschrieben und werden in das 2.13. Jh. | 3. Jh. - 3. Jh. datiert. 

In einer Anleitung werden dem autark zu verwendenden Schilfblattartefakt verschiedene 
Funktionen zugewiesen: Träume zu erhalten, Träume zu senden und die Herbeiführung 
einer Frau zu bewirken. Archäologisch sind beschriftete Schilfblätter nicht nachgewiesen. 


6.2.17. Magnetstein 

Magnetstein wird dreimal als Schriftträger in griechischen Anleitungen aus zwei Sammel¬ 
schriften aus dem 3. und 4. Jh. genannt. In den beiden Nennungen in PGM IV wird der 
Stein zusätzlich als atmend bezeichnet. 

Einmal wird der Stein als Schutzmittel verwendet, ein anderes Mal erfüllt er mehrere 
Funktionen: Die Herbeizwingung und das Gefügigmachen einer Seele, die Herbeifüh¬ 
rung eines begehrten Menschen sowie eine Traumsendung. 

31 PGM XIII, 102-113 => SAP-G-V-G-015. PGM XIII, 658-670 => SAP-G-V-G-016. 


62 




6 - Materialität der Schriftträger 


Gravierte Magnetsteine sind mehrfach archäologisch überliefert, wobei eine Differenzie¬ 
rung zwischen Hämatit und Magnetit möglicherweise nicht in jedem Fall vorgenommen 
wurde, was jedoch nur individuell vor Ort überprüft werden kann. Von 1075 statistisch 
untersuchten magischen Gemmen waren 13 Steine als aus Magnetit und 172 als aus 
Hämatit bestehend publiziert 32 . 


6.2.18. Finger 

Die beiden Erwähnungen eines Fingers als Schriftträger entstammen zwei koptischen 
Anleitungen aus unterschiedlichen Sammelschriften, von denen die eine in das 6./7. Jh. 
datiert wird. Für die zweite liegt keine publizierte Datierung vor, in TM Magic wird sie 
parallel zu der erstgenannten datiert. In dem einen Fall handelt es sich eindeutig um den 
Finger eines lebenden Menschen, in dem zweiten könnte es sich auch um den einer 
Leiche handeln. 

In einem der beiden Fälle ist eine autarke Funktion des beschrifteten Fingers angege¬ 
ben, es dient dem Gewinn von Gunst. 


6.2.19. Flachsblatt 

Ein Flachsblatt wird zweimal in griechischen Anleitungen innerhalb derselben Sammel¬ 
schrift aus dem 4. Jh. als Schriftträger angegeben. Eine nähere Qualifizierung findet 
nicht statt. 

Beide Artefakte werden autark verwendet und dienen einmal den Vorbereitungen zur 
Vereinbarung eines Dienstes, das andere mal der Befragung eines Leichnams. Archäo¬ 
logische Nachweise beschrifteter Schilfblätter innerhalb der hier besprochenen Kontexte 
sind mir nicht bekannt. 


6.2.20. Fledermaus 

Fledermäuse werden in zwei unterschiedlichen griechischen Anleitungen aus unter¬ 
schiedlichen Sammelschriften aus dem 2.13. Jh. | 4. Jh. und 3. Jh. als Schriftträger ge¬ 
nannt. In einem Fall sollen ausdrücklich die Flügel beschriftet werden. 

In einem Fall ist eine autarke Verwendung des Artefakts sicher, es dient dem Verursa¬ 
chen von Schlaflosigkeit. Archäologisch sind keine beschrifteten Fledermausflügel oder 
andere Teile des Tieres nachgewiesen. 


6.2.21. Wachs 

Wachs wird in zwei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 4. Jh. 

32 Dzwiza (in Druck), Magical signs: An extraordinary phenomenon or just business as usual? Analysing decoration 
patterns of magical gems - a preliminary report (Publikation im Rahmen der Budapester Konferenz „Magical gems in 
their contexts“, Februar 2012). 


63 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


und des 5. Jh. | 576. Jh. als Schriftträger in Form einer Figur angegeben, in einer wei¬ 
teren dient das Material als Zutat eines Gemischs, aus dem ebenfalls eine Figur ge¬ 
formt und beschriftet werden soll. In der späten Anleitung soll das Wachs ungeräuchert 
(äKaTivucTov) sein. 

In einem Fall stellt die beschriftete Wachsfigur das zentrale Element der Praxis dar, eine 
Funktion ist nicht angegeben, lässt sich aber anhand des Inhalts als Schadenspraxis 
erschließen 33 . Wachsfiguren aus magischen Kontexten sind mehrfach überliefert 34 . 


6.2.22. Natron 

Natron als Schriftträger wird in denselben beiden übergeordneten Praxen aus einer 
Sammelschrift verwendet wie das Lorbeerholz (s. Anm. 7). In der zweiten Anleitung wird 
der Materialangabe „hellenisch“ hinzugefügt. 

In einem der beiden Fälle wird als Funktion die Empfehlung an eine höhere Macht an¬ 
gegeben, in dem zweiten Fall ist keine Funktion explizit überliefert. Beide Anleitungen 
sind jedoch grundsätzlich identisch und in zwei Versionen überliefert. Archäologische 
Zeugnisse beschrifteter Natrontafeln sind bisher nicht nachgewiesen. 

6.3. Alternative Angaben 

In acht griechischen und einer demotischen Anleitung aus sieben unterschiedlichen 
Sammelschriften des 273. Jh. | 3. Jh. bis 475. Jh. werden zu dem ursprünglichen Schrift¬ 
trägermaterial Alternativen angegeben. 35 Am häufigsten ist dabei die Nennung von Sil¬ 
ber als Alternative zu Gold, in zwei Fällen ergänzt durch Zinn als weitere Alternative. In 
einem Fall werden zusätzlich zu Gold Silber, Zinn und Papyrus als Schriftträger ange¬ 
geben. In der demotischen Anleitung wird Zinn alternativ für Silber angegeben. Zu den 
eher ungewöhnlichen Schriftträgern werden nicht weniger ungewöhnliche Alternativen 
angegeben: Ein Beifußartefakt kann durch eine Pasitheawurzel ersetzt werden, Lorbeer¬ 
holz durch Olivenholz, ein luftblauer Jaspis durch Gold. Besonders ungewöhnlich ist die 
Beschriftung der Luftröhre einer Gans als Alternative zu Papyrus. 

6.4. Zusammenfassung 

Papyrus ist das Material, das in den Praxisanleitungen am häufigsten als Schriftträger 
genannt wird. Zusammen mit Zinn stellt es die beiden einzigen Materialien dar, die in al- 

33 Siehe SAP-G-V-G-057. 

34 Siehe z. B. die beiden 7 cm hohen Wachsfigurinen, die - in enger Umarmung zusammengeschmolzen - in einen 
beschrifteten Papyrus eingewickelt waren und zusammen mit einem weiteren (heute?) unbeschrifteten Papyrus in 
einem Tongefäß gefunden wurden (FO: nördlich von Assiut, 5. Jh.). Literatur: Daniel, Maltomini (1990), 162-173, Nr. 
45; Eine Tonfigurine, die zusammen mit einer beschrifteten Bleitafel in einem Tongefäß gefunden wurde. Die Figur 
weist 13 Nadeldurchbohrungen auf (FO: Mittelägypten?, 2.-3. od. 3.-4. Jh.). Literatur: Daniel, Maltomini (1990), 179- 
183, Nr. 47. 

35 SAP-D-VUYA-Gs-001 M1-2/2, SAP-G-VUI-GZB.t-001 M1-4/4, SAP-G-X-Z-001 M1-3/3, SAP-G-V-GZB.g-002 M1-2/2, 
SAP-G-V-GZ-001 Ml-2/2, SAP-G-V-Z-001 M1-2/2, SAP-G-X-Z-002 M1-2/2, SAP-G-V-G-004, SAP-G-V-GB.at-002 
Ml-2/2. 


64 




6 - Materialität der Schriftträger 


len drei Sprachen überliefert sind. Leinen, Silber, Lorbeerblätter, Ostraka, der Boden und 
nicht näher einzuordnende Stofflappen werden in griechischen und demotischen Anlei¬ 
tungen genannt. Schilfblätter und eine Tonlampe treten ausschließlich in demotischen 
Anleitungen auf. Aus koptischen Anleitungen bekannt sind eine Alabastertafel, Finger, 
und zwei nicht näher qualifizierte Gefäße. 

Den weitesten Zeitrahmen umfassen Lorbeerblätter und Zinn. Lorbeerblätter werden als 
Schriftträger zum ersten Mal im 2. Jh. vorgegeben, ihre letzte Erwähnung datiert in das 
5./6. Jh. Zinn soll erstmals in einer Anleitung aus dem 2./3. | 3. Jh. beschriftet werden, 
die späteste erhaltene Überlieferung datiert in das 6./7. Jh. Silber und Papyrus weisen 
ein ähnliches zeitliches Auftreten in Anleitungen vor, die zwischen das 2./3. Jh. | 3. Jh. - 
5./6. Jh. datieren. 

Unter den übrigen genannten Materialien fallen Eisen, Haut, Muscheln und Magnetstein 
auf, die nur in dem engen Rahmen des 3. und 4. Jh. in Anleitungen auftreten. 

Überraschend ist, dass die beiden archäologisch am häufigsten nachgewiesenen Schrift¬ 
träger, Gemmen und Bleitafeln, in den Praxisanleitungen keine zahlenmäßige Entspre¬ 
chung finden. Lediglich elfmal wird Blei als Schriftträger genannt, achtmal ein Stein. 

Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Material eines Schriftträgers und einer 
konkreten Funktion des Artefakts ist in den Anleitungen der Sammelschriften nicht zu 
belegen. 

In Tabelle 6.1. sind sämtliche vorkommenden Materialien aufgeführt. Die dazugehörigen 
Katalognummern können über den Materialindex am Ende des dritten Katalogbandes 
nachgesehen werden. 


Tabelle 6.1. Materialität der Schriftträger (G=Griechisch, D=Demotisch, K=Koptisch) 


Material 

Vorkommen 

Datierungszeitraum der Anleitungen 

Papyrus 

64 (G, D, K) 

273. Jh. -5. Jh. | 576. Jh. 

Zinn 

16 (G, D, K) 

273. Jh. | 3. Jh. - 677. Jh. 

Leinen 

13 (G, D) 

273. Jh. |4. Jh. -475. Jh. 

Silber 

12 (G, D) 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

Lorbeerblatt/-blätter 

12 (G, D) 

2. Jh. -5. Jh. | 576. Jh. 

Blei 

11 (G) 

3. Jh. -475. Jh. 

Gold 

9 (G) 

3. Jh. -475. Jh. 

Haut 

8 (G) 

3. Jh. -4. Jh. 

Seil 

7 (G) 

3. Jh. (alle sieben Artefakte aus derselben Anleitung) 

Boden 

5 (G, D) 

273. Jh. | 3. Jh. -4. Jh. 

Ostrakon 

5 (G, D) 

273. Jh. | 4. Jh. - 5. Jh. | 576. Jh. 

Ei 

5 (G) 

273. Jh. | 4. Jh. - 5. Jh. | 576. Jh. 

Eisen 

4 (G) 

3. Jh. -4. Jh. 

Muschel 

4 (G) 

3. Jh. -4. Jh. 

Stofflappen 

4 (G, D) 

273. Jh. | 3. Jh. -4. Jh. 

Lorbeerholz 

3 (G) 

4. Jh. 


65 






















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Schilfblatt 

3 (D) 

2./3. Jh. | 3. Jh. -3. Jh. 

Schilfrohr 

3 (G) 

4. Jh. (alle drei Artefakte aus derselben Anleitung) 

Magnetstein 

3 (G) 

3. Jh. -4. Jh. 

Finger 

2 (K) 

6.-7. Jh. 

Flachs 

2 (G) 

4. Jh. 

Fledermaus 

2 (G) 

2./3. Jh. | 4. Jh. - 3. Jh. 

Natron 

2 (G) 

4. Jh. 

Wachs 

2 (G) 

4. Jh. -5. Jh. | 5./6. Jh. 

Alabastertafel 

1 (K) 

7. Jh. 

Beifuß 

1 (G) 

2 . 12 . Jh. | 4. Jh. 

Bronze 

1 (G) 

4. Jh. 

Brust 

1 (G) 

3. Jh. 

Efeu 

1 (G) 

4. Jh. 

Fünffingerkraut 

1 (G) 

4. Jh. 

Gefäß 

1 (K) 

6./7. Jh. 

Gemisch: Erde-Tinte- 
Myrrhe 

1 (G) 

4. Jh. 

Gemisch: Kleie-San- 
delholz-Essig 

1 (G) 

374. Jh. 

Gemisch: Pech, Bie¬ 
nenwachs, Keusch¬ 
baum, Manna 

1 (G) 

4. Jh. 

Hand (linke) 

1 (G) 

3. Jh. 

Lehmgefäß 

1 (K) 

6.-7. Jh. (TM) 

Lindenbast 

1 (G) 

4. Jh. 

Myrrhe 

1 (G) 

4. Jh. 

Oliven-/Ölblatt 

1 (G) 

3. Jh. 

Palme 

1 (G) 

3./4. Jh. 

Persea 

1 (G) 

4. Jh. 

Räuchergefäß 

1 (G) 

4. Jh. 

Schädel (Esel) 

1 (G) 

4./5. Jh. | 5. Jh. 

Schädel (Mensch) 

1 (G) 

4. Jh. 

Heliotrop 

1 (G) 

2 . 12 . Jh. | 4. Jh. 

laspachat 

1 (G) 

4. Jh. | 4. Jh.? 

Uterusstein 

1 (G) 

2 . 12 . Jh. | 4. Jh. 

Stein (lang) 

1 (G) 

4./5. Jh. 

Tonlampe 

1 (D) 

273. Jh. | 3. Jh. 

Weinblatt 

1 (G) 

273. Jh. 

Ziegel 

1 (G) 

4. Jh. 

Jaspis (luftblau) 

1 (G) 

273. Jh. | 4. Jh. 

Pasitheawurzel 

1 (G) 

273. Jh. | 4. Jh. 

Olivenholz 

1 (G) 

4. Jh. 

Luftröhre einer Gans 

1 (G) 

4. Jh. | 4. Jh.? 


66 












































7- Beschreibstoffe 


7. Die Beschreibstoffe 

7.1. Übersicht 

Angaben zum Beschreibstoff sind für 118 Artefakte in 71 Anleitungen überliefert 1 . Sie 
können in zwei Gruppen unterteilt werden: Entweder wird eine einzelne Angabe ge¬ 
macht, wie z.B. „Tinte“, „Myrrhentinte“, „Blut“ oder „Zinnober“ (für 73 Artefakte), oder es 
werden mehrere Zutaten angegeben, die zusammengemischt werden müssen (für 45 
Artefakte). Häufiger sind die Einzelangaben der ersten Gruppe. In der zweiten Grup¬ 
pe kann weiter unterschieden werden zwischen Zutaten, die unkommentiert aufgeführt 
werden, und solchen, die explizit als Rezept bezeichnet werden. In einigen Fällen wird 
zusätzlich zu den Zutaten auch deren Zubereitung beschrieben. 

Insgesamt sind in 53 griechischen, zwölf demotischen und sechs koptischen Anleitun¬ 
gen Angaben zum Beschreibstoff überliefert. Die größte chronologische Gruppe bilden 
22 Anleitungen aus Sammelschriften, die in das 3. Jh. datiert werden, gefolgt von Anlei¬ 
tungen des 4. Jh. Eine dritte Gruppe bilden die chronologisch wahrscheinlich unmittelbar 
vor der ersten Gruppe anzuschließenden Sammelschriften des 2.12. Jh. | 4. Jh., bzw. 
273. Jh. | 3. Jh. 

Dies spiegelt in etwa die chronologische Häufigkeitsverteilung der 268 hier untersuchten 
Anleitungen insgesamt wieder. Anders sieht dies bei den griechischen Anleitungen des 
475. oder 5. Jh. | 576. Jh. aus. Angaben zum Beschreibstoff sind hier lediglich in sechs 
von 28 Anleitungen dokumentiert, was nicht an einer fragmentarischen Überlieferung 
liegt, die Mehrheit der Anleitungen aus diesem Zeitraum ist vollständig oder fast vollstän¬ 
dig - wenn auch nicht immer verständlich - überliefert. Dies könnte die Tendenz reflektie¬ 
ren, dass in den griechischen Anleitungen Angaben zum Beschreibstoff an Bedeutung 
verlieren und in den koptischen nicht relevant sind. Allerdings ist die überlieferte Anzahl 
später Sammelschriften generell geringer. 

Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich festhalten, dass Angaben zum Beschreibstoff in grie¬ 
chischen Sammelschriften ihren Höhepunkt im 3. Jh. haben, im 4. Jh. an Bedeutung 
verlieren und dann rasch an Zahl abnehmen. In den späten koptischen Sammelschriften 
des 6. und 7. Jh. sind wieder Angaben zum Beschreibstoff überliefert, allerdings in ge¬ 
ringer Zahl. 

Siehe Diagramm 7.1. für eine Übersicht über die chronologische Entwicklung der Anlei¬ 
tungen mit und ohne Angaben zum Beschreibstoff. 


1 Fünf weitere Erwähnungen finden sich in der Liste potentieller schrifttragender Artefakte im Anhang am Ende des 
dritten Katalogteils. 


67 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Diagramm 7.1. Übersicht über die chronologische Entwicklung der Anleitungen mit und 
ohne Angaben zum Beschreibstoff 


Diagramm 7.1. Chronologische Entwicklung der Anleitungen mit und ohne Angaben zum Beschreibstoff 
und der Artefakte mit Angaben zum Beschreibstoff 



1./2. Jh. 2. Jh. 2 . 13 . Jh. 2 . 13 . Jh. | 2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 3./4. Jh 4. Jh. 4. Jh. | 4. 475. Jh. 475. Jh. | 4.-6. Jh. 5. Jh. | 576. Jh. 6. Jh. o. 677. Jh. 6.-7. Jh. 7. Jh. 

3. Jh. 4. Jh. Jh.? 5. Jh. 576. Jh. ? früher 


□ Anleitungen ohne Angaben zum Beschreibstoff ■ Anleitungen mit Angaben zum Beschreibstoff II Anzahl Artefakte mit Angaben zum Beschreibstoff 


7.2. Beschreibstoffe 

Als Beschreibstoff oder als Zutat eines Beschreibstoffes sind 82 unterschiedliche Sub¬ 
stanzen überliefert. Diese lassen sich unterteilen in feste und flüssige Stoffe. Im Fol¬ 
genden werden zunächst diejenigen Beschreibstoffe detailliert erläutert, die mehrfach 
überliefert sind. Die Rezepte werden im Anschluss daran gesondert besprochen 2 . Zu¬ 
letzt werden einige besonders interessante Tintenmischungen vorgestellt. Am Ende des 
Kapitels werden in Tabelle 7.1. sämtliche Beschreibstoffe aufgeführt. 


7.2.1. Myrrhe 

Myrrhe wird am häufigsten als Beschreibstoff genannt 3 , sowohl einzeln (für 41 Artefakte) 
als auch in Verbindung mit weiteren Zutaten (für 32 Artefakte). Zu der ersten Gruppe 
gehören sieben Seilstücke, die innerhalb derselben Praxis als Dochte verwendet werden 
sollen. 4 Die letztere Gruppe enthält 17 individuell zu beschriftende Papyri, die ebenfalls 
Teil einer einzigen Praxis darstellen 5 . 

66mal erscheint Myrrhe in griechischen Anleitungen, siebenmal in demotischen. In kop¬ 
tischen Anleitungen ist sie als Beschreibstoff nicht nachweisbar. Dabei ist zu berück¬ 
sichtigen, dass aus den koptischen Anleitungen ohnehin lediglich in sechs Fällen ein 
Beschreibstoff überliefert ist. 

2 Siehe auch Hermann Harrauer, Schreibgeräte und Tinte in der Magie, in: Christian Gastgeber, Hermann Harrauer 
(Hrsg.), Vom Griffel zum Kultobjekt - 3000 Jahre Geschichte des Schreibgeräts, Wien 2001,20-30. Er schreibt auf S. 
21: „Bei der Sichtung des gewonnenen Materials fiel auf, daß keine Tinte so oft vorgeschrieben wird wie Myrrhentinte. 
Die Realien lehren aber, daß sie in der Praxis des Schreiballtags nie verwendet wurde. Es fehlen bisher alle Hinwei¬ 
se.“ Er übersieht bei dieser Aussage allerdings, dass das „gewonnene Material“, das gesichtet und zitiert wurde, aus¬ 
schließlich aus den griechischen magischen Papyri stammt, Tintenuntersuchungen jedoch bisher an keinem einzigen 
magischen Artefakt vorgenommen wurden - unabhängig von seiner Materialität. Über die „Praxis des Schreiballtags“ 
können die Tintenrezepte aus den magischen Papyri nur insofern Aufschluss geben, wie es die darin beschriebenen 
Handlungen betrifft. Das Verfassen literarischer oder dokumentarischer Texte wird dort eben nicht behandelt. 

3 Siehe für die Verfügbarkeit von Myrrhe: Lynn R. LiDonnici, Single-Stemmed Wormwood, Pinecones and Myrrh: Ex- 
pense and Availabillty of Recipe Ingredients in the Greek Magical Papyri, in: Kernos 14 (2001), 61-91. 

4 PGM VII, 593-619 => SAP-G-V-G-048* bis SAP-G-V-G-054*. 

5 PGM IV, 2373-2440 => SAP-G-V-G-025* bis SAP-G-V-G-040* und SAP-G-VU0-G-OO3. 


68 







































7- Beschreibstoffe 


Der geläufige Terminus in den griechischen Anleitungen ist ^pupvopeAavi oder einfach 
£uupvfl, häufig abgekürzt geschrieben in der Form Der demotische Begriff ist ry hl. 

Das Spektrum der Materialien, die mit Myrrhentinte oder einer Mischung, die Myrrhe 
enthält, beschriftet werden sollten, ist groß und umfasst neben unterschiedlichen or¬ 
ganischen Materialien in jeweils einem Fall auch Blei 6 und Bronze 7 . Von den mehrfach 
überlieferten Schriftträgern werden Papyrus, Leinen, Haut und Lorbeerblätter beschrif¬ 
tet, aber auch viele der nur ein- oder zweimal überlieferten Materialien werden mit Myr¬ 
rhe beschriftet. 

Myrrhe als Beschreibstoff ist bereits in der frühesten hier untersuchten Sammelschrift 
PGM LXXII aus dem 1./2. Jh. überliefert. Die Angabe zur Materialität des Schriftträgers 
ist leider nicht sicher rekonstruierbar. Die späteste Überlieferung von Myrrhe als Be¬ 
schreibstoff findet sich in PGM I und PGM VIII, die in das 4./5. Jh. datiert werden. 

Am häufigsten wird Myrrhe im Kontext von Offenbarungszaubern verwendet, dies ist so¬ 
wohl aus den griechischen wie auch aus den demotischen Anleitungen überliefert. Aus 
den griechischen Anleitungen ist sie zudem im Rahmen von Traumsendungen, Herbei¬ 
führungspraktiken und Zornbannungen mehrfach belegt. Zu den seltener dokumentier¬ 
ten Verwendungen gehören die Befragung eines Leichnams, die Bannung eines Men¬ 
schen und nächtliches Ausplaudern, schützende Praktiken wie die Beschriftung eines 
Amuletts oder die Zerstörung von Zaubermitteln. Auch für ein Gedächtnismittel und eine 
Praxis, die den Wunsch nach Glück und Erfolg äußert, wird Myrrhe als Beschreibstoff 
verwendet. 

Myrrhe ist ein Baumharz mit geringer Pigmentdichte, und es ist fraglich, welche Far¬ 
bintensität und -ausprägung Myrrhentinte gehabt haben könnte, wenn keine weiteren 
Feststoffe, wie z.B. Ruß, beigefügt wurden. 8 


7.2.2. Blut 

Blut als Beschreibstoff wird am zweithäufigsten genannt und ist in 25 Anleitungen über¬ 
liefert, darunter zehnmal im Rahmen eines Tintenrezeptes. Im Gegensatz zu Myrrhe 


6 PGM V, 304-369 => SAP-G-VU0l-GZB.g-OO1 V1/2.Von Interesse ist in diesem Zusammenhang der Fund von ca. 40 
(?) Defixiones in einem Brunnen im französischen Rom ( Rauranum, Provinz Aquitania), Deux Sevres (zw. Medio- 
lanum Santonum (Saintes) und Limovum Pictonum (Poitiers)). Die Fundbeschreibungen weichen voneinander ab. 
Audollent (s.u.) schreibt, dass insgesamt ca. 40 unbeschriftete Täfelchen in einem rund 20 m tiefen Brunnen lagen. 
Wünsch und Egger (s.u.) schreiben jeweils von „über einem Dutzend“ Tafeln, Wünsch beschreibt sie genauer als teils 
gerollte, teils gefaltete, zumeist durchbohrte Bleitafeln, von denen einige noch die Nägel trugen. Die unbeschrifteten 
Täfelchen wurden in ca. 10 m Tiefe gefunden, ein durch Gravur beschriftetes in ca. 17 m Tiefe. Die beschriftete Tafel 
wird sehr unterschiedlich datiert: Egger, Fluchtafel von Rom (Deux Sevres), in: Sitzungsberichte der Öster. Akad. d. 
Wissenschaften, Bd. 240 (Wien, 1962), 3-25: Wende 273. Jh. n. Chr., Audollent (1904), Nr. 109 und 110: 374. Jh. n. 
Chr., Wünsch, Neue Fluchtafeln II, in: Rheinisches Museum f. Philologie, NF, LV, 1900, 268ff., Nr. 20: 4. Jh. n. Chr. 
Eine mögliche Beschriftung der Tafeln, z.B. mit Tinte, oder ihre Besprechung wurden widersprüchlich diskutiert. Das 
Vorkommen einer Praxisanleitung, die die Beschriftung einer Bleitafel mit Myrrhentinte beschreibt, kann hier die Theo¬ 
rie unterstützen, dass die Defixiones aus Rom/Rauranum beschriftet gewesen sein könnten. Eine sehr gut erhaltene, 
mit Tinte beschriftete Bleitafel befindet sich als Beleg für eine solche Praxis zudem in der Papyrussammlung der 
Staatlichen Museen Berlin, Inv. nr. P 13 412. 

7 PGM IV, 3209-3254 => SAP-G-V-G-001. 

8 Das unpublizierte Pergament P.Lips.Inv. 169 in der Leipziger Papyrussammlung wurde mit einer Flüssigkeit beschrif¬ 
tet, die annähernd durchsichtig ist - oder gänzlich durchsichtig war und erst im Laufe der Jahre sichtbar geworden ist. 
http://papyri-leipzig.dl.uni-leipzig.de/receive/UBLPapyri_schrift_00018050. 


69 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


kommt es nicht nur in den griechischen und demotischen, sondern auch in den kop¬ 
tischen Anleitungen vor. Neben der allgemeinen Angabe „Blut“ werden insgesamt 14 
unterschiedliche Herkünfte angegeben, darunter auch Menschenblut. Eselsblut, Men¬ 
schenblut, das Blut einer weißen Taube und das Blut des Wiedehopfes werden mehrfach 
erwähnt, die übrigen Nennungen sind einmalig. Verschiedene Arten von Blut werden 
nicht miteinander vermischt. Blut als Beschreibstoff ist über einen größeren zeitlichen 
Rahmen belegt als Myrrhe, die früheste Anleitung wird in das 2./3. Jh. | 3. Jh., die spä¬ 
teste in das 7. Jh. datiert. 

Am häufigsten überliefert ist Papyrus als Schriftträger für Blut, zweimal aus demotischen 
und fünfmal aus griechischen Anleitungen, wobei es sich bei den beiden demotischen 
Belegen um dieselbe Praxis mit alternativ beschrifteten Artefakten handelt. Die Beschrif¬ 
tung von Tierhaut mit Blut ist in zwei unterschiedlichen Anleitungen aus verschiedenen 
Sammelschriften belegt, zwei Schilfblätter aus demotischen Praktiken werden ebenfalls 
mit Blut beschriftet. Aus zwei griechischen Anleitungen ist jeweils die Beschriftung eines 
Eselsschädels und eines Menschenschädels überliefert. 

Die Verwendung von Blut als Beschreibstoff findet sich im Kontext von griechischen und 
demotischen Traumsendungs-, Herbeiführungs- und Trennungspraktiken. In mehreren 
Offenbarungspraktiken, bei einer Herbeiführung einer Seele zur Erfüllung eines Diens¬ 
tes und zum Bewirken von Schlaflosigkeit tritt es in griechischen Anleitungen auf. Aus 
griechischen und koptischen Anleitungen ist Blut als Beschreibstoff zur Beschriftung von 
Schutzamuletten überliefert. Das Blut einer weißen Taube soll zusammen mit anderen 
Stoffen in einer koptischen Anleitung zu einer guten Singstimme verhelfen. 

Die Blutsorten, die in mehreren Anleitungen Vorkommen, werden hier kurz vorgestellt. 
Die einmal genannten finden sich in der Liste am Ende des Kapitels. 

Eselsblut wird sechsmal genannt, fünfmal in vier unterschiedlichen griechischen 
Sammelschriften und einmal in einer demotischen Anleitung. In einerweiteren grie¬ 
chischen Anleitung wird „Typhonsblut“ als Beschreibstoff angegeben, das als Esels¬ 
blut interpretiert werden kann. Der chronologische Rahmen ist dabei sehr eng und 
umfasst das 2./3. Jh. | 4. Jh. - 4. Jh. Fünf unterschiedliche Schriftträger sind genannt: 
Papyrus (2x), eine Muschel, eine Fledermaus, ein Lappen, eine Tierhaut. 

Einmal wird p(A[t]ou Tucpcovos, einmal piA-rapiov Tucpcövos als Bestandteil eines 
Tintenrezeptes angegeben. Ersteres übersetzt Preisendanz mit „Typhonsblut“ 9 , letz¬ 
teres mit „Typhonsmennig“ 10 . 

Die Verwendung von Taubenblut tritt ausschließlich in koptischen Anleitungen auf 
und ist dreimal in drei unterschiedlichen Sammelschriften und Einzelanleitungen aus 
dem 6./7. - 7. Jh. nachweisbar. In einem Fall ist der Schriftträger, ein nicht näher 
qualifiziertes Gefäß, angegeben. 

9 Preisendanz (1973) 2 , 140, 141. 

10 Preisendanz (1974) 2 , 64. Erwähnenswert ist hier, dass jaiÄTog in der Antike nicht einheitlich verwendet wurde. Es 
kann sich dabei sowohl um Mennig (bleihaltig), als auch um Rötel (nicht bleihaltig) handeln. Siehe dazu auch Plinius, 
NH 33.115: "milton vocant Graeci miniumque cinnabarim unde natus error inscitia nominum." 


70 




7- Beschreibstoffe 


Menschenblut wird zweimal in PGM IV aus dem 4. Jh. als Beschreibstoff angegeben. 
In einem Fall muss es das Blut eines gewaltsam Verstorbenen sein (Schriftträger: 
Lorbeerblatt), in dem anderen das Blut von der Hand oder dem Fuß einer schwan¬ 
geren Frau (Schriftträger: Papyrus). 

Das Blut des Wiedehopfes wird in zwei unterschiedlichen demotischen Sammel¬ 
schriften als Beschreibstoff genannt, die in das 2./3. Jh. | 3. Jh. und 3. Jh. datiert 
werden. Beide Male ist ein Schilfblattzu beschriften. In der potentiell später datierten 
Anleitung ist die Angabe des Beschreibstoffes kodiert wiedergegeben. 11 


7.2.3. Beifuß 

Aus fünf griechischen Anleitungen aus vier Sammelschriften ist Beifuss zur Beschriftung 
von insgesamt 21 Artefakten überliefert. Er wird ausschließlich als eine von mehreren 
Zutaten in Tintenrezepten erwähnt. Der chronologische Rahmen umfasst dabei das 2./3. 
Jh. 14. Jh. bis 4./5. Jh. Als Schriftträger mehrfach belegt ist Papyrus. Mehrere Schilfrohre 
und Lorbeerblätter werden jeweils in einer einzelnen Praxis mit einer Beifußmischung 
beschriftet, hinzukommen ein Ei und ein Stofflappen. Die überlieferten Kontexte bein¬ 
halten drei Offenbarungspraktiken, ein Gedächtnismittel und die Gewinnung von berufli¬ 
chem und privatem Glück und Erfolg. 


7.2.4. Zinnober 

Aus vier griechischen Anleitungen zu fünf Artefakten ist Zinnober als Beschreibstoff in 
drei Sammelschriften überliefert. Einmal tritt er dabei in Verbindung mit anderen Stof¬ 
fen in einer Tintenmischung auf, viermal wird er als alleiniger Beschreibstoff genannt. 
Beschriftet werden mit ihm Papyri, Lorbeerblätter und Lindenbast. In einem Fall dient 
Zinnober zur Beschriftung eines Schutzamuletts im Rahmen einer Offenbarungspraxis, 
der andere überlieferte Kontext umfasst Glück und Erfolg. 


7.2.5. Goldschmiederuß 

Die Verwendung von Goldschmiederuss innerhalb einer Tintenmischung ist in drei grie¬ 
chischen Anleitungen, allesamt aus der in das 4. Jh. datierte Sammelschrift PGM IV, 
überliefert. Flachs, ein menschlicher Schädel, ein Stofflappen und drei Schilfrohre sollen 
damit beschriftet werden, letztere gehören zu einer einzelnen Praxis, die mehrere Arte¬ 
fakte involviert. Zwei Praktiken haben eine Offenbarung zum Ziel, die dritte die Herbei¬ 
führung eines Helfers. 


7.2.6. Zwangkraut 

Zwangkraut tritt in zwei unterschiedlichen griechischen Anleitungen zur Beschriftung von 

11 Louvre E 3229, Kol. 2, 10-29 (Ende der Kol.), Kol. 3, 1 (PDM Suppl. 40-60) => SAP-D-XYAS-D-002. 


71 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


fünf Artefakten als Zutat eines Tintenrezepts auf. Beide Anleitungen finden sich in der 
in das 4. Jh. datierten Sammelschrift PGM IV. Das Ziel der einen Handlung ist eine 
Offenbarung, das der anderen der Schutz des Praktizierenden während der Handlung. 
Beschriftet werden drei Schilfrohre (zu derselben Praxis gehörend), ein Räuchergefäß 
sowie ein Stofflappen. 


7 . 2 . 7 . Gummi 

Gummi (köhecos) wird in zwei griechischen Anleitungen in der Sammelschrift PGM XII aus 
dem 2./3. Jh. 14. Jh. als Zutat einer Tintenmischung verwendet. Das eine Mal wird ein Ei, 
das andere Mal Beifuß, oder alternativ eine Pasitheawurzel, beschriftet. In beiden Fällen 
umfasst der inhaltliche Kontext Gunst, Freundschaft und Bewunderung, bzw. Gunst, Er¬ 
folg und tägliche Wohlfahrt für die Zielperson. 


7.2.8. Honig 

Honig ist einmal in einer griechischen Anleitung aus dem 4. Jh. und ein weiteres Mal in 
einer koptischen Anleitung aus dem 7. Jh. als Beschreibstoff überliefert. In der griechi¬ 
schen Anleitung dient er als eine von mehreren Zutaten einer Tintenmischung, mit der 
ein Perseablatt zur Erhörung des Praktizierenden und für dessen Schutz während der 
Praxis beschriftet werden soll. In der koptischen stellt Honig den alleinigen Beschreib¬ 
stoff für eine Alabastertafel dar. Die Praxis soll die Zielperson mit einer guten Singstimme 
ausstatten. 


7.2.9. Dattelpalme 

Dattelpalme und karische Feigen kommen zweimal in griechischen Anleitungen als Zutat 
einer Tintemischung vor. Die Sammelschriften werden in das 4. und 4./5. Jh. datiert. 
Beschriftet werden drei Schilfrohre und ein Stofflappen (zu einer Praxis gehörend) und 
einmal ein Papyrus. Bei der ersten Praxis handelt es sich um eine Offenbarungspraxis, 
bei der zweiten um ein Gedächtnismittel, das im Rahmen einer Offenbarungspraxis ver¬ 
wendet werden soll. 


7.2.10. Andere Beschreibstoffe 

Weitere Zutaten sind jeweils nur einmal belegt, ausgenommen sind die Angaben zum 
Beschreibstoff in PGM XIII, die sich in zwei nahezu identischen Anleitungen finden und 
daher hier nicht als mehrfach vorkommende Zutaten aufgeführt werden 12 . 

Abgesehen von Blut und der generellen Bezeichnung „Tinte“ sind noch andere flüssige 
Bestandteile des Beschreibstoffs überliefert, alle jedoch einmalig. Dazu gehören Quell-, 

12 PGM XIII, 38-53, 61-90, 131-137, 227-228 => SAP-G-VU0-GB.a-OO3 und PGM XIII, 359-363, 383-423, 432-452, 
567-600, 603-608, 688-696 => SAP-G-VU0-GB.a-OO2. 


72 




7- Beschreibstoffe 


Regen-, Brunnen- und Kupfervitriolwasser, Wein und weißer Wein, Aschenlauge und 
möglicherweise Saft von einem Johannesbrotbaum. 

In einem einzigartigen Fall wird nicht nur die Pflanze, die für den Beschreibstoff benötig 
wird, näher beschrieben, sondern es wird auch noch detailliert erläutert, wie die Pflanze 
erkannt, und wo sie gefunden werden kann: 

PGM IV, 798-813, (kein Titel, "Mithras-Liturgie") (4. Jh.) 

Transkription und Übersetzung: Preisendanz (1973) 2 , 100, 101. 

r) 5e KevTpms ßoTavri cpÜETai cnrö pr|vö<; ttcxüvi ev toTs pepeai Tfjs peAavris yrjs, 
öpoia 5e eotiv tco 6 p 0 cp TTEpioTEpEcovi. f) 8e yvcoaia aÜTfis 0ÜTC05 yiyvETar 
tßscos TTTEpöv xpiEfon tö dxKpopEAav xaAaa 0 EV tco xuAcp Kai apa T cp öiysfv 
ÖTTOTTITTTEI TCX TTTEpOt. TOÜTO TOÜ KUpiOU ÜTToSeI^OCVTOS £ÜpE 0 r] EV TCO |_lEVpAa'lTr) 
ev Tfj cpaAaypü upö^ Talg ävaßoAaTs ttAtioiov toü ßr)aa5o5 ßoTavris. eotiv 5e 
UovökAcovov Kai TTuppöv äxpi Tf)5 pi^TiS Kai Ta cpüAAa oüAÖTEpa Kai töv Kaptröv 
e'Xovto opoiov tco Kopüpßcp äoiTapayou äypiou. eotiv 5e TTapatrArioiov tco 
KaAoupiEvcp TaAaTTr), cos tö aypiov oeütAov. 

Die Pflanze Kentritis wächst vom Monat Payni an im Gebiet der Schwarzen Erde 
und hat Ähnlichkeit mit dem aufrechten Taubenkraut. Erkannt wird sie folgender¬ 
maßen: wird eine Ibisfeder an der schwarzen Spitze mit ihrem Saft bestrichen 
und geweicht, fallen bei der Berührung die Federn ab. Der Herr zeigte sie, und 
so wurde sie gefunden im Gau Menelaitis in Phalagry an den Wällen (des Nils), 
nahe bei der Pflanze des Besas. Sie ist einschoßig und rotbraun bis zur Wurzel, 
und die Blätter sind ziemlich wollig und die Frucht ist ähnlich dem Kopfe des 
wilden Spargels. Ähnlich ist sie dem sogenannten Talapes, wie wilder Mangold. 

7.3. Rezepte für Beschreibstoffe 

ln 18 griechischen, einer demotischen sowie zwei koptischen Anleitungen sind Angaben 
für Tintenmischungen überliefert, in einigen Fällen ergänzt durch Gewichtsangaben oder 
Zubereitungsanweisungen. Insgesamt liegen damit für 45 der 268 untersuchten Artefak¬ 
te Rezepte für Beschreibstoffe vor, die in ihrer jeweiligen Genauigkeit, und damit Nach¬ 
vollziehbarkeit, deutlich voneinander abweichen. Der chronologische Rahmen umfasst 
das 2./3. Jh. | 4. Jh. bis 7. Jh. Myrrhe als Bestandteil der Tintenmischung ist in elf der 21 
Anleitungen enthalten. 

Einige besonders detaillierte und informationsreiche Rezepte werden im Folgenden vor¬ 
gestellt. In dem ersten Rezept wird der Flüssigkeit ein besonderer Stellenwert beigemes¬ 
sen: 

PGM II, 34-40, (keine Bezeichnung der Praxis überliefert), Ziel: Offenbarung (4. Jh.) 
Transkription und Übersetzung: Preisendanz (1973) 2 , 22, 23. 


73 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Iotiv 8e To neAav to5e- apüpvav Kai TTEVTESaKTuAov ßoTavriv Kai äpTEpiolav 
Kauoas afyjvcös ÄEioTpißrioov Kai xp£>- Aaßcbv kA68ov 5 a<pvris Kai KÜpivov 
aiSioiriKov Kai OTpuxvov ßoTavriv öpou TpTyov, Kai üScop Kaivoü ippEaTos 
öpuysvT[o]5 npö ppvcdv e' f| evtös etcöv e' rj ö säv KaTaAaß^s goto TTpcÖTTis 
ripspas Tfjs öpu^Ecos, ev dyysico öoTpadvcp ävEvsyKcbv Kai spßaAcbv eis tö 
üScop Ta TETpippEva, Eaaov etti vüktos pövas y' Kai ETTiKaAoüiiEvos eis tö ous 
oou to 5e£iöv ßaAE öAlyov. 

Die Tinte: In reinem Zustand verbrenne Myrrhe und Fünffingerkraut und Beifuß, 
reibe es klein und benutze es. Nimm einen Lorbeerzweig und äthiopischen Küm¬ 
mel und Nachtschatten und reibe es zusammen, und Wasser von einem neuen 
Brunnen, der gegraben wurde vor fünf Monaten oder in den letzten fünf Jahren, 
oder das du gerade triffst nach dem ersten Tag der Grabung, bring in einem 
Tongefäß her und wirf das Geriebene in das Wasser und laß es nur drei Nächte 
stehn und bei der Anrufung tu ein weniges in dein rechtes Ohr. 


Das nächste Rezept beinhaltet Zutaten, die auch für andere Zwecke innerhalb der über¬ 
geordneten Praxis verwendet werden, u.a. für eine Weihe. Einige der Zutaten werden 
zudem explizit bestimmten Gottheiten zugeordnet. Zu anderen Zutaten wird dem Leser 
mitgeteilt, von welchem Autor die Angaben stammen. Auch ein literarischer Dieb wird 
erwähnt. 

PGM XIII, 227-228, Heiliges Buch, genannt "Die Monas"oder "Achtes Buch Moses" vom 
geweihten Namen (4. Jh.) 

Transkription und Übersetzung: Preisendanz (1974) 2 , 98. 

ETTiypdvpEig 5 e to vhpov tcö peAovi tcö 5ia tcöv övSecov tgov C,' <öoTEpcov> Kai 
äpconaTcov. 

Beschreib das Natron mit Tinte aus den Blüten der sieben <Sterne> und aus den 
Gewürzen. 

Die sieben Blumen der sieben Sterne werden an früherer Stelle aufgelistet und aus dem 
Buch des MavE0cbs zitiert (Zeilen 24-29): 

Transkription und Übersetzung: Preisendanz (1974) 2 , 88. 

(...) evteüBev ßaoTaoas toc av0r) tcöv C,’ äoTepcov, ä egti oapyoüxivov, 
Kplvivov, Acötivov, EpEipuAAivov, vapKiaaivov, AeukoTvov, poSov. toüto Ta äv0ri 
TTpö e’ikogi piäs fipiEpag Tfjs teAettis AEioTpißpoov Eig Aeuktiv 0u(av Kai £f|pavov 
ev GKia Kai e'xe aÜTOt ETOipa eis T h v f)i-iepav ekeivtiv. 

(...) nimm die 7 Blumen der 7 Sterne, das sind: Majoran, Lilie, Lotos, Dichtlaub¬ 
pflanze (?), Narzisse, Goldlack, Rose. Diese Blüten reib fein 21 Tage vor der 
Weihe in einem weißen Mörser und laß es im Schatten trocknen und halt es 
bereit für jenen Tag. 


74 



7- Beschreibstoffe 


Auch die Gewürze, die an anderer Stelle als geheime Räucherstoffe bezeichnet werden, 
werden näher erläutert (Zeilen 13-20): 

Transkription und Übersetzung: Preisendanz (1974) 2 , 88. 

ccTTr|pTiG0co 5e f| TpocTTE^cx toTs Emüüpaai T 0 ÜT 015 , ouvyEviKoTs OUOl TOU 0EOÜ - 
ek 5e TaÜTris Tfß ßißAiou 'Eppfis kAe^os Ta E 7 n 0 üpaTa C,' TTpooEcpcbvrioEV <ev> 
sauTou lEpa ßüßAcp ETTiKaAoupsvfl "FTTEpuyi" - xoO pev Kpövou OTUpa^ (egtiv 
yäp ßapüs Kai eücoStis), toO 5e A 105 paAaßa0pov, toO 5e "Apscos köotos, tou 
5e 'HAiou Aißavov, xfjs 5e ’AcppoSiTTis vap5os ’IvSikö^, tou Se 'Eppou Kaoia, Tfjs 
5e ZsArivris ^pupva. touto eotiv Ta dTTÖKpuq>a ETTi0upaTa. 

Der Tisch werde aber vollständig versehen mit den folgenden, der Gottheit we¬ 
sensverwandten Räucherstoffen (aus diesem Buch hat Hermes gestohlen, als er 
die 7 Räucherstoffe benannte in seinem "Flügel" genannten Buch): dem Kronos 
Gummiharz (denn es ist schwermachend und wohlduftend), dem Zeus Betel, 
dem Ares Kostos, dem Helios Weihrauch, der Aphrodite indische Narde, dem 
Hermes Zimmt, der Selene Myrrhe. Das sind die geheimen Räucherstoffe. 


Das folgende Rezept zeichnet sich durch seine ungewöhnlichen Zutaten aus: 

PGM IV, Ohne Medium gesehene Traumvision mit Anwendung dreier Schilfrohre (4. Jh.) 
Transkription und Übersetzung: Preisendanz (1973) 2 , 176, 177. 

OKEuf] psAavos, ev cp 5eT ypacpsiv Toug KaAapou 5 Kai tö eAAuxviov äpTEpioia 
PovökAcovos, KaTavayKri, öotö <poivkcov NikoAöcov y', KapiKai layaBEs y', 
ai0aAri xpuaoxoTKri, 0aAAoi q>o(viKos äpaEviKoü y', äcppös ©aAdtaaris. 

Der Tintenstoff, mit dem man die Rohre und den Docht beschriften muß: ein- 
schossiger Beifuß, Zwangkraut, Kerne von 3 Nikolaischen Dattelpalmen, 3 Ka- 
rische Feigen, Ruß aus der Goldschmiede, 3 Sprossen von einer männlichen 
Dattelpalme, Meerschaum. 

7.4. Zusammenfassung 

Angaben zu einem Beschreibstoff sind in 71 Anleitungen für die Beschriftung von 118 
Artefakten überliefert. Sie finden sich über den gesamten Bearbeitungszeitraum verteilt 
mit einem deutlichen im Schwerpunkt 3. Jh. Im 4. Jh. werden solche Angaben seltener 
und nehmen dann rasch ab. Ein Überlieferungsminimum liegt um das frühe 6. Jh. vor. In 
den späten koptischen Sammelschriften des 6.17. Jh. sind Angaben zum Beschreibstoff 
wieder belegt, allerdings in geringer Zahl. 

82 unterschiedliche Substanzen sind in den Angaben zu Beschreibstoffen überliefert. 
Diese lassen sich unterteilen in feste und flüssige Stoffe. Myrrhe wird unter den festen 
Stoffen bei Weitem am häufigsten genannt, unterschiedliche Tierblutsorten, auch Men- 


75 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


schenblut, unter den flüssigen. An weiteren flüssigen Stoffen sind Quell-, Regen-, Brun¬ 
nen- und Kupfervitriolwasser, Wein und weißer Wein, Aschenlauge und möglicherweise 
Saft von einem Johannesbrotbaum belegt. Auch mit Honig konnte geschrieben werden. 

Rezepte für Beschreibstoffmischungen sind in 16 Anleitungen überliefert, ihr chronologi¬ 
scher Rahmen umfasst das 2./3. Jh. | 4. Jh. bis 7. Jh. Manche Rezepte beinhalten ledig¬ 
lich die Angaben der Zutaten, in anderen wird eine Mengenanzahl hinzugefügt. Einige 
jedoch beinhalten auch Informationen darüber, wie die Stoffe verarbeitet werden sollen, 
warum gerade die angegebenen Stoffe verwendet werden, oder in welchem Zustand der 
Praktizierende die Zubereitung des Beschreibstoffes vornehmen soll. So erfahren wir in 
PGM XIII, dass einzelne Stoffe bestimmten Gottheiten zugewiesen werden, und in PGM 
II, dass es für die Zubereitung des Beschreibstoffes wichtig war, sich in einem reinen 
Zustand zu befinden. 


Tabelle 7.1. Beschreibstoff der Schriftträger 


Akazie 

Anemone 

Artischocke 

Aschenlauge 

äthiopischer Kümmel 

Beifuß 

Bethel 

Blut (Aal) 

Blut (Fledermaus) 
Blut (Esel) 


Blut (Schlange) 

Blut (Siluros) 

Blut (Sperber) 

Blut (Taube, weiß) 

Blut (Wachtel) 

Blut (Wiedehopf) 

Dattelpalme (nikolaisch, Kerne) 
Dattelpalme (männlich Sprossen) 
Dichtlaubpflanze? 

Lilie 

Lorbeer 


Distel (ägyptisch) 
Erzschmiederuß 
Farbe (weiß) 

Federn vom Hermes-Ibis 
Feigen karisch 
Feuerlack 

Fichtenzapfen, unberegnet 
Flachs 

Fünffingerkraut 

Gallapfel 

Glodschmiederuß 

Goldlack 

Gross-an-Liebe Pflanze 

Gummi 

Gummiharz 

Hauslaub 

Honig 

Kalamusextrakt 
Kalk, ungelöscht 
Kentritis 

Kohle aus Weißholz? 

Kostos 

Kreide 

Kupfervitriolwasser 

Levkoie 

Regenwasser 

Rose 


Blut (Esel, schwarz) 

Blut (Hund, schwarz) 

Blut (Hundskopfaffe) 

Blut (Kuh oder Ziege oder Esel, alle schwarz) 
Blut (Maus) 

Blut (Mensch) 


76 



7- Beschreibstoffe 


Lotos 

Saft vom Johannesbrotbaum? 

Majoran 

Sarapispflanze 

Meerschaum 

Sumach 

Mennig 

Typhonsmennig 

Moschus 

Typhonsrötel 

Myrrhe 

Vitriolerz 

Myrrhe verbrannt 

Wasser aus einem Brunnen oder Wasserloch 

Myrrhenblätter 

Weihrauch 

Nachtschatten 

Wein 

Narde 

Wein (weiß) 

Narzisse 

Wermut 

Ölbaumblatt 

Zimt 

Potamogeitonos 

Zinnober 

Quellwasser 

Zwangkraut 


77 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


8. Schreibwerkzeuge 


Angaben zum Schreibwerkzeug wurden wesentlich seltener vorgenommen als Anga¬ 
ben zum Schriftträger oder Beschreibstoff 1 . Zu 27 schrifttragenden Artefakten aus 22 
Praxisanleitungen ist die Nennung eines Schreibwerkzeugs überliefert. In drei weiteren 
Anleitungen ist die Lesung unsicher 2 . 

Überliefert sind Schreibwerkzeuge aus den griechischen (24x), und in geringem Umfang 
aus den koptischen Anleitungen (3x), nicht jedoch aus den demotischen. Die früheste 
Erwähnung datiert in das 2./3. Jh. | 4. Jh., die späteste in das 6./7. Jh. Allein zehn der 
insgesamt 27 Angaben finden sich in der Sammelschrift PGM VII aus dem 3. Jh. 

Am häufigsten genannt wird in den griechischen Anleitungen der Erzgriffel (16x). Zwei¬ 
mal soll mit einer Erznadel geschrieben werden, ein Kupfergriffel und eine Kupfernadel 
werden je einmal angegeben. Ein Schreibrohr aus organischem Material ist einmal si¬ 
cher, einmal unsicher überliefert, hinzukommt eine fragmentarische Stelle, an der eine 
Pinne erwähnt wird. Das ungewöhnlichste Schreibwerkzeug ist ein Edelstein, mit dem 
ein Goldtäfelchen graviert werden soll. 

In einigen Fällen wird das Schreibgerät näher qualifiziert. Zwei der Erzgriffel sowie der 
Kupfergriffel sollen kaltgeschmiedet sein. Die beiden Erznadeln müssen kopflos sein. 
Der Kupfernagel bringt eine Herausforderung an den Praktizierenden mit, er soll von ei¬ 
nem gestrandeten Fahrzeug genommen werden. 3 Das bekannteste überlieferte Beispiel 
eines Nagels aus einem instrumentalen Kontext ist der Nagel aus dem sogenannten 
„Zaubergerät“ aus Pergamon. 4 Er ist vierkantig gearbeitet und auf allen vier Seiten mit 
Zauberzeichen beschriftet. Auffällig ist, dass zwei der vier Kanten starke Gebrauchsspu¬ 
ren aufweisen, die durch das Einschlagen in hartes Holz entstehen können. Bei einer 
Untersuchung der Gravuren stellte sich jedoch heraus, dass die Grate an den Zeichen 
noch erhalten sind, die Beschriftung also über den Gebrauchsspuren graviert und der 
Nagel danach nicht mehr Eingeschlagen wurde. Uwe Peltz, Restaurator an den Staatli¬ 
chen Museen Berlin, untersuchte den Nagel näher und gelangte zu dem Schluss, dass 
die Bearbeitungsspuren künstlich hergestellt wurden und nicht durch tatsächlichen Ge¬ 
brauch verursacht worden sein können. Zwei zentrale Fragen werfen diese Untersu¬ 
chungsergebnisse in Bezug auf die hier besprochenen Schreibgeräte auf: Könnte es 
sich bei dem Nagel um ein Instrument handeln, das nicht zum Einschlagen in eine Wand, 

1 Harrauer (2001), 15, schreibt zu den dokumentarischen Papyri aus der ptolemäischen Zeit bis zum Beginn des 8. 
Jhds.: „Erstaunlich ist, dass die Papyrusquellen nur mit ganz spärlichen Quellen aufwarten, in denen ein Kalamos 
erwähnt wird. Man wird daraus den Schluß zu ziehen haben, daß der Kalamos so selbstverständlich war und in so un¬ 
beschränktem Ausmaß zur Verfügung stand, daß über ihn zu schreiben kaum Anlaß und Notwendigkeit bestand. Auf 
jeden Fall stehen die reellen Funde von Kalamoi in keiner Relation zu ihrer Erwähnung in den schriftlichen Quellen. 
Es gibt in den meisten größeren Papyrussammlungen mehr als ein derartiges Relikt der antiken Schreibertätigkeit. 
Nur wenige Stellen erwähnen das Schreibgerät.“ Harrauer zitiert im Folgenden 16 Quellen aus dem 2. Jh. v. Chr. bis 
zum 6. Jh. n. Chr. Die Quellen aus den mag. Pap. berücksichtigt er in diesem Kapitel nicht. Diese werden gesondert 
betrachtet (s. auch Anm. 2). 

2 Harrauer (2001), 30 zitiert in seiner Liste der Griffel PGM XXXVI, 179 ff., dort ist jedoch keine Angabe zu einem 
Schreibwerkzeug überliefert, es wird lediglich angewiesen, in Blei zu ritzen, nicht jedoch, womit. 

3 Nägel, die magischen Kontexten zugeordnet werden können, sind häufiger überliefert, s. Gabriella Bevilacqua, Chiodi 
magici, in: Archaeologia Classica 52 (2001), 129-150. 

4 Wünsch (1905); für Photographien s. Dzwiza (2011). 


78 




8 - Schreibwerkzeug 


sondern zum Schreiben verwendet wurde? Weist die Angabe, einen gebrauchten Nagel 
von einem gestrandeten Fahrzeug zu verwenden, eventuell darauf hin, dass der Nagel 
aus Pergamon eine solche - oder zumindest in diese Richtung deutende - Herkunft de¬ 
monstrieren sollte? 

Mit den Metallgriffeln und -nadeln werden vor allem Metalltäfelchen beschriftet, doch 
sie werden auch für zwei Ostraka und einen Ziegel verwendet. Schreibrohr und Pinne 
dienen der Beschriftung von Papyrus und Lorbeer. 

Sehr ungewöhnlich sind Angaben zum Zustand des Praktizierenden während des 
Schreibvorgangs. Abschließend sei einer dieser seltenen Belege im Wortlaut vorgestellt: 

PGM XIII, 1002-1007 (keine Bezeichnung der Praxis überliefert), Ziel: mehrere, abhän¬ 
gig von weiteren Handlungen; Schutz, Herr über Schrecknis und Zorn, Unbesiegbarkeit 
(4. Jh.) 

Transkription und lautliche Wiedergabe der voces magicae: Preisendanz (1974) 2 , 129. 

Aaßcbv xpvonv AettiBoc f| apyupTjv x G P aGG£ öcSapavTivcp A\ 0 cp tous 
UTTOKEliaEVOU<S> X a P aicr nP a S TOUS CX(p0EKTOU$. 6 5 e X a P GGGCOV OCUTCX EOTCO 
Kcc0apös cxttö TTaaris äKoc0apGias, eotepuevos Tag X £ ^P a S öcKpa^ovTi 
GTEcpavcp apa etti0ucov Aißavov. 

Nimm ein goldenes oder silbernes Blatt, ritze darauf mit Edelstein die untenfol¬ 
genden unaussprechlichen Charaktere; doch soll, wer es einritzt, frei sein von 
jeder Unreinheit und seine Hände geschmückt haben mit einem Blütenkranz, 
während er Weihrauch inszensiert. 


Auch in einer Beschreibung der Zubereitung eines Beschreibstoffes ist die Anweisung 
enthalten, dass der Praktizierende rein sein soll. 5 


5 PGM II, 34-40 


79 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9. Beschriftung der Artefakte 

9.1. Übersicht 

Die Beschriftung eines Artefakts besteht aus mindestens einem Element aus einer der 
drei Hauptbeschriftungsgruppen „Schrift“ (S), „Bild“ (B) oder „Zeichen“ (Z). Elemente aus 
sämtlichen drei Gruppen können miteinander kombiniert werden, so dass insgesamt 
sieben unterschiedliche übergeordnete Beschriftungsmuster auftreten: S - B 1 - Z - SB - 
SZ - BZ- SBZ. 

In die Gruppe „S“ werden Beschriftungen einsortiert, die ausschließlich verschriftlichte 
Sprache enthalten. Die ihr zugeordneten Elemente werden unterteilt in die zehn Grup¬ 
pen "Name", „Namen“, "vox magica", „voces magicae“, „Vokale“, „Anrufung“, „Forde¬ 
rung“, „Identitätssatz“, „Homerversen“ und "individuelle Elemente". Weitere Elemente 
sind in der Regel Bestandteil der Forderung oder der Anrufung. Von einer tiefergehen¬ 
den Unterteilung wurde an dieser Stelle abgesehen. 

Die Trennung zwischen „voces magicae“ und „Namen“ erfolgte erstmals umfangreich in 
Preisendanz (1941). Es handelt sich um eine zeitgenössische Kategorisierung; ob auch 
in der Antike entsprechend differenziert wurde und sich eine solche Differenzierung über 
die Beschriftungsangaben nachweisen lässt, werden die folgenden Untersuchungen zei¬ 
gen. 

Unter „Anrufung“ wird hier jede Form der direkten Ansprache einer höheren Macht durch 
den Praktizierenden verstanden. Diese Ansprache erfolgt mittels einer Verbform der 1. 
Pers. Sing., z.B. Dich rufe ich an (oe kccAgö) oder Ich beschwöre Dich (e^opid^co oe). 
Unter „Forderung“ wird die Formulierung des Auftrags an die höhere Macht verstanden. 
„Identitätssätze“ treten als Beschriftungselemente in der 1. Pers. Sing., der 2. Pers. Sing, 
und PI. und der 3. Pers. Sing. auf. 

In einigen Anleitungen hat der Praktizierende die Möglichkeit, neben einer vorgege¬ 
benen Beschriftung individuelle Elemente hinzuzufügen, und in seltenen Fällen kann 
die Beschriftung vollständig individuell gestaltet werden 2 . Vollständig individuell zu be¬ 
schriftende Artefakte werden von den Detailuntersuchungen ausgeschlossen, da ihre 
Beschriftung im Einzelnen nicht rekonstruierbar ist. Ihr Vorkommen an sich wird in der 
Auswertung berücksichtig. Beschriftungen, die teilweise individuell zu gestalten sind, 
werden als "individuelle Angaben" in die folgenden Untersuchungen mit einbezogen. 

Die Gruppe „B“ wird unterteilt in „figürliche Darstellungen“, „gegenständliche Darstel¬ 
lungen“ und „geometrische Darstellungen“. Die Untergruppe „figürliche Darstellungen“ 
kann wiederum differenziert werden in „anthropomorphe Darstellungen“, „Tierdarstel- 

1 Ausschließlich bildhaft beschriftete Artefakte werden separat in einer Liste am Ende von Katalogteil 3 aufgeführt und 
nicht im Detail besprochen. 

2 Im Katalog mit dem Buchstaben „I“ gekennzeichnete Datensätze. 


80 




9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


lungen“ und „Körperteile“ 3 . Die Untergruppe "geometrische Darstellungen" enthält die 
Elementgruppen "Kreise", "Dreiecke", "Quadrate" und "Rechtecke". Die Untergruppe 
"gegenständlich" umfasst Elemente, die eindeutig Gegenstände darstellen. 

Die Gruppe „Z“ umfasst die Zauberzeichen. Diese werden anhand formaler Kriterien in 
neun Gruppen unterteilt, die im Kapitel 9.3. "Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z" 
erläutert werden. 

Siehe Tabelle 9.1. für eine Übersicht über die Elementgruppen innerhalb der drei Be¬ 
schriftungsgruppen. 

Tabelle 9.1. Übersicht über die den drei Beschriftungsgruppen S, Z und B untergeordneten 
Elementgruppen 


s 

Z 

B 

vox magica 

Gl Kringel 

B.a anthropomorphe 
Darstellungen 

voces magicae 

G2 Kugeln 

B.t Tierdarstellungen 

Name 

G3 Punkte 

B.p Körperteile 

Namen 

G4 geschlossene El¬ 
emente 

B.g geometrische Darstel¬ 
lungen 

Vokale 

G5 separate Striche 

B.o gegenständliche 
Darstellungen 

Forderung 

G6 Elemente 


Anrufung 

G7 kleine Elemente 


Identitätssatz 

G8 Hieroglyphen 


individuelle Angaben 

Gu unklar 


Homerverse 




Im Folgenden wird das Vorkommen der einzelnen Beschriftungsgruppen und ihrer Be¬ 
schriftungselemente untersucht. Dabei stehen fünf Fragen im Zentrum, die jeweils einen 
eigenen Themenkomplex umfassen: 

1) . Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der Beschrif¬ 

tungselemente aus? 

2) . Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwi¬ 

schen Beschriftungselement/en und Schriftträger hersteilen? 

3) . Welche Funktionen werden genannt, und treten ausgewählte Beschriftungs¬ 

elemente ausschließlich im Kontext ausgewählter Funktionen auf? 

4) . Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und werden die Be¬ 

zeichnungen elementgruppenspezifisch oder elementgruppenübergreifend 
verwendet? 

5) . Wie werden autark zu verwendende Artefakte 4 beschriftet, und unterscheidet 

sich ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 


3 Siehe im Katalogteil unter „Definitionen“ für die unterschiedlichen Bezeichnungen der Katalogdatensätze. 

4 Im Folgenden werden autarke Artefakte auch als P-Artefakte bezeichnet, da ihre Herstellung und Handhabung die 
gesamte Praxis konstituieren. 


81 




















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Ziel der Untersuchungen ist es, Aufschluss über mögliche Zusammenhänge zwischen 
Beschriftungselementen, Schriftträgern, Funktionen und Handhabungsformen der Ar¬ 
tefakte zu gewinnen. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, ein klareres Bild von der 
antiken Verschriftlichungspraxis einerseits, und den verschriftlichen Vorstellungsräumen 
andererseits zeichnen zu können. 

Die sechs Beschriftungsmuster S, Z, SZ, SB, ZB und SZB werden der Reihe nach vor¬ 
gestellt. In Tabelle 9.2. ist die Anzahl der eindeutig zu rekonstruierenden Beschriftungen 
innerhalb dieser sechs Gruppen zusammen mit der Anzahl der Sammelschriften sowie 
deren Überlieferungszeitraum angegeben. 

Tabelle 9.2. Anzahl der eindeutig zu rekonstruierenden Beschriftungen innerhalb der sechs 
untersuchten Beschriftungsgruppen 


Beschriftungs¬ 

gruppe 

S 

Z 

SZ 

SB 

ZB 

SZB 

Anzahl Artefakte 

93 

18 

15 

18 

2 

7 

Anzahl 

Sammelschriften 

21 

10 

7 

10 

2 

4 

Datierung 

1 .12. Jh. - 
5. Jh. | 5./6. 
Jh. 

2./3. Jh. | 3. 
Jh.-5. Jh. | 
5./6. Jh. 

2./3. Jh. | 3. 
Jh. -6. Jh. 
oder früher 

2./3. Jh. | 3. 
Jh. -4./5. 
Jh. 

3. Jh. -4. 
Jh. 

3. Jh. -6. 
Jh. oder 
früher 


82 





















9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


9.2. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 

9.2.1. Übersicht Gruppe S 

155 Artefakte sollen ausschließlich mit Elementen der Beschriftungsgruppe S beschriftet 
werden. Die entsprechenden Anleitungen sind in 31 Sammelschriften aus dem Zeitraum 
des 1./2. bis 677. Jh. überliefert. 128 Artefakte sind in griechischen, 16 in demotischen 
und 11 in koptischen Anleitungen belegt. 

In sechs der 155 Anleitungen wird eine vollständig individuelle Beschriftung vorgege¬ 
ben, so dass einzelne Beschriftungselemente nicht rekonstruiert werden können. In 15 
Anleitungen ist die Beschriftung zwar bezeichnet, jedoch teilweise oder vollständig nicht 
mit überliefert, und sie lässt sich auch nicht anhand der Angaben rekonstruieren. Die Be¬ 
schriftungsangaben in weiteren 38 Anleitungen sind nicht eindeutig zu interpretieren, so 
dass unklar bleiben muss, welche der Angaben aufgeschrieben, und welche gesprochen 
werden sollen. Bei zwei nur fragmentarisch erhaltenen Anleitungen ist die Bestimmung 
der Beschriftungselemente ebenfalls unklar. Eine Anleitung wurde durchgestrichen und 
es ist ungewiss, ob sie vollständig überliefert wurde. In sämtlichen Fällen ist klar, dass 
die Beschriftung keine Elemente der Gruppen „B“ oder „Z“ enthält. Von den weiteren 
Untersuchungen werden diese Artefakte dennoch ausgeschlossen, da ihre Beschriftung 
nicht vollständig rekonstruierbar ist. 

Es bleiben 93 Beschriftungen, die eindeutig rekonstruiert und der Gruppe „S“ zugeord¬ 
net werden können. Sie bilden die Grundlage für die folgenden Untersuchungen. Die 
dazugehörigen 72 Anleitungen 1 wurden in 21 Sammelschriften des 172. Jh. bis 5. Jh. | 
576. Jh. aufgeschrieben. 69 der Anleitungen wurden in Griechisch verfasst, drei in De¬ 
motisch. In keiner koptischen Anleitung wird ein Artefakt ausschließlich mit Elementen 
der S-Gruppe beschriftet. Die Sprache der Anleitungen kann von der Sprache der Be¬ 
schriftung abweichen, so sollen zwei Artefakte aus griechischen Anleitungen in Koptisch 
beschriftet werden 2 , in einer demotischen Anleitung wird eine griechisch-hieratische Be¬ 
schriftung vorgegeben 3 . 

Insgesamt werden 88 Artefakte in Griechisch beschriftet, zwei in Demotisch, zwei in 
Koptisch und eins in Griechisch-Hieratisch. 

9.2.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungsele¬ 
mente der Gruppe S 

Die Beschriftungselemente der zehn Elementgruppen der S-Gruppe treten sowohl elem¬ 
entgruppenspezifisch, als auch elementgruppenübergreifend auf. Die komplexeste Ver¬ 
gesellschaftung besteht dabei aus sechs unterschiedlichen Elementgruppen. Teilt man 

1 Einmal werden 16 Papyrusartefakte, ein anderes Mal sieben Seilstücke innerhalb einer Praxis beschriftet. 

2 SAP-G-V-K-001, SAP-G-X-K-001. 

3 SAP-D-V-GH-001. 


83 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


die Beschriftungsmöglichkeiten eines Artefakts entsprechend der Anzahl der verwende¬ 
ten Elementgruppen in Gruppen ein, so erhält man die sechs Gruppen S1 bis S6. 

Die größte der sechs Gruppen bilden Beschriftungen, die aus einem oder mehreren 
Elementen derselben Elementgruppe bestehen (41), Kombinationen aus zwei Element¬ 
gruppen folgen (24). Drei Elementgruppen treten in 14 Fällen auf, vier Elementgruppen 
in sieben, fünf in zwei und sechs Elementgruppen in fünf Fällen. Insgesamt ist die Grup¬ 
pe der Beschriftungen, die aus mehr als einer Elementgruppe bestehen, größer als die 
Gruppe, die aus einer einzelnen Elementgruppe besteht. 

Innerhalb der Gruppe der 93 vollständig zu rekonstruierenden Beschriftungsangaben 
treten voces magicae als häufigstes Beschriftungselement auf (59), gefolgt von Namen 
(30), einem einzelnen Namen (23), einer Forderung (24), Vokalen (19), einer teilweise 
individuellen Beschriftung (12), einer einzelnen vox magica (10), einem Identitätssatz 
(10), einer Anrufung (8), einer vollständig individuellen Beschriftung (6) und Flomerver- 
sen (4). 4 Diese Werte finden sich in den nächsten Tabellen als linker Wert wieder. 

Voces magicae und Namen sind die beiden am häufigsten verwendeten Beschriftungs¬ 
elemente innerhalb der S-Gruppe. Das Niederschreiben einer Forderung stellt das 
dritthäufigste Element dar. 

Das Auftreten der einzelnen Beschriftungselemente und deren Kontextualisierung mit 
der Materialität der Schriftträger, der Artefaktfunktionen und der autarken oder eingebun¬ 
denen Verwendung eines Artefakts, wird im Folgenden vorgestellt und erläutert. 


9.2. 1.1. Individuell auftretende Beschriftungselemente (S1) 

41 Artefaktbeschriftungen bestehen aus einem oder mehreren Elementen einer einzel¬ 
nen Elementgruppe. Die dazugehörigen Anleitungen finden sich in elf unterschiedlichen 
Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. | 4. Jh. und 5. Jh. | 5./6. Jh. 40 der Anleitungen wur¬ 
den in Griechisch geschrieben, eine in Demotisch. 

Voces magicae treten 18x auf, ein einzelner Name zehnmal, Vokale viermal. Eine ein¬ 
zelne vox magica tritt dreimal auf, Homerverse werden ebenfalls dreimal ohne weitere 
Beschriftungselemente verwendet, Namen zweimal, eine Forderung einmal. 

Anrufungen und Identitätssätze sind in dieser Gruppe nicht nachweisbar, beide Elemen¬ 
te treten ausschließlich in vergesellschafteter Form auf, was schlicht in ihrer Natur liegt. 

Fasst man die vier Elemente vox magica, voces magicae, Name und Namen zusammen, 
dann bilden sie die größte Gruppe der allein auftretenden Beschriftungselemente (33). 

In Tabelle 9.3. werden das Gesamtvorkommen und das alleinige Vorkommen der einzel¬ 
nen Beschriftungselemente einander gegenübergestellt. 

4 Häufigkeitsverteilung innerhalb der Gesamtgruppe der 155 Anleitungen: voces magicae (73), Namen (44), einzelner 
Name (31), Forderung (27), Vokale (25), teilweise individuelle Beschriftung (15), einzelne vox magica (13), Anrufung 
(10), Identitätssatz (10), Homerversen (4). 


84 




9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Tabelle 9.3. Gesamtvorkommen (linker Wert) und individuelles Auftreten (rechter Wert) der 
untersuchten Elementgruppen (sortiert nach Häufigkeit des alleinigen Auftretens) 


voces 

magicae 

Name 

Vokale 

vox magica 

Homerverse 

Namen 

Forderung 

individuelle 

Angaben 

Iden¬ 

titätssatz 

Anrufung 

59/18 

23/10 

19/4 

10/3 

4/3 

30/2 

24/1 

12/- (6) 

10/- 

8/- 


9.2.1.2. Vergesellschaftet auftretende Beschriftungselemente 
Kombination aus zwei Beschriftungselementen (S2) 

Kombinationen aus Elementen aus zwei unterschiedlichen Elementgruppen sind 24x 
überliefert. Das häufigste Beschriftungselement stellen - wie schon bei der Gruppe der 
individuell auftretenden Beschriftungselemente - voces magicae dar (18). Namen treten 
achtmal in Kombination mit einem weiteren Element auf, eine Forderung und ein einzel¬ 
ner Name je fünfmal. Vokale und eine einzelne vox magicae werden je viermal zusam¬ 
men mit einem weiteren Beschriftungselement verwendet, ein Identitätssatz tritt zweimal 
in einer Zweierkombination auf, ebenso das Element der individuellen Angaben. 

Auch bei Beschriftungen aus zwei Beschriftungselementen bilden die Elemente voces 
magicae, vox magica, Name und Namen zusammengenommen die größte Gruppe (35). 

Am häufigsten nachweisbar ist die Kombination aus einer vox magica oder voces magi¬ 
cae mit einem oder mehreren Namen. Hier zeigt sich bereits, dass beide Gruppen eng 
miteinander verbunden sind. Eine Forderung tritt entweder zusammen mit voces magi¬ 
cae oder mit Namen auf, Vokale mit voces magicae oder einer einzelnen vox magica. 
Auch die beiden Identitätssätze treten in Kombination mit voces magicae auf. 

Es stellt sich heraus, dass keine Zweierkombination ohne eines der Elemente „vox ma¬ 
gica“, „voces magicae“, Name oder „Namen“ vorkommt. In Tabelle 9.4. werden das Ge¬ 
samtvorkommen und das vergesellschaftete Auftreten einer Elementgruppe mit einer 
weiteren Elementgruppe dargestellt. 


Tabelle 9.4. Gesamtvorkommen (linker Wert) und Auftreten mit einer weiteren Element¬ 
gruppe (rechter Wert) (sortiert nach Häufigkeit des Auftretens in einer Zweiergruppe) 


voces 

magicae 

Namen 

Forderung 

Name 

Vokale 

vox magica 

Iden¬ 

titätssatz 

individuelle 

Angaben 

Anrufung 

Homerverse 

59/18 

30/8 

24/5 

23/5 

19/4 

10/4 

10/2 

12/2 

8/- 

4/- 


Kombination aus drei Beschriftungselementen (S3) 

Die Kombination aus Elementen aus drei unterschiedlichen Elementgruppen tritt 14x 
auf. Voces magicae und Namen kommen je zehnmal vor, eine Forderung fünfmal, ein 
einzelner Name und Vokale je viermal. Ein Identitätssatz und individuelle Angaben kom¬ 
men je dreimal vor, eine einzelne vox magica zweimal und ein Homervers einmal. Anru¬ 
fungen sind in dieser Kombinationsgruppe nicht nachweisbar. 


85 

























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Wie bereits bei den beiden zuvor besprochenen Gruppen S1 und S2, bilden auch hier 
die Elemente voces magicae, vox magica, Namen und Name zusammen die größte 
Gruppe mit 26 Vorkommen. Sie stellen zudem die vier am häufigsten miteinander verge¬ 
sellschafteten Elemente dar. In zwölf der 14 Beschriftungen treten zwei der drei Elemen¬ 
te gemeinsam auf. Damit liegt ein weiterer Beleg für ihre enge Verbindung vor. Lediglich 
zweimal treten Namen zusammen mit einer Forderung und einem Identitätssatz und 
ohne voces magicae oder eine vox magica auf. 

In Tabelle 9.5. werden das Gesamtvorkommen und das vergesellschaftete Auftreten 
einer Elementgruppe mit zwei weiteren Elementgruppen dargestellt. 


Tabelle 9.5. Gesamtvorkommen (linker Wert) und Auftreten mit zwei weiteren Element¬ 
gruppen (rechter Wert) (sortiert nach Häufigkeit des Auftretens in einer Dreiergruppe) 


voces 

magicae 

Namen 

Forderung 

Name 

Vokale 

individuelle 

Angaben 

Iden¬ 

titätssatz 

vox magica 

Homerverse 

Anrufung 

59/10 

30/10 

24/5 

23/4 

19/4 

12/3 

10/3 

10/2 

4/1 

8/- 


Kombination aus vier Beschriftungselementen (S4) 

Eine Kombination aus vier Elementgruppen tritt siebenmal auf. Die Häufigkeitsvertei¬ 
lung verschiebt sich hierbei gegenüber der Häufigkeitsverteilung der Gruppen S1 - S3: 
eine Forderung tritt ebenso häufig auf wie voces magicae, je sechsmal. Namen werden 
viermal in einer Viererkombination verwendet, ein einzelner Name und Vokale je drei¬ 
mal, ein Identitätssatz und eine Anrufung je zweimal und individuelle Angaben sowie 
eine Anrufung je einmal. 

Zusammengenommen bilden auch hier wieder - trotz der Häufigkeitsverschiebung - vo¬ 
ces magicae, vox magica, Namen und Name mit 14 Vorkommen die größte Gruppe. In 
jeder der sieben Beschriftungen sind zudem zwei der vier Elemente voces magicae/vox 
magica und Namen/Name vertreten. Zweimal kommt eine Anrufung vor, beide Male in 
Verbindung mit einer Forderung. Einer der beiden Identitätssätze tritt ebenfalls in Ver¬ 
bindung mit einer Forderung auf, der andere in Verbindung mit Vokalen. In Tabelle 9.2.4. 
In Tabelle 9.6. werden das Gesamtvorkommen und das vergesellschaftete Auftreten 
einer Elementgruppe mit drei weiteren Elementgruppen dargestellt. 


Tabelle 9.6. Gesamtvorkommen (linker Wert) und Auftreten mit drei weiteren Elementgrup¬ 
pen (rechter Wert) (sortiert nach Häufigkeit des Auftretens in einer Vierergruppe) 


voces 

magicae 

Forderung 

Namen 

Name 

Vokale 

Iden¬ 

titätssatz 

Anrufung 

individuelle 

Angaben 

vox magica 

Homerverse 

59/6 

24/6 

30/4 

23/3 

19/3 

10/2 

8/2 

12/1 

10/1 

4/- 


Kombination aus fünf Beschriftungselementen (S5) 

Die Kombination von Elementen aus fünf unterschiedlichen Elementgruppen tritt ledig- 


86 

























9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


lieh zweimal auf. Die Elemente voces magicae, Namen, Forderung und Anrufung treten 
in beiden Fällen gemeinsam auf, einmal ergänzt durch Vokale, das andere Mal durch 
individuelle Angaben. In dieser Gruppe treten die Elemente voces magicae und Namen 
einerseits, und die Elemente Forderung und Anrufung andererseits - oder anders ge¬ 
sagt: Auflistung gegenüber Satz - gleichwertig nebeneinander auf. In Tabelle 9.7. werden 
das Gesamtvorkommen und das vergesellschaftete Auftreten einer Elementgruppe mit 
vier weiteren Elementgruppen dargestellt. 


Tabelle 9.7. Gesamtvorkommen (linker Wert) und Auftreten einer Elementgruppe mit vier 
weiteren Elementgruppen (rechter Wert) (sortiert nach Häufigkeit des Auftretens in einer Fün¬ 
fergruppe) 


voces 

magicae 

Namen 

Forderung 

Anrufung 

Vokale 

individuelle 

Angaben 

Name 

Iden¬ 

titätssatz 

vox magica 

Homerverse 

59/2 

30/2 

24/2 

8/2 

19/1 

12/1 

23/- 

10/- 

10/- 

4/- 


Kombination aus sechs Beschriftungselementen (S6) 

Die Kombination aus sechs unterschiedlichen Beschriftungselementen tritt fünfmal auf. 
Enthalten sind in allen fünf Fällen voces magicae, eine Forderung, ein oder mehrere Na¬ 
men sowie die Möglichkeit, die Beschriftung individuell zu ergänzen. Viermal ist zudem 
eine Anrufung Bestandteil der Beschriftung, je dreimal Vokale und ein Identitätssatz. 
Vokale, Anrufung und Identitätssatz schwanken in ihrer Zusammensetzung. 

Die Verwendung von sechs unterschiedlichen Beschriftungselementen, von denen drei 
identisch, ein weiteres aus einem oder mehreren Namen besteht und zwei variabel sind, 
ist kein chronologisches oder sammelschriftspezifisches Phänomen, sondern tritt in vier 
unterschiedlichen Sammelschriften auf, die zwischen das 2./3. Jh. | 4. Jh. und 4. Jh. 
datiert werden. 

Die Beschriftungsgruppe mit sechs unterschiedlichen Beschriftungselementen ist die 
einzige Gruppe, in der die Elemente voces magicae, Forderung und individuelle Anga¬ 
ben gleichhäufig auftreten. Nimmt man voces magicae und Namen einerseits und An¬ 
rufung und Forderung andererseits zusammen, stehen beide Formen der Beschriftung 
-Auflistung und Satz - wie bereits in der vorherigen Gruppe gleichwertig nebeneinander. 
In Tabelle 9.8. werden das Gesamtvorkommen und das vergesellschaftete Auftreten ei¬ 
ner Elementgruppe mit fünf weiteren Elementgruppen dargestellt. 


Tabelle 9.8. Gesamtvorkommen (linker Wert) und Auftreten mit fünf weiteren Elementgrup¬ 
pen (rechter Wert) (sortiert nach Häufigkeit des Auftretens in einer Sechsergruppe) 


voces 

magicae 

Forderung 

individuelle 

Angaben 

Namen 

Anrufung 

Vokale 

Iden¬ 

titätssatz 

Name 

vox magica 

Homerverse 

59/5 

24/5 

12/5 

30/4 

8/4 

19/3 

10/3 

23/1 

10/- 

4/- 


Siehe Tabelle 9.9. für eine Gesamtübersicht über das Vorkommen und die Verteilung der 
Beschriftungselemente der Gruppe S. 


87 

























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.9. Gesamtübersicht: Vorkommen und Verteilung der Beschriftungselemente der 
Gruppe S 


Abkürzungen: vm = vox magica, vm+ = voces magicae, N = Name, N+ = Namen, Vo = Vokale, 
F = Forderung, ID = Identitätssatz, A = Anrufung, ind = individuelle Angaben, H = Homerverse. 


Katalognummer 

vm, 

vm+ 

N, N+ 

F 

A 

ind 

Vo 

ID 

H 

Sammelschrift 

Datierung 

SAP-G-VUI-G-003 

1 

1 

1 

1 

1 

1 



4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-004 

1 

1 

1 

1 

1 

1 



3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-006 

1 

1 

1 

1 

1 


1 


2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-008 

1 

1 

1 

1 

1 


1 


4. Jh. 

SAP-G-XI-G-001 

1 

1 

1 

i 

1 




3. Jh. 

SAP-G-X-G-004 

1 

1 


i 


, 



2./3. Jh. 

SAP-G-V-G-058 

1 

1 


i 





3. Jh. 

SAP-G-V-G-020 

1 

1 

i 

i 





2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-009 

1 

1 

i 


1 

1 

1 


273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-010 

1 

1 

1 


1 




4./5. Jh. 

SAP-G-V-G-007 

1 

1 

1 



1 



4. Jh. 

SAP-G-X-G-003 

1 

1 

1 



1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G-009 

1 

1 

1 




1 


4. Jh. 

SAP-G-V-G-063 

1 

1 

1 






4. Jh. 

SAP-G-V-G-017 

1 

1 

i 






3. Jh. 

SAP-G-V-G-024 

1 

1 

1 






3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-001 

1 

1 



i 




3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-007 

1 

1 







4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-005 

1 

1 



i 




4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-V-G-002 

1 

1 




1 

1 


273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-G-001 

1 

1 




1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G-060 

1 

1 




1 



3. Jh. 

SAP-G-V-G-043 

1 

1 




1 



4./5. Jh. 

SAP-G-V-G-056 

1 

1 




1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G-012 

1 

1 





i 


4. Jh. 

SAP-G-V-G-062 

1 

1 







4. Jh. 

SAP-G-V-G-016 

1 

1 







4. Jh. 

SAP-G-V-G-010 

1 

1 







4./5. Jh. 

SAP-G-V-G-022 

1 

1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-005 

1 

1 







4. Jh. 

SAP-G-V-G-040* 

1 

1 







4. Jh. 

SAP-G-V-G-018 

1 

1 






1 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-013 

1 

1 







4. Jh. 

SAP-G-V-G-015 

1 

1 







4. Jh. 

SAP-D-V-GH-001 

1 

1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-004 

1 

1 







4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-V-G-059 

1 

1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-061 

1 


1 






4. Jh. 

SAP-G-X-G-007 

1 


1 






2. Jh. 

SAP-G-X-G-006 

1 


1 






4. Jh. 

SAP-G-V-G-041 

1 








4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-002 

1 




US 




3. Jh. 

SAP-G-V-G-057 

1 





n 



5. Jh. | 576. Jh. 

SAP-G-V-G-026* 

i 





1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G-039* 






1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G-033* 

1 





1 



4. Jh. 

SAP-G-X-K-001 

1 






1 


4. Jh. 

SAP-G-V-K-001 

1 






1 


4. Jh. 

SAP-G-V-G-055 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-042 

1 








4. Jh. 


=> s. nächste Seite 


88 


















































































































































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Fortsetzung Tabelle 9.9. Gesamtübersicht: Vorkommen und Verteilung der Beschrif¬ 
tungselemente der Gruppe S 


Katalognummer 

vm, 

vm+ 

N, N+ 

F 

A 

ind 

Vo 

ID 

H 

Sammelschrift 

Datierung 

SAP-G-X-G-011 

1 








5. Jh. | 5./6. Jh. 

SAP-G-V-G-034* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-032* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-045 

1 








5. Jh. | 5./6. Jh. 

SAP-G-V-G-031* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-047 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-011 

1 








3. Jh. 

SAP-G-V-G-036* 









4. Jh. 

SAP-G-V-G-038* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-X-G-001 

1 








4. Jh. 

SAP-G-X-G-002 









4. Jh. 

SAP-G-V-G-028* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-035* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-029* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-025* 

1 








4. Jh. 

SAP-G-V-G-030* 









4. Jh. 

SAP-G-V-G-003 









4. Jh. 

SAP-G-V-G-027* 









4. Jh. 

SAP-G-V-G-021 

1 








5. Jh. | 5./6. Jh. 

SAP-G-V-G-006 


1 

1 




1 


4. Jh. 

SAP-G-V-G-064 


1 

1 




1 


4. Jh. 

SAP-D-X-D-001 


1 

1 






2./3. Jh. | 3. Jh. 

SAP-G-XI-G-002 


1 



1 




1./2. Jh. 

SAP-G-V-G-053* 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-049* 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-050* 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-051* 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-014 


1 







2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-G-008 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-037* 


1 







4. Jh. 

SAP-G-V-G-052* 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-054* 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-048* 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-019 


1 







3. Jh. 

SAP-G-V-G-023 


i 







3. Jh. 

SAP-D-V-D-001 



1 





2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-G-046 





1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G-044 






1 



4./5. Jh. 

SAP-G-VUY-G-004 






1 



4. Jh. 

SAP-G-VUY-G-009 






1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G-065 








1 

4. Jh. 

SAP-G-X-G-009 








1 

4./5. Jh. 

SAP-G-X-G-010 








1 

4./5. Jh. 


9.2.2. Schriftträger der Gruppe S 

Für 81 Artefakte sind Angaben zum Schriftträger überliefert, insgesamt werden 24 un¬ 
terschiedliche Materialien genannt, neun davon mehrfach. Besprochen werden die 
mehrfach belegten Schriftträger, in Tabelle 9.10. weiter unten werden sämtliche Anga¬ 
ben aufgeführt. Papyrus bildet die größte Gruppe der Schriftträger (32 (darunter 16 aus 
derselben Anleitung), G, D), es folgen Lorbeerblätter (6, G, D), Zinn (6, G), Leinen (3, 


89 


































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


G), Gold (3, G), Silber (3, G), Muscheln (2, G) und Wachs (2, G). Innerhalb einer Praxis 
sind sieben Seilstücke zu beschriften (G). Zwei Anleitungen zur Beschriftung von Lor¬ 
beerwurzeln finden sich in derselben Sammelschrift, es handelt sich bei ihnen um zwei 
annähernd identische Versionen derselben Praxis. 

Papyrus und Lorbeerblätter sind die einzigen Schriftträger, die sowohl in griechischen, 
als auch in demotischen Anleitungen vorgegeben werden. Die übrigen mehrfach ge¬ 
nannten Schriftträger sind ausschließlich aus griechischen Anleitungen überliefert. Aus 
koptischen Anleitungen sind keine Schriftträger für eine sicher zuzuordnende Beschrif¬ 
tung ausschließlich mit Elementen der Gruppe S dokumentiert. 


9.2.2.1. Beschriftung der Schriftträger 

Siehe zu den Angaben auch die Tabelle 9.11. „Schriftträger und Beschriftungselemente“ 
in der Zusammenfassung am Ende des Kapitels. 

Papyrus wird mit Ausnahme von Homerversen mit sämtlichen Beschriftungselementen 
beschriftet. Einmal findet eine Beschriftung ausschließlich mit Vokalen statt. Die als sin¬ 
guläres Beschriftungselement auftretende Forderung wird ebenfalls auf Papyrus nie¬ 
dergeschrieben. Die übrigen 30 Papyri enthalten allesamt mind. eins der Elemente vox 
magica, voces magicae, Name oder Namen. Papyri können sowohl mit einem einzelnen 
Beschriftungselement, als auch mit Kombinationen beschriftet werden. 

Lorbeerblätter werden mit sämtlichen Beschriftungselementen mit Ausnahme von 
Homerversen und Vokalen beschrieben. Auf allen sechs überlieferten Lorbeerblättern 
tritt mind. eins der Elemente vox magica, voces magicae, Name oder Namen auf. Lor¬ 
beerblätter werden sowohl mit einem einzelnen Beschriftungselement, als auch mit Ele¬ 
mentkombinationen beschrieben. 

Zinn wird in allen sechs überlieferten Fällen mit mind. einem der Elemente vox magica, 
voces magicae, Name oder Namen beschriftet. Individuelle Angaben, Identitätssätze 
und Homerverse treten als Beschriftungselement hingegen nicht auf. Kein Zinntäfelchen 
soll mit einem einzelnen Beschriftungselement der Gruppe S beschrieben werden. 

Alle drei Leinenstücke sollen mit Namen beschriftet werden. In einem Fall werden aus¬ 
schließlich Namen aufgeschrieben, im zweiten voces magicae hinzugefügt. Das dritte 
Leinenstück wird zusätzlich mit voces magicae, einer Forderung und einem Identitäts¬ 
satz beschriftet. Leinen wird sowohl mit einem einzelnen Beschriftungselement, als auch 
mit Elementkombinationen beschrieben. Individuelle Angaben, Homerverse, Anrufun¬ 
gen, Vokale, eine einzelne vox magica oder ein einzelner Name sind nicht als Beschrif¬ 
tungselemente im Rahmen der Gruppe S für Leinen überliefert. 

Eines der drei Goldtäfelchen soll ausschließlich mit voces magicae beschriftet werden, 


90 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


ein anderes mit Vokalen. Das dritte Täfelchen ist mit Namen, einer Forderung und einem 
Identitätssatz zu beschreiben. Weitere Beschriftungselemente treten nicht auf. Gold als 
Schriftträger ist entsprechend mit einem einzelnen Beschriftungselement und mit Ele¬ 
mentkombinationen überliefert. 

Zwei der drei Silbertäfelchen werden mit voces magicae beschriftet, eines davon zusätz¬ 
lich mit einem Identitätssatz. Das dritte Täfelchen soll mit Vokalen beschrieben werden. 
Weitere Beschriftungselemente treten nicht auf. Silber als Schriftträger ist mit einem 
einzelnen Beschriftungselement und mit zwei Elementen überliefert. 

Beide Muscheln sind mit je zwei der Elemente vox magica, voces magicae, Name, Na¬ 
men beschriftet, ergänzt einmal durch eine Forderung und das andere Mal mit Homer- 
versen. Weitere Beschriftungselemente sind nicht überliefert. Die beiden Schriftträger 
werden jeweils mit drei Beschriftungselementen beschriftet. 

Beide Wachsschriftträger sollen mit Vokalen beschriftet werden, hinzu kommt mind. ein 
Element aus der Gruppe vox magica, voces magicae, Name, Namen. Weitere Beschrif¬ 
tungselemente sind für Wachs nicht überliefert. 


Tabelle 9.10. Schriftträger der Beschriftungsgruppe S 

Ein „*“ hinter der Materialbezeichnung kennzeichnet Materialien, die archäologisch bisher nicht 


nachgewiesen sind. 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Katalognummer 

Artefakt Material 

3. Jh. 

PGM VII, 429-458 

SAP-G-VUI-G-001 

Blei 

4. Jh. 

PGM IV, 3209-3254 

SAP-G-V-G-001 

Bronze 

3. Jh. 

PGM LXII, 46 

SAP-G-V-G-019 

Brust* 

273. Jh. | 4. Jh. 

PGM XII, 099-106 

SAP-G-V-G-002 

Ei* 

4. Jh. 

PGM IV, 2145-2240 

SAP-G-V-G-065 

Eisen* 

4. Jh. 

PGM IV, 2140-2144 

SAP-G-V-G-003 

Flachs* 

3. Jh. 

PGM VII, 652-660 

SAP-G-VUI-G-002 

Fledermaus* 

4. Jh. 

PGM XIII, 320-322, 324-326 

SAP-G-V-G-005 

Gemisch: Erde-Tinte-Myrrhe* 

4. Jh. 

PGM IV, 2227-2231 (indirekt: 2273-2274) 

SAP-G-X-G-001 

Gold 

4. Jh. 

PGM IV, 1812-1829 

SAP-G-V-G-006 

Gold 

4. Jh. 

PGM XIII, 888-911 

SAP-G-VUY-G-004 

Gold 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 361-371 

SAP-G-VUI-G-003 

Haut 

273. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383, Kol. XIII, 13-17, 27-29 

SAP-D-X-D-001 

Lappen 

4. Jh. 

PGM IV, 1071-1085 

SAP-G-V-G-009 

Leinen 

475. Jh. 

PGM 1, 276-295, 340 

SAP-G-V-G-010 

Leinen 

3. Jh. 

PGM VII, 359-362 

SAP-G-V-G-008 

Leinen 

4. Jh. 

PGM IV, 2206-2210 (indirekt: 2154-2155) 

SAP-G-V-G-012 

Lorbeer* 

4. Jh. 

PGM II, 64-73 

SAP-G-X-G-002 

Lorbeer* 

4. Jh. 

PGM XIII, 102-113 

SAP-G-V-G-015 

Lorbeer* (Wurzel) 

4. Jh. 

PGM XIII, 658-670 

SAP-G-V-G-016 

Lorbeer* (Wurzel) 

4. Jh. 

PGM II, 10-11,21-35 

SAP-G-V-G-013 

Lorbeer* 

3. Jh. 

PGM VII, 1012-1016 

SAP-G-XI-G-001 

Lorbeer* 

3. Jh. 

PGM VII, 822-825, 844-845 

SAP-G-V-G-011 

Lorbeer* 

3. Jh. 

PGM LXI pdm Ixi P BM10588 Recto, Kol. V, 
1-6 plus Namen (63-78) 

SAP-D-V-GH-001 

Lorbeer* 

4. Jh. 

PGM IV, 2217-2226, 2236-2238 

SAP-G-V-G-018 

Muschel* 

3. Jh. 

PGM VII, 374-376 

SAP-G-V-G-017 

Muschel* 


=> Fortsetzung nächste Seite 


91 

































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Fortsetzung Tabelle 9.10. 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Katalognummer 

Artefakt Material 

4. Jh. 

PGM IV, 2145-2151,2231-2240 (indirekter 
Bezug: 2173-2174) 

SAP-G-X-G-003 

Myrrhe* 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

PGM XII, 365-375 

SAP-G-V-G-020 

Ostrakon 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM CXXIV, 7-9 

SAP-G-V-G-021 

Ostrakon 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 2427-2431 

SAP-G-V-G-040* 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 703-726 

SAP-G-VUI-G-004 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 0078-0082 

SAP-G-V-K-001 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 2422-2423 

SAP-G-V-G-036* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 2420-2422 

SAP-G-V-G-035* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-033* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2505-2519 

SAP-G-V-G-041 

Papyrus 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384, Kol. II, 1-11 (pdm xii, 108- 
118, PGM XII, 466-468) 

SAP-D-V-D-001 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 2425-2427 

SAP-G-V-G-039* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 2424-2425 

SAP-G-V-G-038* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 2423-2424 

SAP-G-V-G-037* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM XlXb, 4-18 (ÜP7HG?) 

SAP-G-X-G-006 

Papyrus 

475. Jh. 

PGM 1, 8-19 

SAP-G-V-G-044 

Papyrus 

475. Jh. 

PGM 1, 232-247 

SAP-G-V-G-043 

Papyrus 

273. Jh. 

PGMXIc, 1-19 (ÜP7HG?) 

SAP-G-X-G-004 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 2419-2420 

SAP-G-V-G-034* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-032* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-031* 

Papyrus 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM CXXIIIa, 56-58 

SAP-G-V-G-045 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-025* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-028* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-029* 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 197-198 

SAP-G-V-G-022 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 969-972 

SAP-G-V-G-024 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-030* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-026* 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

SAP-G-V-G-027* 

Papyrus 

475. Jh. 

PGM VIII, 54-63 

SAP-G-VUI-G-010 

Papyrus 

4. Jh. | 4. Jh.? 

PGM V, 381-385, 423-434 

SAP-G-V-G-004 

Papyrus 

4. Jh. | 4. Jh.? 

PGM V, 385-390, 423-434 

SAP-G-VUI-G-005 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 218-221 

SAP-G-V-G-023 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 1331-1338, 1380-1389 

SAP-G-V-G-042 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 0778-790, 798-813 

SAP-G-V-G-046 

Persea* 

4. Jh. 

PGM IV, 1316-1322 

SAP-G-V-G-047 

Räuchergefäß* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-598 

SAP-G-V-G-050* 

Seil* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-598 

SAP-G-V-G-052* 

Seil* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-598 

SAP-G-V-G-053* 

Seil* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-598 

SAP-G-V-G-054* 

Seil* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-598 

SAP-G-V-G-051* 

Seil* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-598 

SAP-G-V-G-048* 

Seil* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-598 

SAP-G-V-G-049* 

Seil* 

4. Jh. 

PGM 111,410,417,418-423 

SAP-G-X-K-001 

Silber 

4. Jh. 

PGM IV, 0239-242, 244, 256-260 

SAP-G-V-G-055 

Silber 

4. Jh. 

PGM XIII, 888-911 

SAP-G-VUY-G-009 

Silber 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 167-177 

SAP-G-V-G-064 

unklar 

4. Jh. 

PGM IV, 0296-334 

SAP-G-V-G-056 

Wachs* 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM CXXIV, 10-33 

SAP-G-V-G-057 

Wachs* 

4. Jh. 

PGM IV, 3014-3018 

SAP-G-V-G-062 

Zinn 

4. Jh. 

PGM IV, 1252-1264 

SAP-G-V-G-061 

Zinn 

4. Jh. 

PGM IV, 2210-2215 (indirekt: 2160-2162) 

SAP-G-V-G-063 

Zinn 

3. Jh. 

PGM VII, 260-271 

SAP-G-V-G-058 

Zinn 

3. Jh. 

PGM VII, 486-490 

SAP-G-V-G-059 

Zinn 

3. Jh. 

PGM VII, 739-755 

SAP-G-V-G-060 

Zinn 


92 































































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


9.2.3. Funktionen 

Zu 33 Artefakten mit einer Beschriftung der Gruppe S wird eine Funktion angegeben 
(35%). Dies zeigt deutlich, dass die Mehrheit dieser Artefakte entweder keine tragende 
Funktion innehatte, diese Funktion so selbstverständlich war, dass sie nicht für notie- 
renswert befunden wurde, oder dass einfach keine klare Vorstellung von einer eindeu¬ 
tigen Funktion in diesen Fällen existierte und die Präsenz an sich für das gewünschte 
Ziel ausreichte. 

Im Folgenden werden funktionsbezeichnete und funktionsunbezeichnete Artefakte ein¬ 
zeln untersucht. 


9.2.3.1. Funktionsbezeichnete Artefakte 

Unter den 33 funktionsbezeichneten Artefakten befinden sich 14 der 16 autark zu ver¬ 
wendenden Artefakte 5 , 17 sind in eine übergeordnete Praxis eingebunden. Die autarken 
Artefakte werden weiter unten zusätzlich in einem eigenen Abschnitt im Detail behandelt. 

Neben den aus der archäologischen und historischen Überlieferung bekannten großen 
Gruppen „Schutz“, „Heilung“, „Liebe“, „Offenbarung“ sind auch eher ungewöhnliche 
Funktionen erhalten, wie z.B. eine erfolgreiche Flucht, die Verlängerung des Lebens 
eines vorzeitig Verstorbenen, die Beseelung einer Statue 6 , ein Gedächtnismittel oder die 
Verstärkung eines Logos. 

Am häufigsten wird eine Schutzfunktion angegeben (11 x, darunter 8x explizit als Schutz¬ 
mittel während der Handlung für den Praktizierenden und Ix Schutzmittel der Handlung 
für die Zielperson). Liebe/Herbeiführung, Offenbarung und Heilung sind je viermal ge¬ 
nannt, Schlaflosigkeit zweimal. In Tabelle 9.12. werden sämtliche Funktionen aufgeführt. 

Tabelle 9.12. Funktionen der Artefakte der Beschriftungsgruppe S 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Funktion Artefakt 

Katalognummer 

4. Jh. 

PGM IV, 2145-2240 

mehrere Funktionen - erfolgreiche 
Flucht, Offenbarung, Sieg (Sport), 
Beliebtheit, Verlängerung des Leb¬ 
ens eines vorzeitig Verstorbenen 

SAP-G-V-G-065 

4. Jh. 

PGM IV, 0778-790, 798-813 

mehrere Funktionen - Erhörung 
des Praktizierenden und Schutz 
während der Praxis 

SAP-G-V-G-046 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

PGM XII, 099-106 

mehrere Funktionen - Gunst, Erfolg 
und tägliche Wohlfahrt für den 
Praktizierenden und einen Ort 

SAP-G-V-G-002 

4. Jh. 

PGM XIII, 658-670 

Beistand 

SAP-G-V-G-016 


=> Fortsetzung nächste Seite 


5 Als "autark" werden all jene Artefakte bezeichnet, deren Herstellung und Handhabung im Zentrum einer Praxis ste¬ 
hen. Sämtliche ggf. zusätzlich involvierte => Elemente der Praxis (s. Kapitel „Definitionen“) werden dabei auf das 
Artefakt bezogen. 

6 Die Vorstellung, dass eine Figur mittels eines schrifttragenden Artefakts „beseelt“ wird, lässt sich in den Anleitungen 
der Sammelschriften lediglich ein einziges Mal tatsächlich nachweisen. In sämtlichen übrigen Fällen, in denen be¬ 
schriftete Artefakte in eine Statue hineingelegt werden sollen, wird keine Funktion genannt und es bleibt unklar, ob 
die „Beseelung“ der Statue gänzlich oder teilweise auf das Artefakt zurückgeführt werden kann, oder ob nicht andere 
Praxiselemente diese Funktion übernehmen und das Artefakt eine andere Rolle spielt, wie z.B. die der Kontaktauf¬ 
nahme oder Bindung einer höheren Macht. 


93 












Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Fortsetzung Tabelle 9.12. 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Funktion Artefakt 

Katalognummer 

4. Jh. 

PGM XIII, 102-113 

Beistand 

SAP-G-V-G-015 

4. Jh. | 4. Jh.? 

PGM V, 381-385, 423-434 

Beseelung einer Statue 

SAP-G-V-G-004 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM XCIV, 7-9(7) 

Geburtshilfe 

SAP-G-X-G-011 

475. Jh. 

PGM 1, 232-247 

Gedächtnismittel 

SAP-G-V-G-043 

3. Jh. 

PGM VII, 197-198 

Heilung (Auge) 

SAP-G-V-G-022 

3. Jh. 

PGM VII, 260-271 

Heilung (Gebärmutter) 

SAP-G-V-G-058 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM CXXIIIa, 56-58 

Heilung (Kälte) 

SAP-G-V-G-045 

3. Jh. 

PGM VII, 218-221 

Heilung/Schutz (Fieber) 

SAP-G-V-G-023 

3. Jh. 

PGM VII, 969-972 

Liebe (allgemein) 

SAP-G-V-G-024 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 361-371 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-VUI-G-003 

273. Jh. 

PGMXIc, 1-19 (ÜP7HG?) 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-X-G-004 

4. Jh. 

PGM XlXb, 4-18 (ÜP7HG?) 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-X-G-006 

4. Jh. 

PGM IV, 2140-2144 

Offenbarung - Befragung eines 
Leichnams 

SAP-G-V-G-003 

3. Jh. 

PGM VII, 703-726 

Offenbarung (Traum ) 

SAP-G-VUI-G-004 

3. Jh. 

PGM VII, 359-362 

Offenbarung (Traum) 

SAP-G-V-G-008 

3. Jh. 

PGM VII, 652-660 

Schlaflosigkeit 

SAP-G-VUI-G-002 

3. Jh. 

PGM VII, 374-376 

Schlaflosigkeit 

SAP-G-V-G-017 

4. Jh. 

PGM XIII, 888-911 

Schutz (unspezifiziert) 

SAP-G-VUY-G-009 

4. Jh. 

PGM IV, 1252-1264 

Schutz (unspezifiziert) 

SAP-G-V-G-061 

4. Jh. 

PGM IV, 0239-242, 244, 256-260 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-G-055 

4. Jh. 

PGM IV, 2505-2519 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-G-041 

4. Jh. 

PGM IV, 1071-1085 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-G-009 

4. Jh. 

PGM IV, 1331-1338, 1380-1389 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-G-042 

3. Jh. 

PGM VII, 486-490 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-G-059 

4. Jh. 

PGM IV, 0078-0082 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-K-001 

3. Jh. 

PGM VII, 822-825, 844-845 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-G-011 

4. Jh. 

PGM IV, 3014-3018 

Schutzmittel der Handlung für die 
Zielperson 

SAP-G-V-G-062 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384, Kol. II, 1-11 (pdm xii, 
108-118, PGM XII, 466-468) 

Trennung 

SAP-D-V-D-001 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 167-177 

Verstärkung eines Logos 

SAP-G-V-G-064 


9.2.3.2. Funktion und Materialität der Schriftträger 

Für Artefakte mit einer Schutzfunktion wurden unterschiedliche Materialen als Schrift¬ 
träger verwendet, hier überliefert sind: Papyrus (3x), Zinn (3x), Silber (2x), je ein Per- 
sea- und Lorbeerblatt und einmal Leinen. Neun der elf Artefakte sind mit voces magicae, 
einer einzelnen vox magica oder Namen - teilweise in Kombination - beschriftet, die 
Beschriftungselemente „Forderung“ und „Identitätssatz“ können hinzukommen. Zwei Ar¬ 
tefakte sollen ausschließlich mit Vokalen beschriftet werden. Anrufungen, individuelle 
Angaben, Homerverse und ein einzeln verwendeter Name treten nicht in Schutzkontex¬ 
ten der Beschriftungsgruppe S auf. 

Für drei der vier Artefakte mit der Funktion Liebe/Herbeiführung wird Papyrus als Schrift¬ 
träger angegeben, für das vierte Artefakt Haut. Alle vier Beschriftungen enthalten die 
Elemente voces magicae und Forderung. Weitere Elemente können hinzugefügt wer¬ 
den. Nicht überliefert ist die Verwendung von Identitätssätzen, Homerversen und einer 
einzelnen vox magica. 


94 




































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Vier unterschiedliche Materialien sind für die vier Artefakte mit einer Offenbarungsfunk¬ 
tion erhalten: Eisen, Flachs, Leinen, Papyrus. Drei der Artefakte enthalten die Elemente 
voces magicae oder Namen, andere Elemente können hinzugefügt werden. Nicht ver¬ 
wendet werden Identitätssätze, ein einzelner Name sowie eine einzelne vox magica. 

Für drei der Artefakte zu Heilzwecken wird Papyrus verwendet, für das vierte Zinn. Die 
drei Papyrusartefakte sind ausschließlich mit einem oder mehreren der Elemente vox 
magic, voces magicae, Name oder Namen zu beschriften. Das Zinnartefakt enthält zu¬ 
sätzlich eine Anrufung und eine Forderung. 

Als Schriftträger für die beiden Artefakte zur Herbeiführung von Schlaflosigkeit wird ein¬ 
mal eine Muschel, das andere Mal eine Fledermaus verwendet. Beide werden mit voces 
magicae oder eine vox magica beschriftet. Die Beschriftung der Fledermaus kann durch 
individuelle Angaben ergänzt werden, die Muschel wird zusätzlich mit einer Forderung 
beschriftet. 

Siehe Tabelle 9.13. für eine Übersicht über die Funktion und Materialität der Artefakte 
der Beschriftungsgruppe S. 


Tabelle 9.13. Funktion und Materialität der Artefakte der Beschriftungsgruppe S 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Funktion Artefakt 

Material 

4. Jh. 

diverse; im Prinzip alle 96 Zeilen 

mehrere Funktionen - erfolgreiche Flucht, 
Offenbarung, Sieg (Sport), Beliebtheit, 
Verlängerung des Lebens eines vorzeitig 
Verstorbenen 

Eisen 

4. Jh. 

PGM IV, 0778-790, 798-813 

mehrere Funktionen - Erhörung des Prakti¬ 
zierenden und Schutz während der Praxis 

Persea 

273. Jh. | 4. Jh. 

PGM XII, 099-106 

mehrere Funktionen - Gunst, Erfolg und 
tägliche Wohlfahrt für den Praktizierenden 
und einen Ort 

Ei 

4. Jh. 

PGM XIII, 658-670 

Beistand 

Lorbeer 

4. Jh. 

PGM XIII, 102-113 

Beistand 

Lorbeer 

4. Jh. | 4. Jh.? 

PGM V, 381-385,423-434 

Beseelung einer Statue 

Papyrus 

475. Jh. 

PGM 1, 232-247 

Gedächtnismittel 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 197-198 

Heilung (Auge) 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 260-271 

Heilung (Gebärmutter) 

Zinn 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM CXXIIIa, 56-58 

Heilung (Kälte) 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 218-221 

Heilung/Schutz (Fieber) 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 969-972 

Liebe (allgemein) 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 361-371 

Liebe (Herbeiführung) 

Haut 

273. Jh. 

PGMXIc, 1-19 (ÜP7HG?) 

Liebe (Herbeiführung) unklar ÜP, HG 

Papyrus 

4. Jh. 

PGMXIXb, 4-18 (ÜP7HG?) 

Liebe (Herbeiführung) unklar ÜP/HG 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 2140-2144 

Offenbarung - Befragung eines Leichnams 

Flachs 

3. Jh. 

PGM VII, 703-726 

Offenbarung - Traum empfangen 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 359-362 

Offenbarung (Traum) 

Leinen 

3. Jh. 

PGM VII, 374-376 

Schlaflosigkeit 

Muschel 

3. Jh. 

PGM VII, 652-660 

Schlaflosigkeit 

Fledermaus 


=> Fortsetzung nächste Seite 


95 



























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Fortsetzung Tabelle 9.14. 


4. Jh. 

PGM IV, 1252-1264 

Schutz (unspezifiziert) 

Zinn 

4. Jh. 

PGM XIII, 888-911 

Schutz (unspezifiziert) 

Silber 

3. Jh. 

PGM VII, 486-490 

Schutzmittel der Handlung 

Zinn 

4. Jh. 

PGM IV, 2505-2519 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 1071-1085 

Schutzmittel der Handlung 

Leinen 

4. Jh. 

PGM IV, 1331-1338, 1380-1389 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV, 0078-0082 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 822-825, 844-845 

Schutzmittel der Handlung 

Lorbeer 

4. Jh. 

PGM IV, 0239-242, 244, 256-260 

Schutzmittel der Handlung 

Silber 

4. Jh. 

PGM IV, 3014-3018 

Schutzmittel der Handlung für die Zielperson 

Zinn 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384, Kol. II, 1-11 (pdm 
xii, 108-118, PGM XII, 466-468) 

Trennung 

Papyrus 


9.2.3.3. Funktionsunbezeichnete Artefakte 

56 Artefakte der Beschriftungsgruppe S sind funktionsunbezeichnet - darunter 16 Pa¬ 
pyrusartefakte, die innerhalb derselben Praxis auftreten und sieben Seilstücke, die in 
einer anderen Praxis zusammen verwendet werden. Bei vier weiteren Artefakten ist die 
Lesung der zugehörigen Anleitung stellenweise unklar oder die Angabe möglicherweise 
zerstört. Im weiteren Verlauf werden die 56 eindeutig unbezeichneten Artefakte unter¬ 
sucht. 

Die Anleitungen zu den 56 Artefakten finden sich in 14 unterschiedlichen Sammelschrif¬ 
ten aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. Zwei Anleitungen sind in Demotisch 
geschrieben, die übrigen in Griechisch. Eines der griechisch beschrifteten Artefakte wird 
autark verwendet. 

Der Erhalt einer Offenbarung ist das Ziel von zehn unterschiedlichen übergeordneten 
Praxen, Liebe/Herbeiführung von acht, zweimal ist Schutz als Funktion der ÜP genannt 
und zweimal die Herbeirufung eines Beihelfers. Alle übrigen Funktionen sind singulär 
überliefert. Sämtliche Funktionen der übergeordneten Praxen werden weiter unten in 
Tabelle 9.2.3.3. zusammengestellt. 

Funktionsunbezeichnete Artefakte treten in Praxen mit unterschiedlichen Zielen auf. 
Dass sie dabei gehäuft in Offenbarungs- und Herbeiführungspraxen Vorkommen, muss 
nicht notwendigerweise an der Funktion an sich, sondern kann auch an der Häufigkeits¬ 
verteilung liegen, da diese Ziele generell häufig in den Anleitungen belegt sind. Es fällt 
allerdings auf, dass die ebenfalls häufig belegte Schutzfunktion als Ziel einer übergeord¬ 
neten Praxis nur sehr selten belegt ist. Im Umkehrschluss kann daraus gefolgert werden, 
dass zum Schutz einer Person in der Regel ein Artefakt hergestellt werden konnte, ohne 
eine komplexe Praxis mit unterschiedlichen Handlungsgruppen durchführen zu müssen. 
Kurz gesagt: Die Macht, die für den Schutz einer Person benötigt wird, lässt sich handlich 
in oder mit einem einzelnen Gegenstand und ohne allzu großen Aufwand manifestieren. 
Offenbarungen und Herbeiführungen hingegen bedürfen komplexere Handlungsweisen. 


96 

















9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


9.2.3.4. Die Materialität funktionsunbezeichneter Artefakte 

Für 49 funktionsunbezeichnete Artefakte aus 26 griechischen und zwei demotischen 
Anleitungen liegt eine Schriftträgerangabe vor. 

Der am häufigsten vorgeschriebene Schriftträger ist ein Lorbeerblatt, es wird in vier grie¬ 
chischen und einer demotischen Praxis aus vier unterschiedlichen Sammelschriften des 
3. und 4. Jh. zum Beschreiben verwendet. Das Ziel aller fünf übergeordneter Praxen ist 
der Erhalt einer Offenbarung. Hier scheint dem Schriftträger - obwohl in Bezug auf das 
Artefakt in einem funktionsunbezeichneten Kontext verwendet - im Rahmen der über¬ 
geordneten Praxis eine klare Bedeutung zugemessen worden zu sein. Die Verbindung 
zu Apollon ist für die griechischen Anleitungen als Erklärung nahe liegend, für die de¬ 
motische jedoch ist die Verwendung von Lorbeer als Schriftträger ungewöhnlich. Hier 
würde man eher Leinen erwarten (s. Kapitel Schriftträger), das im Rahmen der Praxis als 
Docht in einer Lampe verbrannt würde. Die Beschriftung des funktionsunbezeichneten 
Artefakts aus der demotischen Anleitung erfolgt in Griechisch und Hieratisch, die Praxis 
an sich weist verschiedene ägyptische Elemente auf, wie z.B. Horus-Thot, Falke, Pavian 
und Ibis, die Verwendung einer Lampe und der Inhalt der Anrufung. Der Schriftträger 
wird jedoch nicht verbrannt, sondern während des Schlafs unter den Kopf des Praktizie¬ 
renden gelegt. Diese Handhabung eines Artefakts ist aus verschiedenen griechischen 
Anleitungen überliefert 7 . 

Papyrus wird in vier griechischen Anleitungen aus vier Sammelschriften des 4. bis 4./5. 
Jh. zur Beschriftung von 19 Artefakten vorgegeben 8 . Zweimal soll die übergeordnete 
Praxis den Praktizierenden mit Gunst, Wohlstand und weiteren ähnlichen Eigenschaften 
versehen, einmal ist das Ziel eine Offenbarung und einmal die Herbeirufung eines Bei¬ 
stands. Im Gegensatz zu Lorbeer kann für Papyrus als Schriftträger keine klare Funktion 
- abgesehen von einer vermittelnden - belegt werden. 

Gold ist in drei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 4. Jh. als funkti¬ 
onsunbezeichneter Schriftträger überliefert. In allen drei Fällen dient die ÜP unterschied¬ 
lichen Zielen: einmal der Weihe des Praktizierenden, einmal Gunst und Liebe eines 
Mannes oder einer Frau und einmal der Herbeiführung einer Seele. 

Wachs ist zweimal als Schriftträger überliefert, in einem Fall ist keine Funktion überlie¬ 
fert, weder für die ÜP, noch für das Artefakt. In dem anderen Fall ist das Ziel der ÜP die 
Herbeiführung einer begehrten Person. 

Zinn ist ebenfalls zweimal als Schriftträger überliefert. Die überlieferten Funktionen sind 
Sieg im Wagenrennen und der Erhalt einer Offenbarung. 

Siehe Tabelle 9.14. für eine Übersicht über die überlieferten Funktionen der übergeord¬ 
neten Praxen funktionsunbezeichneter Artefakte. 

7 Offenbarung: SAP-G-VUI-001 (PGM VII, 664-685); Offenbarung: SAP-G-V-G-060 (PGM VII, 739-794, unter das Kopf¬ 
kissen zu legen); Heilung: SAP-G-X0-OO2 (SM 74, 1-7). 

8 Die 16 Artefakte aus derselben Anleitung werden hier einmalig gezählt. 


97 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.14. Funktionen der übergeordneten Praxen bei funktionsunbezeichneten Artefak¬ 
ten der Beschriftungsgruppe S 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Hauptpraxis 

Funktionen Hauptpraxis 

Katalognummer 

475. Jh. 

PGM VIII, 1-63 

mehrere Funktionen - Gunst, Attraktivität, 

Stärke, Gelingen, Schutz, Großzügigkeit und 
Sanftmütigkeit dem Praktizierenden gegenüber; 
Erfüllung individueller Wünsche” 

SAP-G-VUI-G-010 

4. Jh. 

PGM IV, 2145-2240 

mehrere Funktionen - Gunst und Liebe eines 
Mannes oder einer Frau 

SAP-G-X-G-001 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-035* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-037* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-038* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-040* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-030* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-028* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-029* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-039* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-036* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-025* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-026* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-027* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-032* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-033* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-031* 

4. Jh. 

PGM IV, 2373-2440 

mehrere Funktionen - Wohlstand und Glück, 
beruflich und privat 

SAP-G-V-G-034* 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, 
pdm xii, 365-375 

mehrere Funktionen - Schafft Streit, Kampf, 

Groll und Feindschaft zwischen zwei Männern 
oder zwischen Mann und Frau 

SAP-G-V-G-020 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, 
pdm xii, 14-95 

Beihelfer für diverse Aufgaben 

SAP-G-VUI-G-006 

475. Jh. 

PGM 1, 1-42 

Beisitzer 

SAP-G-V-G-044 

3. Jh. 

PGM VII, 429-458 

Bindung 

SAP-G-VUI-G-001 

4. Jh. 

PGM 111,410-423 

Gedächtnismittel (reko.) 

SAP-G-X-K-001 

4. Jh. 

PGM IV, 1716-1840 + 
1868-1870 

Herbeiführung einer Seele 

SAP-G-V-G-006 

4. Jh. 

PGM IV, 2943-2966 

Liebe (allgemein) 

SAP-G-VUI-G-008 

4. Jh. 

PGM XIII, 1-234 (234-343); 
320-326 

Liebe (Bindung) 

SAP-G-V-G-005 

4. Jh. 

PGM IV, 0296-466 

Liebe (Herbeiführung + Bindung) 

SAP-G-V-G-056 

3. Jh. 

PGM VII, 593-619 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-G-050* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-619 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-G-048* 

4. Jh. 

PGM IV, 1872-1927 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-VUI-G-007 

4. Jh. 

PGM IV, 2231-2240 (indi¬ 
rekter Bezug: 2173-2174) 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-X-G-003 


=> Fortsetzung nächste Seite 


98 






































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Fortsetzung Tabelle 9.14. 


3. Jh. 

PGM VII, 593-619 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-G-054* 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 = pdm xiv, 
Kol. XIII, 11-29 (pdm xiv, 
376-394) 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-D-X-D-001 

3. Jh. 

PGM VII, 593-619 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-G-051* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-619 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-G-053* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-619 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-G-049* 

3. Jh. 

PGM VII, 593-619 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-G-052* 

4. Jh. 

PGM IV, 2145-2240 

Lösung oder Herbeiführung eines Bannes 

SAP-G-V-G-018 

4. Jh. 

PGM II, 64-184 

Offenbarung (im Wachzustand) 

SAP-G-X-G-002 

4. Jh. 

PGM IV, 2145-2240 

Offenbarung (im Wachzustand) 

SAP-G-V-G-012 

475. Jh. 

PGM 1, 263-347 

Offenbarung (im Wachzustand) 

SAP-G-V-G-010 

4. Jh. | 4. Jh.? 

PGM V, 370-446 

Offenbarung (im Wachzustand) 

SAP-G-VUI-G-005 

4. Jh. 

PGM II, 64-184 

Offenbarung (im Wachzustand) 

SAP-G-V-G-007 

3. Jh. 

PGM LXI 1,24-46 

Offenbarung (Schale und Medium) 

SAP-G-V-G-019 

4. Jh. 

PGM IV, 3209-3254 

Offenbarung (Schale) 

SAP-G-V-G-001 

4. Jh. 

PGM II, 1-64 

Offenbarung (Traum) 

SAP-G-V-G-013 

3. Jh. 

PGM VII, 739-794 

Offenbarung (Traum) 

SAP-G-V-G-060 

3. Jh. 

PGM VII, 1009-1016 

Offenbarung (Traum) 

SAP-G-XI-G-001 

3. Jh. 

PGM LXI pdm Ixi P. 

BMI0588, Recto, Kol. V, 
1-23 (pdm Ixi, 63-78) 

Offenbarung (Traum) 

SAP-D-V-GH-001 

475. Jh. 

PGM XXIIa., 5-9 

Schmerzen verursachen 

SAP-G-X-G-009 

4. Jh. 

PGM IV, 1275-1331 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-G-047 

4. Jh. 

PGM IV, 2145-2240 

Sieg (Wagenrennen) 

SAP-G-V-G-063 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, 
pdm xii, 107-121 

Traum senden 

SAP-G-VUI-G-009 

4. Jh. 

PGM XIII, 888-911 (mind.) 

Weihe 

SAP-G-VUY-G-004 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, 
pdm xii, 179-181 

Zornbannung 

SAP-G-V-G-014 


9.2.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe S 

Bezeichnungen für die Beschriftung sind in 66 der 93 Anleitungen der Gruppe S ange¬ 
geben. Im Folgenden werden die häufigsten Bezeichnungen und solche, die für spätere 
Diskussionen relevant sind, der Reihe nach vorgestellt und ihre Beziehungen zu den 
einzelnen Beschriftungselementen erläutert. Sämtliche Bezeichnungen werden weiter 
unten in Tabelle 9.15. aufgeführt. 


9.2.4.1. Bezeichnung: to ovopa / ra ovopata 

Die beiden Termini sind 21 x in 20 griechischen Anleitungen aus 8 Sammelschriften des 
1./2. bis4./5. Jh. überliefert. Die häufigsten Nennungen treten in der Sammelschrift PGM 
IV aus dem 4. Jh. auf (6x). 19 Beschriftungen sind in Griechisch vorzunehmen, eine 
jedoch in Koptisch 9 . Auch sie wird mit dem griechischen Terminus tö ovopa bezeichnet. 

Der Singular des Terminus tritt 14x auf, der Plural 7x. Einmal werden Singular und Plural 
gemeinsam zur Bezeichnung der Beschriftung verwendet. Einmal wird der Plural in den 
Singular korrigiert 10 . 

9 SAP-G-V-K-001. 

10 SAP-G-XY-G-002. 


99 































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Beide Termini werden auch in abgekürzter Form geschrieben, der Singular 8x, der Plural 
3x. Für den Singular wird ein einzelnes Quadrat oder, in einem Fall, ein Omega verwen¬ 
det. Die Quadrate sind entweder leer (□) oder enthalten einen einzelnen Punkt (□). In 
fünf Fällen wurde über dem Quadrat ein Supralinearstrich hinzugefügt (□). Für den Plu¬ 
ral werden zwei Quadrate mit Punkt und Supralinearstrich verwendet (□□). 

Die Singularform wird in mehreren Fällen ergänzt, z.B. durch xo peya ovopa oder xö ovopa 
xoöxo. Bisweilen wird zusätzlich die Buchstabenzahl angegeben, z.B. xo ovopa xoöxo, 
ypappaxa k8; xo ÖKxaypappaxov ovopa; xo ovopa xooxo, ypappaxa V. In seltenen Fällen wird 
das als ovopa bezeichnete Beschriftungselement einer höheren Macht zugewiesen: 0eoö 
OSvxoq ovopa xooxo, xö jrpoüxe'ßov ovopa xoö Tucpcovoq. 

Die Pluralform wird ebenfalls in einigen Fällen ergänzt, z.B. durch xa peyaXa övöpaxa, 
xa övöpaxa xaüxa, xa irpoKeipsva övöpaxa. Zweimal wird die Anzahl der Namen (nicht der 
Buchstaben) angegeben: övöpaxa iß' und xa ß' övöpaxa. 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Eindeutig lässt sich die Bezeichnung der Beschriftung mit einem spezifischen Beschrif¬ 
tungselement in Verbindung bringen, wenn die Beschriftung aus einem einzigen Element 
besteht. Dies ist innerhalb der S-Gruppe für den Terminus ovopa 7x und für den Plural 
övöpaxa Ix belegt, övöpaxa bezeichnet dabei voces magicae, ovopa in sechs Fällen eines 
der Elemente vox magica, voces magicae, Name oder Namen, in einem Fall Vokale. 

In einer Anleitung wird das einzige Beschriftungselement - Namen - auf zweierlei Weise 
bezeichnet: xö Ö7coköxco ovopa und Xoyoq 6 ypacpöpevoc;. Die Beschriftung besteht dabei 
aus sieben heute als Namen identifizierten Worten. Inwiefern einer dieser Namen für 
den Verfasser der Anweisungen einen besonderen Stellenwert innehatte und deshalb 
zusätzlich zu Aöyoq auch der Singular ovopa verwendet wurde - dann stellt sich die Fra¬ 
ge, welcher Name gemeint gewesen sein könnte, oder ob die Namen insgesamt als ein 
Name verstanden wurden und Xöyoq parallel zu ovopa diese singularisch verstandene 
Namensgruppe näher qualifiziert, lässt sich nicht klären. 

In den fünf Anleitungen mit Beschriftungselementen aus jeweils zwei Elementgruppen 
lässt sich der Terminus ovopa viermal den Elementgruppen vox magica, voces magi¬ 
cae, Name, Namen zuordnen. Eine individuell zu gestaltende Angabe wird eindeutig mit 
7ipaypaxo<;, co 0e[X.£tc;] bezeichnet, so dass sicher gestellt ist, dass ovopa in diesem Fall 
auf den ebenfalls aufzuschreibenden Namen bezogen werden kann. In der fünften An¬ 
leitung tritt neben voces magicae ein Identitätssatz als Beschriftungselement auf, die Be¬ 
schriftung erfolgt in Koptisch. Sie wird zweimal bezeichnet, einmal als xö 7tpoü7toKe(pevov 
ovopa, das andere Mal als xa ypacpöpeva. Es erscheint plausibel, ovopa auf die voces 
magicae und ypacpöpeva auf den Identitätssatz zu beziehen, eindeutig ist der Zuweisung 
jedoch nicht. 


100 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Einmal treten Elemente aus vier Elementgruppen in Verbindung mit der Bezeichnung 
ovopa auf: Namen, voces magicae, eine Forderung und eine individuelle Angabe. Es 
werden jedoch neben ovopa auch weitere Bezeichnungen angeführt: xd ovopa xou 'Eppoö, 
o ttou'.Tc rj o ÜKAr.ic, tö ovopa ypacpopeva; xd peyaXa ovopaxa. Bezieht man den Terminus xö 
ovopa auf die Namen und voces magicae und ö noieu; ri o GeXeic; auf individuelle Angaben, 
stellt sich die Frage, wie die Forderung bezeichnet wurde, bzw. warum hier davon aus¬ 
gegangen wird, dass diese einen Teil der Beschriftung darstellt. In der entsprechenden 
Anleitung 11 kann die vorgegebene Forderung als beispielhaft angesehen werden, das in¬ 
dividuelle Element wird dadurch näher spezifiziert. Auch in dieser Anleitung können dem 
mehrfach verwendeten Terminus ovopa eindeutig die Elementgruppen voces magicae 
und Namen zugeordnet werden. 

Der Terminus ovopa tritt auch in einer Anleitung mit Elementen aus sechs unterschiedli¬ 
chen Elementgruppen auf. Aufgeschrieben werden sollen Namen, voces magicae, Vo¬ 
kale, eine Forderung, eine Anrufung und ein individuell zu gestaltender Teil. Bezeichnet 
wird die Beschriftung als: xö ovopa xcovypappaxcov, 1' und Kot öaa BeXeu;. Die Anrufung 
und die Forderung sind eindeutig als Beschriftungselemente zu identifizieren, werden 
aber nicht extra bezeichnet. Die Anweisung lautet: „Schreib mit Myrrhe auf ein Stück 
reines Papyrus: „Dich rufe ich, der (...)“.“ Es folgt die Forderung, eine Offenbarung zu 
geben. Auch in dieser Anleitung lässt sich der Begriff ovopa eindeutig auf voces magicae 
beziehen. 

Der Plural ovopaxa tritt einmal zur Bezeichnung eines einzelnen Beschriftungselements 
- voces magicae - auf. Dreimal wird er zur Bezeichnung von Elementen aus zwei Elem¬ 
entgruppen verwendet, in sämtlichen Fällen handelt es sich um Kombinationen aus der 
Gruppe vox magica, voces magicae, Name, Namen. Zweimal wird ovopaxa im Kontext 
einer Kombination aus drei Elementgruppen verwendet. In jedem Fall treten voces ma¬ 
gicae, einmal zusammen mit Namen, einmal mit einem einzelnen Namen auf. Die erste 
Beschriftung wird durch individuelle Angaben ergänzt, die auch als solche bezeichnet 
werden: aGsXeiq. In der zweiten Beschriftung treten zusätzlich Vokale auf, neben ovopaxa 
wird die Bezeichnung xd ypacpöpeva verwendet. In diesem Fall ist nicht eindeutig zu klä¬ 
ren, ob beide Bezeichnungen jeweils sämtliche Elementgruppen umfassen, oder ob xd 
ypacpöpeva explizit auf die Vokale bezogen ist. Dies bedeutet, dass in Betracht gezogen 
muss, dass auch Vokale mit dem Terminus ovopaxa bezeichnet worden sein könnten. 


9.2.4.2. Bezeichnung: xd ypacpopeva 

Der Terminus xd ypaipöpeva ist 6x in griechischen Anleitungen aus vier Sammelschriften 
des 4. und 4./5. Jh. überliefert, hinzu kommt eine Verwendung von xd 7tpooypa(p6peva. Er 
ist damit mehr als 200 Jahre später als die Termini ovopa/ovöpaxa in Praxisanleitungen 
nachweisbar. Sämtliche Beschriftungen sind in Griechisch vorzunehmen. Der Terminus 
wird einmal in abgekürzter Form geschrieben: xdypaip.. 

11 SAP-G-VUI-G-010. 


101 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus xd ypacpöpeva wird sowohl ein einzelnes Beschriftungselement be¬ 
zeichnet, als auch Kombinationen aus Elementgruppen. Das einzelne Element besteht 
aus einer Vokalsequenz. In sämtlichen anderen Fällen besteht eins der Beschriftungs¬ 
elemente aus voces magicae. Eine Zweierkombination mit einem Identitätssatz wurde 
bereits oben bei övopa besprochen. Ob xd ypaipopsva auf den Identitätssatz oder beide 
Elemente zu beziehen ist, ist unklar. Die zweite Zweierkombination ist interessant, da 
hier voces magicae zusammen mit einer Forderung aufzuschreiben sind, bezeichnet 
wird die Beschriftung als xa ypacpopeva xadxa. Hier werden die voces magicae nicht mit 
dem Terminus övopa oder övöpaxa bezeichnet, die gesamte Beschriftung wird undifferen¬ 
ziert bezeichnet. 

In drei Fällen besteht die Beschriftung aus drei unterschiedlichen Elementgruppen, vo¬ 
ces magicae und Namen treten jedes Mal dabei auf. In einem Fall wird die Beschriftung 
durch individuelle Angaben ergänzt, die auch als solches bezeichnet werden (koT, o 
ßoiSA^i yev£G0ai). Ein anderes Mal werden zusätzlich Homerverse aufgeschrieben, die 
als axiyov bezeichnet werden. Im dritten Fall sollen zusätzlich zu den voces magicae und 
Namen Vokale aufgeschrieben werden, hier wird allerdings, anders als bei den beiden 
vorherigen Fällen, die Beschriftung zusätzlich mit xa rcpoKetpsva övöpaxa bezeichnet. In 
diesem dritten Fall könnte es also sein, dass die voces magicae separat bezeichnet 
wurden, mit Sicherheit kann dies jedoch nicht gesagt werden. Zumindest mit den ersten 
beiden Fällen liegen weitere Beispiele vor, in denen voces magicae und Namen undiffe¬ 
renziert, und nicht spezifisch mit övopa/övöpaxa bezeichnet wurden. 

Der Terminus xd ypacpöpeva tritt auch in einer Sechserkombination auf, zu den Elementen 
gehören ein einzelner Name, voces magicae, Vokale, eine Forderung, eine Anrufung 
sowie ein individueller Teil. Die Bezeichnungen der Beschriftung lauten: xd wtoidpeva, 
xd ypacpöpeva xaöxa, Koiva. Abgesehen von den individuellen Angaben wird hier kein Ele¬ 
ment explizit bezeichnet. 


9.2.4.3. Bezeichnung: loyoq 

Der Terminus loyoq ist in neun griechischen Anleitungen aus vier Sammelschriften des 
2./3. Jh. | 4. Jh. bis 4. Jh. überliefert. Sämtliche Beschriftungen sind in Griechisch vorzu¬ 
nehmen. Sechsmal wird der Terminus in abgekürzter Form wiedergegeben, fünfmal als 
A mit einer Kugel und einmal mit einem Punkt. 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus wird sowohl ein einzelnes Beschriftungselement bezeichnet, als auch 
eine Kombination unerschiedlicher Elementgruppen. Das einzelne Element besteht aus 


102 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Namen. In allen anderen Fällen besteht eins der Beschriftungselemente aus voces ma- 
gicae. 

Eine Zweierkombination aus voces magicae und Namen wird als loyoq und als oxijXri 
bezeichnet, keiner der Termini kann auf ein konkretes Beschriftungselement bezogen 
werden. In drei Dreierkombinationen treten jedes Mal Namen und voces magicae auf, 
zweimal ergänzt durch individuelle Angaben, die auch als solches bezeichnet werden 
(Kot, o ßoiViei ysveoüai und 7cpdypa). In einem der beiden Fälle wird zusätzlich der Termi¬ 
nus GTijXri verwendet. Das dritte Mal sollen zusätzlich Vokale aufgeschrieben werden, 
die jedoch nicht näher bezeichnet werden. Eine Kombination aus vier Elementgruppen 
wird ausschließlich als A,oyo<; bezeichnet. Sie enthält Namen, voces magicae, eine For¬ 
derung sowie eine Anrufung. Zweimal wird eine Kombination aus sechs Elementgruppen 
als loyoq bezeichnet, in einem Fall ergänzt durch öxpiiCei«; und o 0sA,si<;. In beiden Fällen 
treten identische Beschriftungselemente auf: Namen, voces magicae, Anrufung, Forde¬ 
rung, Identitätssatz, individuelle Angaben. 

Der Terminus wird sowohl für Namen und voces magicae verwendet, als auch für um¬ 
fangreichere Beschriftungen, die neben einer Invokation auch eine Forderung, einen 
Identitätssatz und individuelle Angaben enthalten können. 


9.2.4.4. Bezeichnung: xodxo, xadxa 

Die beiden Termini kommen insgesamt 18x in 17 griechischen Anleitungen aus sieben 
Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. bis 4./5. Jh. vor. xodxo tritt dabei zehnmal auf, 
xorika achtmal. In der Mehrheit der Fälle begleitet der Terminus ein Substantiv, lediglich 
einmal tritt xouxo ohne alleine auf, die vollständige Bezeichnung der Beschriftung lautet 
xd C xo'ßxo, xd In derselben Anleitung wird die Beschriftung eines weiteren Artefakts 
beschrieben, deren Bezeichnung um einen Terminus ergänzt wird. Sie lautet xd £, xodxo, 
xd xd (puXaKxrip<i>ov. Aufgeschrieben werden sollen in beiden Fällen die sieben 
Vokale. 

xadxa wird viermal als alleinige Bezeichnung einer Beschriftung verwendet. Dabei kann 
die Beschriftung aus einer einzelnen Elementgruppe oder aus einer Kombination aus bis 
zu sechs Elementgruppen bestehen. Voces magicae sind in allen vier Fällen Bestandteil 
der Beschriftung. Hinzu können Namen, eine Forderung, eine Anrufung, ein Identitäts¬ 
satz oder eine individuelle Angabe kommen. 


9.2.4.5. Bezeichnung: oxijXri 

Dreimal wird eine Beschriftung der S-Gruppe in griechischen Anleitungen aus zwei Sam¬ 
melschriften des 4. Jh. und 4. Jh. 14. Jh.? als oxijXri bezeichnet. In allen drei Fällen sollen 
Namen und voces magicae aufgeschrieben werden, einmal ergänzt durch Vokale, ein 


103 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


anderes Mal durch separat bezeichnete individuelle Angaben. In zwei Fällen wird die Be¬ 
schriftung zusätzlich als A,oyo<; bezeichnet. Da der Terminus in keinem Fall alleine, son¬ 
dern in allen Fällen mit mind. einer anderen Bezeichnung zusammen verwendet wird, 
können keine konkreten Rückschlüsse auf das oder die bezeichneten Beschriftungsele¬ 
mente gezogen werden. 


9.2.4.6. Bezeichnung: (pxAoucrnpiov 

Ein einziges Mal ist der Terminus qnAaicxiipiov als Bezeichnung einer S-Gruppen Be¬ 
schriftung in einer griechischen Anleitung überliefert, aufgeschrieben werden sollen Na¬ 
men und voces magicae. Die Anweisung lautet, das (puXaicnipiov auf ein Zinntäfelchen 
zu schreiben. Ohne im Detail vorweg zu greifen kann hier angemerkt werden, dass dies 
eine in koptischen Anleitungen häufiger auftretende Wendung ist. Die genaue Beschrif¬ 
tung lässt sich in keinem Fall bestimmen, es scheint aber, dass Zauberzeichen dabei 
eine Rolle spielen. Möglicherweise könnte der Terminus in koptischen Anleitungen sogar 
gänzlich auf Zauberzeichen bezogen worden sein. Die hier besprochene Anleitung findet 
sich in der Sammelschrift PGM IV, in der auch koptische Passagen enthalten sind. Die 
beiden Beschriftungselemente bestehen aus voces magicae und Namen. 


9.2.4.7. Individuelle Angaben 

Individuelle Angaben treten zwölfmal in S-Gruppen Beschriftungen in griechischen An¬ 
leitungen aus acht Sammelschriften des 1./2. Jh. bis 4./5. Jh. auf. Sie werden auf un¬ 
terschiedliche Weise bezeichnet, dazu gehören: Koiva, häufig in abgekürzter Form koT 
geschrieben, a GeXeiq, o GeJieiq, de i'i o Od.r.ic. koT öaa Od.r.ic, o ßou/.r.i ysvsaGai, koT »<; ßou/.r., 
Tcpäypa, JtpdypaToq. 


9.2.4.8. Bezeichnung der Beschriftung in den demotischen Anleitungen 

In zwei der drei zur S-Gruppe gehörenden demotischen Anleitungen aus zwei Sam¬ 
melschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. und 3. Jh. wird die Beschriftung bezeichnet. In beiden 
Fällen besteht sie aus zwei Elementgruppen, einmal aus Namen und einer vox magica, 
hier wird sie schlicht als dies (ply) bezeichnet. Das andere Mal sollen Namen und eine 
Forderung aufgeschrieben werden, die Bezeichnung dafür lautet das Geschriebene (na 
sh.w). Beide Bezeichnungen haben ihre Pendants in griechischen Anleitungen: xoöxo und 
xd ypowpopeva. 

Siehe Tabelle 9.15. für die Zusammenstellung der Bezeichnungen der Beschriftungen 
der Gruppe Z. 


104 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Tabelle 9.15. Bezeichnungen der Beschriftungen der Gruppe S 


Sammelschrift 

Datierung 

Katalognummer 

Referenz Quelle Anleitung 

Bezeichnung Beschriftung 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-006 

PGM XII, 050, 52-53(7), 55(7), 57, 
78-95 

o yppCsic;; o Os^sic;; Xoyoc; 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-032* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-035* 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 
2420-2422 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-033* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-031* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-036* 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 
2422-2423 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-034* 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 
2419-2420 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-040* 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 
2427-2431 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-039* 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 
2425-2427 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-038* 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 
2424-2425 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-037* 

PGM IV, 2392-2393, 2398-2399, 
2423-2424 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-030* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-027* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-028* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-029* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-026* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

(koyoq) elliptisch 

3. Jh. 

SAP-D-V-GH-001 

PGM LXI pdm Ixi P. BMI0588 

Recto, Kol. V, 1-6 plus mittlere Kol. 
mit den aufzuschr. Namen (63-78) 

dies (p3y) 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-065 

diverse; im Prinzip alle 96 Zeilen 

diese Verse (toutous tou$ gtixous) 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-X-D-001 

P. Leiden 1 383, Kol. XIII, 13-17, 
27-29 

das Geschriebene (rß sh.w) 

475. Jh. 

SAP-G-X-G-010 

PGM XXIIa, 11-14 (ÜP7HG?) 

nicht erhalten, Preisendanz rekonstru¬ 
iert: Vers 

4. Jh. 

SAP-G-X-K-001 

PGM 111,410,417,418-423 

Tinte vollständig abgerieben 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-013 

PGM II, 10-11,21-35 

ypacpopsva övopaxa; övopaxa iß' (nur 
einmal abgekürzt geschrieben) 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-011 

PGM VII, 822-825, 844-845 

0soö Ccovxoc; övopa xoöxo; xö övopa 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-002 

PGM VII, 652-660 

KO'f obc; ßoö^si, [koivcx öoa] ßoöXsi 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-025* 

PGM IV, 2392-2394, 2398-2405 

Xoyoq 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-G-020 

PGM XII, 365-375 

Xoyoq 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-060 

PGM VII, 739-755 

Xoyoq 6 ypacpopsvoq 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-008 

PGM IV, 2952-2954, 2956-2966 

Xoyoq (abg.) 

4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-VUI-G-005 

PGM V, 385-390, 423-434 

Xoyoq (abg.); 7ipäypa (abg.) (das, was 
der Praktizierende zu wissen wünscht), 
axp^rj 

4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-V-G-004 

PGM V, 381-385, 423-434 

Xoyoc;; oxpXri 

172. Jh. 

SAP-G-XI-G-002 

PGM LXXII, 6-13 

övopa; 7ipdypaxoq, © 0s[Xsic;] 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-064 

PGM XXXVI, 167-177 

oöxcoq 

4. Jh. 

SAP-G-X-G-002 

PGM II, 64-73 

xd ß' övopaxa, 5do övopaai 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-041 

PGM IV, 2505-2519 

xd ypacpopsva xabxa 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-001 

PGM VII, 429-458 

xd ypacp/ (Strich durch unteren Teil von 
Phi); KO't, ö ßotiXsi ysvsoOai 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-042 

PGM IV, 1331-1338, 1380-1389 

xö ös SKaxovxaypappaxov xoö 
xDtpcovoc;; xö övopa xoöxo 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-062 

PGM IV, 3014-3018 

xö ös (pDXaKxppiov 

4. Jh. 

SAP-G-VUY-G-004 

PGM XIII, 888-911 

xd C, xoöxo, xd s^rjc; 

4. Jh. 

SAP-G-VUY-G-009 

PGM XIII, 888-911 

xd C, xoöxo, xd s^fjc; 


105 















































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


4. Jh. 

SAP-G-V-G-046 

PGM IV, 0778-790, 798-813 

io ÖKxaypdppaxov ovopa; xd ovopa 

TOUTO 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-015 

PGM XIII, 102-113 

xo psya ovopa; xo ovopa xouxo 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-016 

PGM XIII, 658-670 

xo psya ovopa; xouxo xo <övopa>; xo 
ovopa TOUTO 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-006 

PGM IV, 1812-1829 

xo £,upoc; xouxo; (xo ovopa) 

475. Jh. 

SAP-G-V-G-010 

PGM 1, 276-295, 340 

xd ovopaxa 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-059 

PGM VII, 486-490 

xd ovopaxa xauxa 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-005 

PGM XIII, 320-322, 324-326 

xo ovopa 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-055 

PGM IV, 0239-242, 244, 256-260 

xo ovopa yp p, xo ftpcoTeuov ovopa xou 
Tucpcovoc; 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-004 

PGM VII, 703-726 

xo ovopa xoov V ypappaxcov, Tp/ 

(Strich durch unteren Teil des Rho) X', 
KO'f öoa 0sXsic; 

475. Jh. 

SAP-G-VUI-G-010 

PGM VIII, 54-63 

xo ovopa xou 'Eppou; o 7ioisic; r\ o 
0sXsic;; xo ovopa ypacpopsva; xd 
psyaXa ovopaxa 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-047 

PGM IV, 1316-1322 

xo ovopa xouxo; ypappaxa k5 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-008 

PGM VII, 359-362 

to OTtoKaxco ovopa; Xoyoq 6 
ypacpopsvoq 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-003 

PGM XXXVI, 361-371 

xd imoKipeva, xa ypacpopsva xauxa, 
Koiva 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-018 

PGM IV, 2217-2226, 2236-2238 

xd Ttpooypacpopsva oi OTiyoi 

4. Jh. 

SAP-G-V-K-001 

PGM IV, 0078-0082 

xo 7ipoü7i:oKs{psvov ovopa; xa 
ypacpopsva 

5. Jh. | 576. Jh. 

SAP-G-V-G-057 

PGM CXXIV, 10-33 

xd xpia co K(ai) xa psx ahxcov 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-G-014 

PGM XII, 179-181 

xo xfjc; opyfjq ovopa xohxo 

475. Jh. 

SAP-G-V-G-044 

PGM 1, 8-19 

xd U7i:oKsipsva, xa ypacpopsva 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-009 

PGM XII, 107-114 

xd imoKsipsva; ov 0sXsic; ov[sip07i:] 
op7isuoai 

475. Jh. 

SAP-G-V-G-043 

PGM 1, 232-247 

xa 7ipoKsipsva ovopaxa, xa ypacpopsva 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-009 

PGM IV, 1071-1085 

xauxa 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-061 

PGM IV, 1252-1264 

xauxa 

3. Jh. 

SAP-G-XI-G-001 

PGM VII, 1012-1016 

xauxa 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-007 

PGM IV, 1846-1852 

xauxa xa ovopaxa; a 0sXsic; 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-003 

PGM IV, 2140-2144 

xauxa; yp iß r 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-001 

PGM IV, 3209-3254 

xriv 7ipoysypappsvriv oxu^pv 
ckucaXoupdvnv’AcppoSixriv; 
yp(appaxa) ks; yp(appaxa) is (mehrere 
Beschriftungseinheiten) 

475. Jh. 

SAP-G-X-G-009 

PGM XXIIa., 7-9 

touto<v> ton axiyov 


9.2.5. Autark zu verwendende Artefakte mit S-Gruppen-Beschriftung 

16 ausschließlich mit verschriftlichter Sprache zu beschriftende Artefakte aus sieben 
Sammelschriften des 2.13. Jh. | 4. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. werden autark verwendet. Ei¬ 
nes der Artefakte wird in Demotisch beschriftet, die übrigen in Griechisch. 

Papyrus ist der einzige Schriftträger, der mehrfach genannt wird, insgesamt 7x in vier 
Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. | 4. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. Auch die demotische 
Beschriftung erfolgt auf Papyrus. Dreimal übernimmt das Papyrusartefakt eine heilende 
Funktion, die übrigen Verwendungen umfassen ein Gedächtnismittel, eine Offenbarung, 
Liebe und Trennung. Kein weiterer Schriftträger ist mehrfach überliefert. 

Für 14 der Artefakte ist eine Funktion überliefert, einmal wird keine Angabe gemacht, 


106 

































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


eine andere Angabe ist unklar. Viermal übernimmt das Artefakt eine Heilfunktion, aller¬ 
dings in jedem Fall für ein anderes Problem (Auge, Gebärmutter, Kälte, Fieber). Eine 
Offenbarung ist insgesamt dreimal das Ziel der Praxis, Schlaflosigkeit in zwei Fällen. Alle 
anderen Angaben sind einmal überliefert. 

Autark zu verwendende Artefakte werden sowohl mit einem einzigen Beschriftungsele¬ 
ment als auch mit Elementkombinationen beschriftet. Bis auf Homerverse sind sämtliche 
Beschriftungselemente auch für die autarken Artefakte belegt. Voces magicae, Namen, 
eine einzelne vox magica oder ein einzelner Name sind in 15 von 16 Fällen Teil der 
Beschriftung. Nur das Demotisch beschriftete Artefakt enthält ausschließlich eine Forde¬ 
rung. Fünf weitere griechische Artefakte sind ebenfalls mit einer Forderung beschriftet, 
drei davon zusätzlich mit einer Anrufung und weiteren Elementen. 


9.2.6. Zusammenfassung der Gruppe S 

93 Artefakte werden ausschließlich mit Elementen der Gruppe S beschriftet. Sie sind in 
72 Anleitungen aus 21 Sammelschriften des 1./2. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. überliefert. 69 
der Anleitungen wurden in Griechisch verfasst, drei in Demotisch. In koptischen Anlei¬ 
tungen ist diese Art der Beschriftung nicht belegt. Die Sprache der Anleitungen kann von 
der Sprache der Beschriftung abweichen. Insgesamt werden 88 Artefakte in Griechisch 
beschriftet, zwei in Demotisch, zwei in Koptisch und eins in Griechisch-Hieratisch. 


9.2.6.1. Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der inhaltlichen 
Elemente der Beschriftungsgruppen aus? 

Voces magicae stellen sowohl in der Gruppe der elementgruppenspezifisch auftreten¬ 
den Beschriftungselemente (18x), als auch in den Kombinationsgruppen (41 x) das am 
häufigsten verwendete Beschriftungselement dar. Die beiden Elemente vox magica und 
voces magicae treten in 37 von 52 Beschriftungen, die aus mehreren Elementgruppen 
bestehen, in Verbindung mit einem oder mehreren Namen auf (71%). Dies belegt die 
enge Verbindung der beiden Gruppen. Voces magicae kommen nicht nur in sämtlichen 
Kombinationsgruppen vor, sondern werden auch mit sämtlichen Elementgruppen verge¬ 
sellschaftet. 

Eine einzelne vox magica tritt zehnmal auf, dreimal davon elementgruppenspezifisch, 
zweimal in Verbindung mit Namen und einmal zusammen mit Vokalen. In Kombination 
mit einem einzelnen Namen tritt sie viermal auf, dreimal davon in Verbindung mit weite¬ 
ren Beschriftungselementen. Sie tritt nicht auf in Verbindung mit einer Anrufung, indivi¬ 
duellen Angaben und mit Homerversen. 

Namen werden 30x als Beschriftungselement verwendet, davon lediglich zweimal elem¬ 
entgruppenspezifisch. Die enge Verbindung zu voces magicae wurde bereits weiter oben 


107 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


erläutert. Namen kommen in Verbindung mit sämtlichen Beschriftungselementen vor. 

Ein einzelner Name tritt in 23 Beschriftungen auf, zehnmal davon elementgruppenspezi¬ 
fisch. Am häufigsten kombiniert wird ein Name mit voces magicae. Er tritt mit Ausnahme 
der Homerverse mit sämtlichen anderen Beschriftungselementen in Verbindung auf. 

Werden die vier Elementgruppen vox magica, voces magicae, Name und Namen zu 
einer einzigen Gruppe zusammengefasst, so werden 33 Artefakte ausschließlich mit ei¬ 
nem Element dieser Gruppe beschriftet, das sind 35% der 93 Artefakte. 

Vokale werden insgesamt 17mal als Beschriftungselement verwendet. Zweimal treten 
sie dabei elementgruppenspezifisch auf, in allen anderen Fällen sind sie mindestens mit 
einer vox magica/voces magicae und/oder einem/mehreren Namen vergesellschaftet. 
Mit Ausnahme der Homerverse kommen sie in Verbindung mit allen anderen hier be¬ 
sprochenen Beschriftungselementen vor. 

Eine Forderung wird in 24 Anleitungen als Beschriftungselement genannt. Dabei tritt sie 
ein einziges Mal elementgruppenspezifisch auf. In sämtlichen Kombinationen ist sie, wie 
auch die Vokale, mit mind. einem der Elemente vox magica, voces magicae, Name oder 
Namen vergesellschaftet. Sie kommt in Verbindung mit sämtlichen Beschriftungsele¬ 
menten außer den Homerversen vor. 

Eine Anrufung tritt nicht elementgruppenspezifisch auf. Sie kommt neunmal in Vierer-, 
Fünfer- und Sechserkombinationen vor. Sämtliche Anrufungen treten in Verbindung mit 
voces magicae, einer Forderung und zusätzlich mit einem oder mehreren Namen auf, 
nicht aber mit einer einzelnen vox magica und nicht mit Homerversen. 

Identitätssätze treten ebenfalls nicht elementgruppenspezifisch auf. Sämtliche zehn Vor¬ 
kommen sind kombiniert mit voces magicae, Namen, einem einzelnen Namen oder ei¬ 
ner vox magica. In sechs der zehn Vorkommen ist der Identitätssatz sowohl mit Namen 
als auch mit einer Forderung kombiniert. 

Homerverse treten lediglich einmal in Verbindung mit voces magicae und Namen auf, 
die übrigen drei Vorkommen sind mit keiner weiteren Elementgruppe vergesellschaftet. 

Sämtliche zwölf Vorkommen individueller Angaben werden mit voces magicae kombi¬ 
niert. Sie treten zudem in Vergesellschaftung mit allen anderen Elementgruppen außer 
den Homerversen auf. 

Bis auf die Homerverse, die nur für das 4. - 4./5. Jh. überliefert sind, sind sämtliche Be¬ 
schriftungselemente spätestens seit dem 2. Jh. belegt (vox magica/voces magicae und 
Name/Namen sind hierbei jeweils zusammengelegt). Die Elemente vox magica, voces 
magicae und Vokale sind als einzige Elemente bis in das 5. Jh. | 5./6. Jh. nachweisbar, 


108 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


alle anderen Elemente lediglich bis in das 4./5. Jh. 

Siehe Tabelle 9.16. zur Übersicht über das Vorkommen und die Verteilung der Beschrif¬ 
tungselemente der Gruppe S. 

Tabelle 9.16. Vorkommen und Verteilung der Beschriftungselemente der Gruppe S 


Anzahl 
Beschriftung¬ 
selemente / 
Häufigkeit => 

1/41 

2/24 

3/14 

4/7 

5/2 

6/5 

total 

Anzahl 

Sammel¬ 

schriften 

Datierung 

vox magica / 
voces magicae 

3/18 

(21) 

4/18 

(22) 

2/10 

(12) 

1/6(7) 

-12 (2) 

-15 (5) 

69 

5/15(20) 

3.-5. Jh. | 576. Jh. / 

2.-5. Jh. | 5./6. Jh. 

Name / Namen 

10/2 

(12) 

5/8(13) 

4/10 

(14) 

3/4 (7) 

-12 (2) 

1/4 (5) 

54 

8/12(20) 

1. /2. Jh.-4. Jh./ 

2. /3. Jh.-4./5. Jh. 

Forderung 

1 

5 

5 

6 

2 

5 

24 

10 

2. Jh.-4./5. Jh. 

Vokale 

4 

4 

4 

3 

1 

3 

19 

9 

273. Jh. - 5. Jh. | 576. 
Jh. 

individuelle 

Elemente 

- 

2 

3 

1 

1 

5 

12 

7 

1 .12. Jh. -4./5. Jh. 

Identitätssatz 

- 

2 

3 

2 

- 

3 

10 

4 

273. Jh. | 4. Jh. - 4. Jh. 

Anrufung 

- 

- 

- 

2 

2 

4 

8 

5 

273. Jh. -4. Jh. 

Homerverse 

3 

- 

1 

- 

- 

- 

4 

2 

4. Jh.-4./5. Jh. 


9.2.6.2. Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwischen 
Beschriftungselement/en und Schriftträger Herstellen? 

24 unterschiedliche Materialien sind als Schriftträger überliefert, darunter elf, die auch 
archäologisch nachweisbar sind 12 . Papyrus wird am häufigsten genannt, mit einigem Ab¬ 
stand gefolgt von Lorbeerblättern und Zinn. Papyrus und Lorbeerblätter sind die einzigen 
Schriftträger, die sowohl in griechischen als auch in demotischen Anleitungen auftreten. 

Von den mehrfach vorkommenden Schriftträgern können Papyri, Lorbeerblätter, Leinen, 
Gold, Silber und Ostraka sowohl mit einem einzelnen Beschriftungselement, als auch 
mit Kombinationen beschriftet werden. Muscheln und Wachsschriftträger werden aus¬ 
schließlich mit Elementkombinationen beschriftet. 

Um Verbindungen zwischen Beschriftungselement/en und Schriftträger hersteilen zu 
können, die auf eine hypothetische Grundgesamtheit übertragen werden könnten, ist die 
vorhandene Datenmenge zu gering. Sämtliche mehrfach vorkommenden Schriftträger 
werden mit voces magicae beschriftet, unabhängig von ihrer Materialität. Die generell 
seltener als Beschriftungselement auftretende Anrufung ist nur auf den drei am häufigs¬ 
ten genannten Schriftträgern - Papyrus, Lorbeerblätter und Zinn - nachweisbar. Die bei¬ 
den Wachsschriftträger werden ausschließlich mit voces magicae, Name, Namen und 
Vokalen beschriftet. Auf den drei Silbertäfelchen wurden keine Namen aufgeschrieben. 
Auffällig ist, dass individuelle Elemente nur auf Papyrus und Lorbeerblättern nachweis¬ 
bar sind. 

Die Untersuchung zeigt, dass voces magicae nicht nur das am häufigsten auftretende 
Beschriftungselement darstellen, sondern auch als einziges Element materialübergrei- 

12 In Tabelle 9.2.2.1. sind die Materialien, die archäologisch bisher nicht nachgewiesen sind, mit einem „*“ markiert. 


109 






















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


fend für sämtliche mehrfach genannten Schriftträger belegt sind. Eine einzelne vox ma- 
gicae, ein einzelner Name und Namen sind zwar für unterschiedliche, nicht jedoch für 
alle mehrfach genannten Schriftträger nachweisbar. Die Trennung zwischen einer ein¬ 
zelnen vox magicae und voces magicae hat sich insofern bereits als sinnvoll erwiesen. 
Es ist deutlich geworden, dass wesentlich häufiger mehrere voces magicae zusammen 
verwendet werden, als eine einzelne vox magica. Bei der Verwendung der Elemente 
Name und Namen ist der Unterschied nicht so deutlich. Da die Differenzierung jedoch 
nicht antik ist, können aus diesem Ergebnis allein keine Schlussfolgerungen zur Inter¬ 
pretation der voces magicae gezogen werden. 

Die Vielfalt unterschiedlicher überlieferter Schriftträger und die letztendlich geringe An¬ 
zahl mehrfach genannter Schriftträger ermöglicht darüber hinaus vorerst keine weiteren 
Vorkommen als typisch zu klassifizieren. Siehe Tabelle 9.11. zur Übersicht über die do¬ 
kumentierten Schriftträger und Beschriftungselemente. 


Tabelle 9.11. Schriftträger und Beschriftungselemente 


Schriftträger (Anzahl) —> 
Beschriftungselement 
(Anzahl in Gruppe S) J. 

Papyrus 

(32) 

Lorbeer¬ 

blätter 

(6) 

Zinn 

(6) 

Leinen 

(3) 

Gold 

(3) 

Silber 

(3) 

Muscheln 

(2) 

Ostraka 

(2) 

Wachs 

(2) 

vox magica / voces 
magicae (10/59) 

3/25 

2/4 

1/5 

-12 

-/I 

-12 

1/1 

-12 

-/I 

Name / Namen (23/30) 

4/7 

1/3 

1/4 

-/3 

-/I 

- 1 - 

1/1 

-/I 

1/1 

Forderung (24) 

7 

1 

3 

1 

1 

- 

1 

-1 

- 

Vokale (19) 

7 

- 

1 

- 

1 

1 

- 


2 

individuelle Angaben 
(12) 

3 

1 

- 

- 

- 

- 

- 


- 

Identitätssatz (10) 

1 

1 

- 

1 

1 

1 

- 


- 

Anrufung (8) 

2 

1 

1 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

Homerverse (4) 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 


- 


Anzahl 

Sammelschriften 

9 

4 

2 

3 

2 

3 

2 

2 

2 

Datierung 

2./3. Jh. 
-5. Jh. | 
5./6. Jh. 

3. und 4. 

Jh. 

3. und 4. 

Jh. 

3. - 475. 

Jh. 

4. Jh. 

4. Jh. 

3. und 4. 

Jh. 

273. Jh. | 
4. Jh.-5. 
Jh. | 576. 
Jh. 

4. und 5. 
Jh. | 576. 
Jh. 


9.2.6.3. Welche Funktionen werden genannt, und treten bestimmte Beschriftungselemente 

AUSSCHLIESSLICH IM KONTEXT BESTIMMTER FUNKTIONEN AUF? 

Das Bedürfnis nach Schutz ist am häufigsten in der S-Gruppe nachweisbar, Liebe/Sex, 
Offenbarung und Heilung folgen. Im Kontext sämtlicher mehrfach dokumentierter Funk¬ 
tionen eines Artefakts treten Namen, eine Forderung und voces magicae oder eine ein¬ 
zelne vox magica als Beschriftungselemente auf. Die regelmäßige Verwendung einer 
Forderung ist überraschend. Sie kommt mit sämtlichen mehrfach überlieferten Funktio¬ 
nen vor, wird jedoch nicht in jedem Fall verwendet. Ein einziges Mal ist ein Identitätssatz 
in der Gruppe der mehrfach vorkommenden Funktionen in Verbindung mit einer Schutz¬ 
funktion überliefert, Homerverse einmalig im Kontext einer Offenbarungspraxis. 


110 

































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


Die Angabe der Anzahl der einzelnen Elemente innerhalb der Gruppe S und die An¬ 
zahl ihres jeweiligen Vorkommens in funktionsbezeichneten Kontexten macht bereits 
deutlich, dass jedes einzelne Beschriftungselement auch in Verbindung mit Funktionen 
auftritt, die lediglich einmal überliefert sind. Die Untersuchung der Kontextualisierung 
von Funktion und Beschriftungselement/en zeigt, dass sämtliche Beschriftungselemente 
funktionsübergreifend verwendet werden konnten. 

Auch hier muss wieder die geringe Überlieferungsanzahl berücksichtigt werden. Weitere 
Aussagen lassen sich vorerst nicht treffen. Siehe Tabelle 9.17. zur Übersicht über die 
Funktionen und Beschriftungselemente. 


Tabelle 9.17. Funktionen und Beschriftungselemente 


Funktionen (Anzahl) — » 
Beschriftungselement 
(Anzahl in Gruppe S) j 

Schutz (11) 

Liebe/Her¬ 
beiführung (4) 

Offenbarung (4) 

Heilung (4) 

Schlaflosigkeit 

(2) 

vox magica / voces magi¬ 
cae (10/59) 

1/7 

-14 

-12 

2/1 

1/- 

Name / Namen (23/30) 

-13 

2/1 

-12 

2/1 

1/1 

Forderung (24) 

3 

4 

1 

1 

1 

Vokale (19) 

3 

2 

1 

- 

- 

individuelle Angaben (12) 

- 

1 

1 

- 

1 

Identitätssatz (10) 

1 

- 

- 

- 

- 

Anrufung (8) 

- 

2 

1 

1 

- 

Homerverse (4) 

- 

- 

1 

- 

- 


Anzahl Sammelschriften 

3 

2 

2 

2 

1 

Datierung 

3. und 4. Jh. 

2./3. Jh.-4. Jh. 

3. und 4. Jh. 

3. Jh. und 5. Jh. | 
5./6. Jh. 

3. Jh. 


9.2.6.4. Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und wurden die Bezeich¬ 
nungen ELEMENTSPEZIFISCH ODER ELEMENTÜBERGREIFEND VERWENDET? 

Die beiden Termini övopa/ovopaTa werden - zusammengenommen - am häu¬ 
figsten zur Bezeichnung von Beschriftungselementen verwendet, touto 
und Torika folgen, wobei tama häufig und tooto ausschließlich in Verbindung mit den an¬ 
deren hier besprochenen Bezeichnungen Vorkommen. A,6yoq wird neunmal verwendet, 
ypaipopeva sechsmal und oTnA,ri dreimal verwendet. Der Terminus cpuA,aKTijpvov wird hier 
besprochen, da er in den, weiter unten erörterten, koptischen Anleitungen eine wichtige 
Rolle spielt. Siehe Tabelle 9.18. zur Übersicht über das Vorkommen der verschiedenen 
Bezeichnungen der Beschriftungselemente. 


Tabelle 9.18. Vorkommen der verschiedenen Bezeichnungen der Beschriftungselemente 


Bezeichnung 

ovopa 

ovopaxa 

xouxo/xauxa 

Xoyoq 

ypacpopsva 

GTT\h\ 

cpi)A,aKXTipiov 

Häufigkeit 

14 

7 

10/8 

9 

6 

3 

1 


Wird der Terminus ovopa als einzige Bezeichnung für die Beschriftung verwendet (ab¬ 
gesehen von individuellen Beschriftungsangaben), werden mit ihm fünf unterschiedliche 
Elemente bezeichnet: vox magica, voces magicae, Name, Namen und Vokale. Zweimal 
bezeichnet er einen Namen zusammen mit voces magicae, einmal Namen und voces 


in 


































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


magicae. Auch hier wird wieder die enge Verbindung der beiden Elemente im antiken 
Verständnis erkennbar. Keine anderen Beschriftungselemente treten mit der alleinigen 
Verwendung des Terminus auf. 

Mit dem Terminus ovopaxa werden vier Beschriftungselemente bezeichnet: vox magica, 
voces magicae, Name und Namen. Wie auch die Singularform wird die Pluralform für 
keine weiteren Beschriftungselemente verwendet, wenn sie als alleinige Bezeichnung 
auftritt. 

Die alleinige Verwendung des Terminus Xoyoq tritt auf zur Bezeichnung von voces magi¬ 
cae, zur Bezeichnung der Gruppe mit Namen, voces magicae und Vokalen, der Gruppe 
mit Namen, voces magicae, Forderung und Anrufung und der Gruppe mit Namen, voces 
magicae, Forderung, Anrufung und Identitätssatz. Ein aufzuschreibender ’koyoq kann ent¬ 
sprechend sowohl aus einer Auflistung, als auch aus einer Kombination aus Auflistungs¬ 
elementen, Anrufung und Forderung bestehen. Die Bezeichnung wird nicht verwendet 
für Beschriftungen, die ausschließlich aus einer Forderung und/oder Anrufung bestehen. 

ypacpopeva wird für die Bezeichnung von Vokalen, der Gruppe voces magicae mit einer 
Forderung und der Gruppe voces magicae mit einer Forderung, einer Anrufung sowie ei¬ 
nem Identitätssatz verwendet. Der Terminus wird zweimal zur Bezeichnung einer Grup¬ 
pe von Beschriftungslementen verwendet, einmal für ein allein auftretendes Element. 

Ein allein verwendetes xorika bezeichnet einmal voces magicae, ein anderes Mal voces 
magicae zusammen mit einer Forderung, xorika wird auch zur Bezeichnung einer Vie¬ 
rerkombination aus Namen, voces magicae, Forderung und Identitätssatz, sowie einer 
Fünferkombination aus Namen, voces magicae, Forderung, Anrufung in Verbindung mit 
individuellen Angaben verwendet. Wie der Terminus ypacpopeva wird auch mma sowohl 
zur Bezeichnung einer Gruppe von Beschriftungslementen verwendet, als auch für ein 
allein auftretendes Element. 

Der einmalig in der S-Gruppe auftretende Terminus qnAaicxiipiov bezeichnet eine Kombi¬ 
nation aus Namen und voces magicae. 

Sämtliche mehrfach überlieferten Bezeichnungen wurden elementübergreifend verwen¬ 
det, wobei jedoch eingeschränkt werden muss, dass voces magicae und Namen eine 
zeitgenössische Kategorisierung darstellen, die für die Antike bisher nicht klar belegt 
ist. Legt man die vier Elementbezeichnungen vox magica, voces magicae, Name und 
Namen zusammen, zeigt sich ein etwas anderes Bild. In dem Fall wird der Singular 
ovopazur Bezeichnung mind. eines dieser Elemente verwendet und einmal zur Bezeich¬ 
nung von Vokalen. Der Plural ovopaxa bezeichnet ausschließlich Elemente aus der zu¬ 
sammengefassten Gruppe. In keiner Anleitung wird einer der beiden Termine eindeutig 
dazu verwendet, eine Forderung, eine Anrufung oder eins der übrigen Elemente zu be¬ 
zeichnen, so dass ovopa und ovopaxa in den Fällen, da sie als einzige Bezeichnung für 
eine Beschriftung verwendet wurden, und wenn man gewillt ist, die o.g. vier Elemente 
zusammenzulegen, als elementspezifisch bezeichnet werden können. Dieses Ergebnis 


112 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe S 


ist relevant für die weiter unten vorgenommene „Onoma-Diskussion“, bei der es um die 
unklare Identifizierung der einzelnen Beschriftungselemente in einigen Anleitungen geht. 

Es fällt auf, dass die Singularform ovojia bereits in der frühesten (für die hier vorgenom¬ 
menen Untersuchungen relevanten) Sammelschrift aus dem 1./2. Jh. überliefert ist, im 
Gegensatz zur Pluralform, die erst seit dem 3. Jh. belegt ist. Allerdings bleibt zu Beden¬ 
ken, dass die Datierung der frühen Sammelschrift auf den zu Flickzwecken verwendeten 
Papyrifragmenten basiert, und dass für diese keinerlei Informationen zu ihrer Umlaufzeit 
und zu der Zeitspanne zwischen Entsorgung und Wiederverwendung vorliegen. 

Bis auf ypa(p6peva ist keine Bezeichnung nach dem 4. Jh. für Beschriftungen der Gruppe 
S überliefert. Der späteste Beleg für ypa(po|aeva wird in das4./5. Jh. datiert. Siehe Tabelle 
9.19. zur Übersicht über die eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzuordnende Be¬ 
schriftungselemente. 


Tabelle 9.19. Eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzuordnende Beschriftungselemen¬ 
te 


Bezeichnung (Anzahl) —> 
Beschriftungselement 
(Anzahl in Gruppe S) | 

övopa 

ovopaxa 

Xoyoc; 

ypacpopsva 

xauxa 

CpD^aKTlipiOV 

vox magica 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

voces magicae 

3 

1 

1 

- 

1 

- 

Name 

2 

- 

- 

- 

- 

- 

Namen 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

Vokale (19) 

1 

- 

- 

1 

- 

- 

Name + vox magica 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

Name + voces magicae 

2 

1 

- 

- 

- 

- 

Namen + vox magica 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

Namen + voces magicae 

1 

2 

- 

- 

- 

1 

Namen + voces magicae 
+ Vokale 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

voces magicae + 
Forderung 

- 

- 

- 

1 

1 

- 

Namen + voces magicae 
+ Forderung + Anrufung 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

Namen + voces magicae 
+ Forderung + Iden¬ 
titätssatz 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

Namen + voces magicae 
+ Forderung + Anrufung 
+ individuelle Angaben 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

voces magicae + Name 
+ Vokale + Forderung + 
Anrufung 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

Namen + voces magicae 
+ Forderung + Anrufung 
+ Identitätssatz 



1 




Forderung (24) 

- 

- 





individuelle Angaben (12) 

- 

- 





Identitätssatz (10) 

- 

- 





Anrufung (8) 

- 

- 





Homerverse (4) 

- 

- 






Anzahl Sammelschriften 

5 

4 

3 

4 

2 

1 

Datierung 

172. Jh. - 4. 

Jh. 

3.-4V5. Jh. 

273. Jh. | 4. 
Jh. -4. Jh. 

3.-475. Jh. 

3.-4. Jh. 

4. Jh. 


113 








































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.2.6.5. Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterscheidet sich 
ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 

Weder in der Zusammensetzung der S-Gruppen-Beschriftung, noch in der Wahl der 
Schriftträger unterscheiden sich autark zu verwendende Artefakte von den eingebunde¬ 
nen wesentlich. Bei den Funktionen zeichnet sich ab, dass sie, wenn ausschließlich mit 
Schrift beschriftet, gerne als Heilmittel und zu Offenbarungszwecken verwendet wurden. 
Interessant ist hier, dass Offenbarungen auch häufig im Kontext übergeordneter Praxen 
erlangt werden sollen, im Gegensatz zu Heilung, die nur selten mittels einer ÜP gewon¬ 
nen wird. 


114 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 


9.3. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 
9.3.i. Übersicht Gruppe Z 

Aus zehn Sammelschriften des 2.13. Jh. | 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. sind 16 Anleitungen 
zur Beschriftung von 18 Artefakten ausschließlich mit Zauberzeichen überliefert. 7% der 
268 bearbeiteten Artefakte können entsprechend der Gruppe Z zugeordnet werden. 15 
der Artefakte werden in griechischen, drei in demotischen Anleitungen beschrieben. In 
zwei weiteren Anleitungen ist unklar, ob zusätzlich zu den Zauberzeichen auch ein Be¬ 
schriftungselement der Gruppe S Teil der Beschriftung sein soll 1 . Diese beiden Artefakte 
werden daher nicht in die Untersuchungen einbezogen. 

9.3.ii. Typologie der Zauberzeichen 

Der hier durchgeführten Untersuchung der Zauberzeichen liegt eine Studie zugrunde, 
die auf 94 archäologischen und papyrologischen Quellen basiert, in denen Zauberzei¬ 
chen angewendet oder deren Anwendungen beschrieben werden 2 . In diesen 94 Quellen 
treten 699 unterschiedliche Zauberzeichen insgesamt 943x auf, darunter fünf unvoll¬ 
ständig erhaltene Typen. Sie können in neun formal differenzierte Gruppen unterteilt 
werden, die kurz vorgestellt werden 3 . Die Illustrationen der Zeichen wurden von der Au¬ 
torin angefertigt. 


Gruppe 1: Kringel 

Gruppe 1 umfasst Zeichen, die mindestens einen Kringel an mindestens einem Linie¬ 
nende aufweisen. Ein Kringel muss dabei mit einer Linie verbunden sein. Die Gruppe 
kann bisher in zehn Untergruppen untergegliedert werden, die an der Anzahl der Kringel 
orientiert sind. Gl-01 umfasst Zeichen, die einen Kringel aufweisen, Gl-02 Zeichen mit 
zwei Kringeln usw. In Gl-u werden Zeichen einsortiert, die Kringel enthalten, jedoch un¬ 
vollständig oder unleserlich überliefert sind und deren genauere Eingruppierung daher 
nicht möglich ist. 

Beispiele: 



Zauberzeichen der Gruppe 1 treten in zehn der 16 Anleitungen in acht Sammelschriften 
des 2.13. Jh. | 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. als Beschriftungselemente auf. Einmal werden 


1 SAP-G-VUYA-Z-001 und SAP-G-VUYA-Z-002. 

2 Siehe K. Dzwiza, The Catalogue and Statistical Analysis of the Charakteres Project: A First Introduction, in: M. Pira- 
nomonte, F. M. Simon, Contesti Magici, Contextos Magicos, Rom 2012, 307-308. 

3 Diese vorläufigen Ergebnisse basieren überwiegend auf den publizierten Umzeichnungen der Quellen. Je weiter die 
Sichtung der Originale fortschreitet, umso deutlicher wird, dass die Zauberzeichen häufig fehlerhaft umgezeichnet 
wurden. Für die im Verlauf dieser Arbeit untersuchten 50 Artefakte, die eine Verwendung von Zauberzeichen doku¬ 
mentieren, konnten jedoch 44 anhand von Photographien oder im Original untersucht werden. 


115 







Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


sie elementgruppenspezifisch verwendet, ansonsten kommen sie ausschließlich mit an¬ 
deren Gruppen vergesellschaftet vor. 

Gruppe G2: Kugeln 

Gruppe 2 werden Zeichen zugeordnet, die Kugelelemente beinhalten. Ausgeschlossen 
sind einzelne Kugeln, diese werden Gruppe 4 "geschlossene Elemente" zugewiesen. 

Beispiel: 



Zauberzeichen der Gruppe 2 treten ein einziges Mal in einer Anleitung aus einer Sam¬ 
melschrift des 4. Jh. auf. In der Beschriftung werden sie mit weiteren Zauberzeichen¬ 
gruppen vergesellschaftet. 

Gruppe G3: Punkte 

Aus Gruppe 3 sind keine Zauberzeichen in Beschriftungen der Gruppe Z nachweisbar. 

Gruppe G4 geschlossene Elemente 

In Gruppe 4 werden Zeichen einsortiert, die ein geschlossenes Element darstellen. 
Beispiele: 



Zauberzeichen der Gruppe 4 erscheinen in zehn Anleitungen aus sechs Sammelschrif¬ 
ten des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. Einmal werden sie ohne weitere Zauberzeichengrup¬ 
pen verwendet, ansonsten treten sie in Vergesellschaftung mit weiteren Zauberzeichen¬ 
gruppen auf. 

Gruppe G5 separate Striche 

Die Zeichen in Gruppe enthalten als typisches Kennzeichen einen separaten Strich, der 
oberhalb oder unterhalb des Zeichens gezogen werden kann. Häufig gleichen die Zei¬ 
chen griechischen Buchstaben, sind jedoch nicht als bekannte Worte lesbar. 


116 




9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 


Beispiele: 


z n 


ln zwei Beschriftungen treten Zauberzeichen der Gruppe 5 auf, beide Male in Verbin¬ 
dung mit anderen Zauberzeichengruppen. Die dazugehörigen Anleitungen finden sich in 
zwei Sammelschriften des 4. Jh. 

Gruppe G6 Elemente 

Gruppe 6 enthält Zauberzeichen, die ausschließlich aus Linienelementen zusammenge¬ 
setzt sind und keine der vorherigen Gruppen zugeordnet werden können. Wie Gruppe 1 
wird auch Gruppe 6 weiter untergliedert, abhängig von der Anzahl an Linienelementen, 
die zusammengesetzt ein Zeichen ergeben. Zeichen aus der Gruppe G6-01 bestehen 
aus einer einzelnen Linie, Zeichen der Gruppe G6-02 aus zwei Linien usw. 


Beispiele: 



Innerhalb der Beschriftungen der Gruppe Z sind Zauberzeichen der Gruppe 6 am häu¬ 
figsten belegt. 15x treten sie in neun Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. 
Jh. auf. Dreimal werden sie dabei elementgruppenspezifisch verwendet, in den übrigen 
Fällen erscheinen sie vergesellschaftet mit anderen Zauberzeichengruppen. 

Gruppe G7 kleine Elemente 

Aus Gruppe 7 sind keine Zauberzeichen in Beschriftungen der Gruppe Z nachweisbar. 

Gruppe G8 Hieroglyphen / hieroglyphenähnliche Zeichen 

Aus Gruppe 8 sind keine Zauberzeichen in Beschriftungen der Gruppe Z nachweisbar. 

Gruppe Gu unklare Zuordnung 

In zehn Anleitungen können nicht sämtliche Zauberzeichen eindeutig identifiziert und 
zugeordnet werden. 


117 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.3.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungsele¬ 
mente der Gruppe Z 

Insgesamt werden 207 Zauberzeichen verwendet, in den Beschriftungen treten sie so¬ 
wohl gruppenspezifisch als auch gruppenübergreifend auf. Am häufigsten sind Zeichen 
der Gruppe G6 nachweisbar. Die Verteilung auf die einzelnen Gruppen wird in Tabelle 
9.20. dargestellt. Es wird die Häufigkeit der Zauberzeichen einer Gruppe angegeben, 
nicht die Anzahl unterschiedlicher Typen. 

Tabelle 9.20. Verteilung der Zauberzeichen innerhalb der Gruppe Z auf die einzelnen Grup¬ 
pen (linker Wert: Anzahl Vorkommen in Anleitungen, rechter Wert: Anzahl Zauberzeichen) 


Gruppe 1 
Kringel 

Gruppe 2 
Kugeln 

Gruppe 3 
Punkte 

Gruppe 4 
geschlossene 
Elemente 

Gruppe 5 
separate 
Striche 

Gruppe 6 
Elemente 

Gruppe 

7 kleine 
Elemente 

Gruppe 8 
Hieroglyphen 

Gruppe 9 
unklar 

10/29 

1/1 

-/- 

10/30 

2/5 

15/116 

-/- 

-/- 

6/26 


9.3.1.1. Individuell auftretende Zauberzeichengruppen 

Sechs der 18 Artefakte der Z-Gruppe werden mit Zauberzeichen aus einer einzigen 
Gruppe beschriftet: Gruppe 6 "Elemente" tritt viermal auf, Gruppe Gl "Kringel" und 
Gruppe G4 "geschlossene Elemente" je einmal. Die dazugehörigen Anleitungen finden 
sich in fünf verschiedenen Sammelschriften, die zwischen das 2./3. Jh. | 4. Jh. und 5. Jh. 
| 5./6. Jh. datiert werden. In einer weiteren Beschriftung treten neben Zeichen aus der 
Gruppe Gl Zeichen auf, die nicht eindeutig lesbar sind und keiner Gruppe zugewiesen 
werden können. Dadurch könnte die Beschriftung sowohl aus Zeichen einer einzelnen, 
als auch aus Zeichen mehrer Gruppen zusammengesetzt sein. 

Tabelle 9.21. Vorkommen in Anleitungen insgesamt (linker Wert) und alleiniges Auftreten 
in einer Anleitung (rechter Wert) der untersuchten Beschriftungselemente (sortiert nach 
Häufigkeit des alleinigen Auftretens) 


Gruppe 1 
Kringel 

Gruppe 2 
Kugeln 

Gruppe 3 
Punkte 

Gruppe 4 
geschlossene 
Elemente 

Gruppe 5 
separate 
Striche 

Gruppe 6 
Elemente 

Gruppe 

7 kleine 
Elemente 

Gruppe 8 
Hieroglyphen 

10/1 

1/- 

-/- 

10/1 

21 - 

15/4 

-/- 

-/- 


9.3.1.2. Vergesellschaftetauftretende Beschriftungselemente 

Die Mehrheit der Zauberzeichen wird elementgruppenübergreifend verwendet. In sechs 
Beschriftungen finden sich Zeichen, die nicht eindeutig einer Gruppe zugewiesen wer¬ 
den können (darunter auch die bereits o.g. Beschriftung). Genaue Angaben zur Verge¬ 
sellschaftung sind entsprechend in sechs Fällen möglich. 

Beschriftungen aus vergesellschafteten Zauberzeichengruppen bestehen aus mind. 
zwei und max. vier unterschiedlichen, eindeutig bestimmbaren Zauberzeichengruppen. 
In einem Fall einer Viererkombination könnte aufgrund einer unklaren Bestimmung noch 


118 






















9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 


eine weitere Gruppe hinzukommen. 

Sechs der 18 Artefakte werden elementgruppenspezifisch beschriftet, bei weiteren 
sechs können nicht sämtliche Element eindeutig bestimmt werden. Von den verbleiben¬ 
den sechs Artefakten enthalten sämtliche Beschriftungen mindestens ein Zeichen der 
Gruppe 6, fünf Beschriftungen enthalten mindestens ein Zeichen der Gruppe G4 zusam¬ 
men mit einem Zeichen der Gruppe Gl. 

Zeichen der Gruppe Gl treten mit sämtlichen anderen Zeichengruppen, die innerhalb der 
Beschriftungsgruppe Z Vorkommen, vergesellschaftet auf, ebenso Zeichen der Gruppen 
G4 und G6. Zeichen der Gruppen G2 und G5 erscheinen nicht zusammen, allerdings 
ist die Gruppe G2 auch nur in einem einzelnen Fall als Z-Gruppen-Element überliefert. 

Die größte Anzahl an Zauberzeichen innerhalb einer Beschriftung findet sich in der de¬ 
motischen Anleitung zu insgesamt drei Artefakten mit unterschiedlichen Funktionen und 
teilweise unterschiedlichen Schriftträgern. Dieses Ergebnis ist überraschend, da die ent¬ 
sprechende Anleitung gleichzeitig die einzige demotische ist, die typische Zauberzei¬ 
chen enthält. Bei der einzigen weiteren demotischen Anleitung, die Angaben zu einer 
Beschriftung mit Zauberzeichen und einer vox magica enthält, sind drei der fünf zu ver¬ 
wendenden Zeichen hieroglyphenähnlich. 

Aufgrund der geringen Anzahl überlieferter Zeugnisse der Z-Gruppe werden die verge¬ 
sellschaftet auftretenden Zauberzeichengruppen - anders als bei der Darstellung der 
S-Gruppe - in einer einzigen Tabelle zusammengefasst. 


Tabelle 9.22. Vorkommen und Verteilung der Zauberzeichen der Gruppe Z (Wert: Anzahl 
der Zauberzeichen) 


Katalognummer 

Gruppe 6 

Gruppe 4 

Gruppe 1 

Gruppe 5 

Gruppe 2 

Gruppe 

unklar 

Sammelschrift 

Datierung 

SAP-G-V-Z-011 

12 

4 

3 

2 


6 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-012 

11 

2 

1 


1 


4. Jh. 

SAP-G-V-Z-007 

2 

2 

2 



1 

3. Jh. 

SAP-D-V-Z-002 (Fl) 

19 

5 

2 




273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

19 

5 

2 




273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-Z-001 

19 

5 

2 




273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-G-V-Z-004 

5 

1 


3 



4. Jh. 

SAP-G-V-Z-005 

5 

3 




2 

3. Jh. 

SAP-G-X-Z-001 Ml-3/3 

2 





5 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-010 

8 


2 



1 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-006 

3 


5 




475. Jh. 

SAP-G-V-Z-003 

1 






4. Jh. 

SAP-G-V-Z-002 

1 






4. Jh. 

SAP-G-V-Z-001 Ml-2/2 

8 






273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-Z-013 

1 






4. Jh. 

SAP-G-V-Z-008 







3. Jh. 

SAP-G-V-Z-009 


r 2 





5. Jh. | 576. Jh. 

SAP-G-X-Z-002 Ml-2/2 



3 



3 

4. Jh. 


119 

















































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.3.2. Schriftträger der Gruppe Z 

16 unterschiedliche Schriftträger sind für die 18 hier besprochenen Artefakte überliefert, 
für zwei Artefakte werden dabei zwei mögliche Materialien genannt (Beifuß oder Pa- 
sitheawurzel, Lorbeer- oder Olivenholz), für eines sogar drei (Gold, Silber oder Zinn). 
Papyrus und Silber sind die einzigen Materialen, die in mehreren - ausnahmslos grie¬ 
chischen -Anleitungen genannt werden: Silber dreimal, Papyrus zweimal. Ein Schilfblatt 
wird in einer demotischen Anleitung für unterschiedliche Funktionen einmal im Rahmen 
einer ÜP, das andere Mal als autarkes Artefakt verwendet. Siehe Tabelle xxx zur Über¬ 
sicht über die überlieferten Schriftträger. 

Alle drei Silberartefakte - aus drei unterschiedlichen Sammelschriften - werden mit Zau¬ 
berzeichen der Gruppen G4 "geschlossene Elemente" und G6 "Elemente" beschriftet, 
einmal ergänzt durch Zeichen der Gruppe Gl "Kringel", das andere Mal durch Kugelzei¬ 
chen der Gruppe G2. Für das dritte Täfelchen sind Zeichen angegeben, die nicht ein¬ 
deutig gelesen werden können, eine klare Identifizierung der vollständigen Beschriftung 
ist daher nicht möglich. 

Die beiden Papyrusartefakte aus zwei unterschiedlichen Sammelschriften werden ein¬ 
mal ausschließlich mit Zeichen der Gruppe Gl "Kringel" beschriftet, das andere Mal mit 
Zeichen der Gruppen Gl und G6 sowie nicht eindeutig zu identifizierenden Zeichen. 

Weitere Untersuchungen der individuellen Zauberzeichengruppen in Verbindung mit den 
Schriftträgern führt aufgrund der geringen Anzahl überlieferter Anleitungen zu Artefakten 
mit Z-Beschriftung und der teilweise unsicheren Zuweisung einiger Zauberzeichen zu 
keinen ergänzenden aussagekräftigen Ergebnissen. 

Siehe Tabelle 9.23. für eine Zusammenstellung der Materialität der Schriftträger der Be¬ 
schriftungsgruppe Z. 

Tabelle 9.23. Materialität der Schriftträger der Beschriftungsgruppe Z 

Ein „*“ hinter einer Materialbezeichnung kennzeichnet Materialien, die archäologisch bis¬ 
her nicht nachgewiesen sind. 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Katalognummer 

Artefakt Material 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

PGM XII, 397-400 

SAP-G-V-Z-001 Ml-2/2 

Beifuß* oder Pasitheawurzel* 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. XVII, 2, 6-8 

SAP-D-V-Z-001 

Boden* 

4. Jh. 

PGM II, 26-27 

SAP-G-V-Z-002 

Boden* 

4. Jh. 

PGM II, 40-42 

SAP-G-V-Z-003 

Fünffingerkraut* 

4. Jh. 

PGM IV, 1877-1893, 1898-1927 

SAP-G-V-Z-004 

Gemisch: Pech, Bienen¬ 
wachs, Keuschbaum, Manna* 

4. Jh. 

PGM III, 295-300 

SAP-G-X-Z-001 Ml-3/3 

Gold, Silber oder Zinn 

3. Jh. 

PGM VII, 208-209 

SAP-G-V-Z-005 

Leinen 

4./5. Jh. 

PGM 1, 263-276, 279-280, 334-338 

SAP-G-V-Z-006 

Lorbeer* 

4. Jh. 

PGM III, 290-297 

SAP-G-X-Z-002 Ml-2/2 

Lorbeer- oder Olivenholz* 

3. Jh. 

PGM VII, 213-214 

SAP-G-V-Z-008 

Oliven-/Ölblatt* 

5. Jh. | 5./6. Jh. 

PGM CXXIV, 14-16 

SAP-G-V-Z-009 

Papyrus 

3. Jh. 

PGM VII, 193-196 

SAP-G-V-Z-010 

Papyrus 


120 



















9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 


2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. XVII, 2, 

5-6, 8 

SAP-D-V-Z-002 (Fl) 

Schilfblatt* 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. XVII, 1-4 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

Schilfblatt* 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 275-281 (ÜP7HG?) 

SAP-G-V-Z-011 

Silber 

4. Jh. 

PGM IV, 2705-2707 

SAP-G-V-Z-012 

Silber 

3. Jh. 

PGM LXII, 40-42 

SAP-G-V-Z-007 

Magnetstein 


9.3.3. Funktionen der Gruppe Z 

Für acht der 18 Artefakte ist eine einzelne Funktion angegeben, zu zwei weiteren wer¬ 
den mehrere Funktionen genannt, sodaß zehn Artefakte mit einer Beschriftung, die aus¬ 
schließlich aus Zauberzeichen besteht, funktionsbezeichnet sind. Die Artefakte sind in 
einer demotischen und neun griechischen Anleitungen aus sieben Sammelschriften des 
273. Jh. | 3. Jh. bis 475. Jh. überliefert. 

Schutz und Heilung werden je dreimal genannt, Gunst zweimal. Weitere Funktionen 
sind das Senden und Erhalten von Träumen, ein Gedächtnismittel und einmal Freund¬ 
schaft und Bewunderung. Fünf Artefakte werden autark verwendet, darunter alle drei 
zu Heilzwecken vorgeschriebene Artefakte wie auch die beiden Artefakte mit mehreren 
Funktionen. Siehe Tabelle 9.24. zur Übersicht über die Funktionen der Artefakte der Be¬ 
schriftungsgruppe Z. 

Tabelle 9.24. Funktionen der Artefakte der Beschriftungsgruppe Z 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Funktion Artefakt 

Katalognummer 

2 . 13 . Jh. | 4. Jh. 

PGM XII, 397-400 

mehrere Funktionen - Gunst, 
Freundschaft und Be¬ 
wunderung 

SAP-G-V-Z-001 Ml-2/2 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. XVII, 1-4 

mehrere Funktionen - 
Träume zu erhalten, Träume 
zu senden 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

4. Jh. 

PGM 11,40-42 

Gedächtnismittel 

SAP-G-V-Z-003 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 275-281 (ÜP7HG?) 

Gunst 

SAP-G-V-Z-011 

3. Jh. 

PGM VII, 208-209 

Heilung (Brust) 

SAP-G-V-Z-005 

3. Jh. 

PGM VII, 213-214 

Heilung (Fieber) 

SAP-G-V-Z-008 

3. Jh. 

PGM VII, 193-196 

Heilung (Skorpionstich) 

SAP-G-V-Z-010 

4. Jh. 

PGM IV, 1252-1264 

Schutz (unspezifiziert) 

SAP-G-V-Z-013 

4. Jh. 

PGM IV, 2705-2707 

Schutz (unspezifiziert) 

SAP-G-V-Z-012 

4./5. Jh. 

PGM 1, 263-276, 279-280, 334-338 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-Z-006 


Zu zwei Artefakten aus einer demotischen Anleitung und sechs Artefakten aus fünf grie¬ 
chischen Anleitungen wird keine Funktion angegeben. Die sechs Sammelschriften wer¬ 
den in das 273. Jh. | 3. Jh. bis 5. Jh. | 576. Jh. datiert. Sämtliche Artefakte sind jeweils in 
eine ÜP eingebunden, deren Funktionen überliefert, bzw. in einem Fall rekonstruierbar 
sind: 3x Offenbarung, 2x Liebe/Herbeiführung, Ix ein Schadenzauber (anhand des In¬ 
halts rekonstruiert). 

Siehe Tabelle 9.25. Funktionen der übergeordneten Praxen bei funktionsunbezeichne- 
ten Artefakten der Beschriftungsgruppe Z. 


121 

























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.25. Funktionen der übergeordneten Praxen bei funktionsunbezeichneten Artefak¬ 
ten der Beschriftungsgruppe Z 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Hauptpraxis 

Funktionen ÜP 

Katalognummer 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM CXXIV, 14-16 

(rek: Schadenzauber) 

SAP-G-V-Z-009 

273. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. XVII, 2, 

5-6, 8 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-D-V-Z-002 (Fl) 

4. Jh. 

PGM IV, 1877-1893, 1898-1927 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-Z-004 

273. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. XVII, 2, 6-8 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-D-V-Z-001 

4. Jh. 

PGM III, 290-297 

Offenbarung (im Wachzu¬ 
stand) 

SAP-G-X-Z-002 Ml-2/2 

4. Jh. 

PGM III, 295-300 

Offenbarung (im Wachzu¬ 
stand) 

SAP-G-X-Z-001 Ml-3/3 

3. Jh. 

PGM LXII, 40-42 

Offenbarung (Schale und 
Medium) 

SAP-G-V-Z-007 

4. Jh. 

PGM II, 26-27 

Offenbarung (Traum) 

SAP-G-V-Z-002 


9.3.3.1. Funktion und Materialität der Schriftträger 

Zu neun funktionsbezeichneten Artefakten sind Angaben zum Schriftträger überliefert. 
Keiner wiederholt auftretenden Funktion kann derselbe Schriftträger mehrfach zugewie¬ 
sen werden. Eine Verbindung zwischen Materialität des Schriftträgers und Funktion des 
Artefakts ist nicht ersichtlich, allerdings stehen auch nur wenige Anleitungen zur Unter¬ 
suchung zur Verfügung. 

Siehe Tabelle 9.26. für eine Übersicht über die Funktion und Materialität der Artefakte 
der Beschriftungsgruppe Z. 

Tabelle 9.26. Funktion und Materialität der Artefakte der Beschriftungsgruppe Z 


Sammelschrift 

Datierung 

Katalognummer 

Funktion Artefakt 

Material 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-Z-001 Ml-2/2 

mehrere Funktionen - Gunst, 
Freundschaft und Bewunderung 

Beifuß* oder Pasitheawurzel* 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

mehrere Funktionen - Träume zu 
erhalten, Träume zu senden 

Schilfblatt 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-003 

Gedächtnismittel 

Fünffingerkraut 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-011 

Gunst 

Silber 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-005 

Heilung (Brust) 

Leinen 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-008 

Heilung (Fieber) 

Oliven-/Ölblatt 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-010 

Heilung (Skorpionstich) 

Papyrus 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-012 

Schutz (unspezifiziert) 

Silber 

475. Jh. 

SAP-G-V-Z-006 

Schutzmittel der Handlung 

Lorbeer 


9.3.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe Z 

In zwei demotischen und elf griechischen Anleitungen wird die Beschriftung näher be¬ 
zeichnet. In den beiden demotischen Anleitungen werden für die Zauberzeichen der Ter¬ 
minus dieser Name (pfy rn) verwendet. In einer der beiden Anleitungen wird an späterer 
Stelle Rückbezug auf die Zeichen genommen, dort werden sie als dies (pfy) bezeichnet. 

In neun der griechischen Anleitungen werden die Zeichen mit dem üblichen terminus 

technicus xapoucrfipe«; bezeichnet, der in einem einzigen Fall durch das Adjektiv pixmKoq 

122 




























9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 


näher qualifiziert wird. Zweimal wird die Anzahl der aufzuschreibenden Zeichen mit an¬ 
gegeben. 

In einer griechischen Anleitung aus dem 4. Jh. werden die Zeichen als xo oripeiov xooxo 
bezeichnet. Dies ist interessant, da in der frühesten überlieferten Erwähnung von Zei¬ 
chen, die zu Schadenszwecken in ein Täfelchen geritzt wurden, ein sehr ähnlicher Ter¬ 
minus verwendet wird (of)paxa 0opo(p0opa): 

Homer, Ilias, 6.168. Quelle: "Homer. The lliad with an English Translation by A.T. Murray, Ph.D. in two 
volumes. Cambridge, MA., Harvard University Press; London 1924." Herkunft: www.perseus.tufts.edu 
(Stand: April 2013) 


[160] Now the wife of Proetus, fair Anteia, lusted madly for Bellerophon, to lie with him 
in secret love, but could in no wise prevail upon wise-hearted Bellerophon, for that his 
heart was upright. So she made a tale of lies, and spake to king Proetus: “Either die 
thyself, Proetus, or slay Bellerophon, [165] seeing he was minded to lie with me in love 
against my will. ’’ So she spake, and wrath gat hold upon the king to hear that word. To 
slay him he forbare, for his soul had awe of that; but he sent him to Lycia, and gave him 
baneful tokens, graving in a folded tablet many signs and deadly, [170] and bade 
him show these to his own wife's father, that he might be slain. 


(160) xcp Se yuvi) npoixoo (bieppvaxo 8i ’Ävxeia KpimxaSiri cpiXöxriu pvyppevai: äXkd 
xov ob xi 7ieI0’ aya0d (ppoveovxa Sauppova BeMspocpövxriv. rj Se xpeooapevri npoixov 
ßaoiAxja 7ipoor|68a: ‘xeOvcuriq cb ripovx’, p Kaicxave BsAXspocpovTriv, (165) öq p’ £0eA,ev 
(piAoxrixi piyppevai ox>k £0eA,oi)or|. cbq cpaxo, xov Se ävaKxa yoAoq Xaßev ovov äk'oooe: 
Kxetvai pev p’ aXAeive, Geßdaoaxo yap xo ye Oopco, 7i8p7ie 8e pvv Aokitiv 8e, 7iopev 8’ o 
ye oppaxa )a>ypd ypavpaq ev 7i(vaKi jituktco 0opocp0öpa noXXä, (170) Sslqcxi 8’ pvcoyeiv 
Ö) JI8V08pCp ÖCpp’ aTCOXOLXO. 


Allerdings liegen zwischen dieser historischen Überlieferung und den frühesten archäo¬ 
logischen Funden mehrere Jahrhunderte. Hier stellt sich die spannende Frage, ob es 
sich bei der Erwähnung um eine spätere Ergänzung handeln könnte 4 . Ansonsten würde 
eine große Lücke zwischen historischer und archäologischer Überlieferung klaffen, die 
- in Anbetracht der Tatsache, dass reichlich schrifttragende archäologische Zeugnisse 
magischer Praktiken aus dem Zeitraum seit dem ca. 5. Jh. v. Chr. aus dem griechi¬ 
schen Kulturraum überliefert sind - schwierig zu erklären wäre. Wesentlich plausibler 
erscheint es, dass die Vorstellung eines mittels (überwiegend) abstrakter Zeichen defi¬ 
nierten Machtraums, die seit dem späten 1. Jh. archäologisch und in Sammelschriften 
nachweisbar ist, in einer nachchristlichen Version der Ilias Eingang in diesen Abschnitt 
gefunden hat. 

In einer anderen griechischen Anleitung aus dem 2.13. Jh. | 4. Jh. werden die Zauber¬ 
zeichen als to ovopa xooxo bezeichnet 5 . Die bisher herausgearbeitete Verwendung des 
Terminus ovopa (s.o.) kann entsprechend erweitert werden. 

4 Siehe zu der Fragestellung einer ägyptischen Homerrezeption J. F. Quack, Gibt es eine ägyptische Homer-Rezepti¬ 
on?, in: Luther (Hrsg.), Odyssee-Rezeptionen (Frankfurt 2005), 55-72. 

5 SAP-G-V-Z-001 M1 -2/2 (PGM XII, 397-400). 


123 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Siehe Tabelle 9.27. für die eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzuordnenden Be¬ 
schriftungselemente. 

Tabelle 9.27. Eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzuordnende Beschriftungselemen¬ 
te 


Bezeichnung 

Beschriftungselement 

ovopa 

p3y 

p3y rn 

XapaKifjpsc; 

appsTov 

Zauberzeichen 

1 

1 

2 

10 

1 


Siehe Tabelle 9.28. für die Zusammenstellung sämtlicher Bezeichnungen der Beschrif¬ 
tungen der Gruppe Z. 


Tabelle 9.28. Bezeichnungen der Beschriftungen der Gruppe Z 


Sammelschrift 

Datierung 

Finale Bezeichnung 

Referenz Anleitung 

Bezeichnung Beschriftung 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. 

XVII, 1-4 

p3y 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-Z-001 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. 

XVII, 2, 6-8 

p3y m 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-Z-002 (Fl) 

P. Leiden 1 383 Verso Kol. 

XVII, 2, 5-6, 8 

p3y m 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-007 

PGM LXI 1,40-42 

oi x^[a]Kxfjpsc; ouxoi 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-Z-001 Ml-2/2 

PGM XII, 397-400 

xö ovopa xoöxo 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-013 

PGM IV, 1252-1264 

xö oppsTov xoöxo 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-002 

PGM II, 26-27 

xö[v] xapaKxfjpa 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-003 

PGM II, 40-42 

xov imoKipsvov xapaKxfjpa 

475. Jh. 

SAP-G-V-Z-006 

PGM 1, 263-276, 279-280, 
334-338 

xoik; C pDoxiKotic; x[a]paKxfjpac;, 
oi xapaKxfjpsc;, xov psn npcoxov 
XapaKxfjpa 

4. Jh. 

SAP-G-X-Z-002 Ml-2/2 

PGM III, 290-297 

xoik; xapaK[x]fjpac; [x]ouxouc; 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-010 

PGM VII, 193-196 

xouc; x^paKxfjp, oi xap, X a P ia ' 

4. Jh. 

SAP-G-X-Z-001 Ml-3/3 

PGM III, 295-300 

xouc; xapaKxrjpac; xotjxodc; 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-004 

PGM IV, 1877-1893, 1898- 
1927 

xoik; x^paKxfjpac; xoijxodc; 

5. Jh. | 576. Jh. 

SAP-G-V-Z-009 

PGM CXXIV, 14-16 

xoik; xapaKxöpoc; 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-011 

PGM XXXVI, 275-281 
(ÜP7HG?) 

XapaKxfjpoi 


9.3.5. Autark zu verwendende Artefakte mit Z-Gruppen-Beschriftung 

Fünf Artefakte werden autark verwendet. Die dazugehörigen Anleitungen - eine demo¬ 
tische und vier griechische - finden sich in drei unterschiedlichen Sammelschriften aus 
dem 2.13. Jh. | 3. Jh., 3. Jh. und 2.13. Jh. | 4. Jh. Drei Artefakte werden zu Heilzwecken 
hergestellt, die beiden anderen erfüllen mehrere Funktionen: Gunst, Freundschaft und 
Bewunderung in dem einen Fall, das Senden oder Erhalten von Träumen in dem ande¬ 
ren. 

Autark zu verwendende Artefakte sind mit Zauberzeichen der Gruppen Gl "Kringel", G4 
"geschlossene Elemente" und G6 "Elemente" beschriftet, die auch in der Beschriftung 
nicht autark verwendeter Artefakte auftreten. Eine typische Beschriftung für die autarken 


124 





























9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 


Artefakte kann nicht nachgewiesen werden, aber es sind auch nur wenige Anleitungen 
überliefert, so dass eine Übertragung der Ergebnisse auf eine größere Gesamtheit nicht 
sinnvoll ist. 


9.3.6. Zusammenfassung der Gruppe Z 

Beschriftungen der Gruppe Z sind aus 16 Anleitungen für 18 Artefakte belegt, die in zehn 
Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh überliefert sind. 15 der 
Artefakte werden in griechischen, drei in demotischen Anleitungen beschrieben. 

Zauberzeichen können formal in neun Hauptgruppen unterteilt werden, von denen eini¬ 
ge in weitere Untergruppen aufgegliedert werden können. In der Beschriftungsgruppe 
Z sind Zeichen der Gruppen Gl Kringel, G2 Kugeln, G4 geschlossene Elemente, G5 
separate Striche und G6 Elemente vertreten. Mehrere Zeichen sind nicht eindeutig zu 
lesen und werden in die Gruppe Gu unklare Zuordnung einsortiert. 


9.3.6.1. Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der Zauberzeichen 
aus? 

Detaillierte Untersuchungen können an dieser Stelle aufgrund der geringen Anzahl voll¬ 
ständig rekonstruierbarer Gruppe-Z-Beschriftungen nur begrenzt Informationen liefern. 
Festgehalten werden kann, dass in geringem Umfang - dabei jedoch über einen großen 
Zeitraum - Artefakte ausschließlich mit Zauberzeichen beschriftet werden sollten. Diese 
wurden sowohl gruppenspezifisch als auch gruppenübergreifend verwendet. Häufiger 
tritt eine gruppenübergreifende Beschriftung auf. 

Zauberzeichen der Gruppe 6 "Elemente" überwiegen deutlich, sowohl in Bezug auf die 
Anzahl der verwendeten Zeichen, als auch in Bezug auf die Anzahl der mit ihnen be¬ 
schrifteten Artefakte (15). Zeichen der Gruppe 1 "Kringel" und Gruppe 4 "geschlossene 
Elemente" kommen in jeweils zehn Beschriftungen vor. Gruppe 1 ist über den längsten 
Zeitraum nachweisbar (2./3. Jh. | 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh.), für die größte Gruppe 6 hin¬ 
gegen enden die Belege für die Beschriftungsgruppe Z rund 100 Jahre früher (2./3. Jh. 
| 3. Jh. bis 4./5. Jh.). Beide Gruppen treten - ebenso wie auch Gruppe G4 - mit Zeichen 
sämtlicher anderer Gruppen vergesellschaftet auf. Die Gruppen G2 und G5 werden mit 
allen anderen außer untereinander kombiniert, zu beachten ist dabei, dass für die Grup¬ 
pe G2 lediglich ein einzelner Beleg vorliegt. 

Die Verwendung ausschließlich einer einzigen Zauberzeichengruppe ist für sechs Arte¬ 
fakte belegt, die Anleitungen dazu werden zwischen das 2./3. Jh. | 4. Jh. und 5. Jh. | 5./6. 
Jh. datiert. Es sind Zeichen der Gruppen Gl, G4 und G6, die in elementgruppenspezi¬ 
fischen Beschriftungen nachweisbar sind. Zauberzeichen aus sämtlichen Zeichengrup¬ 
pengruppen treten elementgruppenübergreifend auf. Siehe oben Tabelle 9.21. und die 
folgende Tabelle 9.29. zur Übersicht. 


125 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.29. Vorkommen derZauberzeichengruppen in Gruppe Z 



Gruppe 1 
Kringel 

Gruppe 2 
Kugeln 

Gruppe 4 
geschlossene 
Elemente 

Gruppe 5 sepa¬ 
rate Striche 

Gruppe 6 
Elemente 

Gruppe 9 
unklar 

Häufigkeit 

29 

1 

30 

5 

116 

26 


Anzahl Sam¬ 
melschriften 

273. Jh. | 3. Jh. 
bis 5. Jh. | 576. 
Jh. 

4. Jh. 

273. Jh. | 3. Jh. 
bis 4. Jh 

4. Jh. 

273. Jh. | 3. Jh. 
bis 475. Jh. 

- 

Datierung 

8 

1 

6 

2 

9 

- 


Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwischen Be- 
schriftungselement/en und Schriftträger herstellen? 

Von insgesamt 16 unterschiedlichen Schriftträgern sind nur Silber und Papyrus mehr 
als einmal belegt: Silber dreimal und Papyrus zweimal. Die Silberlamellae sind grup- 
penübergreifend beschriftet, einer der beiden Papyri ebenfalls, der andere jedoch grup¬ 
penspezifisch. Für weitere Untersuchungen der individuellen Zauberzeichengruppen in 
Verbindung mit den Schriftträgern sind nicht genügend Anleitungen mit entsprechenden 
Artefakten überliefert. 


Welche Funktionen werden genannt, und treten bestimmte Beschriftungselemente aus¬ 
schliesslich im Kontext bestimmter Funktionen auf? 

Zehn Artefakte aus Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. sind funktions¬ 
bezeichnet, acht hingen aus Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. 
funktionsunbezeichnet. Beide Verwendungsweisen sind also früh belegt, die funktions- 
unbezeichnete etwas länger als die funktionsbezeichnete. 

Die häufigsten genannten Funktionen sind Schutz und Heilung, die je dreimal Vorkom¬ 
men, Gunst zweimal. Weitere Funktionen sind das Senden und Erhalten von Träumen, 
ein Gedächtnismittel und einmal Freundschaft und Bewunderung. 

Sieben funktionsbezeichneten Artefakten wird ein Schriftträger zugewiesen. Keiner wie¬ 
derholt auftretenden Funktion kann derselbe Schriftträger mehrfach zugewiesen werden. 
Eine Verbindung zwischen Materialität des Schriftträgers und Funktion des Artefakts ist 
nicht nachweisbar allerdings stehen auch nur wenige Anleitungen zur Untersuchung zur 
Verfügung. 


Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und wurden die Bezeichnungen 
elementspezifisch oder elementübergreifend verwendet? 

In den beiden demotischen Anleitungen aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. wird der Terminus die¬ 
ser Name (p3y m) zur Bezeichnung der Zauberzeichen verwendet. Einmal wird zudem 
mit dies (ply) Rückbezug auf die Zeichen genommen. In einer griechischen Anleitung 
aus dem 2.13. Jh. | 4. Jh. werden die Zauberzeichen als to ovopa touto bezeichnet, fast 


126 




















9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe Z 


identisch mit der Bezeichnung in den demotischen Anleitungen. In einer weiteren grie¬ 
chischen Anleitung aus dem 4. Jh. werden die Zeichen als xö crnpeiov xouxo bezeichnet. 
Eine Parallele dazu findet sich in der Ilias, 6.168, wobei sich hier die Frage nach dem 
Alter dieser Passage stellt. In den übrigen neun griechischen Anleitungen werden die 
Zauberzeichen mit dem üblichen terminus technicus xapaKxrjpec; bezeichnet, der in einem 
einzigen Fall durch das Adjektiv puoxiKoq näher qualifiziert wird. Die Anzahl der aufzu¬ 
schreibenden Zeichen wird zweimal angegeben. 


Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterscheidet sich ihre 
Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 

Autark verwendete Artefakte sind in demotischen und griechischen Anleitungen aus dem 
2./3. Jh. | 3. Jh., dem 3. Jh. und 2./3. Jh. | 4. Jh. überliefert. Dreimal ist eine Heilfunkti¬ 
on angegeben, die anderen beiden erfüllen mehrere Funktionen, zu denen einmal das 
Senden und Empfangen von Träumen zählt, das andere Mal der Gewinn von Gunst, 
Beliebtheit und Freundschaft. Eine typische Beschriftung für autarke Artefakte ist nicht 
nachweisbar, ebenso auch keine bevorzugte Wahl eines Schriftträgers. 


127 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.4. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 

9.4.i. Übersicht Gruppe SZ 

In der Gruppe "SZ" werden Beschriftungen untersucht, die mindestens ein Element der 
Gruppe S und mindestens ein Element der Gruppe Z enthalten. Zu den Elementgruppen 
der S-Gruppe gehören: vox magica, voces magicae, Name, Namen, Vokale, Forderung, 
Anrufung, individuelle Angaben, Identitätssatz Homerverse. Zu den Elementgruppen der 
Z-Gruppe sind zu zählen: Gl-Kringel, G2-Kugeln, G3-Punkte, G4-geschlossene Ele¬ 
mente, G5-separate Striche, G6-Elemente, G8-Hieroglyphen, G9-unklar. Elemente der 
Gruppe G7-kleine Elemente sind in den hier besprochenen Beschriftungen nicht vertre¬ 
ten. 

Bei der Detailuntersuchung wird für die Elemente der Z-Gruppe die gleiche quantitative 
Differenzierung vorgenommen wie bei der S-Gruppe, das heißt, wenn ein einzelnes Zei¬ 
chen verwendet wird, wird die bisherige Abkürzung, z.B. "Gl", verwendet, wenn jedoch 
mehrere Zeichen der gleichen Gruppe verwendet werden, so wird dies mit einem zu¬ 
sätzlichen "+" gekennzeichnet, z.B. "G1+". Die Kennzeichnung der Z-Gruppe wird damit 
der Kennzeichnung der S-Gruppe angepasst, in der zwischen der Verwendung einer 
einzelnen vox magica und voces magicae differenziert wird. 

Aus sieben Sammelschriften des 2.13. Jh. | 3. Jh. bis 6. Jh. oder früher können 15 An¬ 
leitungen zu Artefaktbeschriftungen mit dieser Konstellation eindeutig rekonstruiert wer¬ 
den. Zwölf der Anleitungen wurden in Griechisch, zwei in Demotisch und eine in Koptisch 
verfasst. 


9.4.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungsele¬ 
mente der Gruppe SZ 

Bei der Vergesellschaftung von Beschriftungselementen der S- und der Z-Gruppe 
werden Elemente der jeweiligen Gruppe sowohl elementgruppenspezifisch, als auch 
elementgruppenübergreifend verwendet. Dies bedeutet, dass Zeichen einer einzelnen 
Zauberzeichengruppe mit mehreren S-Elementgruppen ebenso vergesellschaftet Vor¬ 
kommen können, wie ein einzelnes S-Element mit unterschiedlichen Zauberzeichen¬ 
gruppen auftreten kann. Dabei kann weiterhin differenziert werden, dass ein einzelnes 
Zauberzeichen mit einem einzelnen S-Element auftreten kann. 

Aufgrund der wenigen Artefakte innerhalb der SZ-Gruppe werden die Ergebnisse 
zahlenmäßig nicht aussagekräftig genug sein für eine Übertragung auf eine größere 
Grundmenge. Die Differenzierung ist dennoch sinnvoll, insbesondere in Hinblick auf 
weiterführende Studien zu den Zauberzeichen, da unterschiedliche Beschriftungsmus¬ 
ter Hinweise auf einen geographisch, chronologisch oder thematisch begrenzten Raum 
geben könnten - oder auf einen Verfasser oder Urheber. 


128 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


Die kleinste Gruppe vergesellschafteter Elementgruppen besteht aus zwei Elementgrup¬ 
pen, sie tritt ein einziges Mal auf. Die größte Gruppe umfasst elf unterschiedliche Elem¬ 
entgruppen, die alle eindeutig zugeordnet werden können. Sie tritt ebenfalls einmalig auf. 


9.4.1.1. Vorkommen und Vergesellschaftung der Beschriftungselemente der S- und der 
Z-Gruppe 

Die Beschriftungsmuster der SZ-Gruppe können in drei Hauptgruppen unterteilt werden, 
die hier der Einfachheithalber als Gruppe 1, Gruppe 2 und Gruppe 3 bezeichnet werden. 
Gruppe 2 kann darüber hinaus in zwei Untergruppen geteilt werden kann. Die Klassi¬ 
fizierung orientiert sich an der Anzahl der auftretenden Elementgruppen der S-Gruppe 
einerseits, und der Z-Gruppe andererseits. Beschriftungen, die aus Elementen aus je¬ 
weils einer Elementgruppe der Gruppe S und einer Elementgruppe der Gruppe Z beste¬ 
hen, werden der Gruppe 1 zugeordnet (in Tabelle 9.30. blau markiert). Beschriftungen, 
die aus Elementen aus jeweils einer Elementgruppe der einen Gruppe und mehreren 
Elementgruppen der anderen Gruppe zusammengesetzt sind, werden der Gruppe 2 
zugeordnet. Eine Beschriftung, bei der das einzeln auftretende Element der S-Gruppe 
zuzuordnen ist, wird der Untergruppe S1 zugeordnet (in Tabelle 9.30. grün markiert). Ist 
das einzelne Element ein Z-Element, erfolgt die Zuordnung in die Untergruppe ZI (in 
Tabelle 9.30. gelb markiert). Beschriftungen, bei denen Elemente aus mehreren Elem¬ 
entgruppen der S-Gruppe zusammen mit Elementen aus mehreren Elementgruppen der 
Z-Gruppe verwendet werden, werden Gruppe 3 zugeordnet (in Tabelle 9.30. orange 
markiert). Die Gruppen werden der Reihe nach besprochen. 

Gruppe 1 (Tabelle 9.30., blau markiert) 

Das Beschriftungsmuster der Gruppe 1 tritt lediglich ein einzelnes Mal und nur in der 
Form auf, bei der mehrere Zauberzeichen derselben Zeichengruppe mit mehreren vo- 
ces magicae vergesellschaftet werden. Eine Beschriftung, die ausschließlich aus einem 
einzelnen Zauberzeichen und einem einzelnen Element der S-Gruppe besteht, ist in den 
Sammelschriften nicht belegt. 

Gruppe 2 

Gruppe 2 umfasst Beschriftungen, bei denen ein Beschriftungselement aus einer der 
beiden Gruppen S und Z elementgruppenspezifisch auftritt, die Elemente der anderen 
Gruppe hingegen elementgruppenübergreifend Vorkommen. 

Untergruppe ZI (Tabelle 9.30., gelb markiert) 

Vier Beschriftungen sind für die Gruppe ZI belegt. Die Anleitungen finden sich in 
zwei Sammelschriften aus dem 3. und 4. Jh. In zwei Fällen soll ein einzelnes Zau¬ 
berzeichen der Gruppe G4 aufgeschrieben werden, in den beiden übrigen mehre¬ 
re Zeichen der Gruppe Gl. 


129 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Die elementgruppenübergreifend verwendeten S-Elemente variieren. Am häufigs¬ 
ten soll eine Forderung aufgeschrieben werden (3x), einmal in Verbindung mit vo- 
ces magicae, einmal mit Namen und einer Anrufung. Der dritte Fall ist interessant, 
da hier die Forderung zusammen mit individuellen Angaben auftritt, ohne, dass 
innerhalb der Forderung eine höhere Macht spezifiziert wird. Diese scheint allein 
durch die Zauberzeichen dargestellt zu sein - oder wird im Rahmen der individuel¬ 
len Angaben bezeichnet. 

Legt man die Elemente voces magicae, Name und Namen zu einer Gruppe zu¬ 
sammen, so treten auch sie dreimal auf, zweimal davon in Verbindung mit einer 
Forderung, einmal zusammen mit individuellen Angaben. Dieser Fall wurde bereits 
oben bei der Besprechung der Gruppe 1 erwähnt. Ein einzelnes Zauberzeichen 
soll mit den beiden S-Elementen aufgeschrieben werden. Obwohl hier der Muster¬ 
klassifizierung mehrere S-Elemente zugrunde liegen, könnte das Zauberzeichen 
in unmittelbarer Verbindung mit dem Namen stehen. 

Untergruppe S1 (Tabelle 9.30., grün markiert) 

Für die Untergruppe S1 sind sechs Beschriftungen aus drei Sammelschriften be¬ 
legt, Anleitungen aller drei hier untersuchten Sprachen sind vertreten. Es fällt auf, 
dass die demotischen und griechischen Anleitungen in das 2./3. | 3. Jh. und 3. Jh. 
datiert werden, die koptische hingegen einem wesentlich späteren Zeitraum, dem 
6. Jh. oder früher, zugewiesen wird. In sämtlichen Fällen besteht das Element 
der S-Gruppe entweder aus einer einzelnen vox magica, oder aus mehreren vo¬ 
ces magicae. Keine anderen S-Elemente treten als einziges Element in Vergesell¬ 
schaftung mit mehreren Zauberzeichentypen auf. 

Gruppe 3 (Tabelle 9.30., orange markiert) 

Beschriftungen der Gruppe 3 setzen sich aus Elementen aus mehreren Elementgruppen 
aus jeder der beiden Beschriftungsgruppen S und Z zusammen. Dieses Beschriftungs¬ 
muster ist in vier Fällen aus drei Sammelschriften belegt, die in das 3. und 4. Jh. datiert 
werden. 

Für die verwendeten Elemente der Z-Gruppe kann festgehalten werden, dass die drei 
Gruppen Gl, G4 und G6 in jeder der vier Beschriftungen auftreten, aus der S-Gruppe gilt 
das gleiche für voces magicae. 


130 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


Tabelle 9.30. Vergesellschaftetes Vorkommen der Elemente aus der S- und Z-Gruppe 


Abkürzungen: vm = vox magica, vm+ = voces magicae, N = Name, N+ = Namen, Vo = 
Vokale, F = Forderung, ID = Identitätssatz, A = Anrufung, ind = individuelle Angaben 


Gruppe 

Z-Elemente 

Anzahl 

S-Elemente 

Anzahl 

Elemente gesamt 

Finale Bezeich¬ 
nung 

Sammelschrift 

Datierung 

Gruppe 1 

1 (G1+, Gl-unklar) 

1 (vm+) 

2 

SAP-G-V-GZ-003 

5. Jh. | 5./6. Jh. 



1 (G4) 

2 (N, ind) 

3 

SAP-G-VUI- 

GZ-003 

3. Jh. 

Gruppe 2: 

1 (G4) 

2 (vm+, F) 

3 

SAP-G-V-GZ-005 

3. Jh. 

ZI 

1 (G1+) 

2 (F, ind) 

3 

SAP-G-VUI- 

GZ-005 

3. Jh. 


1 (G1+) 

3 (N+, F, A) 

4 

SAP-G-V-GZ-004 

4. Jh. 


3 (G4, G5, G8+) 

1 (vm) 

4 

SAP-D-V-GsZ-001 

2./3. Jh. | 3. Jh. 


3 (G4, G5, G8+) 

1 (vm) 

4 

SAP-D-V-GsZ-002 

2./3. Jh. | 3. Jh. 


3 (G3, G4+, G6+) 

1 (vm+) 

4 

SAP-G-V-GZ-006 

3. Jh. 

Gruppe 2: 

3 (G1+, G4+, G6+) 

1 (vm+) 

4 

SAP-K-X-KZ-001 

6. Jh. oder früher 

S1 

2 (G4, G6+, G6- 
unklar+) 

1 (vm) 

3 

SAP-G-V-GZ-007 

3. Jh. 


3 (G1+, G4+, G6+, 






Gl-unklar, G6- 

1 (vm+) 

4 

SAP-G-V-GZ-002 

3. Jh. 


unklar) 






Gruppe 3 

3 (G1+, G4, G6+) 

3 (N, vm+, ID) 

6 

SAP-G-V-GZ-001 
Ml-2 

4. Jh. 

4 (G1+, G4+, G5, 
G6+) 

3 (vm+, F, ind) 

7 

SAP-G-VUI- 

GZ-004 

3. Jh. 

4 (G1+, G2, G4, 
G6+) 

7 (N+, vm+, Vo, F, 
ID, A, ind) 

11 

SAP-G-VUI- 

GZ-002 

4. Jh. 

5 + unsicher (G1+, 
G3, G4+, G5, 
G6+, Gu+) 

4 (N+, vm+, F, ind) 

9+ unsicher 

SAP-G-VUI- 

GZ-001 

3. Jh. 


In Bezug auf die Häufigkeit der einzelnen Elementgruppen innerhalb der Gesamtmen¬ 
ge der Gruppen 1-3 bilden Zeichen der Gruppe 4 geschlossene Elemente die größte 
Gruppe, sie kommen zwölfmal in den Beschriftungen der 15 Artefakte vor. Zeichen der 
Gruppe 1 Kringel und voces magicae treten jeweils neunmal auf, Zeichen der Gruppe 
6 Elemente achtmal, eine Forderung erscheint sechsmal. Individuelle Elemente sind 
fünfmal nachgewiesen, Namen, eine einzelne vox magica und Zeichen der Gruppe 5 se¬ 
parate Striche je dreimal. Die Elemente Anrufung, Identitätssatz, Name sowie G3 Punkte 
und G8 Hieroglyphen sollen je zweimal aufgeschrieben werden, Vokale und Zeichen 
der Gruppe G2 Kugeln einmal. Homerverse sind in Verbindung mit Zauberzeichen nicht 
nachweisbar. 

Bei einer Zusammenlegung der vier S-Elemente vox magica, voces magicae, Name und 
Namen würde diese Gruppe mit 17 Vorkommen die größte Elementgruppe darstellen. 
Siehe Tabelle 9.31. zur Häufigkeitsverteilung der Elementgruppen der Gruppen S und Z. 


131 
































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.31. Häufigkeitsverteilung der Elemente aus der S- und Z-Gruppe 


S-Elemente 

Häufig¬ 

keit 

Sammelschrift/en 

Datierung 

voces magicae 

9 

3. Jh. - 6. Jh. oder 
früher 

Forderung 

6 

3. Jh.und4. Jh. 

individuelle 

Elemente 

5 

3. Jh.und4. Jh. 

Namen 

3 

3. Jh.und4. Jh. 

vox magica 

3 

273. Jh. | 3. Jh. und 

3. Jh. 

Name 

2 

3. Jh.und4. Jh. 

Anrufung 

2 

4. Jh. 

Identitätssatz 

2 

4. Jh. 

Vokale 

1 

4. Jh. 

Homerverse 

- 

- 


Z-Elemente 

Häu¬ 

figkeit 

Sammelschrift/en 

Datierung 

ZZ G4 geschlossene 
Elemente 

12 

273. Jh. |3. Jh., 3. Jh., 4. 
Jh. und 6. Jh. oder früher 

ZZ Gl Kringel 

9 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

ZZ G6 Elemente 

8 

3. Jh., 4. Jh. und 6. Jh. 
oder früher 

ZZ Gu unklar 

4 

3. Jh. - 5. Jh. |5./6. Jh. 

ZZ G5 separate 
Striche 

3 

273. Jh. | 3. Jh. - 3. Jh. 

ZZ G3 Punkte 

2 

3. Jh. 

ZZ G8 Hieroglyphen 

2 

273. Jh. | 3. Jh. 

ZZ G2 Kugeln 

1 

4. Jh. 


Vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungselemente innerhalb der S-Gruppe 

Wie bereits bei der Untersuchung der S-Gruppe durchgeführt, so wird auch hier das 
unterschiedliche Vergesellschaftungsvorkommen der S-Elemente untereinander doku¬ 
mentiert. Aufgrund der geringen Überlieferungsanzahl werden die einzelnen Tabellen 
dafür zu einer einzigen Tabelle zusammengefasst. 

Elemente aus bis zu sieben unterschiedlichen S-Elementgruppen können miteinander 
kombiniert werden. Dieser Fall tritt einmal auf. Eine Kombination aus zwei S-Element¬ 
gruppen ist dreimal belegt, eine Dreierkombination dreimal und eine Viererkombination 
einmal. Siehe Tabelle 9.32. zur Übersicht. 


Tabelle 9.32. Gesamtvorkommen und kombiniertes Vorkommen der untersuchten Be¬ 
schriftungselemente der Gruppe S 


Anzahl kombinierter 
Gruppen 

vm+ 

N 

Vo 

vm 

N+ 

F 

ind 

ID 

A 

Kombination aus 2 
Gruppen 

1 

1 

- 

- 

- 

2 

2 

- 

- 

Kombination aus 3 
Gruppen 

2 

1 

- 

- 

1 

2 

1 

1 

1 

Kombination aus 4 
Gruppen 

1 

- 

- 

- 

1 

1 

1 

- 

- 

Kombination aus 7 
Gruppen 

1 


1 


1 

1 

1 

1 

1 

Einzelvorkommen 

4 

- 

- 

3 

- 

- 

- 

- 

- 

Gesamtvorkommen 

9 

2 

1 

3 

3 

6 

5 

2 

2 


Vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungselemente innerhalb der Z-Gruppe 

Bis zu fünf unterschiedliche Z-Elementgruppen können miteinander kombiniert werden, 
hinzu könnten weitere Gruppen kommen, da in der entsprechenden Anleitung nicht 


132 





































































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


sämtliche Zauberzeichen eindeutig zugeordnet werden können. Eine Kombination aus 
zwei Z-Elementgruppen ist einmal belegt, eine Dreierkombination fünfmal und eine Vie¬ 
rerkombination zweimal. Siehe Tabelle 9.33. zur Übersicht. 

Tabelle 9.33. Gesamtvorkommen und kombiniertes Vorkommen der untersuchten Be¬ 
schriftungselemente der Gruppe Z 


Anzahl kombinierter 
Gruppen 

Gl 

G2 

G3 

G4 

G5 

G6 

G8 

Gu 

Gesamtvorkommen 

9 

1 

2 

12 

3 

8 

2 

4 

Kombination aus 2 
Gruppen 

1 







1 

Kombination aus 3 
Gruppen 

2 


1 

6 

2 

4 

2 

1 

Kombination aus 4 
Gruppen 

3 

1 


3 

1 

3 


1 

Kombination aus 5 
Gruppen 

1 


1 

1 


1 


1 


9.4.2. Schriftträger der Gruppe SZ 

Zu 13 der 15 hier besprochenen Artefakte wird ein Schriftträger angegeben, in einem 
Fall werden zwei mögliche Materialien genannt (Gold und Silber). Eine Angabe ist unklar, 
einmal wird kein Schriftträger angegeben. Insgesamt sind zehn unterschiedliche Mate¬ 
rialien überliefert, Haut, Blei und Lorbeerblätter werden als einzige mehrfach genannt. 

Haut als Schriftträger ist aus drei unterschiedlichen griechischen Anleitungen aus der¬ 
selben Sammelschrift aus dem 3. Jh. überliefert, Blei aus zwei griechischen Anleitungen 
aus zwei Sammelschriften des 3. und 4. Jh., Lorbeer aus zwei Anleitungen aus Sammel¬ 
schriften des 3. Jh. und 5. Jh. | 5./6. Jh. Aus den beiden demotischen Anleitungen sind 
Leinen und eine Lampe als Schriftträger überliefert, in der koptischen ist keine Angabe 
diesbezüglich enthalten. Siehe Tabelle 9.34. zur Übersicht über die überlieferten Schrift¬ 
träger. 


Tabelle 9.34. Materialität der Schriftträger der Beschriftungsgruppe SZ 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Katalognummer 

Artefakt Material 

3. Jh. 

PGM VI 1,396-404 

SAP-G-VUI-GZ-001 

Blei 

4. Jh. 

PGM IV, 0328-433 

SAP-G-VUI-GZ-002 

Blei 

4. Jh. 

PGM XIII, 1001-1011, 1052-1054 

SAP-G-V-GZ-001 Ml-2 

Gold 

3. Jh. 

PGM VII, 201-202 

SAP-G-VUI-GZ-003 

Haut 

3. Jh. 

PGM VII, 203-205 

SAP-G-V-GZ-005 V2 

Haut 

3. Jh. 

PGM VII, 206-207 

SAP-G-V-GZ-007 

Haut 

6. Jh. oder früher 

Ms. Copt. 136, 2-9 

SAP-K-X-KZ-001 

keine Angabe 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. BM 10070, Kol. V, 5, 8-9, 10 

SAP-D-V-GsZ-002 

Leinen 

5. Jh. | 5./6. Jh. 

PGM CXXIIIa, 51-52 

SAP-G-V-GZ-003 

Lorbeer 

3. Jh. 

PGM VII, 802-815, 826-827, 842-844 

SAP-G-V-GZ-002 

Lorbeer 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 256-264 

SAP-G-V-GZ-004 

Ostrakon 

3. Jh. 

PGM VII, 412-416 

SAP-G-V-GZ-006 

Papyrus 

273. Jh. | 3. Jh. 

P. BM 10070, Kol. VI, 1-4, 10, 11-27 

SAP-D-V-GsZ-001 

Ton Lampe 

3. Jh. 

PGM VII, 462-466 

SAP-G-VU l-GZ-004 

Zinn 

3. Jh. 

PGM VII, 390-393 

SAP-G-VU l-GZ-005 

unklar: Zehennägel? 


133 




































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Haut wird zweimal mit Zeichen der Gruppe G4 geschlossene Elemente beschriftet. Ein¬ 
mal werden sie mit einem Namen und individuellen Angaben vergesellschaftet, das an¬ 
dere Mal mit voces magicae und einer Forderung. Das dritte Hautartefakt wird mit einer 
vox magica und Zeichen der Gruppen G4 und G6 sowie mit nicht eindeutig zuzuordnen¬ 
den Zeichen beschriftet. 

Beide Lorbeerblätter werden mit je einem einzelnen S-Element beschriftet: voces magi¬ 
cae. Das erste Blatt wird zusätzlich mit Zeichen der Gruppe Gl und nicht näher zuzuord¬ 
nenden Zeichen beschriftet, das zweite mit Zeichen der Gruppen Gl, G4 und G6 sowie 
unsicherzu identifizierenden Zeichen. 

Die beiden Bleiartefakte werden mit wesentlich mehr unterschiedlichen Elementgrup¬ 
pen als die Lorbeerblätter und auch als die Hautartefakte beschriftet. Die Beschriftung 
des ersten Artefakts besteht aus elf unterschiedlichen Elementen: Zeichen der Gruppen 
Gl, G2, G4 und G6 sowie Namen, voces magicae, Vokale, Forderung, Anrufung, Iden¬ 
titätssatz und individuellen Elementen. Hiermit liegt eine S-Elemente-Kombination aus 
sieben unterschiedlichen Elementgruppen vor. Innerhalb der S-Gruppe selbst besteht 
die umfangreichste Kombination aus sechs unterschiedlichen Elementgruppen. Das 
zweite Bleiartefakt soll mit Zeichen der Gruppen Gl, G3, G4 und G6 beschriftet wer¬ 
den, hinzukommen Zeichen, die keiner Gruppe eindeutig zugeordnet werden können. 
Die Zeichen werden vergesellschaftet mit Namen, voces magicae, einer Forderung und 
individuellen Angaben. 

In Tabelle 9.35 werden mehrfach genannte Schriftträger mit den verwendeten Beschrif¬ 
tungselementen aufgeführt. Während Haut als Schriftträger in einer einzigen Sammel¬ 
schrift aus dem 3. Jh. mit einer Beschriftung der SZ-Gruppe überliefert ist, wird Blei in 
zwei Sammelschriften aus dem 3. und 4. Jh., Lorbeer sogar in zwei Sammelschriften aus 
dem 3. und 5. Jh. | 5./6. Jh. genannt. 


Tabelle 9.35. Materialität der Schriftträger (Mehrfachnennungen) u. Beschriftungselemente 


Beschriftungsele¬ 
ment —► 

Schriftträger (An¬ 
zahl) | 

Gl 

G2 

G3 

G4 

G6 

Gu 

vm 

vm+ 

N 

N+ 

Vo 

F 

A 

ID 

ind 

Haut (3) 

- 

- 

- 

3 

1 

1 

1 

1 

1 

- 

- 

1 

- 

- 

1 

Lorbeer (2) 

2 

- 

- 

1 

1 

2 

- 

2 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

Blei (2) 

2 

1 

1 

2 

2 

1 

- 

2 

- 

2 

1 

2 

1 

1 

2 


9.4.3. Funktionen 

Zu acht der 15 Artefakte ist eine einzelne Funktion angegeben, zu einem weiteren wer¬ 
den mehrere Funktionen genannt. Die Artefakte sind in acht griechischen Anleitungen 
aus vier Sammelschriften des 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. überliefert. Dreimal wird Heilung 
als Funktion genannt. Alle anderen Funktionsbezeichnungen treten einmalig auf. Siehe 
Tabelle 9.36. für eine Übersicht über die überlieferten Funktionen. 


134 






















9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


Tabelle 9.36. Funktionen der Artefakte der Beschriftungsgruppe SZ 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Funktion Artefakt 

Katalognummer 

3. Jh. 

PGM VI 1,396-404 

mehrere Funktionen - Fesseln, 
Unterwerfen und Binden 

SAP-G-VUI-GZ-001 

4. Jh. 

PGM XIII, 1001-1011, 1052-1054 

Lösung einer Macht (Teilfunktion 
der Rückseite) 

SAP-G-V-GZ-001 Ml-2 

3. Jh. 

PGM VII, 201-202 

Heilung (Migräne) 

SAP-G-VU l-GZ-003 

3. Jh. 

PGM VII, 203-205 

Heilung (Husten) 

SAP-G-V-GZ-005 V2 

3. Jh. 

PGM VII, 206-207 

Heilung (Husten) 

SAP-G-V-GZ-007 

5. Jh. | 5./6. Jh. 

PGM CXXIIIa, 51-52 

Schlafmittel 

SAP-G-V-GZ-003 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 256-264 

Zerstörung von Zaubermitteln 

SAP-G-V-GZ-004 

3. Jh. 

PGM VII, 390-393 

Sieg (Läufer) 

SAP-G-VU l-GZ-005 

3. Jh. 

PGM VII, 462-466 

Liebe (allgemein) 

SAP-G-VU l-GZ-004 


Zu sechs Artefakten aus vier Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 6. Jh. oder frü¬ 
her wird keine Funktion angegeben (3x Griechisch, 2x Demotisch, Ix Koptisch). Dabei 
handelt es sich ausnahmslos um Artefakte, die in eine ÜP eingebunden sind. Dreimal ist 
das Ziel der ÜP der Erhalt einer Offenbarung - darunter befinden sich die beiden demo¬ 
tischen Anleitungen, einmal eine Herbeiführung, einmal nächtliches Ausplaudern, und 
einmal ist das Ziel unklar. Siehe Tabelle 9.37. für eine Übersicht über die überlieferten 
Funktionen der übergeordneten Praxen funktionsunbezeichneter Artefakte. 

Tabelle 9.37. Funktionen der übergeordneten Praxen bei funktionsunbezeichneten Artefak¬ 
ten der Beschriftungsgruppe SZ 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Hauptpraxis 

Funktionen Hauptpraxis 

Katalognummer 

3. Jh. 

PGM VII, 795-845 

Offenbarung (Traum) 

SAP-G-V-GZ-002 

6. Jh. oder früher 

Ms. Copt. 136, 1-9 

Anfang fehlt 

SAP-K-X-KZ-001 

3. Jh. 

PGM VII, 411-416 

nächtliches Ausplaudern 

SAP-G-V-GZ-006 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. BM 10070, Kol. V, 3-34 

Offenbarung (im Schlaf) 

SAP-D-V-GsZ-002 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. BM 10070, Kol. VI, 1 bis 
VIII, 11 (pdmxiv, 150-231) 

Offenbarung (diverse) 

SAP-D-V-GsZ-001 

4. Jh. 

PGM IV, 0296-466 

Liebe (Herbeiführung + 
Bindung) 

SAP-G-VU l-GZ-002 


9.4.3.1. Funktion und Materialität der Schriftträger 

Zu acht funktionsbezeichneten Artefakten sind Angaben zum Schriftträger überliefert. 
Für alle drei Heilartefakte soll Haut beschriftet werden. Die Anleitungen finden sich in 
derselben Sammelschrift 1 , sind sehr kurz und folgen unmittelbar aufeinander. Sie sind 
Teil einer Gruppe mehrerer kurzer Anleitungen, und es scheint, dass sie entweder nach 
dem Schriftträger, oder nach ihrer Funktion sortiert wurden, wobei es wahrscheinlicher 
ist, dass die Sortierung aufgrund des Materials erfolgte, da weitere Heilpraktiken fol¬ 
gen, allerdings andere Schriftträger verwendet werden. Die übrigen fünf Artefakte sollen 
fünf unterschiedliche Funktionen erfüllen und ihre Beschriftungen auf ebenso viele un¬ 
terschiedliche Schriftträger geschrieben werden. Siehe Tabelle 9.38. für eine Übersicht 
über die Funktion und Materialität der Artefakte. 

i PGM VII, 201-207. 


135 



























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.38. Funktion und Materialität der Artefakte der Beschriftungsgruppe SZ 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Funktion Artefakt 

Material 

3. Jh. 

PGM VII, 396-404 

mehrere Funktionen - Fesseln, 
Unterwerfen und Binden 

Blei 

4. Jh. 

PGM XIII, 1001-1011, 1052-1054 

Lösung einer Macht (Teilfunktion 
der Rückseite) 

Gold 

3. Jh. 

PGM VII, 203-205 

Heilung (Husten) 

Haut 

3. Jh. 

PGM VII, 206-207 

Heilung (Husten) 

Haut 

3. Jh. 

PGM VII, 201-202 

Heilung (Migräne) 

Haut 

5. Jh. | 576. Jh. 

PGM CXXIIIa, 51-52 

Schlafmittel 

Lorbeer 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 256-264 

Zerstörung von Zaubermitteln 

Ostrakon 

3. Jh. 

PGM VII, 462-466 

Liebe (allgemein) 

Zinn - kassiterion ok 


Bei der Gegenüberstellung von Funktion und Beschriftungselementen wird deutlich, 
dass es keine erkennbare Verbindung zwischen einem spezifischen Beschriftungsele¬ 
ment und einer einzelnen Funktion - oder einer einem Funktionskomplex - gibt. Siehe 
Tabelle 9.39. zur Übersicht über die Funktionen und Beschriftungselemente. 

Tabelle 9.39. Funktionen und Beschriftungselemente 

Abkürzungen: vm+ = voces magicae, N+ = Namen, Vo = Vokale, F = Forderung, ind = 
individuelles Beschriftungselement 


Funktion 

vm 

vm+ 

G4 

G6 

Gl 

F 

ind 

N 

N+ 

G5 

ID 

A 

G3 

Gu 

Katalognr. 

mehrere Funktionen - Fesseln, 
Unterwerfen und Binden 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 




1 

1 

SAP-G-VUI- 

GZ-001 

Liebe (allgemein) 

1 

1 

1 

1 




1 





SAP-G-VUI- 

GZ-004 

Lösung einer Macht (Teilfunk¬ 
tion der Rückseite) 

1 

1 

1 

1 



1 


1 




SAP-G-V- 
GZ-001 Ml-2 

Heilung (Husten) 

1 

1 

1 










SAP-G-V- 

GZ-007 

Heilung (Husten) 












SAP-G-V- 
GZ-005 V2 

Schlafmittel 

1 



1 









SAP-G-V- 

GZ-003 

Heilung (Migräne) 


1 




1 

1 






SAP-G-VUI- 

GZ-003 

Sieg (Läufer) 




i 

’ 








SAP-G-VUI- 

GZ-005 

Zerstörung von Zaubermitteln 




1 

’ 

□ 

1 



1 



SAP-G-V- 

GZ-004 


9.4.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe SZ 

In neun griechischen, zwei demotischen und einer koptischen Anleitung wird die Be¬ 
schriftung näher bezeichnet. 

Die beiden Artefakte aus demotischen Anleitungen aus einer Sammelschrift des 2.13. 
Jh. | 3. Jh. werden mit der gleichen Beschriftung versehen: eine einzelne vox magica 


136 





























































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


zusammen mit fünf Zauberzeichen aus drei Gruppen. In der ersten Anleitung lautet die 
Bezeichnung dieser Name und diese Zauberzeichen (sh p3y rn hn c n3y gh c l c gter) und 
die Schriften (n3 sh.w). Hier wird zunächst eindeutig unterschieden zwischen einem auf¬ 
zuschreibenden Namen und den Zauberzeichen. Erst bei einem späteren Rückbezug 
werden die unterschiedlichen Beschriftungselemente unter dem Oberbegriff Schriften 
zusammengefasst. Die Verwendung des griechischen terminus technicus gh c l c gter ist 
nur dieses eine mal in den demotischen Sammelschriften überliefert. Die in derselben 
Sammelschrift an späterer Stelle folgende zweite demotische Anleitung verwendet für 
die gleichen Beschriftungselemente lediglich die Bezeichnung die Schriften (n3 sh.w). Es 
handelt sich in der Sammelschrift allerdings um eine längere Passage, in deren Verlauf 
mehrere (Varianten) einer Offenbarungspraxis beschrieben werden, wobei die vorzu¬ 
nehmende Beschriftung in den beiden hier besprochenen Fällen die gleiche bleibt. Die 
spätere Bezeichnung die Schriften (ih sh.w) kann entsprechend als Rückbezug interpre¬ 
tiert werden. 

In der koptischen Anleitung aus dem 6. Jh. oder früher wird die Beschriftung als die Na¬ 
men (Fipäm), die anderen Namen (nkspmi) und die Zauberzeichen (n©x^p^ktmp) bezeich¬ 
net. Auch hier wird, rund 300 Jahre nach der demotischen Überlieferung, der griechische 
terminus technicus mp^kthp für die Bezeichnung der Zauberzeichen verwendet. Es ist 
der bisher einzige Beleg für die Verwendung des Terminus in einem koptischen Text. 

In den neun griechischen Anleitungen wird die Beschriftung auf unterschiedliche Weise 
bezeichnet. Fünfmal wird dabei zwischen Z-Gruppen- und S-Gruppen-Elementen un¬ 
terschieden. Dabei werden die Elemente der S-Gruppe dreimal als övopa oder ovopaxa 
bezeichnet. An einmaligen Bezeichnungen sind überliefert Xwnv, ©<; wrÖKsixai, Xoyoc ; und 
xd8e. Die Zauberzeichen werden in fünf Fällen bezeichnet, viermal mit dem verbreiteten 
terminus technicus xapaicrfipe«;, zweimal davon in abgekürzten Formen: xaponctfip. und 
xap-. Einmal werden die Zeichen näher qualifiziert: xotA,ai<xfipa<; xouq oKpOeyKxotx;. 

Interessant für die Zauberzeichenforschung ist die Bezeichnung CcoSiov K al xö ovopa 
auxou xoö Ccoöiou, denn hier wird einem Zeichen eindeutig ein Name zugewiesen. In der 
zugehörigen Anleitung werden die zwölf Sternzeichen der Reihe nach aufgeführt, neben 
jeder Bezeichnung (Widder, Jungfrau ...) wird rechts eine vox magica - in wenigen Fällen 
zwei voces magicae - angeschlossen, gefolgt von Zeichen (abgesehen von dem ersten 
Sternzeichen, zu dem kein Zeichen aufgeschrieben wurde) 2 . In den Sammelschriften 
werden Zauberzeichen an keiner weiteren Stelle als CcoSiov bezeichnet, allerdings gibt es 
einen umgekehrten Fall, in dem ein Bild einer s-förmig geschlungenen Schlange auf den 
Boden um einen Dreifuß gezeichnet werden soll - die Schlange wurde in der Anleitung 
aufgemalt, durchgestrichen und etwas größer noch einmal aufgezeichnet 3 , und diese 
Schlange wird als ö 5e x a P a >< T hp ö mpi xöv xpnroSa bezeichnet. Für die Bezeichnung der 
Sternzeichen-Zeichen als 0»5iov in Verbindung mit Zauberzeichen ist mir kein weiteres 

2 Die Bezeichnung der Zeichen als ipoSiov ist hier wohl in Verbindung mit den Sternzeichen zu erklären. 

3 PGM III, 196-197. 


137 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Beispiel aus anderen Quellen bekannt, wohingegen der Terminus xapaKxfjpgq z. B. auch 
in Anrufungen erscheint, die auf Lamellae oder Papyrus niedergeschrieben wurden 4 . 

Individuelle Beschriftungselemente treten fünfmal in SZ-Gruppen-Beschriftungen in grie¬ 
chischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 3. und 4. Jh. auf. Sie werden auf 
unterschiedliche Weise bezeichnet: Kowa, häufig in abgekürzter Form koT geschrieben, 

<')C av ßoü/Ji und ocu üß/.ac. 

Siehe Tabelle 9.40. zur Übersicht über das Vorkommen der verschiedenen Bezeichnun¬ 
gen der Beschriftungselemente. 


Tabelle 9.40. Vorkommen der verschiedenen Bezeichnungen der Beschriftungselemente 


Bezeichnung: 

övojia 

ovopaxa 

XapaKifjpsc; 

Cco8iov 

XVGIV 

Xoyoq 

p3y m 

n) sh.w 

NpMl 

Häufigkeit 

1 

2 

7 

1 

1 

1 

1 

2 

1 


Siehe Tabelle 9.41. zur Übersicht über die eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzu¬ 
ordnende Beschriftungselemente. 

Tabelle 9.41. Eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzuordnende Beschriftungselemente 


Bezeichnung (Anzahl 
Anleitungen) —► 
Beschriftungs¬ 
elemente | 

OVO|ifl 

(1) 

ovopaia 

(2) 

XapaKxfjpsc; 

NGTC^p^KTHp 

gh c l c gter (7) 

ßcpöiov 

0) 

A.1JCIV 

(1) 

Xoyoc 

(1) 

p>y m 
(1) 

rh sh.w 
(2) 

np^ii 

(i) 

vox magica 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

2 

- 

voces magicae 

1 

2 

- 

- 

1 

1 

- 

- 

1 

Name 

- 

- 

- 

- 

- 


- 

- 

- 

Namen 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

Vokale 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

Forderung 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

Anrufung 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

individuelle 

Elemente 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

Identitätssatz 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

Homerverse 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 


Zauberzeichen 

- 

- 

7 

1 

- 

1 

- 

2 

- 


Siehe Tabelle 9.42. zur Übersicht über die Bezeichnungen der Beschriftungen der Grup¬ 
pe SZ. 


4 Z.B. auf einer Goldlamella aus Phthiotis (Thessalien, Griechenland), AO: Athen, Nationalmuseum, Inv. nr. 3413, mit 
unterschiedlichen Datierungen: Kotansky (GMA41): 4.-5. Jh., SEG 35644: 2. Jh. Der Terminus tritt in Z. 48 auf; auch 
auf einer Silberlamella aus Lykien (Türkei), AO: Museum Antalya, Inv. nr. unbekannt, von Jordan, Kotansky (1996) in 
das 3.-4. Jh.? datiert, der Terminus wird hier in Z. 14-15 verwendet. Ein dritter Beleg findet sich auf einer Goldlamella 
mit unbekanntem Fundort, die in Damaskus angekauft wurde und sich heute in Paris, Biblitheque Nationale, Cabinet 
des Medailles mit unbekannter Inv. nr. befindet (GMA 57), Kotansky datiert sie in das 4.-5. Jh. Der Terminus erscheint 
in Z. 13. Papyrus: PIFAO III 50, FO: unbekannt, AO: Kairo, Institut Francais d'Archeologie Orientale, Inv. nr. 335 (= 
SM 19). 


138 













































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


Tabelle 9.42. Bezeichnungen der Beschriftungen der Gruppe SZ 


Sammelschrift 

Datierung 

Katalognummer 

Referenz Anleitung 

Bezeichnung Beschriftung 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-GsZ-001 

P. BM 10070, Kol. VI, 1-4, 

9/10, 11-27 

die Schriften (n3 sh.w) 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-GsZ-002 

P. BM 10070, Kol. V, 5, 8-9, 10 

dieser Name, diese Zauberzeichen, die 
Schriften (p3y m; rüy gh c l c gter; n3 sh.w) 

4. Jh. 

SAP-G-V-GZ-001 Ml-2/2 

PGM XIII, 1001-1011, 1052- 
1054 

xouc; i)7tok£1|18vod<q> yaXaKxfjpac; 
xouc; acpGsyKTODc;, Augiv, stuAdgic; 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZ-002 

PGM VII, 802-815, 826-827, 
842-844 

Cco8iov Kai io ovopa auxou xou 
Ccpöioo 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZ-006 

PGM VII, 412-416 

KO'f oc; av Be^sic;, xd ovo^ 1 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZ-007 

PGM VII, 206-207 

XapaKxfjpsc; 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-GZ-001 

PGM VI 1,396-404 

dbc; rmoKeixai, ko^, dbc; av ßouAxi 

4. Jh. 

SAP-G-VU l-GZ-002 

PGM IV, 0328-433 

Xoyoc; 

3. Jh. 

SAP-G-VU l-GZ-003 

PGM VII, 201-202 

xd5s, ko'Y 

3. Jh. 

SAP-G-VU l-GZ-004 

PGM VII, 462-466 

yapaKxfjp/ (Strich durch Rho), xa 
ovopaxa, ko'Y 

3. Jh. 

SAP-G-VU l-GZ-005 

PGM VII, 390-393 

xouc; xapaKxfjpac; xouxouc;, KO't’ oc;a 
0sA,eic; 

6. Jh. oder früher 

SAP-K-X-KZ-001 

Ms. Copt. 136, 2-9 

die Namen; die anderen Namen; die 
Zauberzeichen (iip^N; NKepMt; 
Nex^P^KTHp) 


9.4.5. Autark zu verwendende Artefakte mit SZ-Gruppen-Beschriftung 

Acht Artefakte werden autark verwendet. Die dazugehörigen ausnahmslos griechischen 
Anleitungen finden sich in drei unterschiedlichen Sammelschriften aus dem 3. Jh. und 
273. Jh. bis 5. Jh. | 576. Jh. 

Drei der Artefakte werden zu Heilzwecken verwendet, ein Artefakt erfüllt mehrere Funk¬ 
tionen: Fesseln, Unterwerfen und Binden. Die übrigen Funktionen treten jeweils einmal 
in Verbindung mit einem autarken Artefakt auf: ein Schlafmittel, ein Mittel zur Zerstörung 
von Zaubermitteln, Liebe (nicht näher spezifiziert) und Sieg für einen Läufer. Beschriftet 
werden dreimal Haut für die Heilartefakte, Lorbeer für das Schlafmittel, ein Ostrakon für 
die Zerstörung von Zaubermitteln, Blei zur Fesselung, Unterwerfung und Bindung und 
Zinn zu Liebeszwecken. Die Beschriftung für den Läufer soll wahrscheinlich auf dessen 
Zehennägeln erfolgen. 

Vier der Artefakte sind mit mehren S-Elementgruppen zusammen mit Zeichen aus einer 
einzelnen Zauberzeichengruppe beschriftet. Umgekehrt sind zweimal Zeichen aus meh¬ 
reren Zauberzeichengruppen mit nur einer S-Elementgruppe vergesellschaftet. 

Fünf der Artefakte sind mit einer Forderung zu beschriften, vier mit voces magicae und 
ebenso viele mit individuellen Angaben. 

Die Beschriftung der autarken Artefakte unterscheidet sich von denen der in eine ÜP 


139 



















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


eingebundenen Artefakte durch eine wesentlich häufigere Verwendung einer Forderung 
und individueller Angaben. Bei den Zauberzeichen fällt der Unterschied bei der Gruppe 
G6 Elemente etwas weniger prägnant, dennoch auffällig aus, lediglich 2x treten Zeichen 
der Gruppe in der Beschriftung autarker Artefakte auf, fünfmal hingegen bei eingebun¬ 
denen Artefakten. 


9.4.6. Zusammenfassung der Gruppe SZ 

Aus sieben Sammelschriften können 15 Beschriftungsanweisungen mit vergesellschaf¬ 
teten Elementgruppen der beiden Gruppen S und Z rekonstruiert werden. Diese Art der 
Beschriftung ist in allen drei hier bearbeiteten Sprachen überliefert, die Anleitungen wer¬ 
den zwischen das 2./3. Jh. | 3. Jh. und 6. Jh. oder früher datiert. 


9.4.6.1. Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der Beschriftungs¬ 
elemente aus? 

Beschriftungselemente der S- und Z-Gruppe können sowohl elementgruppenspezifisch, 
als auch elementgruppenübergreifend verwendet werden. Ein Zeichen einer einzelnen 
Zauberzeichengruppe kann entsprechend mit mehreren S-Elementgruppen vergesell¬ 
schaftet Vorkommen, ebenso kann eine einzelne S-Elementgruppe mit unterschiedli¬ 
chen Zauberzeichen auftreten. 

Die kleinste Gruppe verwendeter Beschriftungselemente besteht aus zwei Elementgrup¬ 
pen, die größte Gruppe umfasst elf Elementgruppen. Im Gegensatz zur S-Gruppe, in der 
maximal sechs unterschiedliche S-Elementgruppen zusammen auftreten, liegt aus der 
SZ-Gruppe ein Beleg für die Verwendung von sieben unterschiedlichen S-Elementgrup- 
pen vor. 

Die Beschriftungsmuster der SZ-Gruppe können in drei Hauptgruppen unterteilt werden, 
von denen Gruppe 2 wiederum in zwei Untergruppen geteilt werden kann. Die Klassi¬ 
fizierung orientiert sich an der Anzahl der auftretenden Elementgruppen der S-Gruppe 
einerseits und der Z-Gruppe andererseits. 

• Gruppe 1 enthält Beschriftungen, die aus einer Elementgruppe der Gruppe S 
und einer Elementgruppe der Gruppe Z zusammengesetzt sind. 

• Gruppe 2 enthält Beschriftungen, die aus jeweils einer Elementgruppe der einen 
Gruppe und mehreren Elementen der anderen Gruppe bestehen. Es kann un¬ 
terschieden werden zwischen: 

• Untergruppe S1: Die einzeln auftretende Elementgruppe ist der S-Grup- 
pe zuzuordnen. 

• Untergruppe ZI: Die einzeln auftretende Elementgruppe ist der Z-Grup- 
pe zuzuordnen. 


140 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


• Gruppe 3 enthält Beschriftungen, bei denen mehrere Elementgruppen der S- 
Gruppe zusammen mit mehreren Elementgruppen der Z-Gruppe verwendet 
werden. 

Eine Beschriftung der Gruppe 1 ist lediglich ein einziges Mal eindeutig belegt. Dabei ist 
zu beachten, dass eine Beschriftung, die ausschließlich aus einem einzelnen Zauberzei¬ 
chen und einem einzelnen Element der S-Gruppe besteht, in den Sammelschriften nicht 
belegt ist. Für Beschriftungen der übrigen Gruppen liegen jeweils mehrere Belege vor. 

Insbesondere für die Gruppe S1 konnten verschiedene Merkmale herausgestellt werden: 

• Sie bildet unter allen drei Gruppen die größte. 

• Die sieben Artefakte umfassen den weitesten Überlieferungszeitraum der hier 
besprochenen Beschriftungselementgruppe SZ (2./3. Jh. | 3. Jh., 3. Jh. und 6. 
Jh. oder früher). Sämtliche anderen Gruppen sind auf das 3. und 4., oder sogar 
nur das 3. Jh. begrenzt. 

• Die Gruppe beinhaltet als einzige Anleitungen in allen drei hier untersuchten 
Sprachen. 

• Als S-Beschriftungselemente treten ausschließlich voces magicae oder eine 
einzelne vox magica auf, d.h., dass kein anderes S-Element innerhalb der Grup¬ 
pe mit mehreren Zauberzeichengruppen vergesellschaftet auftritt. 

In Bezug auf die Häufigkeit der einzelnen Beschriftungselemente beider Gruppen bilden 
Zauberzeichen der Gruppe 4 geschlossene Elemente die größte Gruppe, sie kommen 
zwölfmal in den Beschriftungen der 15 Artefakte vor. Zeichen der Gruppe 1 Kringel und 
voces magicae treten jeweils neunmal auf, Zeichen der Gruppe 6 Elemente achtmal. 
Bei einer Zusammenlegung der vier Elemente vox magica, voces magicae, Name und 
Namen würde diese Gruppe mit 17 Vorkommen die größte Gruppe darstellen, wie auch 
in der S-Gruppe. 

Bei der Verwendung der Zauberzeichen konnten die Ergebnisse der Untersuchungen 
der Z-Gruppe bestätigt werden: auch in der SZ-Gruppe werden Zauberzeichen häufiger 
elementgruppenübergreifend als elementgruppenspezifisch verwendet. Für die S-Elem- 
entgruppen weichen die Ergebnisse der beiden Untersuchungen der S-Gruppe und der 
SZ-Gruppe voneinander ab. In der S-Gruppe treten die Elemente vox magica und voces 
magicae insgesamt in 21 von 93 Beschriftungen als einziges S-Element auf (23%), in 
der SZ-Gruppe jedoch in sieben von 15 (47%). 

Siehe Tabelle 9.43 zur Übersicht über das Vorkommen und die Verteilung der S- und 
Z-Elemente innerhalb der Gruppe SZ, s. auch Tabelle 9.44., in der die Elemente vox 
magica und voces magicae zusammengelegt wurden, ebenso wie die Elemente Name 
und Namen. 


141 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.43. Vorkommen und Verteilung der S- und Z-Elemente der Gruppe SZ 


Katalognummer 

Gl 

G2 

G3 

G4 

G5 

G6 

G8 

Gu 

vm 

vm+ 

N 

N+ 

Vo 

F 

A 

ID 

ind 

SAP-D-V-GsZ-001 

- 

- 

- 

1 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

SAP-D-V-GsZ-002 

- 

- 

- 

1 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

SAP-G-V-GZ-001 

1 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

1 

- 

- 

1 

- 

- 

1 

- 

- 

SAP-G-V-GZ-002 

1 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

SAP-G-V-GZ-003 

1 







1 




1 






SAP-G-V-GZ-004 

1 









1 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

SAP-G-V-GZ-005 

- 

- 

- 

1 








1 

- 

1 

- 

- 

- 

SAP-G-V-GZ-006 

- 

- 

1 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

SAP-G-V-GZ-007 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

SAP-G-VUI-GZ-001 

1 

- 

1 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

1 

SAP-G-VUI-GZ-002 

1 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

SAP-G-VU l-GZ-003 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

SAP-G-VUI-GZ-004 

1 

- 

- 

1 

1 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

1 

SAP-G-VU l-GZ-005 

1 













1 



1 

SAP-K-X-KZ-001 

1 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 


In Tabelle 9.44. sind die einzelnen Elemente in einer Kombinationstabelle sortiert, dabei 
wird deutlich, dass die engste Verbindung zwischen den beiden griechischen Artefakten 
SAP-G-VUI-GZ-001 und SAP-G-VUI-GZ-002 aus zwei unterschiedlichen Sammelschrif¬ 
ten besteht. Interessant ist, dass das für die Beschriftung des koptischen Artefakt SAP- 
K-X-KZ-001 das gleiche Beschriftungsmuster verwendet wurde wie für das griechische 
Artefakt SAP-G-V-GZ-002. Inhaltlich weisen diese beiden Artefakte kaum Parallelen auf. 
Bei den beiden o.g. griechischen bestehen jedoch Parallelen, in beiden Fällen handelt 
es sich um Bindepraktiken, die Beschriftungen sollen auf Blei erfolgen. 

Die Kombinierung selbst einer so geringen Anzahl an Objekten macht deutlich, dass trotz 
inhaltlicher Differenzen Beschriftungsmuster ähnlich oder sogar identisch sein können. 
Die geringe Anzahl an Beschriftungsanleitugnen ermöglicht jedoch kaum zuverlässige 
Interpretationen. Die Übertragung der Untersuchungsmethode auf die wesentlich zahl¬ 
reicheren archäologischen Zeugnisse könnte jedoch Zusammenhänge sichtbar machen, 
die bisher noch nicht untersucht wurden. Diese würden sich auf die Bereiche Tradierung, 
Tradition oder auf einen geographisch oder chronologisch begrenzten Raum beziehen. 


=> s. nächste Seite 


Tabelle 9.44. Vorkommen und Verteilung der S- und Z-Elemente der Gruppe SZ (vm/vm+ 


142 








































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


und N/N+jeweils zusammengelegt) 


Katalog nr. 

vm 

vm+ 

G4 

G6 

Gl 

F 

ind 

N 

N+ 

G5 

ID 

A 

G3 

GH 

G2 

Gu 

Vo 

Sammelschrift 

Datierung 

SAP-G-VUI- 

GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 

1 



□ 

4. Jh. 

SAP-G-VUI- 

GZ-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

’ 




’ 


If 

3. Jh. 

SAP-G-VUI- 

GZ-004 

1 

1 

1 

1 












3. Jh. 

SAP-G-V- 
GZ-001 Ml-2 

1 

1 

1 

1 



, 


, 







4. Jh. 

SAP-K-X- 

KZ-001 

1 

1 

1 

1 












6. Jh. oder 
früher 

SAP-G-V- 

GZ-002 

1 

1 

i 

’ 












3. Jh. 

SAP-G-V- 

GZ-006 

1 

1 

- 

r 







’ 





3. Jh. 

SAP-G-V- 

GZ-007 

1 

1 

1 













3. Jh. 

SAP-G-V- 
GZ-005 V2 

1 

: 














3. Jh. 

SAP-D-V- 

GsZ-002 

1 






: 




: 




2./3. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V- 

GsZ-001 

1 













2./3. Jh. | 3. Jh. 

SAP-G-V- 

GZ-003 

i 



i 












5. Jh. | 5./6. Jh. 

SAP-G-VUI- 

GZ-003 






1 

1 









3. Jh. 

SAP-G-VUI- 

GZ-005 




i 

1 

1 










3. Jh. 

SAP-G-V- 

GZ-4 




i 

1 


1 



1 






4. Jh. 


9.4.6.2. Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwischen 
Beschriftungselement/en und Schriftträger herstellen? 

Zu 13 der 15 Artefakte der Gruppe SZ wird ein Schriftträger angegeben, insgesamt sind 
zehn unterschiedliche Materialien überliefert, Haut, Blei und Lorbeerblätter werden als 
einzige mehrfach genannt. Eine konkrete Verbindung zwischen einem oder mehreren 
Schriftelementen und der Materialität eines Schriftträgers lässt sich nicht feststellen. Es 
fällt jedoch auf, dass beide Bleiartefakte mit wesentlich mehr unterschiedlichen Elemen¬ 
ten als die Lorbeerblätter und die Hautartefakte beschriftet werden. Bleitäfelchen kön¬ 
nen mehr Platz für die Beschriftung bieten als Lorbeerblätter, jedoch nicht unbedingt als 
Haut. Aus der Praxis lassen sich archäologisch sowohl sehr umfangreich als auch sehr 
kurz beschriftete Bleitafeln nachweisen. 


9.4.6.3. Welche Funktionen werden genannt, und treten bestimmte Beschriftungselemente 


143 



























































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


AUSSCHLIESSLICH IM KONTEXT BESTIMMTER FUNKTIONEN AUF? 

Neun der 15 Artefakte sind funktionsbezeichnet und in acht griechischen Anleitungen 
aus vier Sammelschriften des 3. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. überliefert. Dreimal wird Heilung 
als Funktion genannt, sämtliche anderen Funktionsbezeichnungen treten einmalig auf. 
Den drei Heilartefakten können keine Beschriftungselemente explizit zugewiesen wer¬ 
den. 

Zu acht funktionsbezeichneten Artefakten sind Angaben zum Schriftträger überliefert. 
Für alle drei Heilartefakte soll Haut beschriftet werden, so dass hier - unter Berücksich¬ 
tigung der geringen Anzahl - festgehalten werden kann, dass unter den zehn unter¬ 
schiedlichen überlieferten Materialen lediglich eines zur Herstellung von Heilartefakten 
verwendet werden sollte. 

Sechs Artefakten aus drei griechischen, zwei demotischen und einer koptischen Anlei¬ 
tung sind funktionsunbezeichnet. Sämtliche Artefakte sind in eine ÜP eingebunden. Drei¬ 
mal ist das Ziel der ÜP der Erhalt einer Offenbarung, die übrigen Angaben zur Funktion 
sind jeweils einmalig. Ein deutlicher Unterschied zwischen den Beschriftungselementen, 
die für funktionsbezeichnete und funktionsunbezeichnete Artefakte der Beschriftungs¬ 
gruppe SZ verwendet werden sollen, kann nicht festgestellt werden. Von den mehrfach 
auftretenden Beschriftungselementen ist lediglich das S-Element "Name" nur in Verbin¬ 
dung mit funktionsbezeichneten Artefakten nachweisbar, es kömmt allerdings auch nur 
zweimal vor. 


9.4.6.4. Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und wurden die Bezeich¬ 
nungen ELEMENTSPEZIFISCH ODER ELEMENTÜBERGREIFEND VERWENDET? 

Die beiden Termini övopa und ovöpaxa werden ausschließlich zur Bezeichnung von vo- 
ces magicae oder einer einzelnen vox magica verwendet. Die Singularform bezeichnet 
beide Elemente, die Pluralform nur voces magicae. 

In einer demotischen und einer koptischen Anleitung wird der griechische terminus tech- 
nicus xapoucxfipsc; zur Bezeichnung magischer Zeichen verwendet. Es handelt sich um 
die einzigen bisher überlieferten Belege der Verwendung des Terminus in demotischen 
und griechischen Sammelschriften. 

Ein singulärer Beleg aus den Sammelschriften liegt in einer griechischen Anleitung für 
die Verbindung von Zauberzeichen mit konkreten Sternzeichen vor. Dort werden sie al¬ 
lerdings nicht mit dem geläufigen Terminus xotpaKifjpsq, sondern als C(p8iov bezeichnet. 


9.4.6.5. Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterscheidet sich 
ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 

Acht Artefakte - allesamt aus griechischen Anleitungen aus dem 3. Jh. und 2./3. Jh. bis 
5. Jh. | 5./6. Jh. - sollen autark verwendet werden. Sämtliche bereits o.g. Heilartefakte 


144 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZ 


gehören zu dieser Gruppe. Die Beschriftung autarker Artefakte unterscheidet sich von 
der Beschriftung eingebundener Artefakte durch eine wesentlich häufigere Verwendung 
der Beschriftungselemente "Forderung" und "individuelle Angaben". Bei den Zauberzei¬ 
chen fällt ein etwas geringerer Unterschied bei der Verwendung der Zeichen der Gruppe 
G6 auf, die lediglich 2x für die Beschriftung autarker Artefakte verwendet werden, jedoch 
fünfmal bei eingebundenen Artefakten. 


145 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.5. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 
9.5.i. Übersicht Gruppe SB 

In der Gruppe "SB" werden Beschriftungen untersucht, die mindestens ein Element der 
Gruppe S und mindestens ein Element der Gruppe B enthalten. Zu den auftretenden 
Elementgruppen der S-Gruppe gehören: voces magicae, Name, Namen, Vokale, For¬ 
derung, Anrufung, individuelle Angaben, Identitätssatz. Eine einzelne vox magica und 
Homerverse kommen innerhalb der SB-Gruppe nicht vor. Zu den Elementgruppen der 
B-Gruppe sind zu zählen: figürliche Darstellungen, Tierdarstellungen und Darstellungen 
von Körperteilen. Bei den figürlichen Darstellungen kann differenziert werden zwischen 
namentlich bezeichneten Darstellungen (Osiris, Horus ...) und ausschließlich ikonogra- 
phisch beschriebenen Darstellungen. Geometrische Elemente treten nicht auf. 

Aus zehn Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. können 18 Anleitungen 
zu Artefaktbeschriftungen mit einer Beschriftung der SB-Gruppe eindeutig rekonstruiert 
werden. 14 der Anleitungen wurden in Griechisch und vier in Demotisch verfasst. Kopti¬ 
sche Beschriftungen mit diesem Beschriftungsmuster sind in den Sammelschriften nicht 
überliefert. 


9.5.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungsele¬ 
mente der Gruppe SB 

Bei der Vergesellschaftung von Beschriftungselementen der S- und der B-Gruppe kön¬ 
nen Elemente beider Gruppen jeweils sowohl elementgruppenspezifisch, als auch elem- 
entgruppenübergreifend verwendet werden. Dies bedeutet, dass 1.) mehrere Element¬ 
gruppen der S-Gruppe mit mehreren Elementgruppen der B-Gruppe vergesellschaftet 
auftreten können, 2.) eine einzelne B-Elementgruppe mit mehreren S-Elementgruppen 
gemeinsam Vorkommen kann, 3.) eine einzelne S-Elementgruppe mit mehreren B-Elem- 
entgruppen gemeinsam auftreten kann, und 4.) ein einzelnes S-Element mit einem ein¬ 
zelnen B-Element gemeinsam Vorkommen kann. 


Die kleinste Gruppe verwendeter Beschriftungselemente besteht aus zwei Elementgrup¬ 
pen, sie tritt fünfmal auf. Die größte Gruppe hingegen umfasst sieben Elementgruppen, 
die alle eindeutig zugeordnet werden können, und tritt einmalig auf. 


9.5.1.1. Vorkommen und Vergesellschaftung der Beschriftungselemente der S- und der 
B-Gruppe 

Die Beschriftungsmuster der SB-Gruppe können - wie auch bei der SZ-Gruppe - in drei 


146 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


Hauptgruppen unterteilt werden, von denen Gruppe 2 wiederum in zwei Untergruppen 
geteilt werden kann. Die Klassifizierung orientiert sich an der Anzahl der auftretenden 
Elementgruppen der S-Gruppe einerseits und der B-Gruppe andererseits. Beschriftun¬ 
gen, die aus jeweils einer Elementgruppe der Gruppe S und einer Elementgruppe der 
Gruppe B bestehen, werden der Gruppe 1 zugeordnet (in Tabelle 9.45 blau markiert). 
Beschriftungen, die aus jeweils einer Elementgruppe der einen Gruppe und mehreren 
Elementgruppen der anderen Gruppe zusammengesetzt sind, werden der Gruppe 2 
zugeordnet. Dabei wird eine Beschriftung, bei der die einzeln auftretende Elementgrup¬ 
pe der S-Gruppe zuzuordnen ist, der Untergruppe S1 zugewiesen (in Tabelle 9.45 grün 
markiert). Ist die einzeln verwendete Elementgruppe der B-Gruppe zuzuordnen, erfolgt 
eine Zuweisung zu der Untergruppe Bl (in Tabelle 9.45 gelb markiert). Beschriftungen, 
bei denen mehrere Elementgruppen der S-Gruppe zusammen mit mehreren Element¬ 
gruppen der B-Gruppe verwendet werden, werden Gruppe 3 zugeteilt (in Tabelle 9.45 
orange markiert). Die Gruppen werden der Reihe nach besprochen. 

Gruppe 1 (Tabelle 9.45, blau markiert) 

Das Beschriftungsmuster der Gruppe 1 besteht aus jeweils einer Elementgruppe der 
Gruppe S und einer Elementgruppe der Gruppe B. Es ist aus einer demotischen und fünf 
griechischen Anleitungen aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. überliefert. Dabei variie¬ 
ren die verwendeten Elemente sowohl der S-Gruppe als auch der B-Gruppe. 

Einem einzelnen anthropomorphen B-Element können voces magicae oder ein einzel¬ 
ner Name oder eine Vokalreihe hinzugesellt werden. In einem Fall wird die Darstellung 
eines Auges mit einem Identitätssatz vergesellschaftet. 

Bei dem einzelnen Namen handelt es sich um Abrasax, der mit der Darstellung eines 
Harpokrates auf einem Lotos verbunden wird. Zwei voces magicae sind mit Hekate zu 
verbinden, ein Horus mit Löwenkopf und ein Ouroboros werden ebenfalls mit voces 
magicae vergesellschaftet. Eine andere Hekatedarstellung soll zusammen mit einer Vo¬ 
kalreihung graviert werden. 

Gruppe 2 

Gruppe 2 umfasst Beschriftungen, bei denen eine Elementgruppe aus einer der beiden 
Gruppen S und Z elementgruppenspezifisch auftritt, die Elemente der anderen Gruppe 
hingegen elementgruppenübergreifend Vorkommen. Dieses Beschriftungsmuster ist aus 
neun griechischen und drei demotischen Anleitungen aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. und dem 
4. Jh. überliefert. 

Untergruppe S1 (Tabelle 9.45, grün markiert) 

Das Beschriftungsmuster der Untergruppe S1 besteht aus einer Elementgruppe der 


147 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Gruppe S und mehreren Elementgruppen der Gruppe B. Es ist aus zwei griechi¬ 
schen Anleitungen aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. und dem 4. Jh. überliefert. Die auf¬ 
tretenden Elementgruppen der S-Gruppe variieren, einmal sollen voces magicae, 
das andere Mal Namen aufgeschrieben werden. Bei den Elementen der B-Gruppe 
handelt es sich in beiden Fällen um eine Kombination aus anthropomorphen und 
tierischen Darstellungen. 

Untergruppe Bl (Tabelle 9.45, gelb markiert) 

Die Untergruppe Bl bildet mit zehn Belegen die größte Gruppe innerhalb der SB- 
Beschriftungen. Das Beschriftungsmuster besteht aus einer Elementgruppe der 
Gruppe B und mehreren Elementgruppen der Gruppe S. Es ist aus drei demoti¬ 
schen und sieben griechischen Anleitungen aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh., 3. Jh. und 
dem 4. Jh. überliefert. 

Aus der B-Gruppe sind in sieben Fällen anthropomorphe Darstellungen überliefert, 
in zwei Fällen Tierdarstellungen. In einem Fall ist nicht eindeutig ersichtlich, ob Anu¬ 
bis als Schakal oder in anthropomorpher Form gezeichnet werden soll. Die mit der 
einzeln auftretenden B-Elementgruppe vergesellschafteten S-Elemente sind unter¬ 
schiedlich zusammengesetzt. 

Die am häufigsten auftretende S-Elementgruppe ist "Namen" (9), gefolgt von "vo¬ 
ces magicae" und "Forderung" (je 6), "Vokalen" (3) und "individuellen Angaben" (2). 
Forderungen treten dabei entweder zusammen mit Namen oder voces magicae auf. 

Jeder figürlichen Darstellung sind Namen oder voces magicae oder beide Elemente 
beigegeben, doch nicht in jedem Fall können die angegebenen Namen oder voces 
magicae konkret mit der oder den Darstellung/en in Verbindung gebracht werden. 
In der demotischen Anleitung SAP-D-VUS-DB.t-001 z.B. sollen je drei Skarabäen, 
Falken und Ziegen aufgezeichnet werden, zusammen mit deren Darstellung sind 
jedoch lediglich acht Namen überliefert. Dabei muss erwähnt werden, dass in die¬ 
ser Anleitung die demotischen Namensangaben mit griechischen Worten glossiert 
sind, doch jede demotische Schreibung endet mit einem Götterdeterminativ, sodaß 
davon ausgegangen werden sollte, dass die voces magicae als Namen verstanden 
wurden, und nicht als Zauberworte. Dementsprechend wurden sie hier auch der 
Gruppe "Namen" zugeordnet. Doch selbst dann, wenn einer einzelnen Figur ein 
einzelner Name zugewiesen wird, bleibt unklar, ob es sich dabei um eine Identifizie¬ 
rung oder eine Gruppierung handelt, wie z.B. bei SAP-G-V-GB.a-001. Dort ist eine 
Harpokratesdarstellung zu zeichnen und der Name "Abrasax" aufzuschreiben. Es 
scheint plausibel, dass die Gruppierung als Identifizierung zu verstehen ist, ande¬ 
rerseits könnte es sich auch um zwei unterschiedliche Darstellungsformen - Schrift 
und Bild - zweier höherer Mächte handeln. Zur Ausschließung der zweiten Möglich¬ 
keit wäre eine tiefergehende Untersuchung notwendig 1 . 

1 Eine umfangreiche Untersuchung der Vergesellschaftung eines einzelnen Namens mit einer einzelnen figürlichen 
Darstellung im Kontext der Interaktion zwischen Mensch und höherer Macht fehlt bis heute. Umfangreiches Quellen- 


148 




9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


Gruppe 3 (Tabelle 9.45, orange markiert) 

Beschriftungen der Gruppe 3 setzen sich aus mehreren Elementgruppen aus jeder der 
beiden Beschriftungsgruppen S und B zusammen. Dieses Beschriftungsmuster ist in ei¬ 
ner einzigen Anleitung aus einer Sammelschrift des 4. Jh. belegt. Dabei wird eine löwen¬ 
köpfige Männerfigur mit einer Schlange zusammen mit Namen, voces magicae, einer 
Forderung, einer Anrufung und individuellen Angaben vergesellschaftet. Es handelt sich 
um die einzige Beschriftung der SB-Gruppe, die eine Anrufung enthält. 


Tabelle 9.45. Vergesellschaftetes Vorkommen der Elementgruppen aus der S- und B-Gruppe 


Abkürzungen: vm+ = voces magicae, N = Name, N+ = Namen, Vo = Vokale, F = Forde¬ 
rung, A = Anrufung, ID = Identitätssatz, ind = individuelles Beschriftungselement 


Gruppe 

S-Elemente 

Anzahl 

B-Elemente 

Anzahl 

Elemente 

gesamt 

Katalognummer 

Sammelschrift 

Datierung 


1 (ID) 

1 (B.p) 

2 

SAP-D-V-DB. p-001 

2./3. Jh. | 3. Jh. 


1 (N) 

1 (B.a) 

2 

SAP-G-V-GB.a-001 

3. Jh. 

Gruppe 1 

1 (vm+) 

1 (B.a) 

2 

SAP-G-V-GB.a-002 

4. Jh. 


1 (vm+) 

1 (B.a) 

2 

SAP-G-V-GB.a-006 

475. Jh. 


1 (Vo) 

1 (B.a) 

2 

SAP-G-V-GB.a-004 

4. Jh. 


1 (vm+) 

Gruppe 2: 

S1 1 (N+) 


2 (B.a, B.t) 
2 (B.a, B.t) 


3 SAP-G-V-GB.at-001 

SAP-G-V-GB.at-002 
J Ml-2/2 


4. Jh. 

273. Jh. | 4. Jh. 



2 (N+, F) 

1 (B.t) 

3 

SAP-D-VUS-DB.t-001 

273. Jh. | 3. Jh. 


2 (N+, F) 

1 (Ba) 

3 

SAP-D-X-DB.a-001 

3. Jh. 


2 (N+, F) 

1 (unklar, ob B.a 
oder B.t) 

3 

SAP-D-X-DB.a?t?-001 

3. Jh. 

Gruppe 2: 
Bl 

2 (N+, vm+) 

1 (B.t) 

3 

SAP-G-V-GB.t-001 

3. Jh. 

3 (N+, vm+, Vo) 

1 (Ba) 

4 

SAP-G-V-GB.a-003 

4. Jh. 

3 (N+, vm+, Vo) 

1 (Ba) 

4 

SAP-G-V-GB.a-005 

4. Jh. 


3 (N+, vm+ Vo) 

1 (Ba) 

4 

SAP-G-X-GKB.a-001 

4. Jh. 


3 (N+, vm+, F) 

1 (Ba) 

4 

SAP-G-V-GB.a-007 

4. Jh. 


3 (N+, F, ind) 

1 (Ba) 

4 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

4. Jh. 


3 (vm+, F, ind) 

1 (Ba) 

4 

SAP-G-VUI-GB.a-001 

273. Jh. | 4. Jh. 


Gruppe 3 

5 (N+, vm+, F, 
Anrufung, ind) 

2 (B.a, B.t) 

7 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

4. Jh. 


In Bezug auf die Häufigkeit der individuellen Elementgruppen der beiden Gruppen S 
und B innerhalb der SB-Gruppen-Beschriftung wird deutlich, dass die größte Gruppe 
vergesellschafteter B-Elemente aus zwei unterschiedlichen Elementgruppen besteht. 
Innerhalb der S-Gruppe werden hingegen bis zu fünf unterschiedliche Elementgruppen 
zusammen verwendet. 

Das am häufigsten auftretende Beschriftungselement ist eine figürliche, anthropomor- 
phe Darstellung (14, evtl. 15), gefolgt von Elementen der Elementgruppen Namen (11) 
und voces magicae (10). Eine Forderung soll siebenmal aufgeschrieben werden, eine 

material bieten hierzu insbesondere die Gemmen. 


149 







































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tierdarstellung fünfmal (evtl, sechsmal), Vokale viermal und individuelle Angaben drei¬ 
mal. Die übrigen Elementgruppen Identitätssatz, einzelner Name, Anrufung und die Dar¬ 
stellung eines einzelnen Körperteils werden jeweils einmalig genannt. 

Bei der Zusammenlegung der S-Elementgruppen voces magicae, Name und Namen 
würde diese Gruppe mit 19 Vorkommen die größte Elementgruppe darstellen. Siehe 
Tabelle 9.46 zur Häufigkeitsverteilung der Elemente der Gruppen S und B. 

Tabelle 9.46 Häufigkeitsverteilung der Elemente aus der S- und B-Gruppe 


S-Elemente 

Häufig¬ 

keit 

Sammelschrift/en 
Datierung / Anzahl 

Namen 

11 

273. Jh. | 3. Jh. - 4. 

Jh.(8) 

voces magicae 

10 

273. Jh. | 3. Jh. -475. 
Jh. (7) 

Forderung 

7 

273. Jh. | 3. Jh. - 4. 

Jh.(5) 

individuelle 

Elemente 

3 

273. Jh. | 4. Jh. und 4. 
Jh. (2) 

Anrufung 

1 

4. Jh. (1) 

Identitätssatz 

1 

273. Jh. | 3. Jh. (1) 

Name 

1 

3. Jh. (1) 


B-Elemente 

Häufig¬ 

keit 

Sammelschrift/en 

Datierung 

anthropomorphe 

Darstellung 

14 

273. Jh. | 3. Jh. - 4./5. 
Jh. (8) 

Tierdarstellung 

5 

273. Jh. | 3. Jh.-4. 

Jh. (4) 

Körperteile 

1 

273. Jh. | 3. Jh. (1) 


9.5.2. Schriftträger der Gruppe SB 

Zu sämtlichen Artefakten sind Angaben zum Schriftträger überliefert, in einem Fall wird 
zusätzlich ein alternatives Material für die Beschriftung genannt. Insgesamt sind elf un¬ 
terschiedliche Materialien überliefert, Papyrus, Eisen, Leinen und Magnetstein werden 
mehrfach genannt. 

Papyrus ist in zwei demotischen und zwei griechischen Anleitungen aus vier unterschied¬ 
lichen Sammelschriften des 2 . 13 . Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. überliefert. In einer der demoti¬ 
schen Anleitungen wird eine alternative Beschriftung angegeben, sodaß Beschreibun¬ 
gen zu fünf Artefakten überliefert sind. 

Eisen als Schriftträger ist in drei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 
3. und 4. Jh. überliefert. 

Leinen ist zweimal in einer demotischen und einer griechischen Anleitung aus zwei Sam¬ 
melschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. und 2 . 13 . Jh. | 4. Jh. überliefert, und Magnetstein in zwei 
Anleitungen aus einer Sammelschrift des 4. Jh. 

Siehe Tabelle 9.47 zur Übersicht über die überlieferten Schriftträger. 


150 

























9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


Tabelle 9.47 Materialität der Schriftträger der Beschriftungsgruppe SB 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Katalognummer 

Artefakt Material 

4. Jh. 

PGM III 

SAP-G-X-GKB.a-001 

Boden 

4. Jh. 

PGM IV 

SAP-G-V-GB.a-002 

Eisen 

3. Jh. 

PGM LXI pdm Ixi P. BMI0588 

SAP-G-V-GB.a-001 

Eisen 

4. Jh. 

PGM IV 

SAP-G-V-GB.at-001 

Eisen 

3. Jh. 

PGM VII 

SAP-G-V-G B .t-001 

Hand (linke) 

4. Jh. 

PGM IV 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

Haut 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 = pdm xiv 

SAP-D-VUS-DB.t-001 

Leinen 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, pdm xii 

SAP-G-VUI-GB.a-001 

Leinen 

3. Jh. 

P. Louvre E 3229 = pdm suppl. 

SAP-D-X-DB.t-001 

Papyrus 

3. Jh. 

P. Louvre E 3229 = pdm suppl. 

SAP-D-X-DB.a-001 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM IV 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

Papyrus 

4. Jh. 

PGM XXXVI 

SAP-G-V-GB.a-005 

Papyrus 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 = pdm xiv 

SAP-D-V-DB.p-001 

Papyrus 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, pdm xii 

SAP-G-V-GB.at-002 M1-2/2 

Stein - Ispis (luftblau), Gold 

4. Jh. 

PGM IV 

SAP-G-V-GB.a-003 

Stein - Magnetstein 

4. Jh. 

PGM IV 

SAP-G-V-GB.a-004 

Stein - Magnetstein 

4./5. Jh. 

PGM 1 

SAP-G-V-GB.a-006 

Stein (lang) 

4. Jh. 

PGM II 

SAP-G-V-GB.a-007 

Stofflappen 


Papyrus wird mit sieben oder acht unterschiedlichen Elementgruppen beschriftet. In 
einem Fall ist nicht klar, ob die Beschriftung aus einer anthropomorphen oder einer 
Tierdarstellung bestehen soll. Die kleinste Beschriftungsgruppe besteht aus zwei un¬ 
terschiedlichen Elementgruppen, die größte aus vier. Papyrus kann mit den Element¬ 
gruppen Namen, voces magicae, einer Forderung, individuellen Angaben und einem 
Identitätssatz aus der S-Gruppe, und mit anthropomorphen Darstellungen, einem Auge 
und evtl, einer Tierdarstellung aus der B-Gruppe beschriftet werden. 

Eisen kann mit vier unterschiedlichen Elementgruppen beschriftet werden. Eine Beschrif¬ 
tung beinhaltet dabei entweder zwei oder drei unterschiedliche Elementgruppen. Über¬ 
lieferte Elementgruppen sind für die S-Gruppe voces magicae und ein einzelner Name, 
für die B-Gruppe anthropomorphe Darstellungen und eine Tierdarstellung. 

Für Leinen als Schriftträger sind insgesamt sechs unterschiedliche Elementgruppen 
überliefert. Das eine Artefakt soll mit drei, das andere mit vier unterschiedlichen Elem¬ 
entgruppen beschriftet werden. Aus der S-Gruppe sind die Elementgruppen Namen, 
voces magicae, Forderung und individuelle Angaben überliefert, aus der B-Gruppe an¬ 
thropomorphe Darstellungen. 

Für die beiden Magnetsteine werden insgesamt vier unterschiedliche Elementgruppen 
angegeben. Der erste wird mit sämtlichen Gruppen graviert: Namen, voces magicae, 
Vokale und eine anthropomorphe Darstellung. Für die Beschriftung des zweiten Steins 
werden lediglich zwei genannt: Vokale und eine anthropomorphe Darstellung. 

Während Forderungen als Beschriftungselement sowohl auf Papyrus, als auch auf Lei¬ 
nen überliefert sind, sind sie für Eisen(ringe) bisher nicht nachweisbar. In Tabelle 9.48 


151 

























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


werden mehrfach genannte Schriftträger mit den verwendeten Elementgruppen aufge¬ 
führt. 


Tabelle 9.48 Materialität der Schriftträger (Mehrfachnennungen) u. Beschriftungselemente 


Katalognr. 

Datierung 

Sammelschrift 

Material 

N+ 

vm+ 

F 

Vo 

ind 

N 

ID 

A 

B.a 

B.t 

B-P 

4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-005 

Papyrus 

1 

1 

1 






1 



4. Jh. 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

Papyrus 

1 


1 


1 




1 



3. Jh. 

SAP-D-X-DB.a-001 

Papyrus 

1 


1 






1 



3. Jh. 

SAP-D-X- 

DB.a?t?-001 

Papyrus 

1 


1 






? 

? 


2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-DB.p-001 

Papyrus 







1 




1 

3. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-001 

Eisen 

1 








1 



4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-002 

Eisen 


1 







1 



4. Jh. 

SAP-G-V-G B .at-001 

Eisen 


1 







1 

1 


2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-VUS-DB.t-001 

Leinen 

1 


1 







1 


2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-GB.a-001 

Leinen 


1 

1 


1 




1 



4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-003 

Magnetstein 

1 

1 


1 





1 



4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-004 

Magnetstein 




1 





1 




9.5.3. Funktionen 

Zu fünf Artefakten ist eine einzelne Funktion angegeben, zu drei weiteren werden mehre¬ 
re Funktionen genannt. Die Artefakte sind in sieben griechischen und einer demotischen 
Anleitung aus fünf Sammelschriften des 2 . 13 . Jh. | 4. Jh. bis 4. Jh. überliefert. Keine 
Handlung ist eindeutig mehrfach überliefert. In einem Fall wird die Funktion eines autark 
zu verwendenden Artefakts rekonstruiert. Eventuell ist bei einer Mehrfachfunktionsbe¬ 
zeichnung an ein Schutzmittel während der Praxis zu denken - in diesem Fall wäre diese 
Funktion zweimal überliefert. In Tabelle 9.49 werden sämtliche Funktionen aufgeführt. 

Tabelle 9.49 Funktionen der Artefakte der Beschriftungsgruppe SB 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Quelle 

Funktion Artefakt 

Katalognummer 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

PGM XII, pdm xii = P. Leiden 1 384 

Erfolg und Glück für den Träger 

SAP-G-V-GB.at-002 

4. Jh. 

PGM IV 

Gefügigmachen einer Seele, Traumsend¬ 
ung 

SAP-G-V-GB.a-003 

3. Jh. 

PGM LXI pdm Ixi P. BMI0588 

1. ) während der Praxis von dem Praktizie¬ 
renden zu tragen, ohne nähere Erklärung, 

2. ) Lösung der verzauberten Frau 

SAP-G-V-GB.a-001 

4. Jh. 

PGM IV 

Erfüllung einer Angelegenheit 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

PGM XIV, pdm xiv P. Leiden 1 383 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-D-VUS-DB.t-001 

3. Jh. 

PGM VII 

rekonstruiert: Offenbarung 

SAP-G-V-GB.t-001 

4. Jh. 

PGM IV 

Schutzmittel der Handlung 

SAP-G-V-GB.a-004 

4. Jh. 

PGM IV 

Siegeln von Pillen 

SAP-G-V-GB.a-002 


Zu zehn Artefakten aus zwei demotischen und acht griechischen Anleitungen aus acht 
Sammelschriften des 2 . 13 . Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. wird keine Funktion angegeben. Sämt¬ 
liche Artefakte sind in eine ÜP eingebunden. 

Zweimal ist das Ziel der ÜP eine Traumsendung (einmal wird zu dem Artefakt eine alter- 


152 









































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


native Beschriftung angegeben), ebenfalls zweimal die Herbeiführung einer Frau sowie 
eine Offenbarung. Je einmal wird als Ziel angegeben das Siegeln von Schädeln, die 
Heilung eines Auges sowie die Herbeirufung eines Beisitzers. Die Heilung sowie eine 
Traumsendung sind Ziele der demotischen ÜPs. 

Siehe Tabelle 9.50 für eine Übersicht über die überlieferten Funktionen der übergeord¬ 
neten Praxen funktionsunbezeichneter Artefakte. 

Tabelle 9.50 Funktionen der übergeordneten Praxen bei funktionsunbezeichneten Artefak¬ 
ten der Beschriftungsgruppe SB 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Hauptpraxis 

Funktionen Hauptpraxis 

Katalognummer 

475. Jh. 

PGM 1,42-194 

Beisitzer 

SAP-G-V-GB.a-006 

273. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 = pdm xiv, Verso Kol. 

XX, 1-7 (pdm xiv, 1097-1103) 

Heilung (Auge) 

SAP-D-V-DB.p-001 

4. Jh. 

PGM IV, 2006-2125 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

4. Jh. 

PGM XXXVI, 69-101 

Liebe (Herbeiführung) 

SAP-G-V-GB.a-005 

4. Jh. 

PGM II, 64-184 

Offenbarung (im Wachzustand) 

SAP-G-V-GB.a-007 

4. Jh. 

PGM III, 494-731 

Offenbarung (Medium) 

SAP-G-X-GKB.a-001 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, pdm xii, 
121-143 

Traum senden 

SAP-G-VUI-GB.a-001 

3. Jh. 

P. Louvre E 3229, Kol. 4, 15-30 (pdm 
suppl. 101-116) 

Traum senden 

SAP-D-X-DB.a-001 

3. Jh. 

P. Louvre E 3229, Kol. 4, 15-30 (pdm 
suppl. 101-116) 

Traum senden 

SAP-D-X-DB .t-001 

4. Jh. 

PGM IV, 2125-2139 

Siegeln von Schädeln 

SAP-G-V-GB.at-001 


Funktion und Materialität der Schriftträger 

Zu sämtlichen acht funktionsbezeichneten Artefakten sind Angaben zum Schriftträger 
überliefert. Darunter befinden sich zwei der drei Eisenartefakte sowie die beiden Ma¬ 
gnetsteine. Der eine Eisenring ist für das Siegeln von Pillen zu verwenden, der zweite 
erfüllt die beiden Funktionen 1.) während der Praxis von dem Praktizierenden zu tragen, 
ohne nähere Erklärung, wahrscheinlich als Schutzmittel, 2.) Lösung der verzauberten 
Frau. Einer der beiden Magnetsteine dient als Schutzmittel der Handlung, der zweite 
wird für das Gefügigmachen einer Seele und zur Traumsendung verwendet. Siehe Ta¬ 
belle 9.51 für eine Übersicht über sämtliche Funktionen und Schriftträger. 


Tabelle 9.51 Funktion und Materialität der Artefakte der Beschriftungsgruppe SB 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Funktion Artefakt 

Schriftträger 

4. Jh. 

PGM IV 

Siegeln von Pillen 

Eisen 

3. Jh. 

PGM LXI pdm Ixi P. BMI0588 

mehrere Funktionen -1.) während der 
Praxis von dem Praktizierenden zu 
tragen, ohne nähere Erklärun, 2.) Lösung 
der verzauberten Frau 

Eisen 

3. Jh. 

PGM VII 

rek.: Offenbarung 

Hand (linke) 

273. Jh. | 3. Jh. 

P. Leiden 1 383 = pdm xiv 

Liebe (Herbeiführung) 

Leinen 

4. Jh. 

PGM IV 

Erfüllung einer Angelegenheit 

Papyrus 

273. Jh. | 4. Jh. 

P. Leiden 1 384 = PGM XII, pdm 
xii 

mehrere Funktionen - Erfolg und Glück 
für den Träger 

Stein - Jaspis (luftblau) 

4. Jh. 

PGM IV 

Schutzmittel der Handlung 

Stein - Magnetstein 

4. Jh. 

PGM IV 

mehrere Funktionen - Gefügigmachen 
einer Seele, Traumsendung 

Stein - Magnetstein 


153 





























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Die Gegenüberstellung von Funktion und Beschriftungselementen zeigt, dass es keine 
unmittelbare Verbindung zwischen einer spezifischen Elementgruppe und einer einzel¬ 
nen Funktion - oder einem Funktionskomplex - gibt. Siehe Tabelle 9.52 zur Übersicht 
über die Funktionen und Elementgruppen. 


Tabelle 9.52 Funktionen und Beschriftungselemente 

Abkürzungen: vm+ = voces magicae, N+ = Namen, Vo = Vokale, F = Forderung, ind = individuelle 
Angaben 


Katalognummer 

Funktion Artefakt 

N+ 

vm+ 

F 

Vo 

ind 

N 

ID 

A 

B.a 

B.t 

B.p 

SAP-G-V-GB.a-001 

mehrere Funktionen -1.) 
während der Praxis von dem 
Praktizierenden zu tragen, ohne 
nähere Erklärun, 2.) Lösung der 
verzauberten Frau 






■ 



1 



SAP-G-V-GB.at-002 

Ml-2/2 

mehrere Funktionen - Erfolg und 
Glück für den Träger 

1 









1 


SAP-G-V-GB.a-003 

mehrere Funktionen - Gefügig¬ 
machen einer Seele, Traum¬ 
sendung 

1 

1 


1 

1 




1 



SAP-G-VU l-GB.a-002 

Erfüllung einer Angelegenheit 



1 

r 





1 



SAP-D-VUS-DB.t-001 

Liebe (Flerbeiführung) 

1 


i 







1 


SAP-G-V-GB.t-001 

rek.: Offenbarung 

1 

i 








1 


SAP-G-V-GB.a-004 

Schutzmittel der Handlung 









1 



SAP-G-V-GB.a-002 

Siegeln von Pillen 


1 











9.5.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe SB 

Sämtliche Beschriftungen werden näher bezeichnet. In den drei demotischen Anleitun¬ 
gen werden dazu weniger Termini verwendet als in den griechischen, und es wird weni¬ 
ger deutlich zwischen den unterschiedlichen Beschriftungselementen differenziert. Sie 
werden überwiegend als Ganzes betrachtet und als diese Schriften (nfy sh.w) und diese 
(rüy) bezeichnet. Ein einmalig in den demotischen Anleitungen auftretender Terminus ist 
die Beschriftung (Ü sh), mit dem die vorzunehmende und in der Anleitung abgebildete 
Zeichnung eines Auges bezeichnet wird. 

In den 14 griechischen Anleitungen wird die Beschriftung auf unterschiedliche Weise 
bezeichnet. Dabei wird regelmäßig zwischen Schrift- und Bildelementen unterschieden. 
Während für die Schriftelemente die bereits bekannten Termini övopa, ovopaxa, 'koyoq, 
ypowpopeva und xabxa sowie einige einmalige Bezeichnungen verwendet werden (s.u.), 
werden die figürlichen Darstellungen entweder namentlich genannt, ihre Darstellungs¬ 
weise wird beschrieben oder der Terminus C®Siov wird verwendet. Die namentliche Nen¬ 
nung einer höheren Macht aus den "klassischen" Götterfamilien, wie z.B. Harpokrates, 
Flekate oder Aphrodite, findet sich selten in Verbindung mit dem Terminus CcpSiov 2 . 


2 SAP-G-VUl-GB.a-002, SAP-G-VU0-GB.a-OO1. Siehe auch SAP-G-XY0-GB.a-OO2, dort wird eine vorzunehmende 
Zeichnung des Akephalos mit dem Terminus ^cü5iov bezeichnet. 


154 
























































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


Bezeichnung: tö ovouu / xd övöpaxa 

Die Singularform wird in fünf Anleitungen aus 4 Sammelschriften des 273. Jh. | 4. Jh. 
bis 475. Jh. verwendet, die Pluralform in fünf Anleitungen aus drei Sammelschriften des 
273. Jh. | 4. Jh. bis 4. Jh. In einer der fünf Anleitungen treten beide Formen gemeinsam 
auf. 

Die Pluralform wird einmal abgekürzt geschrieben (xd □), ungewöhnlich ist dabei die Ver¬ 
wendung lediglich eines Quadrats 3 , dessen untere Linie zudem nach oben gewölbt ist. 
Die Singularform wird ebenfalls einmal abgekürzt, mit dem gleichen Zeichen, mit dem 
auch die Pluralform abgekürzt wurde (□). Die beiden zugehörigen Anleitungen finden 
sich in derselben Sammelschrift P. Leiden I 384 = PGM XII, pdm xii. Zu einer Anleitung, 
in der die Singularform verwendet wird, liegt keine Photographie vor, daher kann nicht 
bestimmt werden, ob der Terminus dort abgekürzt oder ausgeschrieben verwendet wur¬ 
de 4 . 

In einem Fall wird die Singularform ergänzt und der aufzuschreibende Name näher qua¬ 
lifiziert: xö piya Kal ayiov Kal raxa raxvxcov, xö övopa ’läco ZaßacoS (großer und heiliger und 
allwirkender Name laö Sabaöth). Die Pluralform wird in einem Fäll als Gottesname bez¬ 
eichnet: xd övöpaxa (□) xoö 08od. 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus övopa werden in den unterschiedlichen Anleitungen eindeutig bezeich¬ 
net: ein einzelner Name, voces magicae (2x), Vokale (die zusätzlich bezeichnet werden 
als xö siKooaypappaxov xö cpooväsv) sowie Namen. 

Mit dem Plural övöpaxa werden einmal Namen zusammen mit voces magicae und Voka¬ 
len bezeichnet, einmal ausschließlich voces magicae, einmal Namen (die zuvor einzeln 
aufgeführt und dabei im Singular bezeichnet wurden). In zwei Fällen ist unklar, ob die 
Forderung in die Verwendung des Begriffs eingeschlossen wurde, oder ob sie separat 
bezeichnet wurde und mit övöpaxa ausschließlich die aufzuschreibenden Namen und 
voces magicae gemeint waren. 


Bezeichnung: xa ypacpöpeva 

Der Terminus xa ypaxpopeva ist in einer griechischen Anleitung aus einer Sammelschrift 
des 4. Jh. überliefert. 


Bezeichnete Beschriftungselemente 


3 Siehe auch unter => Beschriftung => SZB-Gruppe. 

4 Siehe SAP-G-V-GB.a-001. 


155 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Mit dem Terminus xd ypa(p6peva wird eine Beschriftung bezeichnet, die voces magicae, 
Namen, eine Forderung sowie eine figürliche Zeichnung enthält. Zuvor wird der Termi¬ 
nus övopaxa fürvoces magicae und Namen, der Terminus CcpSrov für die Figur verwendet. 
ypa(pö(x8va bezeichnet hier die gesamte Beschriftung. 


Bezeichnung: A,oyoq 

Der Terminus Xoyoq tritt in vier griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 
4. Jh. auf. In einer Anleitung wird die abgekürzte Form A verwendet. 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus Xoyoq werden unterschiedliche Beschriftungselemente bezeichnet. In 
einem Fall wird damit eine Vokalreihung bezeichnet, für die zuvor bereits die Termini xo 
dk'ocTuypdLiuuTov xo (poovdev und xo xmoKevpevov dvouu verwendet wurden. In dem zweiten 
Fall bezeichnet A,6yoq eindeutig eine Forderung, die individuell ergänzt werden kann, 
sowie Namen. In der dritten Anleitung beinhaltet die als Xoyoq bezeichnete Beschriftung 
eine Anrufung, eine Forderung, Namen, voces magicae sowie individuelle Angaben. Der 
letzte Beleg ist interessant, es handelt sich um eine griechische Anleitung zur Beschrif¬ 
tung eines Artefakts in Griechisch und Koptisch. Der koptische Teil wird als 6 e' Xoyoq 
bezeichnet und besteht wohl aus voces magicae. 


Bezeichnung: ^coSiov 

Der Terminus 0f>8iov tritt in fünf griechischen Anleitungen aus einer Sammelschrift des 
2./3. Jh. | 4. Jh. und drei Sammelschriften des 4. Jh. auf. Es werden keine abgekürzten 
Formen verwendet. 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus OpStov werden innerhalb der SB-Gruppe figürliche, anthropomorphe 
Darstellungen bezeichnet. In einem Fall wird die Figur zusätzlich als Akephalos, in ei¬ 
nem anderen als Osiris bezeichnet. 


Individuelle Beschriftungselemente 

Individuelle Beschriftungselemente treten dreimal in SB-Gruppen-Beschriftungen in grie¬ 
chischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. und 4. Jh. auf. Sie 
werden auf unterschiedliche Weise bezeichnet: öqo. ßaXsiq und xo Sevva jrpäypa (xo y tp). 

In Tabelle 9.53 werden die eindeutig zuzuordnenden Bezeichnungen der einzelnen Be- 


156 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


schriftungselemente aufgeführt. 

Tabelle 9.53 Bezeichnungen der einzelnen Beschriftungselemente der Beschriftungsgrup¬ 
pe SB 


Bezeichnung (Anzahl 
Anleitungen) —> 
Beschriftungs¬ 
elemente | 

ovo(xa 

(5) 

övö(j.aTa 

(5) 

ypacpopsva 

(i) 

CcpSiov 

'(5) 

Xöyoc, 

(4) 

nSy (2) 

rßy 

sh.w (1) 

t> sh (1) 

vox magica 









voces magicae 

2 

2 

1 


2 




Name 

1 








Namen 

1 

2 

1 


2 

1 

1 


Vokale 

1 

1 



1 




Forderung 



1 


2 

1 

1 


Anrufung 





1 




individuelle 

Elemente 





2 




Identitätssatz 






1 



Homerverse 


















figürliche 

Darstellungen 



1 

5 


1 

1 

1 


Siehe Tabelle 9.54 zur Übersicht über die Bezeichnungen der Beschriftungen der Grup¬ 
pe SB. 

Tabelle 9.54 Bezeichnungen der Beschriftungen der Gruppe SB 


Sammelschrift 

Datierung 

Katalognummer 

Bezeichnung 

Beschriftung 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-V-DB.p-001 

diese (nly), die Beschriftungen (n3 sh.w) 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-VUS-DB.t-001 

diese (n3y) 

3. Jh. 

SAP-D-X-DB.a?t?-001 

diese Schriften (n3y sh.w) 

3. Jh. 

SAP-D-X-DB.a-001 

diese Schriften (ihy sh.w) 

3. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-001 

io övopa (keine Photographie, unklar ob abgekürzt geschrieben), Har- 
pokrates 

4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-002 

io övopa, Hekate 

4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-003 

Ta ovopaTa TaÜTa, TaÜTa, Aphrodite, Psyche, Eros 

4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-004 

TO siKooaypdppaTOV to cpcovasv; to U7i:oKs{psvov övopa to ypacpopsvov, 
Xoyoq, Hekate 

4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-005 

Ta U7i:oKipsva ovopaTa: to Ccoöiov: Ta ypacpopsva TaÜTa: fiuürliche 
Darstellung mit Hahnenkopf, in der rechten Hand eine Geißel haltend, in 
der linken eine kleine menschliche Figur. 

475. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-006 

to övopa toüto, Helioros, Ouroboros 

4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-007 

toüto 5s to (ppöiov, Akephalos 

4. Jh. 

SAP-G-V-G B .at-001 

Ta ovopaTa TaÜTa, kopfloser Löwe (Xecov cxKE<paÄos), Skelett (gkeäetov), 
eulenäugige Katze, die das Gorgonenhaupt umfasst (yXauKcomv cdXoupov 
tö yopyovEiov EvSsSpayuEvriv Kapa) 


157 








































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-GB.at-002 

ai ypacpai eiqiv evKexapaypevai, yAxxpevxa, xo övopa (□); xo jisya Kai 
ayiov Kai mxa 7idvxcov, xo ovopa ’laco 2aßaco0 (großer und heiliger und 
allwirkender Name Iaö Sabaöth); xd öv[o]paxa, die Inschriften (ai ypacpai) 
Selene? Isis? 

3. Jh. 

SAP-G-V-GB.t-001 

aKoXouöa xob ißscoc; - Beischrift des Ibis 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-GB.a-001 

die menschengestaltige Figur xd dv 0 pco 7 ioi 8 i 58 c; Ccpdiov; xd övopaxa (□) 
xoh 0sob, oqa 0eXeic; iSsiv xov <5s!va> Kai obc;, xoböe; menschengestaltige 
Figur mit Flügeln 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

xd ^cpöiov, xov Xoyov xobxov (Ä), Xoyoq (Ä), xd öeTva ftpaypa (xd 4 iß), 
S 7 isvxsiXapsvou oou xd öiaKovfjoai 001 Befehl, dir zu dienen Osiris (Pre- 
isendanz übersetzt “Figur”, der Terminus wird allerdings nicht im Tetx 
verwendet) 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

xd ^cpöiov, xov Xoyov xobxov, xd öeTva ftpaypa (xd 4 rß); löwenköpfiges 
Männerbild mit einem Gürtel, in der Rechten einen Stab haltend, an dem 
eine Schlange sein soll; um seine ganze linke Hand aber winde sich eine 
Schlange 

4. Jh. 

SAP-G-X-GKB.a-001 

xov s r Xoyov, Harpokrates 


9.5.5. Autark zu verwendende Artefakte mit SB-Gruppen-Beschriftung 

Lediglich drei der 18 Artefakte werden autark verwendet. Zwei der Anleitungen wurden 
in Griechisch verfasst und finden sich in zwei Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. | 4. Jh. 
und 4. Jh. Die dritte Anleitung ist in Demotisch geschrieben und wird in das 2.13. Jh. | 3. 
Jh. datiert. 

Eins der beiden griechischen Artefakte ist eindeutig funktionsbezeichnet, es soll seinem 
Träger Erfolg und Glück bringen. Die Beschriftung soll auf einem luftblauen Jaspis oder 
alternativ in Gold erfolgen. Sie besteht aus Namen, einer Selene oder Isis - die genaue 
Lesung ist unklar - sowie aus einem die weibliche Figur einrahmenden Ouroboros. Für 
das zweite griechische Artefakt kann die Funktion der Offenbarung rekonstruiert werden. 
Das demotische Artefakt soll den Zweck der Herbeiführung einer Person erfüllen. 


9.5.6. Zusammenfassung der Gruppe SB 

Aus zehn Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. können 18 Anleitungen 
zu Artefaktbeschriftungen mit einer Beschriftung der SB-Gruppe eindeutig rekonstruiert 
werden. 14 der Anleitungen wurden in Griechisch, vier in Demotisch verfasst. Koptische 
Beschriftungen mit diesem Beschriftungsmuster sind in den Sammelschriften nicht ein¬ 
deutig überliefert. 


9.5.6.1. Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der Beschriftungs¬ 
elemente aus? 

Bei der Vergesellschaftung von Beschriftungselementen der S- und B-Gruppe können 
Elemente der jeweiligen Gruppe sowohl elementgruppenspezifisch, als auch element- 


158 











9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


gruppenübergreifend verwendet werden. Dies bedeutet, dass 1.) mehrere Element¬ 
gruppen der S-Gruppe mit mehreren Elementgruppen der B-Gruppe vergesellschaftet 
auftreten können, 2.) eine einzelne B-Elementgruppe mit mehreren S-Elementgruppen 
Vorkommen kann, 3.) eine einzelne S-Elementgruppe mit mehreren B-Elementgruppen 
gemeinsam auftreten kann, und 4.) eine einzelne Elementgruppe der S-Gruppe mit einer 
einzelnen Elementgruppe der B-Gruppe gemeinsam Vorkommen kann. 

Die kleinste Gruppe vergesellschafteter Elementgruppen besteht aus zwei Elementgrup¬ 
pen, sie tritt fünfmal auf. Die größte Gruppe hingegen umfasst sieben Elementgruppen, 
die alle eindeutig zugeordnet werden können, und tritt einmalig auf. 

Die Beschriftungsmuster der SB-Gruppe können - wie auch bei der SZ-Gruppe - in drei 
Hauptgruppen unterteilt werden, von denen Gruppe 2 wiederum in zwei Untergruppen 
geteilt werden kann. 

In Bezug auf die Häufigkeit der einzelnen Elementgruppen der beiden Gruppen S und 
B ist deutlich geworden, dass die größte Gruppe vergesellschafteter B-Elementgruppen 
aus zwei unterschiedlichen Elementgruppen besteht. Innerhalb der S-Gruppe werden 
bis zu fünf unterschiedliche Elementgruppen zusammen verwendet. 

Die am häufigsten auftretende Elementgruppe ist eine figürliche, anthropomorphe Dar¬ 
stellung (14), gefolgt von Namen (11) und voces magicae (10). Eine Forderung soll sie¬ 
benmal aufgeschrieben werden, eine Tierdarstellung fünfmal, Vokale viermal und indi¬ 
viduelle Angaben dreimal. Die übrigen Elementgruppen Identitätssatz, einzelner Name, 
Anrufung und die Darstellung eines einzelnen Körperteils werden jeweils einmalig ge¬ 
nannt. 

Bei der Zusammenlegung der S-Elementgruppen voces magicae, Name und Namen 
würde diese Gruppe mit 19 Vorkommen die größte Gruppe darstellen. 

Siehe Tabelle 9.55 zur Übersicht über das Vorkommen und die Verteilung der S- und B- 
Elementgruppen innerhalb der Gruppe SB. 


Tabelle 9.55 Vorkommen und Verteilung der S- und B-Elementgruppen der Gruppe SB 


Katalognr. 

N+ 

vm+ 

F 

Vo 

ind 

N 

ID 

A 

B.a 

B.t 

B.p 

Sammelschrift 

Datierung 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

1 

1 

1 


1 



1 

i 

1 


4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-005 

1 

1 

1 






i 



4. Jh. 

SAP-G-X-GKB.a-001 

1 

i 


i 





i 



4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-007 


i 


i 








4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-003 


i 


i 








4. Jh. 

SAP-G-V-GB.t-001 

i 

1 








i 


3. Jh. 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

i 


n 






n 



4. Jh. 

SAP-D-X-DB.a?t?-001 

1 


1 






? 

? 


3. Jh. 

SAP-D-X-DB.a-001 

1 


1 









3. Jh. 

SAP-D-VUS-DB.t-001 

1 


1 







1 


2./3. Jh. | 3. Jh. 

SAP-G-V-GB.at-002 

1 








i 

1 


2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUI-GB.a-001 


1 



1 







2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-GB.at-001 


1 







i 

1 


4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-002 


1 







i 



4. Jh. 


159 











































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-V-GB.a-006 


1 







1 



4./5. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-004 




1 







4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-001 












3. Jh. 

SAP- D-V-D B. p-001 








1 1 




2./3. Jh. | 3. Jh. 


9.5.6.2. Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwischen 
Beschriftungselement/en und Schriftträger herstellen? 

Zu sämtlichen Artefakten sind Angaben zum Schriftträger überliefert, in einem Fall wird 
zusätzlich ein alternatives Material für die Beschriftung genannt. Insgesamt sind elf un¬ 
terschiedliche Materialien überliefert, Papyrus, Eisen, Leinen und Magnetstein werden 
mehrfach genannt. Papyrus ist in zwei demotischen und zwei griechischen Anleitungen 
aus vier unterschiedlichen Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. überliefert. In 
einer der demotischen Anleitungen wird eine alternative Beschriftung angegeben, so- 
daß Beschreibungen zu fünf Artefakten überliefert sind. Eisen als Schriftträger ist in drei 
griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 3. und 4. Jh. überliefert. Leinen 
ist zweimal in einer demotischen und einer griechischen Anleitung aus zwei Sammel¬ 
schriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. und 2./3. Jh. | 4. Jh. überliefert, und Magnetstein in zwei 
Anleitungen aus einer Sammelschrift des 4. Jh. 

Während Forderungen als Beschriftungselement sowohl auf Papyrus, als auch auf Lei¬ 
nen überliefert sind, sind sie für Eisen(ringe) - wohl aufgrund der Größe - bisher nicht 
nachweisbar. 


9.5.6.3. Welche Funktionen werden genannt, und treten bestimmte Beschriftungselemente 
ausschliesslich im Kontext bestimmter Funktionen auf? 

Zu fünf Artefakten ist eine einzelne Funktion angegeben, zu drei weiteren werden meh¬ 
rere Funktionen genannt. Die Artefakte sind in sieben griechischen und einer demoti¬ 
schen Anleitung aus fünf Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. bis 4. Jh. überliefert. 
Keine Handlung ist eindeutig mehrfach überliefert. In einem Fall wird die Funktion eines 
autark zu verwendenden Artefakts rekonstruiert. Eventuell ist bei einer Mehrfachfunkti¬ 
onsbezeichnung an ein Schutzmittel während der Praxis zu denken - in diesem Fall wäre 
diese Funktion zweimal überliefert. 

Zu zehn Artefakten aus zwei demotischen und acht griechischen Anleitungen aus acht 
Sammelschriften des 2.12. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. wird keine Funktion angegeben. Sämt¬ 
liche Artefakte sind in eine ÜP eingebunden. Zweimal ist das Ziel der ÜP eine Traumsen¬ 
dung (einmal wird zu dem Artefakt eine alternative Beschriftung angegeben), ebenfalls 
zweimal die Herbeiführung einer Frau sowie eine Offenbarung. Je einmal wird als Ziel 
angegeben das Siegeln von Schädeln, die Heilung eines Auges sowie die Herbeirufung 
eines Beisitzers. Die Heilung sowie eine Traumsendung sind Ziele der demotischen ÜPs. 


160 






























9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SB 


Funktion und Materialität der Schriftträger 

Zu sämtlichen acht funktionsbezeichneten Artefakten sind Angaben zum Schriftträger 
überliefert. Darunter befinden sich zwei der drei Eisenartefakte sowie die beiden Ma¬ 
gnetsteine. Der eine Eisenring ist für das Siegeln von Pillen zu verwenden, der zweite 
erfüllt die beiden Funktionen 1.) während der Praxis von dem Praktizierenden zu tragen, 
ohne nähere Erklärung, wahrscheinlich als Schutzmittel, 2.) Lösung der verzauberten 
Frau. Einer der beiden Magnetsteine dient als Schutzmittel der Handlung, der zweite 
wird für das Gefügigmachen einer Seele und zur Traumsendung verwendet. 


9.5.6.4. Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und wurden die Bezeich¬ 
nungen ELEMENTSPEZIFISCH ODER ELEMENTÜBERGREIFEND VERWENDET? 

Die beiden Termini övofxa und ov6|xaxa werden zur Bezeichnung von voces magicae, 
Name/Namen und Vokalen verwendet. Die Singularform bezeichnet sowohl mehrere 
voces magicae als auch Namen. Der Terminus Cwöiov bezeichnet ausnahmslos figür¬ 
liche Darstellungen. Xoyoq bezeichnet voces magicae, Namen, Vokale, Forderungen, 
eine Anrufung sowie individuelle Elemente. Auch yparpopeva wird übergreifend für voces 
magicae, Namen und eine Forderung verwendet. Die in den demotischen Anleitungen 
verwendeten Termini n>y und n?y sh.w werden auf Namen und Forderungen bezogen, in 
einem Fall zusätzlich auf einen Identitätssatz. Der Terminus rß sh.w hingegen ist eindeu¬ 
tig auf eine Zeichnung bezogen. 


9.5.6.5. Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterscheidet sich 
ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 

Lediglich drei von 18 Artefakten werden autark verwendet. Zwei der dazugehörigen An¬ 
leitungen wurden in Griechisch verfasst und finden sich in zwei Sammelschriften aus 
dem 2.13. Jh. | 4. Jh. und 4. Jh. Die dritte Anleitung ist in Demotisch geschrieben und 
wird in das 2.13. Jh. | 3. Jh. datiert. Eins der beiden griechischen Artefakte soll seinem 
Träger Erfolg und Glück bringen. Die Funktion des zweiten kann als Offenbarung rekon¬ 
struiert werden. Das demotische Artefakt soll den Zweck der Herbeiführung einer Person 
erfüllen. 


161 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.6. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe ZB 
9.6.1. Gesamtdarstellung der Gruppe ZB 

In der Gruppe "ZB" werden Beschriftungen untersucht, die mindestens ein Element der 
Gruppe Z und mindestens ein Element der Gruppe B enthalten. Zu den verwendeten 
Elementen der Z-Gruppe gehören Zauberzeichen der Gruppen Gl Kringel, G4 geschlos¬ 
sene Elemente, G6 Elemente und G7 kleine Elemente. Zu den Elementen der B-Gruppe 
figürliche und ein Kreis. 

Aus zwei Sammelschriften des 3. und 4. Jh. sind zwei griechische Anleitungen zur Be¬ 
schriftung zweier Artefakte mit einer Kombination aus den Elementgruppe Z und B ein¬ 
deutig überliefert. In einem Fall sollen Zauberzeichen der Gruppen Gl, G4, G6 zusam¬ 
men mit einem sie umgebenden Kreis mit Kreide auf den Boden geschrieben werden. 
Die Beschriftung erfolgt im Rahmen einer untergeordneten Praxis mit dem Ziel, den 
Praktizierenden während der Durchführung der übergeordneten Praxis zu beschützen. 
Die Beschriftung selbst nimmt dabei die Rolle eines => Elements (s. Definitionen) unter 
mehreren innerhalb der Handlungsgruppe ein. 

Die zweite Beschriftung erfolgt auf einem Stück Blei und setzt sich zusammen aus Zei¬ 
chen der Gruppen Gl, G4, G6 und G7, einer figürlichen Darstellung, wahrscheinlich drei 
Vögeln und einem dreibeinigen Etwas, das möglicherweise eine weitere Figur darstellen 
soll. Es handelt sich um ein autark zu verwendendes Artefakt, dem die Funktion der Zer¬ 
störung von Zaubermitteln zugeschrieben wird. 

Beide Artefakte sollen mit Zeichen der Gruppen Gl, G4 und G6 beschriftet werden. 
Lediglich ein Zeichen der Gruppe G7 kleine Elemente tritt lediglich in einer der beiden 
Beschriftungen auf. Keine Zauberzeichengruppe erscheint gruppenspezifisch. 

Die Elemente der Bodenbeschriftung werden als xapoucrnpa; und kukAxo bezeichnet. Der 
Terminus yapaicrfipec; kann dabei eindeutig auf die Z-Elemente bezogen werden. 

Die Beschriftung des Bleiartefakts wird mit den beiden Termini C®Siov povoranow und 
xd ypowpopeva nepl xo 0»S lov xaöxa bezeichnet. Auch hier können die jede Bezeichnung 
eindeutig einem Beschriftungselement zugewiesen werden. Die Zauberzeichen werden 
dabei nicht mit dem üblichen Terminus yapaKxfipec; bezeichnet, sondern schlicht als xd 
ypoKpöpeva. 


In den beiden Tabellen 9.56 und 9.57 werden sämtliche besprochenen Merkmale auf¬ 
geführt. 

=> s. nächste Seite 


162 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe ZB 


Tabelle 9.56 Beschriftungselemente der Beschriftungsgruppe ZB und deren Bezeichnung 


Katalog nr. 

Gruppe 

1 

Gruppe 

4 

Gruppe 

5 

Gruppe 

6 

Gruppe 

7 

Gruppe 

unklar 

B.g, B.a, B.t 

Bezeichnung 

Beschriftung 

SAP-G-V-ZB.g-001 

1 

1 

1 

11 



Kreis 

XapaKifjpsc;, 

kukAxö 

SAP-G-V-ZB. 

at-001 

4 

4 

1 

12 

1 

2 

fig. Darstellung 
(anthropo- 
morph), Vögel, 
"Etwas" auf 
drei Beinen? 

Cco5iov 
povo7roicri)v; 
xa ypacpopsva 
7ispi xo CcoSiov 
xauxa 


Tabelle 9.57 Materialität und Funktion der Beschriftungsgruppe ZB 


Katalog nr. 

Sammelschrift 

Datierung 

Funktion ÜP 

Funktion Artefakt 

Material 

SAP-G-V-ZB.g-001 

3. Jh. 

Schutzmittel der Handlung 

keine Angabe 

Boden 

SAP-G-V-ZB.at-001 

4. Jh. 

— 

Zerstörung von Zaubermitteln 

Blei 


9.6.2. Zusammenfassung der Gruppe ZB 

Die beiden Artefakte - bzw. in diesem Fall die Bodenbeschriftung und das Bleiartefakt - 
haben in Bezug auf ihre Funktion, auf die Schriftträger und auf die Gruppe-B-Elemente 
keine Gemeinsamkeiten. Das eine Artefakt ist zudem funktionsbezeichnet und wird au¬ 
tark verwendet, das andere ist funktionsunbezeichnet und in eine ÜP eingebunden. Die 
Beschriftungen sind allein aufgrund der Kombination ihrer Beschriftungselemente mitei¬ 
nander verbunden. Einige der G6-Zeichen sind zudem bei beiden Beschriftungen formal 
identisch mit griechischen Buchstaben, und in beiden Beschriftungen wird ein Zeichen 
mit einem Supralinearstrich versehen. Dies zeigt, das Zauberzeichen derselben Grup¬ 
pen in vollkommen unterschiedlichen Kontexten auftreten. 


163 





















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.7. Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 
9.7.i. Übersicht Gruppe SZB 

Beschriftungen der Gruppe "SZB" enthalten mindestens ein Element der Gruppe S, min¬ 
destens ein Element der Gruppe Z und mindestens ein Element der Gruppe B. An Elem¬ 
entgruppen der S-Gruppe treten auf: voces magicae, Namen, Vokale, Forderung und 
individuelle Angaben. An Elementgruppen der Z-Gruppe kommen vor: Gl-Kringel, G2- 
Kugeln, G3-Punkte, G4-geschlossene Elemente und G6-Elemente. Aus der B-Gruppe 
werden die geometrischen Elemente Kreis, Dreieck, Quadrat und Rechteck sowie das 
Element der figürlichen Darstellung (Ouroboros) verwendet. Die B-Elemente überneh¬ 
men in sämtlichen Beschriftungen eine rahmende Funktion. 

Zu einer Anleitung liegt weder eine Photographie, noch eine Umzeichnung vor 1 , so dass 
die zu verwendenden Zauberzeichen nicht eindeutig rekonstruiert werden können. 

Aus jeder der drei Beschriftungsgruppen S, Z und B treten fünf unterschiedliche Elem¬ 
entgruppen in unterschiedlichen Vergesellschaftungsvarianten in Beschriftungen der 
SZB-Gruppe auf. 

Aus vier Sammelschriften des 3. Jh. bis 6. Jh. oder früher können sechs Anleitungen 
zu Artefaktbeschriftungen der Gruppe SZB eindeutig rekonstruiert werden. Sämtliche 
Anleitungen wurden in Griechisch verfasst. Aufgrund der geringen Anzahl überlieferter 
Anleitungen wird, wie bereits bei der Untersuchung der Gruppe Z, auf eine Zusammen¬ 
fassung nach jedem Abschnitt verzichtet. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 
finden sich am Ende des Kapitels vor den Tabellen. 


9.7.1. Individuelles und vergesellschaftetes Vorkommen der Beschriftungsele¬ 
mente der Gruppe SZB 

S-Elemente treten innerhalb SZB-Beschriftungen ausschließlich in vergesellschafteter 
Form auf. Die minimale Anzahl an S-Elementgruppen innerhalb der SZB-Gruppen-Be- 
schriftungen beträgt dabei zwei, die maximale Anzahl sechs. 

Innerhalb der Gruppe der S-Elemente treten voces magicae am häufigsten auf (5), ge¬ 
folgt von Namen und Vokalen (je 4). Eine Forderung (3) sowie individuelle Angaben sind 
dreimal überliefert. Ein einzelner Name, eine einzelne vox magica, Identitätssätze, Anru¬ 
fungen und Homerverse treten in der SZB-Gruppe nicht auf. 

Z-Elemente treten ebenfalls ausschließlich in vergesellschafteter Form auf. Zauber¬ 
zeichen der beiden Gruppen Gl und G6 werden in sämtlichen sechs Beschriftungen 
verwendet. Damit ist jede der beiden Gruppen häufiger in SZB-Beschriftungen überlie¬ 
fert als die am häufigsten auftretende Elementgruppe der S-Gruppe innerhalb der SZB- 
Gruppe: voces magicae. Zeichen der Gruppe G4 treten fünfmal auf, die Gruppen G2 und 

i SAP-G-VUI-GZB.g-002 (Ms. Copt. 136, 124-132). 


164 




9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


G3 sind in je einer Beschriftung nachgewiesen. Zeichen der Gruppen G5, G7 und G8 
treten nicht in SZB-Beschriftungen auf. 

Aus der B-Gruppe werden die Elemente Kreis, Rechteck und Ouroboros einzeln ver¬ 
wendet. Ein Quadrat und ein Dreieck werden in einer Beschriftung vergesellschaftet. 
Rechtecke treten am häufigsten als B-Element innerhalb der SZB-Gruppe auf, insge¬ 
samt dreimal. Anthropomorphe Darstellungen sind für Beschriftungen der SZB-Gruppe 
nicht eindeutig belegt. 

Die kleinste Anzahl unterschiedlicher Elementgruppen, aus der eine Beschriftung der 
SZB-Gruppe zusammengesetzt sein kann, beträgt sechs, die größte Anzahl zehn. In 
Tabelle 9.58 wird das Gesamtvorkommen der Elementgruppen der SZB-Gruppe darge¬ 
stellt. 


Tabelle 9.58 Gesamtvorkommen der Elementgruppen der SZB-Gruppe (sortiert nach Häu¬ 
figkeit) 


Gl 

G6 

G4 

vm+ 

N+ 

Vo 

F 

□ 

ind 

G2 

G3 

O 

□ 

A 

Ouro¬ 

boros 

6 

6 

5 

5 

4 

4 

3 

3 

3 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


9.7.1.1. Vorkommen und Vergesellschaftung der Beschriftungselemente der S-, Z- und 
B-Gruppe 

Eine Beschriftung der SZB-Gruppe besteht aus mindestens sechs und maximal zehn 
unterschiedlichen Elementgruppen. Die Kombinationen aus sechs und sieben Element¬ 
gruppen tritt je zweimal auf, die Kombination aus neun und zehn Elementgruppen je 
einmal. 

Bei einer Untersuchung der einzelnen Beschriftungsgruppen S, Z und B und der Anwen¬ 
dung der gleichen Kategorisierung wie bei den Beschriftungen, die aus einer Kombina¬ 
tion aus zwei Beschriftungsgruppen zusammengesetzt sind (SZ, SB), stellt sich heraus, 
dass keine Gruppe 1 Beschriftungen überliefert sind, bei denen je ein Element aus je¬ 
der Gruppe verwendet worden wäre. Auch aus Gruppe 2 sind nur Beschriftungsmuster 
belegt, die ein einzelnes B-Element enthalten (Gruppe 2: Bl), eine einzelne Element¬ 
gruppe ist weder für die S-Gruppe, noch für die Z-Gruppe überliefert. Die Kombination 
aus mehreren S-Elementgruppen und mehreren Z-Elementgruppen mit jeweils einer B- 
Elementgruppe ist hingegen fünfmal belegt. Innerhalb dieses Beschriftungsmusters tritt 
auch die größte Kombination aus zehn Elementgruppen auf. Aus Gruppe 3, in der aus 
sämtlichen drei Beschriftungsgruppen S, Z und B jeweils mind. zwei unterschiedliche 
Elementgruppen vertreten sein müssen, ist eine Beschriftung überliefert. 

In Tabelle 9.59 wird die Vergesellschaftung der einzelnen Elementgruppen dargestellt. 


165 



















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.59 Vergesellschaftetes Vorkommen der Elementgruppen aus der SZB-Gruppe 

Abkürzungen: vm+ = voces magicae, N+ = Namen, Vo = Vokale, F = Forderung, ind = 
individuelle Angaben 


Gruppe 

S-Elemente 

Anzahl 

Z-Elemente 

Anzahl 

B-Elemente 

Anzahl 

Elemente 

gesamt 

Finale 

Bezeichnung 

Sammel¬ 

schrift 

Datierung 

Gruppe 1 

- 


- 

- 

- 


Gruppe 2: 
ZI 

- 

- 

- 

- 

- 

- 

Gruppe 2: 
S1 

- 

- 

- 

- 

- 

- 


2 (Vo, ind) 

3 (Gl, G4, G6) 

1 (B.g) 

6 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-002 

6. Jh. oder 
früher 


2 (vm+, F) 

4 (Gl, G3, G4, 
G6) 

1 (B.g) 

7 

SAP-G-V- 

GZB.g-001 

3. Jh. 

Gruppe 2: 
Bl 

3 (vm+, N+, 
Vo) 

3(G1,G4, G6) 

1 (B.g) 

7 

SAP-G-V- 

GZB.g-002 

Ml-2/2 

475. Jh. 


5 (vm+, N+, 

Vo, F, ind) 

3(G1,G4, G6) 

1 (B.t) 

9 

SAP-G-VUI- 

GZB.t-001 

Ml-4/4 

3. Jh. 


5 (vm+, N+, 

Vo, F, ind) 

4(G1,G2, G4, 
G6) 

1 (B.g) 

10 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-001 

4. Jh. | 4. Jh.? 


Gruppe 3 

2 (vm+, N+) 

2(G1,G6) 

2 (B.g, B.g) 

6 

SAP-G-V- 

GZB.g-003 

3. Jh. 


Siehe Tabelle 9.60 zur Übersicht über das Vorkommen und die Verteilung der S-, Z- und 
B-Elemente innerhalb der SZB-Gruppe. 

Tabelle 9.60 Vorkommen und Verteilung der S-, Z- und B-Elementgruppen der SZB-Be- 
schriftungsgruppe 


Abkürzungen: vm+ = voces magicae, N+ = Namen, Vo = Vokale, F = Forderung, ind = 
individuelle Angaben 


Katalognr. 

Gl 

G6 

G4 

vm+ 

N+ 

Vo 

F 

□ 

ind 

G2 

G3 

O 

□ 

A 

Ouro- 

boros 

Sammelschrift 

Datierung 

SAP-G-VUI- 

GZB.t-001 

Ml-4/4 

5 

1 

2 

1 

1 

1 

1 


- 






■ 

3. Jh. 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-001 

1 

8 

3 

1 

1 

, 

1 


1 



1 




4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-V- 

GZB.g-002 

Ml-2/2 

12 

15 

4 

1 

1 

1 


■ 








475. Jh. 

SAP-G-V- 

GZB.g-001 

5 

11 

2 

1 

r 











3. Jh. 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-002 

15 

2 

2 




r 

1 

i 







6. Jh. oder 
früher 

SAP-G-V- 

GZB.g-003 

4 

2 


, 

1 








1 

1 


3. Jh. 


Summe ZZ 

6 

(42) 

6 

(39) 

5 

(14) 

5 

4 

4 

3 

3 

2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

3. Jh. 


166 














































































































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


9.7.2. Schriftträger der Gruppe SZB 

Zu sämtlichen sechs Artefakten liegen Angaben zu einem Schriftträger vor. In einem Fall 
wird eine Alternative angegeben, in einem weiteren gleich drei. Das führt dazu, dass 
insgesamt zehn Schriftträgerangaben zu sechs Artefakten vorliegen. 

Zinn wird am häufigsten genannt und ist das einzige Material, dass für eine SZB-Be- 
schriftung sowohl in griechischen als auch in einer koptischen Anleitung vorgegeben 
wird (3). Gold, Silber und Papyrus sind je zweimal als Schriftträger überliefert, Blei ein¬ 
mal. Aus demotischen Anleitungen sind keine Anleitungen zur Beschriftung eines Arte¬ 
fakts mit Elementen der SZB-Gruppe eindeutig nachweisbar. 

Es fällt auf, dass die Wahl des Schriftträgers für eine Beschriftung der SZB-Gruppe we¬ 
niger vielfältig ausfällt und dass trotz der geringen Anzahl überlieferter Anleitungen die 
wertvollsten Materialien - abgesehen von Edelsteinen - enthalten sind. In Verbindung 
mit den in der Regel in rahmender Funktion verwendeten B-Elementen könnte dies eine 
gehobene Wertschätzung gegenüber dem Artefakt im Allgemeinen und der Beschriftung 
im Besonderen zum Ausdruck bringen. Oder anders herum gesagt: Der Wert eines Arte¬ 
fakts kann möglicherweise nicht nur durch die Wahl des Materials, sondern auch durch 
die Hinzufügung spezieller graphischer Elemente, die der Rahmung dienen, hervorge¬ 
hoben, oder sogar gesteigert werden. Hier bleibt zu untersuchen, mit welchen Materiali¬ 
en rahmende Beschriftungselemente in derSB-Gruppe kontextualisiert werden. Bei dem 
einzigen Beleg für die ZB-Gruppe handelt es sich um einen Kreidekreis, der auf den Bo¬ 
den gezeichnet wird. Es sei darauf hingewiesen, dass innerhalb der hier besprochenen 
SZB-Gruppe ausschließlich rahmende Darstellungen auftreten, sodaß eine potentielle 
höhere Wertschätzung der hier besprochenen Artefakte nicht mit einer elaborierteren 
Beschriftung in Form künstlerisch wertvoller Zeichnungen in Verbindung gebracht wer¬ 
den kann. Auch die verwendeten Beschriftungselemente bieten kein Argument dafür, 
dass das Artefakt durch sie wertvoller wird, sie treten allesamt auch in Verbindung mit 
anderen, weniger wertvollen Materialien auf. Siehe Tabelle 9.61 für eine Übersicht über 
die Schriftträger der Beschriftungsgruppe SZB. 


Tabelle 9.61 Schriftträger der Beschriftungsgruppe SZB 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Anleitung 

Katalognummer 

Artefakt Material 

3. Jh. 

PGM VII, 925-939 

SAP-G-V-GZB.g-001 

Blei 

3. Jh. 

PGM VII, 579-590 

SAP-G-VUI-GZB.t-001 M1-4/4 

Gold, Silber, Zinn, Papyrus 

475. Jh. 

PGM X, 24-35 

SAP-G-V-GZB.g-002 Ml-2/2 

Gold, Silber 

4. Jh. | 4. Jh.? 

PGM V, 304-357 (plus Zeichnung) 

SAP-G-VUI-GZB.g-001 

Papyrus 

6. Jh. oder früher 

Ms. Copt. 136, 124-132 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

Zinn 

3. Jh. 

PGM VII, 215-218 

SAP-G-V-GZB.g-003 

Zinn 


9.7.2.1. Beschriftung der Schriftträger 

Zinn wird mit sämtlichen in der SZB-Gruppe auftretenden Beschriftungselementen der S- 
Gruppe beschriftet: voces magicae, Namen, Forderung, Vokale, individuelle Elemente. 


167 













Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Aus der Z-Gruppe werden keine G2- und keine G3-Zeichen für Zinn verwendet. Aus der 
B-Gruppe finden sich sämtliche Elemente bis auf einen Kreis mit Zinn als Schriftträger 
kontextualisiert. Zinn wird mit fünf, sechs und neun unterschiedlichen Beschriftungsele¬ 
menten der SZB-Gruppe beschriftet. 

Gold wird ebenfalls mit sämtlichen in der SZB-Gruppe auftretenden Beschriftungsele¬ 
menten der S-Gruppe beschriftet, auch die auftretenden Elemente der Z-Gruppe sind 
identisch mit denen der Zinn-Beschriftungen. Aus der B-Gruppe sind für Gold die Ele¬ 
mente Rechteck und Ouroboros nachweisbar. Gold wird mit sieben und neun unter¬ 
schiedlichen Beschriftungselementen der SZB-Gruppe beschriftet. 

Die Beschriftung von Silber ist identisch mit der von Gold, da Silber in beiden Fällen als 
alternativer Schriftträger zu Gold angegeben wird. 

Papyrus wird in beiden Fällen mit sämtlichen fünf Elementen der S-Gruppe beschriftet. 
Aus der Gruppe der Zauberzeichen treten die Gruppen Gl, G4 und G6 ebenfalls auf bei¬ 
den Artefakten auf, auf einem tritt zusätzliches ein einzelnes G2-Zeichen auf. Ein Kreis 
und ein Ouroboros werden bei Papyrusbeschriftungen als rahmende Elemente verwen¬ 
det. Neun und zehn unterschiedliche Beschriftungselemente treten in Verbindung mit 
Papyrus als Schriftträger auf. 

Das Beschriftung des Bleiartefakts besteht aus voces magicae und einer Forderung aus 
der S-Gruppe und Zauberzeichen der Gruppen Gl, G4, G6 und G3 aus der Z-Gruppe. 
Gerahmt wird die Beschriftung von einem Rechteck. 

Siehe Tabelle 9.62 für eine Übersicht über die Kontextualisierung von Schriftträgern und 
Beschriftungselementen. 


Tabelle 9.62 Kontextualisierung der Schriftträger und Elementgruppen der SZB-Gruppe 


Schriftträger (Anzahl) —► 
Beschriftungselement 
(Anzahl in Gruppe S) j. 

Zinn (3) 

Gold (2) 

Silber (2) 

Papyrus (2) 

Blei (1) 

voces magicae 

2 

2 

2 

2 

1 

Namen 

2 

2 

2 

2 

- 

Forderung 

1 

1 

1 

2 

1 

Vokale 

2 

2 

2 

2 

- 

individuelle Elemente 

1 

1 

1 

2 

- 

Gl 

3 

2 

2 

2 

1 

G6 

3 

2 

2 

2 

1 

G4 

2 

2 

2 

2 

1 

G2 

- 

- 

- 

1 

- 

G3 

- 

- 

- 

- 

1 

Kreis 

- 

- 

- 

1 

- 

Dreieck 

1 

- 

- 

- 

- 

Quadrat 

1 

- 

- 

- 

- 

Rechteck 

1 

1 

1 

- 

1 

Ouroboros 

1 

1 

1 

1 

- 


Anzahl Sammelschriften 

2 

2 

2 

2 

1 

Datierung 

3. Jh. und 6. Jh. 

3. Jh. und 4./5. 

3. Jh. und 4./5. 

3. Jh. und 4. Jh. 

3. Jh. 

oder früher 

Jh. 

Jh. 

| 4. Jh.? 


168 
































9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


9.7.3. Funktionen 

Fünf der sechs Artefakte sind funktionsbezeichnet, und alle fünf werden autark verwen¬ 
det. Ein derartig hoher Anteil an autarken Artefakten innerhalb einer Beschriftungsgrup¬ 
pe ist ungewöhnlich und könnte ein weiterer Beleg für die Wertschätzung und damit den 
Wert des Artefakts betrachtet werden. 

Zornbannung ist die einzige Funktion, die mehrfach auftritt (2). Zu zwei Artefakten wer¬ 
den mehrere Funktionen angegeben. Eines soll zur Bannung von Zorn und Feindse¬ 
ligkeit, zum Verstummen von Gegnern und für Sieg (wohl zu Verstehen als Sieg über 
Gegner bei nicht-sportlichen Aktivitäten, z.B. vor Gericht) verwendet werden; das andere 
dient dem Gewinn von Liebe, Gunst, Erfolg und Freunden. Ein Artefakt wird zum Schutz 
vor Dämonen, Gespenstern, Krankheit und Leiden hergestellt, ein weiteres zur Heilung 
von Magen- u. Kopfschmerzen, und das fünfte zur Zornbannung. Keine der Funktio¬ 
nen ist ungewöhnlich, im Gegenteil: Schutz, Heilung, Liebe und Gunst gehören zu den 
großen Themenkomplexen, von denen archäologische, historische und papyrologische 
Quellen erzählen. In Tabelle 9.63 werden sämtliche Funktionen aufgeführt. 


Tabelle 9.63 Funktionen der Artefakte der Beschriftungsgruppe SZB 


Sammelschrift 

Datierung 

Referenz Quelle 

Funktion Artefakt 

Katalognummer 

3. Jh. 

PGM VII, 215-218 

mehrere Funktionen - Gewinn von Liebe, 
Gunst, Erfolg und Freunden 

SAP-G-V-GZB.g-003 

3. Jh. 

PGM VII, 925-939 

mehrere Funktionen - Zorn u. Feindselig¬ 
keit bannen, Verstummen Gegner; Sieg 
(wohl vor Gericht) 

SAP-G-V-GZB.g-001 

6. Jh. oder früher 

Ms. Copt. 136, 124-132 

Heilung bei od. Schutz vor Magen- u. 
Kopfschmerzen 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

3. Jh. 

PGM VII, 579-590 

Schutz (Dämonen, Gespenster, 

Krankheit, Leiden) 

SAP-G-VUI-GZB.t-001 

4./5. Jh. 

PGM X, 24-35 

Zornbannung 

SAP-G-V-GZB.g-002 


Das funktionsunbezeichnete Artefakt ist in eine ÜP eingebunden, deren Ziel die Ban¬ 
nung eines Menschen ist. 


9.7.3.1. Funktion und Materialität der Schriftträger 

Die einzige mehrfach verwendete Funktion, die der Zornbannung, erscheint interessan¬ 
terweise auf zwei gänzlich gegensätzlichen Materialien: Blei und Gold, für Gold kann 
alternativ auch Silber verwendet werden. Es stellt sich die Frage, ob die Wahl des Ma¬ 
terials einen Hinweis auf die Intention des Verwenders geben kann: Zornbannung zum 
eigenen Schutz oder Zornbannung als Kontrollinstrument. Das Goldtäfelchen wird ohne 
Forderung, ausschließlich mit Zauberzeichen und voces magicae beschriftet, die von 
einem Rechteck gerahmt werden. Die entsprechende Funktion wird zu Beginn der Anlei¬ 
tung angegeben und näher erläutert: 

Groll bannendes Mittel, wirkt gegen alle, denn es wirkt gegen Feinde und An¬ 
kläger und Räuber und gegen Angang von Schreckgespenstern und Traumge- 


169 












Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


spenstern. 

©upoKotToxov TTpös Tro(VTa$ ttoigöv ttoieT yäp TTpog sxöpous Kai KaTTiyopag Kai 
Ai]aTä5 Kai cpößous Kai cpavTaapous övsipcov. 


Das Bleiartefakt soll u.a. mit einer Forderung beschriftet werden: 

Banne den Zorn des NN und aller Feindseligkeit und ihre Zungen, auf daß sie 
nicht reden können zum Schaden des NN! 

kcctexe tt]v öpygv toü ^ Kai ttövtcov töv 0upöv Kai Tag yAcbaoag, 'i'va pf] 
8uvr)0coaiv AaAsTv tcö 


In beiden Anleitungen werden - u.a. - Ankläger als potentielle Zielpersonen genannt, 
doch während die Goldtafel dazu gedacht ist, eine Person vor Angriffen zu schützen 
und dabei einen defensiven Charakter aufweist, ist der Inhalt der Bleitafel aggressiver 
Natur. Die defensive Haltung bei der Verwendung der Goldtafel wird durch das Fehlen 
einer Personalisierungsmöglichkeit der Zielperson verdeutlicht, die weder in schriftlicher, 
noch in mündlicher Form einen Teil der Praxis darstellt. Die Beschriftung der Bleitafel 
hingegen enthält eine solche Personalisierungsformel, wodurch die Möglichkeit besteht, 
gezielt ausgewählte Personen zu manipulieren. Während die Praxis für die Goldtafel 
darauf ausgelegt ist, auf unspezifizierte Weise ihren Besitzer oder ihre Besitzerin zu 
schützen, ist die Praxis der Bleitafel auf konkrete Weise darauf ausgerichtet, zukünftigen 
Schaden durch gezieltes Handeln gegen einen vermeintlichen Gegner zu verhindern. 

Ob die Wahl des Schriftträgers tatsächlich mit den unterschiedlichen Ansätzen in Verbin¬ 
dung zu bringen ist, bleibt zu untersuchen. 

Das zweite Goldartefakt soll dem Schutz dienen, zu diesem Zweck kann alternativ auch 
Silber, Papyrus oder Zinn verwendet werden. Zinn dient ebenfalls als Schriftträger für 
ein Artefakt zum Gewinn von Liebe, Gunst, Erfolg und Freunden und für ein anderes zur 
Heilung von Magen- und Kopfschmerzen. Die Beschriftung des funktionsunbezeichne- 
ten Artefakts erfolgt auf Papyrus. 


Siehe Tabelle 9.64 zur Übersicht über die Funktionen und Beschriftungselemente. 

Tabelle 9.64 Funktionen und Materialität der Schriftträger 


Sammelschrift 

Datierung 

Katalognummer 

Funktion angegeben 

Artefakt 

Material 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-001 

Zorn u. Feindseligkeit bannen, Verstummen Gegner; 

Sieg (wohl vor Gericht) 

Blei 

4./5. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-002 

Zornbannung 

Gold, Silber 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-003 

Gewinn von Liebe, Gunst, Erfolg und Freunden 

Zinn 

4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-VUI-GZB.g-001 

keine Angabe 

Papyrus 

6. Jh. oder früher 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

Heilung bei od. Schutz vor Magen- u. Kopfschmerzen 

Zinn 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-GZB.t-001 

Schutz (Dämonen, Gespenster, Krankheit, Leiden) 

Gold, Silber, 
Zinn, Papyrus 


170 













9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


Die Gegenüberstellung von Funktion und Beschriftungselementen zeigt, dass es hier 
keine Verbindung zwischen einem spezifischen Beschriftungselement und einer einzel¬ 
nen Funktion - oder einer einem Funktionskomplex - gibt. Das autark zu verwendende 
Artefakt zum Schutz gegen Dämonen u.a. ist fast gänzlich mit den gleichen Elementen 
zu beschriften wie das funktionsunbezeichnete, in eine ÜP eingebundene Artefakt. Sie¬ 
he Tabelle 9.65 zur Übersicht über die Funktionen und Beschriftungselemente. 

Tabelle 9.65 Funktionen und Beschriftungselemente 

Abkürzungen: vm+ = voces magicae, N+ = Namen, Vo = Vokale, F = Forderung, ind = 
individuelle Angaben 


Funktion 

Gl 

G6 

G4 

vm+ 

N+ 

Vo 

F 

□ 

ind 

G2 

G3 

O 

□ 

A 

Ouro- 

boros 

Schutz (Dämonen, Gespen¬ 
ster, Krankheit, Leiden) 

5 

1 

2 

1 

1 










- 

keine Angabe; Funktion ÜP: 
Bannung eines Menschen 

1 

8 

3 

1 

, 

, 




, 


1 




Zornbannung 

12 

15 

4 

1 




1 








Zorn und Feindseligkeit 
bannend, Verstummen von 
Gegnern; Sieg 

5 

ii 

2 

1 

f 


1 




1 





Heilung von Magen- u. 
Kopfschmerzen 

15 

2 

3 




n 

1 








Gewinn von Liebe, Gunst, 
Erfolg und Freunden 

4 

2 


, 

, 








1 

1 



9.7.4. Bezeichnung der einzelnen Beschriftungselemente innerhalb der Gruppe 
SZB 

Fünf der sechs Beschriftungen werden näher bezeichnet. Die zugehörigen Anleitungen 
finden sich in drei griechischen und einer bilinguen koptisch-griechischen Sammelschrift 
des 3. - 6. Jh. oder früher. Von der Beschriftung des Artefakts aus der bilinguen Anleitung 
werden allerdings lediglich die individuellen Angaben bezeichnet, und dies geschieht 
ausschließlich innerhalb der Zeichnung des Artefakts. 

Nicht in jeder der hier besprochenen Anleitungen wird das geometrische, rahmende 
Element explizit bezeichnet. Dass ein solches dennoch aufgezeichnet werden sollte, 
lässt sich aus den sämtlichen Anleitungen beigefügten Zeichnungen entnehmen, die 
das Artefakt darstellen und die genaue Verödung der einzelnen Beschriftungselemente 
angeben. In den unbezeichneten Fällen kann argumentiert werden, dass die geomet¬ 
rischen Elemente lediglich zu Veranschaulichungszwecken dargestellt wurden, damit 
klar ist, welche Form das Artefakt haben soll. Dies ist durchaus möglich. Es sind jedoch 
zahlreiche Artefakte archäologisch überliefert, deren Beschriftung von geometrischen 
Elementen eingefasst wurde 2 . Die Rahmung mit einem Dreieck, das innerhalb eines 

2 Kreis als Umfassung: drei Pergamonsteine (s. Photographien bei Dzwiza (2011)); Rechteckige Rahmung: Ein sehr 
schönes Beispiel ist eine Trierer Bleitafel im Rheinischen Landesmuseum Trier, Fundnr.: 530, Inv.nr.: 1909,930, die in 
Latein und mit Zauberzeichen beschriftet ist und in das 2 . 13 . Jh. datiert wird. Die obersten drei Reihen bestehen aus 
Zauberzeichen, die mit einem Rechteck gerahmt sind, darunter folgen vier Zeilen mit der Forderung, die ebenfalls 


171 

























































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Quadrats gezeichnet ist, kann zudem nicht als Darstellung der äußeren Form eines Ar¬ 
tefakts gedacht gewesen sein. Für die Zeichnung des Kreises muss ein Ring verwendet 
werden, das Prozedere ist kompliziert und wird in der Anleitung ausführlich beschrieben. 

Nicht in jedem Fall kann eine rein deskriptive Funktion jedoch gänzlich ausgeschlossen 
werden. Hier wurde aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit für die Verwendung als Be¬ 
schriftungselement entschieden. 


9.7.4.1. Bezeichnung: tö övopa / xd ovopaxa 

Die beiden Termini sind in vier griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 3. 
Jh., 4. Jh.? und 4./5. Jh. überliefert. Der Singular tritt 2x auf, der Plural 3x. Einmal werden 
Singular und Plural gemeinsam zur Bezeichnung der Beschriftung verwendet. 

In drei Anleitungen wird eine abgekürzte Form zur Bezeichnung des Plurals verwendet, 
erkennbar durch die Form des Artikels (□□, □). Ungewöhnlich ist dabei die Schrei¬ 

bung eines einzelnen Quadrats, das ansonsten für den Singular verwendet wird. Die 
Schreibung lautet jedoch klar xd wtoKsipeva a. Ob es sich hierbei um einen Flüchtigkeits¬ 
fehler oder ein Missverständnis handelt, oder ob die Schreibung genauso beabsichtigt 
war, lässt sich nicht mit Sicherheit rekonstruieren. Aufzuschreiben sind deutlich mehrere 
voces magicae, sodaß es wahrscheinlich erscheint, dass der Plural gemeint war. 

Die Singularform wird in einem Fall auf seltene und aufschlussreiche Weise ergänzt: 
eotiv ydp Suvapecos övoga toü peyaAou üü (für 0 eoü) Kai aippayig Es ist der Name 
der Kraft des großen Gottes und sein * * 3 Siegel. Die Stelle ist aus mehreren Gründen 
aufschluss-, bzw. potentiell hilfreich. 1.) Bezeichnet wird damit eindeutig eine Sequenz 
aus voces magicae und Namen - so werden die Elemente bisher klassifiziert. 2.) Diese 
Sequenz wird einmal in der Anleitung aufgeschrieben, und einmal in der Zeichnung des 
Artefakts wiederholt. Dabei weichen beide Passagen an mehreren Stellen voneinander 
ab, z.B. fehlt einmal eine längere Vokalsequenz vollständig: 

Innerhalb des Ouroboros, wie in der Anleitung angegeben: 

KpriqMS- I x<pupis- lasco taco asq taco oco aicov, iaeco ßacppevslpouv oBiAapixpicpi- 

£ 

aEUEai 9ipKipaXi0a[.]vuoiia i VEp 9 aßcolEai 
Innerhalb des Ouroboros, wie in der Zeichnung dargestellt 

Kurvig X9 u P l iaco ßoc9pEVEluouvo0iAapiKpi9iaEUEai9ipKipalAi0ovuoiaEVEp9aßco 

EOCl 


gerahmt ist. Die letzten drei Zeilen der Forderung sind jedoch nicht gerahmt. Eine andere Trierer Tafel, ebenfalls im 
RLM aufbewahrt, Fundnr.: 530, Inv.nr.: 1909, 929, wird ähnlich datiert und ist auf einer Seite ausschließlich mit Zau¬ 
berzeichen, auf der anderen in Latein beschriftet. Die Zauberzeichen werden von einem Quadrat gerahmt. Beide Ta¬ 

feln wurden im Schutt im unterirdischen Bereich des Amphitheaters gefunden. Erstpublikation: Wünsch, Die laminae 
litteratae des Trierer Amphitheaters, in: Bonner Jahrbücher 119 (1910), Nr. 24 und 25. Taf. II, Fig. 4 und Taf. III, Fig. 2. 

3 Die deutsche Übersetzung ist mehrdeutig. Das Siegel ist nicht auf die erwähnte Gottheit zu beziehen, sondern entwe¬ 
der auf den Namen, oder auf die Kraft. Beides ist theoretisch möglich, der engere Bezug besteht zu Kraft. 


172 




9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


Diese doppelte und voneinander abweichende Darstellung des aufzuschreibenden Na¬ 
mens wirft mehr Fragen auf, als an dieser Stelle diskutiert werden können. Sie macht 
in jedem Fall deutlich, dass voneinander abweichende Schreibungen des gleichen Na¬ 
mens nicht unbedingt mit mangelnder Sorgfalt oder Inkompetenz des Schreibers zu tun 
haben müssen. Im Gegenteil, in dem vorliegenden Fall könnte es sich auch um einen 
Beleg für eine besonders exakt durchgeführte Kopie einer - oder zweier? - Vorlagen han¬ 
deln. Andererseits könnte diese Stelle allerdings auch zu Gunsten genau der Argumen¬ 
te, die sie möglicherweise widerlegen könnte, herangezogen werden. Die Diskussion ist 
offen und soll an dieser Stelle nicht vertieft werden. 


3. ) Eine namentlich bezeichnete Dynamis stellt hier zusammen mit ihrem Siegel die 
Grundelemente der Beschriftung eines Schutzmittels dar. Der Terminus Dynamis wird 
in den griechischen Sammelschriften ansonsten nicht in Zusammenhang mit einer Be¬ 
schriftung verwendet, aber aus koptischen Anleitungen sind mehrere Belege überliefert 
(s. z. B. Hay 10391 ) 4 . Es stellt sich die Frage, ob hier die Gesamtkomposition, bestehend 
aus Schrift, Zeichen und Bild, als Siegel, oder aber als Phylakterion - so wird das Artefakt 
in der Anleitung bezeichnet - verstanden wurde - und ob beide Begriffe in diesem Fall 
das Gleiche bezeichnen. In späteren koptischen Anleitungen findet sich wiederholt die 
Anweisung, "die Phylakteria" aufzuschreiben 5 , dabei ist in sämtlichen Fällen eine Kom¬ 
position aus fig. Zeichnung, Zauberzeichen und Text beigegeben, jedoch ist den Anwei¬ 
sungen nicht immer eindeutig zu entnehmen, ob diese drei Elemente auch Elemente der 
Beschriftung darstellen. In koptischen Anleitungen finden sich aber auch Anweisungen, 
die Namen und Dynamis der 24 Presbyter aufzuschreiben, wobei keine der Anleitungen 
Namen oder Dynamis wiedergibt 6 . 

Der Terminus Siegel tritt hingegen ausgiebig im zweiten Buch des leu auf. Dort bezeich¬ 
net er regelhaft abstrakte Zeichen, mit denen Jesus seine Jünger siegelt oder sie lehrt, 
wie sie sich selbst damit siegeln können 7 . Die individuellen Siegel stehen in unmittelba¬ 
rer Verbindung zu unterschiedlichen Namen höherer Mächte. 

4. ) Hier wird ein Blick in die Vorstellungswelt des Urhebers der Anleitung gewährt und 
eine Erklärung für eine Gruppe aus voces magicae, Vokalen und Namen gegeben. Da¬ 
mit können die bisherigen Quellen zur Erforschung der voces magicae um ein Zitat aus 
einer Anleitung zur Herstellung eines Schutzartefakts bereichert werden. 


4 Dynamis kommt wohl zur Bezeichnung einer Anleitung in einer griechischen Sammelschrift vor: ’Apktikti Suvapig 
pavTcx TToiouaa Alles wirkende Macht des Bärengestirns. 

5 s. z. B. London OM Copt. 6794 => SAP-K-XY-001; JdE 45060, Kairo, Ägyptisches Museum => SAP-K-VUY-010; Hay 
10391 => SAP-K-VUY-012. 

6 Siehe z.B. SAP-K-VU0-OO2, SAP-K-VU0-OO3, SAP-K-VU0-OO4, SAP-K-X0-OO1. 

7 Das Zeichen des achtstrahligen Sterns mit Kringeln an den Enden ist auch als Zauberzeichen bekannt. Die übrigen 
Zeichen weisen jedoch nur bedingt formale Parallelen zu Zauberzeichen auf. Die Vorstellung zu der Funktion und 
Verwendung der Siegelzeichen, wie sie im zweiten Buch leu ersichtlich wird, weist jedoch deutliche Parallelen zu 
der späteren (nach dem 7. Jh.) Verwendung der Zauberzeichen in koptischen Texten auf und könnte eine mögliche 
Grundlage zu dieser Entwicklung darstellen. 


173 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus ovopa werden einmal eindeutig voces magicae zusammen mit einem 
einzelnen Namen, ein anderes Mal voces magicae, Namen und Vokale bezeichnet. Mit 
dem Plural övopaxa werden einmal voces magicae zusammen mit Vokalen, ein anderes 
Mal voces magicae, Namen und Vokale bezeichnet. Für die letztere Gruppierung wird 
innerhalb derselben Anleitung einmal der Singular und einmal der Plural verwendet. 


9.7.4.2. Bezeichnung: xapaKxpp / xapaicrfipe«; 

Der Terminus ist in vier griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 3. Jh., 
4. Jh.? und 4./5. Jh. überliefert. Der Singular tritt Ix auf, der Plural 4x. Einmal werden 
Singular und Plural gemeinsam zur Bezeichnung der Beschriftung verwendet. In einer 
Anleitung wird der Plural zweimal in unterschiedlicher Form abgekürzt wiedergegeben: 

X<xpaK T und xapouccnpo). 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Sämtliche Pluralformen werden eindeutig zur Bezeichnung der Zauberzeichen verwen¬ 
det. Die einmalig auftretende Singularform bezeichnet möglicherweise nicht die Zau¬ 
berzeichen, sondern die gesamte Beschriftung, bzw. die Gesamtkomposition. Allerdings 
besteht hier bei der Verwendung des Terminus eine interessante Parallele: In PGM III, 
196-197 wird eine s-förmig zu zeichnende Schlange mit dem Singular xapaicnip bezeich¬ 
net. In der hier besprochenen Anleitung ist die Zeichnung eines Uoroboros Bestandteil 
der Beschriftung. Möglicherweise kann also auch für die Bezeichnung einer figürlichen 
Darstellung die Singularform xapaicnip verwendet werden. Dies könnte bedeuten, dass 
die Darstellung weniger als Zeichnung, sondern als machtinhärente Abbildung verstan¬ 
den wurde. 


9.7.4.3. Bezeichnung: xd yponpopsva 

Der Terminus xd ypacpöpeva in einer griechischen Anleitung aus dem 4. Jh.? in der abge¬ 
kürzten Form ypa(po~ überliefert. 


Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus xd ypacpopsva wird die Beschriftung innerhalb eines Kreises bezeich¬ 
net, dabei handelt es sich um voces magicae, Namen und eine individuell zu formulie¬ 
rende Forderung. 


174 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


9.7.4.4. Bezeichnung: oxniaa 

Der Terminus ayfipawird in einer griechischen Anleitung aus dem 4. Jh. verwendet. 

Bezeichnete Beschriftungselemente 

Mit dem Terminus oxfipa wird wahrscheinlich die Gesamtkomposition der Beschriftung 
bezeichnet. 


9.7.4.5. Bezeichnung: tö v 0 ötav 

In einer griechischen Anleitung wird xbv v0 ötav dazu verwendet, voces magicae und 
einen Namen zu bezeichnen, die als Palindrom aufzuschreiben sind. Dieselbe Beschrif¬ 
tung wird in der Anleitung an früherer Stelle mit dem Terminus ovopa bezeichnet. 


9.7.4.6. Individuelle Beschriftungselemente 

Individuelle Beschriftungselemente treten in drei Beschriftungen in griechischen Anlei¬ 
tungen aus drei Sammelschriften des 3. Jh., 4. Jh.? und 6. Jh. oder früher auf und 
werden auf unterschiedliche Weise bezeichnet. Dazu gehören: ö Betau; pfi yeveoSai, xö 
/> jipäypa, Koiva (in zwei griechischen Anleitungen ausgeschrieben, in der Anleitung der 
bilinguen koptisch-griechischen Sammelschrift in abgekürzter Form koi geschrieben), ö 
ßoutapai. Ungewöhnlich ist die Verwendung 4 für die Bezeichnung einer individuell zu 
formulierenden Angelegenheit. 

Siehe Tabelle 9.66 für eine Zusammenstellung sämtlicher Bezeichnungen der Beschrif¬ 
tungen innerhalb der SZB-Gruppe. 


Tabelle 9.66 Bezeichnungen der Beschriftungen der Gruppe SZB 


Sammelschrift 

Datierung 

Katalognummer 

Quelle Anleitung 

Bezeichnung Beschriftung 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-001 

PGM VII, 925-939 

xd imoKsijisva övojiaxa Kai xoöc; 
yapaKxfjpac; 

4./5. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-002 

PGM X, 24-35 

xa övojiaxa; xoöc; yapaKxfjpac; 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-003 

PGM VII, 215-218 (Preisend- 
anz zählt falsch) 

— 

4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-VUI-GZB.g-001 

PGM V, 304-357 (plus Zeich¬ 
nung) 

xö övojia; xoüc; yapaKxfjpac;, ö OsXsic; 
jirj ysvsoOai; xöv vO öXov, xö ösTva 
7ipäyjia, ö ßoöXojxai, Koiva, öxi, xcov 
yapaKxöpojv, xd ypacpöjisva xaöxa, 
xaöxa tmoKaxo) 

6. Jh. oder früher 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

Ms. Copt. 136, 124-132 

koi/ 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-GZB.t-001 

PGM VII, 579-590 

xa[ö]xa xd övojiaxa, xöv yapaKxfjpa, oi 
yapaKxfjpsc;, oikoq, obc; imÖKsixai, xö ös 
ayfjjia, Koiva 


175 













Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.7.5. Autark zu verwendende Artefakte mit SZB-Gruppen-Beschriftung 

Fünf der sechs Artefakte werden autark verwendet. Sie sind allesamt funktionsbezeich¬ 
net und wurden hier außer der Reihe bereits unter "Funktionen" besprochen. 

Die Beschriftung der autark zu verwendenden Artefakte unterscheidet sich nicht auf¬ 
fallend von der Beschriftung des eingebundenen Artefakts, da letzteres mit sämtlichen 
innerhalb der SZB-Gruppe auftretenden S-Elementen und den drei großen Z-Gruppen 
Gl, G4 und G6 zu beschriften ist. Einzig die Wahl des geometrischen Elements ist, da es 
sich um ein einzelnes Artefakt handelt, auf eine Form - einen Kreis - beschränkt. 


9.7.6. Zusammenfassung der Gruppe SZB 

Sechs Beschriftungen der SZB-Gruppe sind aus vier Sammelschriften des 3. Jh. bis 6. 
Jh. oder früher belegt. 


9.7.6.1. Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der Beschriftungs¬ 
elemente aus? 

Insgesamt treten 15 unterschiedliche Beschriftungselemente in der SZB-Gruppe auf, 
je fünf aus jeder Gruppe. Innerhalb der S-Gruppe sind die beiden am häufigsten ver¬ 
wendeten Elemente voces magicae und Namen, die auch innerhalb der S-Gruppen- 
Beschriftungen die ersten beiden Plätze einnehmen. In vier von sechs Beschriftungen 
werden sie gemeinsam verwendet. Es fällt auf, dass weder ein einzelner Name, noch 
eine einzelne vox magica als Beschriftungselemente in der SZB-Gruppe Vorkommen. 

Innerhalb der Z-Gruppe sind die beiden Gruppen Gl und G6 in sämtlichen sechs Be¬ 
schriftungen vertreten, die Gruppe G4 kommt fünfmal vor. Sämtliche drei Gruppen do¬ 
minieren auch in den Beschriftungsgruppen Z und SZ. In der SZ-Gruppe überwiegt die 
Verwendung der Gruppe G4, gefolgt von Gl und G6, in der Z-Gruppe werden Zeichen 
der Gruppe G6 am häufigsten verwendet. 

Ein Kreis tritt einmal in der Beschriftungsgruppe ZB auf. Die Gruppe SB wird weiter un¬ 
ten untersucht. 

Verschiedene Elemente treten in Beschriftungen der SZB-Gruppe nicht auf, dazu ge¬ 
hören aus der Gruppe S: vox magica, Name, Anrufung, Identitätssatz und Homerverse. 
Aus der Gruppe Z finden sich keine Zeichen der Gruppen G5, G7 und G8, und aus der 
Gruppe B sind keine anthropomorphen Darstellungen nachweisbar. 

Ausschließlich Elemente der B-Gruppe werden elementgruppenspezifisch verwendet. 

Eine Beschriftung der SZB-Gruppe ist aus mindestens sechs und maximal zehn unter¬ 
schiedlichen Beschriftungselementen zusammengesetzt. 

Siehe Tabelle 9.67 zur Übersicht über das Vorkommen und die Verteilung der Element- 


176 



9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


gruppen der Gruppe S. 

Tabelle 9.67 Vorkommen und Verteilung der Elementgruppen innerhalb der einzelnen 
Gruppen S, Z und B 


Anzahl Elementgrup¬ 
pen der S oder Z oder 
B-Gruppe 

1 

2 

3 

4 

5 

total 

Datierung 

voces magicae 

- 

2 

1 

- 

2 

5 

3. Jh. - 4./5. Jh. 

Namen 

- 

1 

1 

- 

2 

4 

3. Jh. - 4./5. Jh. 

Forderung 

- 

1 

- 

- 

2 

3 

3. Jh.-4. Jh. | 4. Jh.? 

Vokale 

1 

- 

1 

- 

2 

3 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

individuelle Elemente 

- 

- 

- 

- 

2 

2 

3. Jh.-4. Jh. | 4. Jh.? 

Gl 

- 

1 

3 

2 

- 

6 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

G6 

- 

1 

3 

2 

- 

6 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

G4 

- 

- 

3 

2 

- 

5 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

G2 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

4. Jh. | 4. Jh.? 

G3 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

3. Jh. 

Kreis 

1 

- 

- 

- 

- 

1 

4. Jh. | 4. Jh.? 

Dreieck 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

3. Jh. 

Quadrat 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

3. Jh. 

Rechteck 

3 

- 

- 

- 

- 

1 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

Ouroboros 

1 

- 

- 

- 

- 

1 

3. Jh. 


In Tabelle 9.68 wird das vergesellschaftete Vorkommen und die Verteilung der Element¬ 
gruppen der SZB-Gruppe dargestellt. 


Tabelle 9.68 Vergesellschaftetes Vorkommen und Verteilung der Elementgruppen 


Anzahl Elementgruppen / Häu¬ 
figkeit — ► 

5/1 

6/1 

7/2 

9/1 

10/1 

Datierung 

voces magicae 

- 

1 

2 

1 

1 

3. Jh.-475. Jh. 

Namen 

- 

1 

1 

1 

1 

3. Jh.-475. Jh. 

Forderung 

- 

- 

1 

1 

1 

3. Jh.-4. Jh. |4. Jh.? 

Vokale 

1 

- 

1 

1 

1 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

individuelle Elemente 

- 

- 

- 

1 

1 

3. Jh. -4. Jh. | 4. Jh.? 

Gl 

1 

1 

2 

1 

1 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

G6 

1 

1 

2 

1 

1 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

G4 

1 

- 

2 

1 

1 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

G2 

- 

- 

- 

- 

1 

4. Jh. | 4. Jh.? 

G3 

- 

- 

1 

- 

- 

3. Jh. 

Kreis 

- 

- 

- 

- 

1 

4. Jh. | 4. Jh.? 

Dreieck 

- 

1 

- 

- 

- 

3. Jh. 

Quadrat 

- 

1 

- 

- 

- 

3. Jh. 

Rechteck 

1 

- 

2 

- 

- 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

Ouroboros 

- 

- 

- 

1 

- 

3. Jh. 


9.7.6.2. Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen zwischen 
Beschriftungselement/en und Schriftträger herstellen? 

Insgesamt sind zehn unterschiedliche Schriftträgerangaben zu den sechs Artefakten 
überliefert. Das liegt daran, dass in einigen Fällen mehrere alternative Angaben gemacht 
werden. Zinn wird am häufigsten genannt und ist das einzige Material, dass für eine 
SZB-Beschriftung sowohl in griechischen als auch in einer koptischen Anleitung vorge- 


177 
















































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


geben wird (3). Je zweimal als Schriftträger überliefert sind Gold, Silber und Papyrus, 
Blei wird einmal angegeben. Aus demotischen Anleitungen sind keine Anleitungen zur 
Beschriftung eines Artefakts mit Elementen der SZB-Gruppe eindeutig nachweisbar. 


9.7.6.3. Welche Funktionen werden genannt, und treten bestimmte Beschriftungselemente 

AUSSCHLIESSLICH IM KONTEXT BESTIMMTER FUNKTIONEN AUF? 

Fünf der sechs Artefakte sind funktionsbezeichnet, alle fünf werden autark verwendet. 
Ihre Beschriftung unterscheidet sich nicht auffallend von der Beschriftung des eingebun¬ 
denen Artefakts. Zornbannung ist die einzige Funktion, die mehrfach auftritt (2). 


9.7.6.4. Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und wurden die Bezeich¬ 
nungen ELEMENTSPEZIFISCH ODER ELEMENTÜBERGREIFEND VERWENDET? 

Zur Bezeichnung der Beschriftung werden die Termini xo övopa / ra övopaxa, xapaicrrip / 
XapaKxfjpsq, Ta ypacpopeva, oxrjpa und o v0 b/.ov verwendet. Der Terminus xapaicrfipec; tritt 
in sämtlichen Anleitungen auf, in denen die Beschriftung bezeichnet wird, die Singular¬ 
form hingegen in einer einzigen. Die Singularform övopa wird zweimal verwendet, die 
Pluralform övopaxa ist dreimalig überliefert, ypacpöpeva, ayfjpa und xo v0 öA,ov kommen je 
einmalig vor. 

Siehe Tabelle 9.69 zur Übersicht über das Vorkommen der verschiedenen Bezeichnun¬ 
gen der Beschriftungselemente. 


Tabelle 9.69 Vorkommen der verschiedenen Bezeichnungen der Beschriftungselemente 


Bezeichnung 

övopa 

övopaxa 

XapaKiiip 

XapaKxfjpsq 

ypacpöpsva 

axfipa 

xö V0 öXov 

Häufigkeit 

2 

3 

1 

4 

1 

1 

1 

Anzahl Sammels¬ 
chriften 

2 

3 

1 

3 

1 

1 

1 

Datierung 

3. Jh.,4. 
Jh.? 

3. Jh.,4. 
Jh.?, 4./5. 
Jh. 

3. Jh. 

3. Jh.,4. Jh.?, 
4./5. Jh. 

4. Jh.? 

3. Jh. 

4. Jh.? 


Nicht in sämtlichen Fällen kann den individuellen Termini ein individuelles Beschriftungs¬ 
element zugewiesen werden. In den Fällen, da dies möglich ist, werden mit dem Termi¬ 
nus yapaKxfipeq regelmäßig Zauberzeichen bezeichnet, övopa wird zur Bezeichnung von 
voces magicae, Namen, einem einzelnen Namen und Vokalen verwendet. Der Plural 
övöpaxa bezeichnet - mit Ausnahme eines einzeln auftretenden Namens - die gleichen 
Elemente, xö v0 olov wird parallel zu övopa verwendet und bezeichnet dieselben Be¬ 
schriftungselemente: voces magicae und einen einzelnen Namen, die zusammen als 
Palindrom geschrieben werden sollen. Bei der Anleitung aus der bilinguen koptisch¬ 
griechischen Sammelschrift wird die individuell vorzunehmende Angabe erst in der bei¬ 
gefügten Zeichnung des Artefakts angegeben, in der Anleitung selbst wird sie nicht er¬ 
wähnt. Erst anhand der Photographie konnte festgestellt werden, dass ein individuelles 
Element einen Teil der Beschriftung darstellte, in der bisherigen Publikation war dies 


178 














9 - Beschriftung der Artefakte: Artefakte mit Beschriftungen der Gruppe SZB 


nicht angegeben. Siehe Tabelle 9.70 zur Übersicht über die eindeutig einer einzelnen 
Bezeichnung zuzuordnenden Elementgruppen. 

Tabelle 9.70 Eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzuordnende Elementgruppen 


Bezeichnung (Anzahl) —> 
Beschriftungselement (Anzahl in Gruppe S) j 

övojia 

ovopaxa 

XapaKifjpsc; 

TOV V0 öXov 

Zauberzeichen 



4 


voces magicae 





voces magicae + Vokale 


1 



voces magicae + Name 

1 



1 

voces magicae + Vokale + Namen 

1 

1 



Anzahl Sammelschriften 

2 

1 

3 

1 

Datierung 

3. Jh.,4. 
Jh.? 

3. Jh. 

3. Jh.,4. 
Jh.?, 475. Jh. 

4. Jh.? 


9.7.6.5. Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterscheidet sich 
ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 

Fünf Artefakte werden autark verwendet. Sie sind allesamt funktionsbezeichnet, wobei 
Zornbannung ist die einzige Funktion ist, die mehrfach vorkommt (2). Zu zwei Artefakten 
wird mehr als eine Funktion angegeben. Die Beschriftung der autark zu verwendenden 
Artefakte weicht nicht auffällig von der Beschriftung des - einzigen - eingebundenen 
Artefakts ab. 


179 




















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.8. Nicht eindeutig zu rekonstruierende Beschriftungsangaben 
9.8.1. YA-Katalogdatensätze 

152 der 268 bearbeiteten Beschriftungsangaben können vollständig oder fast vollständig 
rekonstruiert werden, d.h., dass sämtliche Beschriftungselemente bekannt sind. Die An¬ 
gaben zu 66 Beschriftungen sind entweder unvollständig erhalten oder gänzlich zerstört. 

Zu 30 Artefakten sind die Beschriftungsangaben jedoch vollständig erhalten, können 
aber dennoch nicht eindeutig interpretiert werden, da mehrere Elemente zu einer Be¬ 
schriftungsbezeichnung in Frage kommen. Diese Artefakte werden im Katalog mit dem 
Kürzel "YA" versehen. Die entsprechenden Anleitungen finden sich in 21 griechischen, 
sieben demotischen und einer koptischen Anleitung aus 13 Sammelschriften des 2./3. 
Jh. - 5./6. Jh.(?). In einer demotischen Anleitung werden zwei Artefakte beschrieben. 

Das Kernproblem bei den Angaben zu diesen 30 Artefakten liegt darin, dass einem zur 
Bezeichnung der Beschriftung verwendeten Begriff mehrere potentielle Beschriftungs¬ 
elemente gegenüberstehen, und dass einige dieser Elemente in anderen Anleitungen 
nicht mit diesem Begriff in Verbindung gebracht werden können. Dieses Problem er¬ 
streckt sich über alle drei hier untersuchten Sprachen. Zu den Begriffen zählen in den 
griechischen Anleitungen die beiden Termini övopa und ovopaxa, in den demotischen 
die Begriffe m (der Name) und n3 m (die Namen). In den koptischen Anleitungen ist es 
der Terminus p\N (Name). 

Bisher konnte gezeigt werden, dass mit den Begriffen övopa und ovopaxa in einigen 
Anleitungen die Beschriftungselemente vox magica, voces magicae, Name und Namen 
bezeichnet wurden, in einem Einzelfall auch Zauberzeichen. Andere Elemente, wie z.B. 
eine Forderung, wurden damit nicht bezeichnet. Bei den YA-Anleitungen stellt dieses 
potentiell zusätzliche Beschriftungselement das Hauptproblem dar, da es zwar regelmä¬ 
ßig in ihnen enthalten ist, anhand der Angaben jedoch nicht klar getrennt werden kann 
zwischen zu sprechendem und zu schreibendem Text. 

Zwei Erklärungsansätze sind denkbar. Bei dem ersten werden die Begriffe övopa, 
ovopaxa, rn und p^n von dem jeweiligen Verfasser eng gefasst, d.h., auch ohne aus¬ 
drückliche Erklärung sollten die Termini explizit auf die angegebenen Namen oder voces 
magicae bezogen werden, der übrige Text war zu sprechen. Der zweite Erklärungs¬ 
ansatz basiert auf einem weiter gefassten Verständnis der beiden Termini, sodass der 
gesamte Text, inklusive Forderung, aufgeschrieben werden sollte. 

Als Erklärung für die beiden unterschiedlichen Verwendungen der Termini - eng und 
weit gefasst - käme eine chronologische Entwicklung, ein geographischer Schwerpunkt, 
die Verbindung mit speziellen Inhalten, individuelle Präferenzen des Verfassers, beab¬ 
sichtigte Unklarheit, unbeabsichtigte Unklarheit, Unaufmerksamkeit oder Desinteresse 
in Frage 1 . 

1 Die Möglichkeit einer wortgetreuen Kopie kann hier nicht als Argument herangezogen werden, da sie das Verhalten 
des Verfassers lediglich dokumentiert, und nicht erklärt. 


180 




9 - Beschriftung der Artefakte: Nicht eindeutig zu rekonstruierende Beschriftungsangaben 


Zwei dieser Ansätze können ausgeschlossen werden: 1.) Der chronologische Rahmen 
der YA-Anleitungen umfasst das 2./3. Jh. - 5./6. Jh.(?) und damit den größten Teil des 
Bearbeitungszeitraums. 2.) Die Inhalte der YA-Anleitungen gleichen den Inhalten der 
klar nachzuvollziehenden Anleitungen. 

Das geographische Argument ist schwierig zu be- oder zu widerlegen. YA-Anleitungen 
treten zwar zusammen mit eindeutig zu interpretierenden Anleitungen innerhalb der¬ 
selben Sammelschriften auf, hier könnte jedoch eingewendet werden, dass es sich bei 
einer Sammelschrift um eine Kompilation verschiedener Anleitungen unterschiedlicher 
Herkunft handeln kann. 

Es bleiben weiterhin die Möglichkeiten der individuellen Präferenzen des Verfassers, 
der beabsichtigten oder unbeabsichtigten Unklarheit, der Unaufmerksamkeit sowie des 
Desinteresses. Diese Erklärungsansätze lassen sich derzeit weder durch Fakten be¬ 
stätigen, noch widerlegen, da kein weiteres Vergleichsmaterial vorliegt, Kommentie¬ 
rungen von Anleitungen nur in der Form überliefert sind, dass sie als "sehr gut" oder 
"erprobt" qualifiziert werden, und auch keine Sekundärquellen erhalten sind, die sich 
mit der unterschiedlichen Verwendung der Begriffe oder dem formalen Aufbau einer An¬ 
leitung auseinandersetzen. Das Motiv der beabsichtigten Unklarheit ist zwar nachweis¬ 
bar, z.B. anhand verschlüsselter Anleitungen 2 , einzelner verschlüsselter Angaben 3 oder 
durch Erwähnung der Methode selbst 4 , doch ob dieses Motiv auch in Form unpräziser 
Beschriftungsangaben bewusst angewendet wurde, lässt sich nicht belegen und muss 
hypothetischer Natur bleiben. 

Eine grundsätzlich weiter gefasste Verwendung der griechischen Termini övopa und 
övöpaxa mit der Bedeutung "Worte", wie sie durch die Übersetzungen durch Preisendanz 
und späterer Bearbeiter suggeriert wird, ist in der Mehrheit der Anleitungen nicht beleg¬ 
bar und nur in den wenigen YA-Anleitungen potentiell greifbar. In der Regel werden bei¬ 
de Begriffe eng gefasst und explizit für die Bezeichnung von Namen und voces magicae 
verwendet. Ob eine weiter gefasste Verwendung der beiden Begriffe Auskunft über das 
soziale - oder intellektuelle - Umfeld des Verfassers geben kann, bedarf einer eingehen¬ 
den Untersuchung der Termini in anderen Quellen innerhalb des chronologischen und 
geographischen Rahmens der entsprechenden Sammelschriften. 

Interessant ist in jedem Fall die Verwendung der Begriffe m (der Name) und p\n (Name) 
in den demotischen und koptischen Anleitungen, die - ebenso wie ihre griechischen Pen¬ 
dants - teilweise eindeutig einem Beschriftungselement zugewiesen werden können, 
aber teilweise ebenso in YA-Kontexten auftreten. 

Siehe Tabelle 9.71 für eine Übersicht über die Bezeichnungen der Beschriftung inner¬ 
halb der YA-Datensätze. 


2 z.B. SAP-G-XI-G-002. 

3 z.B. SAP-D-XYAS-D-002, SAP-G-V-G-024. 

4 Siehe P. Leiden I 384, Leiden, Ryksmuseum van Oudheden = PGM XII, pdm xii, 401 ff. 


181 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.8.1.1. Beispiele 

SAP-G-VUYA-B.a-001 (PGM XII, 144-146, (150-151?)) 

"Mit aller Genauigkeit mal auf einen Lappen aus Byssos mit Wachtelblut den Gott Her¬ 
mes, aufrecht, mit einem Ibisgesicht. Dann schreib mit Myrrhe auch den Namen bei und 
sprich die Worte (ETriypayov Kai tö övopa Kai EiriAeys töv [Ao]yov): "Komm zu mir 
hierher, sofort, der du die Macht hast. Ich rufe dich an, den über die Geister gesetzten 
Gott der Götter, mir zu zeigen im Schlaf das (betr.). Ich beschwöre dich bei deinem Vater 
Osiris und bei Isis, deiner Mutter, mir zu zeigen eine Gestalt von dir, und offenbare mir, 
worüber ich will. 

Dein Name (övopa aoi): "r|iioua0i, ippTyrrvoua vspTrip 5 , Sioxaaßapa, Zapayco, den sie 
nennen Balcham. Weissage mir überdas betreffende, über alles, <worüber> ich frage."" 6 

SAP-G-VUYA-Z-002 (PGM VII, 919-924) 

"Wunderbares Siegesmittel des Hermes, das du in den Sandalen tragen mußt. Nimm ein 
Goldblättchen und schreib darauf mit ehernem Griffel und tu’s um, wem du willst, und 
sieh zu, was es wirkt an einem Schiff, einem Pferd; du wirst staunen. Die Charaktere 
aber sind: "(Zauberzeichen, Symbol für Sonne) Thöouth, gib Sieg, Stärke, Macht dem 
Träger!"" 7 

SAP-G-VUYA-G-003 (PGM IV, 2363-2368) 

"Zauberpraktik. Nimm gelbes Wachs und Extrakte von Luft- und Mondkraut, mische das 
und bild eine unten hohle Hermesfigur, die in der Linken einen Heroldstab hält und in 
der Rechten eine Tasche. Schreib auf hieratisches Papier diese Namen (toi övöpaTa 
TaüTa), und du wirst sehn, daß er unaufhörlich wirkt: „xcnoxev ouTißiApepvoucoS ot- 
paui'x gib Erwerb und Erfolg diesem Orte, weil Psentebeth hier wohnt.“ Das leg hinein 
und verschließ die Öffnung mit dem gleichen Wachs, stell es (das Bild) in eine Wand, 
unsichtbar, bekränze ihn (den Hermes) von außen, opfere ihm einen Hahn und spend 
ihm ägyptischen Wein und zünd für ihn einen nicht rot gefärbten Leuchter an." 8 

SAP-D-XYAS-D-001 (pdm xii, 50-61, PGM XII, 445-448) 

"(1) A spell for separating one person from another. (2) Dung of... (3)... (4) ...and you 
put it [in (?)] a document, (5) and you write on a document of papyrus these great (?) 
names (n5y m wr(?)) (6) together with the name of the man (p) m n p3 rmt), and you bury it 
underthe doorsill of the house. Here are the names (ri m) (7) ...and you recite them over 
(?) it also, 7 times. (8) "yö(?)erbeth yö(?)yeth yö(?) bolxoseth (9) yö(?)paxerbeth yö(?) 
patathnax (10) leemeng.re yöosesrö (11) yöxlontoeps Separate A born of B from C born 

5 Anmerkung J. F. Quack: p3 sri n p3 ncr rß ncr.w? Siehe Habilitationsschrift J. F. Quack (erscheint voraussichtlich 
2014), Kapitel 2.2.13. Rezeption der Dekane in der griechisch-römischen Welt. 

6 Übersetzung: Preisendanz (1974) 2 , 67-68. 

7 Übersetzung: Preisendanz (1974) 2 , 40. 

8 Übersetzung: Preisendanz (1973) 2 , 147. 


182 




9 - Beschriftung der Artefakte: Nicht eindeutig zu rekonstruierende Beschriftungsangaben 


of D!" (12) It is .... "Separate Isis from ...!" Formula: 7 times." 9 
SAP-K-XYA-001 (P. Mich. inv. 593 a, 1-9) 

"Concerning the Three, Three. Take a sheet (of papyrus) and write upon it (the signs?) 
and the names (nep^H). He will recover. In the name of Jesus Christ. Amen. Blessed art 

thou, O Lord, that sittest above the Cherubim.that stand in his presence. Blessed art 

thou.tojudge the quick and the dead ... and seven archangels.Suruel and Trimu- 

el.mayestthou bring outof every room (?).Run! Straightaway! Quickly! Quickly!" 10 

SAP-G-VUYA-G-008 (PGM X, 36-40; 41-50) 

"Anders. Unterwerfungsmittel des Apollon. Nimm eine bleierne Tafel <oder Platte> von 
einem Maultiergespann, schreib die untenstehenden Namen (tcx üttokeihevcc □□ (für 
övopaTa)) auf sie und leg die Zunge eines Frosches hinein. Sprich, wenn das Blatt 
mit der Froschzunge in deine rechte Sandale gelegt wird: "Wie diese heiligen Namen 
getreten werden, ebenso sei auch der NN (nach Belieben), der Bedränger (niederge¬ 
halten)". (In vier Reihen; "Abrasax", daneben ein Stiefel, darunter die sieben Vokale in 
sieben Abänderungen. ZW, Engelnamen: "Michael, Raphael, Gabriel, Suriel, Zaziel, Ba- 
dakiel, Syliel", Gottesn. "laö Sabaöth Adonai"). "Unterwirf mir den NN, jetzt jetzt, schnell 
schnell!"" 11 

Bei diesem letzten Beispiel ist das Problem durch eine Zeichnung des herzustellenden 
Artefakts gegeben, da in ihr auch eine Forderung enthalten ist, die von derjenigen, die in 
der Ableitung als zu sprechen angegeben wird, abweicht. 


Tabelle 9.71 Bezeichnungen der Beschriftung innerhalb der YA-Anleitungen 


Sammelschrift 

Datierung 

Katalognummer 

Anleitung 

Beschriftung Bezeichnung 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-VU YA-Gs-001 

P. Leiden 1 383 Verso, 

Kol. 10.1-12 

n^y m.w (diese Namen) 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-VUYA-Gs-002 

VI 12 

P. Leiden 1 383 Kol. 

XXVII, 21-32 

p^y rn (dieser Name) 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-D-VUYA-Gs-003 

V2/2 

P. Leiden 1 383 Kol. 

XXVII, 21-32 

p3y m (dieser Name) 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-D-XYA-G-001 

P. Leiden 1 384, Kol. III, 
1-11? 1-32? (pdmxii, 76- 
107, PGM XII, 453-465) 

n:> m (die Namen), p3 m (der 
Name) 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-D-XYAS-D-001 

P. Leiden 1 384, Kol. IV, 
1-12 (pdm xii, 50-61, 

PGM XII, 445-448) 

n^y m wr(?) (diese großen (?) 
Namen) 


9 Übersetzung: Johnson (1975), 39. 

10 Übersetzung: Worrell (1935), 192-194, no. 7. 

11 Übersetzung: Preisendanz (1974)2, 53. 


183 


















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


3. Jh. 

SAP-D-XYAS-D-002 

P. Louvre E 3229, Kol. 

2, 10-29, Kol. 3, 1 (pdm 
suppl. 40-60) (unklar) 

nly m.w (diese Namen) 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-D-XYAS-D-003 

P. Leiden 1 384, Kol. IV, 
13-19 (pdm xii, 62-68, 

PGM XII, 449-452) 

rß m (die Namen) 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-D-XYAS-DG-001 

P. Leiden 1 384, Kol. II, 
(pdm xii, 119-134, PGM 
XII, 469-470, 471-473) 

[rß] m [n] mtre () [der/die] 
wahre/n Name/n, rßy mdw.t 
(diese Worte) 

3. Jh. 

SAP-G-VU 0YA- 
GZ-001 

PGM VII, 417-422 

xd ovopaxa; xonxonc; xonc; 
yapaKxfjpac;; Koiva, dbc; av 08 A.sk; 

2./3. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VU YA-B. a-001 

PGM XII, 144-146, (150- 
151?) 

xö ovopa, 0söcf Eppfjq 

4. Jh. 

SAP-G-VU YA-G-001 

PGM IV, 1846-1852 

xd xivöc; xd ovopa 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-002 

PGM IV, 2694-2704 

xd ovopa xonxo; ypappaxa V 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-003 

PGM IV, 2363-2368 

xd ovopaxa xanxa 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-004 

PGM IV, 3142-3143, 
3151-3153, 3156-3164; 
unklar: 3154-3156, 3165- 
3170 

xd ypacpöpsva ovopaxa xanxa; 
syysypappsva ovopaxa 

3. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-005 

PGM VII, 300a-310 

xd ayia ovopaxa 

5. Jh. | 576. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-006 

PGM CXXIIIa, 11-23 

□ (ovopa/ ovopaxa) 

4. Jh. | 4. Jh.? 

SAP-G-VUYA-G-007 

PGM V, 207-212 

xonxo xd ovopa 

4./5. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-008 

PGM X, 36-40; 41-50 

xd imoKsipsva ovopaxa 

374. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-009 

PGM LXX, 20-25 

xd ovopa xon (endet dort; keine 
Lakuna o.ä., einfach nicht mehr 
geschrieben) 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-001 

PGM XXXVI, 1-34 

xd wroKipsvov 0f)5io[v]; xa 
ovopaxa 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-002 

PGM XXXVI, 231-255 

xd imoKsipsva ovopaxa Kai xd 
Ccoöiov; unklar: xd aXXa, Koiva 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-003 

PGM XII, 376-396 

xd imoKipsvov Ccodiov; xd C 
ovopaxa 0soh; xd 5s ovopaxa 
Ka[x]aypacpöpsva 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-004 

PGM XXXVI, 102-105, 
115-133; unklar: 105-114 

xd n7io<Ksi>psva ovopaxa; xd 
Ccoöiov; xd ypacpöpsva ovopaxa 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-005 

PGM XXXVI, 35-68 

xd ovopaxa; ocppayT5a oh 0p8ion; 
xd ypacpöpsva ovopaxa xanxa 

3. Jh. 

SAP-G-VU YA-G B .t-001 

PGM VII, 940-968 

xd ovopaxa xanxa ohv xfj oxii^ri 

4. Jh. 

SAP-G-VU YA-GZ-001 

PGM XXXVI, 189-210 

rj' yapiKxfjpac; 

4./5. Jh. | 5. Jh. 

SAP-G-VU YA-Z-001 

PGMXIa, 1-11,37 

xonc; yapaKxfjpac; xonxonc; 

3. Jh. 

SAP-G-VUYA-Z-002 

PGM VII, 919-924 

oi yapaKxfjpsc; 

273. Jh. 

SAP-G-XYA-G-001 

P. Duke inv. 729, 1-12 

xd imoKipsva ovopaxa, Kai yap 
a7röppri[xa.], övöjpa saxiv xflc; 
Acppoöixric; 

5./6. Jh. ? 

SAP-K-XYA-001 

P. Mich. inv. 593 a, 1-9 

tiep^N (die Namen) 


184 































9 - Beschriftung der Artefakte: P-M-Z-N-Schema 


9.9. P-M-Z-N-Schema 


9.9.i. Übersicht 

Das "P-M-Z-N-Schema" bezeichnet die Elemente P = Praktizierender, M = höhere 
Macht, Z = Zielperson und N = Nutznießer innerhalb der Beschriftung eines Artefakts 
und gibt Auskunft über deren Verwendung. Zielperson und Nutznießer werden dabei in 
der Mehrheit der Fälle formularisch bezeichnet, in seltenen Fällen wird eine Abkürzung 
auch für die Bezeichnung des Praktizierenden oder einer höheren Macht verwendet. Aus 
koptischen Anleitungen sind keine Abkürzung für die Zielperson, den Nutznießer, den 
Praktizierenden oder eine höhere Macht belegt. Im Folgenden werden die Elemente der 
Reihe nach besprochen. 

Für 223 Artefakte kann mindestens eins der vier Elemente sicher als Beschriftungsele¬ 
ment rekonstruiert werden. Zu beachten ist dabei, dass nicht alle 223 Beschriftungs¬ 
angaben vollständig erhalten sind und dass weitere P-M-Z-N-Nennungen vorhanden 
gewesen sein könnten. Eine vollständige Rekonstruktion sämtlicher P-M-Z-N-Schema- 
elemente ist für 187 Artefakte möglich. Zwar kann nur zu 152 Artefakten die Beschriftung 
vollständig oder fast vollständig rekonstruiert werden, aber eine unvollständig überliefer¬ 
te voces magicae Sequenz oder eine zerstörte Anrufung z.B. haben keinen unmittelba¬ 
ren Einfluss auf den Erhaltungszustand der P-M-Z-N-Überlieferung. 


P - Der Praktizierende 

In 39 Beschriftungen aus zehn Sammelschriften tritt eine Nennung der 1. Pers. Sing. auf. 
Drei der zugehörigen Anleitungen sind in Demotisch verfasst, 36 in Griechisch. Der chro¬ 
nologische Rahmen umfasst das 2./3. Jh. bis 4./5. Jh. In keiner koptischen Anleitung zur 
Herstellung und Handhabung eines schrifttragenden Artefakts wird der Praktizierende 
genannt, allerdings in einer griechischen, in der die Beschriftung aus einem koptischen 
Identitätssatz besteht. 

Die Nennung der 1. Pers. Sing, erfolgt in vier unterschiedlichen Kontexten: im Rahmen 
einer Anrufung, innerhalb eines Identitätssatzes, bei der Bezeichnung der Zielperson 
und bei der Bezeichnung des Nutznießers. 

Bei einer Anrufung erfolgt die Nennung durch eine Verbform der 1. Pers. Sing. (z.B. 
öpKi^co ge oder e^opKi^co ge Ich beschwöre Dich 1 ). Identitätssätze können in zwei Grup¬ 
pen geteilt werden. In der ersten identifiziert sich der Praktizierende mit einer höheren 
Macht, die namentlich genannt wird (z.B. xrir Ktuoy Btuoy ... Ich bin Köu, Böu ... 2 ), in der 
zweiten wird eine formularische Schreibweise verwendet (eii_ii ö ^ ich bin der NN 3 ). Bei 
der Identifizierung mit der Zielperson und/oder dem Nutznießer tritt ein Personalprono¬ 
men der 1. Pers. Sing, zusammen mit einer formularischen Bezeichnung im Rahmen ei- 


1 SAP-G-VUI-G-001, SAP-G-VUI-G-006. 

2 SAP-G-X-K-001. 

3 SAP-G-X0-GB.t-OO1. 


185 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


ner Forderung auf (Identifizierung als Zielperson z.B. 56s poi eurruxiav, eTra<po<5i>aiav, 
5o^av, x^piv ev tcö crraSicp. Gib mir Gelingen, Beliebtheit, Ruhm, Gunst im Stadion! 4 ; 
Identifizierung als Nutznießer z.B. <piAe(tco i_ie f| ^ Tfß ^ epe, töv TTiouaa tö ttotöv 
Lieben soll mich die NN, Tochter der NN, den NN, wenn sie genommen hat den Trank! 5 ). 

In den Fällen, in denen eine Forderung ein Personalpronomen der 1. Pers. Sing, ent¬ 
hält, scheint es plausibel davon auszugehen, dass der Praktizierende für sich selbst die 
Herstellung des Artefakts durchführen sollte und damit identisch mit der Zielperson oder 
dem Nutznießer ist. Eine entsprechende Beschriftung könnte jedoch einfach modifiziert 
und für eine dritte Person hergestellt werden, indem man das Personalpronomen weg¬ 
lassen würde. 


M - Die höhere Macht 

Für 220 Artefakte wird eine höhere Macht ausdrücklich als Bestandteil der Beschriftung 
angegeben, doch nicht in jedem Fall wird die genaue Form der Bezeichnung dieser hö¬ 
heren Macht genannt. So kommt es, dass in mehreren Fällen die genaue Bezeichnung 
der Macht unklar bleiben muss 6 . 189 der Anleitungen wurden in Griechisch verfasst, 23 
in Demotisch, acht in Koptisch. Der chronologische Rahmen der 31 Sammelschriften 
umfasst das 1 .12. Jh. bis 6.-7. Jh. 

Eine höhere Macht, an die sich der Praktizierende wendet, kann auf unterschiedliche 
Weise in einer Beschriftung bezeichnet werden: durch die Nennung eines oder mehrerer 
Namen, einer oder mehrerer voces magicae, durch Vokale, mittels der Darstellung von 
Zauberzeichen oder einer bildhaften Darstellung. 

In zwei Fällen scheint es, dass die höhere Macht nicht, wie generell üblich, in der Anlei¬ 
tung vorgegeben wird, sondern individuell durch den Praktizierenden ausgewählt wer¬ 
den kann 7 . 


Z - Die Zielperson 

In 53 Beschriftungen wird eine Zielperson genannt. Neun der Anleitungen wurden in De¬ 
motisch, zwei in Koptisch und 42 in Griechisch verfasst. Die 14 Sammelschriften werden 
zwischen das 2. Jh. und 6.-7. Jh. datiert. 

In der Regel handelt es sich bei der Zielperson um eine einzelne Person, in seltenen 
Fällen um zwei Personen, z.B. bei einer Trennungspraxis, in zwei Fällen jedoch um eine 
Personengruppe 8 . 16x wird die Zielperson mit der 1. Pers. Sing, identifiziert, davon drei¬ 
mal formularisch. Hinzu kommen solche Beschriftungen, die teilweise oder vollständig 
individuell gesta ltet werden können. In diesen Fällen ist unklar, inwieweit eine Zielperson 

4 SAP-G-VUI-GZ-005. 

5 SAP-G-V-G-024. 

6 Im Katalog sowohl unter "0" als auch unter "Y" zu finden. Doch nicht jede 0- und Y-Bezeichnung ist auf Identifizie¬ 
rungsprobleme einer höheren Macht bezogen. 

7 SAP-G-VUYA-G-001, SAP-G-VUI-G-008. 

8 SAP-K-V-KZB.g-001 und SAP-G-V-G-063. 


186 




9 - Beschriftung der Artefakte: P-M-Z-N-Schema 


in schriftlicher Form genannt wurde. 

Die Bezeichnung der Zielperson erfolgt in den griechischen Anleitungen mittels der ein¬ 
maligen oder doppelten Verwendung des Symbols ^ für 5eTva. In den demotischen An¬ 
leitungen wird die Formulierung ausgeschrieben mn r:ms mn NN, die geboren hat NN. 
Einmal jedoch wird mn mit der griechischen Form der Abkürzung geschrieben: ^ r:ms ^ 9 . 
Es ist allerdings nicht eindeutig zu rekonstruieren, ob dieser Teil der Angaben zu spre¬ 
chen oder zu schreiben ist. 10 Eine weitere Nennung erfolgt in der Form ß mn die A/A/. 11 


N - Der Nutznießer 

19 Beschriftungen aus neun Sammelschriften des 2.13. Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. enthalten 
die Nennung eines Nutznießers, 14 der Anleitungen wurden in Griechisch und fünf in 
Demotisch verfasst. Aus koptischen Anleitungen ist die Verwendung des Nutznießers in 
Beschriftungen nicht belegt. In 13 Fällen wird dabei eine Form der 1. Pers. Sing, ange¬ 
geben, zehnmal davon mit einer zusätzlichen formularischen Bezeichnung. Der Überlie¬ 
ferungszeitraum für N ist wesentlich kürzer als der Zeitraum für M oder Z, allerdings gibt 
es eine Anleitung aus dem 5. Jh. | 5./6. Jh. und eine weitere aus dem 6./7. Jh., bei denen 
unklar ist, ob der Nutznießer in der Beschriftung oder ausschließlich mündlich genannt 
werden sollte. 

Die Bezeichnungen für den Nutznießer gleichen den oben beschriebenen Abkürzungen, 
die für die Zielperson verwendet wurden. 


9.9.1. Individuelle Verwendung eines Elements und Kombinationen 

Die Elemente P-M-Z-N treten in den Kombinationen P-M, P-M-Z, P-M-Z-N, M-Z und M- 
Z-N auf. Einzig M ist als alleiniges Element belegt, es ist zudem das einzige Element, 

9 SAP-D-VUYA-Gs-001 = P. Leiden I 383 Verso, Kol. 10.1-12 (pdm xiv, 1003-1014). Siehe zu der Verwendung des 
griechischen Monogramms ^ Jacco Dieleman, What’s in a Sign? Translating Filiation in the Demotic Magical Papyri, 
in: Arietta Papaconstantinou (Hrsg.), The Multilingual Experience in Egypt from the Ptolemies to theAbbasids, 2010, 
127-52. Er kommt auf den Seiten 150-151 zu den folgenden Ergebnissen: "In the foregoing pages I examined the 
adoption of the Greek monogram, meaning ösTva, as a variant writing for Egyptian mn into the unspecified filiation 
formula mn rms mn in the two related bilingual magical manuals P.Leiden I 384 verso and P.Lond.-Leid. This Egyptian 
formula served as the Standard filiation formula in medical and magical manuals of pharaonic date and remained in 
use in the Demotic and Old-Coptic spells of Roman date (...) The Greek monogram was thus embedded in a fixed 
phrase with a long history of use and scribal practice. With respect to the monogram itself, the investigation has re- 
sulted in the following five conclusions. First, with the exception of the two bilingual manuals, the abbreviation sign 
is unattested in Demotic manuscripts, but is otherwise commonly used in the Contemporary Greek magical manuals 
from Egypt, in particular in the corresponding unspecified filiation formula 5sTva ov stsksv ri 5sTva (and its variants). 
Second, since these Contemporary magic handbooks in Greek served the editors of the Demotic spells as source ma¬ 
terial, it is reasonable to assume that the Greek monogram was borrowed from the Greek manuals into the Demotic 
spells at one stage during the editing process of Consulting and adapting source materials, a phenomenon I refer to 
as ‘manuscript interference’. Third, in its new linguistic environment, the Greek sign retained its ideographic value, i.e. 
denoting a personal name substitute, but, as a phonogram, blended into Egyptian speech signifying mn, the Egyptian 
noun substitute of old. The occurrence of the sign in the Demotic spells is therefore a case of graphic, not linguistic 
borrowing. Fourth, the act of borrowing must be regarded a double movement, back and forth, for the filiation formula 
5sTva ov stsksv ri 5sTva itself constitutes an idiomatic borrowing from Egyptian magical texts in the first place, intro- 
duced into the Greek spells at a certain moment in the Hellenistic or early Roman period. Fifth, the distribution pattern 
of the abbreviation mark shows a concentration in three small clusters only, which is remarkably restrictive given the 
high number of 68 preserved columns of Demotic on the two manuscripts. The observed pattern can therefore not be 
a coincidence. On the contrary, it must be indicative of certain editorial choices and preferences." 

10 SAP-D-VUYA-Gs-001. 

11 Vergleiche Jacco Dieleman, What’s in a Sign? Translating Filiation in the Demotic Magical Papyri, in: Arietta Papacon¬ 
stantinou (Hrsg.), The Multilingual Experience in Egypt from the Ptolemies to theAbbasids, 2010, 127-152. 


187 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


das in sämtlichen Kombinationen auftritt. 


9.9.1.1. M ALS ALLEINIGES ELEMENT 

136 Beschriftungen bestehen aus der alleinigen Nennung einer höheren Macht ohne 
Angaben zu einem Praktizierenden, einer Zielperson odereinem Nutznießer. Lässt man 
sämtliche Bezeichnungen, die ausschließlich aus einer vox magicae, voces magicae 
oder Vokalen bestehen, unberücksichtigt, mit der Begründung, dass unklar ist, inwieweit 
diese Elemente eine höhere Macht bezeichnen oder zu deren Anrufung oder Beeinflus¬ 
sung verwendet werden sollten, bleiben 88 Beschriftungen, die nach wie vor den gesam¬ 
ten Zeitraum des 1./2. Jh. bis 6.-7. Jh. umspannen. M als alleiniges Schema-Element ist 
in Anleitungen aus allen drei Sprachen belegt. 121 Beschriftungsanweisungen wurden in 
Griechisch, zehn in Demotisch und vier in Koptisch verfasst. Sieben der Beschriftungen 
können durch individuelle Angaben ergänzt werden. 


9.9.1.2. Kombination: P-M 

Die Kombination aus der Nennung des Praktizierenden und der Nennung einer höheren 
Macht - ohne Nennung einer Zielperson und/oder eines Nutznießers - ist in vier griechi¬ 
schen Beschriftungsanweisungen aus drei Sammelschriften des 3. und 4. Jh. belegt. Sie 
tritt weder in demotischen, noch in koptischen Anleitungen auf. Eine Beschriftung kann 
durch individuelle Angaben ergänzt werden. 


9.9.1.3. Kombination: P-M-Z 

Die Kombination aus der Nennung des Praktizierenden, einer höheren Macht und der 
Zielperson ist 19x sicher belegt. Sie tritt in 18 griechischen und einer demotischen Anlei¬ 
tungen aus sechs Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. auf. Aus koptischen Anleitungen 
ist dieses Schema nicht belegt. Sechs der Beschriftungen können durch individuelle 
Angaben ergänzt werden. 


9.9.1.4. Kombination: P-M-Z-N 

In 14 Beschriftungen werden Angaben zum Praktizierenden, zur angerufenen höheren 
Macht, zur Zielperson und zum Nutznießer gemacht. Die Beschriftungen sind in zwei 
demotischen und 12 griechischen Anleitungen aus acht Sammelschriften des 2./3. Jh. 
bis 4./5. Jh. überliefert. Auch dieses Schema ist aus koptischen Anleitungen nicht belegt. 
Sechs der Beschriftungen können durch individuelle Angaben ergänzt werden. 


9.9.1.5. Kombinationen: M-Z 


188 



9 - Beschriftung der Artefakte: P-M-Z-N-Schema 


ln sechs griechischen, drei demotischen und einer koptischen Anleitung aus sechs Sam- 
melschriften des 2. Jh. - 6. Jh. oder früher wird ein Artefakt mit Angabe der höheren 
Macht und der Zielperson beschriftet. 


9.9.1.6. Kombinationen: M-Z-N 

Die Kombination aus der Nennung einer höheren Macht, der Zielperson und des Nutz¬ 
nießers ist in drei griechischen und einer demotischen Anleitung aus vier Sammelschrif¬ 
ten des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. überliefert. 


9.9.2. Zusammenfassung 

Bei 223 Beschriftungen kann mindestens eins der vier Schema-Elemente P = Praktizie¬ 
render, M = höhere Macht, Z = Zielperson und N = Nutznießer sicher rekonstruiert wer¬ 
den. Für 187 dieser Beschriftungen können sämtliche P-M-Z-N-Schemaelemente - doch 
nicht notwendigerweise sämtliche Inhalte, da voces magicae z.B. unvollständig erhalten 
sein können - rekonstruiert werden. 

Die Bezeichnung einer angerufenen höheren Macht ist von dem 1 .12. Jh. bis in das 6.-7. 
Jh. belegt, die Bezeichnung einer Zielperson seit dem 2. Jh., ebenfalls bis in das 6.-7. Jh. 
Damit sind M und Z von den vier Schema-Elementen über den längsten Zeitraum nach¬ 
weisbar. Die Nennung eines Praktizierenden ist erst seit dem 2./3. Jh. und nur bis in das 
4./5. Jh. überliefert, ebenso die Nennung eines Nutznießers - hier gibt es allerdings eine 
Anleitung aus dem 5. Jh. | 5./6. Jh. und eine weitere aus dem 6./7. Jh., bei denen nicht 
eindeutig bestimmt werden kann, ob die Bezeichnung eines Nutznießers schriftlich oder 
mündlich erfolgen sollte. Unter den 223 Beschriftungen ist M am häufigsten überliefert 
(220), gefolgt von Z (53), P (33) und N (19). 

P, Z und N werden in den griechischen Texten regelmäßig mittels der einmaligen oder 
doppelten Verwendung des Symbols ^ für 5eTvcc abgekürzt. In einem demotischen Text 
ist diese Verwendung ebenfalls belegt, die übliche Formel ist jedoch mn r ms mn NN, die 
geboren hat NN. Aus koptischen Anleitungen ist keine Verwendung einer abgekürzten 
Schreibweise überliefert, sicher auszuschließen ist sie jedoch nicht, da bei sechs Anlei¬ 
tungen die Angaben diesbezüglich unklar sind. 

Kombiniert werden die Schema-Elemente P-M, P-M-Z, P-M-Z-N, M-Z und M-Z-N. M ist 
das einzige Element, das in sämtlichen Kombinationen auftritt, es wird zudem als einzi¬ 
ges auch alleine verwendet. 

Sämtliche Kombinationen sind in griechischen Anleitungen belegt, und bis auf die Kom¬ 
bination P-M- auch in den demotischen Anleitungen. Anders sieht es bei den koptischen 
Anleitungen aus, hier fehlt ein klarer Nachweis für die Verwendung der Elemente P und 


189 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


N. Entsprechend treten auch keine Kombinationen, die diese beiden Elemente enthal¬ 
ten, in koptischen Anleitungen auf. 

Siehe Tabelle 9.71 für eine Übersicht über die einzelnen Elemente, die eindeutig als 
Bestandteil der Beschriftung rekonstruiert werden können. 


Tabelle 9.71 Gesamtvorkommen der einzelnen Elemente des P-M-Z-N-Schemas 


Element 

Anleitungen 

Sammelschriften 

Datierung 

P 

39: G (36), D (3) 

10 

2 . 12 . Jh. bis 4./5. Jh. 

M 

220: G (189), D (23), K (8) 

28 

1 . 12 . Jh. bis 6.-7. Jh. 

Z 

53: G (42), D (9), K (2) 

14 

2. Jh. und 6.-7. Jh. 

N 

19: G (14), D (5) 

9 

2 . 12 . Jh. bis 4./5. Jh. 


Tabelle 9.72 Individuelle Verwendung und Kombinationen der P-M-Z-N-Elemente in Be¬ 
schriftungen, zu denen sämtliche P-M-Z-N-Schemelemente rekonstruiert werden können 


Kombinations¬ 

schema 

Anleitungen 

Sammelschriften 

Datierung 

M 

136: G (122), D (10), 

K (4) 

22 

1./2. Jh. bis 6.-7. Jh. 

P-M 

4: G (4) 

3 

3. und 4. Jh. 

P-M-Z 

19: G (18), D (1) 

6 

2 . 12 . Jh. | 4. Jh. 

P-M-Z-N 

14: G (12), D (2) 

8 

2./3. Jh. -4./5. Jh. 

M-Z 

10: G (6), D (3), K (1) 

6 

2. Jh. - 6. Jh. oder früher 

M-Z-N 

4: G (3), D (1) 

4 

2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. 


190 






















9 - Beschriftung der Artefakte: Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 


9.10. Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 

Weisen die umfangreichen Sammelschriften spezielle Beschriftungsmuster beson¬ 
ders häufig auf, die eine chronologische Einordnung unterstützen oder auf individuelle 
Schwerpunkte des Verfassers oder Kompilators hindeuten könnten? Um dieser Frage¬ 
stellung auf den Grund zu gehen, werden im Folgenden exemplarisch die Artefaktbe¬ 
schriftungen in Anleitungen aus fünf umfangreich erhaltenen Sammelschriften näher 
untersucht und die Ergebnisse einander gegenübergestellt. 


9.10.1. PGM VII (3. Jh.) 

In der Sammelschrift PGM VII wird die Herstellung und Handhabung von 48 zu beschrif¬ 
tenden Artefakten beschrieben. Es werden Beschriftungselemente aus allen drei Grup¬ 
pen S, Z und B verwendet. Die am häufigsten auftretende Elementgruppe stellen voces 
magicae dar, Identitätssätze, Homerverse, Zeichen der Gruppen G2, G7 und G8 sowie 
Bildelemente der Gruppen Ba und Bp sind nicht belegt. Eine Beschriftung kann aus bis 
zu neun unterschiedlichen Elementgruppen zusammengesetzt sein. Nicht alle Beschrif¬ 
tungen lassen sich vollständig rekonstruieren. 

25 Artefakte werden autark verwendet, 21 sind in eine übergeordnete Praxis eingebun¬ 
den, bei zweien ist die Zuordnung unsicher. 31 Artefakte sind funktionsbezeichnet. 

In Tabelle 9.73 wird das Vorkommen der Elementgruppen abgebildet, während in Tabelle 
9.74 Elementgruppen, Schriftträger und die Funktionen der Artefakte gegenübergestellt 
werden. 


Tabelle 9.73 Gesamtübersicht über die Elementgruppen in PGM VII 


Elementgruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

voces magicae 

21 

Namen 

12 

Forderung 

12 

Vokale 

3 

Name 

14 (7x in einer 
Praxis) 

individuelle 

Angaben 

10 

vox magica 

4 

Identitätssatz 

- 

Anrufung 

5 

Homerverse 

- 


Element¬ 

gruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Gl 

9 

G2 

- 

G3 

3 

G4 

12 

G5 

2 

G6 

11 

G7 

- 

G8 

- 

Gu 

3 


Element¬ 

gruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Ba 

- 

Bt 

2 

Bg 

3 

Bp 

- 

B unklar a?t? 

- 


191 










































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.74 Elementgruppen, Schriftträger und Artefaktfunktion PGM VII (3. Jh.) 


Katalognr. 

P/H 

Funktion Artefakt 

Material 

vm+ F G4 G6 Gl ind N+ A Vo BT N vm 1 BG G3 G5 Gu 

Anzahl 

Element¬ 

gruppen 

SAP-G-VUI- 

GZB.t-001 

P 

Schutz 

Gold 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 

1 







7 

SAP-G-VUI- 

GZ-001 

P 

Fesseln, 
Unterwerfen und 
Binden 

Blei 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 







1 


1 

SAP-G-VUI- 

GZ-004 

P 

Liebe (allgemein) 

Zinn 

1 

1 

1 

1 

1 

1 









1 


SAP-G-V- 

GZB.g-001 

P 

Zorn u. Feind¬ 
seligkeit bannen, 
Verstummen 
Gegner; Sieg 
(wohl vor 

Gericht) 

Blei 

1 

1 

1 

1 

1 








1 

1 



7 

6 

SAP-G-V- 

GZ-005 

P 

Heilung 

Haut 

1 

1 

1 














SAP-G-VUI- 

G-004 

P 

Offenbarung 

Papyrus 

1 

1 




1 

1 

1 

1 








SAP-G-XI- 

G-001 

H 

keine Angabe 

Lorbeer 

1 

1 




1 

1 

1 









5 

4 

4 

4 

SAP-G- 

VU0YA- 

GZ-001 

P 

Bindung 

Zinn 

1 

1 




1 











SAP-G-V- 

G-058 

P 

Heilung 

Zinn 

1 

1 






1 



1 






SAP-G-V- 

G-024 

P 

Liebe (allgemein) 

Papyrus 

1 

1 









1 






SAP-G-V- 

GZ-002 

H 

keine Angabe 

Lorbeer 

1 


1 

1 

1 












SAP-G-V- 

GZ-006 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 


1 

1 










1 



SAP-G-V- 

GZB.g-003 

P 

Gewinn von 

Liebe, Gunst, 
Erfolg und 
Freunden 

Zinn 

1 



1 

1 


1 






1 




5 

SAP-G-VUI- 

G-001 

H 

keine Angabe 

Blei 

1 





1 

1 

1 









4 

SAP-G-VUI- 

G-002 

P 

Schlaflosigkeit 

Fledermaus 

1 





1 











2 

2 

1 

SAP-G-V- 

G-060 

H 

keine Angabe 

Zinn 

1 






1 


1 








SAP-G-V- 

GB.t-001 

P 

rek.: Offen¬ 
barung 

Hand (linke) 

1 






1 



1 







SAP-G- 

VUYA- 

GB.t-001 

U 

Zornbannung, 

Unterwerfung 

Papyrus 

1 






1 










SAP-G-V- 

G-011 

H 

Schutz 

Lorbeer 

1 
















SAP-G- 

VUY-G-005 

P 

Heilung 

Haut 

1 
















1 

SAP-G- 

VUY-G-001 

VI 

H 

keine Angabe 

Blei 

1 
















1 

! 

SAP-G-VUI- 

GZ-005 

P 

Sieg (Läufer) 

Zehen¬ 

nägel? 


1 



1 

1 











SAP-G-V- 

G-017 

P 

Schlaflosigkeit 

Muschel 


1 









1 

1 





SAP-G-V- 

ZB.g-001 

H 

keine Angabe 

Boden 



1 

1 

1 








1 


1 


SAP-G-V- 

GZ-007 

P 

Heilung 

Haut 



1 

1 








1 





SAP-G-V- 

Z-005 

P 

Heilung 

Leinen 



1 

1 












■ 

SAP-G-VUI- 

GZ-003 

P 

Heilung 

Haut 



1 



1 





1 






SAP-G-V- 

Z-008 

P 

Heilung 

Oliven-/ 

Ölblatt 



1 














SAP-G-V- 

Z-010 

P 

Heilung 

Papyrus 




1 

1 











jJ 


192 










































































9 - Beschriftung der Artefakte: Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 



9.10.2. PGM IV (4. Jh.) 

In der Sammelschrift PGM IV wird die Herstellung und Handhabung von 62 zu beschrif¬ 
tenden Artefakten beschrieben. Es werden Beschriftungselemente aus allen drei Grup¬ 
pen S, Z und B verwendet. Eine Beschriftung kann aus bis zu elf unterschiedlichen 
Elementgruppen zusammengesetzt sein. Die am häufigsten auftretende Elementgruppe 
stellen voces magicae dar. Aus der S-Gruppe sind sämtliche Beschriftungselemente be¬ 
legt, aus der Z-Gruppe fehlt die eindeutige Verwendung der Gruppen G7 und G8, aus 
der B-Gruppe der Gruppen Bg und Bp. Nicht alle Beschriftungen lassen sich vollständig 
rekonstruieren. 

Zwei Artefakte werden autark verwendet, 56 sind in eine übergeordnete Praxis einge¬ 
bunden, ein Artefakt kann sowohl autark als auch eingebunden verwendet werden und 
bei drei Artefakten ist die Zuordnung unsicher. 22 Artefakte sind funktionsbezeichnet. 

In Tabelle 9.75 wird das Vorkommen der Elementgruppen abgebildet, während in Tabelle 
9.76 Elementgruppen, Schriftträger und die Funktionen der Artefakte gegenübergestellt 
werden. 


193 











































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.75 Gesamtübersicht über die Elementgruppen in PGM IV (4. Jh.) 


Elementgruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

voces magicae 

42 (16x in 
einer Praxis) 

Namen 

15 

Forderung 

12 

Vokale 

13 

Name 

8 

individuelle 

Angaben 

6 

vox magica 

6 

Identitätssatz 

7 

Anrufung 

5 

Homerverse 

2 


Element¬ 

gruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Gl 

2 

G2 

2 

G3 

- 

G4 

3 

G5 

1 

G6 

4 

G7 

- 

G8 

- 

Gu 

- 


Element¬ 

gruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Ba 

6 

Bt 

2 

Bg 

- 

Bp 

- 

B unklar a?t? 

- 


Tabelle 9.76 Elementgruppen, Schriftträger und Artefaktfunktion PGM IV (4. Jh.) 


Katalognr. 

P/H 

Artefakt Funktion 

Artefakt 

Material 

vm+ N+ Vo F ID A N ind vm BaI G6 G4 H BT Gl G5 G2 

Anzahl 

El¬ 

ement¬ 

gruppen 

SAP-G-VUI- 

GZ-002 

H 

keine Angabe 

Blei 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 



1 

1 



1 


1 

11 

SAP-G-X0- 

GB.t-001 

P 

keine Angabe 

Ziegel 

1 

1 

1 

1 

1 

1 












6 

SAP-G-V- 

GB.a-003 

H 

Gefügigmachen 
einer Seele, 
Traumsendung 

Magnetstein 

1 

1 

1 







1 








4 

6 

4 

SAP-G-V- 

G-056 

H 

keine Angabe 

Wachs 

1 

1 

1 















SAP-G-V- 

G-001 

H 

keine Angabe 

Bronze 

1 

1 

1 















SAP-G-VUI- 

G-008 

H 

keine Angabe 

keine 

Angabe 

1 

1 


1 

1 

1 


1 










SAP-G-V- 

G-009 

H 

Schutz 

Leinen 

1 

1 


1 

1 













SAP-G-VUI- 

GB.at-001 

H 

keine Angabe 

Haut 

1 

1 


1 


1 


1 


1 




1 




7 

2 

SAP-G-V- 

G-063 

H 

keine Angabe 

Zinn 

1 

1 


1 














SAP-G- 

VU0I-G-OO1 

H 

keine Angabe 

Schädel 

(Mensch) 

1 

1 






1 










SAP-G-V- 

G-018 

H 

keine Angabe 

Muschel 

1 

1 











1 





SAP-G- 

VU0-G-OO2 

H 

keine Angabe 

Efeu 

1 

1 
















SAP-G-V- 

G-062 

H 

Schutz 

Zinn 

1 

1 
















2 

SAP-G-V- 

G-026* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 


1 















2 

SAP-G-V- 

G-039* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 


1 















2 

SAP-G-V- 

G-033* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 


1 















2 

SAP-G- 

VUY-G-010 

H 

keine Angabe 

Stofflappen 

1 


1 















2 

SAP-G- 

VU0- 

GB.a-001 

H 

Vorbereitungen 
zur Vereinbarung 
eines Dienstes 

Flachs 

1 



1 


1 

1 











4 

SAP-G-V- 

G-041 

H 

Schutz 

Papyrus 

1 



1 














2 


194 
































































































9 - Beschriftung der Artefakte: Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 


SAP-G-V- 

G-061 

H 

Schutz 

Zinn 

1 



1 














2 

2 

2 

SAP-G-V- 

K-001 

H 

Schutz 

Papyrus 

1 




1 













SAP-G-VUI- 

G-007 

H 

keine Angabe 

keine 

Angabe 

1 






1 

1 










SAP-G-V- 

G-040* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 






1 











SAP-G-V- 

GB.a-002 

H 

Versiegeln von 
Pillen 

Eisen 

1 









1 








2 

1 

1 

1 

SAP-G-V- 

GB.at-001 

H 

keine Angabe 

Eisen 

1 









1 




1 




SAP-G-V- 

G-025* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















SAP-G- 

VUYA- 

G-003 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















SAP-G- 

VUYA- 

G-002 

U 

unsicher 

Lindenbast 

1 

















SAP-G-V- 

G-034* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-032* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-X- 

G-001 

H 

keine Angabe 

Gold 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-030* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-027* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G- 

VUYA- 

G-004 

U 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-042 

H 

Schutz 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-031* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-003 

P 

Offenbarung 

Flachs 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-029* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-028* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-035* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-036* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

















1 

SAP-G-V- 

G-055 

H 

Schutz 

Silber 

1 

















1 

4 

SAP-G-V- 

G-006 

H 

keine Angabe 

Gold 


1 


1 

1 













SAP-G-VUI- 

GB.a-002 

H 

Erfüllung einer 
Angelegenheit 

Papyrus 


1 


1 




1 


1 








SAP-G-X- 

G-003 

H 

keine Angabe 

Myrrhe 



1 

1 



1 


1 









4 

SAP-G-V- 

GB.a-004 

H 

Schutz 

Magnetstein 



1 







1 








2 

1 

1 

SAP-G-V- 

G-046 

H 

Erhörung des 
Praktizierenden 
und Schutz 

Persea 



1 















SAP-G-V- 

G-012 

H 

keine Angabe 

Lorbeer 





1 


1 


1 









SAP-G- 

VUY-G-008* 

H 

Offenbarung 

Schilfrohr 



1 















SAP-G- 

VUY-G-006* 

H 

Offenbarung 

Schilfrohr 









1 









1 

SAP-G- 

VUY-G-007* 

H 

keine Angabe 

Schilfrohr 









1 









1 

SAP-G- 

VU0-G-OO3 

H 

keine Angabe 

Papyrus 







1 











1 


195 








































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G- 

VUYA- 

G-001 

H 

keine Angabe 

Gold 







1 











1 

1 

SAP-G-V- 

G-037* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 







1 











SAP-G-V- 

G-038* 

H 

keine Angabe 

Papyrus 









1 









1 

SAP-G-V- 

G-047 

H 

keine Angabe 

Räucherge¬ 

fäß 









1 









1 

4 

1 

1 

SAP-G-V- 

Z-004 

H 

keine Angabe 

Gemisch 











1 

1 




1 


SAP-G-V- 

Z-012 

U 

Schutz 

Silber 











1 

1 



1 


1 

SAP-G-V- 

Z-013 

H 

Schutz 

keine 

Angabe 











1 







SAP-G-V- 

G-065 

P+H 

erfolgreiche 
Flucht, Of¬ 
fenbarung, 

Sieg (Sport), 
Beliebtheit, 
Verlängerung 
des Lebens 
eines vorzeitig 
Verstorbenen 

Eisen 













1 





SAP-G- 

VU0-OO2 

Schutz Haut 














SAP-G- u u , 

VU0-OO1 H Schutz Haut 













9.10.3. P. Leiden 1384 = PGM XII, pdm xii (2J3. Jh. \ 4. Jh.) 

In der Sammelschrift P. Leiden I 384 wird die Herstellung und Handhabung zu beschrif¬ 
tender Artefakte in elf griechischen und neun demotischen Anleitungen beschrieben. Es 
werden zwar Beschriftungselemente aus allen drei Gruppen S, Z und B verwendet, aus 
der Z-Gruppe treten allerdings lediglich Zeichen der Elementgruppe G6 auf. Ebenfalls 
nicht eindeutig belegt sind die S-Elementgruppen vox magica und Homerverse sowie die 
B-Elementgruppen Bg und Bp. Die beiden am häufigsten vorkommenden Elementgrup¬ 
pen sind Namen und Forderung, gefolgt von voces magicae. Eine einzelne vox magica 
und Homerverse sind nicht belegt. Eine Beschriftung kann aus bis zu sechs unterschied¬ 
lichen Elementgruppen zusammengesetzt sein. Nicht alle Beschriftungen lassen sich 
vollständig rekonstruieren. 

Fünf Artefakte werden autark verwendet, acht sind in eine übergeordnete Praxis ein¬ 
gebunden, bei sieben Artefakten ist die Zuordnung unsicher. Zehn Artefakte sind funk¬ 
tionsbezeichnet. In Tabelle 9.77 wird das Vorkommen der Elementgruppen abgebildet, 
während in Tabelle 9.78 Elementgruppen, Schriftträger und die Funktionen der Artefakte 
gegenübergestellt werden. 


Tabelle 9.77 Gesamtübersicht über die Elementgruppen in Leiden I 384 = PGM XII, pdm xii 
(2./3. Jh. | 4. Jh.) 


Elementgruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe- 
schriftungen 

voces magicae 

8 

Namen 

9 


Elementgrup¬ 

pen 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Gl 

- 

G2 

- 


Elementgrup¬ 

pen 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Ba 

7 

Bt 

3 


196 

























































9 - Beschriftung der Artefakte: Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 


Forderung 

9 

Vokale 

2 

Name 

4 

individuelle 

Angaben 

3 

vox magica 

- 

Identitätssatz 

3 

Anrufung 

4 

Homerverse 

- 


G3 

- 

G4 

- 

G5 

- 

G6 

1 

G7 

- 

G8 

- 

Gu 

- 


Bg 

- 

Bp 

- 

B unklar a?t? 

- 


Tabelle 9.78 Elementgruppen, Schriftträger und Artefaktfunktion I 384 (2./3. Jh. | 4. Jh.) 


Katalognr. 

P/H 

Artefakt 

Funktion 

Artefakt Material 

N+ 

F 

vm+ 

Vo 

A 

N 

ind 

ID BA an- 

G6 

Anzahl 

Element¬ 

gruppen 

SAP-G-VUI-G-006 

H 

keine Angabe 

keine Angabe 

1 

1 

1 


1 


1 

1 




6 

SAP-G-V-G-020 

H 

keine Angabe 

Ostrakon 

1 

1 

1 


1 







4 

SAP-G-VUI-G-009 

H 

keine Angabe 

keine Angabe 

1 

1 

1 

1 



1 

1 




6 

SAP-D-XYAS-DG-001 

U 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

1 










2 



Gunst, Erfolg und 














SAP-G-V-G-002 

P 

tägliche Wohlfahrt für 
den Praktizierenden 
und einen Ort 

Ei 

1 


1 

1 




1 




4 

SAP-G-V-GB.at-002 

P 

Erfolg und Glück für 
den Träger 

Ispis (luftblau) 

1 








1 

1 



SAP-D-XYAS-D-003 

U 

Trennung 

keine Angabe 

1 








1 



2 

SAP-D-XY-GB.a-001 

P 

Trennung 

Ostrakon 

1 











1 

SAP-D-XYAS-D-001 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 











1 

SAP-D-XY-G-001 

U 

Liebe (allgemein) 

keine Angabe 


1 

1 


1 

1 



1 

1 


6 

SAP-D-X-GB.at-001 

U 

Liebe (allgemein) 

Papyrus 


1 

1 


1 

1 






4 

SAP-G-VUI-GB.a-001 

H 

keine Angabe 

Leinen 


1 

1 




1 


1 



4 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-003 

U 

Schlaflosigkeit 

Fledermaus¬ 

flügel 


1 

1 






1 




SAP-D-V-D-001 

P 

Trennung 

Papyrus 


1 










1 

SAP-G-V-G-014 

H 

keine Angabe 

Leinen? 






1 






1 

SAP-D-XYA-G-001 

U 

Trennung - unklar: 2 
Artefakte? 

Lappen 






1 






1 

SAP-G-VUYA-B.a-001 

H 

keine Angabe 

Leinen 









1 



1 

SAP-G-VU0-B.t-OO1 

H 

keine Angabe 

Heliotrop 









1 



1 

SAP-D-X-GB.a-001 

U 

keine Angabe 

unklar 










1 


1 

SAP-G-V-Z-001 

P 

Gunst, Freundschaft 
und Bewunderung 

Beifuß 











1 

1 


9.10.4. P. BM 10070 und Leiden 1383 (pdm xiv) (2J3. Jh. \ 3. Jh.) 

In der Sammelschrift pdm xiv, die in die beiden Papyri P. BM 10070 und P Leiden I 383 
zerteilt ist, wird die Herstellung und Handhabung von 13 zu beschriftenden Artefakten in 
ausschließlich demotischen Anleitungen beschrieben. Es werden Elementgruppen aus 
allen drei Gruppen S, Z und B verwendet. Das am häufigsten auftretende Beschriftungs¬ 
element sind Zeichen der Gruppe G4. Vokale, ein einzelner Name, individuelle Anga¬ 
ben, Anrufungen und Homerverse sind ebensowenig belegt wie die Elementgruppen G2, 
G3,G7, anthropomorphe Darstellungen und geometrische Elemente. Eine Beschriftung 


197 

















































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


kann aus bis zu vier unterschiedlichen Elementgruppen zusammengesetzt sein. Nicht 
alle Beschriftungen lassen sich vollständig rekonstruieren. 

Zwei Artefakte werden autark verwendet, zehn sind in eine übergeordnete Praxis einge¬ 
bunden, bei einem Artefakt ist die Zuordnung unsicher. Drei Artefakte sind funktionsbe¬ 
zeichnet. In Tabelle 9.79 wird das Vorkommen der Elementgruppen abgebildet, während 
in Tabelle 9.80 Elementgruppen, Schriftträger und die Funktionen der Artefakte gegen¬ 
übergestellt werden. 


Tabelle 9.79 Gesamtübersicht über die Elementgruppen in P. BM 10070 und Leiden I 383 
(pdm xiv) (2./3. Jh. | 3. Jh.) 


Elementgruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

voces magicae 

2 

Namen 

3 

Forderung 

2 

Vokale 

- 

Name 

- 

individuelle 

Angaben 

- 

vox magica 

3 

Identitätssatz 

1 

Anrufung 

- 

Homerverse 

- 


Elementgrup¬ 

pen 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Gl 

3 

G2 

- 

G3 

- 

G4 

5 

G5 

2 

G6 

3 

G7 

- 

G8 

2 

Gu 

- 


Elementgrup¬ 

pen 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Ba 

- 

Bt 

1 

Bg 

- 

Bp 

1 

B unklar a?t? 

- 


Tabelle 9.80 Elementgruppen, Schriftträger und Artefaktfunktion P. BM 10070 und Leiden I 
383 (pdm xiv) (2./3. Jh. | 3. Jh.) 


Katalognr. 

P/H 

Artefakt 

Funktion 

Artefakt Material 

G4 

Gl 

G6 

vm 

G8 

G5 

N+ 

' 1 - 

vm+ 

ID BP 

Anzahl 

Element¬ 

gruppen 

SAP-D-V-Z-002 

(F2+3) 

P 

Träume zu erhalten, 
Träume zu senden 

Schilfblatt 

1 

1 

1 










* 

SAP-D-V-Z-002 

(Fl) 

H 

keine Angabe 

Schilfblatt 

1 

1 

1 











SAP-D-V-Z-001 

H 

keine Angabe 

Boden 

1 

1 

1 











SAP-D-V- 

GsZ-001 

H 

keine Angabe 

Ton Lampe 

1 



1 

1 

1 







4 

SAP-D-V- 

GsZ-002 

H 

keine Angabe 

Leinen 

1 



1 

1 

1 







4 

SAP-D-VUS- 

DB.t-001 

P 

Liebe (Her¬ 
beiführung) 

Leinen 







1 

1 

1 





SAP-D-X-D-001 

H 

keine Angabe 

Lappen 







1 

1 





2 

SAP-D-XYS- 

DG-001 

H 

keine Angabe 

unklar: Docht 
oder Lampe 







1 






1 

SAP-D-VUYA- 
Gs-003 V2/2 

H 

keine Angabe 

Leinen 




1 









1 

SAP-D-VUYA- 
Gs-001 Ml-2/2 

U 

Heilung (Gicht) 

Silber 










1 



1 

SAP-D-VUYA- 
Gs-002 V1/2 

H 

keine Angabe 

Leinen 










1 



1 

SAP-D-V- 

DB.p-001 

H 

keine Angabe 

Papyrus 











1 

1 

2 

SAP-D-VUI-002 

H 

keine Angabe 

Papyrus 



198 

















































































9 - Beschriftung der Artefakte: Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 


9.10.5. PGM XXXVI (4. Jh.) 

In der Sammelschrift PGM XXXVI wird die Herstellung und Handhabung von elf zu be¬ 
schriftenden Artefakten beschrieben. Es werden Beschriftungselemente aus allen drei 
Gruppen S, Z und B verwendet. Die beiden am häufigsten auftretenden Elementgruppen 
sind voces magicae und Namen, gefolgt von anthropomorphen Darstellungen. Eine ein¬ 
zelne vox magica und Homerverse sind nicht belegt. Eine Beschriftung kann aus bis zu 
acht unterschiedlichen Beschriftungselementen zusammengesetzt sein. Nicht alle Be¬ 
schriftungen lassen sich vollständig rekonstruieren. 

Drei Artefakte werden autark verwendet, drei sind in eine übergeordnete Praxis einge¬ 
bunden, bei fünf Artefakten ist die Zuordnung unsicher. Neun Artefakte sind funktionsbe¬ 
zeichnet. In Tabelle 9.81 wird das Vorkommen der Elementgruppen abgebildet, während 
in Tabelle 9.82 Elementgruppen, Schriftträger und die Funktionen der Artefakte gegen¬ 
übergestellt werden. 


Tabelle 9.81 Gesamtübersicht über die Elementgruppen in PGM XXXVI (4. Jh.) 


Elementgruppe 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

voces magicae 

7 

Namen 

7 

Forderung 

5 

Vokale 

1 

Name 

1 

individuelle 

Angaben 

1 

vox magica 

- 

Identitätssatz 

2 

Anrufung 

3 

Homerverse 

- 


Elementgrup¬ 

pen 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Gl 

3 

G2 

- 

G3 

- 

G4 

2 

G5 

2 

G6 

2 

G7 

1 

G8 

- 

Gu 

2 


Elementgrup¬ 

pen 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Ba 

6 

Bt 

1 

Bg 

- 

Bp 

- 

B unklar a?t? 

- 


Tabelle 9.82 Elementgruppen, Schriftträger und Artefaktfunktion PGM XXXVI (4. Jh.) 


Katalognr. 

P/H 

Artefakt 

Funktion 

Artefakt 

Material 

N+ vm+ BA F ID A Gl G4 G6 G5 N ind Vo BT G7 Gu 

Anzahl 

Element- 

qruppen 

SAP-G-V- 

GB.a-005 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

1 

1 

1 













5 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-001 

U 

Bindung 

Blei 

1 

1 

1 














SAP-G-VUYA- 

GB.a-005 

U 

diverse 

Silber 

1 

1 

1 














SAP-G-VUYA- 

GB.a-004 

H 

keine Angabe 

Papyrus 

1 

1 

1 














SAP-G-VUYA- 

GZ-001 

U 

Herbeiführung 

Ostrakon 

1 

1 


1 

1 

1 











SAP-G-V- 

GZ-004 

P 

Zerstörung von 
Zaubermitteln 

Ostrakon 

1 



1 


1 

1 










4 

SAP-G-V-G-064 

H 

Verstärkung 
eines Logos 

unklar ok 

1 



1 

1 













199 















































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-VUYA- 

GB.a-002 

U 

Schaden 

Blei 


1 

1 














2 

SAP-G-VUI- 

G-003 

P 

Liebe (Her¬ 
beiführung) 

Haut 


1 


1 


1 





1 

1 

1 




6 

SAP-G-V-ZB. 

at-001 

P 

Zerstörung von 
Zaubermitteln 

Blei 



1 




1 

1 

1 

1 




1 

1 

1 

8 

SAP-G-V-Z-011 

U 

Gunst 

Silber 







1 

1 

1 

1 






1 

5 


9.10.6. Zusammenfassung 

Weisen die umfangreichen Sammelschriften spezielle Beschriftungsmuster beson¬ 
ders häufig auf, die eine chronologische Einordnung unterstützen oder auf individuelle 
Schwerpunkte des Verfassers oder Kompilators hindeuten könnten? 

In sämtlichen Sammelschriften werden für die Beschriftungen Elementgruppen aus allen 
drei Gruppen, S, Z und B verwendet. Ebenso sind in sämtlichen Sammelschriften die ge¬ 
nerell am häufigsten nachgewiesenen Beschriftungselemente voces magicae, Namen 
und Forderung belegt. Hier lassen sich keine spezifischen Merkmale für die Anleitungen 
einer Sammelschrift feststellen. 

Ein Unterschied zwischen den Beschriftungsanweisungen in den griechischen Sammel¬ 
schriften einerseits und in den bilinguen demotisch-griechischen Sammelschriften an¬ 
dererseits findet sich allerdings in der Anzahl der Elementgruppen, die die Beschriftung 
konstituieren. In PGM XXXVI kann eine Beschriftung aus bis zu acht Elementgruppen 
zusammengesetzt sein, in PGM IV sogar aus bis zu elf. In P. Leiden I 384 besteht eine 
Beschriftung aus maximal sechs Elementgruppen, in pdm xiv sogar nur aus höchstens 
vier. Die Beschriftungsmuster in den Anleitungen aus den bilinguen Sammelschriften 
sind also weniger komplex gestaltet als die Beschriftungsmuster aus den griechischen 
Sammelschriften. 

Die Sammelschrift P. Leiden I 384 ist die einzige, in der aus der Z-Gruppe lediglich 
Zeichen der Gruppe G6 als Beschriftungselemente auftreten, und zwar in einer einzi¬ 
gen griechischen Anleitung. In den übrigen Sammelschriften werden zumindest auch 
Zeichen der Gruppen Gl und G4 verwendet. Das Fehlen der beiden wichtigsten Elem¬ 
entgruppen der Gruppe Z könnte für eine frühe chronologische Einordnung sprechen. 
Bis einschließlich zur Betzschen Publikation wurde der Papyrus in das 4. Jh. datiert, 
erst Jacco Dieleman schlug eine Datierung in das 2 . 13 . \ 3. Jh. vor. Die Verwendung von 
Zauberzeichen als Beschriftungselemente ist in den Sammelschriften ab dem 2 . 13 . Jh. 
| 3. Jh. belegt, die frühesten Zeugnisse finden sich in demotischen Anleitungen! In den 
beiden Sammelschriften aus dem 3. Jh., in denen Zauberzeichen belegt sind, treten 
bereits Zeichen der Gruppen Gl und G4 auf. 

PGM VII unterscheidet sich von den übrigen Sammelschriften durch die vergleichsweise 
sehr hohe Anzahl autark zu verwendender Artefakte gegenüber eingebunden zu ver¬ 
wendenden (25:21). In PGM IV hingegen werden fast sämtliche Artefakte eingebunden 
verwendet. Im Fall von PGM VII scheint es sich eher um ein verstärktes Interesse eines 


200 



























9 - Beschriftung der Artefakte: Exkurs: Beschriftungselemente in umfangreichen Sammelschriften 


der Kompilatoren an schrifttragenden Artefakten zu handeln, als um ein Kriterium, dass 
für eine zeitliche Einordnung herangezogen werden könnte. In den letzten Kolumnen, 
die nicht mehr dem 3. Jh., sondern dem 4. Jh. zugewiesen werden, sind keine Anleitun¬ 
gen zur Herstellung und Handhabung schrifttragender Artefakte enthalten. 

Die einzelnen Sammelschriften weisen in Bezug auf die sicher belegten Elementgrup¬ 
pen und deren Kombinationen ansonsten keine weiteren markanten Merkmale auf. 

Siehe Tabelle 9.83 für eine Gesamtübersicht der auftretenden Elementgruppen. Die 
Kontextualisierung der Beschriftungselemente mit der Materialität der Schriftträger und 
den Artefaktfunktionen wird in der Zusammenfassung zu Kapitel 9 besprochen. 


Tabelle 9.83 Gesamtübersicht: Elementgruppen 


Elementgruppe 

Vorkommen in 

P. BM 10070 + 1 
383 (D: 13) 
(273. Jh. | 3. 
Jh.) 

Vorkommen in 

1 384 (G: 11, 

D: 9) 

(273. Jh. | 4. 
Jh.) 

Vorkommen in 
PGM VII (G: 48) 
(3. Jh., letztze 
Kols. 4. Jh.) 

Vorkommen in 
PGM IV (G: 62) 
(4. Jh.) 

Vorkommen in 
PGM XXXVI 
(G: 11) 

(4. Jh.) 

voces magicae 

2 

8 

21 

42 (16x in einer 
Praxis) 

7 

Namen 

3 

9 

12 

15 

7 

Forderung 

2 

9 

12 

12 

5 

Vokale 

- 

2 

3 

13 

1 

Name 

- 

4 

14 (7x in einer 
Praxis) 

8 

1 

individuelle 

Angaben 

(Ix elementgrup¬ 
penspezifisch; 
nicht in Verges¬ 
ellschaftung mit 
anderen Beschrif¬ 
tungselementen) 

3 

10 

6 

1 

vox magica 

3 

- 

4 

6 

- 

Identitätssatz 

1 

3 

- 

7 

2 

Anrufung 

- 

4 

5 

5 

3 

Homerverse 

- 

- 

- 

2 

- 

Gl 

3 

- 

9 

2 

3 

G2 

- 

- 

- 

2 

- 

G3 

- 

- 

3 

- 

- 

G4 

5 

- 

12 

3 

2 

G5 

2 

- 

2 

1 

2 

G6 

3 

1 

11 

4 

2 

G7 

- 

- 

- 

- 

1 

G8 

2 

- 

- 

- 

- 

Gu 

- 

- 

3 

- 

2 

Ba 

- 

7 

- 

6 

6 

Bt 

1 

3 

2 

2 

1 

Bg 

- 

- 

3 

- 

- 

Bp 

1 

- 

- 

- 

- 

B unklar a?t? 

- 

- 

- 

- 

- 

Verwendung: 
autark / einge¬ 
bunden / unklar 

2/10/1 

5/8/7 

25/21/2 

2+1/56+1/3 

3/3/5 

funktions¬ 

bezeichnet 

3 

10 

31 

22 

9 

Anzahl 

Artefakte 

13 

20 

48 

62 

11 


201 










































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.11. In den Anleitungen klassifizierte Kompositionsschemata 

Die Komposition der Beschriftung eines Artefakts wird in einigen Fällen näher erläutert 
(ikonographische Darstellungsweisen, Aufbau der S-Elemente), klassifiziert (nur bei S- 
Elementen, z.B. "kreisförmig", "flügelförmig") oder aufgezeichnet. Die Beschreibungen 
ebenso wie die Klassifizierungen sind jedoch nicht immer eindeutig interpretierbar, auch 
Beschreibung und Zeichnung passen nicht immer zusammen 1 . Im Folgenden werden 
die klassifizierten Kompositionsschemata der S-Elemente besprochen. Ikonographische 
Untersuchungen der B-Elemente werden nicht vorgenommen 2 . Die Gestaltung einer Be¬ 
schriftung, die Z-Elemente enthält, ist in einigen Anleitungen aufgezeichnet, explizite De¬ 
korationsschemata werden für diese jedoch nicht klassifiziert. Wiederholt erwähnt und 
aufgezeichnet werden vergesellschaftete Z- und S-Elemente in Verbindung mit einem 
Ouroboros oder einem Kreis, wobei Häufigkeit und Verödung der einzelnen Elemente 
variieren können. Zu diesem Schema ist kein Terminus überliefert. Es ist archäologisch 
sowohl auf Papyrus 3 , als auch auf Gemmen nachgewiesen 4 , auch die drei Steine aus 
Pergamon wurden mit diesem Schema beschriftet 5 . Variationen, die ausschließlich Z- 
oder S-Elemente mit Ouroboros oder Kreis verbinden, sind ebenfalls überliefert, werden 
jedoch ebenfalls nicht explizit bezeichnet. 

Sämtliche Termini zur Bezeichnung eines Dekorationsschemas werden am Ende des 
Kapitels in Tabelle 9.84 zusammen mit den Katalognummern und den Quellenangaben 
zu den Anleitungen aufgeführt. 


9.11.1. Kreisförmige Beschriftungen 

Das am häufigsten ausdrücklich bezeichnete Kompositionsschema einer S-Beschriftung 
ist die kreisförmige Gestaltungsweise (kukAco), in der Regel - aber nicht ausschließlich - 
rings um eine figürliche Darstellung. Dieses Schema wird für die Beschriftung von sieben 
Artefakten in drei Sammelschriften aus dem 3. und 4. Jh. vorgegeben. Aufgeschrieben 
werden voces magicae, Logoi, Anrufungen, Forderungen und Zauberzeichen. In einer 
weiteren Anleitung ist eine spiralförmige Beschriftung rund um einen Ibis aufgezeichnet, 
jedoch nicht in der Anleitung selbst bezeichnet. Zu der Gruppe kreisförmiger Komposi¬ 
tionsschemata kann die ungewöhnliche Anweisung, eine Beschriftung wie einen runden 
Stern (äaxepa crrpoyyuAoöv) aufzubringen, hinzugefügt werden. 

In den Fällen, in denen die Beschriftung eine figürliche Darstellung umgibt, ist es denk¬ 
bar, dass damit die Vorstellung verbunden war, auf eine verbildlichte höhere Macht mit¬ 
tels verschriftlicher Worte in zusätzlicher Weise Macht auszuüben. Die verbale Macht 

1 Häufiger treten geringe Abweichungen auf, bisweilen aber auch sehr deutliche, s. z.B. SAP-G-V-ZB.at-001. 

2 Diese werden im Katalog bei den individuellen Anleitungen besprochen. 

3 Siehe z.B. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Inv.nr. K 8031 = PGM XLVIII, Bitte um Hilfe; Schutz? Haus?, 6,5 
x 7 cm, Kropp bei Preisendanz: 6.-7. Jh.; Stegemann (1934): 10./11. Jh. Interessant der Vergleich mit der Anleitung 
SAP-G-VUI-GZB.t-001 = PGM VII, 579-590 (3. Jh.). 

4 z.B. London, British Museum, Inv.nr. G 1986,5-1,143 (4. Jh.). 

5 Berlin, Antikensammlung, Inv.nr. 6812,1-3. 


202 




9 - Beschriftung der Artefakte: Kompositionsschemata 


der Worte könnte durch ihre schematische Verschriftlichung - und ihre dadurch vorg¬ 
enommene Verkörperung - in Form der Eingrenzung der figürlich dargestellten höheren 
Macht als zusätzliches Machtinstrument verstanden worden sein. Die Frage, die sich 
dabei stellt, wäre dann, ob die Darstellung der höheren Macht und die Verschriftlichung 
der Worte als symbolisch oder als machtinhärent verstanden wurden. 


9.11.2. Flügel und Klima 

In vier Anleitungen aus drei Sammelschriften aus dem 3. und 4. Jh. sind Formen des 
Terminus -rrrepöv zur Bezeichnung des Kompositionsschemas überliefert. Einmal ist das 
entsprechende Schema mit aufgezeichnet, einmal angedeutet. Die angedeutete Version 
lässt sich nicht eindeutig rekonstruieren, das aufgezeichnete Schema hingegen zeigt im 
Original eine andere Komposition als die bisher publizierte (s.u.). 

Wie genau ein flügelförmiges Schema vorzustellen ist, und ob antike Vorstellungen 
nicht möglicherweise voneinander abwichen, wurde für die magischen Texte noch nicht 
ausführlich untersucht. Der Terminus wird hier nicht ausschließlich für Beschriftungen, 
sondern auch für die Art und Weise der Aussprache verwendet. Eine kurze Darstellung 
unterschiedlicher Schreibschemata findet sich in Dieleman (2005), 66, wobei ihm der 
Fehler unterläuft, das zitierte Flügelschema aus Betz oder Preisendanz (ohne Angabe) 
zu kopieren, ohne sich ein Photo - z.B. bei Daniel (1991), 70-71 - angesehen zu haben. 
Es handelt sich um das Schema aus PGM XIII, 888-911 (SAP-G-VUY-G-004), das - 
anders als bei Betz und Preisendanz - im Original eben nicht in der bei Dieleman als 
typisch flügelförmig interpretierten Form dargestellt ist, sondern in Form von drei annä¬ 
hernd rechtwinkligen Kolumnen. 

Wiedergabe bei Preisendanz (1974 2 ),127, kopiert in Betz (1996), 192 
und von Dieleman (2005), 66. 


a€T]lO\Jtü 

€r|iouuja 

r|lO\JLO(X€ 


acrjioimm) 

€r|iouwuja 

r|ioutotoa€ 


aerjiouwouuj 

€r|io\jwouuja 

r|lO\JWO\JUKX€ 


lomjoaeri 

o\Juuaer|i 


\juoa€r|io 

waer|io\J 


louunjuaeri 

o\JumKX€r|i 


uunjoa€r|io 

unjuaeriiou 


io\JWO\Jwa€r| 

ouujouujaerii 

UUJOUUKX€r|l<^0^> 

UJO\JUKX€r|lOU 


Originaldarstellung im Papyrus (aus: Daniel (1991), 71) 



203 







Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Der verwendete Terminus "flügelförmig" wird in der Anleitung PGM XIII, 888-911 als zu¬ 
sätzliche Information zur Gestaltungsweise der vorzunehmenden Beschriftung verwen¬ 
det und könnte sich z.B. auch auf den Wechsel des jeweils letzten Buchstabens einer 
Zeile an den Anfang der nächsten Zeile beziehen. In PGM II, 4-5, findet sich eine Be¬ 
schreibung, die den Terminus "flügelförmig" beinhaltet und diese Überlegung unterstützt: 

"Sprich diesen Namen, auch ihn, je einen (Buchstaben) wegnehmend, 
flügelförmig" (Aeye toüto tö övona Kai auxö ev i^aipcöv TTTepvyoeiScöj). 

Eine flügelförmige Sprechweise ist mit der Dielemanschen Interpretation auf der Ba¬ 
sis der Preisendanzschen Zeichnung schwierig nachzuvollziehen, das Einrücken einer 
Buchstabenreihe ist schwierig zu Vertonen, man könnte eventuell an eine variierende 
Intonation denken. Den Wechsel eines Buchstabens jedoch vom Ende einer Buchsta¬ 
bensequenz zu deren Anfang in der nächsten Zeile ließe sich problemlos sprachlich 
ausdrücken. 

Könnte in PGM II, und auch in der hier besprochenen Stelle in PGM XIII, mit der Angabe, 
je einen Buchstaben wegzunehmen, eben jener Wechsel - und weder die Form, noch 
das vollständige Entfernen eines Buchstabens - gemeint gewesen sein? Könnte unter 
"flügelförmig" die Art des Positionswechsels von Buchstaben verstanden worden sein? 

In PGM II heißt es zusätzlich, dass je ein Buchstabe flügelförmig weggenommen werden 
soll. Diese Information kann auf zweierlei Weise interpretiert werden: 

1.) Je ein Buchstabe soll von dem Anfang und dem Ende einer Zeile entfernt wer¬ 
den. Dann wäre unter "Flügelschema" entweder eine Komposition zu verstehen, 
die die Form eines rechtwinkligen Dreiecks annimmt - wenn jeweils der erste 
oder letzte Buchstabe einer Reihe entfernt werden (7, A) 6 - oder es würde sich 
um eine andere Bezeichnung für ein "Klimaschema" handeln, bei dem zwei 
Buchstaben in jeder Zeile entfernt werden, jeweils einer vom Anfang und einer 
vom Ende der Zeile (V ) 7 - abhängig davon, wie "je einen (Buchstaben) wegneh¬ 
mend" interpretiert werden würde. Das kontinuierliche Wegnehmen zweier Buch¬ 
staben aus einer Buchstabenreihe - jeweils einer vom rechten und linke Ende der 
Reihe - mit jeder neuen Zeile wird z.B. in PGM I, 8-19 (s. SAP-G-V-G-044) als 
"Klima" bezeichnet. Beide Schreibweisen sehen letztendlich einem Flügel ähn¬ 
lich, so dass hier Verwechslungen, bzw. Überschneidungen bei der Verwendung 
der Termini, vorliegen könnten. Kompositionsschemata, bei denen ein oder zwei 
Buchstaben pro Zeile in der folgenden Zeile entfernt werden sollen, wurden in 
vier Anleitungen aus drei Sammelschriften dargestellt, jedoch nicht explizit mit 
einem Terminus bezeichnet. In der oben bereits erwähnten Anleitung sollen zwei 
Klimata aufgeschrieben werden, die beigefügten Darstellungen zeigen Vokale in 
der Form zweier Dreiecke (A, V). 

6 Siehe z.B. RMonts.Roca inv. nr. 239* (3.-5. Jh.): Raquel Martin Hernändez, A Magical Amulet at the Abbey of Monts¬ 
errat, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 172 (2010), 220-222. 

7 Siehe z.B. P.Mich.Inv. 6666 (3. Jh.): R. W. Daniel, P.Mich. inv. 6666: Magic, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigra¬ 
phik, 50 (1983), 147-154. 


204 




9 - Beschriftung der Artefakte: Kompositionsschemata 


2.) Sie ist als Erläuterung für eine Veränderung einer Buchstabenreihe zu verstehen, 
nicht als Aufforderung, diese zu Dezimieren. Mit dem Terminus "Flügel" würde in 
diesem Fall auf die "Flügel" einer Zeile - wie die Flügel eines Heeres - Bezug ge¬ 
nommen worden sein, also der rechte und linke Abschluss einer Zeile. "Je einer" 
wäre entweder auf den ersten oder letzten Buchstaben einer Zeile zu beziehen, 
dessen Position innerhalb der Beschriftung verändert, aber nicht weggenommen 
werden soll. Diese Interpretation würde sowohl auf die Darstellungsweise der 
Vokale in den o.a. drei Kolumnen passen, ohne davon ausgehen zu müssen, 
dass der Schreiber einen Fehler gemacht hat, wie Preisendanz dies unterstellt, 
als auch auf die Angaben, etwas flügelförmig zu sprechen. Auch das von dem 
Schreiber lediglich angedeutete Kompositionsschema in SAP-G-VUI-G-004, das 
als Flügelschema bezeichnet wird (ypäyov ß' -n-xepüyia oüxcos), ist mit dieser Inter¬ 
pretation in Einklang zu bringen. 8 


Zwei wesentliche Unterschiede sind bei der grundsätzlichen Handhabung von Buchsta¬ 
bensequenzen zu beobachten: Die eine verändert die Positionen einzelner Buchstaben, 
ohne dabei auf den Umfang einer Sequenz Einfluss zu nehmen. Die andere verändert 
den Umfang einer Sequenz, indem sie Buchstaben entfernt, ohne dabei die Positionen 
der verbleibenden Buchstaben zu verändern. Es handelt sich um zwei gänzlich unter¬ 
schiedliche Handhabungsprozeduren, denen zwei ebenso unterschiedliche Vorstellun¬ 
gen zu Grunde liegen könnten. Der Terminus "flügelförmig" wird in den Anleitungen mit 
dem ersten Schema in Verbindung gebracht, der Terminus "Klima" mit dem zweiten. 


9.11.3. Herzförmige Beschriftungen 

Eine Beschriftung in Form eines Herzens ist in drei Anleitungen aus drei Sammelschrif¬ 
ten des 3. und 4. Jh. überliefert, zwei dazugehörende Darstellungen sind nicht vollstän¬ 
dig erhalten. So bleibt es unklar, wie genau eine herzförmige Beschriftung ausgese¬ 
hen haben sollte, ob die beiden oberen Bögen dargestellt werden sollten, oder ob eine 
grob dreieckige Ausformung ausreichte. In einem Fall wird das Schema näher erläutert: 
herzförmig, wie eine Traube (icapSiaKÖs cbs ßoxpus). Bei einer vierten Anleitung ist unklar, 
ob eine nur fragmentarisch erhaltene Umrandung, die zudem auch im Original nicht 
geschlossen war 9 , als herzförmig interpretiert werden konnte und aufgezeichnet werden 
sollte. Ein entsprechender Terminus und eine Anweisung diesbezüglich sind nicht über¬ 
liefert. 


8 Siehe SAP-G-VUY-G-004 für eine detaillierte Diskussion der Interpretationsmöglichkeiten des Terminus in PGM XIII, 
888-911. Siehe auch Sabino Perea Yebenes, Amuletos griegos, una mitologia extravagante, una fe alternativa: el 
ejemplo de Täntalo, in: Esteban Calderön Dorda, Alicia Morales Ortiz (Hrsg.), EUSEBEIA, Estudios de religiön griega 
(2011), 306-309. 

9 Siehe SAP-G-XY-G-004, Photographie in Eitrem (1923), Taf. I und II. 


205 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.11.4. Einmalige Beschreibungen eines Kompositionsschematas 

Eine Beschriftung soll in Form eines Rechtecks ausgeführt werden (ev Otto tö ev [t] 
i[0e\s cos] ttAivSiov), eine andere glockenförmig (cbs kcoBcöviov). Während diese Angaben 
klare Formen suggerieren, ist die Rekonstruktion einer Beschriftung in Hieroglyphenart 
(iEpoy<A>uq>iKcbs) oder nach ägyptischer Anordnung (AiyinrnaKcp axhuaxi) nicht eindeutig 
möglich. Bei einer Anweisung, eine Beschriftung als Schwert (£icpos) zu schreiben, ist 
unklar, ob sie auf das Dekorationsschema oder auf die Praxis an sich zu beziehen ist, 
die als "Schwert des Dardanos" bezeichnet wird. 


In Tabelle 9.84 werden die überlieferten Bezeichnungen klassifizierter Kompositions¬ 
schemata zusammengefasst 10 . 


Tabelle 9.84 Überlieferte Bezeichnungen antik klassifizierter Kompositionsschemata 


Katalog nr. 

Dekorationsschema 

dargestellt in Anleitung 

Referenz Anlei¬ 
tung 

SAP-G-V- 

GB.a-002 

kreisförmig um das Bild zu sch¬ 
reiben (kukäco) 

nein 

PGM IV, 2690-2693 

SAP-G-V-GB. 

at-001 

kreisförmig um das Bild zu sch¬ 
reiben (kukäco) 

nein 

PGM IV, 2130-2139 

SAP-G-VUI- 

GB.a-002 

kreisförmig um das Bild zu sch¬ 
reiben (kukäco) 

nein 

PGM IV, 2065-79, 
2105-06, 2124-25 

SAP-G-VUI-GB. 

at-001 

kreisförmig um das Bild zu sch¬ 
reiben (kukäco) 

nein 

PGM IV, 2014- 
2041,2099-2102, 
2111-2117 

SAP-G-VU0-OO6 

kreisförmig um das Bild zu sch¬ 
reiben (kukäco) 

nein 

PGM VII, 467-470, 
473, 477 

SAP-G-VU0- 

GB.a-001 

kreisförmig um das Bild zu sch¬ 
reiben (kukAco) 

nein 

PGM IV, 2045-65, 
2073-75, 2103-04, 
2117-23 

SAP-G-X-Z-002 

die Zeichen sollen kreisförmig 
eingeritzt werden (kukäco) 

nein 

PGM III, 290-297 

SAP-G-V- 

GB.t-001 

die Beschriftung soll spiralförmig 
von innen nach außen um eine 
Ibiszeichnung erfolgen (auf¬ 
gezeichnet, nicht in der Anlei¬ 
tung explizit angegeben) 

ja 

PGM VII, 300 

SAP-G-V-G-042 

wie ein runder Stern (aoTEpcc 
GTpoyyuXoüv) 

nein 

PGM IV, 1331- 
1338, 1380-1389 





SAP-G-VUI- 

G-004 

Flügelschema (tö psv övopa 
tcov X' ypappaTcov ypayov ß' 
TTTepuyia oütcos); Herzförmig? 
(s. Preisendanz (1974) 2 , 33; s. u. 
Anm. 3) 

teilweise aufgezeichnet 

PGM VII, 703-726 

SAP-G-VUY- 

G-004 

3 Kolumnen mit Vokalen 

(TTTEpuycbpaTa) 

ja 

PGM XIII, 888-911 

SAP-G-VUY- 

G-009 

3 Kolumnen mit Vokalen 

(TTTEpuycbpCCTOc) 

ja 

PGM XIII, 888-911 

SAP-G-X- 

GKB.a-001 

flügelförmig (TiTspuyi) 

nein 

PGM III, 707-711 


10 Siehe auch Attilio Mastrocinque, Les formations geometriques de mots dans la magie ancienne, in: Kernos 21 (2008), 
97-108. 


206 






















9 - Beschriftung der Artefakte: Kompositionsschemata 


SAP-G-V-G-023 

Schwindeschema (KccSiKpccipcov) 

laco 

aco 

CO 

PGM VII, 218-221 

SAP-G-V-G-044 

Zwei Klimata (5üo KÄiuaTcc) 

a 

EE 

nnn 

Ull 

ooooo 

uuuuuu 

CO CO CO CO CO CO CO 

CO CO CO CO [ CO co co ] 

uuu[uuu] 

ooo[oo] 

nntnl 

EE 

a 

PGM 1, 8-19 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-002 

Schwindeschema (aufgezeich¬ 
net, nicht in der Anleitung explizit 
angegeben) 

ja 

Ms. Copt. 136, 
124-132 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-002 

beidseitiges Schwindeschema 
(aufgezeichnet, nicht in der An¬ 
leitung explizit angegeben) 

ja 

PGM XXXVI, 231- 
255 

SAP-G-VUYA- 

GB.a-004 

Schwindeschemata, einseitig 
(aufgezeichnet, nicht in der An¬ 
leitung explizit angegeben) 

ja 

PGM XXXVI, 
102-105, 115-133; 
unklar: 105-114 

SAP-G-VUYA- 

G-004 

drei Spalten mit fünf, sechs und 
sieben voces magicae (auf¬ 
gezeichnet, nicht in der Anlei¬ 
tung explizit angegeben) 

ja 

PGM IV, 3142- 
3143, 3151-3153, 
3156-3164; unklar: 
3154-3156, 3165- 
3170 


SAP-G-XY-001 

herzförmig ([e]v 

oütcos Kap5ioEi5cbs); Schwind¬ 
eschema aufgezeichnet, nicht in 
der Anleitung explizit angegeben 

ja 

PGM LXII, 76-104 

SAP-G-XY-002 

den folgenden herzförmigen Na¬ 
men, anfangend mit einem heili¬ 
gen Laut (tö KapSi<a>KÖv övopa 
tö ÜTTOKEipEvov, ap^ariEvos 
touto ccttö iEpoyÄcbaaou) 

nein 

PGM II, 67-73 

SAP-G-XY-G-003 

herzförmig, wie eine Traube 
(KCCpSlCCKÖS cos ßÖTpus) 

ja, aber teilweise zerstört 

PGM III, 15-17, 
63-64 

SAP-G-XY-G-004 

herzförmig? 

unklar, inwieweit zur Beschrift¬ 
ung gehörend 

PGM III, 15-17, 
58-62 

SAP-G-V-G-015 

1. ) nach ägyptischer Anordnung 
(AiyuTTTiaKcp oxtiuocti) 

2 . ) annagramatisch 
(avaypamaaTi^oriEVov) 

1 . ) unklar 

2. ) Bainchöööchöööchniab 

PGM XIII, 102-113 

SAP-G-V-G-016 

1. ) nach ägyptischer Anord¬ 
nung ((tö psya □) AiyuTTTiaKcp 
oyTiuaTi), 

2 . ) annagramatisch 
(avaypapuaTi^ouEvov) 

1 . ) unklar 

2. ) Bainchöööchöööchniab 

PGM XIII, 658-670 

SAP-G-VU0- 

B.t-001 

Name in Hieroglyphenart zu 
schreiben (iEpoy<Ä>u 9 iKcos) 

nein 

PGM XII, 270-284, 
311-315 

SAP-G-V-G-006 

Schwert (£ 1905 ) (unklar, ob auf 
das Dekorationsschema oder die 
Praxis an sich zu beziehen) 

nein 

PGM IV, 1812-1829 

SAP-G-VUI- 

G-002 

als Rechteck zu schreiben (ev 

UTTÖ TÖ EV [t]i[0E15 CO 5 ] TTÄlVÖlOv) 

nein 

PGM VII, 652-660 

SAP-G-X0- 

GB.t-001 

glockenförmig (ein Element, 
nicht alles) (cos kcoScoviov) 

nein 

PGM IV, 3255-3274 


207 





























Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.12. Zusammenfassung 

Zu 152 Artefaktbeschriftungen können sämtliche Elementgruppen vollständig rekonst¬ 
ruiert werden. Sie werden in 139 griechischen, 12 demotischen und einer koptischen 
Anleitung aus 25 Sammelschriften des 1./2. Jh. - 6. Jh. oder früher beschrieben. In der 
folgenden Zusammenfassung werden in den Tabellen die S-Elementgruppen blau, die 
Z-Elementgruppen gelb und die B-Elementgruppen magenta codiert. Orangefarbene 
Markierungen weisen auf eine Vergesellschaftung mit mind. einer der Elementgruppen 
voces magicae, vox magica, Namen und Name hin. Grau markiert sind Anleitungen, de¬ 
ren Beschriftungselemente nicht eindeutig rekonstruiert werden können. 


9.12.1. Wie sieht das individuelle und vergesellschaftete Vorkommen der einzel¬ 
nen Beschriftungsgruppen aus? 

In den folgenden Tabellen steht die jeweils besprochene Elementgruppe links außen. 

9.12.1.1. Elementgruppen der S-Gruppe 

S-Elementgruppen sind für den gesamten Bearbeitungszeitraum belegt. Die Element¬ 
gruppen "Name" und "individuelle Angaben" treten bereits in der frühesten Sammel¬ 
schrift aus dem 1./2. Jh. auf, die frühesten Belege für die Verwendung von voces magi¬ 
cae und Forderungen finden sich in Sammelschriften des 2. Jh. "Namen", "Vokale", "vox 
magica", "Identitätssätze" und "Anrufungen" sind in Schriften des 2.13. Jh. nachweisbar. 
Die jüngste Elementgruppe stellen "Homerverse" dar, die erstmalig in einer Anleitung 
aus dem 4. Jh. Vorkommen. Vorkommen und Vergesellschaftung der einzelnen S-Elem¬ 
entgruppen werden der Reihe nach zusammengefasst. 

Voces MAGICAE 

Voces magicae stellen die am häufigsten auftretende Elementgruppe dar. Ihre Verwen¬ 
dung ist in 83 griechischen und einer koptischen Anleitung aus 18 Sammelschriften für 
den Zeitraum des 2. - 6. Jh. sicher belegt. Sie werden sowohl elementgruppenspezifisch 
als auch elementgruppenübergreifend verwendet. In elementgruppenübergreifendem 
Kontext können sie mit bis zu zehn weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesell¬ 
schaftet werden. 35x treten sie zusammen mit Namen und 9x mit einem einzelnen Na¬ 
men auf. 18x werden sie als einzige Elementgruppe für eine Beschriftung verwendet. 
Siehe Tabelle 9.85 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und die Verge¬ 
sellschaftung von voces magicae. 


208 



9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.85 Vorkommen und Vergesellschaftung: voces magicae 


Katalognummer 

vm+ 

N+ 

F 

G6 

G4 

Vo 

Gl 

N 

ind 

- 

ID 

A 

G5 BT BG 

G2 

G3 

H 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 


1 

1 




1 




11 

SAP-G-VU 

-GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 





1 






SAP-G-VU 

-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 






1 

1 




10 

SAP-G-VU 

-GZ-001 

1 

1 

1 

1 

1 


1 


1 








1 


1 

8+ 

SAP-G-VU 

-G-009 

1 

1 

1 



1 



1 


1 









6 

SAP-G-VUI-G-004 

1 

1 

1 



1 



1 



1 








6 

SAP-G-X-G-004 

1 

1 

1 



1 






1 








5 

SAP-G-VU 

-GB.at-001 

1 

1 

1 






1 

1 


1 


1 






7 

SAP-G-VU 

-G-006 

1 

1 

1 






1 


1 

1 








6 

SAP-G-VUI-G-008 

1 

1 

1 






1 


1 

1 








6 

SAP-G-XI-G-001 

1 

1 

1 






1 



1 








5 

SAP-G-VUI-G-010 

1 

1 

1 






1 











4 

SAP-G-V-GB.a-005 

1 

1 

1 







1 










4 

SAP-G-V-G-009 

1 

1 

1 








1 









4 

SAP-G-V-G-020 

1 

1 

1 









1 








4 

SAP-G-V-G-063 

1 

1 

1 


















SAP-G-V-GZB.g-002 

1 

1 


1 

1 

1 

1 








1 





7 

SAP-G-V-GZB.g-003 

1 

1 


1 



1 








1 





5 

SAP-G-X-GKB.a-001 

1 

1 




1 




1 










4 

SAP-G-V-GB.a-003 

1 

1 




1 




1 










4 

SAP-G-V-GB.a-007 

1 

1 




1 




1 










4 

SAP-G-V-G-002 

1 

1 




1 





1 










SAP-G-V-G-056 

1 

1 




1 















SAP-G-V-G-001 

1 

1 




1 















SAP-G-V-G-043 

1 

1 




1 















SAP-G-V-G-060 

1 

1 




1 















SAP-G-VU 

-G-005 

1 

1 







1 












SAP-G-VU 

-G-001 

1 

1 







1 












SAP-G-V-GB.t-001 

1 

1 












1 







SAP-G-V-G-018 

1 

1 
















1 



SAP-G-V-G-010 

1 

1 


















2 

SAP-G-V-G-062 

1 

1 


















2 

SAP-G-V-G-013 

1 

1 


















2 

SAP-G-V-G-004 

1 

1 


















2 

SAP-G-V-G-005 

1 

1 


















2 

SAP-G-VUI-GZ-004 

1 


1 

1 

1 


1 


1 




1 







7 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 


1 

1 

1 


1 








1 


1 



7 

SAP-G-V-GZ-005 

1 


1 


1 















3 

SAP-G-VUI-G-003 

1 


1 



1 


1 

1 



1 








6 

SAP-G-V-G-007 

1 


1 



1 


1 












4 

SAP-G-V-G-058 

1 


1 





1 




1 








4 

SAP-G-V-G-024 

1 


1 





1 













SAP-G-VUI-GB.a-001 

1 


1 






1 

1 










4 

SAP-G-V-G-061 

1 


1 

















2 

SAP-G-X-G-007 

1 


1 

















2 

SAP-G-V-G-041 

1 


1 

















2 

SAP-G-X-G-006 

1 


1 

















2 

SAP-G-V-GZ-001 

1 



1 

1 


1 

1 



1 









6 

SAP-K-X-KZ-001 

1 



1 

1 


1 













4 

SAP-G-V-GZ-002 

1 



1 

1 


1 













4 

SAP-G-V-GZ-006 

1 



1 

1 












1 



4 

SAP-G-V-G-033* 

1 





1 














2 

SAP-G-V-G-039* 

1 





1 














2 

SAP-G-V-G-026* 

1 





1 














2 

SAP-G-V-GZ-003 

1 






1 













2 

SAP-G-VUI-G-007 

1 







1 

1 












SAP-G-V-G-015 

1 







1 












2 

SAP-G-V-G-040* 

1 







1 












2 

SAP-G-V-G-016 

1 







1 












2 

SAP-G-VUI-G-002 

1 








1 











2 

SAP-G-V-GB.at-001 

1 









1 




1 






3 

SAP-G-V-GB.a-002 

1 









1 










2 

SAP-G-V-GB.a-006 

1 









1 










2 

SAP-G-X-K-001 

1 










1 









2 

SAP-G-V-K-001 

1 










1 









2 

SAP-G-V-G-028* 1 



















1 

SAP-G-X-G-011 1 



















1 

SAP-G-V-G-030* 1 



















1 

SAP-G-V-G-029* 1 



















1 

SAP-G-V-G-031* 1 



















1 

SAP-G-V-G-032* 1 



















1 

SAP-G-V-G-034* 1 



















1 

SAP-G-V-G-042 1 



















1 

SAP-G-V-G-025* 1 



















1 

SAP-G-V-G-003 1 



















1 

SAP-G-X-G-001 1 



















1 

SAP-G-V-G-035* 1 



















1 

SAP-G-V-G-036* 1 



















1 

SAP-G-X-G-002 1 



















1 

SAP-G-V-G-027* 1 



















1 

SAP-G-V-G-021 1 



















1 

SAP-G-V-G-011 1 



















1 

SAP-G-V-G-055 1 



















1 


209 






































































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


VOX MAGICA 

Eine einzelne vox magica tritt in zehn griechischen und drei demotischen Anleitungen 
aus sechs Sammelschriften des 2.12. Jh. | 3. Jh. - 5. Jh. | 5./6. Jh. als Beschriftungsele¬ 
ment auf. Sie wird 3x elementgruppenspezifisch und lOx elementgruppenübergreifend 
verwendet. In elementgruppenübergreifendem Kontext kann sie mit bis zu drei weiteren 
S- und Z-Elementgruppen vergesellschaftet werden. 4x tritt sie zusammen mit Namen 
und 2x mit einem einzelnen Namen auf. Eine einzelne vox magica tritt nicht in Vergesell¬ 
schaftung mit B-Elementgruppen auf. Siehe Tabelle 9.86 für eine vollständige Übersicht 
über das Vorkommen und die Vergesellschaftung einer einzelnen vox magica. 


Tabelle 9.86 Vorkommen und Vergesellschaftung: vox magica 


Katalognummer 

vm 

N 

G4 

N+ 

F 

Vo 

G5 

G8 

ID 

G6 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-X-G-003 

1 

1 



1 

1 





4 

SAP-G-V-G-017 

1 

1 



1 







SAP-G-V-G-012 

1 

1 







1 



SAP-G-V-G-022 

1 

1 









2 

SAP-D-V-GsZ-001 

1 


1 




1 

1 



4 

SAP-D-V-GsZ-002 

1 


1 




1 

1 



4 

SAP-G-V-GZ-007 

1 


1 







1 


SAP-D-V-GH-001 

1 



1 







2 

SAP-G-V-G-059 

1 



1 







2 

SAP-G-V-G-057 

1 





1 





2 

1 1 










1 

1 1 









1 

1 1 




_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

i 


Namen 

Die Verwendung von Namen ist in 43 griechischen und fünf demotischen Anleitun¬ 
gen aus 15 Sammelschriften des 2.12. Jh. | 3. Jh. - 4./5. Jh. belegt. Sie werden sowohl 
elementgruppenspezifisch als auch elementgruppenübergreifend verwendet. In elem¬ 
entgruppenübergreifendem Kontext können sie mit bis zu zehn weiteren S-, Z- und B- 
Elementgruppen vergesellschaftet werden. 35x treten sie zusammen mit voces magicae 
und 2x mit einer einzelnen vox magica auf. 2x werden sie als einzige Elementgruppe 
verwendet. Siehe Tabelle 9.87 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und 
die Vergesellschaftung von Namen. 


Tabelle 9.87 Vorkommen und Vergesellschaftung: Namen 


Katalognummer 

N+ 

vm+ 

F 

Vo 

ind 

A 

■ 

3, 

G6 

G4 BT BG 

G2 

vm 

H 

G3 un- 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VU 

-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


l 

1 

1 



1 






11 

SAP-G-VU 

-G-004 

1 

1 

1 

1 

1 

1 














6 

SAP-G-VU 

-G-009 

1 

1 

1 

1 

1 


1 













6 

SAP-G-VU 

-GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 




l 

1 

1 

1 









SAP-G-VUI-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 




l 

1 

1 


1 

1 






10 

SAP-G-X-G-004 

1 

1 

1 

1 


1 














5 

SAP-G-VUI-G-006 

1 

1 

1 


1 

1 

1 













6 

SAP-G-VUI-G-008 

1 

1 

1 


1 

1 

1 













6 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

1 

1 

1 


1 

1 


1 




1 








7 

SAP-G-XI-G-001 

1 

1 

1 


1 

1 














5 

SAP-G-VUI-GZ-001 

1 

1 

1 


1 




l 

1 

1 






1 


1 

8+ 

SAP-G-VUI-G-010 

1 

1 

1 


1 















4 

SAP-G-V-G-020 

1 

1 

1 



1 














4 

SAP-G-V-G-009 

1 

1 

1 




1 













4 

SAP-G-V-GB.a-005 

1 

1 

1 





1 












4 

SAP-G-V-G-063 

1 

1 

1 



















210 























































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


SAP-G-V-G-002 

1 

1 


1 



1 













4 

SAP-G-V-GB.a-007 

1 

1 


1 




1 












4 

SAP-G-X-GKB.a-001 

1 

1 


1 




1 












4 

SAP-G-V-GB.a-003 

1 

1 


1 




1 












4 

SAP-G-V-GZB.g-002 

1 

1 


1 





1 

1 

1 


1 







7 

SAP-G-V-G-060 

1 

1 


1 

















SAP-G-V-G-043 

1 

1 


1 

















SAP-G-V-G-056 

1 

1 


1 

















SAP-G-V-G-001 

1 

1 


1 

















SAP-G-VUI-G-005 

1 

1 



1 
















SAP-G-VUI-G-001 

1 

1 



1 
















SAP-G-V-GZB.g-003 

1 

1 







1 

1 



1 








SAP-G-V-GB.t-001 

1 

1 










1 









SAP-G-V-G-010 

1 

1 



















SAP-G-V-G-018 

1 

1 














1 





SAP-G-V-G-004 

1 

1 


















2 

SAP-G-V-G-062 

1 

1 


















2 

SAP-G-V-G-013 

1 

1 


















2 

SAP-G-V-G-005 

1 

1 


















2 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

1 


1 


1 



1 












4 

SAP-G-V-GZ-004 

1 


1 



1 



1 











4 

SAP-G-V-G-064 

1 


1 




1 














SAP-G-V-G-006 

1 


1 




1 














SAP-D-X-DB.a-001 

1 


1 





1 













SAP-D-VUS-DB.t-001 

1 


1 









1 









SAP-D-X-D-001 

1 


1 


















SAP-D-X-DB.t-001 

1 


1 















1 



SAP-G-V-GB.at-002 

1 







1 




1 









SAP-G-V-G-059 

1 



















2 

SAP-D-V-GH-001 

1 


















2 

SAP-G-V-G-023 1 



















1 

SAP-G-V-G-008 1 



















1 


Name 

Ein einzelner Name ist in 26 griechischen Anleitungen aus neun Sammelschriften des 
172. - 4. Jh. als Beschriftungselement belegt. Er wird 10x elementgruppenspezifisch und 
16x elementgruppenübergreifend verwendet. In elementgruppenübergreifendem Kon¬ 
text kann er mit bis zu sechs weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet 
werden. 9x tritt er zusammen mit voces magicae und 4x mit einer vox magica auf. Siehe 
Tabelle 9.88 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und die Vergesell¬ 
schaftung eines einzelnen Namens. 


Tabelle 9.88 Vorkommen und Vergesellschaftung: Name 


Katalognummer 

N 

vm+ 

F 

vm 

Vo 

ind 

A 

ID 

G4 


Gl 

G6 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-G-003 

1 

1 

1 


1 

1 

1 






6 

SAP-G-V-G-007 

1 

1 

1 


1 








4 

SAP-G-V-G-058 

1 

1 

1 




1 






4 

SAP-G-V-G-024 

1 

1 

1 











SAP-G-VUI-G-007 

1 

1 




1 








SAP-G-V-GZ-001 

1 

1 






1 

1 


1 

1 

6 

SAP-G-V-G-040* 

1 

1 











2 

SAP-G-V-G-016 

1 

1 











2 

SAP-G-V-G-015 

1 

1 











2 

SAP-G-X-G-003 

1 


1 

1 

1 








4 

SAP-G-V-G-017 

1 


1 

1 









3 

SAP-G-V-G-012 

1 



1 




1 






SAP-G-V-G-022 

1 



1 










SAP-G-VUI-GZ-003 

1 





1 



1 





SAP-G-XI-G-002 

1 





1 







2 

SAP-G-V-GB.a-001 

1 









1 



2 

SAP-G-V-G-014 1 












1 

SAP-G-V-G-019 1 












1 

SAP-G-V-G-037* 1 












1 

SAP-G-V-G-049* 1 












1 

SAP-G-V-G-048* 1 












1 

SAP-G-V-G-054* 1 












1 

SAP-G-V-G-053* 1 












1 

SAP-G-V-G-052* 1 












1 

SAP-G-V-G-051* 1 












1 

SAP-G-V-G-050* 1 












1 


211 
























































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Forderung 

Eine Forderung als Beschriftungselement ist in 35 griechischen und 5 demotischen An¬ 
leitungen aus zwölf Sammelschriften für den Zeitraum des 2. - 4./5. Jh. sicher belegt. 
In einem einzigen Fall wird sie elementgruppenspezifisch verwendet, ansonsten elem- 
entgruppenübergreifend. In elementgruppenübergreifendem Kontext kann sie mit bis zu 
zehn weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet werden. Siehe Tabelle 
9.89 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und die Vergesellschaftung 
von Forderungen. 


Tabelle 9.89 Vorkommen und Vergesellschaftung: Forderung 


Katalognummer 

F 

vm+ 

N+ 

ind 

A 

Vo 

Gl 

ID 

G4 

N 

G6 




vm 

G2 

G3 

G5 

= 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VU 

-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 





1 





11 

SAP-G-VU 

-G-004 

1 

1 

1 

1 

1 

1 















6 

SAP-G-VU 

-G-006 

1 

1 

1 

1 

1 



1 













6 

SAP-G-VU 

-G-008 

1 

1 

1 

1 

1 



1 













6 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

1 

1 

1 

1 

1 







1 

1 








7 

SAP-G-XI-G-001 

1 

1 

1 

1 

1 
















5 

SAP-G-VU 

-GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 


1 

1 


1 


1 


1 








I 

SAP-G-VU 

-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 


1 

1 


1 


1 



i 


1 





10 

SAP-G-VUI-G-009 

1 

1 

1 

1 


1 


1 













6 

SAP-G-VUI-GZ-001 

1 

1 

1 

1 



1 


1 


1 


\zz 

tz 

tz 

rz 

1 

ZZ 

zz 

1 

8+ 

SAP-G-VUI-G-010 

1 

1 

1 

1 

















4 

SAP-G-X-G-004 

1 

1 

1 


~T~ 

1 















5 

SAP-G-V-G-020 

1 

1 

1 


i 
















4 

SAP-G-V-G-009 

1 

1 

1 





1 













4 

SAP-G-V-GB.a-005 

1 

1 

1 









1 









4 

SAP-G-V-G-063 

1 

1 

1 


















mm 

SAP-G-VUI-G-003 

1 

1 


1 

i 

1 




1 











6 

SAP-G-VU 

-GZ-004 

1 

1 


1 



1 


1 


1 







1 



7 

SAP-G-VU 

-GB.a-001 

1 

1 


1 








1 









4 

SAP-G-V-G-058 

1 

1 



i 





1 











4 

SAP-G-V-G-007 

1 

1 




1 




1 











4 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 





1 


1 


1 



i 



1 




7 

SAP-G-V-GZ-005 V2/2 

1 

1 







1 












3 

SAP-G-V-G-024 

1 

1 








1 











3 

SAP-G-X-G-006 

1 

1 



















2 

SAP-G-X-G-007 

1 

1 



















2 

SAP-G-V-G-041 

1 

1 



















2 

SAP-G-V-G-061 

1 

1 



















2 

SAP-G-VUI-GB.a-002 

1 


1 

~r 








1 


rz 

tz 

rz 

ZZ 

zz 

zz 


4 

SAP-G-V-GZ-004 

1 


1 


~r 


1 














4 

SAP-G-V-G-064 

1 


1 





1 














SAP-G-V-G-006 

1 


1 





1 














SAP-D-X-DB.a-001 

1 


1 









1 










SAP-D-VUS-DB.t-001 

1 


1 










i 









SAP-D-X-DB.t-001 

1 


1 
















~T~ 



SAP-D-X-D-001 

1 


1 


















H2H 

SAP-G-VUI-GZ-005 

1 



~T~ 



1 















SAP-G-X-G-003 

1 





1 




1 





1 







SAP-G-V-G-017 

1 









1 





1 







SAP-D-V-D-001 1 






















Vokale 

Vokale sind in 28 griechischen Anleitungen aus 13 Sammelschriften des 2./3. - 6. Jh. 
sicher belegt. 4x werden sie elementgruppenspezifisch verwendet, ansonsten element- 
gruppenübergreifend. In elementgruppenübergreifendem Kontext können sie mit bis zu 
zehn weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet werden. Siehe Tabelle 
9.90 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und die Vergesellschaftung 
von Vokalen. 


212 





































































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.90 Vorkommen und Vergesellschaftung: Vokale 



Anrufung 

Eine Anrufung als Beschriftungselement ist in 11 griechischen Anleitungen aus fünf 
Sammelschriften des 2.12. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. als Beschriftungselement belegt. Sie wird 
ausschließlich elementgruppenübergreifend verwendet und kann mit bis zu zehn weite¬ 
ren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet werden. Eine Anrufung tritt in sämt¬ 
lichen Fällen zusammen mit einer Forderung auf. In zehn Fällen ist sie zudem mit voces 
magicae vergesellschaftet. Siehe Tabelle 9.91 für eine vollständige Übersicht über das 
Vorkommen und die Vergesellschaftung von Anrufungen. 


Tabelle 9.91 Vorkommen und Vergesellschaftung: Anrufung 


Katalognummer 

A 

F 

vm+ 

N+ 

ind 

Vo 

Gl 

ID 

N 

G4 

G6 BA BT 

G2 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 

1 



1 

11 

SAP-G-VU 

-G-004 

1 

1 

1 

1 

1 

1 









6 

SAP-G-VU 

-G-008 

1 

1 

1 

1 

1 



1 







6 

SAP-G-VU 

-G-006 

1 

1 

1 

1 

1 



1 







6 

SAP-G-VU 

-GB.at-001 

1 

1 

1 

1 

1 







1 

1 


7 

SAP-G-XI-G-001 

1 

1 

1 

1 

1 










5 

SAP-G-X-G-004 

1 

1 

1 

1 


1 









5 

SAP-G-V-G-020 

1 

1 

1 

1 











4 

SAP-G-VUI-G-003 

1 

1 

1 


1 

1 



1 






6 

SAP-G-V-G-058 

1 

1 

1 






1 






4 

SAP-G-V-GZ-004 

1 

1 


1 



1 








4 


Identitätssätze 

Ein Identitätssatz als Beschriftungselement ist in zwölf griechischen und einer demoti¬ 
schen Anleitung aus sechs Sammelschriften des 2.12. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. überliefert. Er 
tritt ausschließlich elementgruppenübergreifend auf und kann mit bis zu zehn weiteren 


213 


































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet werden. Siehe Tabelle 9.92 für eine voll¬ 
ständige Übersicht über das Vorkommen und die Vergesellschaftung von Identitätssät¬ 
zen. 


Tabelle 9.92 Vorkommen und Vergesellschaftung: Identitätssätze 


Katalognummer 

ID vm+ N+ F ind A N Vo Gl G4 G6 G2 vm BP ^ 

SAP-G-VUI-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 

1 

1 

1 

1 



SAP-G-VU -G-008 

1 

1 

1 

1 


1 









SAP-G-VU -G-006 

1 

1 

1 

1 


1 









SAP-G-VUI-G-009 

1 

1 

1 

1 

1 



1 







SAP-G-V-G-009 

1 

1 

1 

1 











SAP-G-V-G-002 

1 

1 

1 





1 







SAP-G-V-GZ-001 

1 

1 





1 


1 

1 

1 




SAP-G-X-K-001 

1 

1 













SAP-G-V-K-001 

1 

1 













SAP-G-V-G-006 

1 


1 

1 











SAP-G-V-G-064 

1 


1 

1 











SAP-G-V-G-012 

1 






1 






1 


SAP-D-V-DB.p-001 

1 















Anzahl 


Homerverse 

Homerverse sind in vier griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 4. - 
4./5. Jh. belegt. Dreimal treten sie elementgruppenspezifisch auf, einmal werden sie mit 
zwei weiteren S-Elementgruppen vergesellschaftet in elementgruppenübergreifender 
Form verwendet. Homerverse treten nicht in Vergesellschaftung mit Z- und B-Element- 
gruppen auf. Siehe Tabelle 9.93 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen 
und die Vergesellschaftung von Honnerversen. 

Tabelle 9.93 Vorkommen und Vergesellschaftung: Homerverse 


Katalognummer 

H 

vm+ 

N+ 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-G-018 

1 

1 

1 


SAP-G-V-G-065 

1 



1 

SAP-G-X-G-009 

1 



1 

SAP-G-X-G-010 

1 



1 


Individuelle Angaben 

Individuelle Angaben als Teil einer Beschriftung sind in 23 griechischen Anleitungen aus 
acht Sammelschriften des 1./2. Jh. - 6. Jh. oder früher belegt. Vollständig aus individu¬ 
ellen Angaben bestehende Inschriften sind in weiteren vier demotischen und zwei grie¬ 
chischen Anleitungen überliefert (nicht in der Tabelle dargestellt). Individuelle Angaben 
können mit bis zu zehn weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet werden. 
Siehe Tabelle 9.94 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und die Verge¬ 
sellschaftung individueller Angaben. 


Tabelle 9.94 Vorkommen und Vergesellschaftung: Individuelle Angaben 


Katalognummer 

ind 

vm+ 

F 

N+ 

Gl 

Vo 

G4 G6 

A N 

ID 




G2 G3 G5 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VU -GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 




1 




l 

SAP-G-VU -GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 





1 






SAP-G-VUI-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 






1 

1 





214 



















































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 



9.12.1.2. Elemente der Z-Gruppe 

Z-Elemente sind erst seit dem 2.13. Jh. | 3. Jh. belegt. Dazu gehören die Gruppen Gl, 
G4, G6 und G8. Zeichen der Gruppe G3 sind in den Sammelschriften nur für das 3. Jh. in 
vollständig überlieferten Beschriftungen nachweisbar, Zeichen der Gruppen G2 und G7 
für das 4. Jh. Nicht eindeutig zuzuordnende Zeichen finden sich in Sammelschriften des 
3. und 4. Jh. Die am häufigsten vorkommenden Zeichengruppen Gl, G4 und G6 sind bis 
in das 6. Jh. oder früher nachweisbar. Vorkommen und Vergesellschaftung der einzelnen 
Z-Elemente werden der Reihe nach zusammengefasst. 


Gl - Kringel 

Kringelzeichen sind in 23 griechischen, drei demotischen und einer koptischen Arte¬ 
faktbeschriftung aus 13 Sammelschriften des 2.13. \ 3. Jh. - 6. Jh. sicher belegt. Ein 
einziges Mal werden sie elementgruppenspezifisch verwendet, ansonsten elementgrup- 
penübergreifend. In elementgruppenübergreifendem Kontext können sie mit bis zu neun 
weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet werden. Siehe Tabelle 9.95 für 
eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und die Vergesellschaftung von Gl - 
Kringelzeichen. 


Tabelle 9.95 Vorkommen und Vergesellschaftung: Gl - Kringel 


Katalognummer 

Gl 

G6 

G4 

vm+ 

F 

ind 

N+ 


Vo 

G5 

G2 

A 


ID 

G3 

N 

- 

G7 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VU 

-GZB.g-001 

1 

1 



1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 









10 

SAP-G-VU 

-GZ-001 

1 

1 



1 

1 

1 

1 








1 




1 

8+ 

SAP-G-VU 

-GZ-002 

1 

1 



1 

1 

1 

1 


1 


1 

1 


1 






11 

SAP-G-VU 

-GZB.t-001 

1 

1 



1 

1 

1 

1 


1 




1 








SAP-G-VUI-GZ-004 

1 

1 



1 

1 

1 




1 










7 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 



1 

1 



1 







1 





7 

SAP-G-V-GZB.g-002 

1 

1 



1 



1 

1 

1 











7 

SAP-G-V-GZ-001 

1 

1 



1 










1 


1 




6 

SAP-G-V-GZ-002 

1 

1 



1 
















4 

SAP-K-X-KZ-001 

1 

1 



1 
















4 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

1 

1 

1 



1 


1 

1 











6 

SAP-G-V-ZB.q-001 

1 

1 

1 





1 


1 










5 

SAP-G-V-ZB.at-001 

1 

1 

1 







1 



1 




1 

1 

1 

7+ 

SAP-G-V-Z-011 

1 

1 

1 







1 









1 

4+ 

SAP-G-V-Z-007 

1 

1 

1 
















1 

3+ 

SAP-G-V-Z-012 

1 

1 

1 








1 









4 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

1 

1 

1 


















SAP-D-V-Z-001 

1 

1 

1 



















215 

















































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-D-V-Z-002 (Fl) 

|i 

i 

i 

















5 

CO 

1 

Cü 

INI 

CD 

:> 

cp 

Q. 

< 

CO 

1 

i 


i 



i 

i 












SAP-G-V-Z-010 

1 

i 

















i 

2+ 

SAP-G-V-Z-006 

1 

i 


















2 

SAP-G-V-GZ-003 

1 



i 
















2 

4 

SAP-G-VUI-GZ-005 

fl 




i 

i 














SAP-G-V-GZ-004 

1 




i 


i 





i 








SAP-G-X-Z-002 

ri 


















i 

1 + 

SAP-G-V-Z-009 1 



















1 


G2 - Kugeln 

Zeichen mit Kugeln sind in 3 griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 
4. Jh. und 4. Jh.? belegt. Sie treten ausschließlich in elementgruppenübergreifendem 
Kontext auf und können mit bis zu zehn weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen verge¬ 
sellschaftet werden. Siehe Tabelle 9.96 für eine vollständige Übersicht über das Vorkom¬ 
men und die Vergesellschaftung von G2 - Kugelzeichen. 


Tabelle 9.96 Vorkommen und Vergesellschaftung: G2 - Kugeln 


Katalognummer 

G2 Gl G6 G4 

vm+ 

F 

ind 

N+ 

Vo 

- 

A 

ID 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

— 



10 

SAP-G-VUI-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 

1 

11 

SAP-G-V-Z-012 

1 

i 

i 










4 


G3 - Punkte 

Zeichen mit Punkten sind in 3 griechischen Anleitungen aus einer Sammelschrift des 3. 
Jh. belegt. Sie treten ausschließlich in elementgruppenübergreifendem Kontext auf und 
können mit bis zu sieben weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen plus einem unsicher 
zuzuordnenden Element vergesellschaftet werden. Siehe Tabelle 9.97 für eine vollstän¬ 
dige Übersicht überdas Vorkommen und die Vergesellschaftung von G3 - Punktzeichen. 

Tabelle 9.97 Vorkommen und Vergesellschaftung: G3 - Punkte 


Katalognummer 

G3 G6 G4 

vm+ 

Gl 


- 

ind 

N+ 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

— 




7 

SAP-G-VUI-GZ-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 

1 

1 

8+ 

SAP-G-V-GZ-006 

1 

1 

1 

1 







4 


G4 - GESCHLOSSENE ELEMENTE 

Zeichen aus geschlossenen Elementen sind in 23 griechischen, fünf demotischen und 
einer koptischen Anleitung aus elf Sammelschriften des 2./3. | 3. Jh. - 6. Jh. sicher be¬ 
legt. Sie treten einmal elementgruppenspezifisch auf. In elementgruppenübergreifendem 
Kontext können sie mit bis zu zehn weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesell¬ 
schaftet werden. Siehe Tabelle 9.98 für eine vollständige Übersicht über das Vorkom¬ 
men und die Vergesellschaftung von G4 - geschlossene Elemente Zeichen. 


216 














































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.98 Vorkommen und Vergesellschaftung: G4 - geschlossene Elemente 


Katalognummer 

G4 

G6 

Gl 

vm+ 

F 

ind 

N+ 

Vo 

=0 

G5 

G2 

,D 

BT 

G3 

N 

vm 

G8 

A 

- 

G7 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

■■ 


1 











10 

SAP-G-VU 

-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 



1 

1 






1 




11 

SAP-G-VU 

-GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 





1 










SAP-G-VU 

-GZ-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 







1 







1 

8+ 

SAP-G-VU 

-GZ-004 

1 

1 

1 

1 

1 

1 




1 












7 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 




1 





1 








7 

SAP-G-V-GZB.g-002 

1 

1 

1 

1 



1 

1 

1 













7 

SAP-G-V-GZ-001 

1 

1 

1 

1 








1 



1 







6 

SAP-G-V-GZ-002 

1 

1 

1 

1 


















4 

SAP-K-X-KZ-001 

1 

1 

1 

1 


















4 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

1 

1 

1 



1 


1 

1 













6 

SAP-G-V-ZB.g-001 

1 

1 

1 






1 

1 












5 

SAP-G-V-ZB.at-001 

1 

1 

1 







1 



1 






1 

1 

1 

7+ 

SAP-G-V-Z-011 

1 

1 

1 







1 











1 

4+ 

SAP-G-V-Z-007 

1 

1 

1 


















1 

3+ 

SAP-G-V-Z-012 

1 

1 

1 








1 











4 

SAP-D-V-Z-002 (Fl) 

1 

1 

1 




















SAP-D-V-Z-001 

1 

1 

1 




















SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

1 

1 

1 




















SAP-G-V-GZ-006 

1 

1 


1 










1 








4 

SAP-G-V-Z-004 

1 

1 








1 













SAP-G-X-Z-001 Ml-3/3 

1 

1 



















1 

2+ 

SAP-G-V-Z-005 

1 

1 



















1 

2+ 

SAP-G-V-GZ-007 

1 

1 














1 







SAP-G-V-GZ-005 V2/2 

1 



1 

1 


















SAP-G-VUI-GZ-003 

1 





1 









1 








SAP-D-V-GsZ-002 

1 









1 






1 

1 





4 

SAP-D-V-GsZ-001 

1 









1 






1 

1 





4 

SAP-G-V-Z-008 1 





















1 


G5 - separate Striche 

Zeichen, die mit separaten Strichen versehen sind, sind in fünf griechischen und zwei 
demotischen Anleitungen aus vier Sammelschriften des 2./3. | 3. Jh. - 4. Jh. sicher be¬ 
legt. Sie treten ausschließlich in elementgruppenübergreifenden Kontexten auf und kön¬ 
nen mit bis zu sieben weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet werden. 
Siehe Tabelle 9.99 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und die Verge¬ 
sellschaftung von G5 - separate Striche Zeichen. 


Tabelle 9.99 Vorkommen und Vergesellschaftung: G5- Striche 


Katalognummer 

G5 

G4 

G6 

Gl 

vm 

G8 BT BA 

G7 BG 

vm+ 

F 

ind 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-ZB.at-001 

1 

1 

1 

1 



1 

1 

1 





1 

7+ 

SAP-G-V-Z-011 

1 

1 

1 

1 










1 

4+ 

SAP-G-V-ZB.g-001 

1 

1 

1 

1 






1 





5 

SAP-G-VUI-GZ-004 

1 

1 

1 

1 







1 

1 

1 


7 

SAP-G-V-Z-004 

1 

1 

1 












! 

SAP-D-V-GsZ-001 

1 

1 



1 

1 









SAP-D-V-GsZ-002 

1 

1 



1 

1 








_ 

4 


G6 - Elemente 

G6-Elementzeichen sind in 27 griechischen, drei demotischen und einer koptischen An¬ 
leitung aus 13 Sammelschriften des 2./3. | 3. Jh. - 6. Jh. oder früher sicher belegt. Sie 
treten viermal in elementgruppenspezifischen Kontexten auf. Elementgruppenübergrei- 
fend können sie mit bis zu neun weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet 
werden. Siehe Tabelle 9.100 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und 
die Vergesellschaftung von G6 - Elementzeichen. 


217 




































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.100 Vorkommen und Vergesellschaftung: G6 - Elemente 



G7 - kleine Elemente 

Zeichen, die aus Elementen bestehen, die deutlich kleiner als die übrigen Zeichen einer 
Beschriftung sind, sind in einer griechischen Anleitung aus einer Sammelschrift des 4. 
Jh. belegt. Sie treten in elementgruppenübergreifender Form mit sieben weiteren Z- und 
B-Elementgruppen vergesellschaftet auf. G7-Elemente treten nicht in Verbindung mit S- 
Elementen auf. Siehe Tabelle 9.101 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen 
und die Vergesellschaftung von G7 - kleine Elemente Zeichen. 

Tabelle 9.101 Vorkommen und Vergesellschaftung: G7 - kleine Elemente 


Katalognummer 

G7 G6 G4 Gl G5 



Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-ZB.at-001 

i ■■ i ■■ i 

1 

1 

1 

8 


G8 - Hieroglyphen / hieroglyphenähnliche Zeichen 

Zeichen, die Hieroglyphen ähneln oder formal mit ihnen identisch sind, sind in zwei de¬ 
motischen Anleitungen aus einer Sammelschrift des 2./3. | 3. Jh. als Beschriftungsele¬ 
mente belegt. Sie treten in elementgruppenübergreifender Form mit drei weiteren S-, 
und Z-Elementen vergesellschaftet auf. G8-Elemente treten nicht in Verbindung mit B- 
Elementgruppen auf. Siehe Tabelle 9.102 für eine vollständige Übersicht über das Vor¬ 
kommen und die Vergesellschaftung von G8 - Zeichen. 


218 
















































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.102 Vorkommen und Vergesellschaftung: G8 - Hieroglyphen / hieroglyphenähn¬ 
liche Zeichen 


Katalognummer 

G8 G4 G5 vm 

Anzahl 

Elemente 

SAP-D-V-GsZ-002 

1 

1 

1 

1 

4 

SAP-D-V-GsZ-001 

1 

1 

1 

1 

4 


Gu - UNKLARE ZUORDNUNG 

In acht griechischen Anleitungen aus vier Sammelschriften des 3. - 4. Jh. treten Zeichen 
auf, die nicht eindeutig zugeordnet werden können. Sie werden vollständigkeitshalber 
hier mit aufgeführt, siehe dazu Tabelle 9.103. 


Tabelle 9.103 Vorkommen und Vergesellschaftung: Gu - unklar 


Katalognummer 

Gu 

G6 

G4 

Gl 

G5 BT BA 

G7 

vm+ 

F 

ind 

N+ 

G3 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-Z-007 

1 

1 

1 

1 










3+ 

SAP-G-V-ZB.at-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 






7+ 

SAP-G-VUI-GZ-001 

1 

1 

1 

1 





1 

1 

1 

1 

1 

8+ 

SAP-G-V-Z-010 

1 

1 


1 










2+ 

SAP-G-V-Z-011 

1 

1 

1 

1 

1 









4+ 

SAP-G-X-Z-001 

1 

1 

1 











2+ 

SAP-G-V-Z-005 

1 

1 

1 











2+ 

SAP-G-X-Z-002 

1 



1 










1 + 


9.12.1.3. Elemente der B-Gruppe 

B-Elemente treten, wie die Z-Elemente, erstmalig in Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. 
| 3. Jh. auf. Anthropomorphe Darstellungen sind bis zum 475. Jh. in Anleitungen belegt, 
Tierdarstellungen bis zum 4. Jh. Die Darstellung eines einzelnen Körperteils ist einmal 
in einer Anleitung aus dem 273. Jh. | 3. Jh. belegt. Geometrische Elemente werden 
erstmals im 3. Jh. angegeben, ihr letztes Zeugnis datiert in das 6. Jh,. oder früher. Vor¬ 
kommen und Vergesellschaftung der einzelnen B-Elementgruppen werden der Reihe 
zusammengefasst. 

Ba - ANTHROPOMORPHE DARSTELLUNGEN 

Anthropomorphe Darstellungen sind in 14 griechischen und einer demotischen Anleitung 
aus acht Sammelschriften des 273.14. Jh. - 475. Jh. belegt. Elementgruppenspezifische 
Verwendungen werden hier nicht besprochen. In elementgruppenübergreifendem Kon¬ 
text können sie mit bis zu sechs weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen vergesellschaftet 
werden. Siehe Tabelle 9.104 für eine vollständige Übersicht über das Vorkommen und 
die Vergesellschaftung anthropomorpher Darstellungen. 

Tabelle 9.104 Vorkommen und Vergesellschaftung: Ba - anthropomorphe Darstellungen 



219 









































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-V-GB.a-002 

1 

1 














2 

SAP-G-V-GB.at-001 

1 

1 




1 











SAP-G-VUI-GB.a-001 

1 

1 



1 


1 









4 

SAP-G-V-GB.a-006 

1 

1 














2 

SAP-G-V-GB.at-002 

1 


1 



1 











SAP-G-VUI-GB.a-002 

1 


1 


1 


1 









4 

SAP-D-X-DB.a-001 

1 


1 


1 












SAP-G-V-GB.a-004 

1 



1 












2 

SAP-G-V-GB.a-001 

1 













1 


2 

SAP-G-V-ZB.at-001 

1 





1 



1 

1 

1 

1 

1 


1 

7+ 


Bt - Darstellungen von Tieren 

Tierdarstellungen sind als Beschriftungselement in sechs griechischen und einer demo¬ 
tischen Anleitung aus fünf Sammelschriften des 2./3. | 3. Jh. - 4. Jh. belegt. Element¬ 
gruppenspezifische Verwendungen werden hier nicht besprochen. In elementgruppen- 
übergreifendem Kontext treten sie mit bis zu acht weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen 
vergesellschaftet auf. Siehe Tabelle 9.105 für eine vollständige Übersicht über das Vor¬ 
kommen und die Vergesellschaftung von Tierdarstellungen. 


Tabelle 9.105 Vorkommen und Vergesellschaftung: Bt - Tierdarstellungen 



BP - PARTES 

Eine Darstellung eines Körperteils wird in einer demotischen Anleitung aus einer Sam¬ 
melschrift des 2./3. Jh. | 3. Jh. verwendet. Sie tritt mit einem weiteren S-Element ver¬ 
gesellschaftet auf. Siehe Tabelle 9.106 für eine Übersicht über das Vorkommen und die 
Vergesellschaftung der Körperteildarstellung. 

Tabelle 9.106 Vorkommen und Vergesellschaftung: Bp - Körperteile 


Katalognummer BP 1 ID 

Anzahl 

Elemente 

SAP-D-V-DB.p-001 1 1 

2 


Bg - GEOMETRISCHE ELEMENTE 

Geometrische Elemente werden in sechs griechischen Anleitungen aus vier Sammel¬ 
schriften des 3. Jh. - 6. Jh. oder früher belegt. Sie treten in elementgruppenübergrei- 
fendem Kontext auf und können mit bis zu acht weiteren S-, Z- und B-Elementgruppen 
vergesellschaftet werden. Siehe Tabelle 9.107 für eine vollständige Übersicht über das 
Vorkommen und die Vergesellschaftung geometrischer Elemente. 

Tabelle 9.107 Vorkommen und Vergesellschaftung: Bg - geometrische Elemente 

Katalognummer G6 Gl G4 vm+ Vo N+ F ind G5 G3 

SAP-G-VUI-GZB.g-001 1 1 1 1 

SAP-G-V-GZB.g-002 



220 

























































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 



1 



1 

7 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

1 

1 

1 

1 


1 



1 



6 

SAP-G-V-ZB.g-001 

1 

1 

1 

1 






1 


5 

SAP-G-V-GZB.g-003 

1 

1 

1 

L 

1 


1 





5 


Bu - UNKLAR 

In einem Fall ist unklar, ob eine anthropomorphe Figur oder eine Tierdarstellung ver¬ 
wendet werden soll 1 . Die Darstellung wird mit zwei weiteren Elementgruppen vergesell¬ 
schaftet. 

Tabellarische Gesamtübersicht über die Elementgruppen 

In Tabelle 9.108 ist eine Gesamtübersicht über die Elementgruppen, ihr Vorkommen in 
den Anleitungen und Sammelschriften sowie über ihre Datierung zusammengestellt. 


Tabelle 9.108 Gesamtübersicht Elementgruppen 


Beschriftungs¬ 

element 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

voces magicae 

83 

82 

- 

1 

18 

2. Jh. - 6. Jh. oder früher 

Namen 

48 

43 

5 

- 

15 

2./3. Jh. -475. Jh. 

Forderung 

40 

35 

5 

- 

12 

2. Jh.-475. Jh. 

Vokale 

28 

28 

- 

- 

13 

273. Jh. - 6. Jh. oder früher 

Name 

26 

26 

- 

- 

9 

172. Jh. -4. Jh. 

individuelle 

Angaben 

23 

23 

- 

- 

8 

172. Jh. - 6. Jh. oder früher 

vox magica 

13 

10 

3 

- 

6 

273. Jh. | 3. Jh. - 5. Jh. | 

576. Jh. 

Identitätssatz 

13 

12 

1 

- 

6 

273. Jh. | 3. Jh. -4. Jh. 

Anrufung 

11 

11 

- 

- 

5 

273. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. 

Homerverse 

4 

4 

- 

- 

2 

4. Jh. -475. Jh. 

G6 

31 

27 

3 

1 

13 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher 

G4 

29 

23 

5 

1 

11 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher 

Gl 

27 

23 

3 

1 

13 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher 

G5 

7 

5 

2 

- 

4 

273. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. 

G2 

3 

3 

- 

- 

2 

4. Jh. und 4. Jh.? 

G3 

3 

3 

- 

- 

1 

3. Jh. 

G7 

1 

1 

- 

- 

1 

4. Jh. 

G8 

2 

- 

2 

- 

1 

273. Jh. | 3. Jh. 

Gu 

8 

8 

- 

- 

4 

3. Jh.-4. Jh. 

Ba 

15 

14 

1 

- 

8 

273. Jh. |4. Jh.-475. Jh. 

Bt 

7 

6 

1 

- 

5 

273. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. 

Bg 

6 

6 

- 

- 

4 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

Bp 

1 

- 

1 

- 

1 

273. Jh. | 3. Jh. 

B unklar a?t? 

1 

- 

1 

- 

1 

3. Jh. 


1 SAP-D-X-DB.t-001. 


221 


































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


9.12.2. Welche Schriftträger wurden verwendet, und lassen sich Verbindungen 
zwischen Beschriftungselement/en und Schriftträger hersteilen? 

Zahlreiche unterschiedliche Materialien sind als Schriftträger überliefert, viele davon je¬ 
doch einmalig. Fast alle mehrfach vorkommenden Schriftträger können mit Elementen 
der S-, Z- und B-Gruppe beschriftet werden, die beiden Ausnahmen bilden Lorbeer¬ 
blätter und Eisen: Sämtliche neun Lorbeerblattartefakte werden nicht mit B-Elementen 
beschriftet, die fünf Eisenartefakte hingegen nicht mit Z-Elementen. 

Das Vorkommen der mehrfach auftretenden Schriftträger und die mit ihnen verbundenen 
Beschriftungselemente werden der Reihe nach zusammengefasst. 


Papyrus 

Papyrus ist als Schriftträger für 41 Artefakte belegt, deren Beschriftung vollständig oder 
fast vollständig rekonstruiert werden kann. Die dazugehörigen 22 griechischen und drei 
demotischen Anleitungen finden sich in 13 Sammelschriften des 2./3. Jh. - 5. Jh. | 5./6. 
Jh. Papyrus wird mit Elementen aus allen drei Beschriftungsgruppen S, Z und B be¬ 
schriftet. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus neun vergesellschafteten Elem¬ 
entgruppen. Insgesamt sind Elemente aus 16 unterschiedlichen Elementgruppen plus 
zwei unsicheren Elementgruppen für Papyrusbeschriftungen belegt. 

Homerverse, geometrische Elemente sowie die Zauberzeichengruppen G2, G5, G7 und 
G8 sind innerhalb der Sammelschriften nicht für Papyrusbeschriftungen belegt, es gibt 
jedoch Zauberzeichen, die nicht eindeutig identifiziert werden können. Am häufigsten 
soll Papyrus mit voces magicae beschriftet werden. Siehe Tabellen 9.109-9.111 für eine 
Übersicht über das Vorkommen von Papyrus als Schriftträger und die zu verwendenden 
Elementgruppen. 


Tabelle 9.109 Übersicht: Papyrus 


Material 

Vorkommen 
in Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Papyrus 

25 

41 

22 

3 

- 

13 

273. Jh. -5. Jh. | 576. 

Jh. 


Tabelle 9.110 Papyrus: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

vm+ F 

N+ 

Vo 

ind N 

■ 

vm G6 Gl G4 A ID 

BG G3 BP Gu ^ 

Anzahl 

Elemente 

Papyrus 

CM 

OO 

CM 

12 

8 

5 4 

\3 3 3 2 2 2 


16++ 


222 





































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.111 Schriftträger und Elementgruppen: Papyrus 


Katalognummer 

vm+ 

F 

Vo 

N+ 

ind 

G6 

G4 

Gl 

A 

N 

BA 

vm 

ID 

BG 

G3 

BP 

Gu 

BAT 

un¬ 

klar 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 






1 





9 

SAP-G-VUI-G-004 

1 

1 

1 

1 

1 




1 










6 

SAP-G-X-G-004 

1 

1 

1 

1 





1 










5 

SAP-G-X-G-006 

1 

1 

















2 

SAP-G-VUI-G-010 

1 

1 


1 

1 














4 

SAP-G-V-GB.a-005 

1 

1 


1 







1 








4 

SAP-G-V-G-024 

1 

1 








1 









3 

SAP-G-V-G-041 

1 

1 

















2 

SAP-G-V-G-026* 

1 


1 
















2 

SAP-G-V-G-033* 

1 


1 
















2 

SAP-G-V-G-039* 

1 


1 
















2 

SAP-G-V-G-043 

1 


1 

1 















3 

SAP-G-V-G-030* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-040* 

1 









1 









2 

SAP-G-V-G-034* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-036* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-031* 

1 


















1 

SAP-G-VUI-G-005 

1 



1 

1 














3 

SAP-G-V-G-032* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-042 

1 


















1 

SAP-G-V-K-001 

1 












1 






2 

SAP-G-V-G-027* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-025* 

1 


















1 

SAP-G-V-GZ-006 

1 





1 

1 








1 




4 

SAP-G-V-G-029* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-028* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-035* 

1 


















1 

SAP-G-V-G-004 

1 



1 















2 

SAP-G-VUI-GB.a-002 


1 


1 

1 






1 








4 

SAP-D-X-DB.a-001 


1 


1 







1 








3 

SAP-D-V-D-001 


1 

















1 

SAP-D-X-DB.t-001 


1 


1 














1 

2+ 

SAP-G-V-G-044 



1 
















1 

SAP-D-V-DB.p-001 













1 



1 



2 

SAP-G-V-G-037* 










1 









1 

SAP-G-V-G-038* 












1 







1 

SAP-G-V-G-023 




1 















1 

SAP-G-V-Z-010 






1 


1 









1 


2+ 

SAP-G-V-G-022 










1 


1 







2 

SAP-G-V-G-045 












1 







1 

SAP-G-V-Z-009 








1 











1 


Zinn 

Zinn wird in elf griechischen Anleitungen aus vier Sammelschriften des 3. Jh., 4. Jh. 
und 6. Jh. oder früher als Schriftträger genannt. Er wird mit Elementen aus allen drei 
Beschriftungsgruppen S, Z und B beschriftet. Die umfangreichste Beschriftung besteht 
aus neun vergesellschafteten Elementgruppen. Insgesamt sind Elemente aus 14 unter¬ 
schiedlichen Elementgruppen plus einer unsicheren Elementgruppe für Zinnbeschriftun¬ 
gen belegt. 

Homerverse, Identitätssätze, anthropomorphe Darstellungen sowie die Zauberzeichen¬ 
gruppen G2, G3, G7 und G8 sind innerhalb der Sammelschriften nicht für Zinnbeschrif¬ 
tungen belegt, jedoch gibt es Zauberzeichen, die nicht eindeutig zu identifizieren sind. 
Am häufigsten soll Zinn mit voces magicae beschriftet werden. Siehe Tabellen 9.112, 
9.113 und 9.114 für eine Übersicht über das Vorkommen von Zinn als Schriftträger und 
die zu verwendenden Elementgruppen. 


223 
































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.112 Übersicht: Zinn 


Material 

Vorkommen 
in Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Zinn 

11 

11 

11 

- 

- 

4 

3. Jh., 4. Jh., 6. Jh. 
oder früher 


Tabelle 9.113 Zinn: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

vm+ 

N+ G6 F Gl G4 Vo 

ind 


G5 A N vm Gu 

Anzahl 

Elemente 

Zinn 

8 

6 

5 

5 

4 

4 

3 

3 

1 

1 

1 

1 

1 

14+ 


Tabelle 9.114 Schriftträger und Elementgruppen: Zinn 


Katalognummer 

vm+ 

N+ 

Gl 

G6 

F 

Vo 

ind 

G4 

BG 

BT 

G5 

A 

N 

vm 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI- 

GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 






9 

SAP-G-V-GZB.g-003 

1 

1 

1 

1 





1 







5 

SAP-G-V-G-063 

1 

1 



1 











3 

SAP-G-V-G-060 

1 

1 




1 










3 

SAP-G-V-G-062 

1 

1 














2 

SAP-G-VUI-GZ-004 

1 


1 

1 

1 


1 

1 



1 





7 

SAP-G-V-G-058 

1 




1 







1 

1 



4 

SAP-G-V-G-061 

1 




1 











2 

SAP-G-V-G-059 


1 












1 


2 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-002 



1 

1 


1 

1 

1 

1 







6 

SAP-G-X-Z-001 

Ml-3/3 




1 




1 







1 

2+ 


Gold 

Gold wird als Schriftträger in acht griechischen Anleitungen aus sechs Sammelschriften 
des 2./3. Jh. | 4. Jh. - 4./5. Jh. genannt. Es wird mit Elementen aus allen drei Beschrif¬ 
tungsgruppen S, Z und B beschriftet. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus neun 
vergesellschafteten Elementgruppen, hinzukommen nicht zuzuordnende Zauberzei¬ 
chen. Insgesamt sind Elemente aus 13 unterschiedlichen Elementgruppen plus einer 
unsicheren Elementgruppe für Goldbeschriftungen belegt. 

Homerverse, eine einzelne vox magica, eine Anrufung sowie die Zauberzeichengruppen 
G2, G3, G5, G7 und G8 sind innerhalb der Sammelschriften nicht für Goldbeschriftun¬ 
gen belegt, jedoch gibt es Zauberzeichen, die nicht eindeutig zu identifizieren sind. Am 
häufigsten soll Gold mit voces magicae, Namen und den Zauberzeichengruppen Gl, 
G4 und G6 beschriftet werden, sie alle treten je viermal auf. Siehe Tabellen 9.115, 9.116 
und 9.117 für eine Übersicht über das Vorkommen von Gold als Schriftträger und die zu 
verwendenden Elementgruppen. 


Tabelle 9.115 Übersicht: Gold 


Material 

Vorkommen 
in Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Gold 

8 

8 

8 

- 

- 

6 

273. Jh. | 4. Jh. - 475. 

Jh. 


224 







































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.116 Gold: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

vm+ G4 G6 N+ Gl Vo F BT ID ind BG N BA Gu 

Anzahl 

Elemente 

Gold 

4 4 4 4 3 3 2~[ 2 f" 2 1 J" 1 ~[ 1 11 

13+ 


Tabelle 9.117 Schriftträger und Elementgruppen: Gold 


Katalognummer 

vm+ 

Gl 

G4 

G6 

N+ 

Vo 

F 

BT 

ID 

ind 

BG 

N 

BA 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VU1 -GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 





9 

SAP-G-V-GZB.g-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 





1 




7 

SAP-G-V-GZ-001 

1 

1 

1 

1 





1 



1 



6 

SAP-G-X-G-001 

1 














1 

SAP-G-X-Z-001 



1 

1 










1 

2+ 

SAP-G-V-G-006 





1 


1 


1 






3 

SAP-G-V-GB.at-002 





1 



1 





1 


3 

SAP-G-VUY-G-004 






1 









1 


Silber 

Silber ist in neun griechischen Anleitungen aus sechs Sammelschriften des 3. Jh. - 4./5. 
Jh. als Schriftträger überliefert. Es wird mit Elementen aus allen drei Beschriftungsgrup¬ 
pen S, Z und B beschriftet. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus neun verge¬ 
sellschafteten Elementgruppen, hinzukommen nicht zuzuordnende Zauberzeichen. Ins¬ 
gesamt sind Elemente aus 14 unterschiedlichen Elementgruppen plus einer unsicheren 
Elementgruppe für Silberbeschriftungen belegt. 

Homerverse, eine einzelne vox magica, eine Anrufung sowie die Zauberzeichengruppen 
G3, G7 und G8 sind innerhalb der Sammelschriften nicht für Silberbeschriftungen belegt, 
jedoch gibt es Zauberzeichen, die nicht eindeutig zu identifizieren sind. Am häufigsten 
soll Gold mit den Zauberzeichengruppen G4 und G6 beschriftet werden, unmittelbar ge¬ 
folgt von Gl-Zeichen und voces magicae. Siehe Tabellen 9.118, 9.119 und 9.120 für eine 
Übersicht über das Vorkommen von Silber als Schriftträger und die zu verwendenden 
Elementgruppen. 


Tabelle 9.118 Übersicht: Silber 


Material 

Vorkommen 
in Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Silber 

9 

9 

9 

- 

- 

6 

3. Jh.-4./5. Jh. 


Tabelle 9.119 Silber: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

G6 G4 Gl vm+ Vo ID N+ F BT ind N G2 G5 Gu 

Anzahl 

Elemente 

Silber 

6 6 5 5 3 2 2 1 1 1 J" 1 ~f 1112 

14+ 


Tabelle 9.120 Schriftträger und Elementgruppen: Silber 


Katalognummer 

G6 

G4 

Gl 

vm+ 

ID 

Vo 

N+ 

F 

BT 

ind 

BG 

N 

G2 

G5 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI- 
GZB.t-001 Ml-4/4 

1 

1 

1 

1 


1 

1 

1 

1 

1 






9 

SAP-G-V-GZB.g-002 

1 

1 

1 

1 


1 

1 




1 





7 

SAP-G-V-GZ-001 

1 

1 

1 

1 

1 







1 




6 


225 




































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-V-Z-011 

1 

1 

1 











1 

1 

4+ 

SAP-G-V-Z-012 

1 

1 

1 










1 



4 

SAP-G-X-Z-001 

1 

1 













1 

3 

SAP-G-X-K-001 




1 

1 











2 

SAP-G-V-G-055 




1 












1 

SAP-G-VUY-G-009 






i 

_ 

_ 

_ 

_ 






1 


Lorbeerblätter 

Für acht griechische Artefakte und ein demotisches sollen Lorbeerblätter als Schriftträ¬ 
ger verwendet werden. Die dazugehörenden Anleitungen sind in sechs Sammelschriften 
des 3. Jh. - 5. Jh. | 5./6. Jh. überliefert. Lorbeerblätter werden mit S- und Z-Elementen 
beschriftet, Beschriftungen mit B-Elementen sind in den Sammelschriften hingegen nicht 
belegt. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus fünf vergesellschafteten Element¬ 
gruppen. Insgesamt sind Elemente aus elf unterschiedlichen Elementgruppen für die 
Beschriftung von Lorbeerblättern belegt. 

Homerverse, Vokale, sowie die Zauberzeichengruppen G2, G3, G5, G7 und G8 sind 
nicht für Lorbeerblattbeschriftungen belegt. Am häufigsten sollen die Blätter mit voces 
magicae beschriftet werden. Siehe Tabellen 9.121, 9.122 und 9.123 für eine Übersicht 
über das Vorkommen von Lorbeerblättern als Schriftträger und die zu verwendenden 
Elementgruppen. 


Tabelle 9.121 Übersicht: Lorbeerblätter 


Material 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Lorbeerblätter 

8 

9 

8 

1 

- 

6 

3. Jh. -5. Jh. | 5 . 16 . 

Jh. 


Tabelle 9.122 Lorbeerblätter: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

vm+ 

Gl 

N+ 

G6 

vm 

G4 

F 

ind 

A 

ID 

N 

Anzahl 

Elemente 

Lorbeerblätter 

6 

3 

3 

2 

2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

11 


Tabelle 9.123 Schriftträger und Elementgruppen: Lorbeerblätter 


Katalognummer 

vm+ 

Gl 

G6 

N+ 

vm 

G4 

F 

ind 

A 

ID 

N 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-XI-G-001 

1 



1 



1 

1 

1 



5 

SAP-G-V-GZ-002 

1 

1 

1 



1 






4 

SAP-G-V-GZ-003 

1 

1 










2 

SAP-G-V-G-013 

1 



1 








2 

SAP-G-X-G-002 

1 











1 

SAP-G-V-G-011 

1 











1 

SAP-G-V-Z-006 


1 

1 









2 

SAP-D-V-GH-001 




1 

1 







2 

SAP-G-V-G-012 





1 





1 

1 

3 


Leinen 

In fünf griechischen und zwei demotischen Anleitungen aus sechs Sammelschriften des 
2 . 12 . Jh. | 3. Jh. - 4./5. Jh. wird Leinen als Schriftträger genannt. Es wird mit Elementen 


226 










































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


aus allen drei Beschriftungsgruppen S, Z und B beschriftet. Die umfangreichste Beschrif¬ 
tung besteht aus vier vergesellschafteten Elementgruppen. Insgesamt sind Elemente 
aus zwölf unterschiedlichen Elementgruppen plus einer unsicheren Elementgruppe für 
Leinenbeschriftungen belegt. 

Homerverse, Vokale, ein einzelner Name, eine Anrufung, geometrische Elemente so¬ 
wie die Zauberzeichengruppen Gl, G2, G3 und G7 sind nicht für Leinenbeschriftungen 
belegt. Am häufigsten soll es mit Namen, unmittelbar gefolgt von voces magicae und 
einer Forderung, beschriftet werden. Siehe Tabellen 9.124, 9.125 und 9.126 für eine 
Übersicht über das Vorkommen von Leinen als Schriftträger und die zu verwendenden 
Elementgruppen. 


Tabelle 9.124 Übersicht: Leinen 


Material 

Vorkommen in 

Anzahl 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Datierung 

Anleitungen 

Artefakte 

G 

D 

K 

Sammelschriften 

Leinen 

7 

7 

5 

2 

- 

6 

2./3. Jh. | 3. Jh. - 475. Jh 


Tabelle 9.125 Leinen: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

N+ 

vm+ F G4 

■ 

ind G6 ID 

■ 

vm G5 G8 Gu 

Anzahl 

Elemente 

Leinen 

4 

3 

3 

2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

12+ 


Tabelle 9.126 Schriftträger und Elementgruppen: Leinen 


Katalognummer 

N+ 

vm+ 

F 

BA 

ind 

G4 

G6 

ID 

BT 

vm 

G5 

G8 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-G-009 

1 

1 

1 





1 






4 

SAP-G-V-G-010 

1 

1 












2 

SAP-D-VUS-DB.t-001 

1 


1 






1 





3 

SAP-G-V-G-008 

1 













1 

SAP-G-VUI-GB.a-001 


1 

1 

1 

1 









4 

SAP-D-V-GsZ-002 






1 




1 

1 

1 


4 

SAP-G-V-Z-005 






1 

1 






1 

2+ 


Blei 

In fünf griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 3. Jh. und 4. Jh. ist Blei 
als Schriftträger überliefert. Es wird mit Elementen aus allen drei Beschriftungsgruppen 
S, Z und B beschriftet. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus elf vergesellschafte¬ 
ten Elementgruppen. Insgesamt sind Elemente aus 17 unterschiedlichen Elementgrup¬ 
pen plus einer unsicheren Elementgruppe für Bleibeschriftungen belegt. 

Homerverse, ein einzelner Name, eine einzelne vox magica sind nicht für Bleibeschrif¬ 
tungen belegt. Am häufigsten soll es mit Zauberzeichen der Gruppen Gl, G4 und G6 
sowie voces magicae beschriftet werden. Siehe Tabellen 9.127, 9.128 und 9.129 für 
eine Übersicht über das Vorkommen von Blei als Schriftträger und die zu verwendenden 
Elementgruppen. 


227 






















































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.127 Übersicht: Blei 


Material 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Blei 

5 

5 

5 

- 

- 

3 

3. Jh. und 4. Jh. 


Tabelle 9.128 Blei: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

Gl 

G4 

G6 

vm+ 

F 

N+ 

ind 

G3 

ID 

A 

Vo 

G2 BG 

BA BT G5 

G7 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

Blei 

4 

4 

4 

4 

3 

3 

3 

2 

1 

1 

1 

1 1 

i i i 

1 

2 

17+ 


Tabelle 9.129 Schriftträger und Elementgruppen: Blei 


Katalognummer 

Gl 

G4 

G6 

F 

vm+ 

N+ 

ind 

G3 

ID 

A 

Vo 

G2 

BG 

BA 

BT 

G5 

G 7 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZ-002 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 


1 

1 

1 

1 







11 

SAP-G-VUI-GZ-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 










1 

8+ 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 



1 





1 






7 

SAP-G-V-ZB.at-001 

1 

1 

1 











1 

1 

1 

1 

1 

7+ 

SAP-G-VUI-G-001 





1 

1 

1 












3 


Haut 

In fünf griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 3. Jh. und 4. Jh. ist Haut 
als Schriftträger überliefert. Es wird mit Elementen aus allen drei Beschriftungsgrup¬ 
pen S, Z und B beschriftet. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus sieben verge¬ 
sellschafteten Elementgruppen. Insgesamt sind Elemente aus zwölf unterschiedlichen 
Elementgruppen für Hautbeschriftungen belegt. 

Homerverse, Identitätssätze, Zauberzeichen der Gruppen GG1, G2, G3, G5, G7 und G8 
sowie geometrische Elemente sind nicht für Hautbeschriftungen belegt. Am häufigsten 
soll sie mit voces magicae, einer Forderung, individuellen Angaben sowie Zauberzei¬ 
chen der Gruppe G4 beschriftet werden. Siehe Tabellen 9.130, 9.131 und 9.132 für eine 
Übersicht über das Vorkommen von Haut als Schriftträger und die zu verwendenden 
Elementgruppen. 


Tabelle 9.130 Übersicht: Haut 


Material 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Haut 

5 

5 

5 

- 

- 

3 

3. Jh. und 4. Jh. 


Tabelle 9.131 Haut: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

vm+ 

F 

ind G4 A N N+ 


BT 

Vo G6 vm 

Anzahl 

Elemente 

Haut 

3 

3 

3 

3 

2 

2 

1 

' 

H 

1 

1 

1 

12 


Tabelle 9.132 Schriftträger und Elementgruppen: Haut 


Katalognummer 

vm+ 

F 

A 

ind 

N 

G4 

N+ 

BA 

BT 

Vo 

G6 

vm 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GB.at-001 

1 

1 

1 

1 



1 

1 

1 




7 

SAP-G-VUI-G-003 

1 

1 

1 

1 

1 





1 



6 

SAP-G-V-GZ-005 V2/2 

1 

1 




1 







3 

SAP-G-VUI-GZ-003 




1 

1 

1 







3 

SAP-G-V-GZ-007 






1 





1 

1 

3 


228 














































































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Eisen 

Eisen ist in vier griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 3. Jh. und 4. 
Jh. als Schriftträger überliefert. Es wird mit S- und B-Elementen beschriftet, nicht jedoch 
mit Z-Elementen. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus drei vergesellschafteten 
Elementgruppen. Insgesamt sind Elemente aus fünf unterschiedlichen Elementgruppen 
für Eisenbeschriftungen belegt. 

Anthropomorphe Darstellungen, Tierdarstellungen, voces magicae, ein einzelner Name 
und Homerverse sind für Eisenbeschriftungen belegt. Am häufigsten treten anthropo¬ 
morphe Darstellungen auf. Siehe Tabellen 9.133, 9.134 und 9.135 für eine Übersicht 
über das Vorkommen von Eisen als Schriftträger und die zu verwendenden Element¬ 
gruppen. 


Tabelle 9.133 Übersicht: Eisen 


Material 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Eisen 

4 

4 

4 

- 

- 

2 

3. Jh. und 4. Jh. 


Tabelle 9.134 Eisen: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 


+ 

E 

> 


N 

H 

Anzahl 

Elemente 

Eisen 

3 

2 

1 

u 

1 

5 


Tabelle 9.135 Schriftträger und Elementgruppen: Eisen 


Katalognummer 

BA 

vm+ 

BT 

N 

H 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GB.a-002 

1 

1 




2 

SAP-G-V-GB.at-001 

1 

1 

1 



3 

SAP-G-V-GB.a-001 

1 



1 


2 

SAP-G-V-G-065 





1 

1 


Boden 

In drei griechischen und einer demotischen Anleitung aus vier Sammelschriften des 2./3. 
Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. ist der Boden als Schriftträger belegt. Er wird mit Elementen aus 
allen drei Beschriftungsgruppen S, Z und B beschriftet, die größte Gruppe besteht aus 
Elementen aus fünf vergesellschafteten Elementgruppen. Insgesamt sind Elemente aus 
neun unterschiedlichen Elementgruppen für Bodenbeschriftungen belegt. 

Bodenbeschriftungen bestehen aus voces magicae, Namen, Vokalen, Zauberzeichen 
der Gruppen Gl, G4, G5 und G6 sowie anthropomorphen Darstellungen und geomet¬ 
rischen Elementen. Siehe Tabellen 9.136, 9.137 und 9.138 für eine Übersicht über das 
Vorkommen von Bodenbeschriftungen und die zu verwendenden Elementgruppen. 


Tabelle 9.136 Übersicht: Boden 


Material 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Boden 

4 

4 

3 

1 

- 

4 

273. Jh. | 3. Jh. -4. Jh. 


229 













































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.137 Boden: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 

G6 

Gl 

G4 

G5 

- 


vm+ 

N+ Vo 

Anzahl 

Elemente 

Boden 

3 

2 

2 

1 

1 

1 

u 

1 1 

9 


Tabelle 9.138 Schriftträger und Elementgruppen: Boden 


Katalognummer 

G6 

Gl 

G4 

G5 

BG 

BA 

vm+ 

N+ 

Vo 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-ZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 





5 

SAP-D-V-Z-001 

1 

1 

1 







3 

SAP-G-V-Z-002 

1 









1 

SAP-G-X-GKB.a-001 






1 

1 

1 

1 

4 


Magnetstein 

Magnetstein als Schriftträger ist in drei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschrif¬ 
ten des 3. Jh. und 4. Jh. überliefert. Er wird mit Elementen aus allen drei Beschriftungs¬ 
gruppen S, Z und B beschriftet. Die umfangreichste Beschriftung besteht aus vier verge¬ 
sellschafteten Elementgruppen. Insgesamt sind Elemente aus sieben unterschiedlichen 
Elementgruppen plus einer unsicheren Elementgruppe für Magnetsteingravuren belegt. 

Vokale, Namen, voces magicae, anthropomorphe Darstellungen sowie Zauberzeichen 
der Gruppen Gl, G4 und G6 sind für Beschriftungen von Magnetsteinen in den Sammel¬ 
schriften belegt. Am häufigsten sollen sie anthropomorphen Darstellungen und Vokalen 
beschriftet werden. Siehe Tabellen 9.139, 9.140 und 9.141 für eine Übersicht über das 
Vorkommen von Magnetstein als Schriftträger und die zu verwendenden Elementgrup¬ 
pen. 


Tabelle 9.139 Übersicht: Magnetstein 


Material 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Magnetstein 

3 

3 

3 

- 

- 

2 

3. Jh. und 4. Jh. 


Tabelle 9.140 Magnetstein: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Material 1 

A Vo 

N+ 

vm+ 

G6 

Gl 

G4 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

Magnetstein j 

T 2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

7+ 


Tabelle 9.141 Schriftträgerund Elementgruppen: Magnetstein 


Katalognummer 

BA 

Vo 

N+ 

vm+ 

G6 

Gl 

G4 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GB.a-003 

1 

1 

1 

1 





4 

SAP-G-V-GB.a-004 

1 

1 







2 

SAP-G-V-Z-007 





1 

1 

1 

1 

3+ 


In Tabelle 9.142 ist eine Übersicht über die mehrfach genannten Schriftträger und die 
verwendeten Elementgruppen zusammengestellt. Bei einer Gegenüberstellung der ins- 


230 









































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


gesamt in Verbindung mit einem Material vorkommenden Elementgruppen einerseits, 
und den maximal innerhalb einer Beschriftung auftretenden Elementgruppen anderer¬ 
seits fällt besonders deutlich die Diskrepanz zwischen den beiden Zahlen bei der Be¬ 
schriftung von Lorbeerblättern, Leinen und Haut auf. Hier sind jeweils deutlich mehr 
Elementgruppen insgesamt belegt, als die maximale Anzahl vergesellschafteter Grup¬ 
pen innerhalb einer Beschriftung aufweist. Diese liegt bei Haut lediglich bei sieben, bei 
Lorbeer bei fünf und bei Leinen sogar nur bei vier unterschiedlichen Elementgruppen. 
Dies bedeutet, dass grundsätzlich auf eine größere Auswahl an Beschriftungselementen 
zurückgegriffen werden konnte, die individuellen Beschriftungen selbst jedoch weniger 
vielseitig waren als dies z.B. für Blei der Fall ist. Eine Bleibeschriftung kann aus bis zu elf 
unterschiedlichen Elementgruppen zusammensetzt werden. 


Tabelle 9.142 Übersicht: Mehrfach belegte Schriftträger und deren Elementgruppen 


Material 

vm+ vm N+ N 

Vo F 

A ind ID H Gl G2 G3 G4 G5 G6 G7 G8 Gu Ba 




1 Anzahl 
■ Elemente 
total 

max. 

Anzahle 
Elemente 
in einer 
Anleitung 

Papyrus 

28 

3 

12 

4 

8 

12 

2 

5 

2 

- 

3 

- 

1 

2 

- 

3 

- 

- 

1 

1 

- 

1 

1 

1 

16++ 

9 

Zinn 

8 

1 

6 

1 

3 

5 

1 

3 



4 



4 

1 

5 



1 


1 


2 


14+ 

9 

Gold 

4 


4 

1 

3 

2 


1 

2 


3 



4 


4 



1 

1 

2 


1 


13+ 

9 

Silber 

5 


2 

1 

3 

1 


1 

2 


5 

1 


6 

1 

6 



1 


1 


1 


14+ 

9 

Lorbeer¬ 

blätter 

6 

2 

3 

1 


1 

1 

1 

1 


3 



1 


2 





11 

5 

Leinen 

3 

1 

4 



3 


1 

1 





2 

1 

1 


1 

1 

1 

1 




12+ 

4 

Blei 

4 


3 


1 

3 

1 

3 

1 


4 

1 

2 

4 

1 

4 

1 


1 

1 

1 


1 


17+ 

11 

Haut 

3 

1 

1 

2 

1 

3 

1 

3 






3 


1 




1 

1 




12 

7 

Eisen 

2 



1 






1 


3 

1 




5 

3 

Boden 

1 


1 


1 






2 



2 

1 

3 




1 



1 


9 

5 

Magnet¬ 

stein 

1 


1 


2 






1 



1 


1 



1 

2 





7+ 

4 


9.12.3. Welche Funktionen werden genannt, und treten bestimmte Beschriftungs¬ 
elemente ausschließlich im Kontext bestimmter Funktionen auf? 

Unter den 152 Artefakten, deren Beschriftungselemente vollständig rekonstruiert werden 
können, sind 66 funktionsbezeichnet, elf davon mit mehr als einer Funktion. Einige der 
Funktionen sind ein einziges Mal in den Sammelschriften überliefert, wie z.B. die Besee¬ 
lung einer Statue, die Verstärkung eines Logos oder die Lösung einer zuvor herbeigeru¬ 
fenen Macht. Mehrfach genannt werden die Funktionen Schutz (16), Heilung (11), Liebe/ 
Herbeiführung (7), Offenbarung (5), Gunst (4), Erfolg (3), Zornbannung (2), die Zerstö¬ 
rung von Zaubermitteln (2), Schlaflosigkeit (2), Traumsendung (2) und Gedächtnismittel 
(2). Im Folgenden werden die mehrfach genannten Funktionen zusammengefasst. Am 
Schluss werden in Tabelle 9.143 zur Überprüfung des zweiten Teils der Fragestellung 
sämtliche Funktionen aufgeführt. 

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Beschriftungselemente aller drei Gruppen 
S, Z und B funktionsübergreifend verwendet werden - eine funktionsspezifische Verwen- 


231 



























































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


düng kann damit für die Elementgruppen, deren Elemente mehrfach auftreten, ausge¬ 
schlossen werden. In den meisten Fällen, in denen eine Funktion mehrfach überliefert 
ist, werden zudem Elemente aus allen drei Gruppen für die Beschriftung verwendet, d.h., 
nicht nur die Elementgruppen, sondern auch eine übergeordnete Gruppe an Beschrif¬ 
tungsmustern - ohne hier im Detail auf die genauen Vergesellschaftungsvarianten der 
einzelnen Elementgruppen einzugehen - wird funktionsübergreifend verwendet. 

Eine Ausnahme bilden die Beschriftungen von Artefakten, die zu Offenbarungszwe¬ 
cken, als Gedächtnismittel und zur Herbeiführung von Schlaflosigkeit hergestellt wer¬ 
den. Sämtliche fünf Offenbarungsartefakte werden ohne Zauberzeichen beschriftet, 
Gedächtnismittel werden ohne Bildelemente beschriftet, und Beschriftungen im Kontext 
von Schlaflosigkeit werden ausschließlich mit S-Elementen beschriftet. In diesen Fällen 
liegen jedoch keine funktionsspezifischen Beschriftungsmuster vor, da z.B. Artefakte mit 
der Funktion der Herbeiführung oder des Schutzes sowohl mit, als auch ohne Zauber¬ 
zeichen beschriftet werden können, eine Beschriftung ohne solche Zeichen also nicht 
auf die Funktion der Offenbarung begrenzt ist. Es handelt sich bei den o.g. Offenba- 
rungs-, Gedächtnis- und Schlaflosigkeitsartefakten um beschriftungsmusterspezifische 
Funktionen. Diese sind, zumindest in den Anleitungen der Sammelschriften, für die drei 
genannten Funktionen belegt. 

Allerdings ist zu beachten, dass für die letzten beiden Funktionen jeweils lediglich zwei 
Belege überliefert sind. Zusätzlich ist zu bedenken, dass hier ausschließlich funktions- 
bezeichnete Artefakte besprochen werden. Funktionsunbezeichnete Artefakte, die ein¬ 
gebunden im Rahmen von Offenbarungspraxen verwendet werden, sind häufiger mit 
Zauberzeichen zu beschriften. Dies macht deutlich, dass die Untersuchung der Beschrif¬ 
tungsmuster noch deutlich komplexer vorgenommen werden kann, als hier durchgeführt 
wird. 

Die umfangreichsten Beschriftungen finden sich auf Artefakten zur Herbeiführung, zum 
Schutz und zu Heilzwecken. 


Heilung 

Heilung wird in elf griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher als Funktion des Artefakts angegeben. Heilung wird mit Elementen aus al¬ 
len drei Beschriftungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. Bis zu zwölf unterschiedliche 
Elemente können dabei vergesellschaftet auftreten, hinzukommen Zauberzeichen, die 
nicht eindeutig einer Gruppe zugeordnet werden können. Am häufigsten treten Zauber¬ 
zeichen im Kontext einer Heilfunktion auf. Siehe Tabellen 9.144, 9.145 und 9.146 für 
eine Übersicht über das Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit einer 
Heilfunktion. 


232 



9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.144 Übersicht: Heilung 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Heilung 

11 

11 

11 

- 

- 

3 

3. Jh. - 6. Jh. oder 
früher 


Tabelle 9.145 Heilung: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

G4 

G6 vm 

N 

Gl 

ind 

F 

vm+ 

N+ A Vo 

so 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

Heilung 

6 

4 3 

3 

2 

2 

2 

2 

1 1 1 

L. 

2 

12+ 


Tabelle 9.146 Schriftträger und Elementgruppen: Heilung 


Katalognummer 

G4 

G6 

Gl 

ind 

vm 

N 

F 

vm+ 

A 

Vo 

BG 

N 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-Z-005 

1 

1 











1 

3 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 

1 

1 

1 

1 






1 

1 



6 

SAP-G-V-GZ-007 

1 

1 



1 









3 

SAP-G-VUI-GZ-003 

1 



1 


1 








3 

SAP-G-V-GZ-005 V2/2 

1 






1 

1 






3 

SAP-G-V-Z-008 

1 













1 

SAP-G-V-Z-010 


1 

1 










1 

3 

SAP-G-V-G-022 





1 

1 








2 

SAP-G-V-G-045 





1 









1 

SAP-G-V-G-058 






1 

1 

1 

1 





4 

SAP-G-V-G-023 




_ 

_ 



1_1_ 



1 


1 


Liebe / Herbeiführung 

Liebe/Herbeiführung wird in sechs griechischen und einer demotischen Anleitung aus 
fünf Sammelschriften des 2.12. Jh. - 4. Jh. als Funktion des Artefakts angegeben. Sie wird 
mit Elementen aus allen drei Beschriftungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. Dabei 
können bis zu 13 unterschiedliche Elemente vergesellschaftet auftreten. Am häufigsten 
treten voces magicae und eine Forderung im Kontext einer Liebes-/Herbeiführungsfunk- 
tion auf. Siehe Tabellen 9.147, 9.148 und 9.149 für eine Übersicht über das Vorkommen 
und die Elementgruppen der Artefakte mit der Funktion Liebe/Herbeiführung. 


Tabelle 9.147 Übersicht: Liebe/Herbeiführung 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Liebe/Her¬ 

beiführung 

7 

7 

6 

1 

- 

5 

2./3. Jh. -4. Jh. 


Tabelle 9.148 Liebe/Herbeiführung: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

vm+ 

F 

N+ 

ind 

N 

A 

Vo 

G6 

Gl 

G4 

G5 



Anzahl 

Elemente 

Liebe/ 

Herbeiführung 

6 

6 

3 

2 

2 

2 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

1 

13 


Tabelle 9.149 Schriftträger und Elementgruppen: Liebe/Herbeiführung 


Katalognummer 

vm+ 

F 

G6 

Gl 

ind 

N 

A 

Vo 

N 

G4 

G5 

BG 

BT 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-G-024 

1 

1 




1 








3 


233 













































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-VUI-GZ-004 

1 

1 

1 

1 

1 





1 

1 



7 

SAP-G-VUI-G-003 

1 

1 



1 

1 

1 

1 






6 

SAP-G-X-G-004 

1 

1 





1 

1 

1 





5 

SAP-G-X-G-006 

1 

1 












2 

SAP-G-V-GZB.g-003 

1 


1 

1 





1 



1 


5 

SAP-D-VUS-DB.t-001 


1 







1 




1 

3 


Schutz 

In 15 griechischen Anleitungen zur Beschriftung von 16 Artefakten wird als Funktion des 
Artefakts Schutz angegeben. Die Anleitungen finden sich in vier Sammelschriften des 
3. Jh. - 475. Jh. Schutzbeschriftungen werden mit Elementen aus allen drei Beschrif¬ 
tungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. Dabei können bis zu 13 unterschiedliche Ele¬ 
mente vergesellschaftet auftreten. Am häufigsten treten voces magicae im Kontext einer 
Schutzfunktion auf. Siehe Tabellen 9.150, 9.151 und 9.152 für eine Übersicht über das 
Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit einer Schutzfunktion. 


Tabelle 9.150 Übersicht: Schutz 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Schutz 

15 

16 

16 

- 

- 

4 

3. Jh.-4./5. Jh. 


Tabelle 9.151 Schutz: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

vm+ F N+ 

Vo 

G6 Gl G4 

ID ind vm 

G2 ßT ßA Anzahl 
| Elemente 

Schutz 

CD 

4^- 

4 

4 3 2 

2 1 1 

111 13 


Tabelle 9.152 Schriftträger und Elementgruppen: Schutz 


Katalognummer 

vm+ 

F 

N+ 

Vo 

G6 

Gl 

ind 

G4 

BT 

ID 

vm 

BA 

G2 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 





9 

SAP-G-V-G-009 

1 

1 

1 







1 




4 

SAP-G-V-G-061 

1 

1 












2 

SAP-G-V-G-041 

1 

1 












2 

SAP-G-V-G-062 

1 


1 











2 

SAP-G-V-G-042 

1 













1 

SAP-G-V-K-001 

1 









1 




2 

SAP-G-V-G-055 

1 













1 

SAP-G-V-G-011 

1 













1 

SAP-G-V-G-059 



1 








1 



2 

SAP-G-V-GB.a-004 




1 








1 


2 

SAP-G-V-G-046 




1 










1 

SAP-G-VUY-G-009 




1 










1 

SAP-G-V-Z-012 





1 

1 


1 





1 

4 

SAP-G-V-Z-006 





1 

1 








2 

SAP-G-V-Z-013 





1 









1 


Gunst 

Gunst wird in vier griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 273. Jh. | 
4. Jh., 3. Jh., 4. Jh. als Funktion des Artefakts angegeben. Sie wird mit Elementen aus 
allen drei Beschriftungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. Dabei können bis zu 13 un- 


234 


















































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


terschiedliche Elemente vergesellschaftet auftreten. Am häufigsten treten Zeichen der 
Gruppe G6 in den Beschriftungen auf. Siehe Tabellen 9.153, 9.154 und 9.155 für eine 
Übersicht über das Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit der Funktion 
Gunst. 

Tabelle 9.153 Übersicht: Gunst 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Gunst 

4 

4 

4 

- 

- 

3 

273. Jh. | 4. Jh., 3. Jh., 

4. Jh. 


Tabelle 9.154 Gunst: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

G6 

vm+ 

N+ 

Gl G4 G5 

Vo 

ID 


Gu 

Anzahl 

Elemente 

Gunst 

3 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

9+ 


Tabelle 9.155 Schriftträger und Elementgruppen: Gunst 


Katalognummer 

G6 

vm+ 

N+ 

Gl 


G4 G5 

Vo 

ID 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GZB.g-003 

1 

1 

1 

1 

1 






5 

SAP-G-V-Z-011 

1 



1 


1 

1 



1 

4+ 

SAP-G-V-Z-001 

1 










1 

SAP-G-V-G-002 


1 

1 





1 

1 


4 


Offenbarung 

Offenbarung ist in fünf griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 3. Jh. 
und 4. Jh. als Funktion eines Artefakts angegeben. Sie wird mit Elementen aus den 
Beschriftungsgruppen S und B kontextualisiert. Dabei können bis zu sechs unterschied¬ 
liche Elemente vergesellschaftet auftreten. Zauberzeichen sind als Elementgruppen in 
den Sammelschriften nicht in Offenbarungskontexten belegt. Am häufigsten werden vo- 
ces magicae und Namen verwendet. Siehe Tabellen 9.156, 9.157 und 9.158 für eine 
Übersicht über das Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit der Funktion 
Offenbarung. 


Tabelle 9.156 Übersicht: Offenbarung 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Offenbarung 

5 

5 

5 

- 

- 

2 

3. Jh. und 4. Jh. 


Tabelle 9.157 Offenbarung: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

vm+ 

N+ 

F 

Vo 

ind 

A 



Anzahl 

Elemente 

Offenbarung 

3 

3 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

8 


235 










































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.158 Schriftträger und Elementgruppen: Offenbarung 


Katalognummer 

vm+ 

N+ 

BT 

F Vo 

ind 

A 

H 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GB.t-001 

1 

1 

1 






3 

SAP-G-VUI-G-004 

1 

1 


1 

1 

1 

1 


6 

SAP-G-V-G-003 

1 








1 

SAP-G-V-G-008 


1 







1 

SAP-G-V-G-065 








1 

1 


Erfolg 

Erfolg wird in drei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. 
Jh. und 3. Jh. als Funktion des Artefakts angegeben. Sie wird mit Elementen aus allen 
drei Beschriftungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. Dabei können bis zu fünf unter¬ 
schiedliche Elemente vergesellschaftet auftreten. Am häufigsten treten Namen im Kon¬ 
text einer Erfolgsfunktion auf. Siehe Tabellen 9.159, 9.160 und 9.161 für eine Übersicht 
über das Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit der Funktion Erfolg. 


Tabelle 9.159 Übersicht: Erfolg 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Erfolg 

3 

3 

3 

- 

- 

2 

273. Jh. | 4. Jh. und 3. 

Jh. 


Tabelle 9.160 Erfolg: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

N+ 

vm+ 

Vo 

ID 

G6 Gl 

so 


ST 

Anzahl 

Elemente 

Erfolg 

3 

2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 1 

9 


Tabelle 9.161 Schriftträger und Elementgruppen: Erfolg 


Katalognummer 

N+ 

vm+ 

Vo ID 

G6 Gl 




Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-G-002 

1 

1 

1 

1 






4 

SAP-G-V-GZB.g-003 

1 

1 



1 

1 

1 



5 

SAP-G-V-GB.at-002 

1 







1 

1 

3 


ZORNBANNUNG 

Eine Zornbannung ist in zwei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 
3. Jh. und 4./5. Jh. als Funktion eines Artefakts angegeben. Sie wird mit Elementen aus 
den Beschriftungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. Dabei treten in beiden belegten 
Fällen je sieben unterschiedliche Elemente vergesellschaftet auf. Siehe Tabellen 9.162, 
9.163 und 9.164 für eine Übersicht über das Vorkommen und die Elementgruppen der 
Artefakte mit der Funktion der Zornbannung. 


236 


































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.162 Übersicht: Zornbannung 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Zornbannung 

2 

2 

2 

- 

- 

2 

3. Jh. und4./5. Jh. 


Tabelle 9.163 Zornbannung: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

vm+ 

G6 Gl 




F N 

Vo 

Anzahl 

Elemente 

Zornbannung 

2 

2 

2 

2 

2 

1 

1 

1 

1 

9 


Tabelle 9.164 Schriftträger und Elementgruppen: Zornbannung 


Katalognummer 

vm+ 

G6 Gl 




F 

N 

Vo 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 



7 

SAP-G-V-GZB.g-002 

1 

1 

1 

1 

1 



1 

1 

7 


Zerstörung von Zaubermitteln 

Die Zerstörung von Zaubermitteln ist in zwei griechischen Anleitungen aus zwei Sam¬ 
melschriften des 4. Jh. als Funktion eines Artefakts belegt. Sie wird mit Elementen aus 
den Beschriftungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. Dabei können bis zu acht unter¬ 
schiedliche Elemente vergesellschaftet auftreten. Siehe Tabellen 9.165, 9.166 und 9.167 
für eine Übersicht über das Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit der 
Funktion der Zerstörung von Zaubermitteln. 


Tabelle 9.165 Übersicht: Zerstörung von Zaubermitteln 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Zerstörung 
von Zauber¬ 
mitteln 

2 

2 

2 

- 

- 

2 

4. Jh. 


Tabelle 9.166 Zerstörung von Zaubermitteln: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

Gl 

F 

N+ A 

G6 G4 G5 G7 



Gu 

Anzahl 

Elemente 

Zerstörung von Zaubermitteln 

2 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

10+ 


Tabelle 9.167 Schriftträger und Elementgruppen: Zerstörung von Zaubermitteln 


Katalognummer 

Gl 

F 

N+ 

A 

G6 G4 

BT 

G5 G7 

“ 

Gu 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GZ-004 

1 

1 

1 

1 








4 

SAP-G-V-ZB.at-001 

1 




1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

8 


Schlaflosigkeit 

In zwei griechischen Anleitungen aus einer Sammelschrift des 3. Jh. wird Schlaflosig¬ 
keit als Funktion eines Artefakts angegeben. Sie wird ausschließlich mit Elementen aus 


237 

































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


der Beschriftungsgruppe S kontextualisiert. Dabei können bis zu drei unterschiedliche 
Elemente vergesellschaftet auftreten. Siehe Tabellen 9.168, 9.169 und 9.170 für eine 
Übersicht über das Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit der Funktion 
der Schlaflosigkeit. 

Tabelle 9.168 Übersicht: Schlaflosigkeit 


Funktion Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Schlaflosigkeit 

2 

2 

2 

- 

- 

1 

3. Jh. 


Tabelle 9.169 Schlaflosigkeit: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

F N vm 

ind 

vm+ 

Anzahl 

Elemente 

Schlaflosigkeit 

1 

1 

1 

1 

1 

5 


Tabelle 9.170 Schriftträger und Elementgruppen: Schlaflosigkeit 


Katalognummer 

F N 

vm 

ind 

vm+ 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-G-017 

1 

1 

1 



3 

SAP-G-VUI-G-002 




1 

1 

2 


Traumsendung 

Das Senden von Träumen ist in einer griechischen und einer demotischen Anleitung 
aus zwei Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. als Funktion eines Artefakts be¬ 
legt. Es wird mit Elementen aus den Beschriftungsgruppen S, Z und B kontextualisiert. 
Dabei können bis zu vier unterschiedliche Elemente vergesellschaftet auftreten. Siehe 
Tabellen 9.171, 9.172 und 9.173 für eine Übersicht über das Vorkommen und die Elem¬ 
entgruppen der Artefakte mit der Funktion der Traumsendung. 


Tabelle 9.171 Übersicht: Traumsendung 


Funktion Artefakt 

Vorkommen in 

Anzahl 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Datierung 

Anleitungen 

Artefakte 

G 

D 

K 

Sammelschriften 

Traumsendung 

2 

2 

1 

1 


2 

273. Jh. |3. Jh.-4. 
Jh. 


Tabelle 9.172 Traumsendung: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

vm+ 

Vo N+ 

- 

G6 Gl G4 

Anzahl 

Elemente 

Traumsendung 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

7 


Tabelle 9.173 Schriftträger und Elementgruppen: Traumsendung 


Katalognummer 

vm+ 

Vo 

N+ 


G6 Gl G4 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-GB.a-003 

1 

1 

1 

1 




4 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 





1 

1 

1 

3 


238 







































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Gedächtnismittel 

In zwei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 4. Jh. und 4./5. Jh. wird 
ein Artefakt als Gedächtnismittel verwendet. Die Beschriftung erfolgt mit Elementen der 
Beschriftungsgruppen S und Z. Dabei können bis zu drei unterschiedliche Elemente 
vergesellschaftet auftreten. Siehe Tabellen 9.174, 9.175 und 9.176 für eine Übersicht 
über das Vorkommen und die Elementgruppen der Artefakte mit der Funktion als Ge¬ 
dächtnismittel. 


Tabelle 9.174 Übersicht: Gedächtnismittel 


Funktion 

Artefakt 

Vorkommen in 
Anleitungen 

Anzahl 

Artefakte 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

Gedächtnis- 

mittel 

2 

2 

2 

- 

- 

2 

4. Jh. und4./5. Jh. 


Tabelle 9.175 Gedächtnismittel: Übersicht über die Elementgruppen 


Artefakt Funktion 

vm+ 

N+ 

Vo 

G6 

Anzahl 

Elemente 

Gedächtnismittel 

1 

1 

1 

1 

4 


Tabelle 9.176 Schriftträger und Elementgruppen: Gedächtnismittel 


Katalognummer 

vm+ N+ 

Vo 

G6 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-V-G-043 

1 

1 

1 


3 

SAP-G-V-Z-003 




1 

1 


Tabellarische Übersicht: Funktionen und Elementgruppen 


Tabelle 9.143 Übersicht: Funktionen und Elementgruppen 


Material 

vm+ vm N+ N Vo F A ind ID H Gl G2 G3 G4 G5 G6 G7 G8 Gu 


Anzahl 

Elemente 

Heilung 

2 3 1 3 1 2 1 

2 

- 

- 

1 

- 

- 

6 

- 

4 

- 

- 

2 

- 

- 

- 

1 

- 

12+ 

Liebe/Her¬ 

beiführung 

6 

- 

3 

2 

2 

6 

2 

2 

- 

- 

2 

- 

- 

1 

1 

2 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

13 

Schutz 

9 

1 

4 

- 

4 

4 

- 

1 

2 

- 

3 

1 

- 

2 

- 

4 

- 

- 

- 

1 

1 

- 

- 

- 

13 

Gunst 

2 

- 

2 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

2 

- 

3 

1 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

9+ 

Offenbarung 

3 

- 

3 

- 

1 

1 

1 

1 

- 

1 











1 




8 

Erfolg 

2 

- 

3 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

1 

- 

1 

- 

9 

Zornbannung 

2 

- 

- 

1 

1 

1 

- 

- 

- 

- 

2 

- 

1 

2 

- 

2 







2 

- 

9 

Zerstsörung 

Zaubermittel 

- 

- 

1 

- 

- 

1 

1 

- 

- 

- 

2 

- 

- 

1 

1 

1 

1 

- 

1 

1 

1 

- 

- 

- 

10+ 

Schlaflosig¬ 

keit 

1 

1 


1 


1 


1 

















5 

Traumsend¬ 

ung 

1 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

7 

Gedächtnis¬ 

mittel 

1 


1 


1 











1 









4 


Lösung der 
Zielperson 




1 
















1 





2 

Glück für den 
Träger 



1 

















1 

1 

- 

- 

- 

3 


239 











































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


erfolgreiche 

Flucht, Sieg 

(Sport), 

Beliebtheit, 

Verlängerung 

des 

Lebens eines 

vorzeitig 

Verstorbenen 










1 















1 

Erhörung des 
Prakti¬ 
zierenden 





1 




















1 

Fesseln, 
Unterwerfen 
und Binden 

1 


1 

- 

- 

1 

- 

1 

- 

- 

1 

- 

1 

1 

1 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

- 

9 

Gefügig¬ 
machen einer 
Seele 

1 


1 


1 















1 





4 

Gewinn von 
Freunden 

1 


1 








1 





1 







1 

- 

5 

tägliche 
Wohlfahrt 
für den Prakti- 
zierenden 
und einen Ort 

1 


1 


1 




1 
















4 

Freundschaft 
und Be- 
wunderung 
















1 









1 

Träume zu 
erhalten 











1 



1 


1 









3 

Verstummen 

(Gegner); 

Sieg (wohl 
vor Gericht) 

1 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

- 

- 

- 

1 

- 

1 

1 









1 

- 

6 

Beistand 

1 



1 





















2 

Beseelung 
einer Statue 

1 

- 

1 






















2 

Erfüllung 
einer Angele- 
genheit 



1 



1 


1 












1 





4 

Geburtshilfe 

1 
























1 

Schlafmittel 

1 










1 














2 

Sieg (Läufer) 






1 


1 



1 














3 

Versiegeln 
von Pillen 

1 



















1 





2 

Trennung 






1 



















1 

Verstärkung 
eines Logos 



1 



1 



1 
















3 


9.12.4. Wie werden einzelne Beschriftungselemente bezeichnet, und wurden die 
Bezeichnungen elementgruppenspezifisch oder elementgruppenübergrei- 
fend verwendet? 

Eine Reihe unterschiedlicher Termini wird zur Bezeichnung der verschiedenen Beschrif¬ 
tungselemente verwendet. Dabei werden die meisten Bezeichnungen elementgruppen- 
übergreifend verwendet. Elementgruppenspezifisch verwendet werden die Begriffe cmxoi 
für Verse, und xapaicriipec; sowie ariiaeTov für Zauberzeichen. Die übrigen Bezeichnungen 
werden zwar in einigen Anleitungen elementgruppenspezifisch verwendet, nicht jedoch 
in allen, so dass eine elementgruppenspezifische Verwendung nicht generell postuliert 
werden kann (siehe dazu Kapitel 9.8. Nicht eindeutig zu rekonstruierende Beschriftungs¬ 
angaben). In Tabelle 9.177 werden diejenigen Beschriftungselemente aufgeführt, die 
in mindestens einer Anleitung eindeutig mit einer Bezeichnung in Verbindung gebracht 
werden können. 


240 































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


Tabelle 9.177 Eindeutig einer einzelnen Bezeichnung zuzuordnende Elementgruppen 


Bezeichnung 

vm+ 

vm 

N+ 

N 

Vo 

F 

A 

ind 

ID 

H 

ZZ 


Anzahl 

Elemente 

övopa (□, □, □) 

11 

2 

3 

6 

3 






1 



6 

ov6|iaxa(DD, 

10 

1 

6 

1 

3 









5 

pfy m 


1 









2 



2 

üp\n 

1 













1 

Xoyoq(A) 

7 


6 


3 

5 

4 

3 

2 


1 



8 

ypacpopsva 

3 


1 

1 

2 

3 

2 




1 

1 


8 

rß sh.w 


2 









2 



2 

n3y sh.w 



1 



1 






1 


3 

t> sh 













1 

1 

xahxa 

4 


2 



3 

1 

1 

1 





6 

Pty 











1 



1 

ihy 



i 






1 



1 


4 

XapaKxfjpsc;, Nex^P^KTHp, 
gh c l c gter (xapaKxfip, x«P-, 
XapaK 1 , xapaKxripco) 











22 



1 

cpuXaKxipiov 

1 


1 











2 

oripeTov 











1 



1 

Ccoöiov 











1 

6 


2 

gxixoi 










3 




1 

Koiva (ko'P), Os^sic;, obc; ßouXs, 
7ipäypa (xo A ifl) 








X 








9.12.5. Wie werden autark zu verwendende Artefakte beschriftet, und unterschei¬ 
det sich ihre Beschriftung von der Beschriftung der übrigen Artefakte? 

Autark zu verwendende Artefakte unterscheiden sich insgesamt weder in der Zusam¬ 
mensetzung der Beschriftungselemente, noch in der Wahl der Schriftträger von einge¬ 
bunden verwendeten Artefakten wesentlich. Eine Ausnahme findet sich innerhalb der 
SZ-Gruppe, für diese konnte festgestellt werden, dass sich die Beschriftung autarker 
Artefakte durch eine deutlich häufigere Verwendung der Elementgruppen "Forderung" 
und "individuelle Angaben" von der Beschriftung eingebundener Artefakte unterscheidet. 
Bei den Funktionen zeichnet sich ab, dass Heilartefakte häufig autark verwendet werden 
sollten, Schutzartefakte hingegen selten. 

Für ihre Beschriftungen sind Elemente aus 19 Elementgruppen plus eine unsichere 
Elementgruppe nachgewiesen, eine einzelne Beschriftung kann aus maximal neun un¬ 
terschiedlichen Elementgruppen zusammengesetzt sein. 

Beschriftungen, die aus einem einzelnen Element bestehen, treten besonders häufig 
innerhalb der Gruppe der P-Artefakte auf. 

Die Tabellen 9.178 und 9.179 geben eine Übersicht über die Elementgruppen autark zu 
verwendender Artefakte. 


Tabelle 9.178 Übersicht: Elementgruppen autark zu verwendender Artefakte 


vm+ 

F 

ind 

Vo 

N+ 

G6 

Gl 

G4 

vm 

N 

A 

BT 

BG 

Gu 

G3 

G5 

BA 

ID 

H 

G7 

18 

14 

9 

8 

13 

13 

13 

13 

5 

6 

4 

5 

4 

4 

2 

2 

2 

1 

1 

1 


241 

































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 9.179 Elementgruppen autark zu verwendender Artefakte 


Katalognummer 

vm+ 

F 

ind 

Vo 

N+ 

G6 

Gl 

G4 

vm 

N 

A BT BG 

Gu 

G3 

G5 

» 

ID 

H 

G7 

Anzahl 

Elemente 

SAP-G-VUI-GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 




1 









9 

SAP-G-VUI-G-004 

1 

1 

1 

1 

1 






1 










6 

SAP-G-VUI-G-003 

1 

1 

1 

1 






1 

1 










6 

SAP-G-VUI-GZ-001 

1 

1 

1 


1 

1 

1 

1 






1 

1 






8+1 

SAP-G-VUI-GZ-004 

1 

1 

1 



1 

1 

1 








1 





7 

SAP-G-V-GZB.g-001 

1 

1 




1 

1 

1 





1 


1 






7 

SAP-G-V-GZ-005 V2/2 

1 

1 






1 













3 

SAP-G-V-G-024 

1 

1 








1 











3 

SAP-G-V-G-058 

1 

1 








1 

1 










4 

SAP-G-VUI-G-002 

1 


1 


















2 

SAP-G-V-GZB.g-002 

1 



1 

1 

1 

1 

1 





1 








7 

SAP-G-V-G-043 

1 



1 

1 
















3 

SAP-G-V-G-002 

1 



1 

1 













1 



4 

SAP-G-V-GZB.g-003 

1 




1 

1 

1 






1 








5 

SAP-G-V-GB.t-001 

1 




1 







1 









3 

SAP-G-V-GZ-003 

1 






1 














2 

SAP-G-V-G-021 

1 




















1 

SAP-G-V-G-003 

1 




















1 

SAP-G-VUI-GZ-005 


1 

1 




1 














3 

SAP-G-V-GZ-004 


1 



1 


1 




1 










4 

SAP-D-VUS-DB.t-001 


1 



1 







1 









3 

SAP-G-V-G-017 


1 







1 

1 











3 

SAP-D-V-D-001 


1 



















1 

SAP-G-VUI-GZB.g-002 



1 

1 


1 

1 

1 





1 








6 

SAP-G-VUI-GZ-003 



1 





1 


1 











3 

SAP-G-V-G-057 




1 





1 












2 

SAP-G-V-G-008 





1 
















1 

SAP-G-V-G-023 





1 
















1 

SAP-G-V-GB.at-002 





1 







1 





1 




3 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 






1 

1 

1 













3 

SAP-G-V-ZB.at-001 






1 

1 

1 




1 


1 


1 

1 



1 

7+1 

SAP-G-V-Z-010 






1 

1 







1 







2+1 

SAP-G-V-Z-005 






1 


1 






1 







2+1 

SAP-G-V-GZ-007 






1 


1 

1 












3 

SAP-G-V-Z-001 






1 















1 

SAP-G-V-Z-008 








1 













1 

SAP-G-V-G-022 









1 

1 











2 

SAP-G-V-G-045 









1 












1 

SAP-G-V-G-065 















1 


1 


Tabelle 9.180 zeigt einerseits das Vorkommen und die Häufigkeit sämtlicher Element¬ 
gruppen in den 152 Anleitungen, deren Beschriftungsanweisungen eindeutig zu interpre¬ 
tieren sind, andererseits das Vorkommen und die Häufigkeit der Elementgruppen in den 
Beschriftungsanweisungen zu sämtlichen 268 Artefakten. 


Tabelle 9.180 Gesamtübersicht: Vorkommen und Häufigkeit sämtlicher Elementgruppen 


Beschriftungs¬ 

element 

Vorkommen 
in Artefaktbe¬ 
schriftungen 

Sprache Anleitung 

Anzahl 

Sammelschriften 

Datierung 

G 

D 

K 

voces magicae 

83 

82 

- 

1 

18 

2. Jh. - 6. Jh. oder früher 

insgesamt 

115 

110 

4 

1 

21 

wie oben 

Namen 

48 

43 

5 

- 

15 

2./3. Jh. -475. Jh. 

insgesamt 

74 

58 

11 

5 

18 

273. Jh.-6.-7. Jh. 

Forderung 

40 

35 

5 

- 

12 

2. Jh.-475. Jh. 

insgesamt 

54 

45 

8 

1 

15 

2. Jh. - 6. Jh. oder früher 

Vokale 

28 

28 

- 

- 

13 

273. Jh. - 6. Jh. oder früher 

insgesamt 

39 

39 

- 

- 

14 

wie oben 

Name 

26 

26 

- 

- 

9 

172. Jh. -4. Jh. 

insgesamt 

39 

36 

3 

- 

11 

wie oben 

indiv. Angaben 

23 

23 

- 

- 

8 

172. Jh. - 6. Jh. oder früher 

insgesamt 

26 

26 

- 

- 

8 

wie oben 


242 




































































































































9 - Beschriftung der Artefakte: Zusammenfassung 


vox magica 

13 

10 

3 

- 

6 

273. Jh. | 3. Jh. - 5. Jh. | 

576. Jh. 

insgesamt 

17 

12 

4 

1 

8 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher 

Identitätssatz 

13 

12 

1 

- 

6 

273. Jh. | 3. Jh. -4. Jh. 

insgesamt 

16 

15 

1 

- 

6 

wie oben 

Anrufung 

11 

11 

- 

- 

5 

273. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. 

insgesamt 

21 

19 

2 

- 

8 

273. Jh.-475. Jh. 

Homerverse 

4 

4 

- 

- 

2 

4. Jh. - 475. Jh. 

insgesamt 

4 

4 

- 

- 

2 

wie oben 


G6 

31 

27 

3 

1 

13 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher 

insgesamt 

31 

27 

3 

1 

13 

wie oben 

G4 

29 

23 

5 

1 

11 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher 

insgesamt 

29 

23 

5 

1 

11 

wie oben 

Gl 

27 

23 

3 

1 

13 

273. Jh. | 3. Jh. - 6. Jh. 
oder früher 

insgesamt 

27 

23 

3 

1 

13 

wie oben 

G5 

7 

5 

2 

- 

4 

273. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. 

insgesamt 

7 

5 

2 

- 

4 

wie oben 

G2 

3 

3 

- 

- 

2 

4. Jh. und 4. Jh.? 

insgesamt 

3 

3 

- 

- 

2 

wie oben 

G3 

3 

3 

- 

- 

1 

3. Jh. 

insgesamt 

3 

3 

- 

- 

1 

wie oben 

G7 

1 

1 

- 

- 

1 

4. Jh. 

insgesamt 

1 

1 

- 

- 

1 

wie oben 

G8 

2 

- 

2 

- 

1 

273. Jh. | 3. Jh. 

insgesamt 

2 

- 

2 

- 

1 

wie oben 

Gu 

8 

8 

- 

- 

4 

3. Jh.-4. Jh. 

insgesamt 

8 

8 

- 

- 

4 

wie oben 


Ba 

15 

14 

1 

- 

8 

273. Jh. | 4. Jh. - 475. Jh. 

insgesamt 

15 

14 

1 

- 

8 

wie oben 

Bt 

7 

6 

1 

- 

5 

273. Jh. | 3. Jh. -4. Jh. 

insgesamt 

7 

6 

1 

- 

5 

wie oben 

Bg 

6 

6 

- 

- 

4 

3. Jh. - 6. Jh. oder früher 

insgesamt 

6 

6 

- 

- 

4 

wie oben 

Bp 

1 

- 

1 

- 

1 

273. Jh. | 3. Jh. 

insgesamt 

1 

- 

1 

- 

1 

wie oben 

B unklar a?t? 

1 

- 

1 

- 

1 

3. Jh. 

insgesamt 

1 

- 

1 

- 

1 

wie oben 


243 


































































































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


10. Handhabung der Artefakte 

10.1. Übersicht 

Zu 194 Artefakten sind Angaben zur Handhabung nach der Fertigstellung der Beschrif¬ 
tung vollständig oder fast vollständig überliefert. Neben der Beschreibung der eigentli¬ 
chen Handlungen, die an oder mit einem Artefakt durchgeführt werden sollen, beinhalten 
die Angaben in der Regel zwei weitere Komponenten: eine räumliche und eine zeitliche. 
Die zeitliche Information gibt an, ob das Artefakt während oder nach der Praxis, oder 
sowohl als auch verwendet werden soll, die räumliche hingegen, an welcher Stelle ein 
Artefakt seine Wirkung entfalten soll. 

87 Artefakte werden während der Praxis, 82 nach der Praxis und sieben sowohl während 
als auch nach der Praxis verwendet, bei 18 Artefakten ist die Bestimmung des Zeit¬ 
punkts der Handhabung nicht eindeutig möglich. 

Zu 54 Artefakten wurden keine Angaben zur Handhabung überliefert, in sieben Anlei¬ 
tungen waren Handlungsanweisungen möglicherweise vorhanden, sind jedoch heute 
zerstört, und 13 Handlungsanweisungen sind unklar. 


10.2. Artefakte, die während einer Praxis verwendet werden (G, D, K) 

87 Artefakte werden ausschließlich während der Praxis verwendet. Ihre Handhabungen 
sind in 76 griechischen, zehn demotischen und einer koptischen Anleitung aus 15 Sam¬ 
melschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 6.-7. Jh. überliefert. 

Folgende Handhabungen sind belegt: 

• das Artefakt ist am Körper zu tragen, 

• das Artefakt wird zerstört, 

• das Artefakt wird in einer Statuette deponiert, 

• das Artefakt wird im Maul eines Tieres deponiert, 

• es handelt sich um eine Bodenbeschriftung, 

• es handelt sich um ein Möbelstück, 

• das Artefakt wird auf einen Gegenstand gelegt, 

• das Artefakt wird auf einen Menschen gelegt, 

• das Artefakt wird unter einen Gegenstand gelegt, 

• das Artefakt wird unter einen Menschen gelegt, 

• das Artefakt wird zum Versiegeln verwendet, oder 

• das Artefakt wird anders verortet. 


244 



10 - Handhabung der Artefakte 


10.2.1. Artefakte, die während der Praxis am Körper getragen werden (G:22, K:1) 

Für 23 Artefakte aus neun Sammelschriften des 2 . 13 . Jh. | 4. Jh. bis 6. - 7. Jh. ist die 
Handhabung belegt, sie während der Praxis am Körper zu tragen. Eine weitere Beschrif¬ 
tung erfolgt unmittelbar auf der Brust eines Mediums. In einigen Fällen wird die Veror- 
tung am Körper präzisiert, so können Artefakte: 

• um den Hals gehängt, 

• als Kranz oder wie ein Diadem getragen, 

• an einen Arm gebunden, 

• auf die "Psyche" einer lebenden Frau gelegt, 

• in der Hand gehalten, 

• im Mund unter der Zunge aufbewahrt, 

• generell am Körper und 

• speziell am Vorderkopf getragen werden. 


Artefakte, die um den Hals getragen werden (G) 

Zu acht Artefakten aus drei Sammelschriften aus dem 4. und 4./5. Jh. ist überliefert, dass 
sie während der Praxis um den Hals getragen werden sollen. Als Schriftträger dienen 
Haut (2x), Lorbeer (2x), Leinen, Lindenbast, Silber und ein nicht näher qualifizierter, 
länglicher Stein. In einer Anleitung wird explizit angegeben, dass das Artefakt mit einem 
Anubisfaden umgebunden werden soll, in einer anderen wird allgemeiner von einem 
Riemen gesprochen. 

Fünf Artefakte sind funktionsbezeichnet, vier werden als Schutzmittel verwendet, eines 
zur Herbeirufung eines Beistands. Bei einem weiteren Artefakt ist die genaue Funktion 
nicht sicher zu bestimmen. Sechs der sieben Artefakte werden im Rahmen einer überge¬ 
ordneten Praxis verwendet, die Verwendung des siebten Artefakts ist unklar. Somit kann 
für keines der Artefakte eine autarke Verwendung nachgewiesen werden. 


Artefakte, die als Kranz oder Diadem getragen werden (G) 

Zwei Artefakte aus zwei Sammelschriften des 4. Jh. sollen als Kranz und als Diadem 
von dem Praktizierenden getragen werden. Für das eine Artefakt ist Lorbeer zu beschrif¬ 
ten, für das andere Papyrus. Das Papyrusartefakt ist funktionsbezeichnet und soll als 
Schutzmittel verwendet werden. Zu dem Lorbeerartefakt wird keine Funktion angege¬ 
ben. Beide Artefakte werden nicht autark, sondern eingebunden in eine übergeordnete 
Praxis verwendet. 


Artefakte, die um den Arm gebunden werden (G) 

Zwei nicht autarke Papyrusartefakte aus derselben Sammelschrift aus dem 4. Jh. sollen 


245 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


als Schutzmittel während einer Praxis verwendet werden. Während das eine ausdrück¬ 
lich am rechten Arm befestigt werden soll, ist das andere am linken Arm zu tragen. 


Artefakt, das auf die "Psyche" einer Frau gelegt wird (G) 

Ein nicht funktionsbezeichnetes und im Rahmen einer übergeordneten Praxis verwen¬ 
detes Papyrusartefakt aus einer Sammelschrift des 3. Jh. soll auf die Scham einer Frau 
gelegt werden 1 . Das Ziel der ÜP ist es, dass die Frau Fragen, die ihr während des 
Schlafs gestellt werden, wahrheitsgemäß beantwortet. 


Artefakte, die in der Hand gehalten werden (G) 

Drei Artefakte aus drei Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh., 4. Jh. und 4./5. Jh. sollen 
während der Praxis in der Hand gehalten werden. Für zwei Artefakte ist Lorbeer als 
Schriftträger überliefert, die Angabe zu dem dritten ist unklar, möglicherweise soll Leinen 
verwendet werden. Lediglich ein Artefakt ist als Schutzmittel funktionsbezeichnet. Sämt¬ 
liche Artefakte sind Teil einer übergeordneten Praxis und werden nicht autark verwendet. 


Artefakt, das im Mund aufbewahrt wird (G) 

Ein Magnetsteinartefakt aus einer Sammelschrift des 4. Jh. erfüllt die Funktionen des 
Gefügigmachens einer Seele und der Traumsendung. Es ist in eine übergeordnete Pra¬ 
xis eingebunden und soll vom Praktizierenden im Mund unter der Zunge aufbewahrt 
werden. 


Artefakte, die - ohne nähere Erläuterung - am Körper getragen werden (G:3, K:1) 

In vier Anleitungen aus drei Sammelschriften des 4. Jh. und des 6.-7. Jh. werden vier Ar¬ 
tefakte beschrieben, die während der Praxis am Körper getragen werden sollen. Nähere 
Angaben zur Verödung des Artefakts werden dabei nicht gemacht. Als Schriftträger sind 
Zinn, Silber und ein Magnetstein überliefert, zu einem Artefakt wird keine Materialanga¬ 
be gemacht. Drei Artefakte sind funktionsbezeichnet und werden als Schutzmittel ver¬ 
wendet. Sämtliche Artefakte sind in eine übergeordnete Praxis eingebunden und werden 
nicht autark verwendet. 


Artefakte, die am Vorderkopf getragen werden (G) 

Ein Papyrus- und ein Lorbeerartefakt aus zwei Sammelschriften des 3. und wahrschein¬ 
lich 4. Jh. sollen vorne am Kopf gehalten, bzw. von einer Schläfe zur anderen gespannt 

1 Siehe dazu Gregory A. Smith, The Myth of the Vaginal Soul, in: Greek, Roman and Byzantine Studies 44 (2004), 
199-225.(hier besonders: 203ff.). 


246 




10 - Handhabung der Artefakte 


werden. Eines der beiden Artefakte soll als Schutzmittel dienen, das andere ist funkti- 
onsunbezeichnet. Beide Artefakte werden eingebunden in eine übergeordnete Praxis 
verwendet. 


10.2.2. Artefakte, die während der Praxis zerstört werden (G:18, D:3) 

Die Zerstörung eines Artefakts oder dessen Beschriftung ist in 21 Anleitungen aus sie¬ 
ben Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. überliefert. Eine Zerstörung kann 
auf unterschiedliche Weise erfolgen: 

• die Beschriftung wird abgeleckt oder getrunken, 

• das Artefakt wird als Docht in einer Lampe verbrannt, 

• die Beschriftung wird über einem Räuchergefäß verdampft. 


Artefakte, deren Beschriftung abgeleckt und getrunken wird (G) 

Fünf Beschriftungen in Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 3. und 4. Jh. sollen 
abgeleckt oder getrunken werden. In einer dieser Anleitungen werden zwei Artefakte 
innerhalb derselben Praxis verwendet. 

Im ersten Fall ist eine Natrontafel beidseitig zu beschriften. Die Beschriftung der einen 
Seite ist daraufhin abzulecken, die der anderen Seite in Flüssigkeit zu lösen und zu 
trinken. Eine zweite Natrontafel wird in einer separaten Anleitung beschrieben, die die 
gleiche Praxis erläutert. Nur in einer der Anleitungen ist die Angabe überliefert, dass die 
Tafel der Empfehlung des Praktizierenden an die angerufene höhere Macht dient. Beide 
Artefakte werden in eingebundener Form im Rahmen einer ÜP verwendet. 

Im zweiten Fall werden zwei Eier zur Reinigung des Praktizierenden beschriftet. Nach 
der Verwendung der Artefakte noch innerhalb der Praxis wird die Beschriftung des einen 
Eis abgeleckt, das Ei daraufhin zerstört und weggeworfen. Das andere Ei wird zerstört 
und ausgetrunken und dann weggeworfen. Hierbei findet keine direkte Inkorporierung 
der Beschriftung statt. In einer weiteren Anleitung wird die Beschriftung eines Lorbeer¬ 
blattes abgeleckt. Das Artefakt ist funktionsunbezeichnet und wird nicht autark verwen¬ 
det. 

Das Lorbeerblatt soll gegen die Sonne gehalten und dann abgeleckt werden. Es ist funk¬ 
tionsunbezeichnet und wird im Rahmen einer ÜP verwendet. 


Artefakte, die als Docht verbrannt werden (G: 12, D: 3) 

15 Artefakte aus sechs Sammelschriften sollen verbrannt werden. Die entsprechenden 
Sammelschriften werden in das 2 . 13 . Jh. | 3. Jh. bis 475. Jh. datiert. Sieben zu beschrif¬ 
tende Seile werden innerhalb derselben Praxis als Dochte für eine siebenschnäuzige 


247 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Lampe verwendet. Als Schriftträger werden Seil (7x), Leinen (5x) und Stofflappen (2x) 
angegeben, eine Angabe ist unklar. Ein einziges der Artefakte ist funktionsbezeichnet, 
es handelt sich um ein Stück Leinen für eine Offenbarungspraxis. Es ist das einzige Ar¬ 
tefakt, das autark verwendet wird. 


Die Beschriftung wird verdampft (G) 

In einer Anleitung aus dem 4. Jh. erfolgt die Beschriftung innerhalb eines mit einer Flüs¬ 
sigkeit gefüllten Räuchergefäßes, das im weiteren Verlauf der Praxis zum Räuchern 
verwendet wird. Die Beschriftung ist nicht funktionsbezeichnet und findet innerhalb einer 
übergeordneten Praxis statt. 


10.2.3. Artefakte, die im Inneren einer Statuette deponiert werden (G) 

In fünf griechischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 4. Jh., 4.? und 5. Jh. | 
5./6. Jh. werden Artefakte in Statuetten deponiert. Die Statuetten sind dabei von dem 
Praktizierenden selbst herzustellen und werden entweder aus Wachs oder aus Holz 
gemacht. Für vier Artefakte soll Papyrus als Schriftträger verwendet werden, für eines 
Gold. Zu einem der Papyrusartefakte wird als alternativer Schriftträger die Luftröhre ei¬ 
ner Gans angegeben. 

Ein einziges Papyrusartefakt ist funktionsbezeichnet, es soll explizit der Beseelung der 
Statuette dienen. Vier Artefakte sind in eine übergeordnete Praxis eingebunden, bei ei¬ 
nem Artefakt ist die Zuordnung unklar. 


10.2.4. Artefakte, die im Maul eines Tieres deponiert werden (D) 

In zwei demotischen Anleitungen aus einer Sammelschrift des 3. Jh. soll das Artefakt im 
Maul eines schwarzen Hundes deponiert werden. In einer Anleitung wird eine alternative 
Beschriftung angegeben, so dass letztendlich drei unterschiedliche beschriftete Artefak¬ 
te auf diese Weise gehandhabt werden. Keines der Artefakte ist funktionsbezeichnet, sie 
alle werden im Rahmen einer übergeordneten Praxis verwendet. 


10.2.5. Bodenbeschriftungen (G:3, D:1) 

In drei griechischen und einer demotischen Anleitung aus drei Sammelschriften des 2 . 13 . 
Jh. | 3. Jh. und 4. Jh. werden Bodenbeschriftungen beschrieben. Keine davon ist funkti¬ 
onsbezeichnet, sie sind allesamt in übergeordnete Praxen einbezogen. 


248 



10 - Handhabung der Artefakte 


10.2.6. Beschriftete Möbelstücke (G) 

In zwei griechischen Anleitungen aus zwei Sammelschriften des 4. Jh. sollen Möbelstü¬ 
cke beschriftet werden, einmal ein Thron, das andere Mal ein Tisch. Beide Möbelstücke 
sind nicht funktionsbezeichnet und Teil einer übergeordneten Praxis. In beiden Fällen ist 
das Ziel der ÜP der Erhalt einer Offenbarung. 


10.2.7. Artefakte, die auf einen Gegenstand gelegt werden (G:3, D:2) 

Fünf Artefakte aus drei griechischen und zwei demotischen Anleitungen aus vier Sam¬ 
melschriften des 2 . 13 . Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. | 4. Jh.? sollen auf einen Gegenstand gelegt 
werden. Zwei der griechischen Artefakte werden auf einen Dreifuß gelegt, das dritte auf 
eine, oder zu Füßen einer, Hermesfigur. Eins der beiden Papyrus-Artefakte aus demo¬ 
tischen Anleitungen wird auf eine Lampe, wohl auf den Spiegel, gelegt, das andere auf 
eine Schreibtafel zum Stundenlesen. 

Keines der Artefakte ist funktionsbezeichnet, und sie werden alle jeweils im Rahmen 
einer ÜP verwendet. 


10.2.8. Artefakte, die auf einen Menschen gelegt werden (G) 

Drei Artefakte aus einer Sammelschrift des 4. Jh. werden auf einen Menschen gelegt. 
Ein Bronzeartefakt soll auf die Knie des Praktizierenden gestellt werden, ein Papyrusar¬ 
tefakt wird zunächst unter, und bei zweiter Verwendung auf einen Toten gelegt, und ein 
Flachsblatt ist auf dem Schädel eines Toten zu platzieren. 

Alle drei Artefakte werden in eine ÜP eingebunden verwendet. Das Papyrus- und das 
Flachsblattartefakt sind funktionsbezeichnet. Während der Papyrus zur Erfüllung einer 
Angelegenheit verwendet wird, dient das Flachsblatt ausdrücklich den Vorbereitungen 
zur Vereinbarung eines Dienstes einer höheren Macht. 


10.2.9. Artefakte, die unter einen Gegenstand gelegt werden (G) 

Drei Artefakte aus zwei Sammelschriften des 4. und 4. Jh. | 4. Jh.? sollen unter einen 
Gegenstand gelegt werden. Ein Artefakt aus Gold, Silber oder Zinn ist unter ein Räu¬ 
chergefäß zu legen. Unter einem Dreifuß zu befestigen ist ein Artefakt ohne Materialan¬ 
gabe. Das dritte Artefakt besteht aus Haut und kann entweder unter den Besitz eines 
Verstorbenen, oder unter den Verstorbenen selbst gelegt werden. 

Sämtliche Artefakte werden in eine ÜP eingebunden verwendet, keines ist funktionsbe¬ 
zeichnet. 


249 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


10.2.10. Artefakte, die unter einen Menschen gelegt werden (G) 

Drei Artefakte aus zwei Sammelschriften des 4. und 4./5. Jh. | 5. Jh. werden unter einen 
Menschen gelegt. Der Schädel eines Esels ist unter den linken Fuß des Praktizierenden 
zu legen, ein bereits besprochenes Hautartefakt kann wahlweise unter einen Verstorbe¬ 
nen oder etwas aus seinem Besitz gelegt werden, und ein ebenfalls bereits erwähntes 
Papyrusartefakt ist bei seiner ersten Verwendung unter einen Toten zu legen, bei der 
zweiter auf ihn. Dabei handelt es sich um das einzige Artefakt, zu dem ausdrücklich eine 
Wiederverwendbarkeit angegeben wird. 

Sämtliche Artefakte werden in eine ÜP eingebunden verwendet, das Hautartefakt ist 
funktionsunbezeichnet. Der Eselsschädel dient als Schutzmittel der Handlung und der 
Papyrus der Erfüllung einer Angelegenheit durch eine höhere Macht. 


10.2.11. Artefakte, die zum Versiegeln verwendet werden (G) 

Zwei Artefakte in zwei Anleitungen aus einer Sammelschrift des 4. Jh. werden zum Ver¬ 
siegeln verwendet, beide werden aus Eisen hergestellt und sind Teil einer übergeordne¬ 
ten Praxis. Das eine ist explizit funktionsbezeichnet, mit ihm werden Pillen versiegelt, die 
im Laufe der Praxis geräuchert werden. Das zweite ist nicht funktionsbezeichnet, mit ihm 
werden Schädel versiegelt, damit sie nicht ungebeten sprechen. 


10.2.12. Artefakte, deren Verortung einmalig überliefert ist 
Folgende Verödungen sind jeweils einmalig überliefert: 

• an einer Schale zu befestigen (3. Jh., H), 

• als Orakelblätter wie Karten zu ziehen und wegzulegen (Palme, 374. Jh., H), 

• in einem Ring aufzubewahren (Lappen, 273. Jh. | 3. Jh., H), 

• in eine Körperöffnung eines toten Katers zu stecken (3 Artefakte innerhalb einer 
Praxis, keine Materialangabe, 4. Jh., H), 

• zusammen mit einem toten Habicht und anderen Dingen in einen Lappen zu 
wickeln (Papyrus, 475. Jh. H), 

• ein zuvor getöteter Kater soll in das Artefakt eingewickelt und als darin bestattet 
werden (Papyrus, 4. Jh., H) 

• das Artefakt besteht aus einem Türpfosten, 

• Verwendung des Artefakts als Zelt für die Weihe des Praktizierenden (in zwei 
Anleitungen derselben Praxis überliefert) (Leinen, 4. Jh., H), 

• Verwendung von drei zusammengebundenen Artefakten als Dreifuß (Schilfrohr, 
4. Jh., H). 


250 



10 - Handhabung der Artefakte 


10.3. Artefakte, die nach einer Praxis verwendet werden (G, D, K) 

82 Artefakte werden ausschließlich nach der Praxis verwendet. Die Handhabungen 
überschneiden sich dabei teilweise mit den Handhabungen der Artefakte, die während 
einer Praxis an einem Artefakt durchgeführt werden. Bei drei der Artefakte kann zwar der 
Zeitpunkt der Verwendung bestimmt werden, Angaben zur Handhabung werden jedoch 
nicht gemacht. 

Artefakte, die nach der Praxis verwendet werden, treten in 61 griechischen, acht demo¬ 
tischen und 13 koptischen Anleitungen aus 20 Sammelschriften des 2. Jh. bis 6.-7. Jh. 
auf. Sie sind damit etwas früher belegt als Artefakte, die während der Praxis verwendet 
werden. 

Ein Artefakt wird nach der Praxis: 

• am Körper getragen, 

• zerstört, 

• vergraben oder niedergelegt, 

• unter einen Gegenstand gelegt, 

• im Maul eines Tieres deponiert, 

• im Mund eines Menschen deponiert, 

• an einem vorgegebenen Ort befestigt, oder 

• es handelt sich um eine Bodenbeschriftung, 

• auf andere Weise gehandhabt. 

Die Deponierung eines Artefakts in einer Statuette ist nicht explizit für eine Handhabung 
nach abgeschlossener Praxis belegt. Artefakte, die auf diese Weise gehandhabt wer¬ 
den, sollen entsprechend ihre Wirkung im Verlauf der Praxis entfalten. 


10.3.1. Artefakte, die nach der Praxis am Körper getragen werden (G26, D:2, K:3) 

31 Artefakte aus 13 Sammelschriften des 2. Jh. bis 6.-7. Jh. sind nach der Praxis am 
Körper zu tragen. Eine weitere Beschriftung erfolgt wahrscheinlich unmittelbar auf den 
Zehennägeln eines Läufers, und eine auf dem Finger einer Leiche. Die Verödung eines 
Artefakts am Körper wird in mehreren Fällen präzisiert, die Angaben überschneiden sich 
mit den Angaben zur Verödung eines Adefakts während der Praxis. Adefakte werden 
nach der Praxis: 

• ohne nähere Angaben der Verödung am Körper getragen, 

• um den Hals gehängt, 

• an einen Arm gebunden, 

• festgehalten 

• während des Schlafs im Mund des Praktizierenden aufbewahrt, 

• unter den Kopf gelegt, 

• auf einen Körpedeil aufgelegt, 


251 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


• unter einen Körperteil gelegt, 

• an einem Finger getragen, 

• vom Praktizierenden im Unterkleid getragen, 

• in den Sandalen getragen. 


Artefakte, die ohne nähere Angaben der Verortung am Körper getragen werden (G:14, K:2) 

Zu 14 griechischen und zwei koptischen Artefakten aus acht Sammelschriften des 273. 
Jh. | 4. Jh. bis 6.-7. Jh. ist überliefert, dass sie nach der Praxis am Körper getragen 
werden sollen. In wenigen Fällen wird dabei hinzugefügt, dass das Artefakt festgebun¬ 
den werden soll, wie und wo genau wird dabei nicht erwähnt. Als Träger eines Artefakts 
werden sowohl der Praktizierende selbst, als auch die Zielperson einer Praxis genannt. 

Als Schriftträger werden verwendet Papyrus (6x), Zinn (4x), Silber (3x), Gold (2x) und 
Beifuß, eine Pasitheawurzel sowie ein Oliven-/Ölblatt je einmal. Zu zwei Artefakten wird 
kein Schriftträgermaterial genannt, zu drei anderen werden alternative Materialien an¬ 
gegeben. 

Vierzehn der Artefakte sind funktionsbezeichnet. Heilung wird sechsmal angegeben, 
Gunst viermal, Schutz dreimal, Freundschaft zweimal, Zornbannung, Erfolg und Be¬ 
wunderung je einmal. Die Papyrusartefakte werden zur Heilung und in einem Fall zum 
Schutz verwendet. Für beide Funktionen werden jedoch auch andere Materialen als 
Schriftträger überliefert. 

Lediglich vier der Artefakte sind in eine übergeordnete Praxis eingebunden, zehn wer¬ 
den autark verwendet, bei einem ist eine Zuordnung nicht eindeutig möglich. Hier wird 
ein deutlicher Unterschied sichtbar zwischen den Artefakten, die während einer Praxis 
verwendet werden, und solchen, die nach der Praxis verwendet werden. Artefakte, die 
ihre Wirkung erst nach der Praxis entfalten und am Körper getragen werden sollen, 
werden überwiegend autark verwendet, im Gegensatz zu Artefakten, die ihre Wirkung 
während der Praxis entfalten sollen. Diese werden fast ausschließlich in eingebundener 
Form verwendet. 


Artefakte, die um den Hals gehängt werden (G) 

Ein autarkes Hautartefakt aus einer Sammelschrift des 3. Jh. soll zu Heilzwecken nach 
der Praxis um den Hals getragen werden. 

Bei einem Artefakt sind die Angaben widersprüchlich, es ist entweder vom dem Prakti¬ 
zierenden in den Sandalen zu tragen, oder jemandem umzuhängen 2 . 


2 SAP-G-VUYA-Z-002. 


252 




10 - Handhabung der Artefakte 


Artefakt, das an einen Arm gebunden wird (K) 

Ein autark zu verwendendes Papyrusartefakt aus einer koptischen Anleitung aus dem 
4.-6. Jh. soll nach der Praxis an dem rechten Arm der Zielperson befestigt werden. Es 
wird autark verwendet und soll dazu dienen, vor einem Herrscher zu schützen. 


Artefakt, das festgeahalten wird (G) 

Ein in eine ÜP eingebunden zu verwendender Ring mit einem beschrifteten Heliotrop 
aus einer griechischen Anleitung aus dem 2./3. Jh. | 4. Jh. soll nach der Praxis verwen¬ 
det werden. Solange der Ring nicht gebraucht wird, solle er" soll er an einem heiligen 
Ort" aufbewahrt werden. Dem Ring wird keine Funktion zugewiesen. 


Artefakt, das während des Schlafs im Mund aufbewahrt wird (G) 

Zu einem Artefakt ist überliefert, dass es nach der Praxis von dem Praktizierenden im 
Mund, und zwar unter der Zunge, aufbewahrt werden soll. Das Artefakt besteht aus 
Fünffingerkraut, soll der Gedächtnisverbesserung dienen und ist Teil einer übergeord¬ 
neten Praxis. 


Artefakte, die unter den Kopf gelegt werden (G:2, D:1) 

Zwei griechische und ein demotisches Lorbeerartefakt, die nach der Praxis unter den 
Kopf gelegt werden sollen, sind in drei Sammelschriften aus dem 2. und 3. Jh. über¬ 
liefert. Alle drei Artefakte sind nicht funktionsbezeichnet und Teil einer übergeordneten 
Praxis. 


Artefakte, die auf einen Körperteil gelegt werden (G:1, D:1) 

Ein demotisches Artefakt aus einer Sammelschrift des 2./3. Jh. | 3. Jh. sowie ein grie¬ 
chisches Artefakt aus einer Sammelschrift aus dem 3. Jh. sollen auf den Körper der 
Zielperson aufgelegt werden. Das griechische Artefakt wird autark verwendet, es dient 
der Heilung von Migräne und soll dem Patienten auf die Stirn gelegt werden. Das demo¬ 
tische Artefakt istfunktionsunbezeichnet und in eine übergeordnete Praxis eingebunden. 


Artefakte, die unter einen Körperteil gelegt werden (G) 

Ein Artefakt aus Blei aus einer Sammelschrift des 3. Jh. soll unter die Sohle des Prak¬ 
tizierenden gelegt werden, eine Sandale wird nicht erwähnt. Das Artefakt wird autark 
verwendet und ist mehrfach funktionsbezeichnet. Es soll dazu dienen, Zorn und Feind¬ 
seligkeit bannen, Gegner Verstummen zu lassen und zu Siegen (wohl vor Gericht). 


253 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Artefakte, die an einem Finger getragen werden (G) 

Zwei griechische Artefakte aus zwei Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. und 4. Jh. | 
4. Jh.? sollen nach der Praxis am Finger getragen werden. In beiden Fällen handelt es 
sich um Steine, die in einen Ringe gefasst werden. Ein laspachatstein ist funktionsunbe- 
zeichnet in eine übergeordnete Praxis eingebunden, er wird an einem Finger der linken 
Hand getragen und soll beim Schlafen an das Ohr gehalten werden. Ein Jaspis wird für 
Erfolg und Glück autark verwendet und ist nach Bedarf in einem Ring zu tragen. 


Artefakt, das im Unterkleid getragen wird (G) 

Ein griechisches Silberartefakt aus einer Sammelschrift des 4. Jh. soll vom Praktizieren¬ 
den im Unterkleid getragen werden. Es ist unklar, ob es autark verwendet oder in eine 
übergeordnete Praxis einbezogen werden soll. Sein Zweck ist es, dem Träger Sieg, 
Ruhm, Gunst und Glück bei Männern und Frauen zu bringen. 


Artefakte, die in den Sandalen getragen werden (G) 

Zwei griechische Artefakte aus zwei Sammelschriften des 3. und 4./5. Jh. sollen in den 
Sandalen getragen werden, bei einem Artefakt ist die Beschreibung jedoch unklar, es 
wird ebenfalls angegeben, dass es umgehängt werden soll (s.o. unter "um den Hals zu 
hängen"). Während das spätere Artefakt aus Blei, funktionsunbezeichnet und in eine 
übergeordnete Praxis eingebunden ist, wird das frühere Artefakt autark verwendet und 
soll seinem Träger Sieg, Stärke und Macht bringen. Die Materialität des Schriftträgers ist 
unklar, es könnte sich um Gold oder Bronze handeln. (Siehe auch Artefakte, die unter 
einen Menschen gelegt werden) 


10.3.2. Artefakte, die zerstört werden (G:5, K:2) 

Sieben Artefakte aus fünf griechischen und zwei koptischen Anleitungen werden nach 
der Praxis zerstört. Dies geschieht auf zweierlei Weise: 

• die Beschriftung wird abgeleckt oder getrunken, 

• das Artefakt wird in einem Ofen verbrannt. 


Artefakte, deren Beschriftung abgeleckt, getrunken oder abgewaschen wird (G) 

Die Beschriftung von zwei griechischen Artefakten aus zwei Sammelschriften des 2./3. 
Jh. und des 4./5. Jh. ist in Flüssigkeit aufzulösen und zu trinken. Dabei handelt es sich 
einmal um ein Papyrusblatt für ein Gedächtnismittel, dessen Beschriftung mit Quell¬ 
wasser abzuwaschen ist. Das Artefakt wird autark verwendet. Ein anderes Mal soll die 


254 



10 - Handhabung der Artefakte 


Beschriftung eines Weinblattes in Wein aufgelöst und von einer begehrten Person als 
Liebestrank getrunken werden. In diesem Fall ist unklar, ob das Weinblatt autark oder 
eingebunden verwendet wurde. 

In einer weiteren griechischen Anleitung aus einer Sammelschrift des 2./3. Jh. | 4. Jh. 
wird die Beschriftung einer Fledermaus beschrieben. Je nach beabsichtigtem Ziel der 
Praxis wird die Fledermaus entweder frei gelassen, oder die Beschriftung wird zur Lö¬ 
sung der Praxis abgewaschen. 


Artefakte, die verbrannt werden (G:2, K:2) 

Zwei griechische Artefakte aus Anleitungen, die in das 3. und 4. Jh. datiert werden, so¬ 
wie zwei koptische Artefakte, deren Anleitungen eventuell in das 6.-7. Jh. (TM) datiert 
werden können, werden entweder in der Fußbodenheizung eines Bades oder in einem 
Badeofen verbrannt. Für die griechischen Artefakte sind Papyrus und eine Muschel als 
Schriftträger überliefert. Zu einem koptischen Artefakt wird keine Materialangabe ge¬ 
macht, bei dem zweiten ist die Lesung unklar. Beide koptischen Artefakte werden autark 
verwendet, eines davon soll sehr wahrscheinlich zu Heilzwecken verwendet werden. 


10.3.3. Artefakte, die dauerhaft an einem Ort deponiert werden (G, D, K) 

41 Artefakte werden nach der Praxis dauerhaft deponiert. Dies geschieht an unterschied¬ 
lichen Orten und auf unterschiedliche Weise. Folgende Deponierungen sind überliefert: 

• Vergraben, 

• in Wasser zu werfen, 

• unter einem Gegenstand, 

• in einem Behälter, 

• im Maul eines Tieres, 

• im Mund einer Mumie, 

• an einer Wand befestigt. 


Artefakte, die vergraben werden (G:15, D:3, K:5) 

Zu 15 griechischen, drei demotischen und fünf koptischen Artefakten aus zehn Sammel¬ 
schriften des 2./3. Jh. | 4. bis 6.-7. Jh. ist die Angabe überliefert, dass sie nach der Praxis 
vergraben werden sollen. 

Die griechischen Artefakte bestehen aus Blei (5), Eiern (3), Ostraka (2), Papyrus (1), 
Muschel (1) und Wachs (1). Einmal ist keine Materialangabe überliefert. 

Drei Artefakte sind funktionsbezeichnet, zwei davon mehrfach: Ein Ei soll dem Praktizie¬ 
renden und einem Ort Gunst, Erfolg und tägliche Wohlfahrt bringen, dazu ist es unter der 
Türschwelle zu vergraben. Ein Bleiartefakt dient dem Fesseln, Unterwerfen und Binden, 


255 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


es ist bei einem vorzeitig Verstorbenen zu deponieren. Ein Ostrakon wird autark für die 
Zerstörung von Zaubermitteln verwendet und soll dazu verborgen werden, genauere 
Angaben zur Ausführung werden nicht gemacht. Alle drei Artefakte sind autark zu ver¬ 
wenden. 

Bei einem Blei- und einem Papyrusartefakt ist unklar, ob sie autark oder eingebunden 
verwendet werden sollen. Die Praxis, zu der das Bleiartefakt gehört, wird für eine nicht 
näher spezifizierte Bindung durchgeführt, der Papyrus dient der Herbeiführung einer 
begehrten Person. 

Deponiert werden die Artefakte auf folgende Weise, wobei zu manchen Artefakten meh¬ 
rere Möglichkeiten angegeben werden: 

• unter einer Türschwelle, 

• in einem Haus, 

• in dem Grab eines vorzeitig Verstorbenen, 

• bei einem toten Hund (?) 

• an dem Ort, an dem die Zielpersonen sich aufhalten, 

• in der Nähe der Zielperson, 

• an dem Ort, an dem die Praxis wirken soll, 

• in einer Latrine, 

• neben fließendem Wasser, 

• in der Erde. 

Eins der drei demotischen Artefakte besteht aus Papyrus, das zweite ist ein Ostrakon, zu 
dem dritten wird kein Material angegeben. 

Alle drei Artefakte werden innerhalb einer Trennungspraxis verwendet, das Papyrusar¬ 
tefakt im Rahmen einer übergeordneten Praxis, das Ostrakon als autarkes Artefakt, für 
das dritte Artefakt kann keine Zuordnung erfolgen. 

Das funktionsbezeichnete Ostrakon ist in dem Haus der Zielpersonen zu deponieren, 
das funktionsunbezeichnete Papyrusartefakt soll unter der Türschwelle eines Hauses 
vergraben werden. Das Artefakt ohne Materialangabe ist in einer Strasse zu vergraben, 
der Genitiv zu der Strasse ist in der Anleitung zerstört, sehr wahrscheinlich wird es sich 
um die Strasse handeln, in der die Zielperson entweder lebt, oder die von ihr verwendet 
wird. Beide Angaben sind zu anderen Artefakten überliefert. 

Zu vier der fünf koptischen Artefakte ist keine Materialangabe überliefert, bei dem fünften 
Artefakt könnte es sich um Wachs handeln. Zwei Artefakte sind funktionsbezeichnet, sie 
werden zur Fundamentgründung und zur Irreführung verwendet. Das Artefakt für die 
Fundamentgründung soll im Fundament deponiert werden, das Artefakt zur Irreführung 
ist bei einem nicht näher erläuterten Altar zu vergraben. In zwei Fällen kann die Funktion 
nicht eindeutig rekonstruiert werden. 

Vier der fünf Artefakte werden autark verwendet, darunter auch die beiden eindeutig 


256 




10 - Handhabung der Artefakte 


funktionsbezeichneten. Die Artefakte sind an folgenden Orten zu deponieren: 

• bei einem Altar, 

• in einem Fundament, 

• an dem Ort, an dem die Zielpersonen vorübergehen, 

• an der Türe der Zielperson (oder dagegen zu werfen). 

Zu einem Artefakt ist die Angabe des Ortes, an dem es vergraben werden soll, nicht 
erhalten. 


Artefakte, die in Wasser geworfen werden (G:5, D:1, K:1) 

Fünf griechische, ein demotisches und ein koptisches Artefakt sollen in Wasser gewor¬ 
fen werden. Die fünf griechischen Artefakte finden sich in zwei Sammelschriften aus dem 

з. und 4. Jh. | 4. Jh.? Zwei Zinnartefakte sind funktionsbezeichnet und werden autark 
verwendet. Das eine dient der Bindung und soll in einen Fluss oder das Meer geworfen 
werden. Das andere dient eines Liebespraxis und ist in das Meer zu werfen. Die übrigen 
drei Artefakte sind funktionsunbezeichnet und in eine übergeordnete Praxis eingebun¬ 
den. Zweimal wird Blei als Schriftträger genannt, einmal Papyrus. 

Zu dem Papyrusartefakt werden verschiedene Deponierungsmöglichkeiten angegeben, 

и. a. ein unbenutzter Brunnen. Die Wahl des Materials und die explizite Charakterisie¬ 
rung des Brunnens als unbenutzt könnten dafür sprechen, dass es sich nicht um eine 
Wasserdeponierung handelt, die Nähe zu Wasser jedoch relevant ist. Die beiden übri¬ 
gen Artefakte sind an einem Faden in einer beliebigen Strömung oder in der Strömung 
eines Abflusswassers eines Bades fallen zu lassen, oder sollen in einem Brunnen, dem 
Meer oder einer Wasserleitung deponiert werden. 

Das demotische Papyrusartefakt wird in einer Sammelschrift des 2 . 12 . Jh. | 4. Jh. be¬ 
schrieben und autark zur Trennung zweier Personen voneinander verwendet. Es ist in 
einem nicht näher bezeichneten Gewässer niederzulegen. 

Das koptische Artefakt aus einer Sammelschrift des 6.-7. Jh. (TM) besteht aus einem 
Lehmgefäß, das zur Austrocknung eines Brunnens in ebenjenen geworfen werden soll. 
Es wird ebenfalls autark verwendet. 


Artefakte, die unter einem Gegenstand deponiert werden (G) 

Vier griechische Artefakte aus drei Sammelschriften des 3. und 4. Jh. sollen unter einem 
Gegenstand deponiert werden. Zwei Artefakte werden aus Papyrus, die übrigen aus 
Zinn und Lorbeerblättern hergestellt. Ein Artefakt ist funktionsbezeichnet und zudem au¬ 
tark zu verwenden. Das eine - aus Papyrus - soll eine Offenbarung bringen und dazu un¬ 
ter eine Lampe gelegt werden. Zu den drei funktionsunbezeichneten und eingebunden 
verwendeten Artefakten werden drei unterschiedliche Deponierungen überliefert: eins 


257 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


ist unter das Kopfkissen zu legen, das zweite über eine Lampe zu hängen oder darunter 
zu legen, und das dritte ist unter ein mit Homerversen beschriftetes Eisentäfelchen zu 
legen. 


Artefakte, die in einem Behälter aufbewahrt werden (G) 

Zwei griechische Artefakte aus zwei Sammelschriften des 4. und 5. Jh. | 5./6. Jh. sollen 
in einem Behälter aufbewahrt werden. Beide Artefakte sind funktionsunbezeichnet. 

Ein Artefakt ist in eine ÜP eingebunden und wird aus einem Gemisch aus Erde, Tinte 
und Myrrhe hergestellt. Danach ist es in einen Bleibehälter zu legen. Das zweite Arte¬ 
fakt besteht aus Wachs, es wird autark verwendet und soll in einem Tongefäß an einem 
dunklen Ort aufbewahrt werden. 


Artefakte, die im Maul eines Tieres deponiert werden (G) 

Zwei griechische Artefakte aus zwei Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. und 4. Jh. 
sollen im Maul eines toten Tieres - einmal eines Hundes, einmal eines Katers - nieder¬ 
gelegt werden. Das Artefakt, das in das Maul eines Hundes gelegt werden soll, besteht 
aus Haut, wird autark verwendet und soll eine begehrte Person herbeiführen. Für das 
Artefakt, das im Maul eines Katers deponiert werden soll, wird kein Material angegeben. 
Es wird in eine übergeordnete Praxis eingebunden und ist funktionsunbezeichnet. 


Artefakt, das im Mund einer Mumie deponiert wird (D) 

Ein demotisches Schilfblatt-Artefakt aus einer Sammelschrift des 2./3. Jh. | 3. Jh. soll 
in den Mund einer Mumie gelegt werden. Es ist funktionsunbezeichnet und wird in eine 
übergeordnete Praxis eingebunden verwendet. 


Artefakte, die befestigt werden (G:2, K:1) 

Zwei griechische und ein koptisches Artefakt sollen explizit befestigt werden. Die grie¬ 
chischen Artefakte finden sich in zwei Sammelschriften des 4. Jh., das koptische in einer 
Schrift aus dem 4.-6. Jh. 

Für die griechischen Artefakte ist einmal Papyrus und einmal Blei als Schriftträger über¬ 
liefert. Während das Papyrusartefakt funktionsunbezeichnet ist und nicht autark verwen¬ 
det wird, kann für das Bleiartefakt eine eindeutige Zuordnung nicht bestimmt werden. 
Möglicherweise wurde es als Schadenspraktik autark verwendet. Das Papyrusartefakt 
ist in einem trockenen Schwitzraum eines Bades zu befestigen, das Bleiartefakt muss 
zunächst in eine Kröte eingenäht werden, bevor das Ganze an einem einheimischen 
Rohr befestigt werden kann. 


258 



10 - Handhabung der Artefakte 


Das autark zu verwendende koptische Artefakt wird auch aus Papyrus hergestellt, es 
dient dem Schutz eines Schiffes, seiner Ladung und möglicherweise auch der an Bord 
befindlichen Menschen. Dazu ist es an der Spitze eines Schiffsmastes zu befestigen. 


10.3.4. Bodenbeschriftung (G) 

In einer griechischen Anleitung aus dem 4. Jh. ist die Beschriftung des Bodens über¬ 
liefert, neben die sich der Praktizierende Schlafen legen soll. Eine Funktion wird nicht 
genannt, die Beschriftung wird nicht autark verwendet. 


10.3.5. Andere Verortung (G) 

In einer griechischen Anleitung aus dem 2./3. Jh. | 4. Jh. wird die Beschriftung von Fle¬ 
dermausflügeln beschrieben. Abhängig von der gewünschten Wirkungsweise wird die 
Beschriftung entweder abgewaschen (s.o.), oder die Fledermaus wird frei gelassen. In 
beiden Fällen ist unklar, ob die Fledermaus eingebunden oder autark verwendet wird. 
Das Ziel der Praxis ist es, einer Person Schlaflosigkeit zu bescheren, ggf. bis hin zum 
Tod. 


10.4. Artefakte, die während und nach einer Praxis verwendet werden (G) 

Sieben griechische Artefakte aus fünf Sammelschriften des 3. und 4. Jh. werden sowohl 
während, als auch nach der Praxis verwendet. Sämtliche Artefakte sind dabei in überge¬ 
ordnete Praxen eingebunden. Die Handhabungen umfassen: 

• das Tragen des Artefakts am Körper, 

• eine teilweise Zerstörung des Artefakts, 

• die Befestigung an einem weiteren Gegenstand, 

• die temporäre Deponierung auf einem Dreifuß, 

• das Vergraben des Artefakts und 

• die Verwendung als Kopfkissen. 

Da die Verwendungen während und nach der Praxis voneinander abweichen können, 
werden die Artefakte einzeln der Reihe nach besprochen. 

Ein Eisenring soll während der Praxis, deren Ziel die Herbeiführung einer Frau ist, von 
dem Praktizierenden getragen werden, der Zweck des Tragens wird nicht angegeben. 
Nach der Praxis kann der Ring zur Lösung der verzauberten Frau verwendet werden, 
indem er ihr zum Tragen gegeben wird. 

Ein Gold- oder Silbertäfelchen - beide Materialien können alternativ verwendet werden 
- soll während der Praxis auf einem Dreifuß und nach der Praxis vom Praktizierenden 


259 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


am Körper getragen werden. Als Funktion wird für die rückseitige Beschriftung - und nur 
für diese - die Lösung der herbeigerufenen höheren Macht angegeben. Das Täfelchen 
selber ist nach der Praxis, z.B. in einem Handgemenge, von dem Praktizierenden bei 
sich zu führen. 

Ein Lorbeerartefakt ohne Funktionsbezeichnung soll während der Praxis in ein neues 
Schweißtuch gewickelt und als Kopfkissen verwendet werden. Nach der Praxis ist es als 
Kranz beim Schlafen neben oder auf den Kopf des Praktizierenden zu legen. 

Ein funktionsunbezeichnetes Papyrusartefakt wird während der Praxis für die Durchfüh¬ 
rung der Anrufung verwendet, ohne dass dabei eine genaue Angabe zur Verortung des 
Artefakts angegeben wird. Nach der Praxis ist es während des Schlafs vom Praktizieren¬ 
den in dessen rechter Hand zu halten und so unter den Kopf zu legen. 

Ein Zinnartefakt ist von dem Praktizierenden sowohl während als auch nach der Praxis 
um den Hals zu tragen. 


10.5. Artefakte, bei denen der Zeitpunkt der Verwendung nicht eindeutig 
rekonstruiert werden kann (G, D, K) 

Für zehn griechische, fünf demotische und drei koptische Artefakte aus zwölf Sammel¬ 
schriften des 1 . 12 . Jh. bis 7. Jh. kann der Zeitpunkt der Verwendung des Artefakts nicht 
eindeutig rekonstruiert werden. Dies liegt vor allem daran, dass entweder Anweisungen 
zur Handhabung, oder der Verlauf einer Praxis insgesamt unklar sind. Die Artefakte sind: 

• am Körper zu tragen (und Beschriftung eines lebenden Menschen) 

• zu zerstören 

• zu vergraben 

• in den Mund (Schädel?) eines Toten zu legen 

• niederzulegen und darüber hinwegzuschreiten 

• ein beschrifteter Vogel ist wieder frei zu lassen (Lesung unsicher) 

• in einem (heißen) Bad zu deponieren? 

• unter eine Figur zu legen, die unter einen Schädel gestellt wird 

• wenn Lampe = Schriftträger: neben(?) den Kopf des Praktizierenden zu stellen; 

• wenn Docht = Schriftträger: in Lampe zu stecken und zu verbrennen 


10.5.1. Artefakte, die am Körper getragen werden 

Sechs Artefakte - ein demotisches und fünf griechische - sollen am Körper getragen wer¬ 
den, wobei eines festgehalten und der angerufenen höheren Macht entgegengehalten, 
zwei andere unter den Kopf des Praktizierenden gelegt werden sollen. Die Anleitungen 
finden sich in vier Sammelschriften aus dem 1./2. Jh. bis 5. Jh. | 5./6. Jh. Vier Artefakte 
werden eingebunden verwendet, bei zweien ist unklar, ob sie autark oder eingebunden 


260 



10 - Handhabung der Artefakte 


verwendet wurden. Im Falle einer autarken Verwendung wäre ihnen eine Heilfunktion 
zugewiesen. Als Schriftträger sind Gold, Silber, Zinn, Leinen und Efeu überliefert. Die 
Artefakte sind: 

• von dem Praktizierenden als Kranz auf dem Kopf zu tragen, 

• von dem Praktizierenden um den Hals zu tragen, 

• unter den Kopf des Praktizierenden zu legen, 

• am Mittelfingerzu tragen, 

• in einem Hirschfell um die Beine der Zielperson zu wickeln, 

• der angerufenen Göttin entgegenzuhalten. 


Zwei weitere Beschriftungen aus einer griechischen und einer koptischen Anleitung er¬ 
folgen unmittelbarauf dem Körper eines lebenden Menschen. Die beiden Sammelschrif¬ 
ten werden in das 3. und 6.-7. Jh. datiert. Möglicherweise zu Offenbarungszwecken wird 
in der griechischen Anleitung die Beschriftung der linken Hand beschrieben. In der kop¬ 
tischen Anleitung wird zu Heilzwecken der Finger der Zielperson beschriftet. Während 
die Beschriftung der linken Hand als autark bezeichnet werden kann, ist die Beschriftung 
des Fingers in eine ÜP eingebunden. 


10.5.2. Artefakte, die zerstört werden 

Ein griechisches, zwei demotische und ein koptisches Artefakt aus vier Sammelschriften 
des 2./3. Jh. | 3. Jh., 2./3. Jh. | 4. Jh., 4. Jh. und 7. Jh. werden zerstört. Die beiden de¬ 
motischen Artefakte werden verbrannt, eines davon ist funktionsunbezeichnet, bei dem 
anderen ist unklar, ob es autark verwendet oder in eine ÜP eingebunden wird, daher 
kann die Funktion nicht eindeutig auf das Artefakt bezogen werden. 

Die Beschriftung des griechischen Artefakts, das aus Gold gefertigt wird, ist abzulecken, 
die des koptischen, das aus einer Alabastertafel besteht, in Flüssigkeit zu lösen und zu 
trinken. Funktionen werden in beiden Fällen nicht angegeben, und beide Artefakte sind 
in eingebundener Form im Rahmen einer ÜP zu verwenden. 


10.5.3. Artefakte, die vergraben werden 

Ein griechisches Papyrus-Artefakt aus einer Sammelschrift des 2./3. Jh. sowie ein de- 
motisches Schilfblatt-Artefakt aus einer Schrift des 3. Jh. sollen vergraben werden. Das 
demotische Artefakt ist nicht funktionsbezeichnet und wird in eine ÜP eingebunden ver¬ 
wendet. Bei dem griechischen ist unklar, ob es autark oder eingebunden in eine ÜP 
verwendet wurde, entsprechend ist eine Funktionszuweisung nicht möglich. 


261 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


10.5.4. Artefakte, die in den Mund eines Toten gelegt werden 

Ein griechisches und ein demotische aus zwei Sammelschriften des 3. und 4. Jh. sind in 
den Mund eines Toten zu legen. Das demotische Artefakt besteht aus einem Schilfblatt, 
ist funktionsunbezeichnet und wird in eine ÜP eingebunden verwendet. 

Für das griechische Artefakt wird ein Flachsblatt als Schriftträger verwendet, es dient der 
Offenbarung durch die Befragung eines Leichnams und wird autark verwendet. 


10.5.5. Andere Handhabungen 

Ein demotisches Papyrus-Artefakt aus einer Sammelschrift des 3. Jh., das funktions¬ 
unbezeichnet in eine ÜP eingebunden ist, soll unter eine Statuette gelegt werden, die 
wiederum unter (?) einen Schädel gestellt werden soll. 

Bei einem griechischen Zinn-Artefakt aus einer Sammelschrift des 3. Jh. ist unklar, ob 
es eingebunden oder autark verwendet wird, eine Funktionszuweisung ist entsprechend 
nicht möglich. Es soll niedergelegt und dann darüber hinweg geschritten werden. 

Ein koptisches Artefakt aus einer Sammelschrift des 6.-7. Jh. wird autark zu Heilzwecken 
verwendet. Es handelt sich um einen zu beschriftenden Vogel, der wohl wieder frei ge¬ 
lassen werden soll. 


10.6. Handhabung, Funktion und Material 

Im Folgenden werden potentielle Zusammenhänge zwischen ausgewählten, wiederholt 
genannten Handhabungen und einer Funktion einerseits, und ausgewählten, wiederholt 
genannten Handhabungen und einem Material andererseits untersucht. In den Tabel¬ 
len werden nur diejenigen Artefakte aufgeführt, zu denen sowohl eine Handhabung, als 
auch eine Funktion überliefert ist. 

10.6.1. Funktion, Material und Handhabung: am Körper zu tragen 

Die Handhabung "am Körper zu tragen" ist in 48 griechischen, vier koptischen und zwei 
demotischen Anleitungen aus 15 Sammelschriften des 2. bis 6.-7. Jh. für eine eindeu¬ 
tige Verwendung während oder nach der Praxis überliefert. Fünf weitere griechische 
Artefakte, die auch am Körper getragen werden sollen, werden - teilweise zusammen 
mit anderen Handhabungen - während und nach der Praxis verwendet. Bei einer de¬ 
motischen und fünf griechischen Anleitungen ist der Zeitpunkt der Verwendung unklar. 
Hinzugezählt werden können vier Körperbeschriftungen eines lebenden Menschen. 

Insgesamt sind 58 griechische, drei demotische und vier koptische Artefakte aus 18 
Sammelschriften des 1 . 12 . Jh. bis 6.-7. Jh. überliefert. Die vier Körperbeschriftungen sind 


262 



10 - Handhabung der Artefakte 


in drei griechischen und einer koptischen Anleitung aus drei Sammelschriften des 3. und 
6.-7. Jh. überliefert. 

Die Handhabung setzt keinen spezifischen Schriftträger voraus, organische Materialien, 
Metall und Steine sind in entsprechender Verwendung belegt. Am häufigsten belegt ist 
Papyrus (15), gefolgt von Silber (9), Lorbeerblättern (8), Zinn (8), Gold (7), verschiedene 
Steine (6), Haut (4), Blei (2). Weitere Materialien sind einmalig überliefert. Zu verschie¬ 
denen Artefakten werden eine oder mehrere Materialalternativen angegeben. 

44 Artefakte werden eingebunden verwendet, 16 autark und bei fünfen ist eine Zuord¬ 
nung unklar. Zwei der Körperbeschriftungen werden autark verwendet, eine eingebun¬ 
den, bei einer ist die Zuordnung unklar. 

Zu 38 Artefakten ist eine Funktion angegeben, sieben der Artefakte werden mehrere 
Funktionen zugewiesen. Artefakte, die am Körper getragen werden, dienen dem Schutz 
des Praktizierenden (17, Papyrus, Zinn, Silber, Haut, Lorbeerblätter u.w.), der Heilung 
(8, Papyrus, Haut, Oliven-/Ölblatt, Zinn), dem Gewinn von Gunst (3, Silber, Zinn, Beifuß, 
Pasitheawurzel) und der Zornbannung (2, Gold, Silber, Blei). Weitere Funktionen wer¬ 
den einmalig genannt. 

Überwiegend, jedoch nicht ausschließlich, sind die angegebenen Funktionen nicht schä¬ 
digend gegen Dritte gerichtet. An schadenbringenden Funktionen überliefert sind das 
Gefügigmachen einer Seele mittels eines Magnetsteinringes und das Verstummen von 
Gegnern und Sieg (wohl vor Gericht) mittels einer Bleitafel. 

Tabelle 10.1. Funktion, Material und Handhabung: am Körper zu tragen 


Katalognummer 

Sammelschrift 

Datierung 

P/H 

Handhabung 

Artefakt Funktion 

Artefakt Material 

SAP-G-V-GB.a-001 

3. Jh. 

H 

am Körper zu tragen zu 1.: 
vom Praktizierenden; zu 2.: 
von der Zielperson 

1.) während der Praxis von dem 
Praktizierenden zu tragen, ohne 
nähere Erklärung, 2.) Lösung der 
verzauberten Frau 

Eisen 

SAP-G-V-GB.at-002 

273. Jh. 14. Jh. 

P 

nach Bedarf in einem Ring 
zu tragen 

Erfolg und Glück für den Träger 

Jaspis (luftblau), Gold 

SAP-G-V-GB.a-003 

4. Jh. 

H 

vom Praktizierenden im Mund 
unter der Zunge aufzube¬ 
wahren 

Gefügigmachen einer Seele, 
Traumsendung - Träume 

Magnetstein 

SAP-G-V-GZB.g-003 

3. Jh. 

P 

am Körper zu tragen 

Gewinn von Liebe, Gunst, Erfolg 
und Freunden 

Zinn 

SAP-G-V-Z-001 

273. Jh. 14. Jh. 

P 

am Körper zu tragen vom 
Praktizierenden 

Gunst, Freundschaft und Be¬ 
wunderung 

Beifuß, Pasitheawur¬ 
zel 

SAP-G-VUYA-Z-002 

3. Jh. 

P 

widersprüchlich: vom P in 
den Sandalen zu tragen oder 
jemandem umzuhängen 

Sieg, Stärke und Macht für den 
Träger 

unklar: Gold? Bronze? 

SAP-G-V-GZB.g-001 

3. Jh. 

P 

unter die Sohle des Prakti¬ 
zierenden zu legen 

Zorn u. Feindseligkeit bannen, 
Verstummen Gegner; Sieg (wohl 
vor Gericht) 

Blei 

SAP-G-XY-G-002 

4. Jh. 14. Jh.? 

H 

von einer Schläfe zur 
anderen des Praktizierenden 
zu spannen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-V-G-013 

4. Jh. 

H 

in der Hand zu halten vom 
Praktizierenden 

keine Angabe 

Lorbeer Blätter 


263 


















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-V-G-006 

4. Jh. 

H 

um den Hals zu tragen vom 
Praktizierenden 

keine Angabe 

Gold 

SAP-G-VU0-B.t-OO1 

273. Jh. 14. Jh. 

H 

Ring muss festgehalten wer¬ 
den und ist zu "Verwenden" 

keine Angabe 

Heliotrop 

SAP-G-V-GZ-002 

3. Jh. 

H 

während: in ein neues 
Schweißtuch gewickelt als 
Kopfkissen zu verwenden; 
nach: als Kranz beim 

Schlafen neben od. auf den 
Kopf zu legen 

keine Angabe 

Lorbeer Blätter 

SAP-G-X-G-002 

4. Jh. 

H 

als Kranz zu tragen vom 
Praktizierenden 

keine Angabe 

Lorbeer Blätter 

SAP-G-XY0-GB.a-OO2 

4. Jh. 

H 

während: Durchführung der 
Anrufung o. nähere Angabe 
der Verortung; nach: während 
des Schlafs vom Prakti¬ 
zierenden in dessen rechter 
Hand zu halten und so unter 
den Kopf zu legen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-V-GB.a-006 

475. Jh. 

H 

an einem Anubisfaden um 
den Hals zu tragen vom 
Praktizierenden 

keine Angabe 

Stein (lang) 

SAP-G-X-K-001 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen vom 
Praktizierenden 

keine Angabe 

Silber 

SAP-G-VU0-G-OO2 

4. Jh. 

H 

als Kranz auf dem Kopf zu 
tragen von dem Prakti¬ 
zierenden 

keine Angabe 

Efeu 

SAP-G-VUYA-G-008 

475. Jh. 

H 

in die rechte Sandale des 
Praktizierenden zu legen 

keine Angabe 

Blei 

SAP-G-V-G-014 

273. Jh. 14. Jh. 

H 

in der Hand zu halten vom 
Praktizierenden 

keine Angabe 

unklar: Leinen? 

SAP-D-V-DB.p-001 

273. Jh. | 3. Jh. 

H 

auf den Körper der Zielperson 
zu legen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-VU0-B.a-OO1 

4. Jh. 14. Jh.? 

H 

an einem Finger der linken 
Hand zu tragen und beim 
Schlafen an das Ohr zu 
halten am Körper zu tragen 

keine Angabe 

laspachat 

SAP-G-XI-G-001 

3. Jh. 

H 

an den Kopf des Prakti¬ 
zierenden zu legen 

keine Angabe 

Lorbeer Blatt 

SAP-G-V-GZ-006 

3. Jh. 

H 

am Körper zu tragen auf die 
"Psyche" einer lebenden Frau 
zu legen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-X-G-001 

4. Jh. 

H 

vom Praktizierenden am 

Körper zu tragen 

keine Angabe 

Gold 

SAP-G-X0-OO2 

2. Jh. 

H 

unter den Kopf der Zielperson 
oder alternativ an eine andere 
Stelle zu legen, die in der 
Vorlage nicht erhalten ist 

keine Angabe 

Lorbeer Blatt 

SAP-D-V-GH-001 

3. Jh. 

H 

während des Schlafs unter 
den Kopf zu legen 

keine Angabe 

Lorbeer Blatt 

SAP-G-VUI-001 

3. Jh. 

H 

unter den Kopf des Prakti¬ 
zierenden zu legen 

keine Angabe 

Leinen 

SAP-K-VUY-003 

4.-6. Jh. 

H 

der Zielperson umzubinden 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-XI-G-002 

172. Jh. 

H 

rekonstruiert: der an¬ 
gerufenen Göttin entgegen¬ 
zuhalten 

keine Angabe oder zerstört 

unklar: Papyrus? 

SAP-G-V-G-016 

4. Jh. 

H 

um den Hals zu tragen vom 
Praktizierenden 

Beistand 

Lorbeer Wurzel 

SAP-G-V-G-015 

4. Jh. 

H 

um den Hals zu tragen vom 
Praktizierenden 

Beistand 

Lorbeer Wurzel 

SAP-G-V-Z-003 

4. Jh. 

H 

während des Schlafs im 

Mund des Praktizierenden 
unter der Zunge aufzube¬ 
wahren 

Gedächtnismittel 

Fünffingerkraut 


264 































10 - Handhabung der Artefakte 


SAP-K-VU0-OO1 

6.-7. Jh. 

P 

am Körper zu tragen 

Gunst 

keine Angabe 

SAP-G-V-G-022 

3. Jh. 

P 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

Heilung (Auge) 

Papyrus 

SAP-G-V-G-023 

3. Jh. 

P 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

Heilung (Fieber) 

Papyrus 

SAP-G-V-Z-008 

3. Jh. 

P 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

Heilung (Fieber) 

Oliven-/Ölblatt 

SAP-G-V-G-058 

3. Jh. 

P 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

Heilung (Gebärmutter) 

Zinn 

SAP-G-VU0-OO8 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

Heilung (Gift) 

Papyrus 

SAP-G-V-GZ-007 

3. Jh. 

P 

um den Hals zu tragen 

Heilung (Husten) 

Haut 

SAP-G-VUI-GZ-003 

3. Jh. 

P 

auf die Schläfe der Zielperson 
zu legen 

Heilung (Migräne) 

Haut 

SAP-G-V-Z-010 

3. Jh. 

P 

am Körper zu tragen 

Heilung (Skorpionstich) 

Papyrus 

SAP-G-V-GZ-001 

4. Jh. 

H 

während der Praxis auf einen 
Dreifuß zu legen und nach 
der Praxis am Körper zu 
tragen vom Praktizierenden 

Lösung einer Macht (Teilfunktion 
der Rückseite) 

Gold, Silber 

SAP-G-VUI-GZB.t-001 

3. Jh. 

P 

am Körper zu tragen 

Schutz (Dämonen, Gespenster, 
Krankheit, Leiden) 

Gold, Zinn, Silber, 
Papyrus 

SAP-G-VU0-OO2 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen 

Schutz (Seele/Leben) 

Haut 

SAP-G-V-G-061 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

Schutz (unspezifiziert) 

Zinn 

SAP-K-VUY-012 

6.-7. Jh. 

H 

am Körper zu tragen vom 
Praktizierenden 

Schutz (unspezifiziert) 

keine Angabe 

SAP-G-V-Z-013 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson nach der Praxis 

Schutz (unspezifiziert) 

keine Angabe 

SAP-G-VU0-OO1 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen 

Schutz (unspezifiziert) 

Haut 

SAP-K-VUY-005 

4.-6. Jh. 

P 

an dem rechten Arm der 
Zielperson zu befesteigen 

Schutz (vor einem Herrscher) 

Papyrus 

SAP-G-V-G-009 

4. Jh. 

H 

um den Hals zu tragen vom 
Praktizierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Leinen 

SAP-G-V-G-042 

4. Jh. 

H 

wie ein Diadem um den Kopf 
zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

SAP-G-V-G-011 

3. Jh. 

H 

vorne am Kopf zu halten vom 
Praktizierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Lorbeer Blatt 

SAP-G-V-G-059 

3. Jh. 

H 

um den Hals zu tragen vom 
Praktizierenden - am Körper 
zu tragen 

Schutzmittel der Handlung 

Zinn 

SAP-G-V-K-001 

4. Jh. 

H 

am linken Arm zu tragen vom 
Praktizierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

SAP-G-V-GB.a-004 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen vom 
Praktizierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Magnetstein 

SAP-G-V-Z-006 

4./5. Jh. 

H 

in der Hand zu halten vom 
Praktizierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Lorbeer Blätter 

SAP-G-V-G-041 

4. Jh. 

H 

am rechten Arm zu tragen 
vom Praktizierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

SAP-G-V-G-055 

4. Jh. 

H 

an einem Riemen zu tragen 
vom Praktizierenden 

Schutzmittel der Handlung 

Silber 

SAP-G-V-G-062 

4. Jh. 

H 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

Schutzmittel der Handlung für die 
Zielperson 

Zinn 

SAP-G-V-Z-011 

4. Jh. 

U 

am Körper zu tragen von P 
oderZ, abhängig von gewün¬ 
schter Wirkungsweise 

U: Gunst 

Silber 


265 




































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-X-G-012 

5. Jh. | 576. Jh. 

U 

am Mittelfinger der rechten 
Hand zu tragen (?) 

U: Heilung (Auge) (Schutz? 
Verbesserung? 

keine Angabe oder 
Angabe zerstört 
(Ring?) 

SAP-D-VU YA-Gs-001 

273. Jh. | 3. Jh. 

U 

in einem Hirschfell um die 
Beine zu wickeln 

U: Heilung (Gicht) ÜP? 

Silber, Zinn 

SAP-G-VUYA-G-002 

4. Jh. 

U 

am Hals zu tragen vom 
Praktizierenden 

U: Schutzmittel der Handlung 

Lindenbast 

SAP-G-VUYA-GB.a-005 

4. Jh. 

U 

im Unterkleid zu tragen vom 
Praktizierenden 

U: Sieg, Ruhm, Gunst und Glück 
bei Männern und Frauen mit 
der Möglichkeit, eine Person 
besonders hervorzuheben 

Silber 

SAP-G-V-GZB.g-002 

475. Jh. 

P 

am Körper zu tragen vom 
Praktizierenden 

Zornbannung 

Gold, Silber 

SAP-G-V-G-019 

3. Jh. 

H 

Beschriftung eines lebenden 
Menschen 

keine Angabe 

Brust 

SAP-G-V-GB.t-001 

3. Jh. 

P 

Beschriftung eines lebenden 
Menschen 

rek.: Offenbarung 

Hand (linke) 

SAP-G-VUI-GZ-005 

3. Jh. 

P 

Beschriftung eines lebenden 
Menschen 

Sieg (Läufer) 

unklar: Zehennägel 

SAP-K-XY-002 

6.-7. Jh. 

U 

Beschriftung eines lebenden 
Menschen 

U: Heilung (jede Art) 

Finger (Mensch) 


10.6.2. Funktion, Material und Handhabung: zu Vergraben 

Die Handhabung "zu Vergraben" ist in 15 griechischen, drei demotischen und fünf kop¬ 
tischen Anleitungen aus Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. bis 6.-7. Jh. überliefert. 
Hinzu kommt ein griechisches Artefakt aus einer Sammelschrift des 4. Jh., das sowohl 
während, als auch nach der Praxis verwendet wird. Bei einem weiteren griechischen Ar¬ 
tefakt aus einer Schrift des 2 . 13 . Jh. sowie einem weiteren demotischen aus einer Schrift 
des 3. Jh. ist der Zeitpunkt der Verwendung unklar. 

Die Handhabung ist für organische Schriftträger, Blei, Ostraka und Wachs belegt. Am 
häufigsten ist Blei angegeben (5), gefolgt von Papyrus (4), Ostraka (3) und Eiern (3). 
Eine Muschel, ein Schilfblatt und Wachs sind einmalig überliefert, wobei es sich bei einer 
unklaren Angabe eventuell ebenfalls um Wachs handeln könnte. 

Sechs Artefakte sind funktionsbezeichnet, zwei davon erfüllen mehrere Funktionen. Bei 
weiteren sieben ist unklar, ob sie autark oder eingebunden verwendet werden, entspre¬ 
chend kann nicht bestimmt werden, ob die Funktionsbezeichnung auf eine ÜP oder das 
Artefakt zu beziehen ist. Die übrigen Artefakte sind funktionsunbezeichnet. 

Keine eindeutig zuzuweisende Funktion ist für mehrere Artefakte überliefert. Artefakte, 
die vergraben werden sollen, dienen der Zerstörung von Zaubermitteln (Ostrakon), der 
Trennung (Ostrakon), dem Fesseln, der Unterwerfung und der Bindung (Blei), dem Ge¬ 
winn von Gunst, Erfolg und täglicher Wohlfahrt für den Praktizierenden und einen Ort 
(Ei), der Fundamentgründung (unklar: Wachs?) und der Irreführung (ohne Materialan¬ 
gabe). 

Artefakte, die vergraben werden sollen, erfüllen sowohl Funktionen, die sich gegen Dritte 
richten, als auch Funktionen, die eine Person oder einen Ort schützen sollen. 


266 

















10 - Handhabung der Artefakte 


Elf Artefakte werden eingebunden verwendet, acht autark und bei sieben ist eine Zuord¬ 
nung unklar. 

Tabelle 10.2. Funktion, Material und Handhabung: zu Vergraben 


Katalognummer 

Sammelschrift 

Datierung 

P/H 

Handhabung 

Artefakt Funktion 

Artefakt Material 

SAP-G-VUI-GZ-001 

3. Jh. 

P 

bei einem vorzeitig Verstorbenen 
niederzulegen 

Fesseln, Unterwerfen und 
Bindung 

Blei 

SAP-G-V-G-002 

2./3. Jh. 14. Jh. 

P 

unter einer Türschwelle zu vergraben 

Gunst, Erfolg und tägliche 
Wohlfahrt für den Prakti¬ 
zierenden und einen Ort 

Ei 

SAP-G-V-G-056 

4. Jh. 

H 

an einem Sarg eines vorzeitig o. ge¬ 
waltsam Gestorbenen bei Sonnenunter¬ 
gang niederzulegen 

keine Angabe 

Wachs 

SAP-D-XYAS-D-001 

273. Jh. 14. Jh. 

H 

unter der Türschwelle eines Hauses zu 
vergraben 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-K-VU0-OO3 

6.-7. Jh. 

H 

zu vergraben an dem Ort, an dem die 
Zielpersonen vorübergehen 

keine Angabe 

keine Angabe 

SAP-G-VUI-G-010 

475. Jh. 

H 

an dem Ort, an dem die Praxis wirken 
soll, zu vergraben 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-VUY-G-001 VI 

3. Jh. 

H 

zu vergraben in einem Brunnen, der 
Erde, dem Meer, einer Wasserleitung 
oder einem Sarg 

keine Angabe 

Blei 

SAP-G-VUI-G-008 

4. Jh. 

H 

an einem Gefäß zu befestigen, das auf 
einem Dreiweg verborgen werden soll 

keine Angabe 

keine Angabe 

SAP-G-V-G-020 

273. Jh. 14. Jh. 

H 

zu vergraben an dem Ort, an dem die 
Zielpersonen sich aufhalten 

keine Angabe 

Ostrakon 

SAP-G-V-G-018 

4. Jh. 

H 

im Grab eines vorzeitig Verstorbenen 
zu vergraben 

keine Angabe 

Muschel 

SAP-G-VU0l-GZB.g-OO1 

V1/2 

4. Jh. 14. Jh.? 

H 

im Grab eines vorzeitig Verstorbenen 
zu vergraben; alternativ; in einem 
unbenutzten Brunnen 

keine Angabe 

Blei 

SAP-G-VUI-GZ-002 

4. Jh. 

H 

an einem Sarg eines vorzeitig o. ge¬ 
waltsam Gestorbenen bei Sonnenunter¬ 
gang niederzulegen 

keine Angabe 

Blei 

SAP-D-XYAS-D-002 

3. Jh. 

H 

nicht ganz eindeutig: 1.) während der 
Praxis / in den Mund (Schädel?) eines 
Toten zu legen; 2.) nach der Praxis / zu 
verbergen 

keine Angabe 

Schilfblatt 

SAP-G-XY-001 

3. Jh. 

U 

neben fließendem Wasser zu ver¬ 
graben; weitere Angabe nicht mehr 
erhalten 

keine Angabe; unklar ÜP/HG 

keine Angabe 
oder Angabe 
zerstört 

SAP-G-VU YA-G B. a-001 

4. Jh. 

U 

vergraben niederzulegen, wohl ge¬ 
genüber / in der Nähe der Zielperson 

U: Bindung 

Blei 

SAP-G-X-GZ-002* 

5. Jh. | 576. Jh. 

U 

ein Ei ist in einer Latrine niederzule¬ 
gen, das andere in einem Haus zu 
vergraben 

U: keine Angabe oder nicht 
erhalten 

Ei 

SAP-G-X-GZ-001* 

5. Jh. | 576. Jh. 

U 

ein Ei ist in einer Latrine niederzule¬ 
gen, das andere in einem Haus zu 
vergraben 

U: keine Angabe oder nicht 
erhalten 

Ei 

SAP-G-X-G-006 

4. Jh. 

U 

bei einem toten (Hund?) niederzulegen 
(Lesung nicht ganz eindeutig) 

U: Liebe (Herbeiführung) 

Papyrus 

SAP-D-XYAS-D-003 

273. Jh. 14. Jh. 

U 

in einer Strasse zu vergraben, der 
zugehörige Genitiv ist nicht erhalten 

U: Trennung 

keine Angabe 

SAP-K-X0-OO2 

6.-7. Jh. 

P 

zu vergraben; Ortsangabe nicht 
erhalten 

unsicher 

keine Angabe 

SAP-K-X0-OO1 

6.-7. Jh. 

P 

teilweise rek: an die Türe der Zielperson 
zu werfen oder dort zu vergraben 

unsicher Schutz? Schaden? 

keine Angabe 

SAP-K-VUY-007 

6.-7. Jh. (TM) 

P 

in einem Fundament zu vergraben 

Fundamentgründung 

unklar: Wachs 

SAP-K-VU0-OO2 

6.-7. Jh. 

P 

bei einem Altar zu vergraben 

Irreführung 

keine Angabe 


267 
































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-D-XY-GB.a-001 

2./3. Jh. 14. Jh. 

P 

in dem Haus der Zielpersonen zu 
deponieren 

Trennung 

Ostrakon 

SAP-G-X-G-004 

2 . 13 . Jh. 

U 

Niederzulegen; weitere Angaben sind 
zerstört 

U: Liebe (Herbeiführung) 
unklar ÜP, HG 

Papyrus 

SAP-G-V-GZ-004 

4. Jh. 

P 

zu verbergen (ohne nähere Angabe) 

Zerstörung von Zaubermit¬ 
teln 

Ostrakon 


10.6.3. Funktion, Material und Handhabung: zu Zerstören /zu Verbrennen 

Die Handhabung "zu Zerstören / zu Verbrennen" wird in 14 griechischen, drei demoti¬ 
schen und zwei koptischen Anleitungen aus sieben Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. 
bis 4./5. Jh., bzw. 6.-7. Jh. (TM) überliefert. Sieben griechische Artefakte werden inner¬ 
halb derselben Praxis als Dochte einer siebenschnauzigen Lampe verwendet. 

Es sind die organischen Schriftträger Leinen (5), Lappen (2), Seil (7, s.o.) und Ei belegt, 
jedoch keine Metalle und Steine 3 . Zwei Funktionen sind überliefert, je einmal Heilung und 
Offenbarung. 16 der Artefakte werden in eine ÜP eingebunden verwendet, drei autark. 

Artefakte, die verbrannt werden, werden entweder als Dochte verwendet, oder sollen in 
die Feuerstelle eines Bades geworfen werden. 


Tabelle 10.3. Funktion, Material und Handhabung: zu Zerstören / zu Verbrennen 


Katalognummer 

Sammelschrift 

Datierung 

P/H 

Handhabung 

Artefakt Funktion 

Artefakt Material 

SAP-G-V-G-054* 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Seil 

SAP-G-V-G-049* 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Seil 

SAP-G-V-G-050* 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Seil 

SAP-G-V-G-051* 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Seil 

SAP-D-VUYA-Gs-002 

V1/2 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

H 

wird verbrannt 

keine Angabe 

Leinen 

SAP-D-VUYA-Gs-003 

V2/2 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

H 

wird verbrannt 

keine Angabe 

Leinen 

SAP-G-V-GB.a-007 

4. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Lappen 

SAP-G-XY0-GB.a-OO1 

4. Jh. 

H 

entweder in die Fußbodenheizung 
eines Bades zuwerfen, oder alternativ 
über eine Lampe zu hängen oder 
darunter zu legen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-V-G-048* 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Seil 

SAP-G-V-G-053* 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Seil 

SAP-D-V-GsZ-002 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

H 

wird verbrannt 

keine Angabe 

Leinen 

SAP-G-VUY-G-010 

4. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Lappen 

SAP-G-VU0-OO6 

3. Jh. 

H 

in die Fußbodenheizung eines Bades 
zu werfen 

keine Angabe 

Muschel 


3 Dies ist besonders interessant, da aus der Praxis zahlreiche nur zur Hälfte erhaltene Hämatitgemmen überliefert 
sind. Siehe für einen schnellen Überblick die "Campbell Bonners Magical Gems Database": www.classics/mfab.hu/ 
talismans (Stand: April 2013). 


268 































10 - Handhabung der Artefakte 


SAP-G-V-G-010 

4./5. Jh. 

H 

wird verbrannt 

keine Angabe 

Leinen 

SAP-G-X-G-008 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

unklar: Leinen? 
(Docht) 

SAP-G-V-G-052* 

3. Jh. 

H 

in eine Lampe zu stecken und zu 
verbrennen 

keine Angabe 

Seil 

SAP-K-VUY-008 

6.-7. Jh. (TM) 

P 

in einen Badeofen zu werfen 

unsicher 

unklar: Münze 
oder Fliege/ 
Libelle? 

SAP-K-VUY-010 

6.-7. Jh. (TM) 

P 

in einen Badeofen zu werfen 

Heilung (unspezifiziert) 

keine Angabe 

SAP-G-V-G-008 

3. Jh. 

P 

wird verbrannt 

Offenbarung (Traum) - 
Träume 

Leinen 


10.6.4. Funktion, Material und Handhabungen: zu Zerstören / zu Trinken, Abzu¬ 
lecken oder Abzuwaschen 

Die Handhabungen "zu Trinken" oder "Abzulecken" ist für zehn griechische und ein 
koptisches Artefakt aus sieben Sammelschriften des 2./3. Jh. bis 7. Jh. überliefert. Ab¬ 
gesehen von den bereits o.g. beiden Eiern werden Natron, Papyrus, ein Perseablatt, 
ein Weinblatt, ein Lorbeerblatt, ein Fledermausflügel, Gold und eine Alabastertafel als 
Schriftträger verwendet, eine äußerst bunte Mischung. 

Zu fünf Artefakten - darunter die beiden Eier - ist eine Funktion angegeben: das Papy¬ 
rusartefakt wird als Gedächtnismittel verwendet, die Natrontafel zur Empfehlung an die 
angerufene höhere Macht. Ein Perseablatt dient der Erhörung des Praktizierenden und 
seinem Schutz während der Praxis. Das Gedächtnismittel wird autark verwendet, bei 
zwei Artefakten kann nicht eindeutig festgestellt werden, ob sie autark oder eingebunden 
verwendet werden, die übrigen Artefakte sind alle Teil übergeordneter Praxen. 

Bei sechs Artefakten ist die Beschriftung abzulecken, zwei der Artefakte werden beid¬ 
seitig beschriftet und die Beschriftung der zweiten Seite ist mit Flüssigkeit abzuwaschen 
und dann zu trinken. Die Beschriftung von drei anderen Artefakten ist ebenfalls in Flüs¬ 
sigkeit zu lösen, in zwei Fällen ist sie von dem Praktizierenden, in einem Fall - einer 
Liebespraxis - von der Zielperson zu trinken. Von den beiden Eiern wird eins abgeleckt, 
das andere ausgetrunken, bevor beide weggeworfen werden. Die Beschriftung der Fle¬ 
dermausflügel wird lediglich abgewaschen, sie ist nicht zu trinken. In einigen Anleitungen 
wird die Flüssigkeit angegeben, in der die Beschriftung aufgelöst werden soll, dazu ge¬ 
hören: Quellwasser, Wein und eine Mischung aus Milch von einer schwarzen Kuh und 
meerwasserfreiem Wein. 


Tabelle 10.4. Funktion, Material und Handhabung: zu Trinken, Abzulecken oder Abzuwa¬ 
schen 


Katalognummer 

Sammelschrift 

Datierung 

P/H 

Handhabung 

Artefakt Funktion 

Artefakt Material 

SAP-G-V-G-046 

4. Jh. 

H 

Beschriftung muss abge¬ 
leckt werden, Schriftträger 
wird dann in ein Salbgefäß 
gelegt 

Erhörung des 
Praktizierenden und 
Schutzmittel der 
Handlung 

Persea 


269 





















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-VU0-OO5 

4. Jh. 

H 

Beschriftung wird abgeleckt 

keine Angabe 

Lorbeer Blatt 

SAP-K-XY-001 

7. Jh. 

H 

die Beschriftung ist in 
Flüssigkeit aufzulösen und 
zu trinken 

keine Angabe 

Alabastertafel 

SAP-G-VU0-GB.a-OO2 

4. Jh. 

H 

abzulecken und zu trinken 

keine Angabe 

Natron 

SAP-G-VUY-G-004 

4. Jh. 

H 

Beschriftung ist abzulecken 

keine Angabe 

Gold 

SAP-G-VU0-GB.a-OO3 

4. Jh. 

H 

abzulecken und zu trinken 

Empfehlung 

Natron 

SAP-G-V-G-043 

4./5. Jh. 

P 

die Beschriftung wird in 
Quellwasser gelöst und 
getrunken 

Gedächtnismittel 

Papyrus 

SAP-G-VUY-G-003* 

3. Jh. 

H 

wird abgeleckt und dann 
zerstört 

Reinigung 

Ei 

SAP-G-VUY-G-002* 

3. Jh. 

H 

wird zerstört, ausgetrunken 
und dann weggeworfen / 
zerstört -auflösen 

Reinigung 

Ei 

SAP-G-XYA-G-001 

2./3. Jh. 

U 

in Wein aufzulösen und von 
der Zielperson zu trinken 

U: Liebe (allgemein) 

Weinblatt 

SAP-G-VUYA-GB.a-003 

2./3. Jh. 14. Jh. 

U 

Die beschriftete Fledermaus 
wird entweder frei gelassen, 
oder die Beschriftung wird 
zur Lösung abgewaschen 

U: Schlaflosigkeit 

Fledermausflügel 


10.6.5. Funktion, Material und Handhabung: in das Maul eines Tieres zu legen 

Die Handhabung "in das Maul eines Tieres zu legen" ist in zwei griechischen und drei 
demotischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 273. Jh. | 4. Jh., 3. Jh. und 4. 
Jh. überliefert. Bei einem der demotischen Artefakte handelt es sich um eine alternative 
Beschriftung. Dreimal ist Papyrus als Schriftträger überliefert, einmal Haut. Zu einem 
Artefakt wird kein Material angegeben. 

Das griechische Hautartefakt ist das einzige funktionsbezeichnete und autark verwen¬ 
dete Artefakt, es dient der Herbeiführung einer begehrten Person. Die übrigen Artefakte 
sind in übergeordnete Praxen eingebunden, eine Funktion wird ihnen nicht ausdrücklich 
zugewiesen. Die Artefakte sind in das Maul eines schwarzen Hundes einer Balsamie- 
rungswerkstatt, eines Schakals aus Ton, eines toten Katers und eines toten Hundes zu 
legen. 


Tabelle 10.5. Funktion, Material und Handhabung: in das Maul eines Tieres zu legen 


Katalognummer 

Sammelschrift 

Datierung 

P/H 

Handhabung 

Artefakt Funktion 

Artefakt Material 

SAP-G-VUI-G-009 

2./3. Jh. 14. Jh. 

H 

in das Maul eines toten 

Katers zu legen 

keine Angabe 

keine Angabe 

SAP-D-X-DB.a-001 

3. Jh. 

H 

in das Maul eines 
schwarzen Hundes einer 
Balsamierungswerkstatt 
zu legen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-D-X-DB.t-001 

3. Jh. 

H 

in das Maul eines 
schwarzen Hundes einer 
Balsamierungswerkstatt 
zu legen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-D-VU1-003 

3. Jh. 

H 

in das Maul eines Schakals 
aus Ton zu legen 

keine Angabe 

Papyrus 

SAP-G-VUI-G-003 

4. Jh. 

P 

in das Maul eines toten 
Hundes zu legen 

Liebe (Her¬ 
beiführung) 

Haut 


270 





























10 - Handhabung der Artefakte 


10.6.6. Funktion, Material und Handhabung: in den Mund eines Toten zu legen 

Die Handhabung "in den Mund eines Toten zu legen" ist in einer griechischen und drei 
demotischen Anleitungen aus drei Sammelschriften des 2 . 13 . Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. über¬ 
liefert. Zwei der demotischen Artefakte werden in derselben Anleitung mit unterschied¬ 
lichen Funktionen und unterschiedlichen Handhabungen beschrieben. Dreimal ist ein 
Schilfblatt als Schriftträger überliefert, einmal Flachs. 

Das Flachsblatt-Artefakt erfüllt die Funktion einer Offenbarung, ein Schilfblatt soll dazu 
dienen, Träume zu erhalten und Träume senden zu können. Beide Artefakte werden 
autark verwendet. Die beiden anderen Artefakte sind funktionsunbezeichnet und werden 
in eingebundener Form verwendet. Die Artefakte sind in den Mund eines Leichnams (3) 
und eines Totenschädels (1) zu legen. 


Tabelle 10.6. Funktion, Material und Handhabung: in den Mund eines Toten zu legen 


Katalognummer 

Sammelschrift 

Datierung 

P/H 

Handhabung 

Artefakt Funktion 

Artefakt Material 

SAP-D-V-Z-002 (Fl) 

273. Jh. 13. Jh. 

H 

in den Mund einer Mumie zu legen 

keine Angabe 

Schilfblatt 

SAP-D-V-Z-002 (F2+3) 

273. Jh. 13. Jh. 

P 

in den Mund einer Mumie zu legen; bei 
Traumempfang: beim Schlafen unter den 
Kopf zu legen 

Träume zu erhalten, 

Träume zu senden 

Schilfblatt 

SAP-D-XYAS-D-002 

3. Jh. 

H 

nicht ganz eindeutig: 1.) während der 

Praxis in den Mund (Schädel?) eines 

Toten zu legen; 2.) nach der Praxis zu 
verbergen 

keine Angabe 

Schilfblatt 

SAP-G-V-G-003 

4. Jh. 

P 

in den Mund eines Leichnams zu legen 

Offenbarung - Befragung 
eines Leichnams 

Flachs 


10.7. Zusammenfassung 

Angaben zur Handhabung eines Artefakts sind in 194 der 268 Anleitungen überliefert. 
Sie beinhalten neben der Beschreibung der eigentlichen Handlungen, die an oder mit 
einem Artefakt durchgeführt werden sollen, in der Regel zwei weitere Komponenten: 
eine räumliche und eine zeitliche. 87 Artefakte werden während der Praxis, 82 nach der 
Praxis und sieben sowohl während als auch nach der Praxis verwendet, bei 18 Artefak¬ 
ten ist die Bestimmung des Zeitpunkts der Handhabung nicht eindeutig möglich. 

Zu 54 wurden keine Angaben zur Handhabung überliefert, in sieben Anleitungen waren 
Handlungsanweisungen möglicherweise vorhanden, sind jedoch heute zerstört, und 13 
Handlungsanweisungen sind unklar. 

Die Anwendung eines fertig gestellten Artefakts während der Praxis ist in griechischen, 
demotischen und koptischen Anleitungen belegt, in koptischen jedoch nur einmal. Die 
Anwendung nach der Praxis ist ebenfalls in griechischen, demotischen und koptischen 
Anleitungen überliefert, im Fall der koptischen Praxen allerdings deutlich häufiger als 
während der Praxis, im Fall der griechischen und demotischen etwas seltener. Artefakte, 
die sowohl während, als auch nach der Praxis verwendet werden, sind ausschließlich 


271 













Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


in griechischen Anleitungen belegt. Siehe Tabelle 10.7. für eine Übersicht über das Vor¬ 
kommen mehrfach belegter Handlungen und deren Zeitpunkt in Bezug auf die Durch¬ 
führung einer Praxis. 

Tabelle 10.7. Übersicht über das Vorkommen mehrfach belegter Handlungen und deren 
Zeitpunkt in Bezug auf die Durchführung einer Praxis 


Handhabung 

total 

während (87) 

Sas: 15 

G:76, D:10, K:1 

2./3. Jh. | 3. Jh. bis 6.-7. Jh. 

nach (82) 

Sas: 20 

G:61, D:8, K:13 

2. Jh. bis 6.-7. Jh. 

während und nach (7 Arte¬ 
fakte mit div. Handhabungen) 
Sas: 5 

G:7 

3. und 4. Jh. 

unklar 

(18) 

Zeitraum 

am Körper zu tragen 

65 

Sas: 9 

G:22, K:1 

2./3. Jh. 14. Jh. bis 6.-7. Jh. 

Sas: 13 

G:26, D:2, K:3 

2. Jh. bis 6.-7. Jh. 

Sas: 4 

G:5 

3. und 4. Jh. 

6 

2. Jh. - 6.-7. Jh. 

Vergraben 

26 

... 

Sas: 10 

G:15, D:3, K:5 

2 . 13 . Jh. 14. bis 6.-7. Jh. 

Sas: 1 

G:1 

4. Jh. 

2 

2 . 13 . Jh. - 6.-7. Jh. 

Verbrennen 

19 

Sas: 6 

G:12, D:3 

2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4./5. Jh. 

Sas: 3 

G:2, K:2 

3.Jh.,4. Jh. und 6.-7. Jh. 
(TM) 

... 

... 

2 . 13 . | 3. Jh. - 6.-7. 
Jh. (TM) 

Ablecken / Trinken / 
Abwaschen 

11 

Sas: 2 

G:5 

3. und 4. Jh. 

Sas: 3 

G:3 

2 . 13 . Jh. und des 4./5. Jh. 

Sas: 1 

G:1 

4. Jh. 

2 

2 . 13 . Jh. - 475. Jh. 

+ 7. Jh. 

Deponierung unter 
einem Gegenstand 

8 

Sas: 2 

G:3 

4. und 4. |4.7 Jh. 

Sas: 3 

G: 4 

3. und 4. Jh. 

... 

1 

3. -4. Jh. 

Wasserdeponierung 

7 

... 

Sas: 4 

G:5, D:1, K:1 

2 . 13 . Jh. 14. Jh. bis 6.-7. 

Jh. (TM) 

... 

... 

2 . 13 . | 4. Jh - 6.-7. 
Jh. (TM) 

Deponierung auf 
einem Gegenstand 

6 

Sas: 4 

G:3, D:2 

2./3. Jh. | 3. Jh. bis 4. Jh. 

| 4. Jh.? 

... 

Sas: 1 

G:1 

4. Jh. 

... 

273. Jh. | 3. Jh. 
bis 4. Jh. | 4. Jh.? 

Deponierung in einer 
Statuette 

5 

Sas: 3 

G: 5 

4. Jh., 4.? und 5. Jh. | 

5. /6. Jh. 

... 

... 

... 

4. Jh., 4.? und 5. 

Jh. | 576. Jh. 

im Maul eines Tieres 

5 

Sas: 1 

D:3 

3. Jh. 

Sas: 2 

G:2 

2 . 13 . Jh. 14. Jh. und 4. Jh. 

... 

... 

273.14. Jh., 3. 

Jh., 4. Jh. 

Bodenbeschriftung 

4 

Sas: 3 

G:3, D:1 

2./3.13. Jh. und 4. Jh. 

Sas: 1 

G:1 

4. Jh. 

... 

... 

2 . 13 . | 3. Jh. und 

4. Jh. 

Deponierung unter 
einem Menschen 

4 

Sas: 2 

G:3 

4. und 4./5. Jh. | 5. Jh. 

... 

Sas: 1 

G:1 

3. Jh. 

... 

3. - 5. Jh. 

Körperbeschriftung 

4 

Sas: 1 

G.1 

3. Jh. 

Sas: 1 

G:1 

3. Jh. 

... 

2 

3. Jh. + 6.-7. Jh. 

im Mund eines 

Toten n 

3(4) 

... 

Sas: 1 

D:1 (2) 

2./3. Jh. | 3. Jh. 

... 

2 

273. | 3. Jh. -4. 

Jh. 

Deponierung auf 
einem Menschen 

3 

Sas: 1 

G:3 

4. Jh. 

... 

... 


4. Jh. 

Befestigung an 
einem Ort 

3 

... 

Sas: 3 

G:2, K:1 

4. Jh. und 4.-6. Jh. 

... 

... 

4. Jh. und 4.-6. Jh. 

Möbelstück 

2 

Sas: 2 

G:2 

4. Jh. 

... 

... 

... 

4. Jh. 

Versiegeln 

2 

Sas: 1 

G:2 

4. Jh. 

... 

... 

... 

4. Jh. 

Deponierung in 
einem Gefäß 

2 

... 

Sas: 2 

G:2 

4. und 5. | 5./6. Jh. 

... 

... 

4. und 5. | 576. Jh. 

einzeln belegte 
Handhabungen 

14 

13 

... 

1 

3 



272 




































10 - Handhabung der Artefakte 


Von den 194 Artefakten werden lediglich 42 autark verwendet, 133 sind in eine ÜP ein¬ 
gebunden, und bei 19 ist die Zuordnung unklar. Am Körper zu tragende Artefakte werden 
zu rund zwei Dritteln im Rahmen einer ÜP in eingebundener Form verwendet. Artefakte, 
die verbrannt werden, treten noch häufiger in dieser Weise auf. Bei Wasserdeponierun¬ 
gen ist die Anzahl autarker Artefakte gegenüber eingebundenen ungefähr ausgeglichen, 
wobei die geringe Überlieferungszahl zu berücksichtigen ist. 

Am häufigsten soll ein Artefakt am Körper getragen werden (65), hinzugezählt werden 
können vier Körperbeschriftungen. Mit einigem Abstand folgen Vergraben (26) und Ver¬ 
brennen (19) sowie die Vereinleibung der Beschriftung durch Ablecken oder Auflösen 
in einer Flüssigkeit, die dann getrunken wird (11). Sieben Artefakte sollen in Wasser 
deponiert werden. Fünf Artefakte werden in dem Maul eines Tieres aufbewahrt, und vier 
sollen in den Mund eines Leichnams gelegt werden. Verschiedene weitere Handhabun¬ 
gen werden einmalig oder zweimalig genannt. 

Die drei häufigsten Handhabungen des fertigen Artefakts sind auch gleichzeitig die einzi¬ 
gen, die in griechischen, demotischen und koptischen Anleitungen überliefert sind. 

Die Deponierung eines Artefakts in dem Mund eines Toten oder dem Maul eines Tieres 
ist lediglich für den begrenzten Zeitraum des 2./3. | 3. Jh. -4. Jh. belegt, wohingegen die 
übrigen hier im Detail untersuchten, häufiger überlieferten Handhabungen jeweils über 
annähernd den gesamten Bearbeitungszeitraum belegt sind. 

Materialspezifische oder funktionsspezifische Handhabungen sind bei den mehrfach 
belegten Handhabungen nicht nachweisbar. Es werden jedoch einige Materialien von 
bestimmten Handhabungen ausgeschlossen, so werden Metalle und Steine z.B. nicht 
zerstört, obwohl zerstörte Hämatite mehrfach archäologisch überliefert sind 4 . 

In Tabelle 10.7. auf der nächsten Seite werden die häufigsten Handhabungen, ihr Vor¬ 
kommen, Materialien und Funktionen gegenübergestellt. 


4 s.o.Anm.2. 


273 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 10.7. Die häufigsten Handhabungen, verbunden mit Funktion und Material 


Handhabung 

G 

D 

K 

total 

P/H/U 

Artefakt Material 
(Mehrfachnennungen) 

Artefakt Funktion 
(Mehrfachnennungen) 

Anzahl Sam¬ 
melschriften 

Sammelschrift 

Datierung 

am Körper 
zu tragen 

58 

3 

4 

65 

P:16, 

H:44, 

U:5 

Papyrus (15), Silber (9), 
Lorbeerblätter (8), Zinn (8), 

Gold (7), div. Steine (6), Haut 
(4), Blei (2) 

Schutz (17), Heilung 
(8), Gunst (3), Zorn- 
bannung (2) 

15 

2. Jh. - 6.-7. Jh. 

Vergraben 

17 

4 

5 

26 

P:8, 

H:11, 

U:7 

Blei (5), Papyrus (4), Ostraka 
(3), Eier (3) 

keine Merhfach- 
nennungen 

13 

2 . 13 . Jh. - 6.-7. 

Jh. 

Verbrennen 

14 

3 

2 

19 

P:3, 

H:16 

Leinen (5), Lappen (2), Seil 
(7, für 7 Dochte innerhalb 
einer Praxis) 

keine Merhfach- 
nennungen 

7 

2 . 13 . | 3. Jh. - 
6.-7. Jh. (TM) 

Ablecken / 
Trinken 

10 

- 

1 

11 

P:1, 

H:8, 

U:2 

Ei (2), Natron (2) 

Reinigung (2, beide 

Eier werden innerhalb 
derselben Praxis 
verwendet) 

7 

2 . 13 . Jh. -475. 

Jh. + 7. Jh. 

Wasserde¬ 

ponierung 

5 

1 

1 

7 

P:4, 

H:3 

Papyrus (2), Zinn (2), Blei (2) 

keine Merhfach- 
nennungen 

4 

2 . 13 . | 4. Jh - 6.- 
7. Jh. (TM) 

im Maul 
eines Tieres 

2 

3 

- 

5 

P:1, 

H:4 

Papyrus (3) 

keine Merhfach- 
nennungen 

3 

2 . 13 . | 4. Jh., 3. 
Jh., 4. Jh. 

im Mund 

eines 

Menschen 

1 

3 

- 

4 

P:2, 

H:2 

Schilfblatt (3, davon einmal 
dasselbe Artefakt mit and. 
Funktion und Handhabung) 

Träume zu senden (2) 

3 

2 . 13 . | 3. Jh. - 
4. Jh. 

Körperbe¬ 

schriftung 

3 

- 

1 

4 

P:2, 

H:1, 

U:1 

keine Mehrfachnennungen der 
zu beschriftenden Körperteile 

keine Merhfach- 
nennungen 

3 

3. Jh. + 6.-7. 

Jh. 


274 





















11 - Funktionen der Artefakte 


11. Funktionsbezeichnete Artefakte 


11.1. Übersicht 

95 Artefakte, davon 78 aus griechischen, vier aus demotischen und 13 aus koptischen 
Anleitungen, sind eindeutig funktionsbezeichnet. 13 der Artefakte wird mehr als eine 
Funktion zugeschrieben. Die Anleitungen sind in 19 Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. | 
3. Jh. bis 6.-7. Jh. überliefert. 40 der Artefakte sind in eine übergeordnete Praxis einge¬ 
bunden, 54 werden autark verwendet, ein Artefakt tritt - abhängig von der erwünschten 
Funktion - in beiden Kontexten auf. 

Es werden der Reihe nach die mehrfach (mind. 3x) vorkommenenden Funktionen mit 
der Materialität des Schriftträgers und der Handhabung kontextualisiert. Dies sind: 

• Schutz 

• Heilung 

• Offenbarung 

• Liebe/Herbeiführung 

• Gunst 

• Schlaflosigkeit 

Für die Kontextualisierung von Funktion und Beschriftungselementen siehe das Kapitel 
über die Beschriftung. Ziel ist es herauszufinden, ob Zusammenhänge zwischen den 
einzelnen Parametern bestehen, und welcher Art diese Zusammenhänge sein könnten. 
Am Ende des Kapitels werden in Tabelle 11.7. sämtliche 95 funktionsbezeichneten Arte¬ 
fakte einzeln aufgeführt. 

Nicht besprochen werden hier jene Funktionen, die den übergeordneten Praxen einge¬ 
bundener Artefakte zugeschrieben werden. 

11.2. Funktion, Material und Handhabung 
11.2.1. Schutz 

18 griechische und vier koptische Artefakte werden zu Schutzzwecken hergestellt. Der 
chronologische Rahmen der Überlieferung umspannt das 3. bis 6.-7. Jh. (TM). Lediglich 
vier der Artefakte werden autark verwendet, die Mehrheit der 16 eingebundenen Artefak¬ 
te dient als Schutzmittel während der Handlung. Für die Sammelschriften bedeutet dies, 
dass die in ihnen überlieferten schrifttragenden „Amulette“ mehrheitlich nicht für einen 
Klienten als Auftragsarbeit hergestellt werden sollten oder konnten, und auch nicht als 
dauerhaft wirkmächtige Schutzmittel verstanden wurden, sondern für den Praktizieren¬ 
den selbst gedacht waren und räumlich und zeitlich in ihrer Funktion begrenzt vorgestellt 
waren. 


275 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Schutz wurde benötigt: während der Praxis für den Praktizierenden (11 x), während der 
Praxis für die Zielperson (Ix), unspezifiziert (6x), vor Dämonen, Gespenstern, Krankheit, 
Leiden (Ix), für Schiffe, deren Ladung und möglicherweise auch für die an Bord befindli¬ 
chen Menschen (Ix), für Seele und Leben (Ix), vor einem Herrscher (Ix). 

Papyrus ist als Schriftträger 6x überliefert, Zinn 4x, Silber 3x, Haut und Lorbeer je 2x, 
Gold, Leinen, Magnetstein, Persea und ein Eselsschädel je Ix. Zweimal wird keine An¬ 
gabe zum Schriftträger gemacht, eine Lesung ist unklar. 

17 der Artefakte sind am Körper zu tragen, eines ist unter den linken Fuß des Praktizie¬ 
renden zu legen. Ein Artefakt ist an der Spitze eines Schiffsmastes zu befestigen und bei 
einem Artefakt muss zuerst die Beschriftung abgeleckt und der Schriftträger dann in ein 
Salbgefäß gelegt werden. Zweimal wird keine Angabe zur Handhabung gemacht. 

Tabelle 11.1. Übersicht Funktion und Material: Schutz 


Funktion 

Material 

Sprachen 

Anleitung 

P/H 

Sammel¬ 

schriften 

Zeitraum 

Handhabung/Verortung 

Schutz 

Papyrus (6), Zinn (4), Silber (3), 
Haut (2), Lorbeer (2), Gold (1), 
Leinen (1), Magnetstein (1), Per¬ 
sea (1), Eselsschädel (1) 

G (18). 

K (4) 

P (4), H (18) 

8 

3. bis 6.-7. Jh. (TM) 

am Körper zu tragen (17), 
an Schiffsmast zu befesti¬ 
gen (1), abzulecken (1) 


11.2.2. Heilung 

13 griechischen und drei koptischen Artefakten wird eine heilende Funktion zugeschrie¬ 
ben. 15 der Artefakte werden autark verwendet. Der chronologische Rahmen der Über¬ 
lieferung umspannt das 3. bis 6.-7. Jh. (TM). 

Geheilt werden sollen: Husten (3x), Augen (2x), Fieber (2x), die Gebärmutter, Gift, Fie¬ 
ber, Kälte, Migräne, ein Besessener, ein Skorpionstich und Magen- u. Kopfschmerzen. 
Papyrus ist 5x als Schriftträger überliefert, Haut 4x, Zinn 2x, ein Uterusstein, ein Oliven¬ 
oder Ölblatt und Leinen je Ix. Eine Angabe ist nicht eindeutig zu entziffern, einmal wird 
kein Schriftträger genannt. 

Acht der Artefakte sind am Körper zu tragen, eines ist in einen Badeofen zu werfen. Bei 
einem Artefakt ist die Lesung nicht eindeutig, wahrscheinlich soll ein beschrifteter Vogel 
freigelassen werden. Sechsmal wird keine Angabe zur Handhabung gemacht. 

Tabelle 11.2. Übersicht Funktion und Material: Heilung 


Funktion 

Material 

Sprachen 

Anleitung 

P/H 

Sammel¬ 

schriften 

Zeitraum 

Handhabung/Verortung 

Heilung 

Papyrus (5), Haut (4), Zinn (2), 
Uterusstein (1), Oliven-/Ölblatt (1), 
Leinen (1) 

G (13). 

K (3) 

P (15), H (1) 

5 

3. bis 6.-7. Jh. (TM) 

am Körper zu tragen (8), 
in Badeofen zu werfen 
(1), fliegen zu lassen (?) 


276 



















11 - Funktionen der Artefakte 


11.2.3. Offenbarung 

Sieben griechische Artefakte - darunter zwei, die innerhalb derselben Praxis hergestellt 
werden und eine funktionale Einheit bilden - werden für den Erhalt einer Offenbarung 
hergestellt. Die Anleitungen sind in zwei Sammelschriften aus dem 2. und 3. Jh. überlie¬ 
fert. Die beiden zusammengehörenden Artefakte werden eingebunden verwendet, vier 
Artefakte autark. Ein Artefakt kann sowohl eingebunden als auch autark verwendet wer¬ 
den. 

Drei Offenbarungen sollen durch einen Traum vermittelt werden, eine Offenbarung ge¬ 
schieht mit Hilfe eines Leichnams. Ein Artefakt dient ausdrücklich der Bestimmung des 
Inhalts der Offenbarung - der Praktizierende kann hier entscheiden, worüber genau er 
Auskunft erhalten möchte. 

Die beiden zusammengehörenden Artefakte werden aus Schilfrohren hergestellt. Pa¬ 
pyrus, Leinen, Eisen, Flachs und die linke Hand eines Menschen werden je einmal als 
Schriftträger genannt. 

Die Handhabungen der einzelnen Artefakte sind sehr unterschiedlich. Die beiden Schilf¬ 
rohre werden zusammen mit einem dritten zu einem Dreifuß zusammengebunden. Ein 
Artefakt wird verbrannt, eins unter eine Lampe gelegt, eins wird in den Mund eines 
Leichnams gelegt, ein anderes muss hingegen entweder einem Sterbenden oder dem 
Körper eines hingerichteten Verurteilten umgehängt werden. Eine Beschriftung erfolgt 
auf einem lebenden Menschen. 

Tabelle 11.3. Übersicht Funktion und Material: Offenbarung 


Funktion 

Material 

Sprachen 

Anleitung 

P/H 

Sammel¬ 

schriften 

Zeitraum 

Handhabung/Verortung 

Offenbarung 

Schilfrohr (2), Papyrus 
(1), Leinen (1), Eisen 
(1), Flachs (1) 

G (7) 

P (4). H (2), 
P+H (1) 

2 

3.-4. Jh. 

zu einem Dreifuß zusammenzubinden (2, 
gehören zusammen), einem Sterbenden 
umzuhängen (1), an den Körper eines hinge¬ 
richteten Verurteilten zu hängen (1), zu Ver¬ 
brennen (1), unter eine Lampe zu legen (1), 
in den Mund eines Leichnams zu legen (1) 


11.2.4. Liebe/Herbeiführung 

Fünf griechische und ein demotisches Artefakt werden zum Zweck der Herbeiführung 
einer begehrten Person (3x) oder einem nicht näher spezifizierten Gewinn von Liebe 
(3x) hergestellt. Die zugehörigen Anleitungen sind in drei Sammelschriften des 2 . 13 . Jh. | 
3. Jh. bis 4. Jh. überliefert. Sämtliche sechs Artefakte werden autark verwendet. Zinn ist 
als Schriftträger 2x überliefert, Papyrus, Leinen, Haut und Muschel je einmal. 

Die angegebenen Handhabungen sind sehr individuell, keine tritt zweimal auf. Ein Arte¬ 
fakt ist am Körper zu tragen, ein in das Maul eines toten Hundes zu legen, und eins soll 
in das Meer geworfen werden 1 . 

1 Für eine interessante, kulturübergreifende Studie zu zeitgenössisch praktizierter Magie siehe: Paul C. Rosenblatt, 
Communication in the Practice of Love Magic, in: Social Forces, Vol. 49, No. 3 (1971), 482-487. 


277 












Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 11.4. Übersicht Funktion und Material: Liebe/Herbeiführung 


Funktion 

Material 

Sprachen 

Anleitung 

P/H 

Sammel¬ 

schriften 

Zeitraum 

HandhabungA/erortung 

Liebe/Her¬ 

beiführung 

Zinn (2), Papyrus (1), 
Leinen (1), Haut (1), 
Muschel (1) 

G (5), D (1) 

P (6) 

3 

2 . 13 . Jh. 13. Jh. -4. Jh. 

am Körper zu tragen (1), im Maul 
eines toten Hundes zu deponieren 
(1), in das Meer zu werfen (1) 


11.2.5. Gunst 

Drei griechische und zwei koptische Artefakte sollen den Zweck des Gunstgewinns erfül¬ 
len. Die Anleitungen sind in vier Sammelschriften aus dem 2 . 13 . Jh. 14. Jh., 3. Jh. und 6.- 
7. Jh. überliefert. Sämtliche Artefakte werden autark verwendet. Als Schriftträger werden 
angegeben: Beifuß, oder alternativ Pasitheawurzel, Zinn und ein Finger, möglicherweise 
einer Leiche. Einmal wird kein Material genannt. 

Dreimal soll das Artefakt am Körper getragen werden, ein Artefakt ist unter einer Tür¬ 
schwelle zu vergraben, und eine Beschriftung erfolgt auf einem Finger. 

Tabelle 11.5. Übersicht Funktion und Material: Gunst 


Funktion 

Material 

Sprachen 

Anleitung 

P/H 

Sammel¬ 

schriften 

Zeitraum 

Handhabung/Verortung 

Gunst 

Beifuß (1), Pasitheawurzel 
(1), Zinn (1), Finger, mögli¬ 
cherweise einer Leiche (1) 

G (3), K (2) 

P(5) 

4 

2 . 13 . Jh. | 4. Jh., 3. 
Jh. und 6.-7. Jh. 

am Körper zu tragen (3), unter einer 
Türschwelle zu vergraben (1) 


11.2.6. Schlaflosigkeit 

In zwei griechischen Sammelschriften aus dem 3. und 3./4. Jh. werden drei Artefak¬ 
te beschrieben, die Schlaflosigkeit bewirken sollen. Sämtliche Artefakte werden autark 
verwendet. Als Schriftträger werden angegeben eine Fledermaus, eine Muschel und ein 
Gemisch aus Kleie, Sandelholz und Essig. Zu keinem der Artefakte wird eine Deponie¬ 
rungsangabe gemacht. 


Tabelle 11.6. Übersicht Funktion und Material: Schlaflosigkeit 


Funktion 

Material 

Sprachen 

Anleitung 

P/H 

Sammel¬ 

schriften 

Zeitraum 

HandhabungA/erortung 

Schlaflosigkeit 

Fledermaus (1), Muschel (1), Gemisch 
aus Kleie, Sandelholz und Essig (1) 

G (3) 

P (3) 

2 

3. und 3./4. Jh. 

keine Angaben 


11.3. Zusammenfassung 

95 der 268 untersuchten Artefakte wird explizit eine Funktion zugewiesen. Sie sind in 
Anleitungen aus 19 Sammelschriften seit dem 2 . 13 . Jh. | 3. Jh. und bis in das 6.-7. Jh. 
überliefert. 40 der Artefakte werden in eine übergeordnete Praxis eingebunden, 54 hin¬ 
gegen autark verwendet, ein Artefakt tritt - abhängig von der erwünschten Funktion - in 


278 



























11 - Funktionen der Artefakte 


beiden Kontexten auf. Bei der Mehrheit der funktionsbezeichneten Artefakte handelt es 
sich also um Artefakte, die im Zentrum einer Praxis stehen und die Praxis konstituieren. 

Die frühesten funktionsbezeichneten Artefakte werden in zwei demotischen Anleitungen 
aus der bilinguen Sammelschrift P. Leiden I 383 = pdm xiv aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh be¬ 
schrieben. Sie werden 1.) zur Herbeiführung einer begehrten Person, und 2.) für das Er¬ 
halten und für das Senden von Träumen verwendet. In beiden Fällen handelt es sich um 
autarke Artefakte. Das Senden und Erhalten von Träumen wird nicht näher beschrieben, 
es steht in keinem klaren Offenbarungskontext 2 . 

Die frühesten funktionsbezeichneten Artefakte aus drei griechischen Anleitungen sind 
in der - ebenfalls bilinguen - Sammelschrift P. Leiden I 384 = PGM XII, pdm xii aus dem 
2.12. Jh. | 4. Jh. belegt. Sie sollen 1.) Erfolg und Glück, 2.) Gunst, Freundschaft und 
Bewunderung und 3.) Gunst, Erfolg und tägliche Wohlfahrt für den Praktizierenden und 
einen Ort bringen. 

Eins der demotischen Artefakte wird in Demotisch und mit einer Tierdarstellung beschrif¬ 
tet, das zweite ausschließlich mit Zauberzeichen. Bemerkenswert ist, dass zwei der drei 
frühen griechischen Artefakte die gleichen Beschriftungsmuster aufweisen, allerdings 
wird keine Tierdarstellung verwendet, sondern eine anthropomorphe. Das dritte griechi¬ 
sche Artefakt wird ausschließlich mit S-Elementen beschriftet. Bild- und Zeichenelemen¬ 
te treten damit parallel zu Schriftelementen bereits auf den frühesten zurzeit bekannten 
Belegen funktionsbezeichneter schrifttragender Artefakte aus Praxisanleitungen auf. Die 
frühesten Belege für S-Elemente datieren in das 172. Jh. 

Noch bemerkenswerter ist, dass die Zauberzeichen für das demotische Artefakt - das 
nach der aktuellen Datierung den frühesten Beleg für die Anwendung von Zauberzeichen 
auf funktionsbezeichneten Artefakten in Sammelschriften darstellt - die gleichen forma¬ 
len Eigenschaften aufweisen wie die Zauberzeichen, die archäologisch bereits seit dem 
späten 1. Jh. in Europa nachweisbar sind 3 , jedoch keinerlei formale Parallelen zu der 
einzigen weiteren Gruppe an Zauberzeichen aufweisen, die in anderen demotischen An¬ 
leitungen vorkommt und hauptsächlich aus hieroglyphenähnlichen Zeichen zusammen¬ 
gesetzt ist. Würde man P. Leiden I 384 = PGM XII, pdm xii konsequent nach Dieleman in 
das 273. | 3. Jh. datieren, wäre die Verwendung von Zauberzeichen in etwa zeitgleich für 
demotische und griechische Artefakte belegt. Archäologische und historische Quellen, 
ebenso wie die Sammelschriften, legen einen griechischen Ursprung der Zauberzeichen 
nahe 4 . Auch die Verwendung des terminus technicus xapaKTfjpes, der in einer demoti¬ 
schen Anleitung, in diversen koptischen Schriften, aber auch in hebräischen und aramäi¬ 
schen Texten übernommen wird, spricht für einen griechischen Ursprung. Dies bringt die 
Frage auf, ob der Schreiber des demotischen Textes entweder einen griechischen Text 
kopierte, oder ein griechisches Element in eine demotische Praxis integrierte. Letzteres 

2 Siehe für eine demotische Traumsendungspraxis mit dem Ziel, einen Menschen dazu zu bringen, einem anderen 
Gold, Silber u.a. zu geben, SAP-D-X-DB.t-001. 

3 Mir liegt allerdings keine Photographie der Zeichen vor. lediglich eine Umzeichnung. 

4 Siehe K. Dzwiza, An Introduction to the occurrence, application, and accessability of ancient magical signs (vorauss. 
2014). 


279 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


wiederum könnte dafür sprechen, dass es sich, zumindest bei dieser Anleitung, um eine 
originäre Praxiskomposition handelt. Das sind allerdings Überlegungen, für die es keine 
weiteren Belege gibt. 


Artefakte, die dem Gewinn von Gunst dienen sollen, sind über den längsten Zeitraum 
in den Sammelschriften belegt, ihre Überlieferung umfasst das 2./3. Jh. | 4. Jh., 3. Jh. 
und 6.-7. Jh. Für das 5. Jh. gibt es bisher jedoch keine Quelle, und für das 4. Jh. ledig¬ 
lich die umstritten datierte Sammelschrift P. Leiden I 384 = PGM XII, pdm xii. Nur wenig 
später datieren die frühesten Belege funktionsbezeichneter Schutz- und Heilartefakte, 
die ebenfalls bis in das 6.-7. Jh. in Anleitungen überliefert sind. Über den kurzen Zeit¬ 
raum des 3. und 4. Jh. sind funktionsbezeichnete Artefakte belegt, die der Offenbarung 
dienen. Für das 2.12. | 3. bis 4. Jh. sind Artefakte überliefert, denen die Funktion der 
Herbeiführung/Liebe zugewiesen wird. Die drei Artefakte, die Schlaflosigkeit bewirken 
sollen, werden in das 3. und 3./4. Jh. datiert. 

Die Untersuchung der mehrfach überlieferten Funktionen innerhalb der Gruppe funkti¬ 
onsbezeichneter Artefakte hat ergeben, dass eine Funktion weder exklusiv mit einem 
bestimmten Material, noch mit einer bestimmten Handhabung in Verbindung gebracht 
werden kann. Im Gegenteil, insbesondere das Material ist äußerst vielfältig. So liegen für 
22 Schutzartefakte zehn unterschiedliche Schriftträgerangaben vor, jedoch nur drei un¬ 
terschiedliche Handhabungen. Zu 16 Heilartefakten sind sechs unterschiedliche Schrift¬ 
träger überliefert, jedoch ebenfalls nur drei Handhabungen. Für die fünf Gunstartefakte 
sind vier unterschiedliche Schriftträger angegeben, und zwei Handhabungen. Bei den 
sieben Offenbarungsartefakten sieht es ein wenig anders aus, hier sind fünf Schriftträger 
und sechs Handhabungen überliefert. 

Es fällt allerdings auf, dass Blei als Schriftträger nicht vorkommt. Dies trifft jedoch nur be¬ 
dingt zu, insofern, dass es zwar für drei funktionsbezeichnete Artefakte belegt ist, keine 
dieser Funktionen jedoch mehrfach in den Sammelschriften genannt wird. 

In Tabelle 11.7. werden sämtliche funktionsbezeichneten Artefakte, und, soweit angege¬ 
ben, ihre Materialität und ihre Funktion/en zusammengefasst. 


Tabelle 11.7. Gesamtübersicht Funktion, Material und Deponierung 


Katalognr. 

P/H 

Artefakt Funktion 

Artefakt 

Material 

Handhabung 

Sammelschrift 

Datierung 

SAP-G-V-GB.a-001 

H 

1.) während der Praxis von dem 
Praktizierenden zu tragen, ohne 
nähere Erklärung, 2.) Lösung 
der verzauberten Frau 

Eisen 

am Körper zu tragen zu 1.: vom 
Praktizierenden; zu 2.: von der 
Zielperson 

3. Jh. 

SAP-G-V-GB.at-002 

P 

Erfolg und Glück für den Träger 

Jaspis (luft¬ 
blau), Gold 

nach Bedarf in einem Ring zu tragen 

273. Jh. 14. Jh. 


280 











11 - Funktionen der Artefakte 


SAP-G-V-G-065 

Di¬ 

ver¬ 

se 

erfolgreiche Flucht, Of¬ 
fenbarung, Sieg (Sport), Beliebt¬ 
heit, Verlängerung des Lebens 
eines vorzeitig Verstorbenen 

Eisen 

keine Angabe 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-046 

H 

Erhörung des Praktizierenden 
und Schutzmittel der Handlung 

Persea 

Beschriftung muss abgeleckt 
werden, Schriftträger wird dann in 
ein Salbgefäß gelegt 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-GZ-001 

P 

Fesseln, Unterwerfen und 

Bindung 

Blei 

vergraben bei einem vorzeitig 
Verstorbenen niederzulegen 

3. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-003 

H 

Gefügigmachen einer Seele, 
Traumsendung - Träume 

Magnetstein 

im Mund unter der Zunge aufzube¬ 
wahren vom Praktizierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-003 

P 

Gewinn von Liebe, Gunst, 

Erfolg und Freunden 

Zinn 

am Körper zu tragen 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-002 

P 

Gunst, Erfolg und tägliche 
Wohlfahrt für den Prakti¬ 
zierenden und einen Ort 

Ei 

unter einer Türschwelle zu ver¬ 
graben 

2 . 13 . Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-Z-001 

P 

Gunst, Freundschaft und 
Bewunderung 

Beifuß, Pa- 
sitheawurzel 

am Körper zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

2 . 13 . Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-009 

P 

Schlaflosigkeit und Kummer 

Gemisch: 

Kleie-Sandel- 

holz-Essig 

keine Angabe 

3./4. Jh. 

SAP-G-VUYA-Z-002 

P 

Sieg, Stärke und Macht für den 
Träger 

unklar: Gold? 
Bronze? 

widersprüchlich: vom P in den 
Sandalen zu tragen oder jemandem 
umzuhängen 

3. Jh. 

SAP-D-V-Z-002 

(F2+3) 

P 

Träume zu erhalten, Träume zu 
senden 

Schilfblatt 

in den Mund einer Mumie zu legen; 
bei Traumempfang: beim Schlafen 
unter den Kopf zu legen 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-001 

P 

Zorn u. Feindseligkeit bannen, 
Verstummen Gegner; Sieg 
(wohl vor Gericht) 

Blei 

z unter die Sohle des Prakti¬ 
zierenden zu legen 

3. Jh. 

SAP-K-V-KZB.g-001 

P 

Austreibung Dämonen (Heilung 
Besessener) 

Uterusstein 

keine Angabe 

6. Jh. oder früher 

SAP-K-VUY-002 

P 

Austrocknung Brunnen 

Lehmgefäß 

in einen Brunnen zu werfen 

6.-7. Jh. (TM) 

SAP-G-V-G-016 

H 

Beistand 

Lorbeer 

Wurzel 

um den Hals zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-015 

H 

Beistand 

Lorbeer 

Wurzel 

um den Hals zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-004 

H 

Beseelung einer Statue 

Papyrus, 
Luftröhre 
einer Gans 

in einer Statue zu deponieren 

4. Jh. 14. Jh.? 

SAP-G-VU0YA- 

GZ-001 

P 

Bindung 

Zinn 

in einen Fluss oder das Meer zu 
werfen 

3. Jh. 

SAP-G-VU0- 

GB.a-003 

H 

Empfehlung 

Natron 

abzulecken und zu trinken 

4. Jh. 

SAP-G-VUI- 

GB.a-002 

H 

Erfüllung einer Angelegenheit 

Papyrus 

unter einen Toten zu legen, bei 
zweiter Verwendung auf einen Toten 
zu legen 

4. Jh. 

SAP-K-VUY-007 

P 

Fundamentgründung 

unklar: 

Wachs 

in einem Fundament zu vergraben - 
Deponierung 

6.-7. Jh. (TM) 

SAP-G-V-Z-003 

H 

Gedächtnismittel 

Fünffinger¬ 

kraut 

während des Schlafs im Mund des 
Praktizierenden unter der Zunge 
aufzubewahren 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-043 

P 

Gedächtnismittel 

Papyrus 

die Beschriftung wird in Quellwasser 
gelöst und getrunken 

475. Jh. 

SAP-K-VU 0-001 

P 

Gunst 

keine Angabe 

am Körper zu tragen 

6.-7. Jh. 

SAP-K-VUY-001 

P 

Gunst 

Finger 

(Leiche?) 

auf den Finger einer Leiche zu 
schreiben 

6.-7. Jh. (TM) 

SAP-K-VUY-006 

P 

Heilung (Auge) 

unklar: Vogel 
(?), Spatz (?) 

Der beschriftete Vogel soll wohl 
wieder frei gelassen werden (Stelle 
unsicher) 

6.-7. Jh. (TM) 


281 

































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-V-G-022 

P 

Heilung (Auge) 

Papyrus 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-005 

P 

Heilung (Brust) 

Leinen 

keine Angabe 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-008 

P 

Heilung (Fieber) 

Oliven-/ 

Ölblatt 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-023 

P 

Heilung (Fieber) 

Papyrus 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-058 

P 

Heilung (Gebärmutter) 

Zinn 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

3. Jh. 

SAP-G-VU0-OO8 

H 

Heilung (Gift) 

Papyrus 

am Körper zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-GZ-007 

P 

Heilung (Husten) 

Haut 

um den Hals zu tragen 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZ-005 

V2/2 

P 

Heilung (Husten) 

Haut 

keine Angabe 

3. Jh. 

SAP-G-VUY-G-005 

V1/2 

P 

Heilung (Husten) 

Haut 

keine Angabe 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-045 

P 

Heilung (Kälte) 

Papyrus 

keine Angabe 

5. Jh. | 576. Jh. 

SAP-G-VUI-GZ-003 

P 

Heilung (Migräne) 

Haut 

auf die Schläfe der Zielperson zu 
legen 

3. Jh. 

SAP-G-V-Z-010 

P 

Heilung (Skorpionstich) 

Papyrus 

am Körper zu tragen (festzubinden) 

3. Jh. 

SAP-K-VUY-010 

P 

Heilung (unspezifiziert) 

keine Angabe 

in einen Badeofen zu werfen 

6.-7. Jh. (TM) 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-002 

P 

Heilung Magen- u. Kopf¬ 
schmerzen 

Zinn 

keine Angabe 

6. Jh. oder früher 

SAP-K-VU 0-002 

P 

Irreführung 

keine Angabe 

bei einem Altar zu vergraben 

6.-7. Jh. 

SAP-G-VUI-GZ-004 

P 

Liebe (allgemein) 

Zinn 

in das Meer zu werfen (gerollt?) 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-024 

P 

Liebe (allgemein) 

Papyrus 

unklar; wird vermutlich in Flüssigkeit 
aufgelöst und von der Zielperson 
getrunken 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-003 

P 

Liebe (Herbeiführung) 

Haut 

in das Maul eines toten Hundes zu 
legen 

4. Jh. 

SAP-G-VUYA-G-005 

P 

Liebe (Herbeiführung) 

Muschel 

keine Angabe 

3. Jh. 

SAP-D-VUS- 

DB.t-001 

P 

Liebe (Herbeiführung) 

Leinen 

unklar - ? in eine Lampe zu geben 
(zu verbrennen?) zerstört unklar 

273. Jh. | 3. Jh. 

SAP-G-V-GZ-001 

Ml-2/2 

H 

Lösung einer Macht (Teilfunk¬ 
tion der Rückseite) 

Gold, Silber 

während der Praxis auf einen 

Dreifuß zu legen und nach der 

Praxis am Körper zu tragen vom 
Praktizierenden 

4. Jh. 

SAP-G-VU0-O11 

H 

Merkzettel für die Worte einer 
höheren Macht 

keine Angabe 

keine Angabe 

475. Jh. 

SAP-G-VU0-O1O 

H 

Merkzettel für die Worte einer 
höheren Macht 

keine Angabe 

keine Angabe 

4. Jh. 

SAP-G-VU0-OO9 

H 

Merkzettel für die Worte einer 
höheren Macht 

keine Angabe 

keine Angabe 

4. Jh. 

SAP-K-VU 0-004 

P 

Niederliegen/Erschöpfung 

keine Angabe 

keine Angabe 

6.-7. Jh. 

SAP-G-V-G-003 

P 

Offenbarung - Befragung eines 
Leichnams 

Flachs 

in den Mund eines Leichnams zu 
legen 

4. Jh. 

SAP-G-VUY-G-006* 

H 

Offenbarung - Senden einer 

Vison im Traum - Träume 

Schilfrohr 

wird zusammen mit zwei weiteren 
Schilfrohren zu einem Dreifuß 
zusammengebunden, auf dem eine 
Lampe platziert wird 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-G-004 

P 

Offenbarung - Traum empfan¬ 
gen - Träume 

Papyrus 

unter eine Lampe zu legen 

3. Jh. 

SAP-G-VUY-G-008* 

H 

Offenbarung - zur Bestimmung 
des Inhalts der Offenbarung 

Schilfrohr 

wird zusammen mit zwei weiteren 
Schilfrohren zu einem Dreifuß 
zusammengebunden, auf dem eine 
Lampe platziert wird 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-008 

P 

Offenbarung (Traum) - Träume 

Leinen 

wird verbrannt 

3. Jh. 

SAP-G-VUY-G-003* 

H 

Reinigung 

Ei 

wird abgeleckt und dann zerstört 

3. Jh. 


282 







































11 - Funktionen der Artefakte 


SAP-G-VUY-G-002* 

H 

Reinigung 

Ei 

wird zerstört, ausgetrunken und 
dann weggeworfen 

3. Jh. 

SAP-G-V-GB.t-001 

P 

rek.: Offenbarung 

Hand (linke) 

Beschriftung eines lebenden 
Menschen 

3. Jh. 

SAP-G-VUI-G-002 

P 

Schlaflosigkeit 

Fledermaus 

keine Angabe 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-017 

P 

Schlaflosigkeit 

Muschel 

keine Angabe 

3. Jh. 

SAP-G-V-GZ-003 

P 

Schlafmittel 

Lorbeer Blatt 

keine Angabe 

5. Jh. | 5./6. Jh. 

SAP-G-VUI- 
GZB.t-001 Ml-4/4 

P 

Schutz (Dämonen, Gespenster, 
Krankheit, Leiden) 

Gold, Zinn, 
Silber, 

Papyrus 

am Körper zu tragen 

3. Jh. 

SAP-K-VUY-004 

P 

Schutz (Schiffe, Ladung; 
Menschen?) 

Papyrus 

an der Spitze eines Schiffsmastes 
zu befestigen 

4.-6. Jh. 

SAP-G-VU0-OO2 

H 

Schutz (Seele/Leben) 

Haut 

am Körper zu tragen (umgehängt) 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-061 

H 

Schutz (unspezifiziert) 

Zinn 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-013 

H 

Schutz (unspezifiziert) 

keine Angabe 

am Körper zu tragen von der Zielp¬ 
erson nach der Praxis (rekonstruiert) 

4. Jh. 

SAP-G-VUY-G-009 

H 

Schutz (unspezifiziert) 

Silber 

keine Angabe 

4. Jh. 

SAP-G-VU0-OO1 

H 

Schutz (unspezifiziert) 

Haut 

am Körper zu tragen (umgehängt) 

4. Jh. 

SAP-K-VUY-012 

H 

Schutz (unspezifiziert) 

keine Angabe 

am Körper zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden - unspezifiziert 

6.-7. Jh. 

SAP-K-VUY-009 

P 

Schutz (unspezifiziert)? 

unklar: nicht 
lesbar 

keine Angabe 

6.-7. Jh. (TM) 

SAP-K-VUY-005 

P 

Schutz (vor einem Herrscher) 

Papyrus 

an dem rechten Arm der Zielperson 
zu befesteigen 

4.-6. Jh. 

SAP-G-VUYA-Z-001 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Schädel 

(Esel) 

unter den linken Fuß des Prakti¬ 
zierenden zu legen 

475. Jh. | 5. Jh. 

SAP-G-V-K-001 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

am linken Arm zu tragen vom 
Praktizierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-Z-006 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Lorbeer 

Blätter 

in der Hand zu halten vom Prakti¬ 
zierenden 

475. Jh. 

SAP-G-V-G-042 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

wie ein Diadem um den Kopf zu 
tragen vom Praktizierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-059 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Zinn 

um den Hals zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-055 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Silber 

an einem Riemen zu tragen vom 
Praktizierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-004 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Magnetstein 

am Körper zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-011 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Lorbeer Blatt 

vorne am Kopf zu halten vom 
Praktizierenden 

3. Jh. 

SAP-G-V-G-009 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Leinen 

um den Hals zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-041 

H 

Schutzmittel der Handlung 

Papyrus 

am rechten Arm zu tragen vom 
Praktizierenden 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-062 

H 

Schutzmittel der Handlung für 
die Zielperson 

Zinn 

am Körper zu tragen von der 
Zielperson 

4. Jh. 

SAP-G-VUI-GZ-005 

P 

Sieg (Läufer) 

unklar: 

Zehennägel 

die Beschriftung erfolgt auf dem 
Körper eines Menschen (Zehen) 

3. Jh. 

SAP-D-V-D-001 

P 

Trennung 

Papyrus 

in einem Gewässer zu deponieren 
(?) 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-D-XY-GB.a-001 

P 

Trennung 

Ostrakon 

in dem Haus der Zielpersonen zu 
deponieren 

273. Jh. | 4. Jh. 

SAP-G-V-GB.a-002 

H 

Versiegeln von Pillen 

Eisen 

zum Siegeln von Pillen 

4. Jh. 

SAP-G-V-G-064 

H 

Verstärkung eines Logos 

unklar 

keine Angabe 

4. Jh. 

SAP-G-VU0- 

GB.a-001 

H 

Vorbereitungen zur Verein¬ 
barung eines Dienstes 

Flachs 

(Kalpasos) 

auf den Schädel eines Toten zu 
legen 

4. Jh. 


283 








































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-V-ZB.at-001 

P 

Zerstörung von Zaubermitteln 

Blei 

keine Angabe 

4. Jh. 

SAP-G-V-GZ-004 

P 

Zerstörung von Zaubermitteln 

Ostrakon 

zu verbergen (ohne nähere Angabe) 

4. Jh. 

SAP-G-V-GZB.g-002 
Ml-2/2 

P 

Zornbannung 

Gold, Silber 

am Körper zu tragen vom Prakti¬ 
zierenden 

475. Jh. 

SAP-G-VU0-OO4 

H 

zur Weihe des Praktizierenden 
verwendet 

Leinen 

als Zelt für die Weihe des Prakti¬ 
zierenden zu verwenden 

4. Jh. 

SAP-G-VU0-OO3 

H 

zur Weihe des Praktizierenden 
verwendet 

Leinen 

als Zelt für die Weihe des Prakti¬ 
zierenden zu verwenden 

4. Jh. 


284 













12 - P-Artefakte 


12. P-Artefakte 

12.1. Übersicht 

Unter P-Artefakten werden Artefakte verstanden, die autark zu verwenden und in keine 
übergeordnete Praxis eingebunden sind. Dies bedeutet, dass die Funktion, die dem P- 
Artefakt zugeschrieben wird, und damit das Ziel der Praxis, ausschließlich mittels des 
fertig hergestellten Artefakts erreicht werden soll und keine weiteren Handlungen not¬ 
wendig sind. Artefakte, deren Herstellung und Handhabung in eine ÜP eingebunden 
sind, werden im Folgenden als H-Artefakte bezeichnet (H = Handlungsgruppe). Unsi¬ 
chere Zuordnungen sind in den Tabellen durch ein „U“ gekennzeichnet. 

Von den 268 untersuchten Artefakten werden 61 Artefakte autark verwendet (23%): 41 
der 213 griechischen, vier der 29 demotischen und 15 der 26 koptischen Artefakte. Ein 
weiteres griechisches Artefakt kann sowohl autark, als auch eingebunden in eine ÜP 
verwendet werden. Die dazugehörigen Anleitungen sind in 14 Sammelschriften des 2./3. 
Jh. | 3. Jh. bis 6.-7. Jh. belegt. Allein 25 P-Artefakte sind in der Sammelschrift PGM VII 
aus dem 3. Jh. überliefert. Keine andere Kompilation weist eine solch große Menge an 
autarken Artefakten auf. 

Schrifttragende Artefakte als alleinige Machtträger sind für die früheste Phase der Sam¬ 
melschriften nicht belegt, sondern treten erstmals im 2.12. | 3. Jh. auf. Die spätesten 
Belege werden in das 6.-7. Jh. datiert. Eine frühere Datierung muss jedoch in Betracht 
gezogen werden, da Artefakte aus dem 2. Jh. nicht eindeutig als P- oder H-Artefakt iden¬ 
tifiziert werden können. 

Bei der Sprachverteilung zeigt sich, dass Artefakte aus demotischen Anleitungen im Ver¬ 
hältnis am seltensten autark verwendet werden, Artefakte aus koptischen Anleitungen 
am häufigsten. Dieses Verhältnis würde sich zugunsten der demotischen gegenüber den 
griechischen Artefakten verändern, wenn sämtliche demotischen U-Artefakte P-Artefak- 
te wären. In Bezug auf die relative Häufigkeit der Verwendung autarker schrifttragender 
Artefakte liegen griechische und demotische Praxen näher beieinander als griechische 
und koptische oder demotische und koptische. 

Siehe Tabelle 12.1. für eine vergleichende Übersicht des Vorkommens der P- und H- 
Artefakte sowie der Artefakte, bei denen eine Zuordnung nicht möglich ist. 


285 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Tabelle 12.1. Vergleichende Übersicht des Vorkommens der P- und H-Artefakte sowie der 
Artefakte, bei denen eine Zuordnung nicht möglich ist („U“) 


p 

Datierung P 

H 

Datierung H 

U 

Datierung U 

total: 

61 

(23% 

von 

268) 

2 . 13 . Jh. | 3. Jh. - 6.-7. Jh. 

total: 

171 

172. Jh. - 7. Jh. 

total: 

36 

2. Jh. - 6.-7. Jh. 

G:41 

(+1) 

(19% 

von 

213) 

273. Jh. 14. Jh. - 6. Jh. oder 
früher 

G:146 

(+1) 

172. Jh. - 5. Jh. 1576. Jh. 

G:25 

2. Jh. -6. Jh. oder früher 

D:4 

(14% 

von 

29) 

273. Jh. | 3. Jh. und 273. Jh. 

14. Jh. 

D:18 

273. Jh. 13. Jh., 3. Jh. und 
273. Jh. 14. Jh. 

D:7 

273. Jh. 14. Jh. 

K:15 

(58% 

von 

26) 

4.-6. Jh. - 6.-7. Jh. 

K:7 

4.-6. Jh. - 7. Jh. 

K:4 

576. Jh. ? - 6.-7. Jh. 


12.2. Materialität der P-Artefakte 

Zu 55 P-Artefakten wird ein Schriftträger genannt, in sechs Fällen ist die Identifizierung 
allerdings nicht möglich. Lediglich zu sechs Artefakten wird kein Schriftträger angege¬ 
ben. An Material überliefert ist: 

• Papyrus (11), 

• Zinn (6), 

• Haut (5), 

• Gold (3 + 1?), 

• Blei (3), 

• Leinen (3), 

• Ostrakon (3), 

• Silber (2), 

• Muschel (2). 

Einmalig überliefert sind hingegen: Beifuß, Pasitheawurzel, Ei, Finger (Leiche?), Flachs, 
Fledermaus, Gemisch: Kleie-Sandelholz-Essig, Hand (linke), Lehmgefäß, Lorbeerblät¬ 
ter, Oliven-/Ölblatt, Schilfblatt, Jaspis (luftblau), Uterusstein, Wachs und Ziegel. 

Sämtliche Schriftträger, die innerhalb der Gruppe der 268 Artefakte häufiger Vorkom¬ 
men, sind auch für die P-Artefakte belegt. Es fällt auf, dass von zwölf Lorbeerblattarte¬ 
fakten lediglich eins, und von 15 Leinenartefakten nur drei autark verwendet werden. 
Die Verwendung der Muscheln ist ausgewogen und beträgt 2:2. Hautartefakte hingegen 
treten häufiger autark als in eingebundener Form auf. Zu den übrigen mehrfach belegten 


286 













12 - P-Artefakte 


Schriftträgern kann keine klare Aussage getroffen werden, da nicht sämtliche Artefakte 
eindeutig als P- oder H-Artefakte identifiziert werden können, was u.a. mit der teilwei¬ 
se fragmentarischen oder unverständlichen Überlieferung der Anleitungen zusammen¬ 
hängt. 


12.2.1. Schriftträger, die eindeutig als P-Artefakt oder als H-Artefakt identifiziert 
werden können 

Das Vorkommen von P- und H-Artefakten aus einem bestimmten Schriftträger ist nicht 
eindeutig chronologisch zu lokalisieren, solange U-Artefakte mit dem gleichen Schrift¬ 
träger Vorkommen. Deswegen liegt der Fokus hier auf denjenigen Schriftträgergruppen, 
bei denen sämtliche Artefakte eindeutig entweder der P-Gruppe, oder der H-Gruppe 
zugewiesen werden können. 

Die Verwendung von Hautartefakten als P-Artefakten kann innerhalb der Sammelschrif¬ 
ten eindeutig auf das 3.-4. Jh. begrenzt werden, da keine U-Artefakte vorhanden sind. 
H-Artefakte aus Haut sind auf das 4. Jh. begrenzt. 

P-Artefakte aus Gold sind für den Zeitraum des 2.13. Jh. | 4. Jh. - 4./5. Jh. belegt, H- 
Artefakte hingegen, wie Hautartefakte, lediglich für das 4. Jh. Eine autarke Verwendung 
von Leinenartefakten ist für das schmale Zeitfenster des 2.13. Jh. | 3. Jh. und 3. Jh. über¬ 
liefert, H-Artefakte aus Leinen treten über eine wesentlich längere Periode - das 2./3. Jh. 

| 3. Jh. - 4./5. Jh. - in den Sammelschriften auf. Bei Muscheln verhält sich die chronolo¬ 
gische Zuordnung entgegengesetzt zu den Hautartefakten, P-Artefakte sind lediglich für 
das 3. Jh. belegt, H-Artefakte für das 3.-4. Jh. 

Siehe Tabelle 12.2. für eine vergleichende Übersicht über die Materialität der P- und H- 
Artefakte. 


Tabelle 12.2. Vergleichende Übersicht über die Materialität der P- und H-Artefakte (nur 
Mehrfachnennungen, U ergänzend hinzugenommen) 


Material 

P 

Datierung P 

H 

Datierung H 

U 

Datierung U 

Papyrus 

11 

2./3. Jh. | 4. Jh. - 5. Jh. | 576. Jh. 

47 

172. Jh. - 5. Jh. | 576. Jh. 

9 

273. Jh. - 576. Jh. ? 

Zinn 

6 

3. Jh. und 6. Jh. oder früher 

7 

3. Jh. - 5. Jh. | 576. Jh. 

4 

2. Jh. und 677. Jh. 

Haut 

5 

3.-4. Jh. 

3 

4. Jh. 

... 

... 

Gold 

3+1? 

273. Jh. 14. Jh. - 475. Jh. 

6 

4. Jh. 

... 

... 

Blei 

3 

3.-4. Jh. 

6 

3. Jh. - 475. Jh. 

2 

4. Jh. 

Leinen 

3 

2./3. Jh. | 3. Jh. und 3. Jh. 

12 

273. Jh. | 3. Jh. - 475. Jh. 

... 

... 

Ostrakon 

3 

273. Jh. | 4. Jh. - 5. Jh. | 576. Jh. 

1 

273. Jh. 14. Jh. 

1 

4. Jh. 

Silber 

2 

3. Jh. und 475. Jh. 

5 

4. Jh. 

5 

273. Jh. | 3. Jh., 4. Jh. 
und 6. Jh. oder früher 

Muschel 

2 

3. Jh. 

2 

3. Jh. - 4. Jh. 

... 

... 


287 



















Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


12.3. Funktionen der P-Artefakte 

56 der 61 P-Artefakte sind funktionsbezeichnet, bei drei weiteren ist die entsprechende 
Stelle in der Anleitung nicht eindeutig zu interpretieren. Dennoch ist deutlich, dass der 
großen Mehrheit der P-Artefakte eine Funktion zugewiesen wurde. An mehrfach auftre¬ 
tenden Funktionen sind überliefert: 

• Heilung (15), 

• Liebe/Herbeiführung (6), 

• Schutz (5), 

• Gunst (5), 

• Offenbarung (5), 

• Sieg (4), 

• Erfolg (4), 

• Schlaflosigkeit (3), 

• Trennung (2), 

• Zornbannung (2), 

• Zerstörung von Zaubermitteln (2), 

• Bindung (2). 

Einmalig überliefert sind: Schlafmittel, Niederliegen/Erschöpfung, Irreführung, Gedächt¬ 
nismittel, Fundamentgründung, Austrocknung eines Brunnens, Verstummen von Geg¬ 
nern, Träume zu erhalten und Träume zu senden (nicht im Offenbarungskontext), Stärke, 
Macht, Kummer, Bewunderung, Erfolg und tägliche Wohlfahrt für den Praktizierenden 
und einen Ort, Fesseln, Unterwerfen und Glück. 

Fast alle Funktionen, die innerhalb der Gruppe der 268 Artefakte mehrfach auftreten, 
sind auch in der Gruppe der P-Artefakte mehrfach belegt. 


12.3.1. Funktionen, die eindeutig einem P-Artefakt oder H-Artefakt zugewiesen 
werden können 

Die Mehrheit der Heilartefakte wird autark verwendet, wobei bei vieren die Zuordnung 
zu P oder H unklar ist. Selbst dann, wenn sämtliche U-Artefakte als H-Artefakte zu ver¬ 
wenden wären, würde das an der Präferenz, Heilartefakte autark zu verwenden, nichts 
ändern. P-Artefakte mit einer heilenden Funktionszuweisung sind überden langen Zeit¬ 
raum des 3. Jh. - 6.-7. Jh. (TM) in den Sammelschriften belegt, das einzige sicher zuzu¬ 
ordnende H-Artefakte wird in das 4. Jh. datiert. Die U-Artefakte umspannen allerdings 
beinahe den gesamten Bearbeitungszeitraum, sodaß hier chronologisch ein großer 
Spielraum existiert. 

Schutzartefakte hingegen werden mehrheitlich in eingebundener Form verwendet. Auch 
hier würde eine Zuweisung sämtlicher U-Artefakte zu der Gruppe der P-Artefakte die 
grundsätzliche Verteilung nicht ändern. Der chronologische Rahmen beider Verwen¬ 
dungsformen, sowohl der P-, als auch der H-Artefakte, umfasst das 3. Jh. - 6.-7. Jh., der 
chronologische Rahmen der U-Artefakte liegt innerhalb dieses Rahmens, so dass die 
Zuweisungen der U-Artefakte zu einer der beiden Gruppen P oder H keinen Einfluss auf 


288 



12 - P-Artefakte 


deren chronologische Verteilung nimmt. 

Die mehrheitliche Verwendung der Schutzartefakte in eingebundener Form überrascht, 
da die „klassische“ Verwendung eines Schutzartefakts als selbständiges Amulett, die 
häufig auf archäologische Funde interpretativ angewendet wird, in den Sammelschrif¬ 
ten zwar auftritt, allerdings in wesentlich geringerem Umfang. Dies bedeutet, dass bei 
archäologischen Funden grundsätzlich in Betracht gezogen werden muss, dass ein 
Schutzmittel nicht dauerhaft, sondern zeitlich begrenzt, und dazu innerhalb eines sehr 
konkreten Handlungsrahmens mit sehr konkreten Aufgaben - dem ausschließlichen 
Schutz innerhalb einer Praxis - verwendet wurde. 

Artefakte, denen eine offenbarende Funktion zugewiesen ist, werden häufiger autark 
als eingebunden verwendet. Während der nachweisbare chronologische Zeitraum der 
P-Artefakte das 3. Jh. - 4. Jh. umfasst, ist die Überlieferung von H-Artefakten zu Offen¬ 
barungszwecken auf das 4. Jh. begrenzt. 

Auch Artefakte, die Erfolg bringen sollen, sind häufiger in autarker Verwendung als in 
eingebundener Verwendung nachweisbar. Ihr chronologischer Rahmen umfasst das 
2.12. Jh. | 4. Jh. und 3. Jh., während H-Artefakte nur im 4. Jh. auftreten. 

Artefakte, die der Zerstörung von Zaubermitteln dienen sollen, sind zweimal als P-Arte¬ 
fakte im 4. Jh. belegt. 

Artefakte, die ihrem Besitzer Gunst bringen sollen, sind als P-Artefakte über den langen 
Zeitraum des 2.12. Jh. | 4. Jh. - 6.-7. Jh. belegt. Kein H-Artefakt ist überliefert, allerdings 
gibt es zwei U-Artefakte mit Gunstfunktion, die in das 4. Jh. datiert werden. 


Bei einigen Funktionen kann aufgrund der Anzahl der U-Artefakte keine eindeutige Aus¬ 
sage darüber getroffen werden, ob sie häufiger bei P-Artefakten oder bei H-Artefakten 
auftreten. Dazu gehören die Funktionen Liebe/Herbeiführung, Trennung und Zornban- 
nung. Überwiegend in Verbindung mit P-Artefakten nachweisbar sind hingegen die 
Funktionen Heilung, Gunst, Offenbarung, Sieg, Erfolg, Schlaflosigkeit, Zerstörung von 
Zaubermitteln und eine generelle Bindung ohne genauere Angaben zum Ziel der Bin¬ 
dung. Die einzige Funktion, die eindeutig häufiger H-Artefakten zugewiesen wird, ist eine 
Schutzfunktion. 

Unter Berücksichtigung der U-Artefakte werden in den Sammelschriften am häufigsten 
Heilartefakte eindeutig als P-Artefakte verwendet, gefolgt von Artefakten, die Gunst brin¬ 
gen sollen. Schutz und Offenbarung sind gleichhäufig an dritter Stelle belegt, Schutzar¬ 
tefakte werden jedoch häufiger als H-Artefakte verwendet, bei den Offenbarungsarte¬ 
fakten ist das Verhältnis P:H = 5:3. Siehe Tabelle 12.3. für eine vergleichende Übersicht 
über die Funktionen der P- und H-Artefakte. 

Tabelle 12.3. Vergleichende Übersicht über die Funktionen der P- und der H-Artefakte (U 

ergänzend hinzugenommen) 


289 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Funktion 

P 

Datierung P 

H 

Datierung H 

U 

Datierung U 

Heilung 

15 

3. Jh. - 6.-7. Jh. (TM) 

1 

4. Jh. 

4 

273. Jh. | 3. Jh. - 6.-7. Jh. 

Liebe/ 

Herbeiführung 

6 

2./3. Jh. | 3. Jh. - 4. Jh. 

... 

... 

8 

273. Jh. - 677. Jh. 

Schutz 

5 

3. Jh. - 6.-7. Jh. 

18 

3. Jh. - 6.-7. Jh. 

4 

4. Jh. - 5. Jh. | 576. Jh. 

Gunst 

5 

273. Jh. 14. Jh. - 6.-7. Jh. 

... 

... 

2 

4. Jh. 

Offenbarung 

4+1 

3. Jh. -4. Jh. 

2+1 

4. Jh. 

... 

... 

Sieg 

3+1 

3. Jh. - 4. Jh. 

1 

4. Jh. 

1 

4. Jh. 

Erfolg 

3+1 

2./3. Jh. | 4. Jh. und 3. Jh. 

1 

4. Jh. 

... 

... 

Schlaflosigkeit 

3 

3. Jh. - 374. Jh. 

... 

... 

1 

273. Jh. | 4. Jh. 

Trennung 

2 

273. Jh. | 4. Jh. 

... 

... 

3 

2./3. Jh. |4.Jh.und3. Jh. 

Zornbannung 

2 

3. Jh.und4./5. Jh. 

... 

... 

2 

3. Jh. - 475. Jh. 

Zerstörung von 
Zaubermitteln 

2 

4. Jh. 

... 

... 

... 

... 

Bindung 

2 

3. Jh. 

... 

... 

1 

4. Jh. 


12.4. P-Artefakte: Kontextualisierung Materialität und Funktion 

Keine mehrfach genannte Funktion innerhalb der Gruppe der P-Artefakte kann explizit 
mit einem einzigen Material als Schriftträger in Verbindung gebracht werden. Gleiches 
gilt für die auftretenden Materialien. Entsprechend treten keine materialspezifischen 
Funktionen und keine funktionsspezifischen Materialien auf. Daher sind auch keine Ar¬ 
tefakte belegt, die beide Eigenschaften vereinen. 


12.5. Beschriftungselemente der P-Artefakte 

Die in den Beschriftungen autark zu verwendender Artefakte auftretenden Beschriftungs¬ 
elemente unterscheiden sich im Wesentlichen nicht von den Elementen eingebunden zu 
verwendender Artefakte, soweit sich die Beschriftungselemente eindeutig rekonstruie¬ 
ren lassen. Eine Ausnahme findet sich innerhalb der SZ-Gruppe, hier zeichnet sich die 
Beschriftung autarker Artefakte durch eine deutlich häufigere Verwendung der Beschrif¬ 
tungselemente „Forderung“ und „individuelle Angaben“ gegenüber der Beschriftung ein¬ 
gebundener Artefakte ab. 

Für die Beschriftung von P-Artefakten sind Elemente aus 19 Elementgruppen plus einer 
unsicheren Elementgruppe nachgewiesen, eine einzelne Beschriftung kann aus maxi¬ 
mal neun unterschiedlichen Elementgruppen zusammengesetzt sein. Beschriftungen, 
die aus einem einzelnen Element bestehen, treten besonders häufig auf, insgesamt 15x. 
Einmal ist ein Homervers aufzuschreiben, einmal eine Forderung - das Artefakt wurde 
zuvor mit den Namen der angerufenen höheren Mächte besprochen. In allen anderen 
Fällen soll ein Element einer der Gruppen voces magicae, vox magica, Namen oder 
Name aufgeschrieben werden. 

Zu zwölf P-Artefakten können die Beschriftungselemente nicht vollständig oder fast voll¬ 
ständig rekonstruiert werden. 


290 






















12 - P-Artefakte 


Siehe Tabelle 12.4. für eine Gegenüberstellung der auftretenden Beschriftungselemente 
der P-, H- und U-Artefakte, und Tabelle 12.5. für das Vorkommen und die Vergesell¬ 
schaftung der Beschriftungselemente der P-Artefakte. 


12.5.1. Detailanalyse der Beschriftungselemente der P-Artefakte 

Für die Beschriftungen von 39 P-Artefakten können sämtliche Elementgruppen vollstän¬ 
dig identifiziert werden. Deren Vorkommen und Vergesellschaftung werden im Folgen¬ 
den untersucht. Im Zentrum des Interesses stehen dabei die Fragen nach der Adressie¬ 
rung einer höheren Macht und der Übermittlung der Forderung inklusive der relevanten 
Namen der Zielperson und ggf. des Nutznießers. 

Bei Beschriftungen, die aus einer einzigen Elementgruppe bestehen, stellt sich dabei 
grundsätzlich die Frage nach der Adressierungsweise und/oder der Übermittlungsform 
der Forderungen des Praktizierenden, wenn kein Name/keine Namen oder keine For¬ 
derung/individuelle Angaben aufgeschrieben werden sollte, und solange diese Informa¬ 
tionen nicht - wie in dem o.g. Fall - im Rahmen der Praxis verbal auf das Artefakt zu 
übertragen sind. 

Bei Beschriftungen, die aus mehreren Elementgruppen bestehen, ohne dass die Grup¬ 
pen Name/Namen und Forderung/individuelle Angaben enthalten sind, stellt sich eben¬ 
falls die Frage nach der Übermittlungsweise der beiden theoretisch relevanten Parame¬ 
ter „Adressierung“ und „Forderung“. 

Hier erfolgt zunächst eine Bestandsanalyse, in Kapitel 13 werden die Ergebnisse in Ver¬ 
bindung mit der Frage nach der Funktion von Beschriftung diskutiert. 

12.5.1.1. Beschriftungen, die aus einer einzelnen Elementgruppe bestehen 

Neun Artefakte aus sechs Sammelschriften des 2.13. Jh. 14. Jh. bis 6.-7. Jh. werden ein¬ 
deutig elementgruppenspezifisch beschriftet. Belegt sind die Gruppen Namen (2), voces 
magicae (2), vox magica (1), Forderung (1), Homerverse (1), G4 (1) und G6 (1). 

Ungewöhnlich ist die Verschriftlichung einer Forderung ohne weitere Elemente, wie z.B. 
den Namen der höheren Macht, an die sich die Forderung richtet. Bei genauer Betrach¬ 
tung der Anleitung ist dieser jedoch bei der Herstellung des Artefakts über demselben 
zu rezitieren. 

In zwei Beschriftungen wird als einzige Elementgruppe Namen verwendet. Bei den üb¬ 
rigen Beschriftungen stellt sich die Frage, wie eine höhere Macht, die das Ziel der Pra¬ 
xis - deren konstituierendes Element ein P-Artefakt ist - erfüllen soll, adressiert wurde. 
Die Verwendung der Zauberzeichen könnte implizieren, dass sie diese Funktion über¬ 
nommen haben. Bei dem Homervers ist eine unmittelbare Adressierung möglicherweise 
nicht notwendig, falls er als aus sich selbst heraus wirksam betracht wurde, ähnlich wie 
- ebenfalls möglicherweise - Historiolae. Bei der Forderung wird die Adressierung verbal 
in das Artefakt „integriert“. Bleiben die Elementgruppen vox magica und voces magicae 


291 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


ungeklärt. Bei einer einzelnen vox magica scheint es plausibel, diese als Adressierungs¬ 
element zu interpretieren, wobei diese Interpretation nicht die einzige mögliche und als 
hypothetisch zu betrachten ist. Die Elementgruppe voces magicae könnte parallel zu der 
Elementgruppe Namen verwendet worden sein, bei den voces magicae bleibt jedoch 
ungeklärt, ob sämtliche Worte als Namen verstanden wurden, oder lediglich ein Teil von 
ihnen, und der Rest als Zauberworte. 

12.5.1.2. Beschriftungen, die aus zwei Elementgruppen bestehen 

Vier Artefakte aus drei Sammelschriften des 3. Jh. und des 5. Jh. | 5./6. Jh. werden mit 
zwei unterschiedlichen Elementgruppen beschriftet. 

Es treten die Gruppen vox magica (2), voces magicae (2), Name (1), individuelle Anga¬ 
ben (1), Vokale (1) und Gl (1) auf. In jeder Beschriftung ist also entweder die Gruppe vox 
magica, oder die Gruppe voces magicae vorhanden. 

Die individuellen Angaben sind mit voces magicae vergesellschaftet. Es gibt keinerlei 
verbalen Elemente innerhalb dieser Praxis, so dass hier eine Adressierung über die indi¬ 
viduellen Angaben oder die voces magicae stattgefunden haben könnte. 

12.5.1.3. Beschriftungen, die aus drei Elementgruppen bestehen 

Elf Beschriftungen sind aus jeweils drei Elementgruppen zusammengesetzt. Sie sind in 
vier Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. | 3. Jh. bis in das 4./5. Jh. belegt. 

Bei zwei weiteren Artefakten ist ein Element der Z-Gruppe unklar, so dass die Beschrif¬ 
tung auch aus vier Elementgruppen bestehen könnte. Diese beiden Artefakte werden in 
die Analyse nicht mit einbezogen. 

An Gruppen treten auf Forderung (5), voces magicae (4), Namen (4), G4 (4), Name (3), 
Tierdarstellungen (3), vox magica (2), individuelle Elemente (2), G6 (2), Gl (2), Vokale 

(1) , anthropomorphe Darstellungen (1). 

Namen treten dreimal zusammen mit Tierdarstellungen auf, davon einmal in Verbindung 
mit voces magicae, einmal mit einer anthropomorphen Darstellung und einmal mit einer 
Forderung. Das vierte Mal treten sie mit voces magicae und Vokalen auf. Der einzelne 
Name tritt in Verbindung mit einer Forderung und voces magicae auf. Aber auch voces 
magicae und Zauberzeichen werden mit einer Forderung verbunden, in diesen Fällen 
stellt sich wieder die Frage nach dem adressierenden Element. 

12.5.1.4. Beschriftungen, die aus vier Elementgruppen bestehen 

Drei Beschriftungen aus drei Sammelschriften des 2./3. Jh. | 4. Jh. bis 4. Jh. sind aus 
jeweils vier Elementgruppen zusammengesetzt. An Gruppen treten auf voces magicae 

(2) , Namen (2), Anrufungen (2), Forderung (2), Vokale (1), Name (1), Identitätssatz (1), 
Gl (19). 


292 



12 - P-Artefakte 


ln jeder Beschriftung ist eine der beiden Elementgruppen Namen oder Name vertreten, 
sodaß in allen vier Fällen eine Adressierung vorliegt. 

12.5.1.5. Beschriftungen, die aus fünf Elementgruppen bestehen 

Eine einzige Beschriftung aus einer Sammelschrift des 3. Jh. besteht aus fünf unter¬ 
schiedlichen Elementgruppen: voces magicae, Namen, Gl, G6 und geometrische Ele¬ 
mente. Die Adressierung erfolgt über die Namen, eine Definition der Forderung findet 
nicht statt. 

12.5.1.6. Beschriftungen, die aus sechs Elementgruppen bestehen 

Drei Artefakte aus drei Sammelschriften des 3. Jh., 4. Jh. und des 6. Jh. oder früher 
werden jeweils mit sechs unterschiedlichen Elementgruppen beschriftet. Vokale und in¬ 
dividuelle Angaben treten in allen drei Beschriftungen auf. An weiteren Gruppen sind 
belegt voces magicae (2), Forderung (2), Anrufung (2), Namen (1), Name (1), Gl (1), G4 
(1), G6 (1) und geometrische Elemente (1). Bei zwei Artefakten findet eine Adressierung 
mittels eines Namens oder mehrerer Namen und eine Definierung der Forderung statt. 
Bei dem dritten Artefakte könnte eine Adressierung im Rahmen der individuellen Anga¬ 
ben vorgenommen werden. 

12.5.1.7. Beschriftungen, die aus sieben Elementgruppen bestehen 

Drei Artefakte aus zwei Sammelschriften des 3. Jh. und 4./5. Jh. werden jeweils mit sie¬ 
ben Elementgruppen beschriftet. In allen drei Fällen treten Elemente aus den Gruppen 
voces magicae, Gl, G4 und G6 auf, Namen jedoch nur einmal. An weiteren Element¬ 
gruppen sind belegt Forderung (2), individuelle Angaben (1), Vokale (1), G5 (1) und geo¬ 
metrische Elemente (2). Die individuellen Angaben sind mit einer Forderung vergesell¬ 
schaftet, so dass bei einem Artefakt unklar bleibt, wie die Forderung übermittelt wurde, 
bei zweien, in welcher Form eine Adressierung stattfand. 

12.5.1.8. Beschriftungen, die aus sieben oder acht Elementgruppen bestehen 

Eine Beschriftung aus einer Sammelschrift des 4. Jh. besteht aus sieben eindeutig zu 
bestimmenden sowie einer unklaren Z-Elementgruppe. Bei dieser Beschriftung treten 
keine S-Elemente, sondern ausschließlich Z- und B-Elemente auf. In welcher Form eine 
Adressierung und die Übermittlung der Forderung stattgefunden haben kann, ist unklar, 
da in der Praxis selbst keine verbalen Angaben diesbezüglich vorgenommen werden. 

12.5.1.9. Beschriftungen, die aus neun Elementgruppen bestehen 

Eine Beschriftung aus einer Sammelschrift des 3. Jh. besteht aus neun eindeutig zu 
bestimmenden Elementgruppen, eine weitere aus acht Elementgruppen plus einer un¬ 
klaren Z-Gruppe. Beide Beschriftungen weisen ein sehr ähnliches Beschriftungsmuster 
auf, es werden jeweils die Gruppen voces magicae, Namen, Forderung, individuelle 


293 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Angaben, Gl, G4 und G6 vergesellschaftet. Adressierung und Übermittlung der Forde¬ 
rung erfolgt in beiden Fällen über die Beschriftung. An weiteren Elementgruppen treten 
jeweils einmalig auf Vokale, G3 und Tierdarstellungen. 


Tabelle 12.4. Gesamtübersicht P-Artefakte: Elementgruppen 


Arte¬ 

fakttyp 

vm+ 

vm N+ N 

Vo 

F 

A 

ind 

ID 

H 

Gl G2 G3 G4 G5 G6 G7 G8 Gu 






Anzahl 

Elemente 

P 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

- 

X 

X 

X 

X 

X 

- 

X 

X 

X 

X 

- 

- 

19+1 

H 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

- 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

X 

21+2 

U 

X 

- 

X 

X 

X 

X 

X 

- 

X 

X 

X 

X 

- 

X 

X 

X 

- 

- 

X 

X 

X 

- 

- 

- 

15+1 


Tabelle 12.5. Vorkommen und Vergesellschaftung der Beschriftungselemente der P-Arte¬ 
fakte 



SAP-K-VUY-005 





















U 

SAP-K-VUY-006 





















U 

SAP-K-VUY-004 





















U 


294 




























































































































































































































































































12 - P-Artefakte 


SAP-K-VUY-008 





















U 

SAP-K-VU0-OO1 





















U 

SAP-K-VUY-002 





















U 

SAP-K-VUY-009 





















U 

SAP-K-VUY-001 





















U 

SAP-K-VUY-010 





















U 

SAP-G-VUYA-G-005 





















U 

SAP-K-VUY-007 





















U 

SAP-G-VUYA-G-009 





















U 


12.5.2. Adressierung und Vermittlung der Forderung 

Für 39 P-Artefakt-Beschriftungen können sämtliche Elementgruppen rekonstruiert wer¬ 
den. Die Artefakte werden in Tabelle 12.6. aufgeführt. 19 Beschriftungen enthalten die 
Nennung eines oder mehrerer Namen (grün markiert), ein weiteres eine anthropomor- 
phe Darstellung (magenta markiert). Eine Adressierung ist entsprechend in allen 20 
Fällen gegeben. Vier weitere Beschriftungen enthalten individuelle Angaben (gelb), hier 
könnte eine Adressierung enthalten sein. Zwölf dieser Beschriftungen enthalten Forde¬ 
rungen, bei drei weiteren sind Adressierung und Forderung verbal über dem Artefakt zu 
rezitieren, das Artefakte ist damit sozusagen zu besprechen. Einmal wird eine Forderung 
aufgeschrieben ohne die Verwendung eines oder mehrerer Namen oder eines adäqua¬ 
ten Bildelements. 

Insgesamt werden lediglich 13 Artefakte sowohl mit einer (aus heutiger Sicht) klaren 
Identifizierung als auch mit einer Forderung versehen (orange markiert) 

Tabelle 12.6. Adressierung und Vermittlung: Beschriftungselemente der P-Artefakte 


Katalognr. 

vm+ 

N+ 

F 

ind 

Vo 

N 

vm 

A 

ID 

H 

Gl 

G4 

G6 

G3 

G5 

G7 | 

• T 

BG Uli Anzahl 
| Elemente 

PI/ 

PG1 


SAP-G-VUI- 

GZB.t-001 

1 

1 

1 

1 

1 






1 

1 

1 





' 



9 

PI 


SAP-G-VUI- 

GZ-001 

1 

1 

1 

1 







1 

1 

1 

1 






8+1 

PI 












1 

1 

1 


1 


' 

H 7+1 

PI 


SAP-G-V- 

GZB.g-002 

1 

1 



1 






1 

1 

1 






1 


7 

PI 


SAP-G-VUI- 

GZ-004 

1 


1 

1 







1 

1 

1 


1 






7 

PG1 

Zauberstoff 

SAP-G-V- 

GZB.g-001 

1 


1 








1 

1 

1 

1 





1 


7 

PG1 

Räucherung 
mit Weihrauch 

SAP-G-VUI- 

G-004 

1 

1 

1 

1 

1 



1 













6 

PI 


SAP-G-VUI- 

G-003 

1 


1 

1 

1 

1 


1 













6 

PG1 

Zauberstoff mit 
der Zwangsp¬ 
flanze 

SAP-G-VUI- 

GZB.g-002 




1 







1 

1 

1 






1 


6 

PI 


SAP-G-V- 

GZB.g-003 

1 

1 








1 


1 






1 


5 

PI 


SAP-G-V- 

G-002 

1 

1 



1 




1 












4 

PG1 

Adressierung, 

Forderung 

SAP-G-V- 

G-058 

1 


1 



1 


1 













4 

PI 


SAP-G-V- 

GZ-004 


1 

1 





1 



1 










4 

PI 


SAP-G-V- 

G-043 

1 

1 



1 
















3 

PI 


SAP-G-V- 

GB.t-001 

1 

1 
















' 



3 

PI 



295 








































































































Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


SAP-G-V- 

G-024 

1 


1 

1 



1 















3 

PI 


SAP-G- 

V-GZ-005 

V2/2 

1 










1 









3 

PI 


SAP-D- 

VUS- 

DB.t-001 


i 


















3 

P(G)1 

kann, muss 
aber nicht: 
Haar der 
Frau in Docht 
wickeln 

SAP-G-V- 

GB.at-002 


1 
















3 

PG1 

Weihung des 
Steins u. Rins: 
Anrufung mit 
Forderung 

SAP-G-VUI- 

GZ-005 



1 

1 







1 










3 

PI 


SAP-G-V- 

G-017 



1 



1 

1 














3 

PI 


SAP-G-VUI- 

GZ-003 




1 


1 






1 









3 

PI 


SAP-G-V- 

GZ-007 







1 





1 

1 








3 

PI 


SAP-D- 

V-Z-002 

(F2+3) 











1 

1 

1 








3 

PI 


SAP-G-V- 

Z-010 











1 


1 




■ 




2+1 

PI 


SAP-G-V- 

Z-005 












1 

1 




■ 




2+1 

PI 


SAP-G-VUI- 

G-002 

1 



' 

















2 

PI 


SAP-G-V- 

GZ-003 

1 









1 










2 

PI 


SAP-G-V- 

G-057 





1 


1 














2 

PG1 

Stöckchen 
müssen in 
Figur gesteckt 
werden 

SAP-G-V- 

G-022 






1 

1 














2 

PI 


SAP-G-V- 

G-021 

1 




















1 

PI 


SAP-G-V- 

G-003 

1 




















1 

PI 


SAP-G-V- 

G-023 


1 



















1 

PI 


SAP-G-V- 

G-008 


1 



















1 

PG1 

Gebet mit 
Anrufung und 
Forderung 

SAP-D-V- 

D-001 



1 


















1 

PG1 

Blumen, Dung 
und Haare sind 
einzuwickeln; 
Sprechen der 
Forderung und 
Namen 

SAP-G-V- 

G-045 







1 














1 

PI 


SAP-G-V- 

G-065 










1 











1 

PI 


SAP-G-V- 

Z-008 












1 









1 

PI 


SAP-G-V- 

Z-001 













1 








1 

PI 



12.6. Zusammenfassung 

61 der 268 untersuchten Artefakte werden eindeutig autark verwendet (23%): 41 der 213 
griechischen, vier der 29 demotischen und 15 der 26 koptischen Artefakte. P-Artefakte 
sind in 14 Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 6.-7. Jh. belegt, wobei PGM VII 


296 

















































































12 - P-Artefakte 


aus dem 3. Jh. mit Abstand die größte Menge dieser Artefaktgruppe aufweist. Unklar 
ist eine Identifizierung als P-Artefakt bei 25 griechischen, sieben demotischen und vier 
koptischen Anleitungen. Dadurch wäre es möglich, dass die frühesten Belege für die 
Verwendung autarker Artefakte bereits in das 2. Jh. datieren könnten. 

P-Artefakte treten im Verhältnis am häufigsten in koptischen Anleitungen auf, am sel¬ 
tensten in demotischen. Dieses Verhältnis kann sich zugunsten der demotischen ge¬ 
genüber den griechischen Artefakten ändern, wenn sämtliche demotischen U-Artefakte 
P-Artefakte wären. In Bezug auf die relative Häufigkeit der Verwendung autarker schrift¬ 
tragender Artefakte liegen griechische und demotische Praxen näher beieinander als 
griechische und koptische oder demotische und koptische. 

Sämtliche Schriftträger, die innerhalb der Gruppe der 268 Artefakte mehrfach belegt 
sind, werden auch für P-Artefakte verwendet. Am häufigsten tritt dabei Papyrus auf (11), 
gefolgt von Zinn (6), Haut (5), Gold (3+1 (?)), Blei (3), Leinen (3), Ostrakon (3), Silber (2) 
und Muschel (2). Mehrere weitere Schriftträger sind einmalig überliefert. 

Haut stellt das einzige Material dar, dass eindeutig häufiger für P-Artefakte als für H- 
Artefakte belegt ist., wohingegen Leinenartefakte eindeutig häufiger als H-Artefakte ver¬ 
wendet wurden. Papyri wurden ebenfalls häufiger als H-Artefakte verwendet, die Gruppe 
der U-Artefakte ist zu klein, um dieses Verhältnis zu verschieben. Für die vier Muschel¬ 
artefakte ist eine klare Balance belegt. 

Bei allen anderen mehrfach belegten Schriftträgern ist die Gruppe der U-Artefakte groß 
genug, das bestehende Verhältnis zwischen P- und H-Artefakten maßgeblich zu verän¬ 
dern, konkrete Aussagen können daher nicht getroffen werden. 

Die Beschriftungselemente der autark zu verwendenden Artefakte unterscheiden sich 
im Wesentlichen nicht von den Elementen eingebunden zu verwendender Artefakte. Es 
gibt jedoch zwei Auffälligkeiten: Innerhalb der SZ-Gruppe zeichnet sich die Beschriftung 
autarker Artefakte durch eine deutlich häufigere Verwendung der Beschriftungselemen¬ 
te „Forderung“ und „individuelle Angaben“ gegenüber der Beschriftung eingebundener 
Artefakte aus, und Beschriftungen, die aus einem einzelnen Element bestehen, treten 
besonders häufig auf, insgesamt 15x. 

Heilartefakte werden mehrheitlich autark verwendet, bei Schutzartefakten verhält es sich 
genau umgekehrt. Dies überrascht, da die Vorstellung, dass Schutzartefakte als Amu¬ 
lette ohne zeitliche Befristung getragen werden konnten, in den Sammelschriften in we¬ 
sentlich geringerem Umfang widergespiegelt wird als die Vorstellung, ein Schutzartefakt 
innerhalb eines konkreten, räumlich und zeitlich begrenzten Rahmens zu verwenden. 

Diese Ergebnisse haben einen unmittelbaren Einfluss auf den Interpretationsrahmen 
archäologisch überlieferter Artefakte. Die geringe Zahl von P-Artefakten gegenüber H- 
Artefakten in den Sammelschriften, unterstützt von dem Befund zu den Schutzartefak¬ 
ten, macht deutlich, dass für archäologische Belege in Betracht gezogen werden muss, 


297 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


dass es sich um Objekte handelt, die nicht als eigenständige Artefakte hergestellt und 
verwendet wurden, sondern in eine übergeordnete Praxis eingebunden waren. Die Sam¬ 
melschriften legen nahe, dass eine solche Einbindung die Regel war, in den überliefer¬ 
ten Anleitungen wird weniger als 1/4 der Artefakte autark verwendet. 

Dies bedeutet, dass die Defixiones, die Gemmen, die Gold- und Silberlamellae, die Pa¬ 
pyrus- Pergamentamulette, dass diese schrifttragenden Artefakte aus dem Zeitraum der 
Sammelschriften, die archäologisch zahlreich überliefert sind, möglicherweise zu einem 
großen Teil nicht als eigenständige, und damit auch nicht als aus sich selbst heraus 
wirksame Objekte zu betrachten sind, sondern als Objekte, denen erst innerhalb eines 
klar abgesteckten Handlungsrahmens - und häufig ausschließlich innerhalb dieses be¬ 
grenzten Rahmens - eine Bedeutung zukam, eine Bedeutung, die jedoch häufig nicht 
explizit angegeben wurde. In Verbindung mit dem Ergebnis, dass lediglich 95 von 268 
Artefakten eine Funktion zugewiesen wird, wird zudem deutlich, dass die Mehrheit der 
überlieferten Artefakte potentiell funktionsunbezeichnet gewesen sein könnten. 

Dies sind sehr interessante Ergebnisse für die Ritualforschung einerseits und die Moti¬ 
vationsforschung andererseits. Welche Rolle spielten Artefakte, die innerhalb einer Pra¬ 
xis hergestellt werden sollten, wenn ihnen weder eine inhaltliche Funktion zugewiesen 
wurde, noch eine instrumental-funktionale Zuweisung erfolgte? 

Zu 39 Beschriftungen können sämtliche Elementgruppen eindeutig rekonstruiert wer¬ 
den. Am häufigsten werden P-Artefakte mit einer Kombination aus drei Elementen be¬ 
schriftet, wobei die Zusammensetzung der Elementgruppen dabei sehr unterschiedlich 
ist. Ein typisches Beschriftungsmuster lässt sich auch für P-Artefakte nicht erkennen. 

Eine Adressierung der angerufenen höheren Macht und eine Übermittlung der Forde¬ 
rung sind mehrheitlich nicht über die Verwendung eines Namens oder mehrerer Namen 
belegbar. Daraus ergeben sich die Fragen, wie die richtige höhere Macht erreicht, und 
wie die Wünsche des Praktizierenden übermittelt werden konnten. Welche Konzepte in 
Bezug auf die Interaktionsmöglichkeiten mit höheren Mächten können anhand der Ver¬ 
wendung schrifttragender Artefakte rekonstruiert werden? 


Diese und die weiter oben gestellte Frage werden in Kapitel 13 diskutiert. 


298 



13 - Vorkommen und Funktion von Beschriftung 


13. Vorkommen und Funktion von Beschriftung in den Praxis¬ 
anleitungen der Sammelschriften 

Im letzten Teil der schriftlichen Arbeit stehen Untersuchungen zur Funktion der Beschrif¬ 
tung und zur Rolle schrifttragender Artefakte in Praxisanleitungen zur Interaktion mit 
höheren Mächten im Mittelpunkt. Den folgenden Fragen wird dabei nachgegangen: 

1) . In welchem Umfang tritt Beschriftung als Element einer Praxis in den Sammel¬ 

schriften und Einzelanleitungen des 1.-7. Jh. auf? 

2) . Welche konkreten Funktionen übernimmt Beschriftung in den griechischen, de¬ 

motischen und koptischen Praxisanleitungen des 1.-7. Jh.? 

3) . Welche konzeptuellen Funktionen können für die Beschriftungsgruppen Schrift, 

Zeichen und Bild in Betracht gezogen werden? 


13.1. In welchem Umfang tritt Beschriftung als Element einer Praxis in den 
Sammelschriften und Einzelanleitungen des 1.-7. Jh. auf? 

Aus dem Bearbeitungszeitraum des 1.-7. Jh. sind zurZeit 86 griechische, demotische 
und koptische Sammelschriften sowie Einzelanleitungen publiziert, deren Inhalte Anwei¬ 
sungen zur Interaktion mit höheren Mächten enthalten. Insgesamt können darin ca. 671 
Anleitungen und andere abgrenzbare Inhalte, wie z.B. Hymnen oder Orakel, identifiziert 
werden. 

Unter den 86 Schriften befinden sich 37, die Anweisungen zur Herstellung und Hand¬ 
habung schrifttragender Artefakte beinhalten, bei weiteren 13 sind solche Anleitungen 
eventuell vorhanden gewesen, der unvollständige Erhaltungszustand ermöglicht keine 
eindeutige Interpretation einer potentiellen Beschriftung. In diesen 37 Schriften sind 567 
Praxisanleitungen und andere abgrenzbare Inhalte überliefert. 192 davon enthalten An¬ 
leitungen zur Herstellung und Handhabung von insgesamt 268 schrifttragenden Artefak¬ 
ten. Beschriftung als Teil einer Praxis ist entsprechend zwar in 43% der Sammelschriften 
und Einzelanleitungen belegt, jedoch nur in 29% der Anleitungen und abgrenzbaren 
Inhalte. 

Die Mehrheit der Anleitungen mit SAP datiert in das 3. und 4. Jh. In diesem Zeitraum tritt 
Beschriftung in rund 34% sämtlicher Praxen und abgrenzbarer Inhalte der 86 Sammel¬ 
schriften und Einzelanleitungen auf. Nimmt man als Basis nicht die 87 Sammelschriften, 
sondern die 37 Sammelschriften, in denen Anleitungen mit SAPs enthalten sind, so ist 
Beschriftung in rund 42% der Anleitungen des 3. und 4. Jh. überliefert. Für diese Periode 
sind auch die meisten schrifttragenden Artefakte belegt (178). Ein zweiter, wesentlich 
niedrigerer Peak ist im 6./7. Jh. erkennbar. Ein deutlicher Unterschied zu den frühe¬ 
ren Anleitungen liegt in der Anzahl der verwendeten Artefakte innerhalb einer Anleitung. 


299 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Während im 374. Jh. häufig mehrere schrifttragende Artefakte innerhalb einer Praxis 
auftreten, beinhalten spätere Praxen fast ausschließlich genau ein Artefakt. Ein Merk¬ 
mal der Sammelschriften des 576. Jh. ist der starke Rückgang bei der Anzahl schrifttra¬ 
gender Artefakte sowie der geringe Anteil an Anleitungen, die schrifttragende Artefakte 
beinhalten. 

Dieser Verlauf steht nicht ausschließlich mit dem Umfang der überlieferten Sammel¬ 
schriften in Zusammenhang, da aus sämtlichen Untersuchungsphasen umfangreiche 
Sammelschriften überliefert sind. Während die frühe Phase von den demotischen und 
griechisch-demotischen Sammelschriften bestimmt wird, finden sich in der mittleren 
Phase die griechischen und griechisch-koptischen und in der späten Phase die kopti¬ 
schen und koptisch-griechischen Sammelschriften. Die Datierung zweier demotischer 
Schriften PGM/pdm XIV und PGM/pdm XII ist umstritten, sie werden sowohl dem 2. wie 
auch dem 3. Jh., bzw. dem 4. Jh. zugeordnet 1 . In PGM/pdm XIV - der umfangreichsten 
Sammelschrift mit 98 Anleitungen - enthalten lediglich zehn Anleitungen schrifttragende 
Artefakte - dies könnte evtl, als Hinweis gedeutet werden, die Schrift früher zu datieren, 
wenn man die Tendenz, dass Schrift im Laufe des 3. Jh. eine wachsende Bedeutung 
zugemessen wird, als Argument heranzieht. Anhand dieser Argumentation müsste für 
PGM/pdm XII dann als Konsequenz eine späte Datierung angenommen werden 2 . 

13.2. Die Funktionen von Schrift, Zeichen und Bild in den Sammelschriften 
des 1.-7. Jh. 

In den untersuchten Sammelschriften und Einzelanleitungen sind unterschiedliche 
Funktionen von Beschriftung nachweisbar. Die konkreten (praktischen) wie konzeptuel¬ 
len (hypothetischen) Funktionen werden der Reihe nach besprochen. Die Untersuchung 
der konkreten Funktionen einer Beschriftung basiert auf den Untersuchungen der 268 
Artefakte, die Überlegungen zu den konzeptuellen Funktionen hingegen hauptsächlich 
auf der Untersuchung der 61 P-Artefakte sowie ausgewählten historischen Quellen. 


13.2.1. Konkrete Funktionen einer Beschriftung: Teil 1 

An konkreten Funktionen einer Beschriftung können nachgewiesen werden: 

1) . die Bewahrung der Worte, die eine höhere Macht an den Praktizierenden rich¬ 

tet („Merkzettel“), 

2) . die Adressierung / Identifizierung / Bezeichnung von P, M, Z, N 

3) . die Formulierung einer Forderung, 

4) . die Formulierung einer Anrufung. 


1 Anm. J. F. Quack: "4. Jh. ist m.E. für die demotischen Partien ausgeschlossen." 

2 Anm. J. F. Quack: "Eher gattungsbedingt, pdm xii ist zeitgleich oder früher als pdm xiv (selbe Hand, Technik der Glos¬ 
sen weniger entwickelt)." 


300 




13 - Vorkommen und Funktion von Beschriftung 


Die konkreten Funktionen einer Beschriftung umfassen also das Spektrum der Adressie¬ 
rung, Identifizierung, Bezeichnung, Informationsvermittlung und Bewahrung. 

An Beschriftungselementen für die oben aufgeführten Funktionen kommen S-, Z- und B- 
Elemente in Frage. Für eine bewahrende Funktion scheint die Verwendung von Schrift, 
evtl, auch von einem Kurzschriftsystem, plausibel. Zauberzeichen und Bildelemente dürf¬ 
ten ausgeschlossen werden. Auch für eine informationsvermittelnde Funktion scheint, 
zumindest auf den ersten Blick, Schrift am naheliegendsten. Hierzu erfolgt weiter unten 
eine differenzierte Auseinandersetzung (s. Adressierung oder Verkörperung?). 


13.2.2. Konzeptuelle Funktionen einer Beschriftung 
Ausgangshypothesen 

Die folgenden Gedanken setzen die Existenz dreier antiker Konzepte voraus: 

1) . Das Konzept der Existenz einer höheren Macht, die Einfluss nehmen kann auf 

Prozesse, auf die ein Mensch selbst keinen unmittelbaren Einfluss nehmen 
kann. 

2) . Das Konzept einer Möglichkeit für einen Menschen, mit einer höheren Macht 

zu interagieren. 

3) . Das Konzept einer Kompetenz, mit der ein Mensch die richtige höhere Macht 

für die Manipulation eines Prozesses adressieren und zur Umsetzung einer 
Forderung bewegen kann. 

Die Existenz dieser Konzepte ist durch die Anleitungen belegt. Die beiden Konzepte der 
„Möglichkeit“ und der „Kompetenz“ müssen näher spezifiziert werden. Konzept 2 wird 
daher wie folgt definiert: 

Es existiert eine abstrakte Macht, deren Handhabung es ermöglicht, von einer 
höheren Macht ge- und erhört zu werden. 3 

Konzept 3 wird so definiert: 

Es existiert Wissen, das es ermöglicht, die in Konzept 2 postulierte Macht an¬ 
zuwenden. 

Die drei Konzepte werden verbunden in der Aussage: Um von einer höheren Macht 
ge- und erhört zu werden, bedarf es der korrekten Handhabung einer abstrakten Macht 
durch einen Menschen. 

Unterschiedliche Anwendungs- oder Handhabungsmöglichkeiten dieser Macht werden 
in den untersuchten Sammelschriften beschrieben. Dort wird jedoch nicht deutlich, ob 

3 Diese Definition weist eine Parallele zu der Beschreibung von hld in der Lehre des Merikare auf, bei der hld als Inst¬ 
rument bezeichnet wird, das dem Menschen zur Abwehr (negativer) Ereignisse gegeben wurde. Die Frage, inwieweit 
das Anwenden von hld die Einbeziehung einer höheren Macht bedingt, wurde bisher noch nicht untersucht, erscheint 
jedoch im Kontext ägyptischer Vorstellungen beinahe notwendig. 


301 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


dieses Wissen als angeboren oder als erlernbar betrachtet wurde. 

Wichtig ist, dass hier Konzept 2 nicht mit einer Handlung 4 und nicht mit einer Intention 
identifiziert, sondern als Kraft betrachtet wird, die mittels Handlung und unabhängig von 
einer Intention oder moralischen Grundlage von Menschen angewendet werden kann. 


Die Frage, die dann zu Beginn der folgenden Überlegungen steht, lautet: 

Wenn das Ergebnis einer Praxis, in der sich ein Praktizierender zur Erfüllung 
seines Anliegens an eine höhere Macht wendet, ein schrifttragendes P-Artefakt 
ist, und dieses Artefakt die Macht enthält, mittels derer eine höhere Macht von 
eben diesem Anliegen erfährt und es idealerweise erfüllt - soweit die Informati¬ 
onen, die sich aus den Anleitungen gewinnen lassen - welche Rolle spielt Be¬ 
schriftung? 

In Verbindung mit historischen Quellen können die folgenden Funktionen in Betracht 
gezogen werden: 

• Fixierung der Wirkmächtigkeit ausgewählter Textpassagen (Homerverse) 

• Bindung einer höheren Macht 

• Abbildung einer höheren Macht 

• Verkörperung einer höheren Macht 

• Verräumlichung einer höheren Macht 

• Inkorporierung einer höheren Macht 

Fixierung der Wirkmächtigkeit ausgewählter Textpassagen: Homerverse 

In wenigen Fällen ist ein Homervers als alleiniges Beschriftungselement eines Artefakts 
aufzuschreiben. Ein solcher Vers kann nicht unmittelbar als Ausdruck eines Wunsches 
zur Interaktion mit einer höheren Macht interpretiert werden, da kein Ansprechpartner 
direkt angegeben wird. Es wird jedoch in der Regel ein Ziel definiert, der Erhalt einer 
Offenbarung, eine erfolgreiche Flucht u.a., wodurch der Wunsch deutlich wird, mittels 
einer höheren Macht Einfluss auf einen Handlungsverlauf zu nehmen. Mit Honnerver¬ 
sen beschriftete Artefakte können entsprechend der Gruppe beschrifteter Artefakte zu¬ 
geordnet werden, die die Inanspruchnahme einer höheren Macht zur Erfüllung eines 
individuellen Wunsches belegen. Der Unterschied liegt in den Fällen, in denen in den 
Versen keine höhere Macht auftritt, in dem zugrunde gelegten Konzept der ausführen¬ 
den Macht. Honnerversen scheint eine eigene Wirkmächtigkeit zugeschrieben gewesen 
zu sein (Machtinhärenz). Ob das Konzept dieser Wirkmächtigkeit ausgewählter Textpas¬ 
sagen ausschließlich auf einer schriftlichen Fixierung beruht, oder die verbale Rezeption 
mit einbezieht, wurde für die Homerverse bisher nicht untersucht. 

4 So z.B. V.l.J. Flint, The rise of magic in early medieval Europe (Oxford, 1991): „Magic may be said to be the exercise 
of preternatural control over nature by human beings, with the assistance of forces more powerful than they.“ 


302 




13 - Vorkommen und Funktion von Beschriftung 


Die Verschriftlichung der Homerverse ist möglicherweise vergleichbar mit der Verschrift¬ 
lichung von Historiolae 5 , Psalmversen 6 oder - wesentlich später - Koranversen 7 . Bildliche 
Darstellungen (Bildsequenzen) von Homerversen sind nicht belegt, ebensowenig, dass 
Zauberzeichen Bildsequenzen von Homerpassagen darstellen 8 . 


Bindung einer höheren Macht 

Beschriftung als Form der Bindung einer höheren Macht scheint vor allem dann plau¬ 
sibel, wenn eine solche Bindung nicht gesprochen 9 , sondern ausschließlich in Worten 
aufgeschrieben werden sollte. Doch nicht nur Schriftelemente sind in dieser Funktion 
denkbar, auch Zeichen und Bild können eine solche Funktion erfüllt haben. Bei genauer 
Betrachtung sind es zwei unterschiedliche Funktionen, die Beschriftung im Rahmen ei¬ 
ner Bindung übernommen haben könnte: 

1) . Fixierung von Schrift, Zeichen oder Bild (fertige Beschriftung = Bindung; Be¬ 

schriftung als eine materielle anstelle einer verbalen Bindung) 

2) . Prozess des Schreibens = Prozess des Bindens (Machtwirken) 


Abbildung einer höheren Macht 

Das Konzept der Wirkmächtigkeit einer Beschriftung aufgrund der Abbildung einer höhe¬ 
ren Macht ist in sich widersprüchlich, unabhängig davon, welche Form der Beschriftung 
zur Abbildung verwendet würde. Die Vorstellung, dass ein S-, Z- oder B-Element eine 
höhere Macht graphisch repräsentiert, ohne dass diese - oder ein Teil von ihr - dem Be¬ 
schriftungselement innewohnt, kann nicht gleichzeitig beinhalten, dass das graphische 
Element wirkmächtig ist. Zumindest ein Teil der repräsentierten höheren Macht muss 
sich in der Darstellung ihrer Selbst, sei es mittels eines S-, Z- oder B-Elements, mani¬ 
festieren, damit eine Beschriftung wirkmächtig sein kann. Dies gilt auch für die Vorstel¬ 
lung der Übertragbarkeit von Macht. Ein Teil der Macht der abgebildeten höheren Macht 
muss sich in der Beschriftung befinden, wenn diese als wirkmächtig erachtet wird. 

Die Wirkmächtigkeit einer Beschriftung kann sich im Prinzip nur aus der Vorstellung he¬ 
raus ergeben, dass jede Form visueller Präsenz - ebenso wie potentiell auch jede Form 
verbaler und nonverbaler (z.B. gedanklicher) Präsenz - einer höheren Macht zumindest 
einen Teil dieser Macht bindet. 


5 Siehe z.B. die in Arbeit befindliche Dissertation von F. Rouffet, La fonction des historiolae dans la magie egyptienne 
du nouvel Empire (The Function of narratives (historiolae) inAncient Egyptian Magic ofthe New Kingdom) (Universite 
Paul Valery - Montpellier 3). Quelle: http://www.theses.fr/s57051 (Stand: Mai 2013). 

6 Siehe Viaud (1978), 133-138 (Kapitel „Les Psaumes dans la magie Copte“). 

7 Siehe z.B. Emma Mages, Schrift in der zeitgenössischen Sakralarchitektur, 2013. 

8 Der Vollständigkeit halber müssen auch diese beiden Möglichkeiten berücksichtigt werden. 

9 Zur Macht des Wortes in ägyptischer Vorstellung s. z.B. Philippe Germond (2005), 15: „Words, too, are much more 
than simply the definition of a being or an object. And more particularly when they are uttered: they can come alive, 
they become existential entities. To know the secret name of a god was to have hold over him. When you had named 
your enemy, he was already in your power. (...) The belief of the Egyptians in the power of the words and speech was 
truly enormous.“ 


303 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Mit diesem Gedanken im Hinterkopf stellt sich die Frage, ob die Verwendung eines Z- 
Elements möglicherweise als sicherer empfunden wurde als die eines S- oder gar B- 
Elements, da ein B-Element wesentlich konkreter, und ein S-Element letztendlich immer 
noch sprech- oder als Wort vorstellbar ist, und dadurch seine durch die Schrift garantier¬ 
te körperliche Begrenzung verliert, ein Z-Element hingegen nicht unbedingt sprechbar 
ist, wodurch die materiellen Grenzen nicht gefährdet werden 10 . 


Verkörperung einer höheren Macht 

Das Konzept der Verkörperung einer höheren Macht, in dem Sinne, dass ein Beschrif¬ 
tungselement einer höheren Macht Körperlichkeit und damit Präsenz in der konkreten 
Welt des Praktizierenden verleiht, wurde auf der Basis historischer und archäologischer 
Quellen bisher nur lückenhaft untersucht * 11 . Eine solche Erörterung impliziert Überlegun¬ 
gen zu potentiellen antiken Konzepten irdischer Omnipräsenz und Multipräsenz, also 
der potentiellen Teilbarkeit einer höheren Macht. 

Die Frage, inwieweit die Charakteres, die im 1. Buch leu Jesus seine Jünger als (schüt¬ 
zende) Siegel lehrt 12 , identifizierend/adressierend, bindend oder verkörpernd verstanden 
wurden, war bisher noch nicht Gegenstand wissenschaftlicher Erörterung, ebensowenig, 
ob Julians Aussage, dass verborgene Zeichen Göttererscheinungen zuwege bringen, 
als Hinweis auf ein verkörperndes Konzept interpretiert werden kann 13 . Die Beschrei¬ 
bungen im 1. Buch leu könnten das Konzept der Verkörperung reflektieren. Bei Julian 
hingegen könnten die Zeichen auch im Sinne lamblichus (s.u.) oder als Instrumente 
verstanden worden sein. 

In Bezug auf Bildelemente hat für das spätantike Christentum Patricia Cox Miller in The 
Corporeal Imagination - Signifying the Holy in Late Ancient Christianity 2009 eine um¬ 
fangreiche Quellensammlung zusammengestellt, kommt aber letztendlich zu dem Er¬ 
gebnis: „An Artistic image such as the icon of Saint Agnes cannot show the holy itself, 
but it can signify a „being toward“ the spiritual realm that might indeed invite veneration 
and petition.“ 14 

Das Konzept der Verkörperung setzt voraus, dass die Vorstellung einer irdischen Omni- 


10 In diesem Zusammenhang ist die einmalig überlieferte Bezeichnung von Zauberzeichen als „unaussprechlich“ inte¬ 
ressant, da sie im Grunde genommen impliziert, dass davon ausgegangen wurde, dass derartige Zeichen ausge¬ 
sprochen werden können, ansonsten wäre eine explizite Klassifizierung als unaussprechlich überflüssig. Potentiell 
aussprechbare Zauberzeichen würden dann allerdings wiederum keine größere Sicherheit bieten als Worte. Siehe 
SAP-G-V-GZ-001. 

11 Siehe z.B. Philippe Germond (2005), 14-15: „One last word on a concept that informs all ancient Egyptian thinking: 
the belief, that images are all-powerful. In fact, whether it was a monumental statue, a bas-relief, a painting or a small 
object, the image was above all utilitarian: it reactivated or substituted forthe characteristics of the original, which were 
fully transmitted to the copy. Images were never inert or fixed: they were active forces that had a very real existence. 
To the point where, in certain burials. images of beings thought to be potentially dangerous were intentionally mutila- 
ted.“ 

12 Siehe Schmidt (1905), 257 ff. 

13 Julianus imperator, orat. VII. „Die Natur liebt es, sich zu verbergen, und das Geheimnisvolle am Wesen der Götter 
verträgt es nicht, mit nackten Worten vor unreine Ohren geworfen zu werden. Daher vermag die verborgene Natur 
der Schriftzeichen zu nützen, auch wenn sie nicht gekannt wird. Sie fördert nicht nur die Seelen, nein auch die Leiber 
und bringt Göttererscheinungen zuwege.“ (Hertlein (1875), 280). 

14 Cox Miller (2009), 178. 


304 




13 - Vorkommen und Funktion von Beschriftung 


präsenz einer höheren Macht nicht existierte oder akzeptiert wurde, sondern dass höhe¬ 
re Mächte für ihre Präsenz in der irdischen Welt Körperlichkeit benötigten - in Form einer 
Statue, oder, abstrakter, in Form einer Hülle. 

Theoretisch kann ein Beschriftungselement - und zwar jedes Beschriftungselement - 
nicht nur mit einer identifizierenden/adressierend verwendet werden, sondern auch ver¬ 
körpernd, abhängig davon, welches Konzept einer Beschriftung zugrunde gelegt wird. 
Inwieweit dieses Konzept anhand antiker Quellen belegt werden kann, bleibt zu unter¬ 
suchen. 


Adressierung oder Verkörperung? 

Das Konzept der Verkörperung erscheint zunächst insbesondere dann denkbar, wenn 
die Beschriftung eines P-Artefakts ausschließlich aus Z-Elementen besteht und eine 
Adressierung in Form eines Namens sowie eine Übermittlung der Forderung auch nicht 
in verbaler Form im Rahmen der Herstellung des P-Artefakts stattgefunden haben. Die 
Z-Elemente müssten dann die Funktionen der Adressierung, Informationsübermittlung 
und Bindung übernehmen. Falls das Schreiben an sich als Bindung verstanden würde, 
blieben immer noch Adressierung und Informationsübermittlung. 

Als Lösung käme die Vorstellung in Frage, dass Macht X grundsätzlich für Funktion Y zu¬ 
ständig, und eine explizite Formulierung der Forderung daher nicht notwendig ist, wenn 
das richtige Zeichen (oder die richtige Zeichengruppe) Z verwendet wird 15 . Dass die 
Vorstellung existierte, dass individuellen höheren Mächten explizit ausgewählte Zeichen 
zugehörig sind, ist in verschiedenen koptischen Anleitungen ebenso belegt wie in kop¬ 
tischen Amuletten. Eine typische koptische Formel lautet z.B., unter Berücksichtigung 
individueller Abweichungen der exakten Schreibform sowie der individuellen Ergänzbar- 
keit: 


TICüpeK epOTN TICUpeK SHSTNp^H HM N©TN<t>HAXKTHpil)H 16 

Ich beschwöre Euch, ich beschwöre Eure Namen und Eure Phylakteria. 

Die Formel tritt auch im Singular zur Anrufung einer einzelnen höheren Macht auf. In der 
Regel geht mit der Verwendung des Terminus Phylakterion die Darstellung von Zauber¬ 
zeichen einher, so dass hier höheren Mächten Namen, Mächte und Zeichen zugewiesen 
werden. Auch im bereits weiter oben genannten 1. Buch leu werden individuelle Zauber¬ 
zeichen (xapaKTfjpes) individuellen höheren Mächten mit unterschiedlichen Funktionen, 
bzw. Zuständigkeitsbereichen zugeordnet. Die Verwendung von Zauberzeichen stellt, 
zumindest in den koptischen Texten, einen praktischen Ersatz für eine umfangreiche 


15 Siehe lamblichus, IV, 1 (Hopfner (1922), 119): „Es gibt aber noch eine (dritte) Gruppe (höherer) Wesen um uns (näm¬ 
lich die in der sinnlich wahrnehmbaren Schöpfung und Materie lebende niedrigste Dämonenklasse, die sogenannten 
Stoffdämonen, von denen ich auch schon oben, III, 31, S.115ff., gesprochen habe). Diese sind ohne Verstand und Ur¬ 
teilsfähigkeit und erhielten bei der Aufteilung (aller Klassen der höheren Wesen) auf ganz genau bestimmte Wirkungs¬ 
gebiete nur eine einzige (einseitige) Wirkungsmöglichkeit und Vorsteherschaft zugeteilt.“ Die folgenden Beispiele, die 
lamblichus anführt, sind allerdings komplexerer Natur. 

16 Berlin P. 8321, Zeilen 7-8; Siehe Beltz, Die koptischen Zauberpapyri der Papyrus-Sammlung der Staatlichen Museen 
zu Berlin, in: Archiv für Papyrusforschung 29 (1983), 72. 


305 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Beschriftung aus S-Elementen dar. Sie verdeutlicht zudem, dass Zauberzeichen hier 
sowohl konkrete, als auch konzeptuelle Funktionen zugewiesen waren. 

Im Umkehrschluss könnten auf der Basis einer solchen Vorstellung allerdings auch B- 
und S-Elemente verwendet werden. Die richtige Darstellung, der richtige Name würden 
das gleiche bewirken können, das auch ein Zeichen bewirken könnte. 

S-Elemente können also - theoretisch - sämtliche Funktionen erfüllen, die Z- und B- 
Elemente erfüllen, plus zwei weiteren, die weder Z- noch B-Elemente erfüllen können: 
die Bezeichnung der Zielperson und/oder des Nutznießers und die Ausformulierung in¬ 
dividueller Angaben. 

Grundsätzlich ist für Beschriftungen, die ausschließlich aus Z-Elementen bestehen, je¬ 
doch auch eine adressierende, identifizierende Funktion in Betracht zu ziehen. 

Wenn es sich jedoch im Fall der P-Artefakte um eine adressierende, identifizierende 
Funktion handelt, wie kann eine höhere Macht ihre Macht dann - über die räumliche 
Begrenzung der Beschriftung hinaus - in den dreidimensionalen Raum hinein entfalten? 

Interessant ist hier der Umstand, dass 18 der 50 Artefakte, deren Beschriftung mindes¬ 
tens ein Z-Element enthält, am Körper zu tragen sind. Unmittelbarer Kontakt spielt eine 
wichtige Rolle. Allerdings sind Artefakte mit Z-Element-Beschriftung u.a. auch zu ver¬ 
graben. Dies wirft neben der Frage, wie Macht in den materiellen Raum hinein entfaltet 
- und damit in diesem wirksam - werden konnte, die weitere Frage nach der Reichweite 
eines Machtraums auf. 

Doch nicht nur die Frage nach der räumlichen Reichweite stellt sich, auch nach der 
Dauerhaftigkeit der (Teil-)Präsenz einer höheren Macht: Ist die höhere Macht permanent 
anwesend, oder kann sie die Schrift/ das Bild/ das Zeichen verlassen? Wie bindend ist 
eine verkörpernde Funktion von Beschriftung abbildenden? (s.u. Exkurs 2: Dauer des 
Wirkens). Die Erörterung und Diskussion dieser Fragen anhand historischer Quellen 
wäre sicherlich ergiebig, würde an dieser Stelle jedoch den Rahmen sprengen. 


Verräumlichung einer höheren Macht 

Das Konzept der Verräumlichung einer höheren Macht mittels Beschriftung wurde von 
lamblichus beschrieben. Er erläutert kurz eine konkrete Funktion der Zauberzeichen als 
Wohnsitz und räumliche Begrenzung herbeigerufener höherer Mächte 17 . Dieses Konzept 
mag zunächst seltsam erscheinen, da die Plastizität der Beschriftung - und damit die 
Räumlichkeit - auf vielen der in den Sammelschriften überlieferten Schriftträgern gering 
ist. Dennoch verschafft Schrift Körperlichkeit, und genau darum scheint es lamblichus 


17 Hopfner (1922), 88 = lamblichus 111.14: „(...) das andere Mal wieder lassen sie es [Anm.: sie = die Praktizierenden, 
es = göttliches Licht] auf einer Wand aufleuchten, nachdem sie durch Einzeichnen der heiligen Zeichen (Charaktere) 
auf der Wand der Lichterscheinung einen überaus trefflichen Sitz geschaffen haben (da durch diese symbolischen 
Zeichen die Wand nicht nur geheiligt, sondern den erscheinenden Lichtfiguren der Götter auch sympathisch gemacht 
wird); zugleich schränken sie dadurch die Erscheinungen auch auf einen bestimmten Raum ein, damit sie nicht allzu¬ 
sehr zerfließen.“ 


306 




13 - Vorkommen und Funktion von Beschriftung 


zu gehen, dass die Verschriftlichung eines Zeichens einen körperlichen Raum schafft, 
der von einer höheren Macht als geeignet für eine temporäre Einkehr betrachtet werden 
kann. Ein Zeichen erfüllt dabei die Funktion einer Hülle und ist - streng genommen - nicht 
selbst wirkmächtig. Einer immateriellen höheren Macht wird dadurch ermöglicht, in einer 
materiellen Welt an einem individuellen Ort präsent zu sein. 

Ob Beschriftung als Pendant zu einer Statue, in die eine höhere Macht einkehren kann, 
gesehen werden kann, ob eine solche Statue als verkörpernd oder verräumlichend ver¬ 
standen wurde, und ob beide Konzepte für die Antike belegbar sind, bleibt im Detail zu 
untersuchen. 


Inkorporierung einer höheren Macht 

In einigen Praxen muss die vorgenommene Beschriftung in einer Flüssigkeit aufgelöst 
und entweder von dem Praktizierenden, oder der Zielperson getrunken werden. Die 
spannende Frage ist, welches Konzept einer derartigen Handlung zugrunde liegt. In 
flüssiger Form zu Verinnerlichen sind ausschließlich Beschriftungen aus S-Elementen. 
Z- und B-Elemente werden nicht getrunken. Dies lässt einerseits darauf schließen, dass 
hier dem Text an sich die eigentliche Bedeutung zukommt, und dass dieser Text als 
machtinhärent betrachtet wurde. Andererseits verstärkt es die Theorie, dass Z- und B- 
Elemente in verkörpernder Funktion verwendet wurden und daher eine Verinnerlichung 
nicht vorstellbar war 18 . 


Exkurs 1: Voces magicae 

Die Funktion der voces magicae kann in den demotischen Anleitungen überwiegend 
geklärt werden, in den griechischen und koptischen bleibt sie offen. Die demotische 
Schrift kann, im Gegensatz zur griechischen, kennzeichnen, was ein Wort bezeichnet 
oder welcher Bedeutungsgruppe ein Wort zugeordnet wird. Dies bedeutet im Fall der 
„voces magicae“, dass diese in den demotischen Texten beinahe ausschließlich in Ver¬ 
bindung mit einem Götterdeterminativ auftreten, ein einziges Mal fehlt in einer Gruppe 
solcher „voces magicae“ ein Determinativ. In demotischen Anleitungen wurden diese 
Worte entsprechend als Namen höherer Mächte verstanden - und in der Regel auch als 
solcher bezeichnet, und nicht als „Zauberworte“. Der ägyptische Terminus m ist wesent¬ 
lich konkreter zu interpretieren als der griechische Terminus övopa, mit dem eindeutig 
voces magicae, Namen und auch Vokale bezeichnet werden 19 . Entsprechend reflektiert 
die moderne Differenzierung zwischen „Name“ und „vox magica“, wie Preisendanz sie 
verwendete, nicht antike Praxis. Hier könnten sogar von Schreiber zu Schreiber und/ 
oder Anleitung zu Anleitung unterschiedliche Vorstellungen und Intentionen zugrunde 

18 Das Konzept der Verinnerlichung höherer Mächte ist allerdings z.B. in den Pyramidentexten belegt, siehe die beiden 
Sprüche 273 und 274. Siehe für eine neuere Diskussion und eine Literaturübersicht Georg Meurer (2002), 43; siehe 
auch Christopher Eyre, The Cannibal Hymn - A cultural and literary study, Liverpool 2002; Harold M. Hays (2012), 
Anm 1030; K. Goebs (2003), 29-50. 

19 S. dazu Tab. 9.177, S. 234, und beispielhaft S. 165-166. 


307 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


liegen, wie die vielfältige Verwendung des Termins övopa belegt. Ein antiker Terminus 
für „voces magicae“ ist in den bearbeiteten Anleitungen nicht überliefert. 

Die farbliche Differenzierung in den Indices ist deswegen lediglich als Hilfe für den mo¬ 
dernen Leser zu verstehen, nicht als eindeutige Identifizierung antiken Brauchtums. Hier 
besteht in jedem Fall weiterer Forschungsbedarf, z.B. anhand historischer Quellen. 20 


Exkurs 2: Dauer des Wirkens? 

Die oben aufgeführten Konzepte implizieren, dass eine höhere Macht solange gebunden 
ist, bis eine Forderung erfüllt ist. Dies bedeutet jedoch in einigen Fällen eine dauerhafte 
Präsenz einer höheren Macht, z.B. bei Artefakten, die dem Schutz eines Ortes dienen 
sollten und dazu vergraben wurden, oder für den Gewinn von Gunst gedacht und nach 
der Praxis unbefristet am Körper zu tragen waren. Nur wenige Anleitungen integrieren 
explizit die Lösung einer herbeigerufenen höheren Macht oder der Zielperson 21 oder 
begrenzen die Dauer der Wirkmächtigkeit eines Artefakts 22 . 


13.2.3. Konkrete Funktionen einer Beschriftung: Teil 2 

An diese Diskussion anschließend können weitere konkrete Funktionen von Beschrif¬ 
tung ergänzt werden: 

1) . Materialisierung des Wortes 

2) . Präsenzschaffend in der materiellen Welt 

3) . Räumliche Begrenzung 

4) . Beschriftung macht eine Interaktion sinnlich erfahrbar: sichtbar, greifbar/fühl¬ 

bar, schmeckbar 

5) . Beschriftung verschafft eine unmittelbare Nähe zwischen P und M 

6) . Dauerhaftigkeit durch materielle Manifestierung => Stabilität => Sicherheit 

7) . Sichtbarkeit 

8) . Unmittelbarkeit 

13.3. Abschließende Gedanken 

Es ist schwer vorstellbar, dass das gesprochene Wort eine höhere Macht zu verkörpern 
vermag, ihr praktisch erst durch das Wort ein Körper gegeben und sie damit zu einem 
Teil der materiellen Welt wird. Das Wort nimmt zwar Teil an der materiellen Welt, ist je¬ 
doch selbst nicht materieller Natur. Daher kann es selbst auch keinen Körper verleihen. 

20 Jüngst erschienen ist eine kritische Erörterung zu der Erforschung der voces magicae von J. F. Quack, siehe Quack 
(2013), 182-199. 

21 SAP-G-V-GZ-001 (Lösung der höheren Macht); SAP-G-VUYA-GB.a-003 (zur Lösung der Praxis muss die Beschrif¬ 
tung auf den Flügeln mit Quellwasser abgewaschen und die Fledermaus wieder freigelassen werden); SAP-G-V- 
GB.a-001 (zur Erlösung der verzauberten Zielperson). 

22 SAP-G-VU0-OO5: „bewahre mich vor jedem Schrecknis, vor jeder Gefahr, die mir droht am heutigen Tag, in der jetzi¬ 
gen Stunde.“ SAP-G-VUI-G-003: „und zur Stunde wird er sie beiführen“ 


308 




13 - Vorkommen und Funktion von Beschriftung 


So kann eine höhere Macht mittels Worten adressiert, ggf. herbeigerufen und gebunden, 
nicht jedoch vergestaltlicht werden. Eine direkte Präsenz einer höheren Macht wäre mit¬ 
tels Worten nur dann möglich, wenn eine Bindung in der Form stattfinden würde, dass 
damit eine Verkörperlichung einhergehen würde, zu der die höhere Macht selbständig in 
der Lage wäre. Das Wort diente dabei als Instrument zur „Verbindung“, nicht jedoch nur 
Verkörperung. 

Dieses Konzept, eine höhere Macht mittels Worten dazu zu bringen, einen Auftrag zu 
erfüllen, ist ein anderes als die Vorstellung, einer höheren Macht einen Körper verleihen, 
sie portabel machen und bei sich tragen zu können. Erst Materialität macht das zweite 
Konzept möglich. 

Ist die Verschriftlichungspraxis ein Zeichen dafür, dass das Bedürfnis wuchs, sich in 
der unmittelbaren Präsenz höherer Mächte aufzuhalten? Sich mit einer höheren Macht 
dauerhaft zu umgeben? Oder dass der Glaube Zuwachs fand, dass höhere Mächte in 
körperlicher Gestalt auf der Erde gebunden werden können? 

Die Verwendung verschriftlichter Sprache in Form schrifttragender Artefakte kann für 
diese Überlegung im Rahmen des Bearbeitungszeitraums nicht als Argument verwendet 
werden, da solche Artefakte, z.B. Defixiones, bereits aus den Jahrhunderten vor den hier 
bearbeiteten Sammelschriften überliefert sind. Das Aufkommen und die rasche Verbrei¬ 
tung der Zauberzeichen und der Verwendung figürlicher Darstellungen kann jedoch als 
Hinweis in diese Richtung gedeutet werden - und zwar in Verbindung mit den Konzep¬ 
ten der verkörpernden und verräumlichenden Funktion von Beschriftung. Das Bedürfnis 
nach konkreter, körperlicher, sinnlich erfahrbarer Präsenz einer höheren Macht könnte 
sich in der wachsenden Anzahl materieller schrifttragender Artefakte - die mehrheitlich 
archäologisch, und nicht in den Sammelschriften überliefert sind - widerspiegeln. 

13.4. Ausblick: Zur These von Detlef B. Linke 

Eine andere Theorie, die den Zuwachs von Z- und B-Elementen im 3. Jh. erklärt und 
ergänzend zu den hier formulierten Überlegungen interessant anhand geschichtswis¬ 
senschaftlicher Methoden zu überprüfen wäre, ist Linkes 23 Theorie des Alphabets als 
Ursprung des spätantiken iconic turn, von der hier vier Punkte vorgestellt werden sollen: 

• „Im folgenden soll nun überlegt werden, inwieweit das Aufbrechen gewisser 
Reflexionsintensitäten als Kompensation zu kommunikationstechnischen Ver¬ 
änderungen verstanden werden könnte, d.h. ob die Veränderung eines Medi¬ 
ums, einer Schrift ein konkreter Anlaß zur Änderung religiös-kultureller Explika¬ 
tionsformen sein kann und inwieweit man eine Identität des inneren Anliegens 
zweier Kulturen oder Religionen verständlich machen kann, wenn in den beiden 
Systemen A und B die unterschiedlichen Schrift-, bzw. Kommunikationsformen 
_ eine K ompensation in der Explikation der religiös-kulturellen Momente finden. 

23 Detlef Bernhard Linke, 1945-2005, Prof, für Neurophysiologie und neurochirurgische Rehabilitation, Bonn. 


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Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Um dies zu entwickeln, müßte ein neurokulturell-neurotheologischer Diskurs 
versucht werden.“ 24 

• „Von Interesse ist, daß innerhalb der schriftsprachlichen Systeme bereits Diffe¬ 
renzierungen hinsichtlich der Involviertheit der Kommunikationspartner vorlie¬ 
gen können. So verlangt ein nicht vokalisiertes Schriftsystem ein viel größeres 
Engagement des Lesers als dies bei einem vokalisierten System der Fall ist. 
Nicht-vokalisierte Schriften erfordern eine stärkere Beteiligung der rechten Hirn¬ 
hälfte, während dies bei vokalisierten Schriften zwar nicht schlechthin entbehr¬ 
lich, jedoch in einem gewissen Maße reduziert werden kann, ohne daß man 
sagen müßte, man hätte nicht gelesen. Betrachtet man diese Unterschiede zwi¬ 
schen den Schriftsystemen, so wird deutlich, daß die Art des Schriftsystems für 
die Schriftreligionen aufgrund des unterschiedlichen Verhältnisses des Lesers 
zur Schrift von großer Bedeutung sein kann. Verfolgen wir die Entwicklung der 
phönizischen Schrift, die als semitische Schrift nicht vokalisiert war, so findet 
sich bei der Verwendung dieser Schrift für das Griechische die Notwendigkeit, 
diese Konsonantenschrift zu vokalisieren, da es im Griechischen sonst zu zahl¬ 
reichen Fehlinterpretationen gekommen wäre. Damit ergibt sich aber eine un¬ 
terschiedliche Hemisphärenbetonung bei der Schriftausnutzung für das Phöni- 
zische und das Griechische derart, dass beim Griechischen die Benutzung der 
rechten Hirnhälfte für das Lesen nicht so unabdingbar erforderlich ist, wie das 
noch bei der Konsonantenschrift der Fall war. Es lässt sich also das hirntheoreti¬ 
sche Modell erstellen, demzufolge vokalisierte Schriften eine Lateralisierung zur 
linken Hirnhälfte befördern, zwar nicht als allgemeine neurologische Dominanz, 
wohl aber spezifisch für die Schriftverwendung in der Rezeption. Die neurowis¬ 
senschaftliche Bekräftigung derartiger Überlegungen findet sich in der Tatsache, 
daß eine Schrift im allgemeinen mit der Vokalisation auch die Richtung ändert 
und rechtsläufig wird.“ 25 

• „Geht man davon aus, daß die phönizische und dann auch die hebräische 
Schrift von ihrer Struktur her im Umgang mit der Schrift ein Engagement bei¬ 
der Hirnhälften erforderlich machten, dann gewinnt die Vorstellung eine gewisse 
Plausibilität, daß die Schrift selber durch die bilaterale Involvierung des Gehirns, 
ähnlich wie bei der Musik, den Menschen so ganz erfassen kann, daß es ihn 
geradezu zum „Tanzen“ anregt. Eine semitische Schrift, diese neurokulturelle 
These möchten wir hier aufstellen, bedarf nicht der Bilder oder der rechtshe¬ 
misphärischen Themen wie Tod und Liebe in dem Maße, wie das für ein voka¬ 
lisiertes Alphabet der Fall ist, wenn sie den „ganzen Menschen“ (beide Hemi¬ 
sphären) erfassen soll. In den Jahrhunderten um die Zeitenwende befand sich 
das Judentum unter erheblichem Einfluß griechischer Literatur. Das Neue Tes¬ 
tament, im Kontext des Hellenismus in der Koine verfaßt, war als griechischer 

24 Linke (1999), 74. 

25 Linke (1999), 74-75. 


310 




13 - Vorkommen und Funktion von Beschriftung 


Text nun nicht ohne weiteres auf die Aktivierung der rechten Hirnhälfte ausge¬ 
legt, jedenfalls soweit die alphabetische Struktur betrachtet wird. Um eine dem 
Hebräischen vergleichbare bilaterale Aktivierung des Gehirns zu erzielen, kann 
die Linkslastigkeit eines vokalisierten Alphabets durch eher die rechte Hirnhälfte 
ansprechende Inhalte kompensiert werden. Eine derartige Kompensation kann 
beispielsweise dadurch erfolgen, daß das Wort nicht mehr einfach von der Schrift 
und aus der Perspektive der Schriftgelehrten erfaßt wird, sondern selber mit ei¬ 
nem starken Attraktor der rechten Hemisphäre, nämlich dem der Personalität, in 
Beziehung gesetzt wird. Diese Inbeziehungsetzung wird dann insbesondere von 
großer energetischer Gewalt sein, wenn sie in der Art einer Identifizierung von 
Wort und Person, von Logos und Christus, von Wort und Fleisch, von Botschaft 
und Inhalt, von Bote und Botschaft, wenn sie zum verzehrbaren Boten, wenn 
sie selbst zum Übergang von der linken zur rechten Hemisphäre, wenn sie zur 
Transsubstantiation des Wortes in die Bildhirnhälfte, wenn sie zum Symbolon 
der zwei halben Hirnhälften wird. Die These wäre also, daß die Inkarnation, 
die Fleischwerdung Gottes innerschriftlich als ein Korrekturvorgang verstehbar 
wäre, bei dem die Bilateralität, die in der semitischen Schrift von vornherein 
„mitgeliefert“ wird und in der griechischen Schrift erst gewonnen werden muß, in 
der Produktion des Neuen Testamentes in der These der Fleischwerdung Gottes 
zurückerlangt wird.“ 26 

• „Die hebräische Schrift, und diese These möchten wir hier radikal formulieren, 
bedurfte „innerschriftlich“ nicht des Erlösers, denn sie befand sich schon in der 
rechten Hirnhälfte, und sie mußte im Gegenteil eine kulturelle Umgebung ha¬ 
ben, in der das Bild in der rechten Hemisphäre nicht in Konkurrenz zum Voka- 
lisationsbemühen treten konnte. Das Bilderverbot war hier konstitutiv für das 
angemessene Schriftverständnis, während es im Griechischen und der ihm 
folgenden Tradition umgekehrt angemessen erschien, Bilder zur Deutung der 
Schrift mitzuverwenden.“ 27 

Linkes Überlegungen gehen dahin, dass mit der Verbreitung nicht-vokalisierter Alphabe¬ 
te eine wachsende Bilderfeindlichkeit einhergeht, vokalisierte Alphabete hingegen das 
Bedürfnis nach Bildern erhöhen. Seine Thesen wurden jüngst von dem Religionswis¬ 
senschaftler Michael Blume in dessen Blog vorgestellt 28 und in einem gemeinsamen 
(populärwissenschaftlichen) Buchprojekt mit Vaas diskutiert 29 . 

Linke hat Zeit seines Lebens darauf gewartet, dass seine Thesen von Geschichtswis¬ 
senschaftlern und Religionswissenschaftlern kritisch hinterfragt würden, was nicht ge¬ 
schehen ist. Blume hat die Diskussion in den Religionswissenschaften angeregt. Linkes 
Gedanken bieten eine ausgezeichnete Möglichkeit, geschichtswissenschaftliche Fra- 

26 Linke (1999), 75-76. 

27 Linke (1999), 77. 

28 Michael Blume, Gehirn und Alphabete - Die Linkesche These: http://www.scilogs.de/chrono/blog/natur-des-glaubens/ 
hirnforschung/2010-11-06/gehirn-und-alphabete-die-linkesche-these (Stand: Mai 2013). 

29 Rüdiger Vaas, Michael Blume, Gott, Gene und Gehirn, Stuttgart 2012 3 , 200-203. 


311 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


gestellungen und Methoden mit Fragen und Methoden der Gehirnforschung und den 
Kognitionswissenschaften zu verbinden. Bis heute wurden seine Überlegungen weder 
widerlegt, noch ausreichend diskutiert oder experimentell erforscht. Sie bieten ein enor¬ 
mes Potential für zukünftige Forschungen, insbesondere der Schrift-, Bild- und Zeichen¬ 
forschung. Besonders spannend ist die Frage, inwieweit Untersuchungen der - vokal¬ 
losen, aber bilderreichen - Hieroglyphenschrift seine Gedanken bestätigen, widerlegen 
oder weiterentwickeln könnten. 


312 



14 Zusammenfassung der Ergebnisse 


14. Zusammenfassung der Ergebnisse 

ln der Arbeit wurden verschiedene Abkürzungen verwendet, die hier für die Zusammen¬ 
fassung noch einmal kurz vorgestellt werden 1 : 

PGM: Papyri Graecae Magicae 23 3 

pdm: Papyri Demoticae Magicae 

SM: Supplementum Magicum 4 

GMPT: Greek Maigcal Papyri 5 in Translation 6 

SAP: Schrifttragendes Artefakt in einer Praxisanleitung 
SAPs: Schrifttragende Artefakte in Praxisanleitungen 
ÜP: übergeordnete Praxis 
G: Griechisch, D: Demotisch, K: Koptisch 
GK: Griechisch-Koptisch, GD: Griechisch-Demotisch 

P-Artefakt: Artefakt, das autark zu verwenden und in keine übergeordnete Praxis 
eingebunden ist. Herstellung und Handhabung des Artefakts konstituieren die ge¬ 
samte Praxis. 

S-Element: Schriftelement 
Z-Element: Zeichenelement 
B-Element: Bildelement 

14.1. Ergebnisse: Sammelschriften und Anleitungen 7 

Aus dem Zeitraum des 1. Jh. v. Chr. bis zum 7. Jh. n. Chr. sind aus Ägypten 87 grie¬ 
chische, demotische und koptische Sammelschriften und Einzelanleitungen überliefert, 
deren Inhalte Anweisungen zur Interaktion mit höheren Mächten enthalten. 37 davon 
enthalten Anweisungen zur Herstellung und Handhabung schrifttragender Artefakte, bei 
weiteren 13 sind solche Anweisungen eventuell vorhanden gewesen, der unvollständi¬ 
ge Erhaltungszustand ermöglicht keine eindeutige Interpretation zu einer potentiellen 
Beschriftung. Diese 37 Sammelschriften und Einzelanleitungen, die die Grundlage der 
Arbeit bilden, datieren zwischen das 1.-7. Jh. n. Chr. 

In diesen 37 Sammelschriften und Einzelanleitungen sind 188 Praxisanleitungen über¬ 
liefert, in denen die Herstellung und Handhabung von insgesamt 268 schrifttragenden 
Artefakten beschrieben wird. Dreiviertel der Artefakte werden in griechischen Anleitun¬ 
gen beschrieben, rund 10% in koptischen und 5% in demotischen Anleitungen. 10% der 

1 Siehe auch Kapitel 3 - Definitionen. 

2 Die Bezeichnung ist praktisch aber ungenau, da neben den Papyri auch Pergamente, Ostraka und Tablai enthalten 
sind. 

3 s. Preisendanz (1973) 2 und (1974) 2 . 

4 s. Daniel, Maltomini (1991 u. 1992). 

5 Siehe Anm. 1. 

6 s. Betz (1996). 

7 Siehe Kapitel 4 und 5. 


313 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Artefakte treten in bilinguen Anleitungen auf, wobei in der Regel die Handlungsanwei¬ 
sungen in einer Sprache beschrieben werden, die Beschriftung selbst jedoch in einer 
anderen Sprache vorgenommen werden soll. 

Es können vier chronologische Phasen unterschieden werden: Eine frühe, die das 1./2. 
bis frühe 3. Jh. umfasst, eine mittlere, zu der das 3. und 4. Jh. gezählt werden können, 
eine späte, die den Zeitraum des 5. bis 6. Jh. einschließt und eine ausklingende Phase, 
die vom späten 6. Jh. bis zur arabischen Eroberung Ägyptens andauert. Die meisten 
Anleitungen und Artefakte datieren in die mittlere Phase, ein zweiter kleinerer Peak ist in 
der ausklingenden Phase erkennbar. 

In griechischen Anleitungen ist es nicht ungewöhnlich, dass mehrere SAPs innerhalb 
einer Praxis verwendet werden. Die größte Anzahl beschrifteter Artefakte - insgesamt 
17 Papyri - tritt in der Anleitung PGM IV, 2373-2440 auf. In den koptischen Anleitungen 
zeigt sich ein anderes Bild, dort tritt überwiegend ein einzelnes schrifttragendes Artefakt 
in einer Anleitung auf. Auch in den demotischen und den bilinguen Anleitungen werden 
nur selten mehrere SAPs innerhalb einer Praxis verwendet. 

Anleitungen, die SAPs enthalten, wurden in den Sammelschriften nicht von den übrigen 
Anleitungen getrennt aufgeschrieben, sondern finden sich überden gesamten Schriftträ¬ 
gerverteilt. In wenigen Fällen wurden mehrere Anleitungen mit SAP in kleineren Blöcken 
zusammengefasst, jedoch nicht so, dass eine klare Kompilierungsstruktur erkennbar 
wäre. 

61 schrifttragende Artefakte stehen im Zentrum ihrer Anleitungen und werden autark 
verwendet („P-Artefakte“). 

14.2. Ergebnisse: Materialität, Beschreibstoffund Schreibwerkzeug 8 

56 unterschiedliche Materialien sind für insgesamt 220 Artefakte als Schriftträger über¬ 
liefert, davon 185 aus griechischen, 25 aus demotischen und zehn aus koptischen An¬ 
leitungen. Bei dem frühesten eindeutig belegten Schriftträger handelt es sich um ein 
Lorbeerblatt aus einer griechischen Anleitung des 2. Jh. Eine Alabastertafel aus einer 
koptischen Anleitung des 7. Jh. stellt den spätesten Beleg eines Schriftträgers aus dem 
Bearbeitungszeitraum dar. 

Papyrus ist das Material, das in den Praxisanleitungen am häufigsten als Schriftträger 
genannt wird. Zusammen mit Zinn stellt es die beiden einzigen Materialien dar, die in al¬ 
len drei Sprachen überliefert sind. Leinen, Silber, Lorbeerblätter, Ostraka, der Boden und 
nicht näher einzuordnende Stofflappen werden in griechischen und demotischen Anlei¬ 
tungen genannt. Schilfblätter und eine Tonlampe treten ausschließlich in demotischen 
Anleitungen auf. Aus koptischen Anleitungen bekannt sind eine Alabastertafel, Finger, 
und zwei nicht näher qualifizierte Gefäße. 

8 Siehe Kapitel 6-8. 


314 




14 Zusammenfassung der Ergebnisse 


Den weitesten Zeitrahmen umfassen Lorbeerblätter (2. Jh. - 576. Jh.) und Zinn (273. | 3. 
Jh. - 677. Jh.). Silber und Papyrus weisen ein ähnliches Zeitfenster auf (273. Jh. | 3. Jh. 
- 576.). Unter den übrigen genannten Materialien fallen Eisen, Haut, Muscheln und Ma¬ 
gnetstein auf, die nur in dem engen Rahmen des 3. und 4. Jh. in Anleitungen auftreten. 

Die beiden archäologisch am häufigsten nachgewiesenen Schriftträger, Gemmen und 
Bleitafeln, finden in den Praxisanleitungen keine zahlenmäßige Entsprechung. Lediglich 
elfmal wird Blei als Schriftträger genannt, achtmal ein Stein. 

Ein exklusiver Zusammenhang zwischen dem Material des Schriftträgers und der Funk¬ 
tion des Artefakts ist in den Praxisanleitungen innerhalb der Gruppe der mehrfach vor¬ 
kommenden Materialien nicht zu belegen. Lorbeerblätter werden zwar überwiegend, je¬ 
doch nicht ausschließlich in Praxen zu Offenbarungszwecken verwendet, sie treten auch 
in Schutz- und Heilkontexten auf. Blei wird zwar überwiegend in Praxen, die sich gegen 
Dritte richten, verwendet, aber auch zur Zerstörung von Zaubermitteln. 


Angaben zu einem Beschreibstoff sind in 71 Anleitungen für die Beschriftung von 15 de¬ 
motischen, 97 griechischen und sechs koptischen Artefakten überliefert. Sie finden sich 
über den gesamten Bearbeitungszeitraum verteilt mit einem deutlichen Schwerpunkt 
im 3. Jh. Im 4. Jh. werden solche Angaben seltener und nehmen dann rasch ab. Ein 
Überlieferungsminimum liegt um das frühe 6. Jh. vor. In den späten koptischen Sam¬ 
melschriften des 677. Jh. sind Angaben zum Beschreibstoff wieder belegt, allerdings in 
geringer Zahl. 

82 unterschiedliche Substanzen sind in den Angaben zu Beschreibstoffen überliefert. 
Diese lassen sich unterteilen in feste und flüssige Stoffe. Myrrhe wird unter den festen 
Stoffen bei Weitem am häufigsten genannt, unterschiedliche Tierblutsorten, darunter 
auch Menschenblut, unter den flüssigen. 

Rezepte für Beschreibstoffmischungen sind in 16 Anleitungen für die Beschriftung von 
einem demotischen, 42 griechischen und zwei koptischen Artefakten überliefert, ihr chro¬ 
nologischer Rahmen umfasst das 273. Jh. | 4. Jh. bis 7. Jh. Manche Rezepte beinhalten 
lediglich die Angaben der Zutaten, in anderen wird eine Mengenangabe hinzugefügt. 
Einige jedoch beinhalten auch Informationen darüber, wie die Stoffe verarbeitet werden 
sollen, warum gerade die angegebenen Stoffe verwendet werden, oder in welchem Zu¬ 
stand der Praktizierende die Zubereitung des Beschreibstoffes vornehmen soll. 


Angaben zum Schreibwerkzeug wurden wesentlich seltener vorgenommen als Angaben 
zum Schriftträger oder Beschreibstoff. Überliefert sind sie in 24 griechischen und drei 
koptischen Anleitungen, nicht jedoch in demotischen. Die früheste Erwähnung datiert in 
das 273. Jh. | 4. Jh., die späteste in das 677. Jh. Allein zehn der insgesamt 27 Angaben 
finden sich in der Sammelschrift PGM VII aus dem 3. Jh. Am häufigsten genannt wird 


315 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


in den griechischen Anleitungen der Erzgriffel (16x). Das ungewöhnlichste Schreibwerk¬ 
zeug ist ein Edelstein, mit dem ein Goldtäfelchen graviert werden soll. 

14.3. Ergebnisse: Beschriftung 9 

Die Beschriftung eines Artefakts besteht aus mindestens einem Element aus einer der 
drei Hauptbeschriftungsgruppen „Schrift“ (S), „Bild“ (B) oder „Zeichen“ (Z). Elemente aus 
sämtlichen drei Gruppen können miteinander kombiniert werden, so dass insgesamt 
sieben unterschiedliche übergeordnete Beschriftungsmuster auftreten: S - B 10 - Z - SB - 
SZ - BZ- SBZ. 

Zu 152 Artefakten können sämtliche Elementgruppen der Beschriftung vollständig re¬ 
konstruiert werden. Sie werden in 139 griechischen, 12 demotischen und einer kopti¬ 
schen Anleitung aus 25 Sammelschriften des 1 ./2. Jh. - 6. Jh. oder früher beschrieben. 

93 der Artefakte werden ausschließlich mit S-Elementen beschriftet und 18 ausschlie߬ 
lich mit Zauberzeichen. Die Kombination von S- und B-Elementen ist ebenfalls 18x ein¬ 
deutig überliefert, die Kombination von S- und Z-Elementen 15x, von S-, Z- und B-Ele¬ 
menten 7x und von Z- und B-Elementen 2x. Über den längsten Zeitraum überliefert sind 
Beschriftungen, die ausschließlich aus S-Elementen bestehen (1./2. Jh. - 5. Jh. | 5./6. 
Jh.), über den kürzesten Beschriftungen aus Z- und B-Elementen (3. Jh. - 4. Jh.), für 
dieses Muster liegen allerdings lediglich zwei Zeugnisse vor. Die Kombination aus S-, 
Z- und B-Elementen ist erst ab dem 3. Jh. belegt. Z- und SZ-Beschriftungsmuster sind 
seit dem 2./3. Jh. | 3. Jh. und bis in das 5./6. Jh. überliefert, SB-Beschriftungsmuster sind 
zwar ebenfalls seit dem 2./3. Jh. | 3. Jh. belegt, allerdings auch nur bis in das 4./5. Jh. 

S-Elemente sind entsprechend für den gesamten Bearbeitungszeitraum belegt. Die 
Elementgruppen „Name“ und „individuelle Angaben“ treten bereits in der frühesten Sam¬ 
melschrift aus dem 1./2. Jh. auf, die frühesten Belege für die Verwendung von voces 
magicae und Forderungen finden sich Sammelschriften des 2. Jh. Namen, Vokale, eine 
einzelne vox magica, Identitätssätze und Anrufungen sind in Schriften des 2./3. Jh. nach¬ 
weisbar. Die jüngste Elementgruppe stellen Homerverse dar, die erstmalig in einer An¬ 
leitung aus dem 4. Jh. Vorkommen. Innerhalb der S-Gruppe stellen voces magicae die 
am häufigsten auftretende Elementgruppe dar. Ihre Verwendung ist in 83 griechischen 
und einer koptischen Anleitung aus 18 Sammelschriften für den Zeitraum des 2. - 6. Jh. 
sicher belegt. 

Die Verwendung von Z-Elementen ist erst seit dem 2./3. Jh. | 3. Jh. belegt. Dazu gehören 
die Gruppen Gl, G4, G6 und G8. Zeichen der Gruppe G3 sind in den Sammelschriften 
nur für das 3. Jh. in vollständig überlieferten Beschriftungen nachweisbar, Zeichen der 

9 Siehe Kapitel 9. 

10 Ausschließlich bildhaft beschriftete Artefakte werden separat in einer Liste am Ende von Katalogteil 3 aufgeführt und 
nicht im Detail besprochen. 


316 




14 Zusammenfassung der Ergebnisse 


Gruppen G2 und G7 für das 4. Jh. Nicht eindeutig zuzuordnende Zeichen finden sich in 
Sammelschriften des 3. und 4. Jh. Aus der Z-Gruppe sind G6-Elementzeichen am häu¬ 
figsten überliefert. Sie treten in 27 griechischen, drei demotischen und einer koptischen 
Anleitung aus 13 Sammelschriften des 2.12. | 3. Jh. - 6. Jh. oder früher auf. 

B-Elemente treten, wie die Z-Elemente, erstmalig in Sammelschriften aus dem 2./3. Jh. 
| 3. Jh. auf. Anthropomorphe Darstellungen sind bis zum 4./5. Jh. in Anleitungen belegt, 
zoomorphe Darstellungen bis zum 4. Jh. Die Darstellung eines einzelnen Körperteils ist 
einmal in einer Anleitung aus dem 2.12. Jh. | 3. Jh. belegt. Geometrische Elemente wer¬ 
den erstmals im 3. Jh. angegeben, ihr letztes Zeugnis datiert in das 6. Jh. oder früher. 

Anthropomorphe Darstellungen sind innerhalb der B-Gruppe am häufigsten überliefert. 
Sie sind in 14 griechischen und einer demotischen Anleitung aus acht Sammelschriften 
des 2./3. | 4. Jh.-475. Jh. belegt. 

Fast alle mehrfach vorkommenden Schriftträger können mit Elementen aus allen drei 
Gruppen - S, Z und B - beschriftet werden. Die beiden Ausnahmen bilden Lorbeerblätter 
und Eisen. Sämtliche neun Lorbeerblattartefakte werden nicht mit B-Elementen beschrif¬ 
tet, die fünf Eisenartefakte hingegen nicht mit Z-Elementen. Beschriftungen auf Blei wei¬ 
sen die größte Vergesellschaftung unterschiedlicher Elementgruppen in einer einzelnen 
Beschriftung auf (max. 11), Beschriftungen auf Eisen (max. 3), Magnetstein (max. 4), 
Leinen (max. 4) und Lorbeerblätter (max. 5) sind hingegen aus der geringsten Anzahl 
unterschiedlicher Elementgruppen zusammengesetzt. 


Unter den 152 Artefakten, deren Beschriftungselemente vollständig rekonstruiert werden 
können, sind 66 funktionsbezeichnet, elf davon mit mehr als einer Funktion. Einige der 
Funktionen sind ein einziges Mal in den Sammelschriften überliefert, wie z.B. die Besee¬ 
lung einer Statue, die Verstärkung eines Logos oder die Lösung einer zuvor herbeigeru¬ 
fenen Macht. Mehrfach genannt werden die Funktionen Schutz (16), Heilung (11), Liebe/ 
Herbeiführung (7), Offenbarung (5), Gunst (4), Erfolg (3), Zornbannung (2), die Zerstö¬ 
rung von Zaubermitteln (2), Schlaflosigkeit (2), Traumsendung (2) und Gedächtnismittel 
(2). Im Folgenden werden die mehrfach genannten Funktionen zusammengefasst. In 

Die Beschriftungselemente aller drei Gruppen S, Z und B werden funktionsübergreifend 
verwendet - eine funktionsspezifische Verwendung kann damit für die Elementgruppen, 
deren Elemente mehrfach auftreten, ausgeschlossen werden. In den meisten Fällen, in 
denen eine Funktion mehrfach überliefert ist, werden zudem Elemente aus allen drei 
Gruppen für die Beschriftung verwendet, d.h., nicht nur die Elementgruppen, sondern 
auch eine übergeordnete Gruppe an Beschriftungsmustern - ohne hier im Detail auf 
die genauen Vergesellschaftungsvarianten der einzelnen Elementgruppen einzugehen - 
wird funktionsübergreifend verwendet. 


317 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Eine Ausnahme bilden die Beschriftungen von Artefakten, die zu Offenbarungszwek- 
ken, als Gedächtnismittel und zur Herbeiführung von Schlaflosigkeit hergestellt wer¬ 
den. Sämtliche fünf Offenbarungsartefakte werden ohne Zauberzeichen beschriftet, 
Gedächtnismittel werden ohne Bildelemente beschriftet, und Beschriftungen im Kontext 
von Schlaflosigkeit werden ausschließlich mit S-Elementen beschriftet. In diesen Fällen 
liegen jedoch keine funktionsspezifischen Beschriftungsmuster vor, da z.B. Artefakte mit 
der Funktion der Herbeiführung oder des Schutzes sowohl mit, als auch ohne Zauber¬ 
zeichen beschriftet werden können, eine Beschriftung ohne solche Zeichen also nicht 
auf die Funktion der Offenbarung begrenzt ist. Es handelt sich bei den o.g. Offenba- 
rungs-, Gedächtnis- und Schlaflosigkeitsartefakten um beschriftungsmusterspezifische 
Funktionen. Diese sind, zumindest in den Anleitungen der Sammelschriften, für die drei 
genannten Funktionen belegt. 

Allerdings ist zu beachten, dass für die letzten beiden Funktionen jeweils lediglich zwei 
Belege überliefert sind. Zusätzlich ist zu bedenken, dass hier ausschließlich funktions- 
bezeichnete Artefakte besprochen werden. Funktionsunbezeichnete Artefakte, die ein¬ 
gebunden im Rahmen von Offenbarungspraxen verwendet werden, sind häufiger mit 
Zauberzeichen zu beschriften. Dies macht deutlich, dass die Untersuchung der Beschrif¬ 
tungsmuster noch deutlich komplexer vorgenommen werden kann, als hier durchgeführt 
wird. 

Die Funktionen, deren Beschriftungen insgesamt mit den meisten vergesellschafte¬ 
ten Elementgruppen auftreten, umfassen Herbeiführung, Schutz und Heilung. Zu den 
Funktionen, deren einzelne Beschriftungen aus den meisten Elementgruppen zusam¬ 
mengesetzt sind, gehören Schutz (9), Zerstörung von Zaubermitteln (8), sowie Liebe/ 
Herbeiführung, Traumsendung und Zornbannung (je 7). Die weiter oben aufgeführte 
Bleitafelbeschriftung, die aus elf unterschiedlichen Elementgruppen zusammengesetzt 
ist, ist nicht funktionsbezeichnet. 


Eine Reihe unterschiedlicher Termini wird zur Bezeichnung der verschiedenen Beschrif¬ 
tungselemente verwendet. Dabei werden die meisten Bezeichnungen elementgruppen- 
übergreifend verwendet. Elementgruppenspezifisch verwendet werden die Begriffe oxvxoi 
für Verse, und xapaKxfipeq sowie oripeiov für Zauberzeichen. Die übrigen Bezeichnungen 
werden zwar in einigen Anleitungen elementgruppenspezifisch verwendet, nicht jedoch 
in allen, so dass eine elementgruppenspezifische Verwendung nicht generell postuliert 
werden kann. Am häufigsten werden in den griechischen Anleitungen die beiden Termini 
ovopa und ovopaxa verwendet, in den demotischen rn. In den koptischen Anleitungen ist 
eine genaue Bestimmung der Beschriftungselemente häufig schwierig, der Terminus pmi 
tritt jedoch auch hier mehrfach auf, allerdings ebenfalls der Terminus (puAxxKxiipiov, der 
möglicherweise Zauberzeichen bezeichnet, was jedoch insbesondere anhand späterer 
koptischer Texte zu überprüfen wäre. 


318 



14 Zusammenfassung der Ergebnisse 


Autark zu verwendende Artefakte unterscheiden sich insgesamt weder in der Zusam¬ 
mensetzung der Beschriftungselemente, noch in der Wahl der Schriftträger von einge¬ 
bunden verwendeten Artefakten wesentlich. Eine Ausnahme findet sich innerhalb der 
SZ-Gruppe, für diese konnte festgestellt werden, dass sich die Beschriftung autarker 
Artefakte durch eine deutlich häufigere Verwendung der Elementgruppen „Forderung“ 
und „individuelle Angaben“ von der Beschriftung eingebundener Artefakte unterscheidet. 
Bei den Funktionen zeichnet sich ab, dass Heilartefakte häufig autark verwendet werden 
sollten, Schutzartefakte hingegen selten. 

Für ihre Beschriftungen sind Elemente aus 19 Elementgruppen plus eine unsichere 
Elementgruppe nachgewiesen, eine einzelne Beschriftung kann aus maximal neun un¬ 
terschiedlichen Elementgruppen zusammengesetzt sein. 

Beschriftungen, die aus einem einzelnen Element bestehen, treten besonders häufig 
innerhalb der Gruppe der P-Artefakte auf. 

14.4. Ergebnisse: Handhabung 11 

Angaben zur Handhabung eines Artefakts sind in 194 der 268 Anleitungen überliefert. 
Sie beinhalten neben der Beschreibung der eigentlichen Handlungen, die an oder mit 
einem Artefakt durchgeführt werden sollen, in der Regel zwei weitere Komponenten: 
eine räumliche und eine zeitliche. 87 Artefakte werden während der Praxis, 82 nach der 
Praxis und sieben sowohl während als auch nach der Praxis verwendet. Bei 18 Artefak¬ 
ten ist die Bestimmung des Zeitpunkts der Handhabung nicht eindeutig möglich. 

Zu 54 Artefakten sind keine Angaben zur Handhabung überliefert, in sieben Anleitungen 
waren Handlungsanweisungen möglicherweise vorhanden, sind jedoch heute zerstört, 
und 13 Handlungsanweisungen sind unklar. 

Die Anwendung eines fertig gestellten Artefakts während der Praxis ist in griechischen, 
demotischen und koptischen Anleitungen belegt, in koptischen jedoch nur einmal. Die 
Anwendung nach der Praxis ist ebenfalls in griechischen, demotischen und koptischen 
Anleitungen überliefert, im Fall der koptischen Praxen allerdings deutlich häufiger als 
während der Praxis, im Fall der griechischen und demotischen etwas seltener. Artefakte, 
die sowohl während, als auch nach der Praxis verwendet werden, sind ausschließlich in 
griechischen Anleitungen belegt. 

Am häufigsten soll ein Artefakt am Körper getragen werden (65), hinzugezählt werden 
können vier Körperbeschriftungen. Mit einigem Abstand folgen Vergraben (26) und Ver¬ 
brennen (19) sowie die Vereinleibung der Beschriftung durch Ablecken oder Auflösen 
in einer Flüssigkeit, die dann getrunken wird (11). Sieben Artefakte sollen in Wasser 
deponiert werden. Fünf Artefakte werden in dem Maul eines Tieres aufbewahrt, und vier 
sollen in den Mund eines Leichnams gelegt werden. Verschiedene weitere Handhabun¬ 
gen werden einmalig oder zweimalig genannt. 


11 Siehe Kapitel 10. 


319 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Die drei häufigsten Handhabungen des fertigen Artefakts sind auch gleichzeitig die einzi¬ 
gen, die in griechischen, demotischen und koptischen Anleitungen überliefert sind. 

Die Deponierung eines Artefakts in dem Mund eines Toten oder dem Maul eines Tieres 
ist lediglich für den begrenzten Zeitraum des 273. | 3. Jh. - 4. Jh. belegt, wohingegen die 
übrigen hier im Detail untersuchten, häufiger überlieferten Handhabungen jeweils über 
annähernd den gesamten Bearbeitungszeitraum belegt sind. 

Materialspezifische oder funktionsspezifische Handhabungen sind bei den mehrfach 
belegten Handhabungen nicht nachweisbar. Es werden jedoch einige Materialien von 
bestimmten Handhabungen ausgeschlossen, so werden Metalle und Steine z.B. nicht 
zerstört, obwohl zerstörte Hämatite mehrfach archäologisch überliefert sind 12 . 

Von den 194 Artefakten werden lediglich 42 autark verwendet, 133 sind in eine ÜP ein¬ 
gebunden, und bei 19 ist die Zuordnung unklar. Am Körper zu tragende Artefakte werden 
zu rund zwei Dritteln im Rahmen einer ÜP in eingebundener Form verwendet. Artefakte, 
die verbrannt werden, treten noch häufiger in dieser Weise auf. Bei Wasserdeponierun¬ 
gen ist die Anzahl autarker Artefakte gegenüber eingebundenen ungefähr ausgeglichen, 
wobei die geringe Überlieferungszahl zu berücksichtigen ist. 

14.5. Ergebnisse: Funktionen 13 

95 der 268 untersuchten Artefakte wird explizit eine Funktion zugewiesen. Sie sind in 
Anleitungen aus 19 Sammelschriften seit dem 273. Jh. | 3. Jh. und bis in das 6.-7. Jh. 
überliefert. 40 der Artefakte werden in eine übergeordnete Praxis eingebunden, 54 hin¬ 
gegen autark verwendet, ein Artefakt tritt - abhängig von der erwünschten Funktion - in 
beiden Kontexten auf. Bei der Mehrheit der funktionsbezeichneten Artefakte handelt es 
sich also um Artefakte, die im Zentrum einer Praxis stehen und die Praxis konstituieren. 

Die frühesten überlieferten funktionsbezeichneten Artefakte werden in zwei demotischen 
Anleitungen aus der bilinguen Sammelschrift P. Leiden I 383 = pdm xiv aus dem 273. Jh. 
| 3. Jh beschrieben. Sie werden 1.) zur Herbeiführung einer begehrten Person, und 2.) 
für das Erhalten und für das Senden von Träumen verwendet. In beiden Fällen handelt 
es sich um autarke Artefakte. Das Senden und Erhalten von Träumen wird nicht näher 
beschrieben, es steht in keinem klaren Offenbarungskontext. 

Die frühesten funktionsbezeichneten Artefakte aus drei griechischen Anleitungen sind 
in der - ebenfalls bilinguen - Sammelschrift P. Leiden I 384 = PGM XII, pdm xii aus dem 
273. Jh. | 4. Jh. belegt. Sie sollen 1.) Erfolg und Glück, 2.) Gunst, Freundschaft und 
Bewunderung und 3.) Gunst, Erfolg und tägliche Wohlfahrt für den Praktizierenden und 
einen Ort bringen. 

Eins der demotischen Artefakte wird in Demotisch und mit einer Tierdarstellung beschrif- 

12 s.o.Anm. 2. 

13 Siehe Kapitel 11. 


320 




14 Zusammenfassung der Ergebnisse 


tet, das zweite ausschließlich mit Zauberzeichen. Bemerkenswert ist, dass zwei der drei 
frühen griechischen Artefakte die gleichen Beschriftungsmuster aufweisen, allerdings 
wird keine Tierdarstellung verwendet, sondern eine anthropomorphe. Das dritte griechi¬ 
sche Artefakt wird ausschließlich mit S-Elementen beschriftet. Bild- und Zeichenelemen¬ 
te treten damit parallel zu Schriftelementen bereits auf den frühesten zurzeit bekannten 
Belegen funktionsbezeichneter schrifttragender Artefakte aus Praxisanleitungen auf. Die 
frühesten Belege für S-Elemente datieren in das 1./2. Jh. 

Noch bemerkenswerter ist, dass die Zauberzeichen für das demotische Artefakt - das 
nach der aktuellen Datierung den frühesten Beleg für die Anwendung von Zauberzei¬ 
chen auf funktionsbezeichneten Artefakten in Sammelschriften darstellt - die gleichen 
formalen Eigenschaften aufweisen wie die Zauberzeichen, die archäologisch bereits seit 
dem späten 1. Jh. in Europa nachweisbar sind 14 , jedoch keinerlei formale Parallelen 
zu der einzigen weiteren Gruppe an Zauberzeichen aufweisen, die in anderen demo¬ 
tischen Anleitungen vorkommt und hauptsächlich aus hieroglyphenähnlichen Zeichen 
zusammengesetzt ist. Würde man P. Leiden I 384 = PGM XII, pdm xii konsequent nach 
Dieleman in das 2./3. | 3. Jh. datieren, wäre die Verwendung von Zauberzeichen in etwa 
zeitgleich für demotische und griechische Artefakte belegt. Archäologische und histo¬ 
rische Quellen, ebenso wie die Sammelschriften, legen einen griechischen Ursprung 
der Zauberzeichen nahe 15 . Auch die Verwendung des terminus technicus xapocKTfjpss, 
der in einer demotischen Anleitung, in diversen koptischen Schriften, aber auch in he¬ 
bräischen und aramäischen Texten übernommen wird, spricht für einen griechischen 
Ursprung. Dies bringt die Frage auf, ob der Schreiber des demotischen Textes entwe¬ 
der einen griechischen Text kopierte, oder ein griechisches Element in eine demotische 
Praxis integrierte. Letzteres wiederum könnte dafür sprechen, dass es sich, zumindest 
bei dieser Anleitung, um eine originäre Praxiskomposition handelt. Das sind allerdings 
Überlegungen, für die es keine weiteren Belege gibt. 

Artefakte, die dem Gewinn von Gunst dienen sollen, sind über den längsten Zeitraum in 
den Sammelschriften belegt, ihre Überlieferung umfasst das 2./3. Jh. | 4. Jh., 3. Jh. und 
6.-7. Jh. Für das 5. Jh. gibt es bisher jedoch keine Quelle. Nur wenig später datieren die 
frühesten Belege funktionsbezeichneter Schutz- und Heilartefakte, die ebenfalls bis in 
das 6.-7. Jh. in Anleitungen überliefert sind. Über den kurzen Zeitraum des 3. und 4. Jh. 
sind funktionsbezeichnete Artefakte belegt, die der Offenbarung dienen. Für das 2./3. | 
3. bis 4. Jh. sind Artefakte überliefert, denen die Funktion der Herbeiführung/Liebe zu¬ 
gewiesen wird. Die drei Artefakte, die Schlaflosigkeit bewirken sollen, werden in das 3. 
und 3./4. Jh. datiert. 

Die Untersuchung der mehrfach überlieferten Funktionen innerhalb der Gruppe funkti¬ 
onsbezeichneter Artefakte hat ergeben, dass eine Funktion weder exklusiv mit einem 
bestimmten Material, noch mit einer bestimmten Handhabung in Verbindung gebracht 
werden kann. Im Gegenteil, insbesondere das Material ist äußerst vielfältig. So liegen für 

14 Mir liegt allerdings keine Photographie der Zeichen vor, lediglich eine Umzeichnung. 

15 Siehe Dzwiza (2013/2014). 


321 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


22 Schutzartefakte zehn unterschiedliche Schriftträgerangaben vor, jedoch nur drei un¬ 
terschiedliche Handhabungen. Zu 16 Heilartefakten sind sechs unterschiedliche Schrift¬ 
träger überliefert, jedoch ebenfalls nur drei Handhabungen. Für die fünf Gunstartefakte 
sind vier unterschiedliche Schriftträger angegeben, und zwei Handhabungen. Bei den 
sieben Offenbarungsartefakten sieht es ein wenig anders aus, hier sind fünf Schriftträger 
und sechs Handhabungen überliefert. 

Es fällt allerdings auf, dass Blei als Schriftträger nicht vorkommt. Dies trifft jedoch nur be¬ 
dingt zu, insofern, dass es zwar für drei funktionsbezeichnete Artefakte belegt ist, keine 
dieser Funktionen jedoch mehrfach in den Sammelschriften genannt wird. 

14.6. Ergebnisse: P-Artefakte 16 

61 der 268 untersuchten Artefakte werden eindeutig autark verwendet (23%): 41 der 213 
griechischen, vier der 29 demotischen und 15 der 26 koptischen Artefakte. P-Artefakte 
sind in 14 Sammelschriften des 2./3. Jh. | 3. Jh. bis 6.-7. Jh. belegt, wobei PGM VII 
aus dem 3. Jh. mit Abstand die größte Menge dieser Artefaktgruppe aufweist. Unklar 
ist eine Identifizierung als P-Artefakt bei 25 griechischen, sieben demotischen und vier 
koptischen Anleitungen. Dadurch wäre es möglich, dass die frühesten Belege für die 
Verwendung autarker Artefakte bereits in das 2. Jh. datieren könnten. 

P-Artefakte treten im Verhältnis am häufigsten in koptischen Anleitungen auf, am sel¬ 
tensten in demotischen. Dieses Verhältnis kann sich zugunsten der demotischen ge¬ 
genüber den griechischen Artefakten ändern, wenn sämtliche demotischen U-Artefakte 
P-Artefakte wären. In Bezug auf die relative Häufigkeit der Verwendung autarker schrift¬ 
tragender Artefakte liegen griechische und demotische Praxen näher beieinander als 
griechische und koptische oder demotische und koptische. 

Sämtliche Schriftträger, die innerhalb der Gruppe der 268 Artefakte mehrfach belegt 
sind, werden auch für P-Artefakte verwendet. Am häufigsten tritt dabei Papyrus auf (11), 
gefolgt von Zinn (6), Haut (5), Gold (3+1 (?)), Blei (3), Leinen (3), Ostrakon (3), Silber (2) 
und Muschel (2). Mehrere weitere Schriftträger sind einmalig überliefert. 

Haut stellt das einzige Material dar, das eindeutig häufiger für P-Artefakte als für H- 
Artefakte belegt ist, wohingegen Leinenartefakte eindeutig häufiger als H-Artefakte ver¬ 
wendet wurden. Papyri wurden ebenfalls häufiger als H-Artefakte verwendet, die Gruppe 
der U-Artefakte ist zu klein, um dieses Verhältnis zu verschieben. Für die vier Muschel¬ 
artefakte ist eine klare Balance belegt. 

Bei allen anderen mehrfach belegten Schriftträgern ist die Gruppe der U-Artefakte groß 
genug, das bestehende Verhältnis zwischen P- und H-Artefakten maßgeblich zu verän¬ 
dern, konkrete Aussagen können daher nicht getroffen werden. 


16 Als P-Artefakt wird ein Artefakt bezeichnet, das autark zu verwenden und in keine übergeordnete Praxis eingebunden 
ist. Herstellung und Handhabung des Artefakts konstituieren die gesamte Praxis. Siehe Kapitel 12. 


322 




14 Zusammenfassung der Ergebnisse 


Die Beschriftungselemente der autark zu verwendenden Artefakte unterscheiden sich 
im Wesentlichen nicht von den Elementen eingebunden zu verwendender Artefakte. Es 
gibt jedoch zwei Auffälligkeiten: Innerhalb der SZ-Gruppe zeichnet sich die Beschriftung 
autarker Artefakte durch eine deutlich häufigere Verwendung der Beschriftungselemen¬ 
te „Forderung“ und „individuelle Angaben“ gegenüber der Beschriftung eingebundener 
Artefakte aus, und Beschriftungen, die aus einem einzelnen Element bestehen, treten 
besonders häufig auf, insgesamt 15x. 

Heilartefakte werden mehrheitlich autark verwendet, bei Schutzartefakten verhält es sich 
genau umgekehrt. Dies überrascht, da die Vorstellung, dass Schutzartefakte als Amu¬ 
lette ohne zeitliche Befristung getragen werden konnten, in den Sammelschriften in we¬ 
sentlich geringerem Umfang widergespiegelt wird als die Vorstellung, ein Schutzartefakt 
innerhalb eines konkreten, räumlich und zeitlich begrenzten Rahmens zu verwenden. 

Diese Ergebnisse haben einen unmittelbaren Einfluss auf den Interpretationsrahmen 
archäologisch überlieferter Artefakte. Die geringe Zahl von P-Artefakten gegenüber H- 
Artefakten in den Sammelschriften, unterstützt von dem Befund zu den Schutzartefak¬ 
ten, macht deutlich, dass für archäologische Belege in Betracht gezogen werden muss, 
dass es sich um Objekte handelt, die nicht als eigenständige Artefakte hergestellt und 
verwendet wurden, sondern in eine übergeordnete Praxis eingebunden waren. Die Sam¬ 
melschriften legen nahe, dass eine solche Einbindung die Regel war, in den überliefer¬ 
ten Anleitungen wird weniger als 1/4 der Artefakte autark verwendet. 

Dies bedeutet für die archäologisch überlieferten Defixiones, Gemmen, Gold- und Sil- 
berlamellae sowie für die Papyrus- und Pergamentamulette, dass diese schrifttragenden 
Artefakte aus dem Zeitraum der hier bearbeiteten Sammelschriften möglicherweise zu 
einem großen Teil nicht als eigenständige, und damit auch nicht als aus sich selbst her¬ 
aus wirksame Objekte zu betrachten sind, sondern als Objekte, denen erst innerhalb 
eines klar abgesteckten Handlungsrahmens - und häufig ausschließlich innerhalb dieses 
begrenzten Rahmens - eine Bedeutung zukam, eine Bedeutung, die jedoch häufig nicht 
explizit angegeben wurde. In Verbindung mit dem Ergebnis, dass lediglich 95 von 268 
Artefakten eine Funktion zugewiesen wird, wird zudem deutlich, dass die Mehrheit der 
überlieferten Artefakte potentiell funktionsunbezeichnet gewesen sein könnten. 


14.7. Ergebnisse: Vorkommen und Funktion von Beschriftung in den Praxis¬ 
anleitungen 17 

Aus dem Bearbeitungszeitraum des 1.-7. Jh. sind zurZeit 87 griechische, demotische 
und koptische Sammelschriften sowie Einzelanleitungen publiziert, deren Inhalte Anwei¬ 
sungen zur Interaktion mit höheren Mächten enthalten. Insgesamt können darin ca. 674 
Anleitungen und andere abgrenzbare Inhalte, wie z.B. Hymnen, identifiziert werden. 

17 Siehe Kapitel 13. 


323 




Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Unter den 87 Schriften befinden sich 37, die Anweisungen zur Herstellung und Hand¬ 
habung schrifttragender Artefakte beinhalten, bei weiteren 13 sind solche Anleitungen 
eventuell vorhanden gewesen, der unvollständige Erhaltungszustand ermöglicht keine 
eindeutige Interpretation einer potentiellen Beschriftung. In diesen 37 Schriften sind 
567 Praxisanleitungen und andere abgrenzbare Inhalte, wie z.B. Hymnen, überliefert. 
192 davon enthalten Anleitungen zur Herstellung und Handhabung von insgesamt 268 
schrifttragenden Artefakten. Beschriftung als Teil einer Praxis ist entsprechend zwar in 
43% der Sammelschriften und Einzelanleitungen belegt, jedoch nur in 29% der Anleitun¬ 
gen und abgrenzbaren Inhalte. 

Die Mehrheit der Anleitungen mit SAP datiert in das 3. und 4. Jh., und in diesem Zeitraum 
tritt Beschriftung in rund 34% sämtlicher Praxen und abgrenzbarer Inhalte der 87 Sam¬ 
melschriften und Einzelanleitungen auf. Nimmt man als Basis nicht die 87, sondern die 
37 Sammelschriften, in denen Anleitungen mit SAPs enthalten sind, so ist Beschriftung 
in rund 42% der Anleitungen des 3. und 4. Jh. überliefert. Für diese Periode sind auch 
die meisten schrifttragenden Artefakte belegt (178). Ein zweiter, wesentlich niedrigerer 
Peak ist im 6./7. Jh. erkennbar. Ein deutlicher Unterschied zu den früheren Anleitungen 
liegt in der Anzahl der verwendeten Artefakte innerhalb einer Anleitung. Während im 3./4. 
Jh. häufig mehrere schrifttragende Artefakte innerhalb einer Praxis auftreten, beinhalten 
spätere Praxen fast ausschließlich genau ein Artefakt. Ein Merkmal der Sammelschriften 
des 5./6. Jh. ist der starke Rückgang bei der Anzahl schrifttragender Artefakte sowie der 
geringe Anteil an Anleitungen, die schrifttragende Artefakte beinhalten. 


In den untersuchten Sammelschriften und Einzelanleitungen sind unterschiedliche 
Funktionen von Beschriftung nachweisbar, die in die beiden Kategorien „praktische“ und 
„konzeptuelle“ Funktionen unterteilt werden können. 

Die Untersuchung der praktischen Funktionen einer Beschriftung basiert auf den Unter¬ 
suchungen der 268 Artefakte, die der konzeptuellen Funktionen hingegen hauptsächlich 
auf den 61 P-Artefakten sowie ausgewählten historischen Quellen. 

Die praktischen Funktionen einer Beschriftung umfassen das Spektrum der Adressie¬ 
rung, Identifizierung, Bezeichnung, Informationsvermittlung und Bewahrung. 

Zu den konzeptuellen Funktionen werden hier gezählt: die Fixierung der Wirkmächtigkeit 
ausgewählter Textpassagen, die Bindung einer höheren Macht, die Verkörperung einer 
höheren Macht, die Verräumlichung einer höheren Macht sowie die Inkorporierung einer 
höheren Macht. 

Die Überlieferung schrifttragender Artefakte in Praxisanleitungen reflektiert die archäo¬ 
logische Überlieferung in Bezug auf die Materialität der Schriftträger, die Funktionen der 
Artefakte und deren Handhabungen. Die Praxisanleitungen vermögen jedoch zusätzlich, 
unsere diesbezüglichen Kenntnisse in beträchtlichem Maß zu erweitern. So enthalten 


324 



14 Zusammenfassung der Ergebnisse 


sie weit mehr Materialien für Schriftträger, als durch archäologische Zeugnisse bisher 
bekannt waren. Sie gewähren zudem einen wesentlich differenzierteren Einblick in die 
individuellen Probleme und Bedürfnisse, mit denen sich Menschen konfrontiert sahen, 
und zeigen gleichzeitig ein breites Spektrum ebenso individueller Bewältigungsstrategi¬ 
en auf, weit über den archäologisch dokumentierten Befund hinaus. 

Die Praxisanleitungen überliefern zudem Informationen zur Herstellung und Handha¬ 
bung eines Artefakts und zeigen, dass gut Dreiviertel der schrifttragenden Artefakte in 
eine übergeordnete Praxis eingebunden waren und nicht autark verwendet wurden. Auch 
wurden diese Artefakte mehrheitlich nicht explizit mit einer Funktion versehen. Diese 
Artefakte spielten überwiegend eine Nebenrolle, und nur selten die Hauptrolle. Beschrif¬ 
tung spielte zwar selten eine zentrale Rolle bei der Interaktion mit höheren Mächten, 
aber regelmäßig eine untergeordnete. 

Dadurch werden P-Artefakte, die zur autarken Verwendung gedacht sind, besonders 
interessant. Die Praxen, die ihre Herstellung und Handhabung beschreiben, enthalten 
keine Elemente, die nicht unmittelbarauf das Artefakt bezogen sind, so dass die gesam¬ 
te Interaktion zwischen Praktizierendem und höherer Macht auf das Artefakt als Medium 
begrenzt ist. Hier verschiebt sich die untergeordnete Rolle schrifttragender Artefakte in 
das Zentrum der Praxis. Sämtliche Funktionen der Praxis, von der Adressierung der 
höheren Macht und ggf. der Zielperson und des Nutznießers/der Nutznießerin, zur Über¬ 
mittlung der Forderung bis dahin, dass die höhere Macht die Forderungen erfüllt, mani¬ 
festieren sich in diesem einen Artefakt und seiner Beschriftung. Beinhaltet eine solche 
Beschriftung keine ausformulierte Forderung und keine schriftliche Nennung einer hö¬ 
heren Macht, müssen diese Informationen mittels der gewählten Beschriftungselemente 
kommuniziert werden: Zeichen oder Bild. Dadurch werden auch für diese beiden Be¬ 
schriftungselemente die praktischen Funktionen der Adressierung und der Übermittlung 
sowie die konzeptuelle Funktion der Bindung plausibel. 

Historische Quellen, insbesondere lamblichus und das erste Buch leu, legen jedoch 
noch eine weitere konzeptuelle Funktion nahe, die aus ägyptischer Überlieferung be¬ 
kannt ist und auf eine lange Tradition zurückblickt: die der Verkörperung einer höheren 
Macht, die eventuell auch als Verräumlichung zu verstehen ist - hier kann eine umfas¬ 
sende Untersuchung der historischen Quellen genaueren Aufschluss über die Existenz 
und Verbreitung der beiden Konzepte geben. Das Konzept der Verkörperung und/oder 
der Verräumlichung findet sich in den Sammelschriften in jedem Fall nicht nur in den 
demotischen, sondern auch in zahlreichen griechischen und einigen koptischen Praxis¬ 
anleitungen wieder. 


325 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


15. Ausgewählte Schlussfolgerungen und weiterführende Frage¬ 
stellungen 

Die Erschließung der Praxisanleitungen aus den griechischen, demotischen und kopti¬ 
schen Sammelschriften des 1.-7. Jahrhunderts in Bezug auf die Schriftverwendung in 
antiker Ritualpraxis brachte eine Reihe neuer, teilweise überraschender Erkenntnisse 
hervor, die insbesondere auch für die Bearbeitung und Interpretation der materiellen 
Überlieferung schrifttragender Artefakte von Bedeutung ist. Die wesentlichen davon sol¬ 
len hier noch einmal in Kurzform zusammen mit den daraus resultierenden Schlussfol¬ 
gerungen und zentralen Fragestellungen dargestellt werden. 

• Schrifttragende Artefakte werden in den Praxisanleitungen überwiegend nicht 
autark, sondern als untergeordnetes Element innerhalb einer Praxis verwendet. 
Zudem werden sie ebenfalls überwiegend nicht mit einer Funktion bezeichnet. 

=> Dies bedeutet, dass bei archäologischen Funden dieser Art - also z.B. Lamellae, 
Papyrus- und Pergamentartefakte, Defixiones, Gemmen - in Betracht gezogen 
werden sollte, dass es sich um Objekte handelt, die nicht als eigenständige 
Artefakte hergestellt und verwendet wurden, und damit auch nicht als einzig 
aus sich selbst heraus wirksame Objekte zu betrachten sind, sondern die als 
lediglich eines von mehreren relevanten Elementen in eine übergeordnete 
Praxis eingebunden waren. Die Sammelschriften legen nahe, dass eine solche 
Einbindung die Regel war, in den überlieferten Anleitungen wird weniger als 1/4 
der Artefakte selbständig verwendet. 


• Bei der Verwendung von beschrifteten Artefakten zu Schutzzwecken konnte be¬ 
obachtet werden, dass derartige Amulette überwiegend nicht als dauerhafte 
Artefakte hergestellt wurden, sondern zeitlich begrenzt und innerhalb eines 
konkreten Handlungsrahmens verwendet wurden. In diesen Fällen dienten sie 
dem Schutz des Praktizierenden ausschließlich während einer Praxis. 

=> Dieses unerwartete Ergebnis zeigt verschiedene neue Fragestellung und Über¬ 
legungen für die materielle Hinterlassenschaft an Schutzamuletten auf. Dazu 
gehören: 

• Inwieweit wurde ein Amulett tatsächlich von einem Kunden in Auftrag ge¬ 
geben oder von dem Praktizierenden selbst verwendet? Insbesondere für 
die Verwendung und den Kontext der zahlreich überlieferten „magischen“ 
Gemmen dürfte diese Frage von Interesse sein. 

• Wurde ein solches Amulett als dauerhaft wirksam vor- und hergestellt, 
oder war der Zeitraum seiner Wirksamkeit von Anfang an begrenzt? Ob 
derartige Amulette bei der erneuten Durchführung derselben Praxis wie- 


326 



15 Ausgewählte Schlussfolgerungen und weiterführende Fragestellungen 


derverwendet werden konnten, dazu finden sich in den Anleitungen keine 
Angaben. 

• Wenn die Wirksamkeit begrenzt war und jede Praxis ein neues, eigenes 
Schutzartefakt benötigte, was geschah dann mit den „gebrauchten“ Amu¬ 
letten? Könnte es sich bei einigen archäologisch überlieferten Artefakten 
um entsorgte (möglicherweise in diesem Zuge deponierte) Artefakte han¬ 
deln? 


• Rund 45% der Artefakte - darunter bei Weitem nicht nur die o.g. Schutzartefakte - 
zu denen Angaben zur Handhabung nach der Fertigstellung der Beschriftung voll¬ 
ständig oder fast vollständig überliefert sind (87 von 194), kamen ausschließlich 
während der Praxis zum Einsatz. Hier stellen sich zwei weitere zentrale Fragen 
in Bezug auf die materielle Hinterlassenschaft: 

• Inwieweit wurden Praxen, in denen archäologisch überlieferte schrifttra¬ 
gende Artefakte zum Einsatz kamen, für den Praktizierenden selbst oder 
für Dritte ausgeführt? Bei den überlieferten Anleitungen handelt es sich 
häufig um Praxen, die ein Praktizierender für sich selbst durchführt. 

• In Bezug auf Praxen, die im Auftrag Dritter durchgeführt wurden: Inwieweit 
kann ein Artefakt - und insbesondere dessen Beschriftung -, das seine 
Wirkmächtigkeit während einer Praxis entfalten sollte und entsprechend 
auch nur während dieser Praxis gehandhabt wurde, von einem Kunden 
rezipiert worden sein? Diese Frage ist z.B. für die Erforschung der Ent¬ 
wicklung und Verbreitung von Wissensnetzwerken relevant, oder konkret 
für die Rekonstruktion der raschen Verbreitung der Zauberzeichenimple¬ 
mentierung. Daraus resultierend stellt sich eine weitere Frage: Konnte ein 
Kunde bei einer Praxis als bloßer Beobachter, ohne die Notwendigkeit 
einer körperlichen Involvierung, anwesend sein? 


• Individuelle Beschriftungsmuster, bzw. die Vergesellschaftung individueller Be¬ 
schriftungselemente, können nicht exklusiv mit individuellen Zielen einer Pra¬ 
xis in Verbindung gebracht werden, ebensowenig mit übergeordneten Zielkate¬ 
gorien wie z.B. „Schutz“, „Schaden“, „Heilung“, „Divination“ usw. 

=> Bei lückenhaft überlieferten Praxisanleitungen, die ein schrifttragendes Arte¬ 
fakt involvieren, kann entsprechend nicht anhand der Rekonstruktion eines 
Beschriftungsmusters auf die Funktion des Artefakts oder das Ziel einer Praxis 
geschlossen werden. 

=> Für die archäologisch überlieferten Artefakte fehlt eine Beschriftungsmuster¬ 
analyse derzeit noch, dies gilt für sämtliche Gattungen (Gemmen, Defixiones, 


327 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


Lamellae ...). Es stellt sich hier also nicht nur die Frage, ob sich die gewonne¬ 
nen Ergebnisse in der materiellen Hinterlassenschaft widerspiegeln, sondern 
zusätzlich, ob aufgrund der wesentlich größeren Überlieferungsmenge Details, 
auf die hier aufgrund der geringen Anzahl an Belegen nicht weitereingegangen 
wurde, bei den verwendeten Beschriftungsmustern die Ergebnisse bestätigen, 
revidieren oder präzisieren können, also inwieweit es möglich ist, für die ma¬ 
terielle Hinterlassenschaft herauszuarbeiten, ob für spezielle Ziele individuel¬ 
le Beschriftungsmuster nachgewiesen werden können, oder - möglicherweise 
wahrscheinlicher - ob für spezielle Ziele regionale Beschriftungsmuster zu 
beobachten sind, und ob sich solche regionalen Muster überregional verbrei¬ 
tet wiederfinden lassen. 


• Individuelle Beschriftungsmuster können nicht exklusiv mit einem bestimmten 
Schriftträgermaterial in Verbindung gebracht werden. 

=> Die Wahl des Schriftträgers hat entsprechend in den Ritualanleitungen keinen 
Einfluss auf die Wahl der Beschriftungselemente und der Vergesellschaftung 
derselben. 


• Es konnte keine ausschließliche Verbindung zwischen einer individuellen 
Funktion und einem bestimmten Schriftträgermaterial belegt werden (z.B. 
Trennung + Blei). Auch ließ sich kein Zusammenhang zwischen individuellem 
Material und bestimmter Funktion exklusiv nachweisen (z.B. Gold = Schutz), so 
dass also weder eine funktionsspezifische Materialverwendung, noch eine materi¬ 
alspezifische Funktionsgestaltung in den Praxisanleitungen belegt ist. 

=> Für die materielle Hinterlassenschaft bedeutet dies, dass die Kenntnis der Ma¬ 
terialität des Schriftträgers alleine, wenn der Text zerstört oder der Inhalt zu¬ 
mindest nicht mehr sicher rekonstruierbar ist, möglicherweise keine oder nur 
sehr bedingt Rückschlüsse auf die Funktion des Artefakts und das Ziel der 
Praxis zulässt. 

• Gleiches gilt für die Kontextualisierung mit unterschiedlichen Handhabungen. 


In den überlieferten Praxisanleitungen ist kein Kanon in Bezug auf die Kontextualisie¬ 
rung von Beschriftungskomposition, Materialität des Schriftträgers, Handhabung und 
Funktion erkennbar. 

Dies belegt, dass die beschriebenen Praxisanleitungen zwar in Bezug auf ihre einzelnen 
Elemente in unterschiedlich starker Ausprägung überregionale Konventionen reflektie¬ 
ren mögen, nicht jedoch in ihrer Gesamtheit. 


328 



15 Ausgewählte Schlussfolgerungen und weiterführende Fragestellungen 


• Schrift und Beschriftung erfüllten bei der Verwendung in den überlieferten Ritu¬ 
alpraxen unterschiedliche Funktionen, darunter in jedem Fall praktische und 
konzeptuelle. Die konzeptuellen Funktionen wurden insbesondere durch die Un¬ 
tersuchung der P-Artefakte und unter Hinzunahme historischer Quellen deutlich. 

=> Die dokumentierten konzeptuellen Funktion von Schrift und Beschriftung zei¬ 
gen sehr anschaulich, dass Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis weit über 
die Informationsbewahrung und -Vermittlung hinausreichte und als Instrumente 
dazu verwendet wurden, um in einen direkten, sinnlich erfahrbaren Kontakt mit 
höheren Mächten in der Welt des Praktizierenden zu treten. Hieraus resultieren 
u.a. die abschließenden Fragen: 

• Welche weiteren antiken Quellen könnten die herausgearbeiteten kon¬ 
zeptuellen Funktionen bestätigen? 

• Können weitere konzeptuelle Funktionen anhand historischer Quellen be¬ 
obachtet werden? 

• Wie können diese Erkenntnisse auf konkrete Artefakte der materiellen 
Hinterlassenschaft angewendet werden? 

• Welche Konsequenzen hat die erweiterte Vorstellung und Verwendung 
von Schrift für die Erforschung und Rekonstruktion antiker individueller 
oder regionaler Vorstellungsräume, Erklärungsmodelle und darauf auf¬ 
bauender Glaubenssysteme? 


Die überlieferten Praxen spiegeln eine schillernde Vielfalt sowohl an individuellen Be¬ 
standteilen, als auch an individuellen Zusammensetzungen dieser Bestandteile wi¬ 
der. Ein übergeordneter Kanon in Bezug auf die Zusammensetzung einer Praxis, die 
schrifttragende Artefakte involviert, ist nicht vorhanden. Für die Theorie, dass die Pra¬ 
xen einem Tempelkontext zuzuordnen sind, würde dies bedeuten, dass Tempelpraxen 
innerhalb des Bearbeitungszeitraums und bis zur Schließung der „heidnischen“ Tempel 
keiner strikten Doktrin unterlagen. Für die Theorie, dass die Praxen dem Privatgebrauch 
und/oder privat agierenden Priestern zuzuordnen sind, verdeutlichen die Ergebnisse 
den Umfang individueller Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Praxis. Unabhängig davon, 
welche Theorie präferiert wird: Der große Handlungsfreiraum bei der individuellen Aus¬ 
gestaltung einer Praxis ist das zentrale Charakteristikum der überlieferten Anleitungen. 
Durch ihn konnten unterschiedliche Konzepte zur Interaktion mit höheren Menschen 
entstehen, deren Umsetzung („Verpraktikung“) sowohl die komplexen Vorstellungsräu¬ 
me, als auch die Kreativität ihrer Schöpfer widerspiegelt. Wie genau dieser Freiraum 
entstehen konnte, bleibt zu untersuchen. 

Die griechischen, demotischen und koptischen Praxisanleitungen ermöglichen einen 
vielschichtigen Einblick in antike Interaktionskonzepte zwischen Individuum und höhe- 


329 



Kirsten Dzwiza - Schriftverwendung in antiker Ritualpraxis 


ren Mächten, die unterschiedliche materielle Elemente, persönliche Bedürfnisse, Hand¬ 
lungsstrategien und religiöse Vorstellungen in sich vereinen. Die Sammelschriften bieten 
damit eine reiche Quelle für weitere Forschungen, doch insbesondere für Untersuchun¬ 
gen zur Rolle des Individuums bei derTradierung religiöser Konzepte. 


Ausblick 

Spannend ist die Frage, inwieweit es möglich ist, mittels geschichtswissenschaftlicher 
Methoden, Theorien und Erkenntnisse zur Beantwortung aktueller Fragestellungen aus 
naturwissenschaftlichen Bereichen wie der kognitiven Archäologie, der Gehirnforschung 
und der künstlichen Intelligenz beizutragen, und damit Wissen über die Vergangenheit 
zukunftsorientierter Forschung zugänglich und für diese nützlich zu machen. Detlef Lin¬ 
ke hat hier bereits Mitte der 90er Jahre eine interessante Möglichkeit angeregt, die bis 
heute seitens der Geschichtswissenschaften noch unerforscht geblieben ist. Seine Hy¬ 
pothesen zu überprüfen, ist sicherlich ein guter Anfang. 


330 



16 - Literaturverzeichnis 


16. Literaturverzeichnis 


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